Enztslbods VZilDbaV^v I^ltunZ

«lmtLbssktunö Mn^eigevfünWjlöbaö

>- un- Sas^ob^ve Errätst

Eriqeint täglich, ausgen.L»nn-u. Feiertags. Bezugspreis monatlich 1.40 RM. frei ins Haus geliefert; durch die Post bezogen im inner deutschen Verkehr monatlich 1.78 RM.

enpreis

Grundpreis

Rabatt nach Tarif. Für Offerten und hei Auskunfterteilung werden ils 10 Pfg. mehr berechnet. Schluß der Anzeig«»nahme ch S Uhr vormittags. - - In Äsnkursfällen oder wenn gericht-

erkehr monatlich 1.78 RM. Einzelnummern 10 Girokonto Nr. SO bei der Sderamtssparkafse Neuenbürg Zweigstelle Wildbad. Bankkonto: Enztalbank Haberle L To., Wildbad.

jeweils

eitreibung notwendig wird, fällt jede Nachlaßgewährung weg

Pforzheimer Gewerbebank Fil. Wildbad.

Postscheckkonto 29171.

Druck, Berlag und Tchriftleitung i Theodor Sack. WUdbad. Wilhelmftratz« 88. Telephon 17». Wohnung: Bismarckitraß» «8

Nummer 186

Freitag der 10. August M28

63. Jahrgang

179

Ser kroatische Lauernköuig geslorbeu

Wien, 9 Aug. Wie die ZeitungObsor" aus Agram meldet, ist Stefan Raditsch gestern abend 20 Uhr 55 Minuten gestorben. Er hatte den ganzen Nachmittag in einem Lehnstuhl verbracht. Der Tod trat ganz plötz­lich ein.

Raditsch ist an der Wunde gestorben, die er am 20. Juni im Belgrader Parlament von dem Altserben Ratschitsch er­halten hatte. Die zähe Natur des 57-Jährigen hat sich wochen­lang gegen den Tod gewehrt, über die Zuckerkrankheit, an der Raditsch seit Jahren litt, und die Wassersucht, die nach seiner Verwundung hinzugekommen war, haben ihn nun doch für immer von der politischen Bühne wie aus dem mensch­lichen Leben verwiesen. Im Altserbien wird man jubeln, in Kroatien trauern, und niemand weiß, obseinTodnicht das Flammenzeichen zu der großen inner« Auseinandersetzung werden wird, die seit acht Jahren über Südslawiens innerpolitischem Schicksal wie ein Damoklesschwert hängt.

Eins merkwürdige Laufbahn ist mit Stefan Raditschs Ableben zu Ende. Auf der Höhe seiner Macht nannte eine deutsche Zeitung ihn den kroatischen Wilhelm Teil, und als ungekrönten König von Kroatien haben ihn auch diejenigen anerkannt, die innerhalb des neuen Staats in den letzten Jahren so ernst mit ihm rechnen mußten. Das Glaubens­bekenntnis dieses gewiß nicht gewöhnlichen Mannes war einfach, kurz und unmißverständlich; als er im August 1925 altferbischen Bauern vor den Toren von Belgrad am Fuß des Avalabergs sein Evangelium verkündete, um dann mit den Frauen und Mädchen dieser Bauern den landesüblichen Reigen, Kolo genannt, zu tanzen, faßte er es in die treffen­den Worte:Der erste Mensch war ein Bauer, und als er ein Herr werden wollte, ward er von Gott aus dem Paradiese vertrieben." Der König war ihm immer nur ein Bauernkönig und der Staat ein Bauernstaat; alle öffentlichen Gewalten hätten, wenn es nach seinem Sinn gegangen wäre, in die Hände des Bauers gelegt werden müssen, denn der Bauer allein habe ein gesundes, unbestechliches Urteil.

Bauer von Geburt und der Sohn einer überaus kinder­reichen Familie, hatte Raditsch sich mit zähem Fleiß eine zumindest ungeheuer breite Bildung meist durch Selbst­studium angeeignet. Bon Beruf aus Redakteur, hat er fast sein ganzes Leben lang an der kleinen ZeitungSlowenski Dom" in Agram gearbeitet, nebenbei ein bescheidenes Pa­piergeschäft geführt und vor allem in Wort und Schrift seine flammenden Gedanken von der naturgegebenen Führerrolle des Bauers verkündet. Er sprach fließend gegen zehn Spra­chen, war ganz und gar erfüllt von dem Wissen der Gegen­wart und hatte sich frühzeitig ein politisches Programm zu­rechtgelegt. Den Grund zu der Fäulnis unserer Zeit sah er in dem verderblichen Einfluß der großen Städte und er­wartete die Rettung allein von dem in allen Wechselfällen des Lebens gesund gebliebenen Bauernstand.

Stefan Raditschs große Stunde war die Gründung der Kroatischen Bauernparteit im Jahr 1904, wo er zum ersten Mal seine Forderung nach einer ^auernrsaierunq und Bauernverwaltung auf Grund eines Bauernvarlaments noch unter der alten habsburgischen Flagge stellte. Nach dem Krieg trat er sehr bald in e>ne unversöhnliche Ovposition gegen die südslawische Hauptstadt Belgrad. Ein Ausgleich zwischen Agram und Belgrad scheint kaum mehr möglich, denn für den Umbau des südslawischen Staats hat Raditsch noch kurz vor seinem Tode die vollständige Trennung Kroa­tiens von Serbien mit völliger Unabhängigkeit, eignem Par­lament, eigener Verwaltung, Regierung und Armee verlangt und lediglich zugestanden, daß Kroatien mit Serbien durch eine Personalunion verbunden bleiben solle. Der südslawische Staat ist am kritischen Punkte angelangt.

neueste Nachrichten

E.as Douglas in den Relchswlrkschafksrat berufen

Berlin, 9. Aug. An Stelle des verstorbenen Mitgliedes Hermann Gebhard ist der Vorsitzende der badischen Land­wirtschaftskammer Dr. h. c. Graf Robert Douglas in Schloß Langenstein, Post Eigeltingen (Baden) als Mit­glied des vorläufigen Reichswirtschastsrats einberufen wor­den.

Gewerbeaufsichk durch das Reich?

Berlin, 9. August. Wie eine Korrespondenz mitteilt, wird iurzeit im Reichsarbeitsministerium die Frage geprüft, ob es zweckmäßig sei, den L a n d e s a r b e i t s 8 m t e r n die Gewerbeaufsicht, die jetzt von den Landesbehörden ausgeübt i >ird, als neue Aufgabe zu übertragen.

Die evangelische Kirche ln Preußen am verfassnngstag

Berlin, 9. Aug. Der preußische Kultusminister Becker hat dem evangelischen Oberkirchenrat der älteren preußischen Provinzen nahegelegt, in den Kirchen der größeren Orts hin 11, August oder am darauffolgenden Sonntag in den

Tagessviegel

Reichspräsident von hindenburg ist von den Rlanne- übungen in Siel wieder in Berlin eingetroffen.

O

Am 8. August wurde im Sitzungssaal des ehemaligen Herrenhauses in Berlin die vierte Jahresversammlung der internationalen Arbeitsgemeinschaft der Kriegsbeschädigten und Kriegsteilnehmer eröffnet.

»

Mussolini empfing am Donnerstag General Nobile, der ihm den ersten Bericht über den Schiffbruch derJlalia" erstattete.

«Gottesdiensten des Bersassungstags gedenken zu lasten. Der Dberkirchenrat hat das ministerielle Schreiben an die Konsi­storien der Kirchenprooinzen zur Bekanntgabe an die Ge­meinden weitergegeben.

Frieders geflüchtet

Weimar, 9. August. Der wegen Falscheids vom Gericht verurteilte -frühere Oberstaatsanwalt Dr. Frieders (Friedländer) in Weimar ist, nachdem das Staatsmini­sterium seine Begnadigung abgelehnt hatte, nach Wien ge­flüchtet.

Die Verhandlungen zwischen England und dem Hedfchas abgebrochen

Bagdad, 9. August. Die Verhandlungen, die zwischen den britischen Vertretern und dem Wahabitenkönig von Hed- schas in Djidda stattfanden, sind erfolglos geblieben. Es handelte sich um die Regelung von Grenzstreitigkeiten zwi­schen Irak und den Hedschas. An der Grenze sind Vorsichts­maßnahmen ergriffen worden.

Die Kämpfe in Nicaragua

Puerto Labezas, 9. August. Bei einem Gefecht mit An­hängern des Generals Sandino wurde ein amerikanischer Marineschütze getötet und 3 verwundet. Die Verluste der Sandinoleute sollen 10 Tote und 3 Verwundete betragen.

Ser HandiverlskammerxrWtz

Das Urteil

Stuttgart, 9. Slug. Gestern wurden die Verteidigungs­reden zu Ende geführt.. Dr. Läpple trat entschieden für Freisprechung von Fischer und Siller ein, ebenso RA. Dr. Maier für den Angeklagten Rößler. Es sei unbestreitbar, daß sie bezüglich der Diäten durchaus in gu­tem Glauben gehandelt haben, um so mehr als dieselbe Praxis auch bei den andern Handwerkskammern üblich fei.

Heute abend wurde das Urteil verkündet.

Es werden verurteilt die Angeklagten

Wolf zu 3 Jahren 4 Monaten Gefängnis, wobei 4 Monate Untersuchungshaft angerechnet werden;

Dr. Gerhardt zu 2 Jahren Gefängnis, wovon 10 Monate Untersuchungshaft angerechnet werden:

Klemm zu 1 Jahr Gefängnis abzüglich 10 Monate Untersuchungshaft:

die Kassiererin Vetter zu 3 Monaten 15 Tagen Ge­fängnis, durch die Untersuchungshaft verbüßt;

der frühere Landtagsabgeordnete und jetzige Präsident der Handwerkskammer Theodor Fischer erhielt an Stelle einer an sich verwirkten Gefängnisstrafe von 3 Wochen eine Geldstrafe von 400 Mark;

die anderen Angeklagten, nämlich der frühere Reichs­tagsabgeordnete Silier, der Schlossermeister Paul Röß­ler, sowie der Bauwerkmeister Herkomme r, sämtliche Vorstandsmitglieder der Handwerkskammer Stuttgart, wur­den freigesprochen.

GrMerzsg Friedrich

Karlsruhe, S. August. Heule früh 144 Ilhr ist der ehemalige Großherzog Friedrich II. von Baden im Alker von 71 Jahren in seinem Palais in Badenweiler gestorben.

Am Sterbebett weilte die Großherzogin Hilda,, der be­handelnde Arzt Geheimrat Dr. Schwör er und Hofmar­schall von Göhler. Der Großhsrzog war schon längere Zeit leidend und hak in der letzten Zeit das Palais nicht mehr verlassen. Die Flagge wurde auf Halbmast gesetzt. Die Kurverwaltung in Badenweiler hat die Konzerte ab­gesagt.

Friedrich II. wurde am 9. Juli 1857 in Karlsruhe als Sohn des Großherzogs Friedrich I. und dessen Gemahlin

Luise, der Tochter des Kaisers Wilhelms I., geboren. Er studierte in Heidelberg und Freiburg und trat dann in den militärischen Dienst ein. Er war zuletzt Kommandierender General des 8. Armeekorps in Koblenz. Als aber sein Wunsch, an die Spitze des in Baden stehenden 14. Armer- Korps gestellt zu werden, von Kaiser Wilhelm II. nicht er­füllt wurde, zog er sich 1902 aus dem aktiven Dienst zurück.

Nach dem Tode seines Bakers übernahm Friedrich II. am 28. September 1907 die Negierung in Baden und wurd« auch dessen Nachfolger als Generalinspekteur der 5. Armee- inspekkion. Nach der Revolution sprach Friedrich II. für sich und den Prinzen Max (den ehemaligen Reichskanzler) und dessen Nachkommenschaft den Thronverzichk aus und lebte seitdem in größter Zurückgezogenheit in Freiburg, Badenweiler, Baden-Baden und auf der Insel Mainau. Die Stadt Karlsruhe hat er nach der Revolution nie mehr betreten.

Die Ehe des Großherzogs mit Prinzessin Hilda von Nassau ist kinderlos geblieben; der Thron wäre nun an seinen Betker Prinz Max übergegangen. Die Königin Viktoria von Schweden, die einzige Schwester des nun ver­storbenen Großherzogs, beabsichtigte in Begleitung des Kö­nigs Oskar in den nächsten Tagen wieder Linderung ihres alten Leidens in dem milden Klima von Baden-Baden zu suchen. Ihr körperlicher Zustand ist nach Zeitungsberichten in letzter Zeit wieder ernster geworden und es erscheint frag­lich, ob er es ihr gestattet, dem verewigten Bruder die letzt« Rose ins Grab zu werfen.

Württemberg

Stuttgart, 9. August.

Der ^"andal von Erbach. Der sogenannte Erbacher Skandal ^urde, wie verlautet, gestern in einer Konferenz innerhalb der Regierung erörtert. Es ist anzunehmen, daß demnächst in amtlicher Form dazu Stellung genommen wer» den wird.

Reiche Buchelernke. Wie man aus Waldgegenden hört, gibt es eine reiche Buchelernte, was nur zu begrüßen war« in dem obstarmen Jahr.

Dom Tage. In einem Haus in der Mozartstraße siel «i« Kind aus dem zweiten Stock auf die Straße und erlitt ei» neu Schädelbruch. Der Zustand des Kindes ist sehr ernst. Von den täglichen Zusammenstößen mit Autos, Molor« rädein usw. verzeichnet der heutige Polizeibericht wieder 8 Fälle.

Bom 3>ze. Den Verletzungen erlegen. Di« Radlerin, die am Dienstag nachmittag auf der Kreuzung der Waiblinger- und Karlstraße von einem Auto angefahren und, da dieses zu schnell fuhr, 10 Meter weit geschleift wurde» ist in der Nacht auf Mittwoch im Cannstatter Krankenhaus ihren schweren Verletzungen erlegen. Der Fall ist um so tragischer, als das Mädchen die einzige Tochter ihrer Eltern war. Dieses Opfer ist, wie die .Cannstatter Zeitung" schreibt, nicht das erste und wird wohl auch nicht das letzte sein, das die Waiblinger Straße fordert, denn die Waiblinger Straß« ist eine Rennstrecke geworden.

Aus dem Lande

Aeuerbach, 9. August. Brand im Holzlager. In der hiesigen Möbelfabrik Zink in der Backofenstraße brannte heute früh, wohl infolge Kurzschlusses, der Holzlagerschuppen mit einer daran gebauten Werkswohnung völlig nieder. Der eigentliche Fabrikraum blieb verschont.

Ludwigsburg. 9. August. VomHeilbad Hoheneck. Im Heilbad Hoheneck wird demnächst der 30 000. Badegast erwartet.

Sindelfingen, 9. Aug. Unfall. Der erst seit acht Ta» gen in den Daimlerwerken beschäftigte 23jährige ledige Schweißer Paul Kienle aus Warmbronn brachte di« rechte Hand unter die Schlagscheere, wobei ihm vier Finger abgeschnitten wurden.

Hali, 9. August. IV. Landesschweineschau mit Versteigerung. Die Württ. Landwirtschaftskammer veranstaltet vom 8.10. September ds. Js. in Schwäbisch Hali die IV. Landesschweineschau. Zur Ausstellung gelangen 120 Eber und Sauen. Am Sonntag, den 9. September, nachmittags 2 Uhr ist eine öffentliche Schweinezüchterver­sammlung mit Vorträgen aus dem Gebiet der Schweine­zucht vorgesehen. Am Montag, 10. September, findet von vormittags 10 Uhr ab eine Versteigerung statt, bei der Eber- und Zuchsauen vom Schlag des schwäbisch-höllischen Schweins aus den ersten Zuchten des Landes zur Verstei­gerung gelangen.

Von der Jagst, 9. Aug. Die Schäden der Trok- kenheit. Die Trockenheit beeinträchtigt sehr die Zwetsch-

1

nachteilig zu wirken.