st rase mit Bewährungsfrist. Gegen den deutschen Monteur Meyer ließ Krylenko die Anklage fallen. Gegen Baschkin wurde dagegen die Todesstrafe bean­tragt. Im letzten Teil seiner Anklagerede beantragte Kry­lenko gegen die Führer der sogenannten Moskauer Zentrale, und gegen Rabinowitsch, Bratanoski und andere die To­de s st r a f e. Gegen zwei weitere Angeklagte, die der Spio­nage beschuldigt sind, beantragte er ebenfalls die Todes­strafe.

Die Frage der Regierungsumbildung in Südslawien

Belgrad, 30. Juni. Der heute abend abgehaltene Mi­nisterrat beschäftigte sich mit der durch das Attentat in der Skupschtina geschaffenen Lage und mit der Frage, ob die Regierung, wie es die bäuerlich-demokratische Koalition for­dert, zurücktreten solle. Ministerpräsident Wu kitsche- witsch vertrat, wie verlautet, den Standpunkt, daß ein Grund zum Rücktritt der Regierung nicht vorhanden sei. Die Entscheidung über das Schicksal des Kabinetts bezw. über den Rücktritt der demokratischen Minister, wird also von dem demokratischen Klub abgelehnt, der in den nächsten Tagen Zusammentritt.

Die Tragödie im Eismeer

von Amundsen keine Spur

Rom, 30. Juni. Nach einem von zuständiger Stelle mit» gekeilten Funkspruch derCikta di Milano" war auch ge­stern die Wetterlage für Erkundungsflüge ungünstig. Die Gruppe Viglieri ist nach Ostennbgetrieben wor­den und befindet sich augenblicklich etwa 9 Seemeilen nördlich der zweiten Insel. Die Eisverhältnisse haben sich verschlechtert. Das Wetter scheint jedoch besser zu werden. Sobald die Möglichkeit einer Landung in der Nähe der Gruppe Biglieri besteht, wird das finnländische Flugzeug sofort den Versuch machen. Die Ankunft des Eisbrechers .Krassin" in der Virgobay wird für morgen abend erwar­tet. Seine augenblickliche Geschwindigkeit beträgt nur fünf Seemeilen in der Stunde. DieBraganza" liegt immer noch vom Eise eingeschlossen in der Nähe des Nordkaps. Kapitän Sora, die beiden Mitglieder des Alpenklubs und die norwegischen Führer mit den Hundeschlitten setzen ihre Nachforschungen nach der Gruppe Marino fort. Seit einem Monat unternehmen sie unermüdlich Erkundungsfahrten und versuchen Wege herzustellen, aus denen sie Lebensmü teldepots zurücklassen.

Die Ozeanslieger in Stuttgart

Begeisterter Empfang durch das würtk. Volk

Der Cannstatker Wasen war gestern nachmittag das Ziel von Stuttgarts Bevölkerung. Ueberfüllte 'Straßenbahnen speien Tausende aus. Vollgepfropste Omnibusse bahnen sich nur schwer einen Weg durch die Menge und Kraftwagen hinter Kraftwagen rattert heran. Auf der Tribüne hat sich die württ. Regierung, Staatspräsident Bolz mit den Mini­stern Dr. Bazille, Dr. Dehlinger, Dr. Beyerle und Ober­bürgermeister Dr. Lautenschlager eingefunden. Während die Fliegergeschwader hoch in den Lüften ihre Kreise ziehen, während alles sich ganz gemütlich unterhält über das, was kommen soll, da ... flitzt dieEuropa" ganz tief an den Zuschauern vorbei. Niemand hat sie kommen sehen, niemand dachte daran, sie so schnell den Weg ins Neckarkal ge­funden hat.

Tausendstimmiges Rufen erfüllt die Luft. Hüte und Mützen fliegen in die Höhe. Musik spielt, Böllerschüsse kra­chen, Filmoperateure drängen sich geschäftig zu der stehen­den Maschine. Der blinkende Propeller derEuropa" spielt noch lustig mit den Sonnenstrahlen, als Köhl als erster dem Flugzeug entsteigt. Ihm folgt Fitzmaurice in Uniform und als letzter Baron v. Hünefeld im dunklen blauen Anzug. Aber sie haben's nicht leicht, durch die vielen der ihrer Har­renden durchzukommen. An der Tribüne erwarten sie Kin­der mit Blumen. Nachdem die Flieger mit den Ehrengästen auf der Tribüne angekommen waren, begrüßte sie zuerst Wirtschaftsminister Dr. Beyerle. Mit einem Hoch auf das deutsche Vaterland klingt seine Rede aus und begeistert singt die Menge das Deutschlandlied. Im Namen der Stadt­verwaltung entbietet Oberbürgermeister Dr. Lauten- schlager den drei Helden im Schwabenlande ein herz­liches Willkommen. In launiger Weise führt er aus, daß die drei Weitgereisten und viel Gefeierten unser schönes Echwabenlond übergehen dürsten. Sie haben ja an den vergangenen Wochen und Tagen durch ihre Tat Millionen in Begeisterung versetzt. Sie dürfen aber versichert sein, daß sie von den treuen Schwaben mit der gleichen Liebe

Du sollst nicht töten.

11) Novelle von Friedrich Möllenhof.

Ein Ende muß sein! Und wäre es selbst ein Ende mit Schrecken! Trennung! Sobald als möglich! Dies ist der einzige Ausweg. Doch wie? Wie soll ichs ihr sagen? W',e wird sie mich ansehen! Ich kann nicht. Das Beste ist, sie vor die vollendete Tatsache zu stellen. Tann weiß sie nicht anders. muß es verwinden. Ich miete mir eine neue Wohnung. Flucht? Nun meinetwegen! Mag es so heißen! Was soll man denn auch tun? Sie selbst trägt die Schuld. Weshalb ist sie auch so lästig? Genug: Ich will! Ein Ende muß sein!

Am frühen Morgen ging er hinweg und suchte nach einer neuen Wohnung, weit draußen in einem anderen Stadtteil. Cr hatte diesmal mehr Glück als früher. Durch Zufall fand er sehr rasch ein Zimmer, fern am entgegengesetzten Ende der Stadt.

Er nahm es als ein günstiges Zeichen. Es war vom Schicksal gewollt und bestimmt.

Und nun nicht lange zögern! Was begonnen ist, rasch vollenden.

Er bestellte für den nächsten Morgen Punkt sechs einen Tienstmann. Er wußte, daß Mathilde erst gegen sieben Uhr aufzustehen pflegte.

Nachts packte er seine Sachen zusammen. Seine wenige Habe war bald geborgen.

Dann schrieb er noch einen Brief an Mathilde:

Liebes Mädel!"

Sei mir nicht böse! Es mußte so sein. Wir mußten uns trennen. Frage Dich selber! Was hätte daraus noch werden sollen? Ich muß noch lange Jahre studie­ren. Glaub' mir, Mathilde, es ist auch besser so für

empfangen werden. General von Stülpnagei vegrußle die Flieger im Namen der 5. Division. Nach General von Stülpnagcl würdigte in kurzen Worten der amerikanische Konsul die Tat und setzte diese fliegerische Großtat ins rechte Licht.

Da tritt Hauptmann Köhl ans Mikrophon. Wieder braust tausendstimmiges Hurrarufen. Wieder fliegen Mützen und Hüte in die Höhe und dann ist's still. In einfachen Worten erzählt er, wie er vor drei Jahren das Schwaben­land verließ, hinauszog in die Welt, um sich auf einem anderen Gebiet als bisher zu betätigen. Er sprach langsam und klar und zu Herzen gehend und seine Schwaben, zu denen er ja gehört, verstehen ihn. Der Jubel und die Be­geisterung, mit der er in den letzten Wochen gefeiert wurde, hat ihn gelassen, wie er war: Hauptmann Köhl. Und so begrüßte er auch seine früher von ihm geführte Kompagnie, die neben der Tribüne Aufstellung genommen hatte. Und in echter Bescheidenheit stellte er seine beiden Freunde Ma­jor Fitzmaurice und Baron Hünefeld vor. Major Fitz- maurice, der hierauf eine englische Ansprache hält, be­dauert, daß er der deutschen Sprache nicht mächtig sei und seine deutschen Sprachkenntnisse nicht viel weiter reichen als:Meine Damen und Herrn". In humoristischen Aus­führungen schildert dann Major Fitzmaurice, in welch glühenden Farben ihm Frau Hauptmann Köhl die Schön­heiten des Schwabenlandes gemalt habe und er dankt in herzlichen Worten für den wundervollen Empfang, der ihm und seinen Kameraden in Stuttgart zuteil geworden sei. Nach den Ausführungen des Majors Fitzmaurice wurden die irische und dann auch die englische Nationalhymne ge­spielt. Freiherr von Hünefeld, der hierauf noch eine längere Ansprache hält, bemerkte zunächst, nach seinem Ge­fühl seien bereits zu viel Lobeserhebungen über dxn kleinen Trip über das Wasser gemacht worden und er lehne es mit aller Entschiedenheit ab, daß in diesem Zusammenhang von Heldentaten gesprocken werde.. Mit Köhl und Fitz­maurice stehe ich auf den? Standvunkt, daß wir mit unserer Fahrt nichts weiter als unsere Pflicht getan haben.

Flugvorführungen auf dem Wasen

Wieder erheben sich die großen Vögel in die Lüfte. Spengler von Böblingen, Herr Schonger und Herr Schenk von Schleißheim trudeln und wirbeln durch die Lüfte und halten die atemlos staunende Menge in Atem. Dann Köhl und Fitzmaurice. Sie haben ja keine Fliegerscheine für Deutschland und wollen fliegen? Sie Tennen die Maschinen nicht. Kurz erklärt Spengler die Maschine. Und Köhl, rein in die Küste und sicher und leicht fliegt er davon. Und ebenso leicht fliegt sein irischer Kamerad.

Der Triumphzug durch die Straßen

Die harrende Menge in den Straßen, den Fenstern und auf den Plätzen wurde auf eine lange Probe gestellt. Aber die Menschen ganz Stuttgart war auf den Beinen warten geduldig. Durch Cannstatt geht's. Fahnen grüßen, Blumen werden geworfen. Immer dichter drängten sich die Massen. Die ganze Neckarstraße, die Eberhardstraße und Königstraße Straßenbahnen können nicht mehr fahren sind erfüllt mit lebendigen Mauern. Von den Fenstern geht ein Blumenregen nieder. Papierschlangen werden geworfen und die Jugend steht mit kleinen Fähnchen in der Hand und grüßt die Helden.

Die Huldigung der deutschen Jugend

Es ist eine schöne, laue Sommernacht. Waren die Stra­ßen am Nachmittag während des Einzuges der Ozean­flieger schon überfüllt, so wurde am Abend die Fülle bei­nahe beängstigend. Vor der Rotebühlkaserne und auf dem Schloßplah staute sich die Menge. Lange, allzulange läßt der Fackelzug auf sich warten. Die harrende Menge wird ungeduldig. Immer und immer wieder versuchen sie es, durch Hallorufen und Singen die Ozeanflieger zur Unter­brechung ihres Mahles sie waren gerade bei der württ, Regierung im Neuen Schloß zu Gaste zu bewegen. Um 10.30 Uhr wogte die Lichterreihe durch dis Königstraße nach dem Schlohhos, wo die Polizei geuüg:ud Raum zur Auf- stelluna der Fackekuateilnslnner bereit aehalten hatte. Der

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Dich selber. Bald wirst du einen anderen finden, den Du mehr liebst, und der Dich inniger lieben wird und Dich treuer behüten als ich es könnte. Du bist noch so jung! Ich habe gerade durch Zufall eine sehr günstige Wohnung gefunden. Morgen werde ich umziehen, wenn Du noch schläfst, ohne Abschied von Dir zu nehmen sei mir nicht böse. Ich tue es um Deinetwillen, Mathilde, damit Dir der Schmerz des Abschiedes erspart bleibt. Sieh, so löst sich alles viel leichter, ruhiger. Lebe nun wohl! Sei bedankt für alles und vielmals gegrüßt!

Grüße auch Rolf! Dein Richard B.

Er fügte dem Brief noch die Miete bei für den laufen­den Monat, ja bezahlte sogar einen Monat darüber.

Man muß gerecht sein!"

Ehe Mathilde erwachte, verließ er die Wohnung. Ein Gefühl des Feigssins bedrückte ihn wohl, sich so heimlich aus dem Hause zu schleichen, doch verlor es sich wieder, als er dem Dienstmann vorsichtig den Koffer die Treppe hinabtragen half.

Er atmete auf, als Haus und Straße im Rücken lagen.

Seit einigen Wochen lebte er nun in dem neuen Stadtteil, der neuen Wohnung. Vergangenes suchte er zu vergessen, und da er für seine Prüfung viel zu arbeiten hatte, blieb ihm zum Grübeln nur wenig Zeit. Fast ganz vergaß er das nahe Erlebnis.

Und doch war es da im Grund seiner Seele, unbe­stimmt als ein Unaufgelöstes, heimlich Drohendes, selt­sam Bedrückendes. Immer im tiefsten ein dunkles Ge­fühl, undeutlich Wohl und doch unbezwinglich, daß etwas herauf aus der Tiefe steigen und furchtbar über ihn kommen möchte.

Eine Weile ist alles still in der Seele, da regt es sich

leis, dringt dunkel herauf, man besinnt sich vielleicht, be-

Dörsitzende der Asto'hob in seiner Begrüßungsansp.'achs das selbstlose Sicheinsetzen, das selbstlose Sich einer Idee Hingeben dieser drei Männer hervor und betonte, haß des­halb heute die deutsche Jugend zeigen will, wie sie diese Taten einschähk. Haupkmann Köhl dankte der Jugend sei­ner schwäbischen Heimat. Mit einem Hoch auf unser deut­sches Vaterland schloß Köhl seine markige Ansprache. Drei Musikkapellen intonierten das Deutschlandlied, das die Menge begeistert mitsang. Nach weiteren Ansprachen von Hünefeld und Fitzmaurice wurde das alteGaudeamus igitur" gesungen. Die Kapellen spielten den großen Zapfen­streich.

Anschließend waren die Flieger Gäste des Württ. Luftsahrtverbandes. Am Samstag morgen berei­tete die Stadtverwaltung den Fliegern einen Empfang. Auf dem weiten Marktplatz, der reichen Flaggenschmuck trug, hakte sich eine dichtgedrängte Menschenmenge eingefundem um die kühnen Flieger zu begrüßen. Um 1-11 Uhr fuhren unter endlosen Hochrufen die Ozeanslicger und deren An­gehörigen vor dem Rathaus vor, wo sie von Oberbürger­meister Dr. Lautenschlager empfangen und in den großen Sitzungssaal, der mit Lorbeerbäumen, Blattpflanzen und Blumen prächtig geschmückt mar, ge'eiket wurden. Hier hakten sich zur Begrüßung die Minister Dr. Beyerle und Dr. Dehlinger, Vertreter der Handels- und Handwerks­kammer, des Skadtverbands für Leibesübungen, der Sport­vereine, der Schützenvereine, der Stuttgarter Stadtgarde,- der alten Pioniere sowie aus allen Kreisen der Bürgerschaft ein­gefunden. Oberbürgermeister Dr. Laukenschlager rich­tete an die Flieger im Namen der Bürgerschaft von Stuttgart eine herzliche Ansprache und beglückwünschte sie nochmals zu ihrer großen Tat. Sodann huldigten Knaben und Mädchen den Ozeanfliegern in trefflichen Versen. Hauptmann Köhl dankte für den liebenswürdigen Empfang und versprach, daß er weiter arbeiten wolle und hoffe, noch manchen solchen Schwabenstreich ausführen zu können. Nach weiteren Dan- kesworken von Major Fitzmaurice feierte Baron von Hünefeldt die schwäbischen Frauen, an die er als der einzige Junggeselle unter den Ozeansliegern besonders gerne zurückdenken werde. Den Fliegern wurde dann der Ehren­trunk der Stadt Stuttgart gereicht, worauf sie sich in das Goldene Buch der Stadt eintrugen.

Unter dem Jubel der Gäste verabschiedeten sich die Flie­gerhelden, worauf sie einer Einladung der Stadt Stuttgart zu einem Essm in die Billa Berg folgten. Der Abflug nach Hamburg erfolgte 1.08 Uhr.

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Stuttgart, 1. Juli. Bom Würtk. Lehrerverein. 3n der neuesten Nummer derWürtk. Lehrerzeitung" teilt der langjährige Vorsitzende des Württ. Lehrervereins- Rektor i- R- A e i ch e r t - Skuktga.t, den Vereinsmitgliedern, mit, daß er mit Ablauf des Jahres 1928 aus der Leitung des Württ. Lehrervereins arsschewen werde.

Wiederzusammenkritk des Landtags. Der Landtag hält seine nächste Sitzung am 4. Juli, nachmittags 3 Uhr ab. Auf der Tagesordnung stehen 17 Kleine Anfragen, ferner der Gesetzentwurf über- die Bürgschaft des Würtk. Staats für eine Anleihe der Württ. Wohnungskredikanstalt und die erste Beratung der wieder eingebrachken Gesetzentwürfe über die geschützten Tage, die neue Gemeindeordnung, das An- erbenrechk und die Auflösung der Fideikommisse. Der Sitzung gehen vormittags Fraktionssitzungen voraus, worin über die Verkeilung der Ausschußsihe beraten werden wird.

Aus dem Lande

Leonberg, 1 . Juli. Landsturmbataillon Leon­berg. Am 15. Juli soll unsere Stadt einenRegiments­tag" haben. Die Angehörigen des ehemaligen Landsturm­bataillons Leonberg, das im August 1914 hier aufgestellt worden war, wollen sich zum erstenmal seit dem Krieg zu kameradschaftlichem Beisammensein hier einfinden. Auf eine Einladung hiezu haben schon manche gewartet. Wir wün­schen einen frohen Erinnerungstag.

Fellbach, 1. Juli. Unbekannter Toter. Unterhalb der Drei-Brunnen im Gewand Wiflinger wurde von Schul­kindern die Leiche eines Mannes gefunden. Die Todes­ursache läßt sich nicht mehr festskellen- da die Leiche mindestens schon zwei Monate dort gelegen hat und stark verwest und zerfressen ist. Ebenso konnten bis ietzt keine Personalien er­mittelt werden, da nur etwas Geld, aber keinerlei Papiere vorgefunden wurden.

Heilbronn, 1 . Juli. -Hncksvannungsleitunq. Das Großkraftwerk Württemberg A.-G. in Heilbronn ist zum Zweck der Erbauung einer Hochspannungsleitung Lud-

sinnt sich vergeblich, und dennoch läßt es sich nicht ver­scheuchen. Und eines Tages ist es da, unabweisbar, starrt uns an mit dem Auge der Wahrheit.

Er war den ganzen Tag über Büchern gesessen. Jetzt schmerzte ihn ein wenig der Kopf.

Ich will ein paar Stunden spazieren gehen!"

Ein trüber, kalter Februartag. Wolken schleifen über die Dächer. Die Vorstadtstraßen sind traurig und ein­sam. Kahl steigen die Mauern in den grauen Abend. Hier draußen gehen nur wenige Menschen, alle wie in einer Wolke von Schwermut.

Er kommt zum Fluß. Trüb rauschen die Wasser, rauschen und rauschen. Bäume stehen kahl. An einem hoch droben nur noch ein einziges, dürftiges Blatt be­wegt sich im Winde.

Die Straßen, durch die er nun geht, sind belebter. Menschen eilen vorüber, hastig, fremd, wie getrieben. Men­schen und Menschen vorüber.

Lichter gehen auf in den Straßen, den Fenstern. Lichter und Lichter, ungezählte, hoch hinauf an den steilen Mauern bis in die Wolken, bis in die Nacktheit der fröstelnden Nacht.

Plötzlich ergreift ihn unbezwingbar ein namenloses Gefühl der Trauer, Gefühl einer greiizenlosen Verlassen­heit. O, die Schwermut der großen Städte.

Zu jemanden gehen, bei jemandem sein!

Wohl weiß er da irgendwo ein paar Menschen, Be- kannte, Studenten. Aber sie sind ihm doch alle fremd, jeder eigen umzirkt und gebunden. Dies oder jene-o würde man reden, so oder so die Stunden vertreiben- Aber heimlich müßte man sich doch fragen: Weshalb bist du hier?

(Schluß folgt.)