Enzberg OA. Maulbronn, 18. Juni. Verunglückte Kahnfahrt. Eine nächtliche Kahnfahrt mit naffem Aus- oang machten einige junge Enzberger Leute nach einer Ab- schiedsfeier. Der Lenker des Schiffleins rüstete sich vor der Abfahrt mit einer Flasche Kirschengeist aus. Während der Fahrt wurde davon wegen der befürchteten Seekrankheit fleißig getrunken und dazu gesungen. Las Schifflein kippte mn und legte seine Insassen ins Wasser. Nach schwerem l um-en gelang ds den jungen Leuten sich wieder heraus- zuwinden, worauf sie abgekühlt den Weg nach der yennat antraten. Der Kirschengeistrest und ein Ueberrock wurden vom Wasser mitgenommen. - ' '
hall. 18. Juni. Urteil. Der am 29. Februar 1904 in Stuttgart geborene Dienstknecht Fritz Assenheimer wurde wegen eines Verbrechens der vorsätzlichen Brandsnstung im Sinn des § 308 des StrGV. bei Zubilligung mildernder Umstände zu der Gefängnisstrafe von 10 Monaten, abzüglich 3 Monate Untersuchungshaft verurteilt.
Waldkann OA. Crailsheim, 18. Juni. Erfindung. Schmiedmeister I. Baumann ist es gelungen, eine Motormähmaschine herzustellen, bei der Schnerdewerk "fsb Mw her motorisch angetrieben werden. Die Maschine hat sich bei vorgenommener Arbeit gut bewährt und die Leistungen waren zufriedenstellend.
Herrenberg. 18. Juni. DieEröffnungderAuto- l i n i e, Wildberg—Sulz—Herrenberg erfolgte am Freitag, 15. Juni.
Tübingen, 18. Juni. Von der Universität. An der Universität sind die außerordentlichen Professuren für Erziehungswissenschaften und für Mineralogie und Petrographie in ordentliche Professuren umgewandelt worden. Die beiden derzeitigen Inhaber der beiden Lehrstühle, Professor für Erziehungswissenschaften Dr. Oswald Krön und Professor für Mineralogie und Petrographie Dr, Walter Schmidt, hatten schon bisher für ihre Person die Rechte der ordentlichen Professoren.
Mitgliederversammlung der Skudenlenhilfe. Am vergangenen Mittwoch fand die jährliche Mitgliederversammlung des Vereins Tübinger Skudenlenhilfe im Studentenheim Prinz Karl in Tübingen stakt. Unter den Anwesenden bemerkte man neben zahlreichen Vertretern der Dozentenschaft Geh. Kommerzienrat Fi s ch e r - Stuttgart, Konsul Dr. Richard Wanner - Stuttgart, Dr. Boh - Schwab. Gmünd, Ministerialrat Dr. Beißwenger, Staatssekretär a. D. Stiel er u. a. Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft. Das Wohnheim Martinstift stellt jetzt eine kleinere Anzahl von Zimmern, auch auslandsdeukschen Kommilitonen zur Verfügung. In der Einzelsürsorge und Skudienstifkung wurde die für andere Hochschulen vorbildliche Zusammenarbeit von Dozenten und Studenten weiterhin ausgedehnt. Die Gesundheitspflege brachte leider im vergangenen Sommer eine erhebliche Steigerung der unterzubringenden lungenkranken Studenten. Bet der Arbeitsvermittlung ist der Andrang der Werkarbeitsuchenden nach wie vor ungeheuer groß und dank dem Entgegenkommen der heimischen Wirtschaft und der Forskämker konnte weitaus der größte Teil der Kommilitonen Arbeitsstellen erhalten. Das Äücheramt stellt jetzt nur noch eine antiquarische Verkanfsbücherei für die Studentenschaft dar. Die Speisebekriebe sind wesentlich verb serk worden. Die Besucherzahl ist stark angewachsen. Drucuerei- und Sckreibmalchinenbüro baden sich überraschend günstig entwickelt. Der Bericht schloß mit dem Dank an alle, die die Studenkenbilfe gefördert haben. Zum Vorstand wurde einstimmig wieder Prof. Dr. Sartorius, zum 1. Stellvertreter Geh. Kommerzi-nrak Fischer, zum 2. Stellvertreter Staatssekretär a. D. Stieler gewählt.
80. Geburtstag. Der Altveteran Kanzlist a. D. Matthäus Reich kann in körperlicher und geistiger Frische den 80. Geburtstaa feiern. Nack dem Krieg 1870—71 war er als Geometer bei Eisenbahnämtern des Landes beschäftigt, begab sich aber bald darauf zu Vermessungsarbeiten bei Vahn- bauten nach Kroatien. Seine interessanten Erlebnisse dort hat er veröffentlicht. 1875 war er beim Landesvermessungsamt im Odenwald tätig und 1881 trat er in die Dienste der Stadtgemeinde Tübingen, der er 38 Jahre lang als Kanzlist diente, bis er 1919 in den Ruhestand trat.
Botkenburg, 18. Juni. Jahrhundertfeier des Bistums. Der Bichof hat angeordnet, daß außerhalb der Bischofsstadt das Jubiläum in allen Kirchen am Fest Zeter und Paul oder am darauffolgenden Sonntag, den 1. Juli mit feierlichem Hochamt begangen wird. Für die kirchliche Feier wird ein eigener Hirtenbrief erscheinen. Wo es mö- lich ist, soll jetzt oder später eine weltliche Feier veranstaltet werden.
Oberndorf, 18. Juni. Diebstahl. Vor kurzem hatte sich ein fremder Bursche bei einer hiesigen Familie eingemietet. Als morgens die Hausfrau Besorgungen zu machen hatte, schlich er sich in das Nachbarzimmer, das ein Arbeiter bewohnte, erbrach einen Kasten und stahl eine Anzahl Kleidungsstücke und eine goldene Uhr. Hierauf machte er sich mit seiner Beute im Wert von 130 Mk. aus dem Staub. Der Täter konnte inzwischen festgestellt werden.
^ Tuttlingen, 18. Juni. DieAutoverbindung Tuttlingen—Neuhausen o. E.—Meßkirch ist von der Reichspostdirektion genehmigt und wird durchgeführt, sobald die Straßenverbreiterung bei Hölzle, Krumbach und Metingen in Ordnung ist.
Urach, 18. Juni. Einweihung der Jugendherberge. Am Freitag wurden hier in schlichter aber eindrucksvoller Weise die neue Jugendherberge eingoweiht. Stadtschultheiß Gerstenmaier begrüßte dabei die Leiter des Schwäb. Äugendherbergwesens, Prof. Nägele und Oberreallehrer Wiedemann. Auf Beschluß des Gemeinderats für 1927 war die Jugendherberge in das Wenz« sche Haus verlegt worden. Die Stadt übernahm die nicht unbedeutenden Kosten für die Verlegung. Prof. Nägele dankte ihr herzlich für die Musterherberge.
Bernloch OA. Münsingen, 18. Juni. Unfall. Auf dem Marktplatz kam ein losgerissener Stier geradezu auf Sonnenwirt Schnitzer von Steingebronn losgerennt. Diesem war es nicht mehr möglich, auszuweichen und kam zu Fall. Eine starke Verletzung am Knie war die Folge, so daß sofort ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden mußte. ,
11km, 18. Juni. Vermißt. Zu der unter dieser Ueber- schrift gebrachten Meldung wird mitgeteilt, 'daß der Vermißte weder sein Haus verkauft hat, noch wirtschaftliche Sor- gen hatte, da für ihn und seine Frau bis zum Lebensende ausreichend gesorgt war und er in geordneten Verhältnissen lebt«. Ueber den Verbleib des Vermißten ist noch nichts bekannt.
LelckevlSnduna. Der Mann- der, fest Dsnihrrtztag alz
vermißt gemeldet würde, ist jetzt als Leiche ülls dem Kanal bei Donaurieden geländet worden.
Den Verletzungen erlegen. Der am letzten Donnerstag bei einem Autounglück bei der Gasfabrik verunglückte Knabe ist jetzt an dem erlittenen Schädelbruch gestorben.
Viberach, 18. Juni. Schweres Motorradunglück. Ein Motorradfahrer namens Rothmaier aus Schrvendi, der sich auf der Heimfahrt befand und auf dem Soziussitz einen Bekannten aus Schöneburg mitsahren ließ, fuhr bei der Kurve in Richtung Birkendorf auf den Gehsteig. Die dort gehende Käsersehefrau Schultheiß von Viberach wurde dabei überfahren und schwer verletzt. Das Motorrad fuhr dann an einen Baum. Auch die beiden Fahrer zogen sich durch den Sturz Verwundungen zu. Das Sanitätsauto überführte die Verletzten ins Krankenhaus. Bekanntlich hat sich am Pfingstsonntag in unmittelbarer Nähe ebenfalls ein schweres Unglück in ähnlicher Weise ereignet. Ueber die Schuldfrage ist polizeiliche Untersuchung eingeleitek.
Unterlangensee» OA. Tetknang, 18. Juni. Verhaftung wegen Verdachts der Brandstiftung. Wie berichtet, ist am Mittwoch nachmittag in Unterlangensee (Gemeinde Flaunau) das Anwesen des Landwirts Gebhard Bro- ger bis auf einen Schuppen niedergebrannt. 3m Haus befand sich nur ein vierjähriges Mädchen. Der Verdacht richtet sich gegen den bei Broger beschäftigten Praktikanten Alfons Dollenz aus Neudorf bei Marburg an der Drau (Steiermark). Er leugnete lange, im Haus gewesen zu sein, gab das jedoch nachher zu. Von einer Brandstiftung will er jedoch nichts wissen. Der 20 3. a. Dollenz wurde festgenommen und dem Amksgerichtsgefängnis Tetknang zugeführk.
Friedrichshafen, 18. Juni. Südwestdeutsch- Schweizerischer Vinnenschiffahrtstag. Die zur Südwestdeutsch-Schweizerischen Vinnenschiffahrtstagung zusammengeschlossenen Vereine: Rheinschiffahrtsverband Konstanz, Verein für Schiffahrt auf dem Oberrhein (Basel), SüdweMeutscher Kanalverein für Rhein, Donau und Neckar, e. V. Stuttgart, Nordostschweizerischer Verband für Schiffahrt Rhein-Bodensee, St. Gallen, und Verband Obere Donau Günzburg können auf eine gut verlaufene Tagung zurückblicken. Es mögen etwa 800 Teilnehmer der Veranstaltung beigewohnt haben. Die Tagung wurde geleitet von dem Abgeordneten Geh. Hofrat Dr. Peter Bruckmann (Heilbronn), dem Vorsitzenden des Südwestdeutschen Kanalvereins. In seiner Begrüßungsansprache hob er besonders den einigenden Gedanken der Wasserstraßen hervor. Begrüßungsansprachen hielten u. a.: der Stadtschultheiß Schnitzler-Friedrichshafen, der württ. Staatspräsident und Innenminister Dr. Bol z, der der Versammlung einen treuen schwäbischen Gruß entbot. Im Namen des Reichs- verkehrsministeriums sprach Ministerialrat Dr. Hoebel- Berlin, im Namen der badischen Regierung und des badischen Landes entbot Finanzminister Dr. Schmitt der Versammlung beste Grüße. Für das bayerische Innenministerium sprach Graf v. Spreti, Präsident der Regierung von Schwaben und Neuburg. Sehr zahlreich war auch die Schweiz vertreten. Begrüßungsworte sprach Regierungs- nnd Nationalrak Dr. Miesche r-Basel, der besonders daraus hinwies, daß eine Belebung des Schiffahrtsgedankens in der Schweiz ncttue. Für Oesterreich und besonders das Land Vorarlberg sprach Landesstatthalter Dr. Redler- Bregenz. Er folgten die Berichte der fünf oben genannten Verbände. Hierauf hielt Reichsvsrkehrsminister a. D. Dr. Krohne das Haupkreferenk über Verkehrsmittel und ihre Zusammenarbeit. Er betonte, daß es notwendig sei. an der Verkehrsentwicklung weiterzuarbeiten. Der Redner brachte zum Ausdruck, daß nach seiner Meinung die Entwicklung, die bei der Reichsbahn eingekreken sei, und diese zur Tariferhöhung veranlaßt habe, klar erkennen lasse, daß das Moment der Entscheidung über die Erfüllbarkeit des Dawesplans jetzt eingetreten sei. Des weiteren erörterte der Redner eingehend den Wert der Wasserstraßen für die Gesamtwirtschaft und ihre Ueberlegenheit unter bestimmten Voraussetzungen gegenüber der Eisenbahn und kam zu dem Ergebnis, daß hinsichtlich der Zusammenarbeit von Wasserstraßen und Eisenbahn jedenfalls keine Veranlassung vorliege, die Wasserstraßen als das leistungsfähigere Verkebrsmittel zu bezeichnen. Beide Verkehrsmittel müßten vielm-.hr weiter entwickelt werden. Cr betonte die Notwendigkeit des Neckarausbaues, der Bodensee- und der Rhein- regulierung.
Crailsheim. 18. Juni. Hebung der Fischzucht. Der Fischereiverein Crailsheim hat zur Hebung der Fischzucht vor einiger Zeit 1000 Stück ein- und zweisömmerige Schuppenkarpfen in die Jagst eingesetzt.
Lokales.
Wildbad, den 19. Inni 1938.
Grober Unfug! Vor etwa 14 Tagen erhielten wir einen Telephonanruf, der die Aufnahme eines Zusatzes in eine Badblatt-Empfehlung unseres Inserenten Adolf Stern verlangte, was sich nachher als Unfug herausstellte, der einer Geschäftsschädigung gleichkommt, da Herr Stern tat- tächlich keine Weisung hiezu gegeben hat. Mir müssen dieses Gebühren zum mindesten als groben Unfug bezeichnen und vor ähnlichen Bübereien warnen. Vielleicht kann uns jemand den Täter nennen, damit wir strafrechtlich gegen denselben einschreiten können.
Landeskurtheater. Dienstag abend 8 Uhr gelangt Moliöre's entzückendes Lustspiel „Der eingebildete Kranke" in der vollständigen Neuausstattung zum dritten Male zur Aufführung. Die Titelrolle liegt in Händen von Walter Fischer-Achten. — Mittwoch abend wird Kalmans weltberühmte Operette „Die Esardasfürstin" mit Grete Bret6 in der Titelpartie erstmals wiederholt. Die Rolle des Graf Boni spielt diesmal Norbert Scharnagl. — Donnerstag abend findet die Premiöre des neuesten und größten Lustspielerfolges „Kleine Komödie" von Siegfried Geyer statt; ein Stück feinsten Esprits, das durch die Grazie und Eleganz seiner Dialogführung das Großstadtpublikum allabendlich begeistert. Eine Delikatesse moderner Lustspielliteratur. In den Hauptrollen sind beschäftigt: Damen: Brahm, Robbers, Tardel; Herren: Loose, Marlitz und Plankemann, der auch für die Spielleitung zeichnet. — Freitag abd. 8 Uhr erste Wiederholung von Bruno Frank's so überaus beifällig aufgenommenem Schauspiel „Zwölftausend".
Die schönsten Sommerkleider in größter Auswahl zu billigsten Preisen im Modenhaus Altvater b. d. Trinkhalle.
A'u s der Nachbarschaft.
Höfen a/Enz, 18. Juni. Gestern fand, vom Wetter über alles Erwarten begünstigt, unser Kinderfest statt. Eine Sehenswürdigkeit bildete der Festzug, der sich kurz nach 1 Uhr am Bahnhof in Bewegung setzte: der Radfahrerverein und die Kapelle des Musikvereins an der Spitze, dann die Kleinkinderschule, am langen Seil sorgsam gereiht, die Schüler von Höfen und Rotenbach und am Schlüsse hinter flatternden Fahnen unsere übrigen Vereine. Die Schüler hatten eine lange Reihe bunter Gruppen vorbereitet: Bilder aus der Welt des M ärchens und des Schwanks, Darstellungen aus dem Alltagsleben und einige Proben halbvergessenen volkstümlichen Brauch- tums. So schritt der Pfingstlümmel, den älteren Einwohnern von ihrer Jugend her noch wohl vertraut, nach langer Zeit erstmals wieder durch unser Dorf. Wieder war er in blühenden Ginster gebunden und wieder hörte man seinen Ruf in den Straßen: „I be d'r Pfengstlümmel. Gebet mer au ebbes für mein Geldbeutel. Kleine Taler Han e gnuag, aber keine grauße." Auch der Winter und der Frühling zogen mit, von Birken mit bunten Bändern und Sommertagstecken mit Bretzeln und Aepfeln umrahmt; und es folgten in langem Zuge der Osterhas, bunte Blumenkinder unter der Bänderkrone, Schneewittchen, Hänsel und Gretel, der gestiefelte Kater, die Bremer Stadtmusikanten, ein prächtiger Hochzeitszug; auch Eulenspiegel und Münchhausen fehlten nicht. Viel Beifall fanden wieder die 7 Schwaben, die mit ihrem langen Spieß auszogen, das Untier zu erlegen. Auf dem Festplatz begannen nach der Festrede des Schulvorstands die Wett- und Reigen- spiele der Kinder; Gesänge der älteren Schüler und des hiesigen Gesangvereins, Freiübungen des Turnvereins und der Olerklasse und Musikvorträge der Kapelle des Musikvereins Höfen boten weiterhin Unterhaltung, und um 6 Uhr abends, als die Sonne hinter den Bergen verschwunden war, sammelten sich die Schüler zum Heimweg. Im Rathaushof fand unter den feierlichen Klängen des Deutschlandlieds das wohlgelungene Fest ein Ende. l'.
Kieme Nachrichten aus aller Veit
Eine bedeutsame Erfindung für die Textilindustrie. Der Schlosser bei der Gesellschaft für Spinn- und Weberei in Ettlingen, Leopold Reiser aus Reichenbach, machte eine bedeutsame Erfindung für die Webindustrie. Er konstruierte ein Webschiffchen, bei dem das sogenannte Schiffchenkissen (Faden durchsaugen) wegfällk. Die Erfindung ist hygienisch von großer Bedeutung.
Lichtfest in Berlin. Am 13. Oktober d, I. soll in Berlin ein allgemeines Lichtfest stattfinden, bei dem man durch Beleuchtung der öffentlichen und der privaten Gebäude zeigen will, welchen Glanz man der Stadt zu geben vermag. Da zur selben Zeit die Internationale Luftfahrtausstellung eröffnet sein wird, sollen auch die Flugplätze beleuchtet und Lichtkorse und Lustbälle abgehalten werden. Dis Beleuchtungskunst, besonders die Lichtreklame haben in Berlin dem modernen Geist der Großstädte entsprechend einen außerordentlichen Aufschwung genommen — in Karlsruhe wurde sogar ein eigener Lehrstuhl für Lichttechnik errichtet. Der Platz um die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche ist geradezu ein Mittelpunkt großstädtischer Lichtreklame und damit ein Mittelpunkt des ganzen Berliner Verkehrs geworden. Die künftige Architektur rechnet stark mit der Lichtreklame: alle diese großflächigen, breiten modernen Geschäftshäuser mit der glatten Front sind darauf eingerichtet, die Mittel der Lichtreklame auf ihrer Stirnseite zu tragen, oder gar sie an besonderen Türmen durch das raffinierte Mittel der indirekten Beleuchtung zum Ausdruck zu bringen. Schon allein aus diesem Grund werden die Geschäftsstraßen der Großstädte in zehn bis zwanzig Jahren ganz anders aussehen als heute. Man muß sich aber darüber klar werden, daß zu einer Verschönung des Stadtbilds durch dieses Mittel zwei Dinge gehören: architektonisches Verständnis und Einheitlichkeit.
Dazu kommt, was besonders für die Berliner Innenstadt gilt: Das Licht der nächtlichen Reklamen wird, ohne Verständnis angewandt, gerade die Bausünden dieser alten Innenstadt scharf heroorheben. Diese Bausünden, wenige Ausnahmen abgerechnet, sind derartig, daß in den Kreisen des City-Ausschusses schon der Plan erörtert worden ist, dieseganzeJnnenstadtnachamerikanischem Muster völlig umzubauen. Natürlich wird man das der Ungeheuern Kosten wegen nicht verwirklichen können.
Ein Reichs-Funkhaus in Berlin. Der Berliner Magistrat hat, wie der „Lokalanzeiger" berichtet, der Reichs- Funk-G.m.b.H. auf dem Messegelände am Bahnhof Mitz- leben ein Terrain von 8000 Quadratmeter verkauft, auf dem ein Reichsrundfunkhaus errichtet werden soll.
Schwerer Verkehrsunfall am Alexanderplah in Berlin.
Am Alexanderplatz ereignete sich ein schwerer Unfall. Eine Autodroschke kam in raschem Tempo aus der Brenzlauerstraße auf den Alexanderplatz und prallte mit voller Wucht auf eine Schutzinsel. In demselben Augenblick fuhr ein Straßenbahnzug vorüber und das Auto, das sich überschlug, stieß gegen die Straßenbahn und wurde vollkommen zertrümmert. Dabei wurden drei Insassen der Autodroschke, zwei Fahrgäste der Straßenbahn und drei auf der Schutzinsel stehende Personen schwerverletzt.
„Jonny spielt aus" in München ausgepsisfen. In der gestrigen Erstaufführung von Krenecks „Jonny spielt auf" im Theater am Gärtnerplatz versuchten Nationalsozialisten, besonders der in der Geschäftsstelle der Parteileitung der NSPD. tätige Kaufmann Ostberg durch Zwischenrufe, Nieß' ulver und Stinkbomben Störungen hervorzurufen. Di- Störer wurden festgestellt. Gegen sie wurde Anzeige erstattet. Die Vorstellung wurde ohne Unterbrechung fortgeführt.
Beim Wettschwimmen ertrunken. Im Grimm iß- See wurde ein Wettschwimmen über 3200 Meter durchgeführt, an dem 28 der besten Berliner Schwimmer teil- nahmen. Nach Beendigung des Schwimmens wurde der 19jährige Schwimmer Alfred Liepe vermißt. Da Liepe sich seit Jahren an größeren Wettkämpfen beteiligte, so muß angenommen werden, daß ihn ein Herzschlag getroffen hat.
Ein Lokomotivführer von der Maschine gerissen. Am
Sonntag abend ereignete sich aus der Vorortsstrecke nach Wünsdorf ein eigenartiger Eisenbahnunfall. Der Lokomotivführer eines Vorortzuges lehnte sich, als er eine Stö- runa am Getriebe seiner Maschine beobachten wollte, zy