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Nummer 99 Fernruf 179

Samstag de« 28. April 1928

Fernruf 179

63. Jahrgang

Sar ist -er Fluch -er bösen Tal

Noch ein Wort zur Rordschleswig-Frage

Genau so wie bei Ostpreußen, nur noch schlimmer ist die wirtschaftliche Not, in der sich Nordschleswig befindet und die in dem Notschrei oder in den »zehn Forderungen" vom 20. Mai zum ergreifenden Aus. druck kommt. Der Eindruck der Kundgebung ist um so größer, als sie von 70 Nordschleswigern aller sozialen und nationalen Richtung d. h. sowohl von Deutschen wie von Dänen unterschrieben ist. Schon aus dieser Tatsache geht die Dringlichkeit der Forderungen hervor. Es ist wohl seit Versailles das erstemal, daß zwei ver­schiedene Nationalitäten, die sonst nicht gut aufeinander zu sprechen waren, sich die Hände zu gemeinsamem Bittgang reichen.

Worin aber besteht diese Not? Am 1. Februar ds. Js. war der nordschleswigsche Grundbesitz mit einer Schuld von mindestens 500 Millionen Kronen (560 Millionen Goldmark) belastet, von denen 400 Millionen Gläubigern geschuldet werden, die im Deutschen Reich und in Dänemark wohnen. Diese Schuld kann die Nordschles- wiger Bevölkerung nicht verzinsen und nicht tilgen. Handelt es sich doch nur um 4000 Geviertkilometer, auf die der ver- ! schuldete Grundbesitz beschränkt ist. Dazu kommen noch die « schweren Steuerlasten, die Arbeitslosigkeit und eine un­gesunde Zusammenballung der Verwaltung in Kopenhagen, i So steht die gesamte Landwirtschaft Nordschleswigs unmittelbar vor ihrem Zuammenbvuch.

Woher? Die erste Ursache liegt in der zollpoliti- i scheu Abschnürung dieses Landesteils von I seinem natürlichen deutschen Absatzgebiet.

^ Und daran trägt, wie an so vielem Elend in Europa, nie­mand anders als das Versailler Schanddiktat die Schuld.

Bekanntlich hat Versailles bestimmt, daß die Grenze zwischen Deutschland und Dänemark gemäß den Wünschen der Bevölkerung festgesetzt werde. Die Entente richtete nun zwei Abstimmungszonen ein, von denen die so­genannte erste Zone bereits am 10. Februar 1920 ab- ! stimmen muhte. Infolge der unglaublichen Vorschrift, daß dieses Gebieten bloc" zu entscheiden habe, fiel es geschlossen ohne Rücksicht auf deutsche Mehrheiten in den Städten und einzelnen Landesteilen Dänemark zu. Dadurch schieden 40 000 Deutsche aus dem deutschen Staatsgebiet, mit dem sie geographisch, wirtschaftlich und kulturell innig verwachsen waren. Ein Glück war nur, daß in der zweiten Zone mit Flensburg an der Spitze bei der Abstimmung am 14. März 1920 80 v. H. der abgegebenen Stimmen sich für Deutschland entschieden hatten.

Immerhin es war wieder deutsches Land und Volk, j das derSieger" gegen alles Recht, namentlich im schrei- , enden Widerspruch zu dem von ihm selbst so laut angekün­digtenSelbstbestimmungsrecht der Völker" demBesiegten" entriß. Die Deutschen haben inzwischen in diesen acht Jahren schwere Zurücksetzungen über sich er­gehen lasten müssen. Wir erinnern nur daran, daß das dänische Unterrichtsministerium die im Februar 1927 oor- gebrachten deutschen Schulforderungen glatt ab­gelehnt hat, mit der Begründung, die 40 000 Deutschen seien überhaupt keinenationale Minderheit", weil sie sich in Rasse und Religion von der Mehrheit nicht unterscheiden. Also genau das Gegenteil von dem, was die deutsche Ne­gierung den 6000 Dänen in Südschleswig vorbehaltlos zu­gebilligt hat.

Doch heute handelt es sich nicht um kulturelle Fragen der Deutschen in Nordschleswig, sondern um ihre und ihrer dänischen Mitbürger wirtschaftliche Not, die von der Erde zum Himmel schreit. Die Bedauernswerten fordern von der Regierung i» Kopenhagen eine großzügige und ! gründliche Abhilfe. Sie betrifft vor allem die sofortige . Einstellung der Zwangsversteigerungen und Zahlungen, bis s durch einen Vergleich der nordschleswigschen Schuldner mit j den Gläubigern im Reich und in Dänemark ein Vergleich zustande gekommen ist. Denndie Kronendarlehen waren der Todesstoß der nordschleswigschen Wirtschaft". Hs.

Sie Fahrt -er Szeanslieger

Die Berichte über den Abflug der Ozeanflieger von der Greenly-Jnsel nach dem amerikanischen Festland, ihre ? weiteren Absichten und über sonstige damit zusammen- > hängende Ereignisse sind so verworren, unklar, wider­sprechend oder ganz falsch, daß es unmöglich ist, einen einigermaßen zuverlässigen Bericht zu geben. Sicher ist,

! daß die Ozeanflieger mit dem von Batchen (Detriot) i gesteuerten Ford-Flugzeug nach der kanadischen Küste ab­geflogen und auf dem Flugplatz St. Agnes am Donners- j rag, den 26. April, nachmittags 3.45 oder 3.52 Uhr ameri- ! konischer Zeit (etwa 9 Uhr abends mitteleuropäischer Zeit) gelandet sind. Sie wollen an der Beerdigung des rstiegers Bennett aus Detroit teilnehmen, dessen Leich- , "am von Quebec nach Washington verbracht worden ist, W dem treuen Kameraden die letzte Ehr? M erweisest,

iagesspiegel

In einer Beratung des Reichskabinetts am Freitag be­richtete Dr. Skresemann über die Rote üelloggs gegen den Krieg.

Dr. Skresemann gab am Donnerstag abend ein Essen zu Ehren des afghanischen Königspaares.

Das englische Unterhaus hak der Regierung mit 194 ge­gen 94 Stimmen das Vertrauen ausgesprochen.

Die Beisetzung Bennekts soll am Freitäg nachmittag 3 Uhr auf dem Friedhof Arlington mit militärischen Ehren statt­finden. Dis drei Ozeanflieger beabsichtigen am Grab eine deutsche, amerikanische, irische und die Flaggen des Nord­deutschen Lloyds und der Hamburg-Amerika-Linie (Hapag) niederlegen. Es ist aber noch unsicher, ob die Flieger recht­zeitig in Washington eintreffen können. Sie flogen am Freitag früh 7 Uhr von St. Agnes ab. Die Flugzeit von Lake St. Agnes nach Washington beträgt 9 Stunden, es soll aber auf dem Neuyorker Flugplatz Mitchellfield eine kurze Zwischenlandung vorgesehen sein.

Anderen Meldungen zufolge soll das Schwesterflugzeug derBremen" Junkers I 13, in Montreal (Kanada) die Ozeanflieger an Bord nehmen und nach Neuyork oder Washington bringen.

*

Im amerikanischen Senat brachte Senator Need und im Abgeordnetenhaus Abgeordneter James den Antrag ein, Präsident Coolidge solle ermächtigt werden, den Fliegern Köhl, Hünefeld und Fitzmaurice das Fliegerkreuz zu verleihen.

Der LloyddnmpferDresden', mit dem Frau Köhl und Frau Fitzmaurice reisen, wird am Sonntag in Neuyork erwartet. Beide Damen haben durch Funktele­gramm der Frau Bennett ihr Beileid zum Tod des Fliegers ausgedrückt.

Die Ozeanflieger in Newyork gelandet.

Lurtisfield, 27. April. DieBremen"-Flieger sind hier 1.48 Uhr amerikanischer Zeit (etwa 8 Uhr M.E.Z.) gelandet. Die Landung der Flieger auf dem Flugplatz Curtisfield kam gänzlich unerwartet. Es waren deshalb zur Begrüßung nur wenige Personen anwesend.

Neueste NachrWen

Das Rokprogramm im Reichsrak

Berlin, 27. April. Der Reichsrat hat endgültig die Richtlinien zur Förderung des Absatzes landwirtschaftlicher Erzeugnisse nach den Beschlüssen des Reichstagsausschusses genehmigt. Danach sollen die vorgesehenen 30 Millionen unverkürzt bleiben, dagegen weitere 5 Millionen aus Reichs­mitteln für außerordentliche Unwetterschäden der Landwirt­schaft bereitgestellt werden.

Auflösung des Wikingbundes durch Ehrhardt

Berlin, 27. April. Kapitän Ehrhardt hat, wie er einer Berliner Korrespondenz mitteilt, den Wikingbund im ganzen Reich aufgelöst. Die maßgeblichen Gründe des Kapitäns Chr- hard sind seine Erkenntnis, daß die Wehrbundbewegung keine machtpolitische Zukunft hat. Kapitän Ehrhardt beab­sichtigt, sich zunächst rein politisch zu betätigen. Der Wiking­bund war bis heute in Bayern, Württemberg, Baden, Thüringen, Oldenburg, Mecklenburg, Hamburg, Bremen und Lübeck nicht verboten.

Das Urteil im Hamburger Aufruhrprozeß

Hamburg. 27. April. In dem Hamburger Aufruhrprozeß, der sich mit den blutigen Unruhen vom August 1927 beschäf­tigte, bei denen der Pvlizeibeamte Godbersen ermordet wurde, wurde heute vormittag das Urteil gefällt. Gegen sieben Angeklagte wurden auf Zuchtshausstrafe von 2)4 bis 4)4 Jahren erkannt. Gegen 10 weitere Angeklagte wurden Gefängnisstrafen von 618 Monaten verhängt. Das Ver­fahren gegen einen der Angeklagten wurde von dem Prozeß abgetrennt. Zwei Angeklagte sind sreigesprochen worden.

Das Haager Urteil im oberschlesischen Schulskreit

Haag. 27. April. Der Ständige internationale Gerichts­hof hat heute in einem umfangreichen Urteil seine Entschei­dung im oberschlesischen Schulstreit gefällt. In der juristi­schen Konstruktion weicht der Gerichtshof in einigen Punkten insofern von dem deutschen Klageantrag ab, als er die Erklärung der Erziehungsberechtigten gemäß Artikel 131 der Genfer Konvention als Erklärung über die sprachliche Zugehörigkeit des Kindes auffaßt. In der praktisch wichtigen Frage, die zur Ent­stehung des Prozesses Anlaß gab, bestätigte der Gerichtshof aber in vollem Umfang die erstinstanzliche Entscheidung des Präsidenten Calonder. Weder dürfen Erklärungen über die Zugehörigkeit zur Minderheit nachgeprüft werden^ noch

dürfen für die zu den deutschen «Schuten angemeioeken Kinder irgendwie und von irgendwelchen Behörden Sprach- prüfungen vorgenommen werden. Damit wird die pol­nische Behauptung, daß sogenannte falsche Erklärungen über die Sprache eines Kindes von den Behörden wegen Rechtsmißbrauchs" nicht anerkannt werden müssen, zu­rückgewiesen. Die Vertragswidrigkeit der von den pol­nischen Behörden in den Jahren 1926 bis 1927 durchgeführ­ten allgemeinen Vernehmungen über die Sprache der Kinder und der Erziehungsberechtigten wird festgestellt. Auch werden sich nach diesem Urteil die zeitweilig vom Völker­bundrat angeordneten S p r a ch p r ü f u n g e n der für die deutschen Minderheitsschulen angemeldeten Kinder nicht wiederholen.

Bela Kuhn in Wien verhaftet

Wien, 27. April. Die Polizei hat in Erfahrung g.'bracht, daß der kommunistische Führer während der Schreckens­herrschaft in Ungarn, Bela Kuhn, in besonderem Auftrag aus Moskau in Wien eingetroffen sei und unter einer harm­losen Firma ein kommunistisches Büro eingerichtet habe, wo Zusammenkünfte seiner Gesinungsgenossen stattfinden. Kuhn wurde verhaftet und er wird wegen Geheimbündelei, verbotener Rückkehr usw. vor den Strafrichter gestellt. Gegen seine Mitschuldigen und Helfershelfer ist die Unter­suchung im Gang.

Baikanblock unter italienischer Führung?

Budapest, 27. April. Der Führer der italienischen Ab­ordnung, Senator Cippico, gab einem Aussrager des BlattsMagyarorszag" eine aufsehenerregende Erklärung ab, die geeignet erscheint, die Gerüchte über die Schaffung eines Balkanblocks unter Führung Italiens zu bestätigen.. Senator Cippico sagte: Ungarn möge sich zunächst in Ge­duld fassen. Es bestehe für Ungarn nur eine Möglichkeit, und das sei die Schaffung einer zweckmäßigen Verstän­dig u n g auf der Grundlage eines ideellen oder materiellen Kompromisses mit einem seiner Nachbarstaaten, der gleichfalls von Rom aus seine Zivilisation erhalten habe. Diese Verständigung müssen beide Völker wünschen. Italien, das nicht anderes anstrebe, als die Festigung des Friedens auf der Grundlage der römischen Wahrheit, würde ^ es mit Freude begrüßen, wenn Ungarn der bedeutsamste Faktor ü w Geschichte des zivilisierten Europas von morgen würde. Der italienische Senator meint unter dem Nach­barstaat, mit dem sich Ungarn verständigen müsse, zweifel­los Rumänien, also gerade jenen Staat, von dem Ungarn die schärfsten Gegensätze trennen. Wenn Mussolini eine erträgliche Lage für weitergehende Verständigungs­verhandlungen zwischen Ungarn und Rumänien schassen wollte, dann mühte er in erster Linie den brennenden Optanten st reit unter Freiheit für ungarische Min­derheiten in Siebenbürgen einer gedeihlichen Lösung zu­führen.

Das Vorrücken der Südchinesen

London, 27. April. Die Einnahme von Tsinanfu, der Hauptstadt von Schankung, durch die Truppen Fengju- siangs ist nach dein Berichterstatter der «Times"' in Schanghai dadurch möglich gewesen, daß Tschiangkai- schek nur sehr langsam an der Tienksin-Pukau-Bahn nach Norden vorrückte. Dies ermöglichte Feng, mit seiner mohammedanischen Reiterei, die er im Nordwesten in aller Stille zu einer sehr leistungsfähigen Truppe ausgebildek hat, vorzusioßen und die Hauptstadt einzunehmen. Gleichzeitig hat einer seiner Generale, Sunliangtschung, die Stadt Taianfu eingenommen. Der Befehlshaber der Provinz Schankung, General Tschangtschunglschang, soll nach Tsingkau geflüchtet sein. Den Nationalisten in Schan­kung soll nach dem Sieg Tschiangs nunmehr nichts weiter übrig bleiben, als die Nachhut Tschangs zu decken- Dieser aber könne jetzt entweder einen Pufferstaat zwischen Schan- tung und Nanking bilden oder von beiden Parteien Zuge­ständnisse erpressen, oder er könne versuchen, Peking zu er­obern und sich als Diktator an die Stelle Tschangtsolins zu setzen.

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Letzte Sitzung

Stuttgart, 27. April.

Der Landtag nahm in seiner heutigen Sitzung zunächst in allen drei Lesungen den Gesetzentwurf über Umschul­dungshilfe für die Landwirtschaft an und setzte dann die Beratung des Staatshaushaltplans für 1928 nebst Nach­trag fort in Verbindung mit der kommunistischen Anfrage über das Verbot des Roten Frontkämpferbunds.

Abg. Ulrich (Soz.) übte an der Regierung scharfe Kritik. Ebenso Abg. Schneck (Komm.), der aber auch mit nicht geringerer Schärfe die Sozialdemokratie angrisf. Beide Redner erklärten, das Verbot des Roten Frontkämpfer« bunds sei unberechtigt.