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63. Jahrgang
Samstag den 7. April 1928
Fernruf 178
Nummer82
Fernruf 17S
Osternl
Nun ergeht wieder der wunderbare Klang an die Menschheit, den wir Ostern nennen. Wie mit einem heiligen Dennoch ertönen Helle Lebensstimmen. Wir wissen heute mehr denn je von harten Gebundenheiten. Ueber Volk und Vaterland liegt ein schwerer Druck. Eine unheimliche Welt' anschauungsnot lähmt, verwirrt, verdüstert Millionen Köpfe und Seelen. Alte Ideale sind zusammengebrochen. Man hatte Sturm gegen das angeblich samt und sonders Veraltete geblasen, aber neue packende, leuchtende Hochziele konnte man nicht geben. Wie entsetzlich gedanken- und ideenarm ist doch im Grunde diese sogenannte neue Zeit! Wer gewohnt ist, die Dinge um sich etwas eingehender zu betrachten, der könnte manchmal fast verzweifeln an einem wirklichen Aufsteigen und Besserwerden. Ueberall Beengung, Belastung... Dennoch! Es ist Ostern — und das soll ein Fonforenruf für die müde, gedrückte Seele sein. Wie singt doch der Chor der Engel in Goethes Faust? „Christ ist erstanden aus der Verwesung Schoß. Reißet von Banden freudig euch los!"
Wir wollen auch das christliche Ostern betonen. Da waltet ein Glaube, der die Macht des Lebens in einem besonders tiefen Sinn kennt und will. Es ist ein fröhlicher, seliger Hoffnungsglaube, der in dem Hohen und Schlichten verankert ist, den wir den Heiland und Erlöser nennen. Christlicher'Osterglaube hat missionierende Kraft gehabt. Er ließ in -er jungen Christenheit so manchen ein freudig, tapferes Märtyrertum auf sich nehmen, und er gab den Gemeinden den eigentlichen Lebensschwung. Und über die Jahrhunderte hinweg, inmitien aller Zeitenstürme und Weltanschaunngs- nöte, ,hat die christlickie Osterbotscbaft ihren Segensklang be> kündet. Deutsches Fühlen und Denken hat sie immer gern mit dem erwachenden Leben in der Natur in harmonischen Zusammenhang gebracht. „Ostern, Ostern, Frühlingswehen, Ostern, Ostern, Auferstehen aus der dunklen Grabesnacht!" So sang es ein Max von Schenkendorf. Und ein feinsinniger geistlicher Poet wie Spitta nahm den uralten österlichen Sonnenqedanken auf und verklärte ikm mit christlicher Glaubenskraft: „Wandle leuchtender und schöner. Ostersonne, der- neu Lauf, denn dein Herr und mein Versöhner stieg aus seinem Grabe auf!" Es ist so begreiflich, wenn sich die Menschenseele dem sonnigen Aufblühen in Wold und Flur un-8 Garten frohbewegt entgegenstreckt. Einmal innerlich im Freien auch wonnig frei aufatmen — wie schön ist's doch, nicht zuletzt für den Großstadtmenschen und eben sonderlich zur lieben Osterzeit! Aber jenes Cigenrecht des christlichen Osterglaubens möge uns darüber nicht in bloße, romantische Stimmung zerflaitern! Deutschtum und Christentum haben sich gerade in den besten und tüchiiasten Persönlichkeiten immer trefflich verstanden, und ein Christentum der Kraft, der Hoffnung und der glaubensfreudigen Lieve ist doch nur denkbar mit einem Ostern, wie es dos alte, ewig junge Evangelium verkündet. Mag es wieder und wieder in ungezählten Mensckienh-erzen ein solches Ostern werden! Wir brauchen diesen Osterssgen, und wir dürfen ihn dennoch und dennoch haben. Freue, freue dich, o Christenheit!...
Tagerspiegel
Mir sind ein armes Volk geworden und haben nicht mehr das Recht, so üppig dohinzuleben wie 1914, und die Mahnung zur Sparsamkeit ist berechtigt. Jede Anstrengung, den deutschen Fleiß zu erhöhen, die Arbeitsleistungen hinaufzuschrauben, ist am Platz. Rationalisierungsmethoden sind erprobenswert und können uns vorwärtshelfen. Entscheidend aber sind sie nicht. Es geht vielmehr darum, die Arbeit wieder in den Gedankenmitielpunkt der deutschest Menschheit zu stellen, sie mit solchem inneren Glanz zu erfüllen, daß alle Schassenden wieder Befriedigung in ihr empfinden. Jene Befriedigung, die beispielsweise den mit der Kunst verwandten Handwerksmeister des Mittelalters erfüllte. Arbeit soll immer einen Segen bedeuten, eine freudig ergriffene Gelegenheit, letzte und schönste Pflicht zu erfüllen. Nicht nur dazu dient sie, uns und die Unseren not des Leibes Nahrung und Notdurft zu versorgen, nein, sie führt uns zu seelischer Vervollkommnung. In den Jahrzehnten des Manchestertums und des kahlen Industrialismus haben große Teile der Notion diese Beseeltheit und seelische Macht der Arbeit vergessen. Durch Karl Marx ist sie zur bloßen Ware erklärt worden; der Arbeiter verkaufte, der Arbeitgeber kaufte sie. Daß hinter der Maschine Menschen von Fleisch und Blut und Herz standen, vergaß man.
Von sozialen Schriftstellern ist hierfür mit Vorliebe die Maschine an sich verantwortlich gemacht worden. Sie habe nach und nach den wichtigsten Raum im Betrieb eingenommen, Arm und Verstand des Arbeiters immer entbehrlicher gemacht und so notwendig Herzensregungen erdrosselt, die früher Arbeitsfreude zu wecken imstande waren. Aber sobald die Maschine zu höherer technischer Entwicklung gelangt ist, quält und tyrannisiert sie den Arbeiter nicht mehr, sondern hilft ihm vorwärts. Und just der intelligente Werkmann wird in ihrem feierlich-wuchtigen Gang, in ihrer Lst. sinnvollen Schönheit und Gewalt reichen Ersatz fijr die
Die preußische Regierung Halle dem früheren Polizei- präsidenken von Berlin, v. Iagow, der am Kapp-Puksch be- teiligt war, die Pensionsrechke enkzogen. Auf die gerichtliche Klage v. Jagorvs hak aber das Reichsgericht entschieden, daß der preußische Staat schuldig sei. die Pension zu zahlen und die bisher vorenlhalkenen Beträge nachzuzahlen. Am sich nun dem Urteil zu entziehen, hak die preußische Regierung nachträglich ein Disziplinarverfahren gegen Iagow einge- leitek. Der Prozeß gehl also weiter.
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Rach seinen Besprechungen mit Poincarö in Paris ist der Dawesagent Parker Gilbert in Rom eingelroffen, wo er mit dem Finanzminister Grafen Volki über Enlschädigungs- fragen sich besprechen wird.
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Die englische Regierung hat dem britischen Oberkommissar ln Aegypten Anweisungen für die Antwort auf die ägyptische Unabhängigkeitsnoke gegeben.
L-timmungsmomente finden, die in untergegangenen Zeiten Schaffenslust fördernd, Arbeitsfreudigkeit erhöhend wirkten.
Vielerseits bemüht man sich heute, künstliche, zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer bestehende Trennungen aus dem Weg zu räumen. Ob die werkschaftsfriedlichen Bestrebungen von Erfolg begleitet sein werden, steht dahin; seelische Gleichgewichtszustände hängen ja doch auch von materieller Befriedigung ab, und ehe die Lohnkämpfe mit ihrem Gefolge von Streiks und Aussperrungen nicht völlig durch paritätisch besetzte Schiedsgerichte ausgeschaltet sind, wird es immer wieder Stoff zu neuer Aufreizung geben. Jedenfolls darf den großen Unternehmungen die Anerkennung nicht verweigert werden, daß sie auf mannigfache Weise an ihre Arbeiter heranzugelangen, ein persönliches Verhältnis mit ihnen herzustellen trachten durch Förderung des Sports, Gewinnbeteiligung, kluge und würdige Behandlung der Arbeiter usw. Auch die Aktiengesellschaft ist nicht immer notwendig kalt und verständnislos. Gelingt es darüber hinaus noch, den Aufenthalt in den Fabriken selbst freundlicher zu gestalten, überall hin eine gewisse Anmut und Bequemlichkeit, zum mindesten aber reichliches Licht zu bringen, dann wird sich leichter als bisher Arbeitsglück auch in den Riesenhallen einstellen. Mit ihr die freiwillige Manneszucht und die frohe Unterordnung, die den Arbeitsprozeß wesentlich erleichtert, verbessert und damit wohlfeiler macht. Erhöhte und wohlfeile Produktion, die aus erhöhter Arbeitsfreudigkeit erwächst, vermehrt die Einnahmen des Unternehmens wie der Arbeiterschaft. Schon dadurch wird hüben und drüben das Leben angenehmer, die Herzen aufgeschlossener.
Oft machen Schicksal und zwangsläufige Entwicklung gut, was Menschen böse zu machen gedachten. Von Deutschland wird Ungeheures gefordert, unsere Existenz hängt vielleicht sehr bald von einer Arbeitsleistung ab, so groß, wie sie noch keinem Geschlecht vor uns zugemutet worden ist. Nur äußerste Anspannung aller Kräfte vermag es zu schaffen, nur neue Gedanken und neue Wege können zum Ziel führen. Wir bedürfen der beseelten Arbeitsgemeinschaft, des Arbeitsfriedens und der Arbeitsfreude, um über den Berg zu kommen, Volk und Vaterland aus äußerster Gefahr zu retten; nach den herrlichen Mühen aber, die zum Erfolg führten, wird uns dann die neuerstriitene deutsche Arbeits- freudigkeit bleiben.
Neueste Nachrichten
Die Rheinlandkommission verbietet vorläufig die Eingemeindung von Höchst
Berlin, 6. April. Die völkerbündliche Rheinlandkommission hat da-; preußische Eingemeindungsgesetz vom 29. März d. I., soweit die Eingemeindung von Höchst nach Frankfurt a. M. in Frage kommt, vorläufig für un, wirksam erklärt, da Höchst in das Besetzungsgebiet fällt. Der deutsche Botschafter in Paris und der deutsche Vertreter in der Rheinlandkommission in Koblenz sind beauftragt worden, gegen die Verfügung („Ordonnanz") vorstellig zu werden
Deuksch-dänischer Friedenskag
kiel, 6. April. Ein deutsch-dänischer Friedenstag wurde durch einen Äegrüßungsabend im neuen Rathauskeller eingeleitet, zu dem etwa 100 Personen, darunter 30 Dänen, erschienen waren.
Bayerische Kampfansage an Stresemann.
München, 6. April. Die Bayerische Volkspartei läßt bereits heute durch ihre Korrespondenz gegen die bayerische Kandidatur Stresemanns Stellung nehmen. Stresemann müsse in Kauf nehmen, so schreibt sie, daß er im Wahlkampf auf bayerischem Boden auf der Seite derer gesehen werde, die die bundesstaatlichen Lebensgrundsätze des Deutschen Reich? verneinen, indem sie einen Einheitsstaat haben ryoh
len. Dr. Stresemann müsse es ferner in Kauf nehmen, daß der Name des Außenministers in die zu erwartenden leidenschaftlichen Auseinandersetzungen über die kulturellen Probleme hereingezogen werde. Ein starkes Stück sei es, die Kandidatur Stresemanns als eins Angelegenheit „der reichstreuen Wählerschaft Bayerns" hinzustellen.
Die Rückreise des Königs von Afghanistan
London. 6. April. Der König und die Königin von Afghanistan haben gestern London verlassen. Sie begeben sich zunächst nach Paris und dann nach Berlin, wo der König, der an einer Mandelentzündung leidet, einen Spezialarzt zu Rat ziehen will. Von da wird die Reise über Warschau und Riga nach Rußland und schließlich über Angora nach Teheran führen.
Schiedsverkragskonferenz der latein-amerikanischen Staaten
Washington, 6. April. Das Abgeordnetenhaus nahm eine Entschließung an, in der der Präsident ersucht wird, in diesem oder im nächsten Jahre eine Schiedsvertragskonfe- renz der latein-amerikanischen Staaten nach Washington einzuberufen.
Militärische Vorbereitungen an der indisch-afghanischen Grenze?
Moskau, 6. April. Moskauer Blätter bringen in ausfallender Form Berichte über angebliche militärische Rüstungen der Engländer an der indisch-afghanischen Grenze. Aus Delhi und Lahors seien 60 000 Rekruten an die Grenze geschoben worden, auch viele Flugzeuge seien aufgestellt. In Wasiristan werden neue Forts und Kraftwagenstraßen gebaut. Das Vorgehen gegen die „aufständischen" Stämme der Wasiren und Massuden geschehe unter dem Vorwand, man wolle diese Stämme zur Ruhe bringen.
Es ist schwer zu entscheiden, wieweit diese Meldung Stimmungsmache für den Wrfang Mai in Moskau erwarteten Besuch Aman Ullahsnst. Für Aman Ullah wird im Palais des früheren größten russischen Textilindustriellen, Morosem, die Wohnung eingerichtet.
Württemberg
Stuttgart, 7. Slprit.
70. Geburtstag. Prof. Karl Widmann, Inhaber der bekannten Lehr- und Erziehungsanstalt Rauscher, feiert am 9. April den 70. Geburtstag und wird dann in den Ruhestand treten.
ep. Pfarrer Fischer 75 Jahre alt. Der Gründer und Leiter des Herrenberger Verbands für evangelische Krankenschwestern, Pfarrer Fischer, feiert am 7. April in voller geistiger und körperlicher Rüstigkeit seinen 73. Geburtstag. Das Werk, das unter vielen Schwierigkeiten im Jahr 1913 begann, hat sich in ungeahnter Weise entwickelt und einen gedeihlichen Fortgang genommen.
Trauerseier. 3m Lindenmuseum veranstaltete der Würkt. Verein für Handelsgeographie eine Gedächtnisfeier für seinen Vorsitzenden Dr. Wilhelm Herzog von Ara ch. Anwesend waren auch die beiden ältesten Söhne des Verstorbenen. Kommerzienrat Generalkonsul Dr. Wanner würdigte die Verdienste des Verstorbenen um die Wissenschaft, insbesondere um den Verein.
Die Zahreskagung des Evang. Pfarrvereins findet am 11. April im „Herzog Christoph" in Stuttgart statt.
Jahresversammlung der Pensionäre. Der Würit. Landesverein staatlicher Ruhestandsbeamten hält seine Jahresversammlung am 21. April im Gesellschaftszimmer des Hauptbahnhofs in Stuttgart. Vorsitzender ist derzeit Oberpostdirektor a. D. Capeller in Stuttgart.
Jahresbericht des Gewerbe- und handelsaufsichksamts.
Der vom Württ. Gewerbe- und Handelsaufsichtsamt herausgegebene Jahresbericht liegt jetzt im Druck vor. Nach dem Bericht wurden von 19 308 Betrieben mit 1—4 Arbeitnehmern im Jahr 1927 7937 gl. 40,7 Prozent gegen 50,8 Proz. im Vorjahr revidiert. Von 8966 Betrieben mit 5—49 Arbeitnehmern werden 3855 gl. 43 Prozent (49 Proz.) und von 1711 Betrieben mit 50 und mehr Arbeitnehmern 1201 gl. 70,2 Proz. (72,8 Proz.), zusammen von 30 185 Betrieben 12 993 gl. 43 Proz. (51,5 Proz.) revidiert. Die meiste Arbeit verursachte die Durchführung des Arbeitszeitnotgejetzes.
Besuch der Deutschmeister-Kapelle. Die Wiener Deutschmeisterkapelle, die gefeiertste Regimentsmusik des alten Oesterreich, trifft unter Führung ihres letzten aktiven Dirigenten, Wilhelm Wacek, am 16. ds. Mts. zu einem einmaligen Festkonzert in der Stadthalle Stuttgart ein. Die Kapelle ist begleitet von einer Tanzgruppe des Wiener Staatsopernballetts, die wienerische Tanzstücke vorsühren wird. Der Reinertrag der Konzertreise fällt dem Witwen- und Waisenfonds des ehemaligen K. und K. Deutschmeister- regiments zu.
Eine Lohompkjve entgleist. Die Reichsbahndsteklion VtuA-