S'
Enztslbots MW'"
D: Amtsblattunö Anzeigen für WilSbsö
U ^ unS Sas^obeve En 4 fst
Epcheint täglich, ausgcn.Sonn- ».Feiertags. Bezugspreis monatlich 1.10 RM. frei ins Haus geliefert; ourch die Post bezogen IM innerdeutschen Verkehr monatlich 1.76 RM. — Einzelnummern 10 Pfg Girokonto Nr. 56 bei der Sberamtssparkasse Neuenbürg Zweigstelle Wildbad. — Bankkonto: Enztalbank Hiiberle L Lo., Wildbad. Pforzheimer Gewerbobank Fil. Wildbad. — Postscheckkonto 2917t.
Druck, Brrlas «ad Tchrlstleituug: Theodor Gack, Wildbad, Wilhelmstratz« 86. Telephon 17».
Anzeigenpreis: Die einspaltige Petitzeile oder deren Raum im Bezirk Grundpreis 15 Psg., außerhalb 20 Pfg. — Rcklamezeile 50 Pfg. Rabatt nach Tarif. Für Offerten und bei Auskunfterteilung werdep jeweils 10 Pfg. mehr berechnet. — Schluß der Anzeigennahme täglich 9 Uhr vormittags. — In Äonrursfällen oder wenn gerichtliche Beitreibung notwendig wird, fällt jede Nachlaßgewährung weg.
Wohnung! Bismarckftratzr 88
Nummer^ 81 Frrnru? 17S
Für uns!
Zum Karfreitag
Es sind die Zeiten der Not, in denen einem Volk sein« Helden erstehen; dann, wenn die Brandfackel des Krieges durch die Lande loht und die stolzen Schöpfungen der Menschenhand in Trümmer sinken. Durch tausend Gefahren stürmen sie voran. Aber, wenn der Leib in Staub zerfallen, lebt der große Name noch. Ueber ihren Gräbern wölben sich Ruhmeshallen und des Sängers Lied schenkt ihnen Unsterblichkeit. So haben sie ihren Lohn empfangen. Doch wer lohnt die Helden stillen Duldens und Leidens, jene Tausende, die schwerer tragen als die großen Kämpfer der Geschichte? Von ihnen schweigt der Mund des Dichters, weil keine leuchtende Spur von ihren Taten kündet. Gewiß, viel schweres Leid zeigt sich dem, der sehen will, Not und Siechtum, Krankheit und qualvolles Sterben. Verborgen aber bleibt das tiefste Leid, das Seelenleid, weil es sich verbirgt, hie und da selbst hinter glänzenden Hüllen. Aber in seltenen Augenblicken fallen doch die Schleier und mit Schrecken werden wir der Bürden gewahr, die auf Schulter und Seele lasten. Von jeher hat es die Weisen der Menschheit an das Herz gegriffen, wenn sie sehen mußten, wie die Tyrannei des Leids unbarmherzig ihre Geißel über die Menschheit schwingt. Schmerzlich klagten sie: „Es gibt keine Befreiung, verzweifle Menschenkind und stirb". Anders predigten die Verneinung des Lebenstriebs als einzige Rettung und- wieder andere die dumpfe Ergebung oder das Vergessen in Rausch und Taumel, als ob Morphium ein Heilmittel sei und nicht zerstörendes Gift. Auch wir sinnen der Erlösung, nach. Da tritt in unsere stille Grüblerstunde die hehre Gestalt mit der 'Last des Kreuzes auf seinen Schultern. Mit großen Augen schaut er uns an, als läse er alle Klagen und Anklagen auf dem Grund unserer See- len und sähe alle Falten der Verbitterung auf unserer Stirn. Und dann kommt es von seinen Lippen: „Kommet, nehmet euer Kreuz auf euch und folget mir nach." Sind das nicht Worte wie das Streichelst lieber Hände über unser wehes Haupt oder wie leises Glockentönen am Vorabend eines Frühlingsfestes? Der Göttliche, der unter dem Kreuze litt, hat uns eine Welt alles Großen und Guten gebracht, eine ewige Welt. Er bat es getan, indem er das Marterholz für uns trug. Es kommt darauf an, diesen beiden Wörtchen ihr Geheimnis abzulauschen. Er trug das Kreuz füruns. Er kannte den Zusammenhang aller einzelnen des Menschengeschlechts; der ganzen Menschheit Jammer faßte ihn an, und er erfuhr in sich und an sich die grausige Logik der Trennung von Gott und der Auflehnung wider Gottes Ordnung. Die Tragödie der Gottesentfremdung durchlebte und durchlitt er stellvertretend für alle und jeden. Indem er das Kreuz auf sich nahm, nahm er es seinen Brüdern in allen Zeiten und Breiten ab. Welch ein tiefer Gedanke, der in dieser Tatsache des stellvertretenden Leidens sich ausspricht! Sie bedeutet für alle Zeiten das Heil der Menschheit.
Aber das „für uns" hat noch einen anderen Sinn. Von der leidenden Menschheit erbebt sich der hilfesuchende Gedanke zu Gott. Das unendliche Maß der Liebe Gottes wollte der Kreuzesmann, eins mit seinem Gott, der liebeheischenden Menschheit bringen. Darum hat er für uns, d. h. „uns zu Gute" unter dem Kreuz und am Kreuz gelitten. Kraft und Vergebung sollten wir in der Gewißheit eines liebevollen und gnadenreichen Gottes gewinnen. Und wieder sind es Ungezählte, die diesen Gedanken segnen und frommen und freien Gemüts sich im Leben und Sterben an ibn halten. Nicht nur als Stellvertreter, sondern als Bürge Gottes gilt ihnen die Person des Gekreuzigten.
Aber noch eines. Für uns trug Jesus das Kreuz, indem er es mit starkem Vertrauen auf den helfenden Gott faßte und auf sich nahm. Damit hat er es überwunden; aus einer Bürde machte er es nun Zeichen des Triumphes. Christus trug das Kreuz für uns, d. h. er nahm ihm seinen Fluch und wandelte ihn in Segen; er trug es uns zur Nachfolge. Ist dieser Gedanke nicht eine Notwendigkeit für das Geschlecht von heute? Wir können dem Leiden in der Welt kein Ende sehen, zu engmaschig umspannt es die Menschheit und zu tief durchdringt es sie infolae uralter und immer sich erneuernder Schuld, aber wir können es unschädlich machen. Nur nicht das Leiden leiden, sonst unterliegt man ibm, sondern es entschlossen auf sich nehmen und so überwinden. Zupacken, wie bös- artig es auch scheint, und mit ibm ringen bis es unter starken Händen seine drohende Gewalt verliert. Wer sich vom Leid verbittern läßt, der stirbt — nicht am Leid, sondern an seiner seelischen Bitternis. Wer es trägt, Jesus nach, ohne herb zu werden und ahne mit Gott und Schicksal und Menschen zu hadern, der reift in den Weden des Leids zur Geburt eines höheren Menschentums. Wer im Leiden nur eine Lebenshemmung sieht, verkümmert Im Schatten dieses Titanen, wer aber mit gläubiger und sittlicher Kraft es anzuvacken waat, wird das Wunder seiner überlegenen Macht über alles Schicksalhafte erleben.
Als Jesus einst das Wort sprach: Nehmet das Kreuz
puf euch und folget mir nach, da Vier er die Seinerb njcht
Donnerstag den 3. April 1S28
Fernruf 17S
63. Jahrgang
lagesspiegel
Die englischen Zeitungen bemerken zu dem französischen Versuchsballon über die Abänderung des Dawesplans. der Vorschlag sei mindestens verfrüht. England könne im Hinblick auf die ablehnende Haltung Amerikas nicht zustimmen, daß die französischen Kriegs, und Vachkriegsschulden an Amerika und England aus den deutschen Dawesleistungen bezahlt werden sollen. *
Die Sowjekregierung erklärt die Meldung von einem Anschlag auf Trohki für eine reine Erfindung.
beteiligt werden die Spitzenorganisationekk der Landwirtschaft. die Zentralstellen der genossenschaftlichen Viehverwertung an den großen Schlachtviehmärkten, die Schweinezüchter und -Mäster, der Viehhandel, das Fleischergewerbe, die Fleischwarenindustrie und die Verbraucherorganisatio-. nen. Zur Wahrnehmung des öffentlichen Interesses soll ein Reichssparkommissar bei der Gesellschaft bestellt werden. Grundstücke und Fleischwarenfabriken soll die Gesellschaft in der Regel nicht erwerben. Darlehen, für die das Reich eine Garantie übernimmt, sollen möglichst für längere Zeit und zinslos oder zu einem niedrigen Zinssatz gegeben werden; soweit erforderlich und möglich, sind zur Ermäßigung des Zinssatzes die zur Verfügung stehenden Reichsmittel heranzuziehen.
in Trauer und Nacht, sondern in die Freude und in die Freiheit. Er trug es selbst uns zum Seaen, denn das Kreuz tragen können gleich ihm, heißt Erlösung vom Druck des Lebens »nd Befreiung zu einem höheren Sein gewinnen. Und damit sind Sehnsucht und Wunsch der Seele zur Befriedigung gelangt. Das Kreuz ist der Sieg über alles, was Welt beißt. Nur wer sein Kreuz auf sich nimmt, mit klarem Entschluß, kann Anspruch erbeben auf den S'egeskranz eines vollen Menschentums. Durch Kreuz zur Krone!
Sie Vahle« in Argentinien
Sieg Jrigoyens
In Argentinien fand in voriger Woche die Wahl des Staatspräsidenten statt. Die Wahlbeteiligung war außerordentlich stark und betrug durchschnittlich fast 90 v. H., in Buenos Aires 91,33 v. H. Nach den letzten Meldungen hat der alte Führer der Radikalen, Dr. Hipolito Jri- goyen, überall mit bedeutender Mehrheit gesiegt, mit Ausnahme der Provinzen San Juan, Corrientes und Cata- marca.
Jrigoyen ist der Argentinier schlechthin. Seiner nüchternen, ruhigen Denkweise verdankt das Land die segensreiche Neutralität im Weltkrieg. Auf seine Anweisung hin zog sich die argentinische Abordnung 1920 von der Mitarbeit im Völkerbund, dessen wahren Zweck Jrigoyen sehr bald durchschaut hatte, zurück. Auf ihn ist es zurückzuführen, wenn der argentinische Gesandte in Washington, Pueyrredon, auf der letzten allamerikanischen Konferenz in Havanna jedes Entgegenkommen den vordringenden Vereinigten Staaten gegenüber ablehnte.
Jrigoyens einstiger Parteifreund und jetziger Hauptgegner, der gegenwärtige, im Oktober d. I. abtretende Präsident Dr. Marcelo T. d e A l e v a r, ist im Gegensatz zu Jri- goyen Opportunist. Er billigte die schroffe Haltung Pueyrredons in Havanna nicht, stellt sich auch freundlicher zum Völkerbund, was aber, wie die letzte Wahl gezeigt hat, nicht im Sinn der großen Mehrheit in Argentinien ist. Und während Jrigoyen mindestens eine radikale ehrliche Aende- rung des Völkerbunds verlangt hatte, war Alevar geneigt, ein Auge zuzudrücken. Nach der Wahl Jrigoyens muß mqn damit rechnen, daß Argentinien auch in nächster Zeit dem Völkerbund fernbleibt. Er hat den starken Willen zum wirtschaftlichen Aufstieg Argentiniens und ist darin unsichtbar tätig, nur selten zeigt er sich in der Oefsentlichkeit, noch weniger sieht man ihn in der Gesellschaft. In Europa wird man sich der Bedeutung Argentiniens immer mehr bewußt, und Deutschland hat dem Rechnung getragen, indem vor kurzer Zeit die deutsche Gesandtschaft in Buenos Aires zur Botschaft erhoben wurde.
Jrigoyen entstammt einer baskischen Familie. Er ist von einfacher Herkunft und verdankt seine überragende politische Stellung nur sich selbst. Er wurde Führer der Radikalen, die Ende des vorigen Jahrhunderts aus dem Bürgerbund hervorgingen. Seit 1916, wo Jrigoyen zum erstenmal zum Bundespräsidenten gewählt wurde, bildeten sie die Regierung. Die folgende Wahl 1922 gewann Jrigoyen ebenfalls, und zwar für seinen damaligen Freund Alevar. Unter dessen Präsidentschaft spaltete sich aber, aus weitgehenden persönlichen Meinungsverschiedenheiten ! der beiden Führer, die Radikale Partei in Personalisten ldie Anhänger Jrigoyens) und Antipersonalisten (Alevar). Zur letzteren Partei zählen im allgemeinen die intellektuelle Oberschicht, die Vertreter von Industrie, Kapital und Handel; sie entspricht etwa der heutigen Demokratischen Partei in Deutschland, während die Partei Jrigoyens mehr der alten Demokratischen Partei vor 1848 gleicht.
Neueste Nachrichten
Die Reichshilfe für die Landwirtschaft
Berlin, 4. April. Reichsernährungsminister Schiele hat dem 28er-Ausschuß des Reichstags einen Entwurf der Richtlinien unterbreitet, nach dem die Verteilung der für die Landwirtschaft bewilligten 30 Millionen erfolgen soll. Zur Durchführung der Maßnahmen wird eine Gesellschafts mit beschränkter Aaftizyg gebildet. Ag. der Gesellschaft sollen
Aman Allahs zweiter Besuch in Berlin
Berlin, 4. April. König Aman Ullah wird Voraussicht- lich Mitte nächster Woche wieder in Berlin eintreffen und die Entscheidung über verschiedene Angebote deutscher Jn- dustriefirmen treffen, die inzwischen von Sachverständigen und Vertrauensleuten, die der König in Berlin zurückgelassen hatte, geprüft worden sind.
Die Schießübungen im befehlen Gebiet
Koblenz, 4. April. Die Kreisbauernschasten haben den Reichskommissar für die besetzten Gebiete, Freiherrn Lang- werkh von Simmern, gebeten, bei der Besatzungbehörde vorstellig zu werden, daß die Schießübungen, die heute und in den folgenden Tagen im Guelser Bezirk skaktfinden sollen, unterbleiben. Auf den Schritt des Reichskommissars bei den Besatzungsbehörden ist eine endgültige Antwort noch nicht erfolgt. Bis jetzt sind nur die Schießübungen in dieser Woche abgesagt worden.
Verurteilter Spion
würzburg, 4. April. Der 27jährige ledige Kaufmann Johann Schramm von Ludwigshafen, der mit dem französischen Spionagebüro daselbst Verbindungen unterhielt, wurde vom Schöffengericht Würzburg zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Der Staatsanwalt hatte die dreifache Strafe beantragt.
*
Anschlag auf Trohky?
Paris, 4. April. Der «Neuyork Herold" läßt sich melden, ein Armenier habe auf Trohky in der Verbannung einen Anschlag verübt und ihn durch einen Schuß schwer verwundet.
Der Besuch bei den Verhafteten in Rostow
Moskau. 4. April. Der deutsche Legationssekretär Schliep besuchte am 2. April die seit 15. März in Einzelhaft befindlichen Deutschen Otto, Meier und Bad- stieber im Gefängnis einzeln je 10 Minuten und nahm ihre Wünsche entgegen. Die Unterkunft ist leidlich. Die gesundheitlichen und Verpflegungsverhältnisse sollen zufriedenstellend sein. Bei dem 52jährigen Meier zeigten sich infolge der Aufregungen Lähmungserscheinungen am linken Arm. Vor dem 15. März befanden sich die Deutschen in scheußlichen Massenzellen zu 15 Mann. Die Gerichtsverhandlung wird in Moskau stattfinden.
Amerika verhandelt mit China
Washington, 4. April. Staatssekretär Kellogg hat erklärt, die Vereinigten Staaten seien bereit, mit den Regierungen von Nanking und Peking gemeinsam über die Abschaffung der ungerechten, China verletzenden Fremdenverträge zu verhandeln, und neue Verträge auf der Grundlage der Gleichberechtigung abzuschließen. Amerika hat sich über die Vorfälle in Nanking vom vorigen Jahr mit der nationalistischen Regierung (Nanking), die immer mehr zum politischen Mittelpunkt des chinesischen Reichs wird, bereits geeinigt und verlangt, eine Politik der offenen Tür — im Gegensatz zu England, Japan und Frankreich. Die „offene Tür" ist aber unerreichbar, solange die ungleichen Verträge bestehen. Die Vereinigten Staaten haben auch die Berechtigung des chinesischen Standpunkts anerkannt, daß China keine Gleichberechtigung genieße, wenn es fremde Staatsangehörige an den „Niederlassungen" ungestört schalten und walten lassen muß, ohne daß die Chinesen in den fremden Ländern dasselbe Recht besitzen. Auch Deutschland, Rußland und nach ihnen Belgien, Spanien und Portugal haben diesen Standpunkt anerkannt. Selbst England hat inzwischen auf zwei „Niederlassungen", Hankau und Kiu- kiang, verzichtet.
Peking hak als uralke Hauptstadt Chinas Im letzten Jahr bedeutend an Gewicht verloren; der politische Schwerpunkt des Reichs verschiebt sich mehr und mehr in die Mitte des Reichs nach Nanking. Amerika, England und Frankreich haben die amtlichen Beziehungen zur Nankinger Re- gierung ausgenommen, Deutschland ist bedauerlicherweise diesem Beispiel noch nicht gefolgt, obgleich die unter dem Zeichen der nationalen Kuomintang vereinte Südgruppe mehr Aussicht hat, Peking einzunehmen, als etwa die Tschangksolin-Gruppe, Schanghai in Besitz zu nehmen. Die Regierung von Nanking hat sich politisch, wjtz hinsichtlich hzr