Der deutsche Landarbeiterverband, Kreis Stuttgart (Württemberg und Hohenzollern) hielt am Sonntag den 11. März in Stuttgart unter zahlreicher Beteiligung — es waren 106 Kollegen, darunter 84 Delegierte, vertreten — die Kreis-Generalversammlung ab. Der Geschäftsbericht war sehr umfangreich und zeigte, daß im Berichtsjahre 753 neue Mitglieder ausgenommen werden konnten. Nach Entgegennahme des Geschäftsberichts beschäftigte sich die Konferenz u. a. mit Lohn- und Tariffragen. Folgende Resolution, aus der Mitte der Versammlung gestellt, fand einstimmige Annahme:
„Die am Sonntag den 11. März in Stuttgart tagende und überaus stark besuchte Kreiskonferenz für die Vertrauensleute u. Betriebsratsvorsitzenden des Deutschen Landarbeiterverbandes von Württemberg u. Hohenzollern nimmt mit Entrüstung davon Kenntnis, daß der Landwirtschaftliche Hauptverband rundweg die berechtigten Lohnforderungen für die landwirtschaftlichen Arbeiter abgelehnt hat. Die Landarbeiterschaft verkennt keineswegs die gegenwärtige Lage der Landwirtschaft, sie kann aber nicht zugeben, daß es der Landwirtschaft nicht möglich ist, durch entsprechende Lohnerhöhung der großen Notlage der Landarbeiter zu steuern. Eine durchgreifende Besserung der Landwirtschaft wird nicht erreicht werden durch Niederhaltung der Löhne einerseits und durch Staatsbeihilfe andererseits; sie wird erst eintreten, wenn die Landwirtschaft durch eine bessere Entlohnung sich einen Stamm von tüchtigen Arbeitskräften sichert. Die Konferenz erwartet von den maßgebenden Stellen, daß sie die Notlage der Landarbeiterschaft nicht verkennt und sich dafür einsetzt, daß die der Landwirtschaft bereitgestellten Mittel auch dazu verwendet werden, die soziale Lage der Landarbeiterschaft zu heben und damit eine weitere zunehmende Landflucht zu verhindern und zu ermöglichen, daß der einheimische Boden mit einheimischen Arbeitskräften bewirtschaftet werden kann. — Von Seiten der Württ. Forstdirektion bezw. des Württ. Finanzministeriums erwartet die Konferenz, daß alsbald in Lohnverhandlungen mit den Arbeitergewerkschaften eingetreten und den bescheidenen Forderungen der Waldarbeiter Rechnung getragen wird. Die Löhne der Waldarbeiter Württembergs sind in den letzten Jahren stark hinter den Löhnen der anderen Arbeiter des Reiches zurückgeblieben und entsprechen in keiner Weise der weiter verschlechterten Lebenshaltung. — Die Konferenz protestiert mit aller Entschiedenheit gegen die Anordnung der Württ. Forstdirektion bezw. des Württ. Finanzministeriums, die vorsieht, daß die Dienstprämie nur noch an Waldarbeiter mit 80 Arbeitstagen geleistet wird Diese Anordnung widerspricht dem Beschluß des Württ. Landtags, nach welchem alle Waldarbeiter unter 150 Arbeitstagen eine Dienstprämie zu erhalten haben. Durch solche Maßnahmen wird die Arbeitsfreudigkeit der Waldarbeiter ungünstig beeinflußt und berechtigte Erbitterung hervorgerufen; es darf deshalb erwartet werden, daß dem Beschluß des Landtags wieder Geltung verschafft wird. — Mit Bedauern stellt die Konferenz die ablehnende Haltung der verschiedenen Parteien des Landtags gegenüber den Anträgen auf Rentenzuschuß und Dienstprämienaufwertung an alte Waldarbeiter fest. Von der Mehrheit des Landtags durfte erwartet werden, daß der sozialen Lage der Waldarbeiter mehr Rechnung und Entgegenkommen geschenkt wird."
Dorfwoche aus oer Comburg. Der herein zur Förderung der Volksbildung, Stuttgart, hält vom 9. bis 14. April in seinem Volkshochschulheim auf der Comburg bei Hall eine Tagung ab, auf der von sachkundigen Rednern beider Konfessionen alle Fragen der Dorfkultur und ländlicher Bildungarbeit behandelt werden. Obwohl bereits eine größere Anzahl Meldungen vorliegt, kann noch eine beschränkte Anzahl Teilnehmer ausgenommen werden, da das Heim neuerdings durch Neueinrichtung von weiteren Räumen eine wesentliche Erweiterung erfahren hat. Anmeldungen find jedoch bis spätestens 31. März zu richten an die Geschäftsstelle Stuttgart, Hölderlinstr. SO, an die auch Gesuche wegen Preisermäßigung eingereicht werden können.
Vom Lüdfunk. Aus programmatischen Gründen müssen in der Sendefolge des Südsunks der Julius-Weismann-Abend, der für Dienstag, 13. März, vorgesehen war, und das Abendunterhol- tungskonzert vom Freitag, 16. März, vertauscht wrden.
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Die Wahlen zur Skadfverordneken-Vsrscimmlung in Potsdam. Die Wahlen zur Stadtverordneten-Versammlung haben folgende Zahlen ergeben, die sich kaum noch ändern dürsten: Deutschnationale 16 (19), Sozialdemokraten 14 (5), Deutsche Volkspartei 3 (3), Kommunisten 2 (3), Deutsch- soziale Partei (Kunze) 0 (2), Deutschdemokratische Partei 1 t2)' Ze.ntrum 1 (1). Bodenreform 1 (0), Handel, Gewerbe, Grundbesitz, Mittelstand K (6). Die Zahlen in Klammer» md die Ergebnisse von 1924.
Das neue Geld in Palästina. In Palästina wurde das bisher gebräuchliche und namentlich bei den Arabern beliebte ägyptische Geld abgeschafft und eine neue Währung eingeführt, das Palästina-Pfund, das dem englischen Pfund entspricht. Das Palästina-Pfund hat 1000 Mils. Es gibt Kupfermünzen zu 1 und 2 Mils, durchlöcherte Nickelmünzen zu 5, 10 und 20 Mils, Silbermünzen zu SO und 100 Mils, sowie Papiergeld zu 1, 5, 10, SO und 100 Pfund. Das Volk nahm das neue Geld, das auch dem Ostsordanland aufgezwungen wurde, nur mit größtem Widerstreben an, doch geht die englisch-jüdische Regierung streng vor. Die Araber haben für das neue Geld bereits einen Spottwitz: Ali fragt Achmeld: „Wie heißt das neue Palästinageld?" Achmeld antwortet: „Wenn es Geld ist, heißt es Fulus (gl. Geld), und wenn es Papier ist, heißt es Falas (gl. Bankrott).
Hände! und Verkehr ^
Dollarkurs Berlin. 12. März. 4.179 G,. 4.187 B.
6 v. H. D. Reichsanleihe 86.75.
D. Abl.-Anleihe I 51.60.
D. Abl.-Anleihe II 55.50.
D. Abl.-Anleihe ohne Ausl. 14.
100 Mark gleich 607 franz. Franken.
Berliner Geldmarkt. 12. März. Tägl. Geld 6,5—8,5, Mvnais geld 7,5—8,5, Warenwechsel 7 v. H.
Privatdiskoni 6,625 v. H.
Verbindlichkeilserklärung des Schiedsspruchs in der Berliner Metallindustrie
Der Schiedsspruch vom 10. März 1928, der unter dem Vorsitz de» Schlichters für den Bezirk Groß-Berlin gefällt worden ist, ist gemäß Artikel 1 K 6 der Verordnung über das Schlichtungswesen vom 30. Oktober 1923 von amtswegen im öffentlichen Interesse für verbindlich erklärt.
Einigung in der Schuhindustrie. Bei den Verhandlungen über den neuen Reichstarif in der Schuhindustrie wurden die Löhne um 4 ^ an der Spitze erhöht. Der Manteltarif mit Urlaubszahlung für Heimarbeiter gilt bis 1. April 1930.
Die Angestelltenverbände der gesamten Textilwirtschaft mit etwa 20 000 Mitgliedern haben den Gehaltstarif auf 31. März gekündigt.
Streik im Saargebiet wegen schlechter Behandlung. In Neunkirchen ist auf den unter französischer Verwaltung stehenden Schächten der Inspektion 8 ein Teil der Belegschaft in den Streik getreten, um gegen die schlechte Behandlung der Arbeiter Ein« sprach zu erheben.
Konkurse. Gustav Wieland, Sägmüller, zuletzt Milchhändler In Murrhardt.
Vergleichsverfahren. Firma „Sügro", Süddeutsche Textil- Großhandels-A.-G. in Stuttgart, Friedrichstr. 14. Diepolder und Sohn, Käsegroßhandlung in Ulm.
Stuttgarter Börse, 12. März. Die Haltung der heutigen Börse, für welche man infolge der vorbörslichen freundlichen Stimmung eine Besserung erwartete, war wieder sehr ruhig bei geringem Geschäft und wenig veränderten Kursen.
Württ. Vereinsbank, Filiale der Deutschen Bank.
Landesproduktenbörse Stuttgart, 12. März. Die amerikanischen Terminnotierungen waren in der abgelaufenen Verichtswoche schwankend, aber trotzdem blieb die Stimmung auf dem Getreidemarkt fest. Sowohl Argentinien als auch Canada — die hauptsächlichsten Verschiffungsländer — haben ihre Forderungen erhöht, auch Inlandsware ist teurer. Es notierten je 100 Kg.: Auslandsweizen 29.25—31 (am 5. März 29—30.75), württ. Weizen 25.25 bis 26.50 (24.75—26.25), Sommergelste 28—32 <26-29), Hafer 21—24 (20—23.50), Wiesenheu 5.75-6.50 <unv.). Kleeheu 6.50—8 (unv.), drahtgepreßtes Stroh 4—4.40; Mühlenfabrikate: Weizenmehl 39.75—40.25 (39.25-39.75), Brotmehl 31.75-32.25 (31.25 bis 31.75), Kleie 14.25-14.50 (14-14.25)
Berliner Getreideprelse, 12. März. Weizen märk. 24.50—24.80, Roggen 25—25.20, Sommergerste 22.10—28, Hafer 22 60—23.50, Mais 23—23.70, Weizenmehl 31.25—35.25, Noggemnehl 33.75 bis
35.75, Weizenkleie 16, Roggenkleie 16.
Breslauer Zuckerbörse, 12. März. Für Lieferung März gef. 27.15, April-Juni gef. 27.375-27.60, Juli-August gef. 27.625 bis
27.75. Haltung stetig.
Bremen, 12. Mürz. Baumwolle Middl. Ilniv. Stand, loco 20.70.
Würil. Edelmekallpreise, 12. März. F-.insilber Grundpreis: 79.40, dto. in Körnern: 78.40 G.. 79.40 B.; Feingold: 2800 G., 2814 B., Export-Platin: 10.20 G., 11.20 B.
Märkte
Mannheimer Großvichmarkt. 12. März. Zugeführt und die 50 Kilogramm Lebendgewicht je nach Klasse gehandelt wurden: 176 Ochsen, 30—61, 146 Bullen 32—53, 297 Kühe 16-48, 322 Färsen 36—62, 643 Kälber 50—78, 63 Schafe 42-48, 11 Ziegen 10—24, 3668 Schweine 46—60, 131 Arbeitspferde (je Stück) 900—1700, 98 Schlachtpferde 40—110 -1l. Marktverlauf: Mit Großvieh ruhig, Ueberstand, mit Kälbern lebhaft, geräumt, mit Schweinen mittelmäßig, ausverkauft.
Schweinepreise. Besigheim: Milchschweine 20—30. — Crailsheim: Läufer 46—60, Milchschweine 12—25. — Giengen a. Br: Saugschweine 15—23, Läufer 36—51. — Güglingen: Milchschweine
17— 23, Läufer 28—45. — künzelsau: Milchschweine 22—28. — Oehringen: Milchschmeine 21—29. — Schömberg: Milchschweine
18— 24. — Roklweil: Milchschweine 17—24, Läufer 41. — Winnenden: Milchschweine 18—25, Läufer 40—80. — Vaihingen a. E.: Milchschweine 17.50—23, Läufer 39—45 -K d. St.
Fruchtpreise. Balingen: Haber 12—13.50, Gerste 14. ^tl d. Ztr. Württ. Holzverkaufserlöse. Aus den württ. Staatswaldungen wurden im Monat Mürz bis jetzt folgende Erlöse erzielt: aus verschiedenen Forstämtern für Nadelholzstangen 122—137 v. H. der Landesgrundpreise, für Laub- und Nadelbrennholz 101—131 v H. der Vezirksgrundpreise, für Schichtnutzholz, und zwar im Forstamt Entringen für 53 Rm. Erlenrugel und -Roller 14.04 und 15.36 °4l; im Forstamt Ellwangen für 38 Rm. Weimutsforchenrugel und -Roller in der Rinde, zwei Meter lang, 16.20 und 13.50 -4l; im Forstamt Simmersfeld für 366 Rm. Papierholz in der Rinde 1. Kl. 17.70, 2. Kl. 14.16 ^ und 3. Kl. 10.62 ^l je Rm. oder 118 v. H. der Landesgrundpreise.
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Anna Pawlowa, die weltberühmte Tänzerin, kommt nach Pforzheim. Anna Pawlowa, die gefeierte Tänzerin der Gegenwart, wird am Dienstag den 20. März d. I. im Saalbau in Pforzheim ein Gastspiel geben.
Ein Tanzabend der Pawlowa will nicht mehr und nicht weniger als Freude, kummerlösende, sorgenscheuchende Freude. Wer den Begriff delikatester Empfindung, feinfühligster Illusion verkörpert sehen will, muß Anna Pawlowas den Musen abgelauschte Gebilde sehen, muß ihre reizenden Neckereien als Colombine mit ihren Partnern, muß das hübsche Weihnachtsbild bewundern, muß sie als Schwan, als Libelle und in ihren sonstigen Figuren mit ihrem Ensemble formen und in ihrer sprechenden Gebärdensprache dichten sehen. Dann kann er die Stürme des Beifalls begreifen. — Alle Versuche durch Einordnen in die geschichtlich vorhandenen Gruppen der Tanzkunst, der Fanny Elsler, der Taglioni, der Saharet, der Duncan, der Wigwam, prallen ab an der Erlebnistatsache dieses blutvollen Beispiels einer absoluten Vollendung auf dem Gebiete rythmisch-bewegter Plastik. Die Pawlowa hat mit findiger Klugheit aus den Reformen der Duncan sich das entnommen, was lebens- und entwicklungsfähig war, hat auf altes Holz neue Reiser gepfropft und dadurch die Grammatik des alten Tanzes mit seinen Pas und Picouettes ent- knöchert, umgeschaffen in fließende Lebendigkeit. Wer die Pawlowa im „Schwan", als „Libelle"-Darstellungen der beflügelten Lust und des verlöschenden Lebens, Gegenpole tänzerischer Empfindung und Leistung, ferner ihre „Koketterie der Colombine", ihre graziöse „Gavotte" im Direktoirkostüm und ihr mit dem Partner Novikoff zusammengewürfeltes, weltberühmtes „Bacchanal" gesehen hat, der weiß, daß — alle Tänzer und Tänzerinnen von Laban bis zur Impekoven in Ehren — die Einzigartigkeit ihrer Kunst in der umfassenden Gesamtheit schöpferischen Gestaltens beruht. — Pforzheim hat es nur einem glücklichen Zufall zu verdanken, daß die Künstlerin dort Station macht — ein Zufall, der hoffentlich vom Pforzheimer Publikum durch einen Massenbesuch genützt wird. Pawlowa kommt mit einem Ensemble von rund 60 Köpfen und führt in einem 50 Tonnen schweren und 300 Koffer umfassenden Gepäck außer ihrer Garderobe die vollständigen Dekorationen für 25 Ballette einschließlich einer umfangreichen Beleuchtungsapparatur mit sich, welche auf zwei riesigen Daimler-Lastwagen von Ort zu Ort durch ganz Europa befördert werden.
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Danksagung.
Heimgekehrt vom Grabe unseres lieben Verstorbenen
August Mössinger
Holzhauer
sagen wir allen denen Dank, die ihn während seiner kurzen schweren Krankheit besucht und erquickt haben. Besonderen Dank dem Herrn Geistlichen für seine trostreichen Worte, ferner dem Militärverein, dem Gesangverein und seinen Arbeitskollegen für die letzte Ehre.
Die trauernden Hinterbliebenen.
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