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Nummer 11 Fernruf 178

Samstag, den 14. Zanuar 1828

Fernruf 178

63. Jahrgang

Stadl und Land

Vor etwa vier Jahrzehnten kam die inzwischen als barer Unsinn erkannte Behauptung einer gewissen Rich­tung der Volkswirtschafts-Wissenschaft auf, Deutschlands Boden reiche nicht aus, um ein rasch sich vermehrendes Volk zu ernähren; der Gewerbesleist der Bürger, vor allem der Ausfuhrhandel müßten für Deckung des Fehlbetrugs sor­gen. So schossen die Fabriken in die Höhe, entwickelten sich die Städte zu immer gewaltigeren Gebilden, und ruhe­los saugten sie die junge Kraft des Landes auf. Statt nach Amerika auszuwandern, drängten die Massen des jungen Landvolks in die Steinmauern. Jedes neue Hunderttausend städtischer Einwohner wurde als eine Kulturerrungenschaft, alsmoderner Fortschritt" begrüßt. Jene Jahrzehnte indu­striell-kommerzieller Blüte waren so entwicklungsfroh und so selbstsicher, daß ihre Kinder auf den letzten Höhen der Menschheit zu wandeln wähnten und in der deutschen Land­wirtschaft eigentlich etwas Ueberwundenes, dem Untergang Geweihtes erblickten.

Schon vor dem Krieg hat indes gesunder Menschenver­stand mit beginnender Einsicht diesen Uebertreibungen ent­gegengewirkt. Englands viel gerühmtes Beispiel schien doch nicht in allen Einzelheiten ohne weiteres auf deutsche Ver­hältnisse übertragbar. Wenn Engand seine Landwirtschaft kaltblütig zugrunde gehen ließ, so gehörten ihm dafür die Meere, waren seine Verbindungen mit den Kornkammern und Fleischgründen der Welt unantastbar gesichert. Deutsch­land mit seinen immer gefährdeten Grenzen und seiner viel zu schmalen Seebasis durste sich dem Jnselreich nicht ver­gleichen. Der Krieg zeigte, wie berechtigt die Einwände der Vorsichtigen gewesen waren. Niemand von uns wünscht den Nachkommen eine neue Hungerblockade, und niemand wird deshalb leichtfertig den deutschen Acker aufgeben wol­len. Vielmehr gilt es, seine Fruchtbarkeit und seine Leistungsfähigkeit aufs äußerste zu steigern. Der Städter hat, wenn auch unter Last und Lew, erfahren, was der benachbarte Bauer für die Lebens­mittelversorgung bedeutet, und der Bauer weiß seit den Kriegsiahren, wieviel Elend und Sorge in den schimmern- den Großstädten wohnt. Die Schicksalsverbunden- heitdesGesamtvolksist uns allen wieder sehr deut­lich eingeprogt worden. Stadt und Land sind seit dem Krieg in ein erträgliches Verhältnis zueinander gekommen.

i Der Zug in die Stadt hat bereits in der Nach­kriegszeit beträchtlich nachgelassen, aber noch immer lockt das Licht zu viele Motten an. Eine Beschränkung der Abwanderung aus den dörflichen Bezirken und den Land­städten ist zur Erhaltung unserer Agrarwirtschaft ebenso notig wie ernsthafte, ehrliche Unterstützung der Sied- l u ng s b e st r e b u n g e n. Hier darf nicht dauernd ge­pfuscht und probiert, hier muß endlich nach festem Plan gearbeitet werden. Und was den Schutz der boden­ständigen Landbevölkerung vor der Abwan­derung in die großen Städte anbetrifft, so wäre es wohl an der Zeit, zu erwägen, ob die Freizügigkeit auch der jüngsten Jugend unbedingt aufrechterhalten blei­ben soll, und ob wir tatsächlich in alle Zukunft vom flachen Lande verlangen wollen, daß es aus seinen Mitteln deutsche Menschen großziehe, bis in die Jahre der Erwerbsfähigkeit hinein unterrichte und stark mache, um sie dann im Hand­umdrehen an die Riesennester zu verlieren. Besondere An­erkennung verdienen alle Bestrebungen, unsere uralte bäuer­liche Kultur zu erhalten oder neu zu gründen, sie auf jeden Fall vor verhängnisvollen, alles gleichmachenden und un­gesunden städtischen Einflüssen zu bewahren. Hierbei müssen wir qlle mithelfen, und ganz besonders sollte sich der gebil­dete Städter dazu verpflichtet fühlen, der überkommenes deutsches Erbgut treulich an seine Kinder weitergeben will. Deshalb sind die Bemühungen der Heimatbünde, die vor­nehmlich dem flachen Land gelten, reger Unterstützung wert, und. es ist zu begrüßen, wenn die deutschen Mundarten, die Sprache unserer Dörfer, auch im Schrifttum und auf der Bühne gepflegt werden. Jede Schönheit der Heimat vorm Verblassen zu behüten und in die Zukunft hinüberzutragen, ist Aufgabe der Stadt wie des Lands; hier finden sich die Herzen, hier eint sich das Volk. Liebe, bewundernde Liebe für deutsche Landschaft, Ehrfurcht vor den Schöpfungen unserer Großen, ob sie nun in Worten oder in Stein ragen; feines Verständnis für die gewachsene, kraftvoll schlichte An­mut des Bauernhauses sie einen uns alle, sind die Platt­form für gemeinsame, kerndeutsche Kulturbestrebungen.

Niemand weiß freilich, wie die wirtschaftlichen und po­litischen Dinge sich entwickeln werden. Es mag sein, daß wir uns noch weiter als bisher amerikanisieren, daß der städtische Geist weiter an Macht und Einfluß gewinnt. Ge­schichtliche Prozesse lassen sich nicht aufhalten. Doch gerade wen diese Ueberzeugung leitet, gerade der muß die bedroh­liche Einseitigkeit der rein städtischen Einstellung klar ^er­kennen und mindestens eine Ueberhastung des Tempos ver­hindern. Unsere Landwirtschaft wird nur solange leben und schaffenskräftig sein, als sie eine deutsche Landwirtschaft ist. Nun und nimmer läßt sich aus dem deutschen Bauern­hof etwas wie eine Getreide- und Fleischfabrik machen, nie­mals wird der deutsche Bauer sich dem amerikanischen Far­mer angleichen, der im Grund eip Großstädter ist, ein kauf«

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Der Reichstagsabgeordnete koch-Weser (Dem.) wurde am 12. Januar in Paris von Briand empfangen.

Die Berliner Studentenschaft beschloß mit sehr großer Mehrheit, die studentische Selbstverwaltung auch ohne die Anerkennung des Ministers Becker auf der bisherigen all­gemeinen Grundlage forkznführen. Der neugewählte Bor­stand wurde beauftragt, baldigst Neuwahlen zur Sludenken- vertrelnng auszuschreiben.

Der Papst empfing den König von Afghanistan und unter­hielt sich mit ihm eine Viertelstunde. Der König stattete hier­auf dem Kardinal Gasparri einen Besuch ab. der dann deu Besuch im Grand Holet erwiderte. Der Papst verlieh dem König die kette des Ordens vom Goldenen Sporn, während der König dem kardinal eine hohe afghanische Ordeasaus- zeichnung verlieh. Am Nachmittag besuchte der König und die Königin von Afghanistan die St. Peterskirche und die vatikanischen Museen.

In einer Antwortnote an Brian- lehnt der amerikanische Staatssekretär Kellogg die Beschränkung des Schiedsver- trags auf eine einzelne Macht (Frankreich) und auf den Angriffskrieg abermals ab.

Präsident Coolidge ist mit seiner Gattin und in Begkei- tungder Staatssekretäre Kellogg und Wilbur zum 6. ameri­kanischen Kongreß in Havanna abgereift, der am Moatag eröffnet wird.

mäunisch rechnender Belieferer seiner Kundschaft, und nichts mehr. Wir wollen den ländlichen Besitz in seiner Unab­hängigkeit und Selbständigkeit erhalten und dadurch der Stadt wie der gesamten Nation den unverbrauchten Lebenso strom bewahren. Hand in Hand, Schulter an Schulter kön­nen so Stadt und Land zu dem ihnen gesetzten Ziele ge­langen.

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Slulkgart. 1Z. Januar.

Der Landtag setzte heute die Haushaltberakung fort und lehnte zum Kap. 2 Staatsministerium einen Antrag Pflüger (Soz.), die württembergische Gesandtschaft in München zu streichen, gegen die Stimmen von Sozialdemokraten, Kom­munisten, Demokraten und Deutsche Volksparkei ab. Ab­gelehnt wurde ferner ein komm. Antrag auf Aufhebung der württ. Vertretung im Reichsrat, der Gesandtschaften und Konsulate. Angenommen wurde dagegen der Asissckmß- antrag bekr. Einschränkung der Teilnahme der Minister an Festlichkeiten.

Sodann wurde die Etakberakung bei den Kap. 6473 (Wirtschaftsministerium) fortgesetzt.

Der Ausschuß beantragt: das Staatsministerium zu er­suchen, die Schaffung eines gemeinsamen Ausschusses aus Vertretern des Landtags, des Innen- und des Wirkschafts­ministeriums sowie der beteiligten Gemeinden und Amts« Körperschaften zum Zweck der Beratung über die Gründung eines Zweckverbands für Besserung des Verkehrs in der Umgebung von Stuttgart anzuregen. Außerdem bewilligte der Ausschuß 17 00V Mk. als Beiträge für gemeinnützige Arbeikersekretariate.

Äbg. Weimer (Soz.) begründet einen Antrag, die Bei­träge an die gemeinnützigen Arbeitersekretariake auf 20 000 Mark zu erhöhen.

Abg. Stooß (BP.): Daß die württ. Regierung die Landwirtschaft einseitig bevorzuge, ist nicht richtig. Sie hat lediglich ihre Pflicht gegenüber dem Bauernstand getan, wie sie auch ihre Pflicht gegenüber den anderen Berufsständen erfüllt hat. Das Landleben ist kein menschenwürdiges Leben mehr. Um geringen Lohn muß man sich abrackern und ab­schinden. Man muß aber auch feststellen, daß die Leute in der Stadt, die ein luxuriöses Leben führen und allen Ver­gnügungen nachrennen, innerlich nicht befriedigter sind als die schwerarbeitenden Landwirte. Die Erhöhung der Steuer­richtsätze bei der Einkommen- und Umsatzsteuer ist ein Skan­dal. Unter diesen Umständen darf man es dem Bauern nicht übelnehmen, wenn er gegen die neue Besoldungsordnung ist. Die Bauern verlangen, daß die Beamtengehälter auf der Grundlage der Preise für landwirtschaftlicke Produkte aufgebaut werden. Es ist kein Zweifel, daß infolge der Ausgestaltung der Erwerbslosenfürsorge viele Arbeitskräfte vom Land in die Stadt gegangen sind. Die Fürsorge darf nicht so weit gehen, daß den betreffenden die Verantwortung für ihre Existenz abgenommen wird (Widerspruch links).

Abg. Roth (Dem.): Die Rede des Staatspräsidenten ist von seiner Presse geradezu verhimmelt worden, was seine Cäsarenallüren noch steigern wird. Ein Redner der Rechten erklärte in Stuttgart, die Industrie möge ihren Export ob­bauen und sich auf den Jnlandsmarkt beschränken. Wir können aber unsere Handelsbilanz nur durch Export ver­bessern. Die Landwirtschaft soll Zollschutz bekommen, aber er muß angemessen sein. Ausreichend ist er in der Vor­kriegshöhe zuzüglich der Geldentwertung. (Zuruf rechts: Da» w Are Meinuna nur vor den Wahlen).

Abg. Schweizer (BB.): Die Entschädigungen für die Enteignung bei den Vahnbauarbeiten in Eutingen sind un­genügend. Die Reichsbahngesellschaft ist eine internationale Erwerbsgesellschaft mit unbeschränkter Rücksichtslosigkeit ge­worden.

Abg. Dr. Mauthe (Dem.): Das alte Postamt in Schwenningen steht seit 2 Jahren leer, weil die Oberpost­direktion zu hohe Mietzinse verlangt. Die württ. Regierung sollte nicht nur politische, sondern auch kleinere wirtschaftliche Belange des Landes beim Reich vertreten.

Nach weiteren Ausführungen des Abg. Melchinger (VB.) werden die Weiterberatungen auf morgen vertagt.

Neueste Nachrichten

Abschiedsgesuch Dr. Getzlers

Berlin. 13. Jan. Wie verlautet, hat Reichswehrminister Dr. Geßler sein Rücktrittsgesuch eingereicht. Bisher hat aber weder das Reichskabinett noch der Reichspräsident dazu Stellung genommen. In politischen Kreisen weist man auf die Schwierigkeiten hin, die einer Neubesetzung des Reichswehrministeriums in diesem Augenblick im Weg stehen, da niemand weiß, wann die parlamentarische Lage eine Veränderung erfahren kann. Unter diesen Umständen wird es als eher möglich bezeichnet, daß dem Reichswehrminister, der sein Abschiü>sgesuch mit Gesundheitsrücksichten begründet hat, ein kurzer Erholungsurlaub bewilligt wird. Das Reichs- kabinett hält heute nachmittag eine Besprechung ab.

Weitere Zunahme der Arbeitslosigkeit

Berlin, 13. Jan. In der Arbeitslosenversicherung stieg die Zahl der männlichen Hauptunterstützungsempfänger vom 15. Dezember bis zum 31. Dezember 1927 von etwa 709 000 auf 1037 000, also um 46,3 v. H». während die Zahl der weiblichen Hauptunterstützungsemvfänger nur um 24,4 v. H. zunahm (von 121800 auf 151500). In der Krisenunter­stützung stieg die Zahl der männlichen Hauptunterstützungs­empfänger von 141 000 auf 177 000 oder um 25,4 v. H., die Zahl der weiblichen Hauptunterstützungsempfänger von 30 400 auf 34 400 oder um rund 13 v. H.

Wechsel in der Leitung der Preußischen Zentralgenossen­schaftskasse

Berlin, 13. Jan. Der preußische Finanzminister hak den langjährigen Präsidenten des Vorstands der Zenkralgenossen­schaftskasse, Geh. Finanzrak Semper, außer Dienst gefetzt und die Leitung dem Rechtsanwalt Klepper übertragen.

Feiertagsänderung in Braunschweig

Braunschweig, 13. Jan. Die vorige bürgerliche Regie­rung hatte im Jahr 1925 den nach der Revolution abgeschaff- ten Bußtag wieder zum gesetzlichen Feiertag erhoben. Die kommunistische Fraktion, die mit den Sozialdemokraten die Mehrheit im neuen Landtag hat, hat nun den Antrag eingebracht, den Bußtag wieder zum Werktag zu machen und dagegen den 1. Mai als gesetzlichen Feiertag zu er­klären.

Anhalt will zum Reich

Dessau, 13. Jan. Im Haushalkausschuß des anhaltischen Landtags wurde das Aufgehen des Landes im Reich er­örtert. Der Erstminister Deist (Soz.) führte aus, man dürfe sich zwar keiner Täuschung darüber hingeben, als ob die Verwaltung rascher und billiger würde, wenn Anhalt seine Selbständigkeit aufgebe, das Gegenteil werde der Fall sein. Der Beweis dafür sei die Skeuerverwal- tung, die jetzt, seit sie in den Händen des Reichs ist, um­ständlicher und erheblich teurer sei als früher, wo die Gemeinden und Landesstaaken die Arbeit verrichteten. Trotzdem trete er für das Aufgehen Anhalts im Reich ein, weil die Einzelskaaken aufhören müssen. Nur die süd­deutschen Staaken stellen dem Einheitsstaat Wider­stand entgegen. Es wurden dann Anträge eingebrachk, daß Anhalt für den Einheitsstaat sich erkläre und im Reich auf­gehen wolle.

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Der Sachlieferungsschwindel

Paris, 13. Jan. Wie dasEcho de Paris" berichtet, sind gestern in Paris zwei weitere Haussuchungen erfolgt. Es handelt sich um einen gewissen Daul und den Vorsitzenden der Getreidehändlerkammer, Benedict. Nach demMa­tin" sind wegen Betrügereien bei Hopfenlieferun­gen im E I s a ß eine ganze Reihe von Haussuchungen vor­genommen worden. Es soll sich um 8000 Doppelzentner Hopfen handeln, dessen Qualität außerordentlich gering ge­wesen sei und der höchstens einen Kaufwert von 25 Mark für den Doppelzentner gehabt habe, während der Hopfen bis zu 600 Mark bei einer Provision von 540 Franken für den Doppelzentner in den Rechnungen aufgeführt worden sei.

Industriefriedenskonferenz in London

London, 13. Jan. Gestern begann hier eine Konferenz von Vertretern, der englischen Industrie und des Hautrals der Gewerkschaften. Erstere vertreten ein Kapital von 20