Voraussetzung, daß für die Erhaltung der Staatsstraßen bis auf weiteres jährlich der seitherige Betrag von 5 Millionen Mark zur Verfügung steht. So könnte der Ausbau der wichtigsten Strecken in 8 bis 10 Jahren vollendet werden. Daneben dürfen selbstverständlich die übrigen Staatsstraßen nicht vernachlässigt werden. Die Fahrbahndecke soll durch Behandlung mit Teer und Asphalt verbessert werden.
Die Polizeistunde an Silvester wurde für den Stadtbezirk Stuttgart, Feuerbach, Zuffenhausen und Münster a. Neckar auf 2 Uhr festgesetzt. Das Schießen und sonstiger ruhestörender Lärm ist in der üblichen Weise „verboten".
Stuttgart, 22. Dezember. Vorstandssitzung det Württ. Landwirtschaftskammer. Der Vorstand der Württ. Landwirtschaftskammer hielt am 21. Dezember eine Sitzung in Stuttgart ab. Bei der landwirtschaftlichen Woche, die voraussichtlich im Monat Februar stattfindet, wird sich die Landwirtschaftskammer beteiligen. Zwischen der Württ. Gebäudebrandversicherungsanstalt, Privatfeuerversicherungen, den Elektrizitätswerken und der Landwirtschaftskammer soll eine Vereinbarung getroffen werden, die die Nachprüfung elektrischer Anlagen auf dem Lande näher regelt. Die Nachprüfung bezweckt die planmäßige Behebung von solchen Mängeln, die die Unfall-, Betriebs- und Feuersicherheit gefährden. Die Anlagen sollen inerhalb der nächsten 5 Jahre einmal nachgesehen werden. Den Landwirten selbst entstehen Kosten durch die Vornahme der Prüfung nicht. Die Vornahme dieser freiwilligen Nachprüfung durch Zusammenarbeit der Beteiligten wird als zweckmäßig angesehen, um der Gefährdung der Anwesen und ihrer Nachbarschaft vorzubeugen, ferner um polizeiliches Eingreifen zu verhüten und eine Einreihung nicht geprüfter Anwesen in höhere Gefahrsklassen der Gebäudebrandversicherung zu vermeiden. Durch die Mitarbeit der Landwirtschaftskammer soll erreicht werden, daß auch die Interessen der Landwirtschaft und ihre schwere Notlage gebührend berücksichtigt werden. Außerdem wurde noch eine Reihe laufender Angelegenheiten erledigt.
Nus dem Lande
Heilbronn, 22. Dez. Verstoß gegen das Rennwett g e s e tz. Kaufmann Max Schmidt hier hat gegen das Rennwettgesetz verstoßen. Er war wiederholt um Konzessionierung als Buchmacher eingekommen, was aber vom Ministerium abgelehnt wurde, da hier kein Bedürfnis vorhanden ist. Schmidt hat trotzdem für konzessionierte Buchmacher in Stuttgart und Mannheim hauptsächlich für französische Rennen Wetten vermittelt. Er wird sich vor Gericht zu verantworten haben, ebenso etwa 20—25 Personen, die mit ihm Wetten abgeschlossen haben.
Mergentheim. 22. Dez. DieBettflascheimOfen. In einem Bezirksort wurde die verschlossene Bettflasche in den Ofen gestellt. Sie explodierte nach kurzer Zeit, riß den Ofen auseinander und schlug die Fenster ein. Von den anwesenden Personen erlitt nur eine eine leichte Armverletzung.
Neuhausen a. d. Erms, 22. Dez. Brand. Gestern früh brannie die Scheuer des Gasthauses zum »Lamm' mit reichen Futtervorräten vollständig ab. Das Vieh konnte gerettet werden.
Tübingen, 22. Dez. Todesfall. Im Alter von 80 Jahren ist hier Sanitätsrat Dr. Rudolf Länderer, der den Krieg 1870/71 als Oberarzt mitgemacht und von 1878 bis 1908 Oberamtsarzt war, gestorben.
Ulm, 22. Dez. Das Ende eines internationalen Einbrechers. In der Nacht zum 21. August verübte der ledige Kellner Reinhart in Neu-Ulm zwei Einbrüche, und zwar in ein Konditorgeschäf, und daran anschließend in die Wohnung eines Diplomingenieurs. Der Ingenieur, der durch das Geräusch erwachte, kam mit dem Einbrecher ins Raufen, wobei dieser vier Schüsse abgab und den Ingenieur im Gesicht schwer verletzte. Der Einbrecher entkam damals. Am 2. Dezember hat sich Reinhart, wie berichtet, erschossen. Aus seinem Nachlaß ist zu ersehen, daß er ein gerissener Kunde war; er reiste seit längerer Zeit mit einem von ihm selbst gefertigten Ausweis der Reichsbahn als Reichsbahninspektor von Ort zu Ort. Es fanden sich in seinem Nachlaß viele Schmuckstücke, 61 Dollar, mehrere tausend Mark, altes Silber- und Papiergeld, eine schwarze Gesichtsmaske, Kleider, Wäsche, Uhren und sonstige Gebrauchsgegenstände.
Reresheim, 22. Dez. Todesfall. Eisenbahninspektor Friedrich Lehmann, der feit 20 Jahren bei der Härtsfeldbahn angestellt war, ist im Alter von 49 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben. Als Freiwilliger hat er den Weltkrieg mitgemacht. Seine vaterländische Gesinnung war vorbildlich.
Lalchingen, 22. Dez. Ein Wetterfester. Einige hier arbeitende Monteure entdeckten an einem Leitungsmast
einen lebenden Schmetterling (ein prächtiges Pfauenauge), dem die ungeheure Kälte der letzten Tage nichts anhaben konnte. Die Finder werden das Tier mit Honig füttern, um es üb^r den Winter durchzubringen.
Laupheim, 22. Dez. Jugendlicher Dieb. Hier wurde aus einem mit einem hohen Zaun umfriedeten Garten ein zum Trocknen aufgehängtes Damenkleid im Wert von 45 Mark entwendet. Als Täter wurde ein 14 Jahre alter Schüler der 5. Realklasse von hier ermittelt. Dabei kam man gleichzeitig einem weiteren im Juni dieses Jahres zum Nachteil eines hier wohnenden ledigen Mädchens von Walpertshofen verübten Kleiderdiebstahl und einem Opferstockdiebstahl und einem in Bollingen OA. Blaubeuren ausgeführten Diebstahl, bei dem einem Schäfer 15 Mark entwendet wurden, auf die Spur Es handelt sich in sämtlichen Fällen um denselben Täter. Das nette „Früchtchen" hat seine Taten eingestanden.
Buchau, 22. Dez. Schenkung ans Federseemuseum. Fabrikant Johann Lieb in Biberach, ein geborener Buchauer, hat die Modelle seines verstorbenen Schwagers, des Bildhauers Schultheiß Laudthaler in Kappel, dem Federseemuseum zum Geschenk gemacht. Diese werden bei Neueinrichtung des Museums, nachdem nun genügend Platz vorhanden, eine würdige Aufstellung finden.
Heilbronn, 22. Dez. Landeskurnfest. Die Bök- kinger Wiesen wurden dieser Tage auf ihre Eignung zur Abhaltung des Landesturnfestes der deutschen Turner Württembergs geprüft. Das Gelände wurde als brauchbar bezeichnet. Sämtliche angelegten Plätze sollen zu der Veranstaltung mit einbezogen werden.
Neuler OA. Ellwangen, 22. Dez. Seltener Besuch. Als dieser Tage ein Landwirt morgens in seinen Stall kam, bemerkte er, wie die „Ipf- und Iagstzeitung" berichtet, einen gefiederten Sänger, einen Staren, der im warmen Stall Nachtquartier bezogen hatte. Anscheinend ist ihm die Reise nach dem Süden beschwerlich geworden oder er hak den .Anschluß" versäumt. Der allerdings von Hunger und Kälte ermattete .Bruder Lustig" ließ sich ohne Scheu einfangen, und bei reichlich gedecktem Tisch fühlt er sich sehr behaglich in seinem warmen Quartier. Hoffentlich währt der Winter nicht allzu lange, so daß er bald seine Brüder und Schwestern in goldener Freiheit begrüßen kann.
Ulm, 22. Dez. Vom Münsterbau. In der letzten Sitzung des Evang. Gesamtkirchengemeinderats berichtete der Münsterbaumeister über den Stand der Bauarbeiten. Die Wiederherstellung von Pfeiler 1 der Südseite und 2 der Nordseite nimmt ihren Fortgang. Die Leitergerüste om Chorfenster 6 und am Fenster über dem Katteltörle werden entfernt. Am letzteren Fenster mußten an mehreren Glastafeln zahlreiche Notbleie eingezogen werden. In Sachen der Münsterlotterie wurde an das Preußische Ministerium für Vvlkswohlfahrt in Berlin der Antrag auf Zulassung des Vertriebs von 100 000 Losen im Staatsgebiet Preußen im Jahr 1928 gestellt.
Gestern konnten auf der Donau um die Mittagszeit Blaßhühner beobachtet werden. Oberhalb der Eisenbahnbrücke trieben sich etwa 6 Stück der niedlichen schwarzgefiederten Tierchen im seichten Wasser umher und zeigten dabei nicht die mindeste Scheu vor den Vorübergehenden und den geräuschvollen Arbeiten am Bau der Donaubrücke.
Blaubeuren, 22. Dez. Selbstmord. Eine erst seit dreiviertel Jahren verheiratete 22jährige Frau hat sich mit Leuchtgas vergiftet.
Vom Bodenfee, 22. Dez. Diebische Frauen. Die Taglöhnersehefrau Marie Henkel in Lindau und die Haushälterin Anna Lehner betreiben seit längerer Zeit den Üadendiebstahl im großen. Die Haussuchung förderte eine Menge Waren ans Licht, so Damenstrümpfe aller Art, Herrensocken, Handschuhe, Trikothosen, Zigarren, Zigaretten, Reiseandenken, Kinderpuppen, Kaffee, Zucker usw. Die entwendeten Sachen wurden zum Teil in bar umgesetzt.
Von der bayerischen Grenze, 22. Dez. Brand, — Totschlag. In Konzenberg ist der Stadel des Landwirts Engelbert Wagner vollständig und das Wohnhaus mit den angebauten Oekonomiegebäuden teilweise eingeäschert worden. Man vermutet Kurzschluß. — Der led. Bauernsohn Anton Heim in Mörstetten, der den Landwirt Josef Hördegen im Streit erstochen hatte, wurde vom Schwurgericht Neuburg zu 3 Jahren Gefängnis verurteilt.
Frohnsteklen in Hohenz., 22. Dez. In der Fremde gestorben. Die Familie des Fleischbeschauers Albert Neuburger erhielt aus Reuyork die Nachricht, daß dort in einem Krankenhaus ihre 18jährige Tochter Anna, die erst am 28. Sept. d. I. gesund und wohlgemut aus- qewandert war. gestorben ist. Heimweh soll den Tod herbeigeführt haben.
Lade«
Pforzheim, 22. Dez. Der Verkehrsverein beabsichtigt, dem in Pforzheim geborenen Dichter Ludwig Auerbach einen Gedenkstein zu errichten. Den hierfür in Aussicht genommenen Platz bei Kupferhammer an der alten Huchen- felderstraße stellt die Stadt zur Verfügung. Außerdem übernimmt sie die gärtnerische Ausschmückung und laufende Unterhaltung der Anlage. — Wegen Erweiterung der Räumlichkeiten des Mütter- und Säuglingsheims durch Erstellung eines Anbaus an das bestehende Gebäude an der St. Georgenstrahe wird dem Bürgerausschuß Vorlage gemacht. ^
Mannheim, 22. Dez. Zwei Kinder verbrannt.
In einer aus Brettern erstellten Wohnhütte im 65. Sandgewann bei der oberen Riedstrahe ist, offenbar durch Ueber- heizen eines Ofens, ein Brand ausgebrochen. In der Hütte hauste eine 34 Jahre alte Zigeunerin mit ihren beiden 1 und 3 Jahre alten Kindern. Der Brand ist in der Abwesen- heit der Mutter ausgebrochen. Die Kinder erlitten derark schwere Brandwunden, daß sie sofort in das Kankenhaus verbracht werden mußten. Das jüngere Kind ist bald seinen Verletzungen erlegen, während das ältere in vergangener Nacht gestorben ist.
Rastalt, 22. Dez. Dienstag nachmittag überreichte eine Abordnung des Bundes der elsaß-lothringischen reichsländischen Flüchtlinge dem Oberbürgermeister Renner eine Ehrengabe für die Stadtverwaltung und die Stadtgemeinde in Form einer Ehrentafel, die als Zeichen der Erkenntlichkeit für die Ausnahme und Fürsorge, welche die Stadt einst den Flüchtlingen bei ihrer Vertreibung aus dem Elsaß und bis auf den heutigen Tag hat zuteil werden lassen.
Grafenhausen, bet Bonndorf, 22. Dez. Da sich der Keuchhusten hier weiter ausbreitet, so mußten auf Anordnung des Bezirksarztes die drei unteren Schulklassen geschlossen werden.
Ireiburg i. Br., 22. Dez. Der Landesoerein Badisch« Heimat veranstaltet am Samstag, den 28. Januar 1928 in der Kunst- und Festhalle hier ein Oberdeutsches Narrentreffen, an dem alle althistorischen Narrenzünfte sich beteiligen.
Leichtsinn und die Neigung zu betrügerischer Uebervor- teilung der Mitmenschen wohnen bei dem 33jährigen Kunstmaler Otto Urbas aus Braunschweig nahe beisammen. Der Lebensgang des künstlerisch nicht unbefähigten Mannes ist ziemlich abwechselnd. Das Schöffengericht erachtete den Angeklagten des Betrugs in vier Fällen und der Urkundenfälschung in einem Fall für schuldig und verurteilte ihn zu fünf Monaten Gefängnis.
Lokales.
Wildbad, den 23. Dez. 1927.
Der Föhn. Schneller, als man geglaubt hätte, ist der reichlich vorhanden gewesene Schnee dem Regen, welchem sich heute macht ein stürmischer Föhnwjnd als Bundesgenosse beigesellte, gewichen, zum großen Leidwesen unserer Wintersportler, die sich namentlich auf den Iugendschitag große Hoffnungen gemacht hatten. Allein, sie mögen sich trösten, denn „aufgeschoben ist nicht aufgehoben" und „unverhofft kommt oft". — So kurz nun vorläufig das Wintervergnügen war, so hatte man am letzten Sonntag doch schon ganz hübsch „Betrieb" auf dem Sommerberg und auch die Cafes usw. unten im Tal hatten ein gut Teil daran, wie man beobachten konnte. Hoffentlich läßt die zweite Auflage des Wintersportwetters nicht lang aus sich warten.
Vom Wintersportverein. Die Mitgliederversammlung des Wintersportvereins am 21. d. M. im Hotel gold.Lamm war ordentlich besucht. Herr Stephan begrüßte unter den Anwesenden vor allem Herrn Stadtschultheiß Bätzner. Das beweise, daß bei der Stadt anerkannt werde, was der Wintersportverein im Interesse der Stadt und der hiesigen Geschäftsleute tue. Hierauf gab er ein Bild von der Arbeit des Ausschusses in der letzten Zeit. In acht Sitzungen wurden die wichtigsten Fragen behandelt: die Aufstellung und Durchführung des Winterprogramms, die Vergrößerung des Schigeländes, die Verbindungen mit den Nachbarorten u. a. m.' Der wichtigste Punkt der Tages- ordnung waren die Vorbereitungen zu den Veranstaltungen am 25. und 26. Dezembermachmittags. Die Schreibkräfte, Kontrollpersonen, Zeitabnehmer usw. wurden bestimmt. Das Schiläufen am 25. soll ein Uebungslaufen sein zum Iugendschitag, das Rodeln am 26. ein Ausscheidungs- rodeln^für^die südwestdeutsche Meisterschaft. Vieler Hände
Die Aussprache
<Ane Erzählung ans der Weihnachtszeit
3 von Hermann Hilgendorff.
Schluß.
„Ich schrieb dir?" fragte diese Stimme. Nichts weiter.
„Nein, deine Mutter ... sie schrieb in deinem Nauen ... da ging ich auf . . . auf . . . immer . . ." Schweißtropfen traten auf Hansens Stirn.
„Und du glaubtest das kurzerhand? . . . War deine Liebe nicht stärker? Stärker, als das geschriebene Wort einer Frau, von der du wußtest, daß sie unsere Liebe nicht gern sah . . ."
„Ich glaubte . . ." sagte Hans. Und jetzt zum erstenmal seit vielen Jahren stand etwas in ihm auf, was er nie für möglich gehalten hatte . . . Zweifel. Zweifel an der Berechtigung seiner Flucht über das Wasser. Mit Schrecken erkannte er einen Abgrund und er schloß die Augen um nicht hineinzusehen.
„Ich wußte von nichts! Nie hätte ich diesen Bries geschrieben . . . Nie! . . . Nie! Ich liebte dich immer . . . früher . . . später und . . . und . . . auch . . . nachdem . . ." zum erstenmal kam jetzt eine gewisse Schwäche in Marias Gesicht. Ein ganz feiner Zug des Leidens stand um ihre schönen Lippen auf. „Nachdem? . . . was meinst du mit dem . . . nachdem . . .?" Hansens Gesicht war plötzlich blutdurchslammt. Er fühlte wie seine Knie qegen- cinanderschlugen.
„Nachdem . . . ich . . . geheiratet hatte!"
Hans zuckte nur ganz leicht zus»mmen.
„Warum also kamst du Maria . . ." und Hans sah Maria mit Augen an, die so voll Weh waren, daß sie Maria erschütterten.
. „Er ist Lot . . /<
„Liebtest du ihn?" fragte Haus heiser.
„Ich liebte dich!" sagte Maria und brennende N te ergoß sich über ihr Gesicht.
„Und wurdest seine Frau? . . ."
„Es gibt etwas, was ebenso heilig ist wie Liebe . . ." sagte Maria und ihre Lippen sprangen wie eine kleine rote Knospe auf.
„Nein!" sagte Hans hart.
„Doch!" sagte Maria, „höre nur . . ."
Eine Geige sang eben das altvertraute Lied: Vom Himmel hoch, da komm ich her . . . „Gott schickte seinen Sohn auf die Erde . . . aus . . . aus . . . Mitleid . . ." sagte Maria und der Klang ihrer Stimnie war nichts, als das Echo der singenden Geige . . . und bring Euch gute, neue Mär . . .
„. . . aus Mitleid mit der leidenden Menschheit. Ist Mitleid nicht heilig?" fragte sie ganz plötzlich und Marias Hand umschloß so fest die Hand des vor sich hinträumenden Mannes, als ränge eine Seele mit einer anderen . . .
„. . . Mitleid ist heilig!" sagte da auch Hans Baßwitz. . . nach Liebe das edelste . . sagte Maria.
„Ja!" sagte Hans Baßwitz . . . „aber was hat das ..."
Doch er kam nicht zu Ende. Maria sprach weiter. Ihre Stimme klang seltsam fern. Es war, als verrausche in der Ferne ein Choral.
„Mein Mann . . . er . . . war . . . blind . . . er hatte nichts auf der Welt, als . . . mein . . . Mitleid!"
Die Melodie war verrauscht Maria sprach nicht mehr. Aus ihren Augen fielen zwei Tränen. Sie fielen auf Hansens Hand. Es war Hans Baßwitz, als sei Feuer auf seine Hand gefallen, aber dies Feuer brannte in seinem Herzen . . . und verbrannte dieses Herz... es verbrannte alle Schlacken ... es verbrannte alle bösen Gedanken ... es verbrannte allen Haß . . . nichts blieb übrig als ein kleines blutrotes winziges Etwas, das zuckte und zuckte .
aber es zuckte in einem Schmerz, der auch Seligkeiten barg ...
Maria ...
Und wieder begann Maria zu sprechen.
„Du warst fort. Kleinmütig fortgelaufen, weil du einer Finte glaubtest . . . einer Finte, von der ich nichts wußte, die ich nur ahnen konnte. . . . Jahre warst du fort . . . Nichts hörte ich von dir, obgleich mein Herz noch immer bei dir. Und dann . . . Und dann schickte mir Gott ihn, ... den Blinden, den vom Schicksal Zertretenen . . Marias Stimme brach plötzlich ab. Sie schluchzte nur noch. „Wagst du Richter zu sein?"
Aber da antwortete Hans Baßwitz „Ja, ich wage Richter zu sein. Ich spreche dich frei ... ein anderer ist gerichtet . . . Ich ... Ich . . . und trotzdem war die ganzen Jahre nichts in meinem Herzen, als die Liebe zu dir. Qualvoll waren meine Nächte, denn nur du gingst durch sie hindurch. Furchtbar waren die Tage in diesem ewigen Kampf mit dem zuckenden, nie schweigendem Herzen . . . und was trieb mich zurück?"
„Das Weihnachtsfest . . .?" Maria gab es fragend und fast schelmisch zurück.
„Ja!" sagte Hans Baßwitz und ein frohes Lächeln kam über seine Züge. „Ist das Weihnachtsfest nicht ein Fest ... der Liebe?" >
Da errötete Maria.
„Ja, es ist ein Fest der . . . Liebe."
Sie griff abermals nach der Hand des Mannes gegenüber und sie fühlte, daß diese Hand jetzt stark und Kraftvoll zu werden begann. Eine Hand, die die Liebe hielt und sie nicht wieder hergeben wollte. . ^
Auch Hans dachte ähnliches. Denn er sagte:
„Ich habe die Liebe nie verloren. Ich hatte nur den Schlüssel zur Herzenstruhe verlegt. Aber jetzt, glaube ich, habe ich ihn wiedergefunden . . ." Und noch einmal rief die Geige in den Saak ...
,, der guten AM bring ich soviel..."