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Nummer 29S

Fernruf 17S

Donnerstag, den 22. Dezember 1927

Fernruf 17S

62. Jahrgang

Ser Sinn -es Lebens

Ein Blick ins Letzen zeigt, was für Lebens- und Welt­anschauungsnöte in unseren Tagen rumoren. Es ist man­chem zumute, als ob die ganze Zeit und Menschheit keinen rechten Sinn mehr hätte. Ein weit und tief greifender Pes­simismus ist aufgekommeiz- Die alten seelischen Werte sind vielen in den Stürmen der letzten Jahre verloren gegangen. Neue Worte und Ideale bieten sich in Fülle an, aber mit ihrem wirbelnden Durcheinander wirken sie vorläufig nur verwirrend, oftmals auch verwildernd.

Vergessen wir nicht, daß hinter Schwulst und Zerrbild die große Frage nach Lösung schreit, wie denn Ich und die Allgemeinheit am besten zueinander stehen könnten. Die Gegenwartsfrage tut sich immerfort auf, daß die Idee des Sozialen und des Svzialethtfchen eine möglichst praktische Verwirklichung finden möchte. Erschwerend ist hier die Tatsache, daß wir überhaupt noch sehr in einer Zeit des Unfertigen und Zuckenden loben. Wenn es viele nach­denkliche Menschen gibt, die den Sinn des heutigen Lebens im Sozialen sehen möchten, so sind sie doch keineswegs über das Wie und Wo untereinander einig.

Wunderlich spielen oft die menschlichen Gedanken. Sie find heute so kritisch, so aufgeklärt und fortschrittlich gestimmt und auf einmal sind sie mitten im »kältesten Aberglauben befangen, werfen jegliche Vernunft über Bord und meinen, dieses Hintersinnliche sei das solideste Eingangstor zum Ver­ständnis wirklichen Menschentums. Es ist haarsträubend, was den nervösen und auf Sensation gestimmten Menschen von heute unter der Maske des Okkulten oder des Mystischen a«geboten wird. Von der Anthroposophie ist es seit dem Tod Rudolf Steiners etwas Mer geworden. Immerhin schwärmen manche Gemüter immer noch von derErkennt­nis höherer Welten" durch ein« besondere Methode der Geistes- und Seelengymnastik. Es gibt heutzutage Dutzende von religiösen Sekten, die der armen suchenden Seele irgendein besonderes Erlebnis versprechen. Oft zieht eine buchstäbliche Ausnützung einzelner aus dem Zusammenhang gerissener Bibelstellen, in die alles Mögliche oder Unmög­liche hineingeheimnist wird, besonders natürlich in Sachen derletzten Dinge".

Daß bei der Frage nach einem tieferen Sinn des Lebens die Religion eine bedeutsame Rolle spielt, ist selbstver­ständlich. Nur soll man nicht meinen, daß sich eigens für die Gegenwart eine neue Religion erfinden oder aus allerlei modernisierten Bruchstücken irgendwelcher Religionen alter Zeiten zusammenleimen ließe. Was man auf diese Weise versuchte, hat sich niemals lange gehalten, wenn es über- baupt zustande kam. Andererseits hat sich das christliche Kulturgut durch die Jahrhunderte bewährt, und die Verbindung zwischen Religion und modernem Menschen­tum ist hier durchaus möglich. Daß man jetzt in -groß­zügiger Weise das Einigende sucht, ist ein erfreuliches Zei­chen für einen guten Willen zur zeitgemäßen Erfassung und Bekundung des christlichen Lebensgeistes.

Man kann wohl sagen, daß heute ein Zug zum Religiösen und Philosophischen geht. Aber es ist ein Tasten und Ex­perimentieren dabei, das so recht die ganze Not und Un­sicherheit des gegenwärtigen Lebens spiegelt. Neben den ideellen Gedanken läuft heule her alle materialistische Geist, oft mit so brutalen praktischen Auswirkungen, daß einem die Rede vom Idealismus und dergleichen wie ein Märchen oder wie ein Hohn erscheinen möchte. Und dann gibt es noch Menschen, die ohne viel Grübeln und Reden mit schlichter Selbstverständlichkeit ihre tägliche, wenn auch manchmal schwere und harte P f l i ch t tun. Sie sind mehr wert als die die phantastischen Wortemacher oder die unentwegten Klage­weiber. Durch stilles, treues Schaffen erkennen sie den Sinn und das Gebot der lebendigen Stunde, In Geduld und Arbeit sind sie die Hauptträger des Fortschritts im Geist eines gediegenen Wiederaufbaues. Man erinnerte sich kürz­lich des hundertsten Geburtstags des großen einsamen Den­kers Paul de Lagarde. Von ihm stammt das schöne Wort: Immer von neuem die Mission seiner Nation erkennen, heißt sie in den Brunnen tauchen, der ewige Jugend gibt; immer dieser Mission dienen, heißt höhere Zwecke erwerben und mit ihnen höheres Leben." Dieses Wort jst wieder sehr zeitgemäß geworden. Und der hier erwähnte Dienst an der Nation, besonders auch im Rahmen schlichter All­täglichkeit, gehört eben zum Sinn des Lebens, vornehmlich zum Sinn des deutschen Lebens.

Zu der Kundgebung der Verbände der deutschen Wirt­schaft schreibt der «Schwab. Merkur":

Es ist so: die deutsche Wirtschaft arbeitet allein für die öffentliche Hand. Sie muß befreit werden von der Fron, unter der sie zusammenbcicht! Darauf hinzuwirken, ist die Absicht des Notschreis, den die deutsche Wirtschaft in die Oeffentlichkeit hinaussendet. Die deutsche Wirt­schaft: daran lassen die Unterschriften, mit denen die Kundgebung hinausging, keinen Zweifel! Die berufenen Vertreter der Industrie, des Handels und des Handwerks sorpM Wie der privaten ManzwirffchM gehen Unter

Tagesspiegel

Der vom badischen Landesschlichter gefällte Schiedsspruch für die badische Textilindustrie wurde vom Reichsarbeits­minister in allen Teilen sür verbindlich erklärt.

ser Anklage, die in ihrer Wucht erschütternd wirkt und an der weder Reich noch Länder noch Gemeinden vorüber­gehen können. Viel ist geredet und geschrieben über das, was unter den Schlagworken von Vereinfachung und Re­form verstanden wird, aber nichts sah und spürte der deut- sche Steuerzahler, die deutsche Wirtschaft von Taten! Und wenn heule die in der gesamten deutschen Wirtschaft ver­antwortlichen Kreise aufstehen gegen die öffentliche Hand und ihre Sachwalter, dann ist das eine nicht wegzuleug­nende furchtbare Anklage gegen eben diese Sachwalter: die Anklage, daß in den deutschen Parlamenten aller Art das Verantwortungsgefühl fehlt! Um gewählt zu werden, macht man Versprechungen, i st man gewählt, dann denkt man an die nächste Mahl, fällt man dabei jedoch durch was kann einem geschehen? Und so wird, stets um die Gunst der Wähler buhlend, mit offener Hand der anderen Geld bewilligt und nochmals bewilligt der Steuerzahler wird's schon auf­bringen! Es ist bitter, das sagen zu müssen, aber es ist so. Und trostlos ist es, daß sich keines der deutschen Parlament in Reich, Land und Gemeinde bisher aufgerafft hat, von sich aus das zu tun, was dis Gesamtlage unserer Wirtschaft, des ganzen deutschen Volks erfordert!

Solange wir in unseren deutschen parlamentarischen Körperschaften das Einkammersystem ohne korrigierendes und verantwortungsbewußtes, von" der St-Dmung der Wähler unabhängiges Gegengewicht haben, ist von dieser Seite her eine Besserung nichtzu er­warten. Und doch müssen die einzelnen Punkte des von der Wirtschaft aufgestellten Notprogrammes durchgeführt wer­den, soll nicht der Versklavung durch Versailles eine viel­leicht noch folgenschwerere Versklavung an das Ausland folgen, von der zu befreien unseren Kindern und Kindes- krindern nicht gelingen wird, auch wenn ihnen noch so viel an sozialen Einrichtungen, an Grünflächen» Stadions und Schwimmbädern zur Verfügung steht, auch wenn sie einen «Vater Staat" und eine «Mutter Stadt" haben, die mit vollen Händen ausskreuen!

Die Kundgebung der deutschen Wirtschaft kann weder übersehen, noch umgangen werden. Hinter ihr steht das verantwortungsbewußte, schaffende Deutschland, dem nicht Selbstsucht vorgeworfen werden kann, sondern das über die Parteizäune hinweg sieht in eine nahe Zukunft, die den Zusammenbruch bringen muß, falls es beim fruchtlosen Reden bleibt an den Stellen, die nach Verfassung und Gesetz eigentlich die Verantwortung zu tragen hätten!

Zur NerWaltnnstsreform

Berlin, 21. Dez. Gestern fand unter dem Vorsitz des Reichskanzlers eine vorbereitende Sitzung des Ausschusses für Verrvaltungsreform statt. Dem Ausschuß gehören u. a. an der Reichsinnenminister, der Reichsfinanzminister und der Reichssparkommissar. Die ^"-sichten der bevorstehenden Konferenz der Ministerpräsidenten werden in den Blättern verschieden beurteilt. Es wird zugegeben, daß die gewaltige Verteuerung der Verwaltung großenteils auf die Neu­schaffung überflüssiger Aemter und die Ueberfüllung bestehen­der Behörden für Parteifunktionäre nach der Revolution zurückzuführen sei, der nötigen Deflation stellen sich aber verschiedene Hindernisse in den Weg, namentlich arbeite die preußische Regierung dem Vereinfachungswillen der Reichs- regieruna entgegen.

Der Zeitpunkt für die bevorstehende Länderkonserenz bleibt bestehen, nämlich der 16. und 17. Januar. Als Gegenstände der Verhandlung sind in Aussicht genommen: 1) Das Verhältnis zwischen Reich und Ländern. Bericht­erstatter: Staatspräsident Bazille und regierender Bürgermeister Petersen - Hamburg; Mitberichterstatter: Ministerpräsident Braun- Preußen und Ministerpräsident Held-Bayern; 2) Maßnahmen Mir Gewährleistung spar­samster Finanzwirtschaft. Berichterstatter: preuß. Hinanz- minister Höpker-Aschoff und Finanzminister Tölle- Thüringen. 3) Praktisch« Verwoltungsreform in Reich und Ländern. Berichterstatter: Innenminister Apel-Sachsen und Innenminister S t ütz e l - Bayern.

Die Schiedssprüche für die Eisenindustrie verbindlich

Berlin, 21. Dez. Der Reichsarbeitsminister hat, da di« Parteien in der gestrigen Besprechung nicht einig wurden, die beiden Schiedssprüche im Streit der Eisenindustrie für verbindlich erklärt. Dies hat zur Folge, daß die Schiedssprüche inhaltlich in die Tarif- vertrüge übergehen, so daß z. B. ein Streik oder eine Aus- sperrung einen Rechtsbruch bedeuten würde. Dagegen Wird di« vorschriftsmäßig angemeldete DetrlebsjUi«

kegung zgm 1. Januar weder von den Dcyieosiprua-en noch von der Verbindlichkeitserklärung berührt, da die Stillegung mit der Aussperrung nicht gleich ist. Die,V»:- bindlichkeitserklärung erstreckt sich nur aus die nordwestliche Gruppe der Eisenindustrie, für die übrigen Gebiete müssen daher noch besondere Maßnahmen getroffen werden. In Sachsen laufen die Preistarife schon am 31. März ab.

Die drei Metallarbeiterverbände werden nun Mitglieder- Versammlungen einberufen, um zu der jetzigen Lage Stel­lung zu nehmen. Die Gewerkschaften scheinen von weiteren Kampfmaßnahmen absehen zu wollen, dagegen werben die Kommunisten sür einen Generalstreik.

Die Hilfe für Ostpreußen

Berlin, 21. Dez. Unter dem Vorsitz des Reichspräsi­denten von Hindenburg fand heute nachmittag die gemeinsame Beratung der Minister des Reichs und Preu­ßens für Hilfsmaßnahmen für Ostpreußen stakt. Wie verlautet, soll der schwerbedrängten Provinz ein Kredit von etwa 50 Millionen Mark in 67prozenkigsn Pfandbriefen, Erleichterungen in der Einkommens-, Ver­mögens- und Realsteuer und in den Schullasten gewährt werden.

Die Freigabe des deutschen Eigentums

Washington, 21. Dez. Das Abgeordnetenhaus hat die Vorlage betr. Rückgabe des beschlagnahmten deutschen Privateigentums mit großer Mehrheit angenommen. Zu­vörderst sollen die Ansprüche amerikanischer Bürger gegen Deutschland bis 100 090 Dollar bereinigt und sofort ausbezahlt werden, ebenso die Entschädigungen sür Tod oder Körperverletzung von Amerikanern, der Rest der An­forderungen an Deutschland soll ist Teilbeträgen abbezahlt werden. Andererseits sollen 80 v. H. des deutschen Eigen­tum (der Rest später) und 50 v. H. der Entschädigung für die beschlagnahmten deutschen Schiffe, Patente und Radio­stationen sofort erstattet werden, der Rest in Teilzahlungen. Die Eesamtentschädigung für die letzteren drei Arten der deutschen Vermögenswerte darf jedoch 100 Millionen Dollar nicht übersteigen. Ferner enthält das Gesetz die Bestim­mung, daß irgendwelche Zahlungen an den aus dem ameri­kanischen Heerdesertierten" Deutsch-Amerikaner Berg- dol! verhütet werden sollen.

Der Senat wird sich voraussichtlich im Februar mit der Vorlage beschäftigen.

Der Vertrag Englands mit dem Irak

Bagdad, 21. Dez. 'Der zwischen England und dem Irak abgeschlossene Vertrag wurde gestern veröffentlicht und von den Arabern kalt ausgenommen; man hatte nichts Besseres erwartet, denn man hatte England kennengelernt. Die Minister des Innern und der Finanzen haben ihre Aemter zum Widerspruch niedergelegt. ^

Sie Verteilung -er hiu-euburgsvende

Unter dem Vorsitz des Reichspräsidenten v. Hinden­burg fand am 20. Dezember die erste Sitzung des Ver­waltungsrats der StiftungHindenburgspende" statt, in der über die Verteilung an Kriegsbeschädigte, Hinterbliebene und Gleichgestellte Beschlüsse gefaßt wurden. Danach sollen im Rahmen der zur Verfügung stehenden Mittel jährlich zum 1. April und 1. Oktober Auszahlungen von je 200 .K, zusammen eine Million Mark in einem Jahr, erfolgen. Die Auszahlung zum 1. April soll vorzugsweise besonders be­dürftigen kinderreichen Kriegerwitwen zugute kommen. Ein vom Verwaltungsrat alljährlich zu bestim­mender Betrag wird dem Herrn Reichspräsidenten zur un­mittelbaren Verteilung in besonderen Notfällen zur freien Verfügung gestellt; ebenso hat die Geschäftsstelle derHindenburgspende" zur Befriedigung besonders drin­gender, außerterminlicher Fälle einen jährlich festgesetzten Betrag zur Verfügung.

Von dem aus den W o hlfahrtsmarken aufgekom­menen Erlös werden der D e u t s ch e n N o t h i l f e 800 000 Mark zur Unterstützung von Sozial- und Kleinrentnern freigegeben. Weitere Entschließung über die aus dem Mcrkenvertrieb aufgekommenen Mittel bleibt Vorbehalten, bis das Gesamtergebnis feststeht. Bis Ende dieses Jahrs sind somit einschließlich der aus Anlaß des 80. Geburtstags des Herrn Reichspräsidenten an Kriegsbeschädigte, Kriegs­hinterbliebene usw. ausgeschütteten 300 000 ^t insgesamt 1,1 Millionen Mark zur Auszahlung gelangt. Aus­drücklich wurde als Beschluß fxstgestellt, daß die Mittel der Hindenburgspende unter keinen Umständen dazu in An­spruch genommen werden dürfen, um Reich, Länder, Ge­meinden usw. von den ihnen gesetzlich obliegenden Per- pfficktungen gegen die genannten Personenkreise zu ent­lasten.

Stuttgart. 21. Dezember. Landtagswahl am 29. April. Im Finanzausschuß teilte Präsident Körner mit, es sei geplant, daß der Ausschuß die Beratung des Staatshaushaltsplans 1928 noch im laufenden Jahre zum Abschluß bringen soll. Der volle Landtag werde am 10.