liehen Kreisen die Mitteilung' des' ReichsfinanMinisters, die deutschen Beamtengehälter sollen um 16 bis 17 v. H. erhöht werden, lebhaft besprochen worden sei. Gilbert soll der Ansicht sein, die Besoldungserhöhung dürfe nur aus Ueber- schußmitteln bestritten werden, so daß der Reichsfinanzminister die Länder an den Ueberschußmitteln teilnehmen lassen müsse.
Das bedeutet allerdings einen starken Eingriff in die deutsche Verwaltung. Es rächt sich eben jetzt, daß der vorige Reichsfinanzminister Re in hold die vom vorvorigen Minister v. Schlieben vorsorglich angesammelten Rücklagen von 70 Millionen unbedenklich aufgebraucht und unnötigerweise die 1t m's a h st e u e r gesenkt und so die Reichseinnahmen wesentlich geschwächt hat, ohne daß die Wirtschaft einen Nutzen gehabt hätte, im Gegenteil, die Preise haben sich erhöht.
Der Schiedsspruch im Bergarbeiterstreik
Berlin, 23. Okt. Nach langen Verhandlungen ist von Schlichter Prof. Dr. Brahn folgender Schiedsspruch gefällt worden: Der Durchschnittstariflohn im Kohlenrevier 1 wird vom Tag der wiederaufgenommenen Arbeit an von 5.20 auf 5.80 Mark, in den übrigen Kern- und Randrevieren im gleichen Verhältnis erhöht. Dieses Abkommen kann erstmalig am 31. August 1928 gekündigt werden.
Der Schiedsspruch abgelehnt Halle, 23. Okt. Der Arbeitgeberverband für den Braunkohlenbergbau hat den Schiedsspruch abgelehnt.
Die gesellschaftliche Ileberlastung der ReLchsminifker Berlin, 23. Okt. Die Reichsminister beschäftigten sich in einer Besprechung mit dem Uebermaß von gesellschaftlichen Verpflichtungen, die sich in den letzten Zähren immer mehr gehäuft haben. Die Staatssekretäre der Vorkriegszeit hatten ln dieser Hinsicht entfernt nicht diese Gesellschaftslasten, sie konnten sich daher auch mehr der Arbeit widmen. Die AeichSminister waren denn auch einig darüber, daß die Festveranstaltungen namentlich in Berlin einen Umfang angenommen haben, der sich mit den wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen der Minister nicht mehr verträgt. Den Einladungen zu derartigen Veranstaltungen solle daher seitens der Reichsminisker nur noch in beschränktem Umfange Folge geleistet werden.
Auch die Deutsche Studentenschaft gegen den Beckerschen Ukas Berlin, 23. Okt. Wie die 5000 Burschenschafter auf der Eisenacher Tagung hat sich auch der Vorstand der Deutschen Studentenschaft entschieden gegen die Verordnung des preußischen Kultusministers Becker über die Bildung von Studentenschaften erklärt. Dieses neue „Studentenrecht" beraube die Deutsche Studentenschaft der akademischen Freiheit und der Möglichkeit, sich selbständig und verantwortungsvoll zu gestalten. Alle deutschen Studenten werden aufgefordert, gegen die Becker-Verordnung Stellung zu nehmen. Der Hauptausschuß wird sogleich in Iena zu der durch das Vorgehen der preußischen Regierung geschaffenen Lage Stellung nehmen und Richtlinien für die Neuregelung der Verhältnisse an den preußischen Hochschulen ausarbeiten.
deutscher Reichstag
Das Reichsschulgeseh
Berlin. 22. Oktober.
In der gestrigen Reichstagssitzung wies der Reichsfinanzminister abschließend darauf hin, daß die Arbeiterlöhne seit Dezember 1924 um 27 bis 28 v. H., die Beamtengehälter nur um 4 bis 6 v. H. gestiegen seien. Die Besoldungserhöhung bedeute also nur eine Nachholung.
Abg. Steinkops (Soz.) sagt, der Reichsfmanzminister habe übertriebene Borstellungen von der Höhe der Beamtengehälter erzeugt und selbst zu den Preissteigerungen beigetragen. Die Besoldungsverordnung von 1920 habe sich bewährt, es sei nicht zu verstehen, warum man von ihr abweiche. .
Abg. Graf Westarp (Deuschnat.) verweist auf die schwere Notlage der Beamtenschaft. Die Beamtengehälter müssen den Lohn- und P r e-i s v e r h ä l tn is s e n an- gepaßt werden, zumal die Verschuldung in vielen Teilen der Beamtenschaft geradezu das Staatsinteresse gefährde. Die Meinungsverschiedenheiten mit den Ländern über die Deckung müssen bereinigt und die begründeten Besoraniste der Länder »erstreut werden. Bei den Beamten
sollen "Vorbildung'und Leistung stärker berücksichtigt werden.
Abg. v. Guerard gibt namens des Zentrums eine Erklärung ab, die Besserung der Wirtschaftslage ermögliche die Neuregelung der Gehälter. Die Vorlage müsse sorgsam geprüft werden, ebenso die Bedenken der Länder. Eine großzügige Verwaltungsreform müsse in Angriff genommen werden.
Abg. Dr. Scholz (DV.) gibt die Erklärung ab, die Partei erwarte, daß die Besoldungsreform möglichst rasch durchgeführt werde. Sie lehne den Beschluß des Reichsrats auf Aenderung des Finanzausgleichs ab und verlange Senkung der Realsteuern und größere Sparsamkeit in den Ländern.
Nach weiterer unerheblicher Aussprache wird die Be rakung dieses Gegenstands geschlossen. Es folgt die erste Beratung der
Novelle zum Reichsversorgungsgeseh
Reichsarbeitsminister Dr. Brauns: Die Vorlage bezwecke °*ie Ausgleichung der Versorgungsbezüge an die Erhöhung der Beamtenbesoldung, vor allem der Renten der Leibgeschädigten. Die Renten der Kriegerhinterbliebenen sollen um 9,3 v. H. erhöht werden. Die Mehrkosten betragen jährlich 205 Millionen, so daß sich die Ausgaben für die Kriegsbeschädigten auf 1300 Millionen stellen.
Abg. Henning (Völk.): Wenn man auf die Erhöhung der Ministergehälter und der Abgeordnetenbezüge verzichten würde, so könnten manche Ungerechtigkeiten in dieser Vorlage zugunsten der Kriegsbeschädigten beseitigt werden.
Von den Regierungsparteien wird eine Erklärung abgegeben, daß die Vorlage als ein bedeutsamer Fortschritt zu betrachten sei. Die Forderungen des Reichsverbandes der Kriegsbeschädigten I oben nur den Zweck gehabt, durch überspitze Forderungen alle anderen Verbände zu übertrumpfen. Diese Forderungen würden die Ausgaben auf 2250 Millionen steigern.
Württemberg
Slutkgark, 22. Okt. Tagesordnung der nächsten Landtagssihung. Auf der Tagesordnung der am nächsten Donnerslag, 27. Oktober, nachmittags 4 Uhr beginnenden Sitzung des Plenums des Landtags stehen neben 8 Kleinen Anfragen die Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Gewährleistung des würtk. Staats für die Verzinsung der Hypothekenpfandbriefe des Württ. Kreditvereins, ferner die Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Anlegung von Mündelgeld bei Banken, weiter des 5. und 6. Nachtrags zum Skaakshaushaltgeseh für 1926 und 27, weiter die Beratung des Landesjugendgesetzes und eines Gesetzes über die geschützten Tage und die allgemeinen (bürgerlichen) Feiertage, außerdem noch Anträge des Finanzausschusses, Petitionsausschusses und Rechksaus- schusses zu verschiedenen Eingaben.
Was kostet die nächste Landkagswahl im Frühjahr 1928? Die württ. Regierung hat in dem jetzt fertiggestellten und dem Landtag übersandten Entwurf eines Haushaltplans für das Rechnungsjahr 1928 bei dem Etakkapital des Ministeriums des Innern auch schon den voraussichtlichen Aufwand für die 1928 fällige Wahl zum württ. Landtag, und zwar in Höhe von 70 000 Mark eingestellt. Die letzte Landtagswahl von 1924 hatte einen Aufwand von 40 000 Mark verursacht. Dabei ist aber zu berücksichtigen, daß die damalige Wahl im Zusammenhang mit der Reichstagswahl getätigt wurde und daß damals die Porto- und Telephongebühren wesentlich niedriger waren. Inzwischen sind Porto- und Telephongebühren, aber auch verschiedene Tarife erhöht worden, so daß die Kosten für die Herstellung der Wahlzelle!, für die Einbringung der Wahlresultate usw. jetzt erheblich höher sind. Nach Art. 37 des Wahlgesetzes und § 109 der Landesstimmordnung bekommen auch die Gemeinden die Hälfte der ihnen bei der Wahl entstehenden Kosten wieder vom Staat erseht. Die Regierung hat daher vorsichtigerweise für die Kosten der nächsten Landtagswahlen den Betrag von 70 000 Mark vorgesehen.
Vorschüsse auf die Gehaltserhöhung auch für die Geistlichen? Wie wir erfahren, geht die letzthin durch die Presse gegangene Nachricht, als treffe den Staat und die Regierung die Schuld dafür, daß den Geistlichen beider Konfessionen nicht dieselben Vorschüsse auf die kommende Gehaltserhöhung wie den Reichs- und Landesbeamten gewährt werde, von irrigen Voraussetzungen aus. Es ist nicht Aufgabe des Staats, für die Auszahlung dieser Vorschüsse auch für die Geistlichen zu sorgen, sondern dies ist Aufgabe der
Der Fluch eines Dorfes
Noman von L. Hanson.
18 . Fortsetzung Nachdruck verboten
Romann stieß ihn in öie Seite, öie Paare kamen aus dem Saale zurück.
Eisenbergs Blick fiel sofort auf Jude.
»Nun, alter Freund," sagte er, den Wilderer fest ansehend, mit ernster Miene, „wie stehts? Habe heute nichts schönes gehört! Was machen die Böcke?"
„Die — Böcke. Herr Kommerzienrat," sagte Jörg dreist lächelnd in drolliger Halbdunkelheit, „die sind noch munter. Sehen Sie mal hier den Alten!" Mit diesen Worten faßte er den dürren Schneider Nomann am spitzigen Kinnbarte und zog ihn zu sich.
Der schmächtige Schneider geriet in momentanen Zorn: „Mit mir altem Mann kannst du dir das erlauben, du Schuft! Aber warte nur! Ich sage..."
„Nun, was dann — aber ... bist du nicht munter, alter Ziegenbock oder willst du sonst was?"
Der Schneider, den ein guter Trunk über all seine Ehre ging, wurde wieder sanfter: „Aber, wollte ich sagen, ich habe daheim einen, mit dem würdest du nicht spassen!"
Unbekümmert um den Kommerzienrat und die Se nen packte Jörg den Schneider am Knochenarm ur schleuderte ihn hin und her:
„Ah, jetzt weiß ich, wenn du meinst! Deinen Bri der meinst dm den Fritz! Voran, du holst ihn! I bezahle fünf Flaschen Wein, wenn du ihn herbringst „Gut, es gilt, ich hole ihn!"
Mit einem Satze war der Schneider vor dem Tisc und lief hinaus. Theodora saß da, ernsten Blicke Nun, raunte sie dem Vater zu: „Komm, laß uns heir aeycu, oder wenigstens an einen anderen Tisch, dra tzen im Saal. Es wird zu bunt!"
„Ach was!" gab Eisenberg zurück. Bleib nur hi,
jetzt wird es erst gemütlich! Gehe noch mal zum Tanze!"
Sie gingen noch einmal zum Tanze, Theodora und Renner. Auch Eisenberg tanzte mit einem Dors- mädchen.
Kaum war der halbe Tanz durch, als sich schallendes Gelächter erhob und die müßige Jugend in Haufen zur Wirtsstube drängte. Bald spielte die Kapelle zum eigenen Vergnügen.
Im Eingänge zur Wirtsstube stand Nomann, der schmächtige Schneider und zog seinen alten, mächtigen Ziegenbock, den er zur Zucht für die Gemeinde hielt, seinen Fritz, hinter sich her. Das Parfüm, das der Bock ausströmte, erfüllte die Räume. Die Mädchen schrieen:
„Der Bock! der Bock!" und hielten die Nasen zu. Das verblüffte Tier stutzte erst, dann folgte es dem Zureden seines angetrunkenen Herrn in das Wirtszimmer.
Ein Hallo der Gäste begrüßte die Beiden. Jude lachte in seiner Trunkenheit und bestellte den verwetteten Wein. Hierauf goß er ein Glas voll und reichte es dem Bock zum Trinken hin. Das Tier schnupperte daran und äugte den schwankend dastehenden Jörg an, machte dann zwei Schritte rückwärts und — hopp! einen Stoß. Jörg, der mächtige Mann lag längshin am Boden. Nomann klopfte dem Bock auf den Hals: „Recht so, Fritz, recht so!"
Alles schrie in Ausgelassenheit, als ob nie etwas Wichtigeres geschehen wäre. Jörg machte gute Miene zum bösen Spiel. „Der Teufel hätte das gedacht!" ächzte er beim Aufstehen.
Der Schneider, nun stark und stolz auf seinen Fritz, machte mit diesem die Kunststücke, die er ihm mühevoll beigebracht hatte, den Zuschauern vor. Nach jedem Vortrag goß er dem Bock ein Gläschen Wein ins Maul und dieser schluckte gehorsam. Doch das viele Experi- uentieren mit dem Tier ward zuletzt eintönig und sein
kirchlichen Behörden. Der Etaak gibt beiden Kirchen ledig- lich Pauschalsummen. Sache der Kirche wäre es, die wegen einer Gehaltserhöhung auch für die Geistlichen erforderlichen Summen dem Staat mitzuteilen und mit ihm in Verhandlungen über eine entsprechende Erhöhung der Pauschsätze einzutreten.
Verlängerung der Ausstellung „Skulkgarker Herbst". Da der Besuch der Ausstellung „Stuttgarter Herbst" sich noch immer steigert, namentlich auch in den Abendstunden, haben sich die Organisationen, die sie veranstalteten, entschlossen, sie bis zum nächsten Mittwoch abend zu verlängern und trotz großer Opfer teils zu erneuern, teils zu ergänzen.
Radfahrwege. Verschiedene Radfahrerverbände traten hier zusammen, um die Erbauung besonderer Wege für Radfahrer zu besprechen. Die Radfahrer seien bisher zu bescheiden in ihren Ansprüchen gewesen. So gut die Kraftfahrer besondere Verkehrsstraßen fordern, können auch die Radfahrer Wege abseits der Hauptverkehrsstraßen für sich verlangen. Dazu seien nur geringe Mittel nötig im Vergleich zu den Autostraßen Es wurde ein „Württ. Verein für Radfahrwege" gegründet, der die Aufgabe hat, die Angelegenheit weiter zu verfolgen.
Entziehung von Führerscheinen. In der Sitzung des Bezirksrats vom 19. Oktober 1927 wurde 11 Kraftfahrzeugführern der Führerschein wegen Erregung von Lärm auf Zeit entzogen. Die Ursache des Lärms bestand teils darin, daß das Kraftfahrzeug nicht mit den gesetzlich vorgeschriebenen ausreichenden schalldämpfenden Mitteln versehen war. Meist aber wurde der Lärm dadurch verursacht, daß der Fahrer mit der an sich in Ordnung befindlichen Maschine unsachgemäß umging. Es muß immer wieder darauf hingewiesen werden, daß nach der Verordnung über Kraftfahrzeugverkehr vom 5. Dezember 1925 in der Fassung vom 23. Juli 1926 die Kraftfahrzeuge so eingerichtet und ausgerüstet sein müssen, daß jede Belästigung von Personen durch Geräusch ausgeschlossen ist, und daß der Führer dafür verantwortlich ist, daß eine Belästigung von Personen durch Geräusch in keinem Fall eintritt.
Wegen Spionage verurteilt. Der Strafsenat des Oberlandesgerichts verurteilte die 52 Jahre alte Witwe Anna Frank-Marperger, die mit dem wegen Spionage vom Reichsgericht zu 14)4 Jahren Zuchthaus verurteilten früheren Reichswehrsoldaten Dannhäuser in Verbindung getreten war, wegen eines vollendete« Verbrechens des Verrats militärischer Geheimnisse unter Zubilligung mildernder Umstände zu 2 Jahren Gefängnis und 5 Jahren Ehrverlust. Ein Jahr der erlittenen Untersuchungshaft wurde ungerechnet.
Vom Tage. In der Nacht zum Samstag wurde in der unteren Virkenwaldstraße bei Streithändeln ein 33 I. a. Taglöhner von einem 23 I. a. Buchdrucker namens Schick durch einen Schuß in die linke Brust getötet. Der Täter ist festgenommen.
Lus dem Lande
Zuffenhausen, 22. Okt. Tödlich überfahren. Auf der Schwieberdinger Straße wurde die siebenjährige Ruth Gaisert von einem Auto überfahren und getötet.
Roßwag OA. Vaihingen, 22. Okt. Betriebsunfall. Im Kaliwerk von Gebr. Zimmermann war der 51 I. alte Arbeiter Fritz Herriegel von hier mit Ausladen von Schotter beschäftigt, als pGtzlich ein Rollwagen mit rohen Bruch, steinen über das Podest stürzte, unter dem Herriegel arbeitete. Herriegel wurde durch die abstürzenden Steine an Kopf und Brustseite sehr schwer verletzt. Anscheinend hatten die beiden Arbeiter, die den Rollwagen führten, die Gewalt über ihren Wagen verloren.
Oehringeu, 23. Okt. 2 0 v. H. Umlage. Der Gemeinderat beschloß, die Gemeindeumlage für 1927 auf 20 v. H. der 726 959 Mark betragenden Ertragskataster mit einem Ertrag von 145 400 Mark festzusetzen, weiterhin die verfügbaren Restmittel mit 19 567 Mark zur teilweise« Deckung des Abmangels zu verwenden und bezügl. des restlichen Abmangels von 15 600 Mark ein Gesuch um Zuschuß dieses Betrags aus dem Ausgleichsstock zu stellen.
Hall, 23. Okt. Das neue Selbstanschluß-Fern- sprechamt. Am Samstag wurde in Hall ein neues Selbstanschluß-Fernsprcchamt in Betrieb genommen, das seine Aufstellung im Untergeschoß des Postgebäudes gefunden hat.
Hleinengstingen OA. Reutlingen, 23. Okt. Ein Zopf- abschneide r. Eine Gemeinheit sondergleichen verübte ein led. Fabrikarbeiter von Großengstingen. Er machte
Duft unausstehlich.
„Hinaus mit dem Ziegenbock!" schrieen die Dorfburschen. Hammaus besänftigte. Der Schneider wurde sicher ein guter Kunde.
Magdalena Maurer trat auf. Lautlose Stille. Sie sang ein fremdartiges, hier nie gehörtes Lied. Ihre Stimme bald hoch aufjauchzend, dann voll Sehnsucht weich und klagend, liebewerbend und entsagend, hielt alle Hörer im Bann. Nicht aber das noch eben so gelehrige, kunstsinnige Tier, den Bock. Oder war er übermäßig begeistert von Magdalenas Melodien? Kurz — er entriß sich mit einem Ruck den schwachen Händen seines Herrn, einen Spung und Stoß und Magdalena stürzte, wie eben Jörg Jude vom Schem- mel längshin ins Zimmer.
Weißer war sie geworden im Gesicht vor jähem Schreck, doch lachte sie schon wieder, es war gut abgegangen.
„Oh, oh!" klagte der Schneider und bekam Angst. Doch als er sie lachen sah, hellte sich momentan das komisch traurige Gesicht auf und die vorige Tollheit kam wieder über ihn. In seiner Trunkenheit, die sich durch die Erregung gesteigert hatte, fing er zu singen an:
„Magdalena, Magdalena — mit dir ists nicht ganz im Reine. Ach wie hast du dicke Beine — beinah dicker noch als meine!"
Jörg Jude schüttelte das schwer gewordene Haupt und murmelte, indem er machtlos auf den Tisch hieb:
„Sie fangen mich doch nicht!"
Vor ihm stand der Tisch voller Flaschen, leere und volle, aber fast niemand mehr hatte Lust. Alles schien satt.
Theodora stand auf.
„Vater," sagte sie ernst und bestimmt, unbekümmert um den Trubel, „ich gehe heim, und wenn ich allein gehen mutz! Dieses Treiben verekelt mir jede Freude.
(Fortsetzung folgt.) .