ep, tzeilbronn. 16. Okt. SazialecKur s f ü r T h e o- logen. Vom 10. bis 13. Oktober veranstaltete hier Ser Evang. Volksbund und der Landesverband Evang. Arbeiter­und Arbeiterinnenvereine Württembergs unter der Leitung von Stadtpfarrer Völter - Heilbronn einen soMlen Ein­führungskurs für Theologen, an dem etwa 60 Theologen aus dem ganzen Land teilnahmen. Bekannte Führer des sozialen Lebens wie der Geschäftsführer des Evang. Volks­bundes, A. Springer, Arbeitersekretär Mangold, Syndikus Dr. Krauß vom Industriellen-Verband Hell­bronn, Pfarrer Kappes u. a. führten in die großen sozia­len Fragen der Gegenwart ein. 11 a. wurde der Klassen- kampf, die Gewerkfchaftsfrage, die Zusammenarbeit zwischen Unternehmer und Arbeiter, der moderne Produktionsbetrieb behandelt. In der Aussprache trat immer wieder die Frage des religiösen Sozialismus in den Vordergrund. Ueber diese Frage äußerte sich auch Prälat Wurm, der als Vertreter des Oberkirchenrats dem Kurse anwohnte, zum Schluß in weitherziger Weise. Bei einem Gemeindeabend erzählte Ge­schäftsführer Springer über seine Erlebnisse in Amerika.

Tübingen. 16. Okt. Ungetreuer Postbeamter. Das Schöffengerechk verurteilte den verheirateten 29 Jahre alten Briefträger August Märkte von Lustnau wegen Unterschlagung von Vereinsgeldern und Unterdrückung von der Post anvsrkrauken Briefen zu der Gesamkgefängnis- strafe von 7 Monaten.

Die Stadt wird auch in diesem Winker an Minder­bemittelte und Arbeitslose 600 Zkr. Braunkohlenbriketts zu billigem Preis oder unentgeltlich abgeben.

Oberndorf a. N.. 16. Okt. Aufwertung. In der letzten Gemeinderakssthung machte der Borsihende die Mit­teilung, daß 191 Zahlungsbefehle an säumige Steuerzahler aus dem Zahr 1926 ausgegeben wurden. Die Gesamtauf- werkungsforderung der Stadtgemeinde Oberndorf gegenüber der Oberamkssparkasse beträgt 34 662,60 Mak. Bon dieser Summe erhält die Stadt 15 Prozent Aufwertung gleich 5199,40 -41. Die Stadt schuldet der Oberamkssparkisse 284 319 Mark und bezahlt hieraus eine endgültige Aufwertung von 12ll Prozent 35540 RM. verzinslich zu 5 Prozent und rück­zahlbar in 30 gleichen Jahresraten von 2311,90 Mark.

Schwenningen, 16. Okt. Gegen die Zusammen­legung der südwestdeutschen Arbeitsämter haben sich der Industriellenverband Schwenningen und die Uhrenindustrie entschieden ausgesprochen.

Tuttlingen. 16. Okt. Reit- und Fahrturnier. Das vom Verband der Ländl. Reit- und Fahrvereine ge­leitete und vom Reikerverein Tuttlingen veranstaltete Tur­nier war ein voller Erfolg. Die beachtenswerten sportlichen Leistungen wurden von etwa 5000 Zuschauern mit großem Beifall ausgenommen. Sieger in der Dressurprüfung und im Jagdspringen war Rittmeister Remlinger, Reiker- Regt. 18 gegen Oberleutnant von Langsdorfs vom Inf.-Regk. 14, der die 2. und 3. Plätze belegte. Weitere Sie­ger waren: Frl. E. Schüler und die Herren Creyauf- müller, Rudy, van der Weck und Werner, Tutt­lingen, Ne her und Pfisterer, Talheim, sowie Wacht­meister Mayer, Reiter-Regt. 18 und Unteroffizier Heck, Inf.-Regk- 14.

Ulm. 16. Okt. SchwererRaub. Das große Schöffen­gericht Ulm verurteilte den 24 Jahre alten led., schon oft und schwer vorbestraften Schuhmacher Jos. Wagner von Gerlenhofen bei Neu-Ulm wegen schweren Raubs, 2 ein­fachen und 8 schweren Diebstählen im Rückfall, bei denen ihm von März bis Mai d. I. u. a. in Rißhöfen bei Biberach ein Motorrad im Wert von 1000 -4t, im Pfarrhaus in Steinach (Baden) 800 -4t Bargeld, in Laufen OA. Rottweil 120 -4t Bargeld und Gegenstände im Wert von 80 -4t usw. in dis Hände fielen. Am Hellen Nachmittag des 20. Mai dieses Jahrs nahm er in der Nähe von Gögglingen OA. Laupheim dem Bauschreiber Zschirp der Firma Säger u. Wörner, der auf dem Wege zur Lohnauszahlung sich befand, unter Bedrohung mit dem Revolver Gelder im Betrag von 2545 -4t ab, von denen nur etwa die Hälfte wieder beigebracht werden konnte. Er erhielt eine Gesamt­zuchthausstrafe von 7 Jahren, woran 2 Monate Unter­suchungshaft abgehen, und 5 Jahre Ehrverlust. Seine Ge­liebte. die 23jährige verh. Fabrikarbeiterin Geiger in Neu- Ulm, ebenfalls schon vorbestraft, wurde wegen Hehlerei zu 1 Monat Gefängnis verurteilt.

Heidenheim. 16. Okt. Straßenbenennung. Nach Beschluß des Gemeinderaks wird die seiherige Alleenstraße in .Friedrich Ebertstraße" umbenannk.

Roth bei Laupheim, 16. Okt. Wegz u g. Letzten Mon- taa verließ Baron v. Fugger den hiesigen Ort, um in

Weßling bei München 'seinen bleibendest Wohnsitz aufzu- schlagen. Der Scheidende war eine bekannte Persönlichkeit im ganzen Bezirk. Als Ehrenbürger war er mit seiner Ge­mahlin aufs engste mit der Gemeinde verwachsen und Hai immer regen Anteil an dem Wohl und Wehe derselben ge­nommen.

Rottenacker OA. Ehingen, 16. Okt. Betrüger. Am Donnerstag kauften zwei fremde Männer bei einem Bauern eine Kuh mit der Bedingung, man müsse sie noch nach hingen bringen. Dort nahmen sie die Käufer in Empfang und mit Scheck und Bargeld wurde bezahlt. Als der Schwa­ger des Eigentümers den Scheck bei der Gewerbebank Ehingen einlösen wollte, stellte sich heraus, daß das Wert­papier gestohlen und deshalb gesperrt war. Mit Hilfe der Ehingen bringen. Dort nahmen sie die Käufer in Empfang wieder zugeführt. Die beiden Diebe konnten noch nicht fest­genommen werden.

Biberach, 16. Okt. Kleiderdieb st ähle. Hier wurde ein 38 Jahre alter Mann festgenommen, der im Begriff war, eine große Menge Herren-, Damen- und Kinderkleider, -Wäsche und -Schuhe abzusetzen, über deren Erwerb er sich nicht auszuweisen vermag, so daß anzunehmen ist, daß er sie auf strafbare Weise erlangt hat.

Lappet bei Buchau, 16. Okt. Kirch weihe. Bischof Dr. Sproll teilte mit, daß am 24. Oktober die Weihe der neuen Kirche in Kappel bei Buchau staktfinde.

Altshausen. OA. Saulgau, 16. Okt. Verhaftungen. Am Donnerstag wurden hier 4 Personen festgenommen. Während eine Frau, angeklagt wegen Obstdiebstahls, ohne Zwischenfall hinter Schloß und Riegel kam, gelang es den drei andern, zu entfliehen.

Eichen, OA. Saulgau, 16. Okt. Zündelnde Kin­der. Donnerstag vormittag, als die Landwirtseheleute Wäscher auf dem Felde arbeiteten, entstand durch zündelnde Kinder im Stall ihres Oekonomiegebäudes Feuer, das sich auf das Stroh ausdehiste und das Vieh mit Ersticken be­drohte. Die Einwohner des Dorfs waren durchweg auf dem Feld; zum Glück war aber in dem Nachbarhaus der Maurer Johann Madlener von Beizkofen tätig, der sofort herbeieilte und den Brand mit zwei Minimaxapparaten löschte.

Weingarten. 16. Okt. Besuch des Münsters. Am Donnerstag trafen Prinzessin Max von Baden, Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg, Prinzessin Wolfgang von Hessen, Prinzessin von Baden und Frau v. Bauer unter Führung des berühmten Professors Walter Trwensky hier zur Besichtigung des Münsters und der großen Orgel ein. Chordirektor Bärnwick gab einzelne Proben des Meister­werks durch Vortrag von schwierigen Kompositionen, worauf auch Professor Trwensky durch überragendes Spiel ein gewaltiges Können offenbarte.

Wangen i. A.. 16. Okt. Reichskuratoriums- Sitzung der deutschen m i l ch w i r t s ch a f t l i ch e n Forschungsanstalten in Wangen i. A. Im Rathaussaal in Wangen im Allgäu tagte das Reichskura­torium für die deutschen milchwirtschaftlichen Forschungs­anstalten, und zwar für die Forschungsanstalt mit Zweig­stelle in Königsberg und für die süddeutsche Forschungs­anstalt in Weihenstephan mit Zweigstelle in Wangen i. A., ferner für das Prüfungsamt für Milchgeräte in Halle. Im Verlauf der bedeutsamen Sitzung trugen die Anstaltsdirek­toren die Vorschläge vor für die bestehenden und geplanten Forschungsanstalten. Landesökonomierat Dr. Teiche rt- Wangen i. A. hielt einen Vortrag über den Einfluß der Forschungsanstalten für die milchwirtschaftliche Praxis. So­dann fand die Etatsberatung statt. Das Reich stellt für sämtliche Forschungsanstalten 120 000 -4t zur Verfügung, wobei allerdings die Löwenanteile auf die Anstalten in Kiel und Weihenstephan fallen. Das Kuratorium stellt an die Forschungsanstalten für die Zukunft die Forderung, daß sie sich mit bestimmten Fragen der Praxis beschäftigen sollen, und zwar wurden namentlich gewünscht: Versuche über Verbesserung der Molkenbutter, über eine bessere Verwer­tung der Molkenrückstände, über die bessere Verwertung von Kasein, Studien über die Rationalisierung der Milch­wirtschaft, die Beseitigung der zahlreichen Käsefehler usw., dann namentlich aber auch über die Wirkung der Silo- Milch aus den Ausfall der Käse. Des weiteren wurde be­sprochen eine Beteiligung der Forschungsanstalten an der AusstellungDie Ernährung" in Berlin. An den Bera­tungen nahmen Vertreter der Regierungen des Reichs, Preußens, Bayerns und Württembergs, sowie der ein­schlägigen staatlichen Anstalten dieser Länder teil.

Von der bayerischen Grenze, 16. Okk. Gesundheiks- beker. In einer Gemeinde des Bezirks Zusmarshausen war eine Bauernkochker an tuberkulöser Drüsenentzündung

eniranitt und Fand m Behandlung eines Mzres. ?raa> einem operativen Eingriff, der rasch vernarbke, erklärte er das Kind für geheilt. Aber Nachbarn und Vetter und Ba­sen erklärten, für Drüsenerkrankungen helfe nachhaltig nur Sympathie: sie drangen so lange auf die Ellern ein, bis diese einen Sympakhiedokkor aus einem Nachbarort herbei­riefen. Dieser kam auch drei Nächte hintereinander zur Zeit des abnehmenden Monds. Jedesmal nachts um 2 Uhr wurde das Mädchen in warme Tücher gewickelt, in den Garten hinausgetragen und unter einen Äpfelbaum gelegt: dort «betete" der weise Mann längere Zeit mit ihm. Während der drei Tage trug das Mädchen ein Halstuch ununterbrochen, das dann einer koken Frau mit ins Grab gegeben werden mußte. Weit und breit war damals keine Frau gestorben. Man fuhr deshalb mit dem Tuch nach Augsburg, wo es ein Leichenwärker einer Token in den Sarg legte. Das alles geschah im Mai. Das Kind ist wie­der völlig gesund und man streiket sich jetzt darüber, wer ihm geholfen hak, der Arzt oder der Schmierendoktor. Der weise Mann wollte für seine Tätigkeit nichts annehmen, hat sich aber doch einen Zehnmarkschein in die Tasche schieben lassen. Das wurde bekannt und er erhielt wegen Gaukelei einen Strafbefehl über 30 Mark oder 6 Tage Haft.

Jnnermgen i. hohen;., 16. Okt. Von Pferden g e - schleift. Der Gemeinderechner Adolf Klöck wurde von den Pferden geschleift und schwer verletzt.

Göppingen, 14. Okt. Zeichen der Zeit. Auf dem Rechberg ist seit einiger Zeit eine Verbotstafel aufgestellt, auf der es heißt: Mit Rücksicht auf die Nähe der Kirche und der Wallfahrer ist .es verboten, auf dem Hohenrechberg nackt, halbnackt oder !m Badeanzug zu verweilen. Zuwider­handelnde werden bestraft."

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Auflösung des Nirkschaslsverbands katholischer Geistlichen.

Zufolge wiederholter Beschwerden des Württ. Jndustrie- und Handelstags hat das Bischöfliche Ordinariat in Rotten­burg die Auflösung des Wirtschaftlichen Verbands des Ver­eins katholischer Geistlichen in Württemberg veranlaßt. Das Warenlager des Verbands ist durch Kauf an eine Ulmer Geschäftsfirma übergegangen.

T.O. Würtkembergische Bauernkage. Der Landwirtschaft­liche Hauptverband Württemberg und Hohenzollern ver­anstaltet in diesem Spätjahr eine Reihe von Bauern­tagen, in denen zu den dringendsten wirtschaftlichen Fra­gen aufklärend Stellung genommen wird. Der erste Bauern­tag findet am Sonntag, den 30. Oktober, in Bad Mer­gentheim statt. Er gilt für die Bezirke Mergentheim, Gerabronn, Crailsheim, Hall und Künzelsau. Auf ihm wird u. a. der aus den Auseinandersetzungen über die Zollfrage bekannte und verdiente Agrarwissenschaftler Privatdazent Dr. Kurt Ritter-Berlin überDie volkswirtschaftliche Bedeutung der deutschen Landwirtschaft" sprechen. Weitere Bauerntage des Landw. Hauptverbands finden statt: am 11. November in Aalen und am 3. Dezember in Ravensburg.

Laden

Karlsruhe, 14. Okt. Ein 25 I. a. Büroangestellter von hier und ein 34 I. a. Geschäftsführer aus Neuyork, die gemeinschaftlich durch gefälschte Rechnungen eine hiesige Firma um mehrere tausend Mark schädigten, wurden fest­genommen.

Pforzheim, 14. Okk. Eine Pforzheimer Likörfabrik stand mit einem auswärtigen Obsthändler wegen Bezugs Bos­nischer Zwetschgen in Verbindung. Der Lieferant verlangte eine Anzahlung in Höhe von 20 000 RM. Die Firma empfing dafür eine Bestätigung, daß die Ware tatsächlich für den Obsthändler bereitskehe. Schließlich einigte man sich nach Erhalt eines schriftlich ausgestellten Duplikak- frachkbriefes, die verlangte Äuszahlungssumme sofort aus den Weg zu bringen. Pünktlich kam der bahnseitig richtig abgestempelke Duplikatfrachkbrief, aber die Waggonsendungen blieben aus. Nachforschungen ergaben, daß die Pforzheimer Brennerei einem ganz gerissenen Gauner in die Hände ge­fallen. der mit den 20 000 -41 verschwand.

In den letzten Tagen wurde hier der Hauslehrer Rudolf Tilgner aus Görlitz auf Grund eines Steckbriefes wegen Betrugs und Urkundenfälschung festgenommen. Tilgner hat auch in hiesiger Gegend Betrügereien ausgeführt, insbeson­dere sprach er bei Fürsorgeämtern, politischen Verbänden, Vereinen, sowie bei Professoren und Geistlichen unter falscher Namensangabe vor und versuchte Uunterstützung zu erhalten.

Der Fluch eines Dorfes

Roman von L. Hanso n.

12. Fortsetzung Nachdruck verboten

Laß doch! Es geschieht größeres Unrecht. Was ist dabei, wenn uns Jude hin und wieder ein Reh be­sorgt, und wir haben billiges, gutes Fleisch, Einerlei ob's der Herr dort oben hat oder ein anderer! Ich finde garnichts dabei."

Aber ich!" sagte Emma festIch lernte in der Schule, zu unterscheiden, was mein und dein ist."

Ach Emma! Du bist noch jung, und zu streng denkst du. Laß das! Später denkst du anders." Mag­dalena brach das Gespräch ab und sprach von Gleich­gültigem. Sie eilten bei der Arbeit. Der letzte Schein des Tages ging über die Höhen und Frühdämmern senkte sich schon in's Tal und über das niedere Kraut­feld, als sie heimgingen.

Magdalena ließ den Blick in die Runde gehen und sah alles. Emma sann vor sich hin und sah nichts. Sie dachte an die Begegnung von eben und an Un­recht und Unehrlichkeit so vieler, die doch nicht sein sollten nach allem, was ihr ein ernster, gewissenhafter Lehrer einst gesagt, und was doch auch nimmer so sein sollte im Leben und dazu in ihrem Familienkreise. Sie sah den Vater und alle anderen nun in anderem Lichte, als sie diese seither in ihrer Kindheit gesehen.

Armin Nenner war von den Mädchen gegangen, weiter ins Feld, wie im Schlafwandel. Begleitet von Magdalenas bestrickendem Blick, darin eine ganze Verwirrung und eine Welt voll überglück lag, fand er keinen Gedanken mehr als sie, das schöne Mädchen, das in seiner ganzen Fülle schon Weib schien. Vor­wärts hastete er, begleitet von ihrem Bilde wie von überweltlichem Scheine, vorwärts bis ins schmale Waldwiesental. das weitab dem Iagöhause, Eisenbergs lag, welches er doch auffuchen wollte.

Nun mäßigte er den Gang er mußte Ruhe fin­den. Hier war der Ort dazu. Er setzte sich auf die mächtige, erhöhte Wurzel einer Standeiche. Tiefe Dämmerung füllte schon das stille, weltferne Tal. über dem der sternerhellte Himmel in herbstlicher Reinheit stand. Kein Liebeshauch der Vogelwelt drang durch die Ruhe, nur oben in der Eiche lispelten einige Stare im Halbschlafe. Natur lag im Schlummer. Doch drinnen in der jungen Brust, da wühlte es und stritt, warb es und lockte, da klagte es. Erwachen einer All­gewalt war es, das Aufdämmern eines Lichtes, das den Frühlingsschimmer der Kindheit verdunkelte: die Liebe. Magdalena! Solch ein Mädchen! Ihr Bild war nicht mehr zu verhüllen. Er kannte sie schon die ganze Zeit her und sah sie gern doch heute sah er sie erst recht. Würde sie ihn wirklich so lieben, wie ihr Auge zu ihm sprach? Oder war es Falschheit, ein Spiel nur?

Nein, nein! Ihr Blick mußte wahr sprechen.

Schmer fiel's ihm auf's Herz: Er war noch so jung, noch ohne rechte, feste Stellung, denn dieser Dienst bei Eisenberg war und konnte nicht von Dauer sein. Vor­wärts mußte er kommen im Lehrerberufe, den er ja gegenwärtig nur halb aussüllte, wo er sich in Acht nehmen mußte um nicht seinen Lebensberuf zur Nebensache Herabkommen zu lassen. Beruf war ihm immer das höchste gewesen, doch heute, in einem Augen­blick war ihm gekommen, was ihm zu höherem wurde. Aber, aber! Dies und das! Er saß und dachte und stand endlich schweren Herzens auf, zum Iagdhause zu gehen, ohne zu wissen wie lange er gesessen. Tiefes Dunkel erfüllte den Hochwald, durch deu er zur Rück­seite des Jagdhauses schritt, trunken von Sehnsucht und Seligkeit, und die Lippen summten leise im leisen Abendwinde: Als ich dich zum ersten Mal erblickte, dieien Augenblick vergeh ich nie!...

Jagdhaus Wodan lag schon in nächtlicher Ruhe. Das Wohnzimmer nur war erleuchtet. Unsicher trat Ren­

ner ein. Seine Schüler schliefen schon und Theodora saß allein am Eichentische und las. Er begrüßte sie, sah sie aber kaum an.

Theodora sah ihn an mit den großen, blauen Augen wie mit forschendem Ernste:

Sie bleiben lange, Armin Renner! Ist Ihnen etwas Unangenehmes passiert?"

Nein, nein!" sagte Nenner hastig.Warum?"

Sie sehen so blaß aus! Darum dachte ich...

Ach nein, Fräulein Theodora, ich wüßte nicht... Ist Ihr Vater noch nicht zurück?" Renners Stimme zitterte.

Nein, auch er bleibt lange. Es ist doch längst Nacht. Schon eine Stunde ist draußen kein Wild mehr zu unterscheiden. Wo er nur bleiben mag?"

Ja, sonderbar! Ich wir wir trennten uns am Nachmittag unterhalb des Dorfes, er ging links ab und wollte diese Feldseite samt dem Wäldchen neh­men, ich ging im Bogen rechts ums Dorf. Wenn's Ihnen recht ist, gehe ich sofort nach ihm ich finde ihn!"

Der junge Lehrer, der während des Sprechens vor sich niedergesehen wie ein verschämter Knabe, sah plötz­lich auf. Noch gewahrte er, daß Theodoras Augen mit innigem Blicke auf ihm geruht hatten und wie sie nun, die gereiste Dame, mit Erglühen den vornehmen Kopf zur Seite wandte. Renner wurde es eiskalt und heiß, sein Angesicht Feuer und Schneefarbe in einer Minute. Er rückte im Sessel hin und her:

Ich gehe!" sagte er bestimmt, doch halb unbewußt. Erst genießen Sie etwas, Herr Renner, dann lögen Sie nach ihm sehen!" Fest, beinahe herrisch ar ihre Stimme geworden, herrisch über sich selbst, och so komisch klang dasHerr".