Urteilsvermögen, Unterschätzung von Gefahren, UeverschSt» zung der eignen Fähigkeiten, verzögerte Auffassung (besonders gefährlich, wenn diese Umstände bei Fliegern auftre- ten), Wiederholung derselben Worte und Ausdrücke. Fortfall der ethischen Hemmungen, Doppelsehen. Der Gesamt- zustand ist eine Niveauverlegung des Bewußtseins, die große Ähnlichkeit mit dem alkoholischen Rauschzustand hat.
Es sind weiter die frühern Untersuchungen bestätigt worden, daß diese Zustände durch Sauer st ofseinatmung beseitigt werden können. Dabei ruft aber die Einatmung zu großer Mengen reinen Sauerstoffs später Lungenschmerzen hervor. Für den Luftverkehr in großen Höhen müssen luftdichte Kabinen eingeführt werden, die auch geheizt werden müssen, da die Temperatur in der Stratosphäre rund 50 Grad Celsius Kälte beträgt. Würde aber eine solche Kabine plötzlich leck werden, so würden die Menschen darin sofort umkommen. In 10 OM Meter Höhe würde d-r Druck, der in der Kabine etwa eine Atmosphäre betragen muß, plötzlich auf ein Drittel Atmosphäre fallen. Je höher der Druck ist, je mehr Luft befindet sich im Blut. Bei plötzlicher Druckoerminderung ist diese Menge Luft zu hoch und sucht, ähnlich wie die Kohlensäure im Wasser, einen Ausweg; hierbei treten Gerinnungserscheinungen im Gehirn und im Rückenmark auf und führen zu Lähmungen, Atmungsstillstand usw. Außerdem ist bei derartigen Druckveränderungen auch mit einer Zerstörung des Trommelfells zu rechnen. Aber ebenso wie es gelungen ist, in Unterseebooten den Raumabschluß nach außen hin zu sichern, so wird die Technik dieses auch in der Stratosphäre für Flugzeuge ausführen können.
Die zweite Schwierigkeit liegt darin, daß Motor und Propeller in so großen Höhen nicht so arbeiten, wie auf der Erde. Es ist deshalb erforderlich, besondere Höhenmotoren zu bauen. Manche bezweifeln diese Möglichkeit. Aber es ist doch wohl anzunehmen, daß auch diese außerordentlich schwierige, rein technische Frage gelöst werden kann. Auch die Luftschrauben, die sich viel schneller drehen müssen, als in erdnahen Schichten, bedürfen besonderer Bauart.
Es ist sehr zu begrüßen, daß Deutschland in dieser wis- senschaftlich-techn. Frage wieder vorangeht. Der Ballon, mit dem 1901 die noch lebenden Meteorologen Berson u. Süring bis in 1100 Meter Höhe aufstieaen, war 8400 Kubikmeter groß. Das jetzt zu benutzende Fahrzeug muß natürlich größer sein, weil es noch einen Motor tragen soll. Dem Ergebnis dieses wichtigen Studienflugs kann man mit großer Spannung entgegenfehen. Ist die Höhenfrage in günstigem Sinn gelöst, dann werden dem Verkehr von Europa nach Amerika und umgekehrt keine Schwierigkeiten mehr entgegenstehen, vorausgesetzt, daß man die geeigneten Wasserflugplätze wählt. Es ist sehr zu begrüßen, daß auch das Reichsverkehrsministerium diese Forschung tatkräftig unterstützt.
Württemberg
Stuttgart, 20. Aug. Rechnungsrat Rothmund gestorben. Der in weiten Kreisen bekannte Rechnungsrat Rothmund beim Einwohnermeldeamt Stuttgart, Abteilung Stuttgarter Adreßbuch, ist infolge Herzschlags plötzlich im Urlaub in Wiesensteig im Alter von 67 Jahren gestorben. Durch seine langjährige Tätigkeit ist Rothmund in sämtlichen amtlichen wie privaten Kreisen beliebt und bekannt gewesen.
Im Alter von 62 Jahren ist Oberst a. D. Georg Simon, früher im Inf.-Regt. Kaiser Wilhelm Nr. 120, ge- storben.
Aus dem Lande
ep. Plieningen, 21. Aug. Die Kinderrettungs- anstaltWilhelmspflege veröffentlicht ihren 85. Jahresbericht. Darnach zählte die Anstalt im Berichtsjahr 23 Knaben und 24 Mädchen. Das Hauselternpaar Heydt und der Anstaltsarzt Dr. Steinheil konnten das Jubiläum 25jährigen Dienstes an der Anstalt feiern. Aus dem Verwaltungsrat ist Regierungsrat Dr. Aichele infolge seiner Berufung ins Ministerium ausgetreten; an seine Stelle trat der neue Vorstand des Amtsoberamts, Oberamtmann N i e t- Hammer. Eine ganz besondere Schwierigkeit bietet, wie in andern Anstalten, gegenwärtig die Unterbringung der Zöglinge nach der Schulzeit. Es finden sich immer schwerer Lehrstellen: die Zahl der Lehrmeister, die bereit sind, die Zöglinge in die Familiengemeinschaft aufzunehmen, geht immer weiter zurück. Behörden und zahlreiche sonstige Geber haben im Berichtsjahr das Liebeswerk wieder in dankenswerter Weise tatkräftig unterstützt.
Marbach a. N., 21. Aug. Keine Wohnungsnot. Die Wohnungsnot in Marbach hat sich so gebessert, daß der Gemeinderat beschlossen hat, ab 1. Oktober die Wohnungs- Zwangswirtschaft aufzuheben.
Schwaigern. 21. Aug. 7 0. Geburtsta g. Gräfin Gabriele von Neipperg, geb. Reichsgräfin von Waldstein, feierte am Freitag in körperlicher und geistiger Frische und Rüstigkeit im Kreis ihrer Kinder und Enkel den 70. Geburtstag. Bei groß und klein ist die Gräfin wegen ihrer Leutseligkeit und Wohltätigkeit geachtet und beliebt. Während des Krieges war sie Leiterin des Roten Kreuzes im württ. Unterland.
Oehringen, 21. Aug. DasverprügelteGespenst. In einem Filialort des oberen Bezirks hatte es um ein Bauerngehöft schon seit einiger Zeit arg gespukt. Niemand hatte den Mut, der Sache einmal auf den Grund zu gehen, mit Gruseln beobachteten immer viele Neugierige die nächtlichen Vorgänge und lauschten den schaurigen Tönen, die der „Geist" von sich stieß. Am letzten Sonntag Nacht wurde er nun zum Gaudium aller Nichtgläubigen durch eine gehörige Tracht Prügel von seinem Zustand erlöst und in die rauhe Wirklichkeit zurückversetzt. Der „Geist" entpuppte sich als ein Nachbarsknecht, der zur Erhöhung des Effektes ein weißes Hemd übergezogen hatte.
Mergentheim, 21. Aug. Besuch. König Ferdinand von Bulgarien ist zu längerem Kuraufenthalt in Bad Mergentheim eingetroffen und hat unter dem Namen eines Grafen von Murany im Hotel Kurhaus Wohnung genommen.
Sirchheim u. T., 21. Aug. Unterschlagungen. Bis jetzt ist festgestellt, daß der nunmehr verhaftete Hilfsangestellte beim Bezirksarbeitsamt, Schnee, etwa 8000 Mark unterschlagen hat. Ferner hat der Angestellte Stark, der in der politisch unruhigen Zeit von 1920 der Amtskörperschaftsbehörde gegen ihren Willen als „Arbeitsvermittler" aufgezwungen worden war, nicht nur amtliche Gelder in erheblichem Umfang unterschlagen, sondern auch in zahlreichen Fällen „Arbeitslosenunterstützungen" ausbezahlt hat an Leute, die hiezu gar nicht berechtigt waren. Ferner wird untersucht, ob und wieviele Empfangsbescheinigungen gefälschte Unterschriften tragen.
Freudenstadt, 21. Aug. Einbruch. Der Kraftwagenführer Willibald Zuschratter aus Jägerndors hatte sich in der Mühle in Hallwangen unter dem Namen Schick einen dreiwöchigen Kuraufenthalt genommen, zum guten Ende aber in der Mühle einen nächtlichen Einbruchsdiebstahl ausgeführt. Cr wurde in Stuttgart verhaftet, wobei sich herausstellte, daß er sich die Mittel zum Kuraufenthalt (700 Mark) durch einen Einbruch in Heilbronn verschafft hatte. — Eine Zigeunerin wurde in Freudenstadt verhaftet, die an einem Einbruch in Herrenberg beteiligt war.
Wildbad, 21. Aug. 85jährig. Dieser Tage durfte San.-Rat Dr. Haußmann seinen 85. Geburtstag feiern. Der Liederkranz Wildbad erfreute seinen Ehrenvorstand und Senior in Calmbach, wo der Jubilar seinen Wohnsitz hat, mit einem Ständchen.
Rottweil, 20. Aug. Der Württ. Landeskrankenkassenverband hält hier am 12. September seine Landesversammlung ab
Schwenningen a. N., 20. Aug. Eine wohlangebrachte Strafe. Ein Schwenninger Kraftfahrzeugbesitzer fuhr nach einem stärkeren Regen auf der in schlechtem Zustand befindlichen Weilersbacher Straße stadteinwärts, ohne auf die Fußgänger Rücksicht zu nehmen, sodaß solche beschmutzt wurden. Die Hierwegen erlassene Strafverfügung wurde nicht nur bei der gerichtlichen Entscheidung bestätigt, sondern der Strafbekrag noch wesentlich erhöht. In der Urteilsbegründung heißt es: „Der Angeklagte hat den überaus schlechten Zustand der Straße gekannt, er muß auch die Fußgänger auf dem Gehweg gesehen haben. Der Angeklagte war deshalb verpflichtet, so vorsichtig zu fahren, daß die Fußgänger nicht bis in Schulterhöhe mit Straßenkot beschmutzt wurden. Aus dem erhebliches) Umfang der Beschmutzung hat das Gericht geschlossen, daß der Angeklagte nicht mit der gehröigen Sorgfalt und Rücksichtnahme an den Fußgängern vorbeigefahren ist'.
Die Leiche des am vergangenen Sonntag im Kirnbergsee beim Baden ertrunkenen Feinmechanikers Rudols Hörmann von hier ist geborgen worden. Der Tote wurde nach Tuttlingen übergeführt, woselbst die Leichenverbrennung als erste im dortigen neuerbauten Krematorium staltfindek.
Lauvbeim. 20. Aua. Erntezeit. Der Wind weht
über die Stoppeln. Der letzte Erntewagen wird daheim sein. Der Bauersmann geht hinter dem Pflug und stürzt den Acker. Oehmd gibt es reichlich. Ab und zu liegt noch ein Gersten- oder Haberacker, der wegen Regenübersluß und und Leutemangel notgedrungen noch draußen ist. Das Herbstsutter ist gegen dem Heuertrag weit voraus. Besonders auch die Mischfrucht: Haberwicken und Gerstenklee ist recht ausgiebig. Die Setzarten: Kraut, Bodenkohlraben, Angersen sind prächtig im Wuchs. Das Dreschergebnis soll dem Vernehmen nach hinter den Erwartunaen etwas Zurückbleiben. Immerhin ist der Bauersmann mit dem Jahrgang nicht unzufrieden, Obst gibt es in den Stadtgärten ordentlich, Birnbäume sind nicht selten fruchtevoll. Auch Pflaumen und Zwetschgen hat es. Kartoffeln sind am Ab- blühen. Proben brachten viel und groß-e Knollen.
Friedrichshafen. 21. Aug. Merkwürdigkeit. Ein Sportfischer, P. Gleisinger, sing im Gondelhafen eine kleine Brachse, die zwei Mäuler aufweist. Beide sind voll aus- gebildet, doch liegt das untere etwas zurück; so daß es seinem Zweck wohl nicht genügt haben dürfte.
Vom Bodensee. 21. Aug. DieSeebrückebeiLin- d a u. Die neue Seebrücke zwischen der Jnselstadt Lindau und ihren Außenstadtteilen ist nun soweit fertig, daß mit Anfang September mit der feierlichen Uebernahme gerechnet werden kann. Das Schicksal der alten Landtorbrücke w>e auch des Landtors selbst ist noch unentschieden. Aus Kreisen der Bürgerschaft wurde angeregt, das Tor, das erst >.m vorigen Jahrhundert erbaut wurde, als Kriegerdenkmal zu verwenden, da unsere Soldaten im Weltkrieg durch das Tor ausgezogen und einmarschiert sind. Dieser Plan findet aber wenig Gegenliebe, so daß, im Interesse eines reibungslosen Verkehrs über die neue Brücke, wohl daran gedacht werden muß, das Landtor abzubrechen.
Von der bayerischen Grenze, 21. Aug. Brände. In Cschachried bei Büchenberg ist der Heustadel des Landwirts Benedikt Hagg mit etwa 1000 Ztr. Heu, vermutlich infolge Selbstentzündung des Heus, abgebrannt. — Ebenfalls durch Selbstentzündung des Heus sind in Neuenried bei Hutten- wang Stallungen und Stadel des Landwirts Johann Fer- ling 'mit Maschinen und Baumannsfahrnis ein Raub der Flammen geworden.
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Am Barkholomänslag, dem 24. August, soll nach einer bäuerlichen Regel das Oehmd unter Dach sein. An dem Tag sollen auch „die Gewitter heimziehen".
Prüfungen im Hufbeschlag werden abgehalten an den Lehrwerkstätten in Heilbronn am 27. September 1927, vorm. 716 Uhr, U l m am 29. September 1927, vorm. 7)4 Uhr, Reutlingen am 30. September 1927, vorm. 8)4 Uhr.
Hufschmiede, die sich nicht an den gegenwärtig stattfindenden Lehrkursen beteiligen, haben ihr Gesuch um Zulassung zur Prüfung bei dem Oberamt, in dessen Bezirk sich die Lehrwerkstätte befindet, spätestens 3 Wochen vor der Prüfung einzureichen und däbei eine Gebühr von 60 RM., sowie eine Prüfungssportel von 5 RM. zu entrichten. Bedingung für die Zulassung zur Prüfung ist der Nachweis der Erstehung der Gesellenprüfung im Schmiedehandwerk und der Zurücklegung einer dreijährigen Gesellenzeit, wobei die Zeit der Beschäftigung im Hufbeschlag besonders angegeben sein muß. Die urkundlichen Belege hierüber sind mit einem Geburtszeugnis und einem Leumundszeugnis dem Zulassungsgesuch anzuschließen.
Baden
Haßmersheim bei Mosbach, 21. Aug. Am letzten Freitag ertrank in Köln im Rhein der 58jährige Schisser Adam Käst von hier. Seine Leiche konnte bis jetzt noch nicht geborgen werden. Dasselbe Schicksal traf vor genau zwölf Jahren seinen Bruder Philipp Käst.
Stockach» 21. Aug. Die Brände in Windegg, Reute und Zoznegg konnten bis heute nicht aufgeklärt werden. Sonderbarerweise erfolgte der Ausbruch jeweils um Mitternacht. Der letzte Brand in Zoznegg ist der dritte in kurzer Zeit, von dem diese kleine Gemeinde heimgesucht wurde. Bei allen drei Bränden muh Brandstiftung angenommen werden, vermutlich durch den gleichen Täter. Die Staatsanwaltschaft Konstanz hat nun 1000 Mark Belohnung für Angaben, die zur Ermittlung des Täters führen, ausgesetzt.
Efringen, 21. Aug. Von einem Trupp Telegraphenarbeiter, die zwischen Efringen und Meinungen zurzeit an einer Telegraphenleitung arbeiten, stürzten zwei Arbeiter infolge Bruchs einer Telegraphenstange mit samt der Stange
Die WmdeggbSuerin.
Roman aus dem Hochtal von Wolfgang Kemter. Copyright by Greiner L Comp., Berlin W 30.
Nachdruck verboten.
6. Fortsetzung.
„Mir ist's recht. I bin zu nix mehr nutz/' sprach der alte Knecht seufzend und meinte dann, indem er seine Aeuglein mit listigem Lächeln zusammenkniff.- „Nachher kriegen wir wohl epper a Wildbratl."
„Sei so gut/' fuhr ihn Brigitta nicht besonders freundlich an, „dös war no schöner. In mei'm Haus wird koa solches Wildbratl gessen, und überhaupt, wenn t was merk, nachher kann der Grliber Pepi sei Bündel schnüren. Mit an Wildschützen will i nix z'tun haben."
Ter alte Xaver war über die Wirkung seiner harmlos gemeinten Worte schier erschrocken.
„Bäuerin," ries er, „t Hab nur an Spaß g'macht. Wenn gar a so bist, dann hättest den Gruber Pepi nicht als Knecht dingen dürfen."
„I hoab koa Auswahl g'habt. Ma kriegt fast koa Leut," sprach Brigitta kurz. Schon zum zweitenmal reute es sie. daß sie sich vom Vorsteher hatte bereden lassen. —
^ ^ anderen Morgen nach dem Frühstück aus
und ganz zufällig einen Blick zum Walde ^ Vch ober ihrem Hause hinzog und durch den de» Wald zum Wrlden Mann führte, wie der Gebirgszug hieß, der sich über dem Windegg mit Felsen und und Schroffen zu sazt zweitausend Meter austürmte, da legte sie plötzlich die Hand über die Augen, wie um beiier sehen zu können. Weit oben war ein Mann aus dem Holze getreten und kam nun den Weg herunter.
Tas Gesicht vermochte Brigitta noch nicht zu erkennen, wohl aber sah ihr scharfes Auge, daß der Mann da oben — ein solcher war es — hinkte und an einem Stocke ging.
Ter Gruber Pepi — war Brigittas erster Gedanke. WaS tat der so früh da obe« im Walde, sollte die alte
Leidenschaft in ihm erwachen, kaum, daß er in die Nähe der Berge kam?
Brigitta blieb in wartender Stellung, bis der Mann allmählich näher kam. Sie hatte sich nicht getäuscht, es war ihr neuer Knecht.
„Guten Morgen, Windeggerin," sprach der, als er jetzt dem Hause zuschritt.
„Ihr habt alle no g'schlafen, wie i heraufkommen bin, da Hab i mein Koffer und den Rucksack dort unter's Holz hinetngestcckt und bin derweil zum Höchstem ausfi. Hab probieren wollen, ob i mit mei Fuß no steigen kann. Gm ist's g'gangen, und a Aussicht war oben wie nit vielmal im Jahr."
„Pepi," sprach Brigitta ruhig, aber mit Betonung, „daß wir uns recht verstehen. Wirst wissen, daß ;rüher viel über den Gruber Pepi g'redt worden ist. Ten Mann, der was a Handwerk treibt, dös die Helle Sonnen nit vertragt, den könnt i unter mei'm Dach nit brauchen."
Tes Burschen sonst so unsteter Blick hielt Brigittas stand, dann sprach er kurz: „Hab di scho verstanden, Bäuerin, mußt nix fürchten, dös ist vorbei."
„Tann ist's recht. . ."
In der Früh des nächsten Tages schon waren srigitta und ihr Knecht droben in den steilen Bergwiesen und mähten das überreife Gras. Tie ersten Sonnenstrahlen fingen sich in dem blanken Eisen der beiden Sensen, die. von kraftvoller Hand geschwungen, durch die Halme fuhren.
Wenn der Gruber Pepi kurz Halt machte, nach dem Wersteine griff, um der Sense neuen Schliss zu geben, dann umfingen seine Blicke die kraftstrotzende, blühende Gestalt des jungen Weibes, das unfern von ihm die Sense führte, glerch dem besten Manne.
er dann aber wieder ganz ruhig und glsic w ansholeno seine Sense durch die Gräser zo
einem GA,irn?nm^^Seite legten, arbeiteten i vmauseUten ^ Gedanken, die der Gegenwart tm
Könnte es zur Möglichkeit werden, daß er, der Knecht,
in seinem Leben noch einmal Bauer würde? Daß es ein Fleckchen Erd- gäbe, über das er zu befehlen hätte?
Ter Windegghos war ein sauberer Besitz. Wahrscheinlich gehörte er zwar Christian Thurners Buben, aber bis der großjährig war, verging noch manches Jahr. Wie junger Wein stiegen dem Gruber Pepi solche Gedanken zu Kopfe, seine Blicke schweiften über den Hof, die Wiesen und Wälder, die zu ihm gehörten, um immer wieder zu seiner Nachbarin zurückzukehren.
Als dann Brigitta mit den Worten: „I geh jetzt kochen, in einer Stund kommst zum Essen," die Sense über die Schulter schwang und ihren ruhigen, sicheren Schritt Hof- wärts wandte, oa sah ihr der Gruber Pepi lange nach.
„Teufel," durchfuhr es ihn, „die Windeggerin, dös war a anderes Weib, wie die schwarze Welsche. Tie Windeggerin war es vielleicht wert, a anderes Leben anzusnngen . . ."
Briasitta war mit ihrem neuen Knechte zufrieden. Ei war fleißig uno willig und verrichtete ohne Widerspruch jede Arbeit, die sie ihm zuwies. Mit dem kleinen Franzi und dem alten Knechte stand er sich gut. Nach Feierabeno wußte ec den beiden gar viel zu erzählen, und oft horchte auch Brigitta zu.
Ter Gruber Pepi hatte schon ein Stück Welt gesehen und hatte zudem noch eine blühende Phantasie. Die einfachen Gemüter des Knaben und des alten Mannes konnten natürlich Dichtung und Wahrheit nicht unterscheiden, sie nahmen alles für bare Münze und hätten dem Gruber Pept ganze Nächte zugchört. Brigitta ahnte wohl, daß der Knecht oft übertrieb, allein er hatte die Gabe, die Tinge so natürlich zu bringen, daß man nicht müde wurde, ihm zu horchen.
Um neun Uhr, längstens halb zehn, hieß es zur Ruhr gehen und de» Tag zu beschließen, denn der neue Tag brachte, einer wie der andere, wieder Arbeit in Hülle und Fülle, und schon um halb fünf Uhr, oft noch früher, mnfitc Brigitta ihre Leute wieder wecken. —
(Fortsetzung folgt.)