griff Reichsanwalt Neumann das Morl. Die Aichs- anwaltschaft habe trotz aller Hemmnisse, die in diesem Prozeß von der Kommunistischen Partei bereitet worden seren, alles getan, um die Wahrheit zu finden. Die Zeugenbeeln - flussung und die Einwirkung auf dieAnge- klagten, daß sie keine Belastung vornehmen sollten, sei eine unglaublich-Anmaßung. Reichsanwalt Neu­mann besprach dann die Straftaten der Angeklagten und kam zu folgenden Strafanträgen:

Gegen Baikhardk wegen Vorbereitung zum Hochver­rat, Teilnahme an dem Bombenanschlag (versuchter Mord) und Beihilfe zum erschwerten Totschlag 8 Jahre Zuchthaus und 600 Mark Geldstrafe. Die Geldstrafe und ein Zahr Zuchthaus seien durch die Untersuchungshaft als verbüßt an­zusehen. Gegen Braune, bei dem es sich um einen Schwätzer handle, wegen Sprengstoffverbrechens 3 Jahre 6 Monate Zuchthaus. Durch die schon früher, verbüßte Gefängnisstrafe und die Untersuchungshaft soll ein 2ahr Zuchthaus als verbüßt angesehen werden.

Gegen Stegmaier wegen Verbrechens gegen das Republikschutz- und Sprengsioffgesetz und versuchten Mords 6 Zahre 6 Monate Zuchthaus und 500 Mark Geldstrafe. Die Geldstrafe und 10 Monate Zuchthaus sollen als verbüßt gelten.

Gegen Groß wegen der gleichen Straftaten wie Steg­maier zu der gleichen Strafe. Die Geldstrafe und 1 Jahr Zuchthaus sollen durch die Untersuchungshaft als verbüßt an­gesehen werden.

Gegen Stauß, dessen Zugend in Berücksichtigung ge­zogen werden müsse, ebenfalls wegen der gleichen Straf­taten wie Groß und Stegmaier 3 Jahre 6 Monate Zuchthaus und 300 Mark Geldstrafe. Die Geldstrafe und 1 Monat Zuchthaus sollen als durch die Untersuchungshaft verbüßt angesehen werden.

Gegen Göckeler wegen Verbrechens gegen Z 214 (er­schwerter Tots^lag) die gesetzliche Mindeststrafe von 10 Jahren Zuchthaus, wegen versuchten Mords 5 Jahre Zucht­haus, die in eine Gesamtstrafe von 13 Zähren Zuchthaus und 1000 Mark Geldstrafe zusammenzuziehen seien. Die Geld­strafe und 1 Zahr Zuchthaus sollen durch die Untersuchungs­haft als verbüßt gelten.

Gegen Klopfer wegen der gleichen Straftaten wie Stegmaier 5 Zahre Zuchthaus und 400 Mark Geldstrafe. Die Geldstrafe und 1 Zahr 1 Monat Zuchthaus sollen durch die Untersuchungshaft als verbüßt gelten.

Gegen Lämmle wegen seiner Beteiligung an der Er­schießung des Kriminalbeamten Tfchirfch wegen Beihilfe zum erschwerten Totschlag 3 Zahre Zuchthaus und 300 Mark Geldstrafe. Die Geldstrafe und 13 Monate Gefängnis sollen von der Untersuchungshaft in Anrechnung gebracht werden.

Gegen Frey komme die Amnestie in Änwenöung, weil keine höhere als zweijährige Freiheitsstrafe in Betracht kommt. Das gleiche gelte für Ruoff, bei dem die Reichs- anwaltschaft beantrage, neben der Einstellung des Verfah­rens auch den Haftbefehl aufzuheben, bei Hepperle und Kuhnle beantragt der Reichsanwalt ebenfalls Einstellung des Verfahrens, weil nicht mit genügender Sicherheit eine strafbare Handlung nachzuweisen sei.

Gegen Daniel wegen Vergehens gegen das Republik- schutzgeseh, Urkundenfälschung und Begünstigung 2 Zahre 8 Monate Festung und 200 Mark Geldstrafe. Die Geld- strafe und 5 Monate der Untersuchungshaft sollen als ver­büßt angerechnet werden.

Die Anklage erstreckt sich bekanntlich auf die Punkte: Er­mordung des Kriminaloberkommissars Tschirsch von Stutt­gart; Verabredung, den württembergischen Innenminister Bolz zu ermorden; den Plan, das Neue Schloß in Stutt­gart in die Luft zu sprengen, und andere Vergehen.

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Stuttgart, 22. Juli. Vom Landtag. Der Finanz­ausschuß des Landtags verhandelte über eine Ein­gabe der Stadtgemeinde Schramberg betr. Errichtung eines Forschungsinstituts der Uhrenindustrie in Schramberg. Folgender An­trag der Abgg. Pflüger, Andre, Dirigier, Schees und Hartmann wurde einstimmig angenommen: Der Landtag wolle beschließen, das Staatsministerium zu ersuchen: 1. bei allen in Betracht kommenden Stellen im Reich nachdrücklich dahin zu wirken, daß das von der Gesellschaft für Zeitmeh- kunde und Uhrenindustrie an dem Hauptsitz der deutschen Uhrenindustrie, in Württemberg, errichtet wird; 2. wegen Schaffung der Voraussetzungen für die Errichtung einer Sternwarte, sowie die Einrichtung einer Prüf­stelle und einer Fach klaffe für Feinrealage mit Meisterprüfungskursen mit der württ. Uhrenindustrie als­bald in Verbindung zu treten; 3. ») die Frage einer Beteili­gung des Staats an dem Forschungsinstitut für Zeitmeß- kunde und Uhrenindustrie sowie an den übrigen in Betracht kommenden Einrichtungen, b) die leihweise Zurückgabe des bei dem Landesgewerbeamt in Stuttgart befindlichen Uhren­museums nach Schramberg in Erwägung zu ziehen.

Sodann wurde die Eingabe des Württ. Weinbau­vereins um Verwilligung von weiteren Mitteln zur Lin­derung der Not der durch den Fehlherbst 1926 besonders hart betroffenen Weingartner beraten. Regierungsseitig wurde mitgeteilt, daß der staatliche Aufwand für Notstands­arbeiten, bei denen hauptsächlich Weingärtner beschäftigt werden sollen, über 600 000 Mark betrage. Darlehen seien bis jetzt 400 000 Mark zu 2ll v. H. Zins gegeben worden. Folgender Antrag wurde einstimmig angenommen: Der Landtag wolle beschließen, eine Ueberschreitung des Etats­satzes von 350 000 Mark für die Gewährung von Notstands­beihilfen an kleine und mittlere Weingärtner bei einem ver­mehrten Kostenaufwand für die Beschaffung von Rebschäd- lingsbekämpfungsmitteln sowie die Verwendung weiterer Mittel für die Behebung der Not in den Weingärtner­familien nicht zu beanstanden.

Eine Eingabe der Arbeitsgemeinschaft der Holzbildhauer Württembergs um Gewährung von Erwerbslosenunter­stützung an selbständige erwerbslose Bildhauer wird der Re­gierung zur Kenntnis übergeben.

Finanzminister Dr. Dehlinger berichtete sodann über eine Notstandsaktion der württ. Regierung zur Behebung der Notlage der Beamtenschaft in den Gruppen IVI. Es handelt sich um die Gewährung eines einmaligen Beitrags in Höhe von 20 bezw. 10 Mark. Ein Redner des Bauernbunds verlangte die Zurückstellung der Sache, bis die Fraktionen gesprochen hätten. Es wurde einmütig beschlossen, diese Frage in der nächsten Finanz- ausschuhfitzung am 28. Juli weiter zu behandeln. Die Re- gierung wurde um Vorlage einer Uebersicht über die der­zeitigen Veamtenbezüge ersucht.

Beileid der württ. Regierung. Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Die württ. Regierung hat anläßlich des Todes des hessischen Ministers von Ventano dem hessi­schen Gesamtministermm ihr wärmstes Beiletz» ausgesprochen. 1

Stuttgart, 22. Juni. Ernennungen im Iustlz- ü ! e n st. Der Staatspräsident hat den Landgerichtsrat Dr. Häring in Stuttgart zum Landgerichtsdirektor in Stuttgart, den Amtsgerichtsrat Jäger in Ulm und den Landgerichtsrat Dr. Paul Göz in Stuttgart zu Oberlandesgerichtsräten ernannt.

Dienstbefreinng für das Aniversitäksjubiläum. Nach einem Beschlüsse des Staatsministeriums wird den Beamten zum Besuch der Universität Tübingen aus Anlaß der 450-Jahrfeier am Montag, den 25. Juli, und Dienstag, den 26. Juli, Dienstbefreiung gewährt, soweit es die dienstlichen Verhältnisse gestatten, ohne daß diese Dienstbefreiung auf den jährlichen Erholungsurlaub angerechnet wird.

Ans dem Gemeinderak. Der Gemeinderak verhandelke gestern über den Antrag der Technischen Abteilung auf Er­höhung der Straßenbahntarife. Nach dem Antrag sollte die Mindesigebühr für Fahrscheine von 10 auf 15 Pfennig er­höht und außerdem für mehr als 12 Teilstrecken eine weitere Preisstufe zu 30 Pfennig eingeführk werden. Auch Wochen­karten und Zeitkarten sollten eine Erhöhung erfahren. Nach längerer Aussprache wurde die Angelegenheit an die Tech­nische Abteilung zurückvcrwiesen. Beschlossen wurde die Einführung eines Teilzahlungsfystemä für elektrische Appa­rate.

Vom Haupkbahnhof. Morgen wird der sogenannte Bau­teil 2 c mit dem Reichsbahnhotel eröffnet. Die weiteren Bahnsteige 1 bis 4 mit der neuen Schalterhalle werden indessen erst im nächsten Frühjahr dem Verkehr übergeben werden können.

Stuttgart, 22. Juli. M'ttelitandsbund für Han­del und Gewerbe. Der Württ. Mittelstandsbund für Handel und Gewerbe hielt gestern seine diesjährige Mitglie­derversammlung hier ab. Nach der Eröffnung durch den Vorsitzenden, Stadtrat Fink, erstattete der Geschäftsführer, M. Sternbeck, den Kassen- und Geschäftsbericht. An­schließend hieran erstattete Landtagsabg. Hitler einen Be­richt über Steuer- und Wirtfchaftsfragen, in dem er ins­besondere die Ursachen der schweren steuerlichen Belastungen der Handel- und Gewerbetreibenden heroorhob und ganz be­sonders auf die Gebäudeentschuldungssteuer einging. Reichs­tagsabgeordneter Silier- Ludwigsburg gab hiezu interes­sante Ergänzungen. Den Vorträgen schloß sich eine ein­gehende Aussprache an.

Ans dem Lande

Kaisersbach OA. Welzheim, 22. Juli. Diamantene Hochzeit. Das Ehepaar Georg Ott (früher Postbote) von Ziegelhütte Gde. Kaisersbach konnte das seltene Fest der Diamantenen Hockzeit feiern. Die beiden Iubilare, der Mann ist 88 Jahre alt, die Frau 81 Jahre alt, sind noch rüstig.

Fichtenberg OA. Gaildorf, 22. Juli. Wolkenbruch und Brücke nein stürz. Am letzten Sonntag fiel im Glattenzainbachtal ein Wolkenbruch, so daß der Glattenzain- bach plötzlich seine Ufer überschwemmte und zu einem reißen­den Strom anschwoll. Die gewölbte Steinbrücke in der Nähe der Sägmüble Fritz wurde von den Fluten vollständig weg­gerissen. Wenige Minuten vor dem Zusammenbruch tum­melten sich noch Knaben auf der Brücke herum, um sich an dem Hochwasser-Schauspiel zu ergötzen. Aus Warnung Er­wachsener verließen die Knaben die Brücke und alsbald da­rauf verschwand sie in den Fluten.

Kirchheim u. T., 22. Juli. GefaßterRäuber. Der Strolch, der am 29. Mai aus die Frau des Farrenwärters Hohnecker einen Raubüberfall ausgeübt hat, ist in Eßlinzen verhaftet worden.

Tübingen, 22. Juli. Ein neues Studentektlied. Anläßlich des Festkommerses der Tübinger Korps bei der 450jährigen Jubelfeier der Universität Tübingen am 23. Juli 1927 (Teilnehmerzahl 600) und des allgemeinen Universitäts­jubiläumsfrühschoppens auf dem Schlosse wird das neu­geschaffene volkstümliche Studentenlied:Tübingen" (Trutzig steht- die Burg und schaut), gedichtet von dem ehemaligen Studenten C. F. ?>ahne, Dortmund, und komponiert von Joseph Schwinn, Leipzig, zum erstenmal vor der großen Oeffentlichkeit gesungen.

Rohrdorf OA. Horb, 22. Juli. Die Hand abge­schnitten. Die 23jährige Mathilde Platz, Tochter des Wagners Valentin Platz, war mit Futterschneiden beschäf­tigt. Sie brachte dabei die linke Hand in die Futterschneid- maschine, so daß die Hand in Armgelenkhöhe vom Arm voll­ständig abgeschnitten wurde. Nach Anlegung eines Not­verbandes wurde die Schwerverletzte in das Bezirkskranken­haus Horb übergeführt. Nach einigen Stunden ist sie aber ihrer Verletzung erlegen.

Wurmlingen OA. Tuttlingen, 22. Juli. Priester- j u b i l ä u m. Am Dienstag feierte hier Dekan Pfarrer Schmid sein 40jähriges Priesterjubiläum.

Seekrirch, OA. Riedlingen, 22. Zuli. Brand. Am Mitt­woch nachmittag brannte das landwirtschaftliche Anwesen der Witwe Geprägs vollständig ab. Das Vieh konnte gerettet werden. Als Enkstehunasnrsache wird Kurzschluß vermutet.

Vom bayerischen Allgäu, 22. Juli. Aufgeklärter Mord. Kürzlich wurde durch einen Hund die verstümmelte Leiche eines Mädchens im Moorboden in Bachtel bei Durach gefunden. Die Untersuchung hat nun ergeben, daß der 28jähr. Ühlenmaycr aus Husberg, der in einer Molkerei beschäftigt ist, das Mädchen, die Dienstmagd Veronika Wörz, samt ibrem drei Monate alten Kind ermordet und verscharrt hat. Die Leiche des Kindes ist noch nicht gefunden, wahrscheinlich hat sie das Hochwasser fortgeschwemmt.

Auf dem Weg von Kaufbeuren nach Oberbeuren wurde ein in den 30er Jahren stehendes, herumstreunendss Paar beobachtet, das sich in dem Gebüsch zu schaffen machte. Als man nachfah, entdeckte man ein zweijähriges Kind, das am Kleidchen einen Zettel trug: Mein Name ist Willy Rudolf, geboren 9. 11. 1925.

Heilbronn, 22. Zuli. HieRokes Kreuz hieAr- beiker-Samarilerbund. Der Arbeiter-Samariter­bund ersuchte, daß er ebenso wie das Rote Kreuz am Kran­kentransport des Krankenhauses beteiligt werde. Die Ver­handlungen scheiterten am Widerstand des Roten Kreuzes, das jede Beteiligung des Arbeiter-Samariterbundes ab­lehnt. Der Gemeinderat lehnte den Antrag, beide Organi­sationen zu beteiligen, gegen die Stimmen der Sozialdemo­kraten und Kommunisten ab.

Kaufangebok. Die hiesige Harmonie-Gesell­ig a f t hat ihr gesamtes, von der Allee Moltke- und Frie- densstraße umgrenzte, etwa 160 Ar große Anwesen einschl.

Zugekauften Mayerschen Anwesens der Stadt-

vlank Ä °"..^b°ken. Die Harmonie-Gesellschaft

Pwm, das ihren Verhältnissen bester zusaaende Anwesen

anzukauA?"^ ^ ^ Moltke- und Friedensstraße

Gmünd, 22. Zuli. Todesfall. Zn Abazzia, wo er Er­holung von seinem Leiden suchte, starb Baptist Malter, der Inhaber der bekannten Firma Emil Rudolph, im 61. Le­bensjahr.

Münklingen, OA. Leonberg, 22. Juli. Verhafteter Einbrecher. Zu den gemeldeten Diebstählen in hiesiger Gemeinde kann mitgeteilt werden, daß als vermutlicher Ur­heber ein verheirateter junger Mann von einem Nachbarort verhaftet worden ist. Er ist auch sonstiger Einbruchsdieb­stähle in der näheren und weiteren Umgebung dringend ver­dächtig. Bei einem Einbruch in den Verkaufsstand der Reichsbahn auf dem Bahnhof Renningen verlor er eine Klei­derbürste, mit seinem Namen beschrieben. Dies führte zu seiner Festnahme.

Reutlingen» 22. Juli. Tragischer Tod. Im Schalt­raum der Kraftzentrale der Firma Ulrich Gminder G.m.b.H. ereignete sich ein bedauerlicher Vorfall. Der seit 1914 bei der Firma in Arbeit stehende Maurer W. Schmettert von Kirchentellinsfurt war damit beschäftigt, in Höhe von etwa 1 Meter voin Boden entfernt, Löcher in eine Wand ein­zustemmen und scheint mit einer in über zwei Meter Höhe befindlichen Leitung mit 525 Volt in Berührung gekommen zu sein. Man fand den Bedauernswerten mit der Kopf­haut an der Sammelschiene eingeklemmt vor und erst nach Ausschaltung des Stromes konnte der Leichnam abgenom­men werden.

Das Schöffengericht hat den Friseuiqehilfen Anton Gäbisch wegen mehrmaligen mutwilligen Feueralarms zu 8 Monaten Gefängnis und den Metzgergesellen Johann Brändle in Reutlingen wegen Beihilfe zu 3 Monaten Ge­fängnis verurteilt. Beide Angeklagten wurden in Haft be­halten.

Tübingen, 22. Juli. Die Festteilnehmer am Jubiläum. Wie aus dem den Gästen nunmehr aus­gehändigten Verzeichnis der Teilnehmer an der Feier des 450jährigen Bestehens der Universität hervorgeht, sind es deren 542. Dazu gehören in erster Linie die Angehörigen dei Universität, die Dozenten, Vertreter der Studentenschaft, der Beamten und Assistenten, 224 an der Zahl, dann kommen die Ehrengäste. Regierungsvertreter, Landtagsabgeordnets, Vertreter von Behörd-n, Verbänden und dergl. Allen Gästen händigt die Universität als Erinnerung an unsere Univer­sitätsstadt 12 prachtvolle Bilder aus Tübingen von der Fa. Hauff u. Co., Stuttgart, aus, sowie den von der Osiander- schen Buchhandlung heransgegebenen Tübinger Jubiläums- almanach und den neuerschienensn Führer durch Tübingen.

Mähringen OA. Ulm, 22. Juli. Nicht Mord, son­der n S e l b st m o r d. Zu der Nachricht über einen von der Bäuerin Frank an ihrer Schwiegermutter angeblich ver­übten Mord wird von zuständiger Seite mitgeteilt: Nach dem Ergebnis der amtlichen Untersuchungen hat der Ver­dacht, die Bäuerin F r a n k in Mähringen habe ihre Schwie­germutter erhängt, um sie aus der Welt zu schaffen, sich nicht bestätigt. Vielmehr ist sestgcstellt worden, daß die 71 Jahre alte Schwiegermutter sich selbst durch Erhängen in ihrem Bett das Leben genommen hat.

Baden

Karlsruhe, 22. Juli. Ein erst vor kurzem aus dem Ar­beitshaus Kislcm entlassener 38 Jahre alter Buchbinder aus Wissenbach warf mit Bierflaschen gegen mehrere Häuser der kleinen Spitalstraße und gefährdete dadurch deren Bewoh­ner. Auf der Polizeiwache schlug er auf einen Polizei­beamten und verletzte ihn durch einen Fußtritt auf den Unterleib.

Oggersheim. 22. Juli. Die Schreinerei der Maschinen­fabrik Paul Schützeist vollständig abgebrannt, das Modell­lager konnte gerettet werden.

Siegclbach, 22. Juli. Dem 21jährigen Eugen Dicht drang bei einem Fall die Mistgabel ins Auge. An der Ver­letzung ist der junge Mann gestorben.

Seckenheim, 22. Juli. Mittwoch nachmittag ist ein 13jähr. Schüler aus Friedrichsfeld beim Baden ertrunken. Die Leiche wurde zwei Stunden später durch seinen eigenen Bru­der gefunden. Der Ertrunkene ist der Sohn des Werk­meisters Lenz in Friedrichsfeld.

Vauerbach bei Ettlingen, 22. Juli. Das vierjährige Töch- terchen des Landwirts Peter Christian Hagmann fiel in einem unbewachten Augenblick in den heißen Schweinefutter­kübel. Das Kind erlitt schwere Brandwunden, denen es erlag.

Mannheim, 22. Juli. Am diesseitigen Neckarauer Uebsr- gang hatten 14jährige Bengels alte Rasierklingen zwischen die Pflastersteine gesteckt, damit die Arbeiter, wenn sie auf ihrem Rad vom Geschäft kommen, auch noch heimlaufen können. Zum Glück wurden die Buben von einem Rad­fahrer beobachtet, der sie gleich anzeigte. Wie man hört, haben die Buben diesen Unfug schon öfter verübt.

Rastatt, 22. Juli. Am Mittwoch vormittag traf eine amerikanische Studienkommisfion mit einigen führenden Persönlichkeiten der amerikanischen Landwirtschaft hier ein. Die Herren wurden von dem geschäftsführenden Direktor der Badischen Landwirtschaftskammer, Dr. von Engelberg, und dem Borstand der Landwirtschaftskammerbetriebe in Rastatt, Landwirtschaftsrat Buß, sowie von dem Leiter der fliegenden Station der biologischen Reichsanstalt, Herrn Dr. Zwölf, begleitet und hatten in besonderenk Maß für die umfassenden Versuche der Maiszüchtung Interesse. Nach­mittags fand ein Rundgang durch die Saatzuchtanstalt statt. Die Reise der amerikanischen Kommission geht nach Süden, besonders nach Ungarn.

Schopfheim, 22. Juli. Ein hiesiger Fabrikant, der wegen betrügerischen Vankerotts zu 6 Monaten Gefängnis verur­teilt worden war, hatte vom Staatsanwalt in dem Revisions­verfahren sogar 8 Monate zugeteilt erhalten. Das Land­gericht hob das Urteil auf und sprach den Angeklagten frei.

Offenburg. 22. Juli. Der Kaufmann Julius Bruch- saler in Offenburg hat in der Zeit vom Oktober 1925 bis Anfang Februar 1926 wissentlich in verschiedenen Städten 10 000 Kg. des sehr giftigen Methylalkohols (Holzschnaps) alshochprozentigen Branntwein" verkauftzur Herstellung von Trinkbranntwein oder zur Vermischung mit Brannt­wein zwecks Erhöhung des Alkoholgehalts". Der Angeklagte Franz Anton Scheuerer in Sasbach hat einen Teil dieses Gifts dem Branntwein zugesetzt und alsKornbranntwein" weiterverkcmft. Der Angeklagte Braun hat in Oberachern, Ulm und Renchen Methylalkohol als Sprit verkauft. Dem gewissenlosen Geschäftsgebaren sind 13 Menschen durch Tod zum Opfer gefallen, zwei weitere sind erblindet. Die An­geklagten haben sich wegen dieser Straftaten derzeit vor dem Schwurgericht zu verantworten. ^