Württemberg

' Stuttgart. 13- Juli.

Werkbundausstellung. Die Stuttgarter Werkbundaus­stellungDie Wohnung" wird am 23. Juli 1927 eröffnet. ' Um 10 Uhr vormittags wird im ehemaligen kgl. Privatga^ ten beim Neuen Schloß der offizielle Eröffnungsakt vor sich , gehen. Hierauf erfolgt die Besichtigung der AbteilungIn­st ternationale Plan- und Modcllausstellung Neuer Baukunst ff in den städt. Ausstellungshallen auf dem Jnterimstheater- ! platz, in der ca. SO Führer der neuen Baukunst aus aller Welt vertreten sind. Anschließend wird die Hallenausstellung (Einrichtungen usw.) am Gewerbehalleplatz und im Stadt­garten besichtigt. Die Gäste fahren dann zur Eröffnung der Weißenhofsiedlung. Die Siedlung umfaßt 33 Ein- und Mehr­familienhäuser mit insgesamt 64 Wohnungen, von denen ein i sehr großer Teil bis zur Ausstellungseröffnung fertiggestellt j und möbliert ist. Die Ausstellung wird bis 9. Oktober 1927 dauern.

, Der Verband Deutscher Elekkro-Insiallakionsfirmen, Würk- t temberg und Baden, hielt vom 9. bis 11. Juli seine zweite Jahresversammlung in Stuttgart ab. Der Verband hat hauptsächlich die Jnstallations- und Materialmonopole der l großen Werke, sowie das Pfuschertum zu bekämpfen. Die ^ nächste Jahresversammlung findet in Freiburg i. B. statt.

t Das Pfändungsrechk an der Wiele. Nach einer Ent- t scheidung des preußischen Kammergerichts in Berlin ist die ^ Höhe des pfändbaren Teils der Mieten nach den gegen­wärtigen Zeitverhältnissen auf ein Fünftel der Miete anzu­setzen.

Gewitterschäden. Bei dem gestern nachmittag über Stuttgart niedergegangenen Gewitter sammelten sich in den Straßen teilweise so große Wasfermassen an. daß Auto­mobile bis zu den Scheinwerfern im Wasser standen. Viel­fach wurden Weichen der Straßenbahn verschlammt. Auf der Neuen Weinsteige entgleiste ein Straßenbahnzug, und der Verkehr konnte erst in später Nachtstunde wieder aus­genommen werden. In Straßen an den Berghängen wurde durch die Wassermassen mehrfach Erdreich angeschwemmt und die Straßen schwer beschädigt. In der Friedhof­straße schlug der Blitz in einen Straßenbahnwagen. Perso­nen wurden nicht verletzt. In Untertürkheim schlug der Blitz in die eiserne Daimlerbrücke. Die in der Brücke liegende Gasleitung wurde getroffen und zur Explosion gebracht. Stücke des Fußgängerstegs wurden abgerissen und umher­geworfen. Die zahlreiche Menschenmenge, die unter der Brücke Schutz vor dem Gewitterregen gesucht hatte, kam mit dem Schrecken davon.

Vom Tage. In selbstmörderischer Absicht brachte sich auf dem Pragfriedhof ein SOsähr. Mann einen Schuß in die rechte Schläfe bei. Er wurde nach dem Katharinenhospital überführt u. ist dort wenige Stunden nach seiner Einlieferung gestorben In einem Haus der Mercedesstraßs verübte abends ein 24 I. a. Mann durch Ocffnen der Pulsader am linken Unterarm einen Selbstmordversuch. Der Lebensmüde wurde in das Krankenhaus Cannstatt ausgenommen.

Stuttgart, 13. Juli. Die diesjährigen Herb st- Übungen der Reichswehr. Von den Divisionen des Gruppenkommandos 2 (Kassel) üben die 5. (südwestdeutsche) Division, Stuttgart, und die 7. (Bayr.) Division auf und in der Umgebung von Uebungsplätzen. Das 13. (württ.) und 14. (bad.) Ins.-Regt. üben vom 8. bis 13. Sept. in der Nähe von Münsiingen, die ganze Division selbst vom 14. bis 19. Sept. aus dem Truppenübungsplatz Münsingen. Die größ­ten Manöver Heuer finden in der letzten Septemberwoche zwischen der 6. Division und der 3. Kav.-Division im Raum Paderborn-Marsburg-Treudelburg statt, wobei der Ober­befehlshaber des Gruppenkommandos 2, General der In­fanterie Reinhardt leitet. An dieser Uebung sind auch große Teile unserer 5. Division beteiligt, so das 15. Ins.-Regt., die 5. Kraftfahr-Abtlg., die 5. Nachrichtenabteilung, das 5. Pion.- Batl. und das 5. Art.-Regt.

Vom Arbeitsgericht Stuttgart. Die Beeidigung der 110 Beisitzer (Arbeitsrichter) und die Wahl des Beisitzeraus­schusses beim Arbeitsgericht Stuttgart fand im großen Sitzungssaal des Stuttgarter Rathauses statt. In den Bei­sitzerausschuß wurden gewählt von Arbeitgeberseite: Die Arbeitsrichter Direktor Wilhelm Nagel, Kaufmann Ban­gerter und Baumeister Häcker als ständige Mitglieder, Direktor Märcklin, Steindruckereibesitzer Messing und Forstrat Lang als Stellvertreter, von Arbeitnehmerseite: Die Arbeitsrichter Gewerkschastssekretäre Reinhardt, Schauland und Kirsch als ständige Mitglieder, Ver­sicherungsbeamter Schäfer, Gewerkschaftssekretär Sil­ke rt und Fabrikarbeiter Gustav Mößner als Stellver­treter. Sodann hielt Amtsgerichtsdirektor Dr., Kallee einen

Dortrag über die Arbeitsrechtspflege und die Ausgaben der Arbeitsrichter bei den Sitzungen der Arbeitsgerichte.

Krafkfahrverkehr in Stuttgart. Am 1. Juli 1927 waren im Bezirk des Polizeipräsidium« Stuttgart (Groß-Stuttgart, Feuerbach, Zuffenhausen und Münster a. N.) 8203 Kraft­fahrzeuge zum Verkehr zugelassen. Krafträder waren im Bezirk 2570, Personenkraftwagen 3853 und Lastkraftwagen 1738 vorhanden, außerdem noch 42 sonstige Spezialmaschinen. Die Zunahme gegen voriges Jahr beträgt 1617 oder 24 v. H.

Haussuchung bei der Roten Hilfe. Wie dieSüdd. Ar­beiterzeitung" berichtet, fand im Büro der Roten Hilfe am Montag eine Haussuchung statt. Der Sekretär der Roten Hilfe, Schreiner, wurde für einige Stunden in Haft ge­nommen.

Aus dem Lande

Gerlingen OA. Leonberg, 13. Juli. Vom Dach ge­stürzt. Bei Ausbesserungsarbeiten eines Dachbodens fiel der Maurermeister Gottlieb Heilemann so unglücklich vom Dach eines Hauses, daß er schwerverletzt ins städt. Kranken­haus Feuerbach verdruckt werden mußte. Er erlitt einen Schädelbruch, doppelten Armbruch und eine schwere Darm­verletzung. An seinem Auskommen wird gezweifelt.

Sindelfingan OA. Böblingen, 13. Juli. Zwei Arbei - t e r vom Bl i tzgetötet. Gestern nachmittag 4 Uhr schlug während eines Gewitters der Blitz in die Siedlung Zimmer­platz. Der Blitz fuhr durch das Kamin in einen noch nicht fertigen Neubau, in dem 15 Arbeiter Unterschlupf suchten. Dabei wurde der 46 I. a. verh. Bauarbeiter Andreas Gauß und der 21 I. a. led. Josef Kiefer, beide von Horb, vom Blitz getötet. Ein dritter Arbeiter erlitt leichtere Verletzungen.

Lausten a. R., 12. Juli. Crntebeginn. Die Ge­treideernte hat hier mit dem Schneiden und Einsühren von Roggen bereits begonnen. Der Schnitt von Gerste schließt sich unmittelbar daran an. Die Ernte verspricht bei sämt­lichen Eetreidearten einen guten Ertrag. Es ist nur zu wün­schen und zu hoffen, daß das Wetter zur Erledigung der Erntegeschäfte günstig ist.

Leonberg, 13. Juli. Ueberschwemmung. Gestern brachte ein heftiges Gewitter, das sich teilweise über der Stadt entlud, große Wassermassen, die namentlich in der Siedlung an der Eltinger Straße in die Häuser eindrangen und zum Teil beträchtlichen Schaden anrichteten.

Ditzingen OA. Leonberg, 13. Juli. Viehseuche. Aus­gerechnet am Tage vor dem am 12. Juli fälligen Vieh- und Kramermarkt in Ditzingen ist die Maul- und Klauenseuche im Stall des Landwirts Koch ausgebrochen. Der gesamte Viehbestand wurde abgeschlachtet.

Schmiden, OA. Waiblingen, 13. Juli. Familien- jubiläum. Die Familie des Landwirts Kauffmann be­ging dieser Tage ein seltsames dreifaches Fest, das der gol­denen, silbernen und grünen Hochzeit. Die drei Paare wur­den in der Kirche unter großer Teilnahme der Gemeinde ein­gesegnet bzw. getraut. Der Staatspräsident hat mit einem Geschenk seine Glückwünsche aussprechen lassen.

Denkendors OA. Eßlingen, 13. Juli. Kraftwagen- unfall. 18 Personen verletzt. Dienstag früh kurz nach 7 Uhr ereignete sich hier am Ortseingang von Neuhausen her ein Kraftwagenunsall, der leicht hätte schwere Folgen nach sich ziehen können. Ein mit 48 Schul­kindern und 3 Begleitspersonen besetztes Lastauto fuhr an­scheinend infolge Versagens der Bremse aus der abschüssigen Straße von Neuhausen her auf eine gegenüber dem Fried­hof befindliche Gartenmauer auf. 14 der Schulkinder, ihre 3 Begleiter, sowie der Führer des Wagens erlitten Ver­letzungen, die jedoch meist leichterer Art waren. Das Auto selbst wurde am Vordergestell schwer beschädigt.

Heilbronn, 13. Juli. Durch Autoscheinwerfer geblendet und vom Motorrad gestürzt. Sonn­tag nacht wurde der Reichswehrsoldat Bartruff, aus Beil­stein gebürtig, in schwer verletztem Zustand ins hiesige Kran­kenhaus eingelieferk. Er befand sich auf der Fahrt bei Für- felö, und wurde durch die Scheinwerfer eines entgegenkom­menden Autos geblendet, worauf er auf ein Hindernis auf- suhr und am Kopf sehr schwere Verletzungen erlitt. Er gehört der Kraftfahrabteilung Cannstatt an.

Gerabronn, 13. Juli. Glücklich dem Mädchen­händler entronnen. Ein Fräulein aus dem Bezirk, zur Zeit in Stuttgart in Stellung, durfte kürzlich seine Herr­schaft auf einer Reise nach Linz begleiten. Da es in dem Eisenbahnwagen, in dem sich die Herrschaft befand, an Platz fehlte, begab es sich in einen anderen. Dort befand sich nur ein einziger Herr. Dieser begann bald ein Gespräch mit dem Mädchen, fragte es über das Woher und Wohin seiner Reise, und als es in Linz ausstieg, übergab er dem Mädchen

einen Brief mit der Bitte, ihn ln einem bestimmken Haufe abzugeben. Das Fräulein zeigte diesen Brief seiner Herr­schaft, und diese hielt dafür, daß dahinter etwas stecke. Man trug daher den Brief auf die Polizei, die ihn öffnete. Der Brief aber enthielt nur die wenigen rätselhaften Worte: Hier schicke ich ein Stück Seide, bitte es festzuhalten.' Nun forderte die Polizei das Mädchen auf. den Brief in das bezeichneke Hans zu kragen, und ließ es durch drei ver­kleidete Beamten begleiten. Es erhielt die Weisung, wo- - möglich sofort nach der Abgabe des Briefs zurückzukommen, sei dies nach 5 Minuten nicht der Fall, werde man ihm folgen. Der Herr, der den Brief in Empfang nahm, ver­wickelte das Mädchen alsbald in ein Gespräch. Plötzlich aber erschienen nach Verfluß von der angegebenen Zeit dis Polizeibeamken, verhafteten den Herrn und veranstalteten eine Haussuchung. Dabei fand man noch 18 Mädchen, die auf ähnliche Weise in dieses Haus gelockt, festgehalten und versteckt worden waren und nun wieder in Freiheit gesetzt werden konnten. Dem Fräulein aber überreichte man eine Belohnung von 200 Mk. Dieser Vorfall zeigt wieder deut­lich, welchen großen Gefahren junge Leute in der Fremde ausgesetzt sind und wie notwendig es ist, hier vorsichtig zu sein, will man nicht unversehens in das tiefste Elend geraten.

Jngelfingen OA. Künzelsau, 13. Juli. Geschenk. Privatier Schwarzkopf hat von seiner Reise nach dem früheren Deutsch-Südwest-Afrika ein junges Krokodil und eine Sumpfschildkröte mitgebracht und die Tiere der hiesigen Lateinschule geschenkt. Täglich wird das Krokodil von einer Menge Neugieriger im oberen Lateinschulgarten besucht. Es zeigt seine Kletterkünste jedoch nur, wennafrikanische Hitze" herrscht.

Großengstingea OA. Reutlingen, 13. Juli. Tödlicher Unfall. Mitte voriger Woche ist der verh. 51 I. alte Bäckermeister Joseph Schilger vom vollbeladenen Heu­wagen abgestürzt. Er brach dabei die Wirbelsäule und mußte ins Reutlinger Bezirkskrankenhaus gebracht werden, wo er zwei Tage später gestorben ist.

Heilbronn, 13. Juli. Gefühl sroheit. Gestern stürzte vor dem Gasthaus zum Staufenberg in der Wilhelmstraße ein junger Farren und kam nicht mehr weiter. Eist als die Feuerwehr mit dem Pferdehebeapparat anrückte, konnte das Jungvieh auf einen Viehtransportwagen verladen werden. Das arme Tier wurde drei Stunden lang von den betreffen­den Führern mit unverantwortlicher Roheit behandelt. Eine Anzahl von Striemen und offenen Wunden, sowie der ab­gerissene Schwanz zeugten von der Gefühlsroheit.

Das seit 300 Jahren an der Ecke Sülmer- und Lohtor­straße stehende Aeskulap-Standbild wurde in der Nacht zum Sonntag von Bubenhand schwer beschädigt.

Wimpfen a. N., 13. Juli. Wegen eines Bubi- Kopfes irrsinnig geworden. Aus der Kreisstadt Heppenheim wird folgendes berichtet: Eine 40jährige Ehe­frau ließ sich einen Bubikopf schneiden, ohne daß ihr Mann etwas davon wußte. Als die Frau zu ihrem Mann zurück- kehrke, geriet dieser in eine solche Erregung, daß er in Tob­sucht verfiel und die ganze Wohnungseinrichtung zertrüm­merte. Es mußten drei Wärter der Hiesigen Heil- und Pflegeanstalt herbeigeholt werden, die den Tobsüchtigen unter großer Mühe in die Anstalt brachten.

Pommerksweiler OA. Aalen, 13. Juli. Zündender Blitz. Bei dem gestern abend über die hiesige Markung niedergehenden Gewitter schlug um 6.30 Ahr der Blitz in das Anwesen des Landwirts Ocker. Wohnhaus, Stall und Scheuer standen in kurzer Zeit in Flammen und brannten vollständig nieder. Das Vieh konnte gerettet werden, doch verbrannten 6 Schweine. Mit Ausnahme einer Person waren bei Ausbruch des Brandes die Bewohner des Hauses auf dem Felde.

Ellwangen, 13. Juli. Vesitzwechsel. Das Haus des Kaufmanns Feifel an der Mauer beim Schönengraben wurde von Pfarrer Harsch in Ergenzingen um 15 400 -4t erworben.

Göppingen, 13. Juli. Hyndwerkerprotest. Gestern nachmittag nahm imRad" eine Handweikeroersammlung gegen den geplanten Ausbau der städtischen Werkstätten Stel­lung und verlangte im Interesse der Erhaltung des Hand­werks Abbau der städt. Regiewerkstätten. Abends wurde ein Teil der Versammlung, die sich auf dos Rathaus begeben hatte, von Oberbürgermeister Hartmann empfangen, der die Entschließung entgegennahm.

Alm, 13. Juli. Aus dem Fenster gestürzt. In der Sedelhofgasse fiel in einem unbewachten Augenblick ein 2 I. a. Kind vom zweiten Stock eines Hauses auf den Bür­gersteig. Unter dem Fenster befand sich ein Sandhaufen. So kam das Kind mit heiler Haut davon und spielte nach kurzer Zeit wieder mit anderen Kindern auf dem Sand­haufen _

Ich Hab dich lieb.

4S Roman von F-

Urheberschutz durch Stuttgarter Roman-Zentrale C. Ackermann. Stuttgart.

Kein Zug veränderte sich in Bernds Gesicht, aus dem nur Ekel und Verachtung sprachen. Er wandte den Kopf ein wenig, und als er hinter sich das neugierig aus einem Türspalt guckende Gesicht eines seiner Schreiber sah, sagte er kalt:

Sie haben gehört, Lorrensen, was der Mann soeben sagte, und werden Zeugenschaft darüber ablegen, wenn wir ihn unter der Anklage der Ehrenbeleidigung und ge­fährlichen Drohung Wiedersehen."

Was? Verklagen wollen Sie mich auch noch?"

Zunächst werde ich die Wache holen lassen, wenn Sie sich nicht augenblicklich entfernen I Daß Sie längst reif für's Zuchthaus sind, wissen wir ja beide I"

Was! Das sagen Sie mir ins Gesicht? Dafür ver­klage ich Sie, verstanden? Aber zuvor sollen Sie einen Denkzettel haben!"

Wie ein Tiger, der seinem Opfer an die Kehle springen will, wollte Handl sich aus Bernd stürzen, als er plötzlich, während drüben am anderen Wohnungseingang ein Schrei ertönte, von einer starken Hand zurückgerissen wurde.

Halloh, Mann, was fällt Ihnen denn ein? Hier wird weder gewürgt noch geprügelt."

Es war der junge Menning, den ein Zufall eben im rechten Moment die Treppe hinauf geführt hatte.

Er gab dem an allen Gliedern zitternden Agenten einen leichten Stoß gegen die Treppe hin.

Na, vorwärts jetzt! Aber rasch, sonst hole ich noch jelber die Wachei"

Noch einen wilden, verzweifelten Blick warf Handl um sich, dann taumelte er die Treppe hinab bis zum nächsten Absatz, wo er, beide Fäuste vor das Gesicht pressend, an die Wand gelehnt stehen blieb.

Bernd war, ohne einen Schritt zurückzuweichen, in straffer Haltung stehen geblieben, als habe der Angriff gar nicht ihm gegolten.

Nanu", sagte Menning, jetzt auf ihn zutretend,Sie sind wohl derlei Spässe schon gewohnt? Vermutlich ein Klient, der seine Sache verloren sieht?"

So ähnlich", antwortete Bernd mit unheimlichem Lächeln.Wenigstens ist sie jetzt, nachdem er selbst mir eine so starke Handhabe bot, gewiß verloren!"

Beide Männer verschwanden in Bernds Büro. Kaum hatte sich die Tür hinter ihnen geschlossen, als Frau Haller von Zlngst und Mitleid getrieben nach dem Treppenabsatz hinabeilte, wo Handl noch immer regungslos an der Wand lehnte.

Zwischen seinen geballten Fäusten quollen jetzt Tränen hervor.

Bernd merkte es bei Tisch sofort an der nervösen E regung, die seine Mutter beherrschte, daß sie etwas ai dem Herzen hatte.

Und wirklich begann sie, kaum daß das Dienstmädche das Zimmer verlassen hatte, mit ihm über das Vorkomo ms am Vormittag zu sprechen. Sie erzählte, wie sie Zei gin der Szene gewesen und nachher in der Angst, d Mann könne etwas Uebereiltes tun, ihm nachgeeilt st wobei er ihr dann sein Herz ausgeschüttet und sie ihn na Kräften getröstet und beruhigt habe.

Sehr unangenehm erstaunt hörte Bernd diesem B

richt zu.

Was fällt dir nur ein, Mama, dich in meine Ge­schäftsangelegenheiten zu mengen! Es ist so unpassend wie möglich und in diesem Fall außerdem höchst unange­bracht. Wenn er dir alles gesagt hat, mußt du wissen, wie ich zu ihm stehe."

Ja leider! Aber sich, Bernd, du beurteilst den Mann viel zu streng. Glaube mir, er ist kein schlechter Mensch und könnte mit gutem Willen wohl wieder auf den rechten Weg gebracht werden."

Das sagst du jetzt, nachdem du heute Zeugin seines Benehmens warst? Ich bin überzeugt, er hätte mich mit Wonne umgebracht!"

Weil er in dir seinen Feind sieht. Weil er in Todes­angst ist, daß du ihm Weib und Kind wirklich entreißest!"

Das werde ich auch gewiß tun aus Pflicht gegen seine Frau, die meine Klientin ist. Uebrigens hat er mir die Sache jetzt selbst sehr leicht gemacht."

Du willst ihn wirklich verklagen?"

Selbstverständlich."

O Bernd, ich bitte dich, tue es nicht! Ich habe eine Ahnung, als müßte es dann schlimm ausgehen. Auch für dich. Bedenke, du hast ihm ebenfalls harte Worte gesagt. Worte, die du eigentlich nicht sagen durftest, vom Zucht­haus"

Ich habe Beweise für die Wahrheit meiner Worte."

Die Mutter sah ihn bestürzt an.

Meinst du die Papiere, die er zurückverlangte?" Ja."

Aber sie sind nicht dein Eigentum! Sie wurden dir nur anvertraut. Wenn die Frau selbst sie nun zurück­fordert?"

tKortl«tz«»g folgt.)