Staatsmann mW sich klar sein, wieweit oder wie wenig er Aufgaben gegenüber, die stärker sind als die Einwirkung Einzelner, die gebokene Vorsicht bei ihrer Behandlung an- aedeihen läßt. Bor kurzem haben wir von Hamburg (demokratischer Parteitag. D. Sckr.) den Auf zum Annarismus laut erschallen hören- Es ist das selbstverständliche Recht jeder einzelnen Partei, hinsichtlich der Fortentwicklung der Weimarer Verfassung ihre ädeale propagandistisch zu betreiben. Aber vom gesamtstaatlichen Standpunkt aus erscheint mir eine gewisse Zurückhaltung auf dem Gebiet dieser Erörterungen angezeigk. Es ist nicht geeignet, die vertrauensvolle Mitarbeit aller Teile unseres Reichs zu fördern, wenn in einzelnen Ländern bei der Schärfe der politischen Meinungsverschiedenheit fortwährend durch die starke Betonung dieser Richtlinien ein Gefühl der Unsicherheit erwächst. Wenn der Vertreter des Unikarismus sich in Hamburg dazu bekannte, daß Hamburg als eigener Staat aufrecht erhalten bleiben müsse, so mag dahingestellt sein, ob dies ein Kompliment an den Zenius loci war oder ein Ausdruck des Worts, daß man mit einem verständigen Föderalisten sich gut verständigen könne. Auch die andere Seite wird also mit sich reden lassen. Aber vor allem Zurückhaltung in der Erörterung dieser Dinge namentlich
Lein Auslande gegenüber.
Es ist ein absichtliches Mißverständnis, wenn mir nachgesagt wird, daß ich von der Souveränität der Länder im Gegensatz zur Souveränität des Reichs gesprochen hätte, Aber die geschichtliche Eigenart und das geschichtliche Gewordensein berechtigen mich, auszusprechen, daß die Länder eine gewisse Eigenstaatlichkeit noch besitzen. Wenn man ihnen znbilligk, daß sie an der Souveränität der Gesamtheit mitbeteiligt sind, ist das übrige nur ein Streit um Worte.
Alles in allem: Verkrauen für die Länder, Vertrauen auf seiten der Länder, daß sie nicht geschmälert werden in ihrer Eigenart und Kompetenz. Es geht eben nicht, daß die Länder zu Provinzen herabgedrückt werden, auch nicht zu Selbstverwaltungskörpern. Bei der Gesamklage unseres Vaterlandes müssen die Länder in ihrer Grundlage so erhalten bleiben, daß sie unter der Führung jeder Reichs- regierung lebensfähig sind und organisch sich weiter entwickeln. Die finanzielle Frage spielt hier eine große Rolle, ans die ich aber nicht näher eingehen will, da es bei meinem verehrten Kollegen Herrn Är> Köhler in besten Händen liegt.
Wenn die jetzige Aeichsregierung und die Regierungs- Koalition im Reich den Ländern gibt, was ihnen gebührt, so tut sie das in der Ueberzeugung, zum Wiederaufstieg unseres Vaterlands ihre Pflicht und Schuldigkeit zu tun.
Staatspräsident Bazille dankte dem Reichsinnenmini- ster und betonte, man habe nunmehr die beruhigende Gewißheit, daß man ohne Sorge Mitarbeiten könne an den Ausgaben der Reichspolikik.
Reichsminifker Dr. koch zum Reckarkanal
Reichsverkehrsminister Dr. Koch führte aus:
Jeder Reichsminister, der zu Ihnen in Ihr Land kommt, freut sich nicht nur über dessen Schönheit, nicht nur über die Liebenswürdigkeit des Empfangs, der ihm zuteil wird, sondern nicht zuletzt über die Möglichkeit, sich mit Ihnen über Ihre Sorgen auszusprechen. Württemberg hat auf dem Verkehrsgebiet noch immer die eine große Sorge: Die Kanalisierung des Neckars. Zu meiner und wohl auch zu Ihrer Freude kann ich hier erklären, daß wegen des Neckars nunmehr die letzten Bedenken uusgeräumt sind, für die im Haushalt meines Ministeriums für 1927 vorgesehenen Bauten bei Heidelberg habe ich noch am letzten Aprittag die Dauerlaubnis ausgesprochen. Die Reichsregierung ist sich der eingegangenen Verpflichtungen bewußt und wird sie auch erfüllen. Mir sind die Bedenken, die gegen die Neckarkanalisierung erhoben werden, bekannt. Die unvergleichliche Schönheit des Heidelberger Landschaftsbildes liegt wohl allen Deutschen am Herzen. Heute sind aber Sorgen wegen einer Verschandelung des Landschaftsbilds durch die Kanalisierung des Neckars nicht mehr begründet. Die Bauwerke paffen sich nicht nur dem Landschaftsbild an, sondern sind so gestaltet, daß sie es noch vorteilhaft abheben.
Wer einen Blick in die Zeitung wirft, findet täglich Meldungen über Hochwasser und Hochwassergefahren. Auch in unmittelbarer Nähe von Stuttgart, Cannstatt und Münster ist seit Jahren immer wieder der Neckar über seine Ufer getreten und hat erheblichen Schaden ongerichtet. Ich freue mich, daß es gelungen ist, daß zwischen dem Reich und Ihrer Regierung Uebereinstimmung über die Durchführung
der notwendigen Maßnahmen erzielt ist, um die Hochwässer^ gefahren einzuschränken. Schließlich kann ich auf die Tatsache Hinweisen, daß durch Zurverfügungstellung von Mitteln aus der produktiven Erwerbslosenfürsorge endlich die Bauten der liegen gebliebenen Staustufen bei Ober-Eßlingen und Horkheim wieder in Angriff genommen werden.
*
Im Namen der Arbeitsgemeinschaft der württember- gischen Presse dankte Verleger Krämer-Heilbronn für die Gelegenheit, die Reichsminister persönlich kennen zu lernen. Wir bedauern, daß der Kontakt zwischen Regierung und Presse nicht immer so war wie er sein sollte. Der Redner wies darauf hin, daß das Rückgrat des württem- bergischen Wirtschaftslebens neben der Landwirtschaft die Industrie und das Gewerbe sei, und betonte weiterhin die Wichtigkeit des Neckarkanals für die Zufuhr der Rohstoffe und für den Export der Fertigwaren.
Im Namen des württembergischen Journalisten- und Schriftstelleroereins bewillkcmmnete Chefredakteur Dr. Schuster die Reichsminister und dankte ihnen für die Gelegenheit der persönlichen Fühlungnahme sowie für die freudige Nachricht, die diese mitgebracht haben.
Dann sprach Regierungsrat Vögele noch ein kurzes Schlußwort.
Darauf fand im engeren Kreis ein Frühstück statt.
Württemberg
Stuttgart, 2. Mai
Ernennung von Posidirekioren. Durch Entschließung des Reichspräsidenten sind die Postassessoren Ehehalt zum Telegraphendirektor in Stuttgart Telegraphenamt, Ritter und Hochmüller zu Postdirektoren in Stuttgart 1, Dr. La ux mann zum Poftdirektor in Stuttgart Postscheckamt und Dr. Beyer zum Postdirektor in Stuttgart 1 ernannt worden.
Einweihung des Hochhauses der Oberpostdirektion. Die
Einweihung des Paketpostamtes und des Hochhauses der Oberpostdirektion, das Haus mit den „tausend Fenstern", soll im Oktober aus Anlaß einer in Stuttgart stattfindenden Sitzung des Verwaltungsrets der Reichspost in feierlicher Weise erfolgen. Auch der Neichspostminister wird an der Einweihung teilnehmen.
Höchstdauer der Unterstützungen in der Erwerbslosen- fürsocge. Mit Verordnung vom 10. März 1926 hat das Wärst. Arbeitsministerium die Höchstdauer der Unterstützungen in der Erwerbslosensürforge für die Angehörigen sämtlicher Berufe mit Ausnahme der Bauarbeiter und der Arbeitnehmer in der Industrie der Steine und Erden auf 39 Wochen verlängert. In einer weiteren Verordnung vom 30. Juni 1926 hat das Ministerium sodann diese Verlängerung der Unterstlltzungshöchstdauer auch auf die Bauarbeiter und dis Arbeitnehmer in der Industrie der Steine und Erden ausgedehnt. Mit Rücksicht auf die inzwischen eingetretene Besserung der Arbeitsmarktlage wird in Ueber- einstimmung mit einer Anordnung des Reichsarbeitsministeriums die Ausdehnung der regelmäßigen Unterstützung auf 39 Wochen für die Angehörigen des Spinnstoffgewerbes, des Vervielsältigungsgewerbes, der Gärtnerei, des Baugewerbes mit seinen Hilfsbetrieben und der Baustofferzeugung mit Wirkung vom 1. Mai 1927 ab aufgehoben. Bei diesen Berufen beträgt daher vom 1. Mai ab die regelmäßige Unterstützungsdauer wieder 26 Wochen.
Reue Apotheken. In der letzten Sitzung der Wärst. Apothekerkammer wurde ein Gesuch um die Errichtung mn 15 neuen Apotheken in Württemberg behandelt. Die Errichtung einer Apotheke in der Nähe des Hauptbahnhofs, einer Apotheke in Ostheim und einer solchen in Cannstatt wurde als begründet angesehen. Dagegen sprach sich die Kammer gegen neue Apotheken am Alten Postplatz und in Hedelfingen aus, desgleichen gegen neue Apotheken in Hsil- bronn Süd, Ulm, Schwenningen und Wildbad. Zugestimmi wurde der Erichtung von weiteren Apotheken in Eßlingen, Ludwigsburg, Tübingen und Sontheim. Die letzte Entscheidung über die Genehmigung neuer Apotheken trifft das Ministerium des Innern.
Vom Württ. Weinbauverein. Der Württ. Weinbauverein hält am 22. Mai im Konzertsaal der Liederhalle nachmittags seine Hauptversammlung ab. Auf der Tagesordnung steht auch ein Vortrag des Reichstagsabg. Haag über die Stellung des Weinbaus in Deutschland, Der Aus
schuß des Würste Weinb'auvereins hat beschlössen, den Vereinskeller im Städt. Polizeigebäude hinter der Hospitalkirche aufzugeben. Von der Anberaumung eines Weinmarktes in Stuttgart muhte in diesem Frühjahr wegen zu geringer Anmeldung von Weinen Abstand genommen werden.
Aufwerkungsvorbehalk. Der Württ. Sparerbund e. V. schreibt uns: Nachdem die Aufwertungsfrage im Reichstag erneut ins Rollen gebracht wurde und bestimmt mit einer Gesetzesänderung zu rechnen ist, empfehlen wir jedem Aufwertungsgläubiger folgenden Vorbehalt, sowohl bei gültigen Vergleichen als vor Gericht, in den Fällen geltend zu machen, wenn eine ungenügende Aufwertung stattfindet: „Für den Fall späterer Gesetzesänderung oder Aenderung der Rechtssprechung behalte ich mir alle Rechte ausdrücklich vor".
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Obertürkheim, 2. Mai. Die rettende Antenne. Bei dem schweren Gewitter, das am Freitag gegen 7 Uhr abends über das Uhlbacher und Obertürkheimer Tal niederging, schlug der Blitz in das Haus Nr. 75 der Uchlbacher Straße in Oberiürkheim. Dank einer an diesem Haus vorschriftsmäßig angebrachten Antenne wurde der Blitzschlag vollständig zur Erde abgeleitet, so daß kein Schaden entstand. — Wenn bei einer Antenne keine gute Erdsicherung ist, kann sie auch den Blitz in das Haus ziehen. Auf diese Sicherung ist daher, wie es auch Vorschrift ist, sehr Bedacht zu nehmen.
Ans dem Lande
Erdmannshausen OA. Marbach. 2. Mai. Schwerer Unfall. Dem 18 I. a. Steinbrucharbeiter Karl Brohaska wurde im Steinbruch bei Sprengarbeiten von einem Stein die Schädeldecke eingeschlagen.
Vaihingen a. E.» 2. Mai. Vermißt. Seit 2s. April nachts wird ein junger, etwa 17 Jahre alter Kaufmannslehrling von hier vermißt.
Aurich OA. Vaihingen, 2. Mai. G e b ä u d e e i n st u r z. Freitag abend stürzten hier das Dach und die Giebelwände einer Scheuer ein. Die Ursache ist wohl in dem Sturm der letzten Nächte zu suchen.
Klingenberg OA. Brackenheim, 2. Mai. Eingemein- dung nach Heilbronn. Die hiesige Gemeinde wird lt. Beschluß des Gemeinderats die Lostrennung der Gemeinde vom Oberamtsbezirk Brackenheim und die Zuteilung zum Bezirk Heilbronn beantragen. Auch wird in diesem Zusammenhang die Neubesetzung des Ortsvorsteheramts gefordert.
Hellbraun. 2 Mai. D! e W e i n m o r ch e l. Ein hiesiger Weingartner fand in seinem Weinberg den seltenen Pilz Weinmorchel, der sich jahrelang nicht mehr gezeigt hak. Die Weingärtner sagen, das Erscheinen der Morchel deute auf ein gutes Weinjahr. — Das wäre zu wünschen.
Backnang, 2. Mai. 8 . Schuljahr- Gemäß einem Antrag des ev. Ortsschnlrats beschloß der Gemeinderat die Einführung des 8 . Schuljahrs an der Volksschule ab 1. April 1928.
Hall, 2. Mai. Unerlaubte Ausspielung. Vor der Strafkammer Hall hasten sich kürzlich eine Anzahl Personen wegen Beihilfe zur unerlaubten Ausspielung zu verantworten. Ein Robert Heinz in Forbach an der Misel (Frankreich) veranstaltete in Württemberg Ausspielungen von Fahrrädern ohne die erforderliche Genehmigung des Württ. Ministeriums des Innern derart, daß er mit seiner Firma und einer Nummer versehene, um 8 Mark käufliche Zettel verteilen ließ. Die Personen, die einen Abschnitt bezogen und dann die von Heinz zugesandten Abschnitte weiter verkauften, machten sich eines Vergehens der Beihilfe zur unerlaubten Ausspielung schuldig und wurden bestraft. Daneben hasten sie noch Steuer zu zahlen. Line Warnung für alle, sich nicht an solchen Ausspielungen zu beteiligen.
künzelsau. 2. Mai. Gefaßter Schlingenlege r. Am Mittwoch verhaftete ein Beamter des Landjägerkom- mandos einen bekannten gefährlichen Schlingenleger aus Garnberg auf Grund der bei ihm Vorgefundenen Schlingen.
Ellwangs«, 2. Mai. Auszeichnung. Auf der Ausstellung der Rauchwarenmesse in Leipzig wurde Kürschnermeister Anton Eberle von hier mit der Goldenen Medaille ausgezeichnet.
Eßlingen, 2. Mai. Sauglück. Im Gestüt Weil brachten dieser Tage zwei Mutterschweine 33 Junge zur West.
Vom Leven gehetzt
65 Roman von I. S. Schneider-Foerstl.
Urheberrechtsschutz 1926 durch Verlag Oskar Meister, Werdau.
Heiliger Christus, dachie sie, schon eine, von der Polizei, und den Sanders verlangt er. Das geschah dem gerade recht! Der hatte ihn zueist verdächtigt, als noch kein Mensch an dem Martens etwas auszusetzen gehabt hatte.
Sie führte den East in das große Empfangszimmer und ging dann zu dem Doktor, um ihm die Mitteilung zu machen, daß ein Herr ihn zu sprechen wünsche.
Sanders laß in seinem Stuhl am Schreibtisch und hielt den Kopf tief auf die Brust gesenkt.
„Ich komme schon," sagte er unsicher. Aber die Füße waren ihm wie geiähmt und in Annes Bück haste er das gleiche gelesen, was der Stallmeister, die Köchin und heute früh auch Sissi ihm ins Gesicht geschleudert hasten: Er, nur er, trug die Schuld am Tode des Martens. Vielleicht —, wenn er gut zu ihm gewesen wäre, wie der Onkel gesagt haste-Aber jetzt mußte er hinüber zu Hellmuth. Obwohl -. Er zitterte nun auch schon vor dieser Aus
sprache. Was würde ihm der Tag noch alles bringen?
„EnkPch, lieber Hellmuth," sagte er, als er noch kaum di« Tür gekfsnet hatte. Aus einem der tiefen Klubstühle erhob sich d>e sehnige Gestalt des Detektivs und streckte ihm die Hand entgegen.
Sanders drückte ihn wieder auf seinen Sitz zurück und zog sich einen Stuhl ganz nahe an den seinen. Er war maßlos aufgeregt und vermochte sich kaum zu beherrschen. Hellmuth ließ seinen Blick amüsiert über ihn hinschweifen. Dann nahm er bedächtig die ihm angebotene Zigarre und stockte sie gemächlich in Brand. Vorsichtig tippte er den kleinen Funken von dem Zündholz, das ihm Sanders gereift haste, und legte es in den Aschenbecher.
„Herr Hellmuth!" stieß Sanders heraus. „Ich bitte Sie, — wenn Sie-"
Ein flüchtiges Lächeln umspielte den auffallend kleinen Wund des Polizeibeamten. ,
„Als ich das letzlemal hier war," sagte er gelassen, „da habe ich gemeint, die Rechnung stimmt- Aber sie war trotzdem nicht richtig. Es war ein grober Fehler drinnen. Schuld daran jedoch war einer, der mich belogen hat."
„Belogen?"
„Ja, dieser Guonski ist ein ganz gewiegter Gauner. Er iagte mir er wisse nicht, wo Ihre Braut zu finden sei. Nun
— vielleicht hat er damals recht gehabt — ich weiß es nicht
— aber ich traue ihm jede Schlechtigkeit zu. Gestern abend jedoch, da bin ich ihm noch einmal auf die Bude gestiegen, ziemlich spät schon, so gegen neun Uhr, er war gerade nach Hause zurückgekommen. Da habe ich ihm denn den Revolver auf die Brüst gesetzt und vor die Wohl gestellt: Entweder er rückt heraus, wo ich das Fräulein Rammelt zu suchen habe, oder ich mache ihn in Falkenberg und Umgebung unmöglich. Der Patron hat nämlich fünf Jahre Zuchthaus hinter sich für ein b.ßchen Mord und Totschlag oder so was Achnliches. Und da ist er denn zu Kreuz gekrochen und hat gestanden, daß ihre Braut hier auf dem Gut in Stellung ist."
„Unmöglich!" rief Sanders dazwischen. „Hier auf dem Gut? — Da müßte ich sie ja längst zu Gesicht bekommen haben!"
„Das haben Sie auch!" sagte Hellmuth ruhig, „wahrscheinlich an jedem Tag ein paarmal, wenn nichl öfter."
„Ausgeschlossen!" sagte Sanders. „Er hat sie wieder belogen."
„Nein! Diesmal nicht! Da gebe ich Garantie! — Ich lasse mich ja auch nicht so leicht hinters Licht führen, Herr Doktor. Sonst käme ich schlecht weg bei meinem Geschäft. Aber wir können ja gleich die Probe machen, ob es stimmt und ihre Braut selbst darum fragen, denn sie dient hier im Schloß unter dem Decknamen: Hans Martens!"
„Martens!" — Der Schrei drang hinunter bis zum Rondell und über die Galerie nach dem Burghof.
Die beiden Wolfshunde heulten auf und rissen an den Ketten. ,, , .
Der Turmwart kam herausgestürzt und frug, was es gegeben hätte.
Guben hatte ihn ebenfalls vernommen und eilte, so rasch es möglich war, die Treppe hinauf. Er war eben im Begriff gewesen, wieder nach dem Weiher zu gehen, da es ihm keine Ruhe ließ, ob man den Aermsten schon gefunden haste.
Als er eintrat, stand Sanders mit verzerrtem Gesichte vor dem Detektiv und bat: „Sagen Sie Nein! — Herr Hellmuth, sagen Sie Nein! — Cs ist nicht möglich!"
„Doch es ist so, nickte dieser. Lassen Sie ihn heraufkommen, Herr Baron!" wandte er sich an den Freiherrn, „dann werden Sie sehen, daß ich recht habe."
„Wen soll ich denn heraufkommen lassen?" srug Guben, der keine Ahnung hatte, um was es sich handelte.
„Den Martens!"
„Den Martens? — Der hat heute nacht den Tod im Schloßweiher gesucht und gefunden!"
Hellmuth zuckte zusammen. Ein heißes Flimmern und Blitzen kam in seine Augen.
Er war zu spät gekommen. —7 Seine Mission war beendet. '
Die Toten brachte niemand wieder. ^
Sanders lehnte gegen den Tisch, beide Hände zu Fäusten geballt vor das Gesicht gedrückt.
Guben winkte dem Detektiv, mit hinauszukommen, damit dieser ihm die Erklärung von allem geben könne.
„Martens! — Martens!" Der Freiherr schämte sich nicht. Er weinte wie ein Kind. „Nur eine Erklärung, wenn er sie mir gegeben hätte, wie es sich verhält. Aber er schwieg wie das Grab. — Und mein Nesse, fürchte ich, wird den Schlag nicht überwinden. Er weiß, daß er die größte Schuld an seinem Tode trägt!"
„Gehen Sie zu ihm," sagte Hellmuth. „Man soll keinen Menschen in solch einer Stunde allein lassen. Da ist auch ein Mann wie ein Unmündiger, für den man denken und handeln muß. -
(Fortsetzung folgt)