Württemberg
Die Reichsbahn gegen die Binnenschiffahrt
Ausschußsihung des Lüdrvesideuischen Kanaivereins
Ltuitgact, 6. März. Hier fand eine Sitzung des Vorstands und des großen Ausschusses des Südwestdeutschen Kanalvereins statt. Dabei wurde die diesjährige Mitgliederversammlung au-f 17. und 18. Juni in Mannheim-Heidelberg festgesetzt. Ws erster Redner sprach Geheimer Baurat Prof. Dr. de Thierry .. über den Stand der Reichswasserstraßenpolitik. Der Redner wies auf den Ernst des Kampfes hin zwischen Reichsbahn und Wasserstraßen, der sich sehr zugespitzt habe. Der Grund hierfür liege 'in der Tatsache, daß der Verkehr auf den Wasserstraßen und der Reichsbahn gegenüber dem Verkehr des Jahres 1913 um 20 v. H. z u r ü chg e g a n g e n sei. Tatsache sei, daß alle Schifsahrttreibsnden, daß die gesamte Binnenschiffahrt Not leide. Diese ungünstige Lage der Binnenschiffahrt werde darauf zurückgeführt, daß die Reichsbahn durch zielbewusste Tarifpolltik die Binnenschiffahrt auszuschließen suche. Es seien besonders die Abfertigungsgebühren der Reichsbahn, die für jede Ladung und Entfernung gleich seien, die die Schiffahrt belasteten. Die Rheinschiffahrt leide hierunter in besonderem Maße. Die Reichsbahn fahre gewisse Massengüter unter Selbstkosten, während andere Güter diesen Ausfall tragen müßten. Die Stein- ^rvüsten, wie der Redner die Großstädte bezeichnet«, seien das- Produkt der Eisenbahnen, die zentralisierend auf Industrie und Handel wirkten, während durch Wasserstraßen eher eine Dezentralisation in dieser Hinsicht möglich sei. Beim Ueberblickcn der Kanalprosskte stellte der Referent fest, daß der Mittellandkanal unbedingt zu Ende geführt werden müsse, sollten nicht alle anderen Kanalprojekte, wie z. B. Neckar- und Donaukanal, hinfällig werden.
In der hieran anschließenden Aussprache ergriff Dr. Weber als Vertreter der Schiffahrt das Wort, der den Plan, den Neckarkanal zu bauen, als durchaus gesund be- zeichnete. Als klassisches Beispiel für die Tarifpolitik der Reichsbahn führte er einen Fall an, in dem die Fracht für ein bestimmtes Produkt über eine Strecke von 200 Kilometern um 8 teuerer sei als über eine solche von 800 Kilometern. Eine derartige Tarifpolitik sei ein Unsinn. Die Entscheidung müsse fallen, ob' das für die Kanä'e verbaute Geld verloren sein solle oder ob eine Einigung zwischen Reichsbahn und Binnenschiffahrt herbeigesührt werden könne.
Im weiteren Verlauf der Aussprache stellte sich heraus, daß auf Grund einer Nachprüfung seitens des Reichsverkehrsministeriums die Frage der Wirtschastlick-keit des Neckarkanals bejaht wurde. Oberbürgermeister Dr. M ü l b e r g e r- Eßlingen wies auf die soziale Seite der Angelegenheit hin und hob die Gefahr hervor, die durch Aufgabe des Kanalbaues hinsichtlich der Arbeitslosigkeit heraufbeschworen wurde. In einem Schlußwort betonte Herr Geheimer Baurat Prof. Dr. de Thiery die Notwendigkeit des Wettbewerbs zwischen Eisenbahn und Kanalschifsahrt. Das Argument, die Reichsbahn müsst hochgehalten werden, da sie die Daweslasten aufzubringen habe, sei nicht ganz gerechtfertigt, denn die Wirtschaft müsse die Frachten bezahlen, die durch ihre Unzulänglichkeit die Wirtschaft schädige, und dadurch immer weniger leistungsfähig wurde. Hierauf wurde eine Entschließung angenommen, in der es heißt:
Vorstand und großer Ausschuß des Südwestdeutschen Kanclloereins fordern in dem Streit über die Wasserstraß-m- , t ü.ik des Reichs, daß, wie bisher, alle neuen Kanalplö - vor ihrer Inangriffnahme einer scharfen Prüfung auf Wirtschaftlichkeit unterzogen werden, daß aber Wasserstrraßen, die — wie der Neckarkanal — schon in der Ausführung begriffen sind und deren Wirtschaftlichkeit auch unter den heutigen Verhältnissen wiederholt nachgewiesen ist, beschleunigt durchgeführt werden, damit sie sobald als möglich dem deutschen Binneuichiffahrtsoerkehr und der deutschen Wirtschaft zur Verfügung gestellt werden können.
Das wiirtt. MinisisrvenNonsgesetz
Annahme im Finanzausschuß
Stuklgarl, 6. März. Der Finanzausschuß fehle die Beratung des Minisierpensionsgesehes fort. Zunächst kam Staatspräsident Bazille noch auf die formelle Fassung von Art. 6 zurück. Der neue Borschlag fand die Billigung des Ausschusses, ebenso bei Art. 7, Bei Artikel 8 (Ueber- aangsbezüge für die Nichkbeamkenminister) hielt ein soz. Redner die neue Ordnuna nickt kür bester. Staatspräsident
Born Leven gehetzt
21 Roman von I. S. Schneider-Foerstl.
Uchederrecht»schutz 1«8« durch »trl«, L>rk»r Meister, «erd»u.
Das alles drang stoßweise, während sie die Treppe aufwärtsstieg, zum Himmel.
Ein weißes Emailleschild leuchtete aus dem Dämmer im Flur
„Hans Martens"
Daneben eine Klingel. Sie griff das erstemal an die Wand, so zitterten die Finger!
O Gotl! — Laß sie leben, nur lebe»!
Bein? ersten Schritt, der drinnen im Flur laut wurde, hob sie beide Hände zum Dante.
Eins Sperrkette klirrte, durch die schmale Oeffnung lugte ein Frauenkopf, weißes Haar lag silbern unter einer schwarzen Spitzenhaube.
„Was möchten Sie haben?" sagte eine glockenhelle Stimme, aus der eine Welt von Güte klang.
„Lene!"
Ein Ruck ging durch den Greisinnenkörper, zwei welke, vor Freude und Schrecken ungeschickte Hände reißen ander Lperrkelte. zerren, bis sie klirrend fällt.
- „Trudslchen! — Kind! — Mein Trudelchen!"
Und dann liegt Gertraud Rammelt, von zwei Armen umfaßt, am Herzen einer der treuesten aller Menschen, di« das Leben je in ihren Weg geführt, — am Herzen ihrer alten Kinderfrau.
„Daß du mir die Freude machst! — Daß du mir die Freude machst! Lege drinnen ab, mein Kindchen! Du könntest dich stoßen hier! Es ist so dunkel!"
Durch die Tür, die sie eilig öffnet, kommt das leise Rot der Abendsonne. Sie rinnt und sickert wie eitel Gold durch die blanken Scheiben des einzigen Fensters, scheint auf den weißgedielten Boden, über das grüne, etwas verblaßte Ripsjofa. das blankgescheuerte Holz der Stühle und läßt
Bazille wandte sich in rechnerischen Darlegungen gegen diese Auffassung. Dr. Schall beantragte „UebergangSbezüge auf die Zeit, die er Minister gewesen ist, jedoch auf mindestens 3 Monate und höchstens 2 Jahre". Die gleiche Meinung äußerten Vertreter des Zentrums und der Bür- gcrparkei, ohne an der Absicht des Entwurfs etwas ändern zu wollen. Der Staatspräsident hielt an dem Entwurf fest und betonte, daß Härken mik Hilfe von Art. 14 beseitigt werden können. Ein volksparkeilischer Redner wünschte, daß der Begriff des Nicbtbeamtenminisiers im Gesetzestext fest- oelegt werde. Der Antrag Dr. Schall wurde mit 6 sta gegen
3 Nein und 3 Enthaltungen abgelehnk. 3 Abgeordnete verweigerten die Abstimmima. Die Artikel 9 und 10 wurden angenommen. Bei Ark. 11 lRuhegehalt und Hinkerbliebenen- bszüge beim Anspruch auf Rugehalt) stellte der Abg. Andre (Z.) den Antrag, als Bedingung für den Ruhegehalt bei 8sähriger Ministerzeit das 58. stakt des 60. Lebensjahres zu setzen. Dieser Antrag wurde gegen 2 komm. Stimmen angenommen.
Art. 12 wurde in der vorgelegken Fassung mit 10 gegen
4 Stimmen (2 Komm., 2 Dem.) und 1 Enthaltung (D.B.) angenommen. Art. 13 behandelt die Ordnung der Ruhegehaltsverhältnisse der früheren königlichen Minister. Dem Gesetz soll auch für diese Minister rückwirkende Kraft zugesprochen werden. Der Mindestbetrag des Ruhegehalts ist derjenige Ruhegehalt, der ihm bei seiner Zuruhesetzung nach Art. 48 des Beamkengesetzes zustand (wohlerworbenes Recht). Der Artikel wurde mik 10 gegen 5 Stimmen angenommen, Art. 14 wurde angenommen, ebenso die Artikel 15 -nd 16.
Stuttgart, 6. März.
Verhütung von Anschlägen auf Eisenbahnen durch Schulkinder. Das Kultministerium hat folgende Bekanntmachung erlassen: Die Anschläge aus Eifenbahnzüge durch Steinwürfe, Schießereien, falsche Lichtzeichen, Störungen an Signaleinrichtungen. Anbringen von Steinen, Holz und dergl. auf den Schienen hoben sich, besonders nach dem Vorfall von Leiferde, erheblich vermehrt. Nach Mitteilung '«er Reichsbahndirektion Stuttgart sind auch in Württemberg in letzter Zeit wiederbolt iabrende Züae durcb SteinwüFe von Schulkindern gefährdet worden. Die Schulen werden angewiesen, an Hand der Bildertafeln, die in nächster Zeit zur Verteilung kommen, die Schüler in regelmäßigen Zwisckenräumen eindringlich zu belehren und auf die schweren Folgen derartiger unverantwortlicher Handlungen hinzuweisen.
Das amtliche Ferufprechbuch für den Oberpostdirektions- bezirk Stuttgart wird nach dem Stand vom 1. April d. I. neu ausgegcben werden, Anträge auf Herstellung von Neuanschlüssen sowie Anträge auf Verlegung bestehender Anschlüsse nach einem anderen Grundstück können in der Neuauflage des amtlichen Fernsprechbuchs nur dann berücksichtigt werden, wenn sie bis 15, März bei der zuständigen Fernsprechvermittlungsstette vorliegen. Später eingehende Anträge können in der nächsten Auslage nicht mehr berücksichtigt werden,
Gebrauchs-Hundeschau. Die Ortsgruppe Stuttgart des Deutschen Schäferhundverbands (DSV.) veranstaltet am Sonntag, den 3. April in Stuttgart in Gemeinschaft mit dem Verein zur Züchtung reiner Jagdhunde in Württemberg im Exerzierhaus der früheren großen Jnfanteriekaserne in der Rotebühlstraße eine Katalogschau für Gebrauchshunde mit gleichzeitiger Vergebung des Landessiegertitels und anschließender Polizsihundevorführung. Zuchtgruppen und Ehrenpreise von ganz erheblichem Wert stehen zur Verfügung der Richter.
ep Aus der württ. evang. Jungmännerarbeit. Der Württ. Cvang, Jungmännerbund hat im vergangenen Winter in seinen Vereinen bis Ende Februar etwa 50 Bibelkurse veranstaltet. Angesichts der religiösen und sittlichen Krise, die sick. auch aus dem Lande mehr und mehr bemerkbar macht, haben diese Kurse ihre besondere Bedeutung. Sie finden auch in den Gemeinden großen Anklang, fanden sich doch nicht selten 60, 80 und 100 Zuhörer, gelegentlich auch 200 oder 300 ein. Zurzeit zählt der Bund etwa 400 Vereine mit rund 20 000 Mitgliedern: 63 eigene Vereinshäuser und 59 eigene Svislplätze stehen ihm zur Verfügung. Am 2. Mürz ging ein 4l-wöchiger Lehrkurs im Bundeshaus in Stuttgart zu Ende.
Vom Jugsndhaus Schmie. In dem im letzten Jahr ein- geweihten Mädchenerholungsheim „Jugendhaus Schnne" bei Maulbronn, das dem Evang. Verband für die weibliche
das Messing an dem kleinen Herde kokett aufflammen, als sei es weiß Gott aus purstem Reimneiall, und wirft selbst auf de» glatten Kalk der Wände noch etwas wie einen Schimmer aus dem Paradiese.
Lene Martens schließt die Tür, ohne die Hand Gertrauds aus der ihren zu lassen.
Sie sieht das junge Mädchen forschend an und weiß alles.
Sieht die verweinten Augen, in denen noch der Schrecken steht, das wunde Zucken um den kleinen Mund, die schmalen Wangen, die nur vom Treppensteigen sich gefärbt hatten und nun wieder in tödlicher Blässe schimmerten.
„Lene," kommt es scheu.
„Ja! Trudelchen! Sprich nichts jetzt! — Jetzt mußt du nur dich niedersetzen und rasten, sonst gar nichts! — Und ich, ich koche dir gleich-"
„Ach nein. Lene!"
„Nicht, Kind? — Ich wollte es eben tun, denn ich habe auch noch nichts zu Abend gehabt."
Das junge Mädchen weiß, daß das eine Lüge ist, welche die Liebe eingegeben hatte. Aber sie sagte kein Wort der Widerrede mehr. Die Greisin hantierte am Herd, lautlos und flink, und sprach dazwischen.
Sprach lauter Dinge, die scheinbar nur sie selbst betrafen und doch so innig mitverwoben waren mit denen, die ihrem einstigen Schützling lieb und vertraut sind.
Vom toten Mann erzählt sie, der so gerne an diesem Fenster gesessen hatte, wenn es zu Abend ging wie jetzt, vom Sohn, der draußen in Flandern siel, vom Enkel, der solch fescher,Jager gewesen war und dann auf einer Jagd verunglückte, vom Kanarienvogel, der im letzten Winter starb, und der !m Blumentopf begraben liegt, der alle Jahre das kleine Rosenstöcklem treibt mit seinen vielen, winzig roten Knospen, vom Hechwcild und den Bergen, die sie sich allabendlich aus den Wolken erstehen läßt, well es ja so weit ist bis dorthin, vom Vater, wie er immer sagte, sie würde noch einmal zu tiefst im Höllenpfuhle brennen, wenn sie der Trudel immer alles zu Willen tue und niemals ein „Nein!" für sie habe. ^
Jugeno Wuruemvergr geyorr, ru>ren sich aegenwärtia 17 Haushaltungsschülerinnen auf ihre Abschlußprüfung. Bier von ihnen werden den Sommer über als „Haustöchter" im Heim bleiben. Neben der Haushaltungsschule fanden den Winter über mehrere Kurse und Freizeiten statt: ein Lehrgang für Vereinshelferinnen, eine Singefreizeit, geleitet von Johannes I e h l e - Ebingen und ein Leiterinnenlehrgang. Nun beginnt sich das Haus wieder mit Erholungsgästen zu beleben, die teils von den Krankenkassen eingewiesen werden, teils auf eigene Kosten kommen.
Vom Tage. In einem Haus der Wolframstraße machte sich abends ein 21 I. a. Volontär mit einer Selbstladepistole zu schaffen, wobei sich ein Schuß entlud. Der Unvorsichtige wurde an der linken Schulter leicht verletzt und in das Katharinenhospital ausgenommen. — In einem Haus der Mozartstraße verübte eine 21 I, a. Verkäuferin durch Einatmen von Gas einen Selbstmordversuch. Nach erfolgreicher Anwendung des Sauerstoffapparats wurde die Lebensmüde nach dem Kaiharinenhosvital verbracht.
Aus dem Lande
Waiblingen, 6. März. Eine Geburtstagsfeier seltener Art. Dampfziegeleibesitzer Scho jer hier feierte in voller Rüstigkeit seinen 69. Geburtstag. Aus diesem Anlaß ließ ihm seine Heimalgemeinde Bietigheim lau: Beschluß des dortigen Gemeinderats durch den ältesten 63 I. a. Bürger, Schneidermeister Pfeiffer, ein prächtige» Gemälde von Schofers Elternhaus persönlich überreichen.
Ludwigsburg, 6, März. A m t s e i n s e tz u n g. Der neue Stadtvorstand Dr, Erich Schmid wurde am Donnerstag nachmittag in sein Amt eingesetzt. Nach Eröffnung der Gemeinderatssitzung durch Amtsoerweser Dr. Walker wurde Dr. Schmid durch Oberregierungsrat Hasel, den Vertreter der Ministerialabtsilung für Bezirks- und Körp:r- schaftsbeamte, vereidigt. Nachher fand ein Festessen im Ratskeller statt, an dem sich etwa 170 Personen beteiligten.
Hall, 6. März. Vor der Skadtschultheißen- wahl in Hall. 3n geheimer Sitzung setzte der Gemeinderat die Mahl des Stadkvoistands an Stelle des verstorbenen Sladlschultheißen Hauber auf Sonnkag, den 10. April fest. Zur Einreick ng von Bewerbungen wird die Stelle ausgeschrieben. Meldefrist bis 21. März. Die Vorstellung der Kandidaten findet am Montag, den 4. April statt.
Heilbronn, 6. März. 4MillionenStadtanleihe. Verwaltungsabteilung und Gemeinderat hatten eine nichtöffentliche Sitzung. Es dürfte sich dabei um die Genehmigung zum Abschluß eines Vertrags über eine städtische Anleihe gehandelt haben, die in Höhe von 4 Millionen ausgenommen werden soll.
Das erweiterte Schöffengericht Heilbronn verurteilte am 21. Dezember 1926 den Fellhändler Georg G asser von Louisen und die beiden ehemaligen Bankoorsteher der Depositenkasse La,iffsn der Deutschen Bank, Max B r ü st l s und Albert Häußer, jener in Lausten, dieser nunniehr in Stuttgart, wegen verschiedener Vetrugsfälle zu empfindlichen Gefängnisstrafen: Gasser zu 6 Monaten, Brüstle zu 12 Monaten und Häußer zu 6 Wochen, Sie legten Berufung ^n. Das Urteil lautete auf Verwerfung der Berufung bei Gasser und Häußer, doch auf Ermäßigung der Strafhöhe de> Gasser aus 3 Monate Gefängnis, bei Häußer auf 300 -N Geldstrafe (statt der an sich verwirkten Gefängnisstrafe von 3 Wochen); bei Brüstle wurde das Urteil des Scköffengerichts insoweit abgeändert, als in einem der Betrugsfälle auf Freisprechung erkannt wurde und die Gesamtstrafe eine Minderung auf 8 Monate Gefängnis erfuhr.
Vom Lautertal. 6. März. Das Wiesel als Eier- d i e b. Fleißig gackerten die Hübner in der Scheuer eines Albdorfes. Immer wieder konnten aus dem Nest Eier geholt werden. Da fehlten auf einmal Tag für Tag die Eier. Der Dieb wurde durch Zufall entdeckt. Ein Wie- sel sprang bei Hellem Tag über den Hof und suchte Zuflucht unter einem Steinhaufen. Zwischen Kopf und Brust eingeklemmt trug der Dieb gewandt ein Ei.
Maldkaussn OA. Welzbeim, 6. März. Tödlich verunglückt. Als abends Amlsdiener Schanker von einem Dieustgang von Weitmars zurückkehrke, benükke er vom Maierhof ab ein Lastauto, das ihn bis in die Nähe Waldhausens mit nahm. Beim Absteigen wurde er von einem in diesem Augenblick vorfahrenden Personenauto erfaßt und überfahren. Er ist seinen Verletzungen erlegen.
Ellrvansen. 6. März. 200 Kilometerflua eine«
„Bater ist tol, Lene!"
„Tot!"
Die alte treue Seele erschrickt über die Maßen und sucht gleich nach einem Trost.
„Schau Trudelchen, 's ist hart, gewiß! Ist so ein guter Herr gewesen, dein Vater! Aber hast ihn so lange haben dürfen, neunzehn Jahre und ein paar Monate drüber. Wie viele gibt es. die kaum angefangen haben zu lausen, und er muß schon fort von ihnen, und wieviele, die ihn gar nie kennen lernen, weil ec schon früher gegangen ist, ehe sie zur Welt gekommen sind."
„Und alles ist vei steige, i, Lene!"
Die Alte äcgeit sich, daß sie nun beinahe noch mehr erschrickt als über des Herrn Tod.
Wofür war Leun das arme Kind zu ihr gekommen? Doch um sich Trost zu holen. Zum Klagen und Lamentieren brauchte man niemanden! Das kann jeder Mensch allein!
Blaß, wenn man im Glück ist, muß man jemand haben, daß es einem vor Seligkeit das Herz nicht zersprengt. Und im Leid, daß es einem vor Schmerz die Seele nicht abdrückt.
Die Lene hat schon wieder einen Trost zur Hand. Mein Gott, wenn man beinahe siebzig Jahre alt geworden ist, da hat man so viel erfahren im Leben, daß einem alles vorkommt, als sei es schon einmal dagewesen.
„Ist wohl ein schönes Gut gewesen, Trudel" hebt sie an. „Aber Sorge hat es auch gemacht. Was hat der gnädig« Herr oft geklagt, wenn es nicht gestimmt hat mit den Leuten oder im Stall ein Unglück war, oder eine Mißernte eingetroffen ist, wenn es mitten in die Blüten gereift hat und die Kartoffeln noch im Felde steckten, wenn der erste Schnee schon fiel, — das ist jetzt alles weg! Brauchst keine Sorge mehr zu haben, daß dir ein Stück Vieh zugrunde geht, oder der Hagel alles in Grund und Boden schlägt, mußt dich um keine Dienstboten mehr kümmern, nicht, was sie treiben und ob du ihren Lohn bezahlen kannst, und ob sie auch ehrlich sind und sich vertragen und nicht sür den nächsten Ersten schon wieder kündigen." (Fortsetzung folgt.)