beit, 39 680 an Lungentuberkulose, 4991 an Geisteskrankheit, 44 100 durch Verlust eines Beins, 20 640 durch Verlust eines Arms, 1260 durch Verlust beider Beine, 131 durch Verlust beider Arme. 566 076 an sonstigen Leiden. Aus den Krie­gen von 1864, 1866 und 1870/71 leben noch 7132 Kriegs­beschädigte.

Einschränkung der amerikanischen Einwanderung. Nach dem neuen Gesetz wird die Einwanderung in den Vereinig­ten Staaten weiter bedeutend eingeschränkt. Was z. B. Deutschland betrifft, so betrug der deutsche Anteil im Jahr 1926/27 noch 51 120. Vom 30. Juni 1927 an soll er aber aus 20 028 im Jahr beschränkt werden, obgleich die amerika­nischen Farmer großen Arbeitermangel haben und große Ernteerträge, besonders in Iowa und in den Dakotas, ver­faulen, weil keine Hände da sind, das Getreide in die Scheu­nen zu sammeln. Millionen, und aber Millionen Acker Lan­des liegen heute noch brach in den Vereinigten Staaten und harren der Bebauung. Im vorigen Jahr wurden nach dem amtlichen Ausweis von 294 214 Eingewanderten 23,36 Mil­lionen Dollar Bargeld nach den Vereinigten Staaten ge­bracht. _

Aus der Nachbarschaft.

Calmbach, 16. Nov. Auf der diesjährigenLandes- Ausstellung für Lehrlingssrbeiten" in Stuttgart hatten auch vier Schüler der hiesigen Gewerbeschule Arbeiten ausgestellt: 1) Hermann Kaupp von Aldingen, OA. Spaichingen, bei Malermeister Bott-Ealmbach, erhielt für eine gemalte Decke einen zweiten Preis. 2) Ottto Häm­in a n n - Calmbach, bei Wagnerobermeister Weimar-Höfen a. C., erhielt für ein Handkarrenrad eine Anerkennung. 3) Wilhelm Eitel-Wildbad, bei Schuhmachermeister Wilh. Rentschler sen., Calmbach, erhielt für ein Paar Schistiefel ebenfalls eine Anerkennung. 4) Ernst Kröne r-Calmbach, bei Schlossermeister Kröner daselbst, hatte ein Paar Winkel­eisen ausgestellt.

Kleins Naschten aus aller Welt

Das Gedächknismal bei Veltheim. Unter starker Anteil­nahme der Bevölkerung fand am Samstag in Veltheim die Einweihung des Reichswehrdenkmals für- die am 31. März 1925 in der Weser ertrunkenen Reichswehrsoldaten statt. Die Divisionspfarrer hielten Ansprachen, und Generalleutnant Freiherr von Ledebour feierte die Treue und Pflichterfüllung der ertrunkenen Soldaten.. Nach dem LiedIch hatt' einen Kameraden" feuerte' die Ehrenkompagnie eine dreifache Salve ab. Mit einem Vorbeimarsch vor General Reinhardt nahm die schlichte Feierlichkeit ihr Ende.

Von den Festgaben des Gustav-Adolf-Vereins, die eine Höhe von 125 000 Mark erreichten, erhielt Beuthen in Ober­schlesien 27 000 Mark, Radbod (Böhmen) und Semlin (Südslawien) 10 000 Mark. Die Gabe des rheinischen Haupt­vereins betrug 70 000 Mark. Pfarrer a. D. Rebensburg in Barmen wurde zum Ehrenvorsitzenden des rheinischen Hauptoorstands der Gustav-Adolf-Stiftung gewählt.

Öskar-Miller-Stiftung. Die Reichsleitung hatte anläßlich der Einweihung des Deutschen Museums in München zum 70. Geburtstag des Gründers, Dr.-Jng. Oskar Miller, eine Stiftung errichtet, welche Studierenden, Handwerkern und Arbeitern, die nicht in München ansässig sind, die Besichti­gung des Deutschen Museums ermöglichen soll. Im vergan­genen Jahr konnten 33 Stipendien für eine Aufenthalts­dauer von je einer Woche an Angehörige der verschiedenen Schulen und Industrien verteilt werden. Außerdem ist diese Stiftung dazu bestimmt, Mittel für größere Studienreisen zu beschaffen.

Vom Johanniterorden. Prinz Eitel Friedrich von Preu- ßen hat die Würde des Herrenmeisters des Johanniter­ordens niedergelegt. Das Kapitol hat den Prinzen zum Ehrenmitglied ernannt.

Um das preußische kriegsministerium. Um den Ankauf des HotelsKaiserhof" in Berlinfinanzieren" zu können, beabsichtigt Reichsfinanzminister Reinhold u. a. das Ge­bäude des früheren Kriegsministeriums zu. verkaufen. Im preußischen Landtag hat daher die Deutsche Volksparte! eine Anfrage eingebracht, ob die preußische Regierung gewillt sei, ihren Rechtsünspruch auf das Gebäude geltend zu machen. Nach Art. 6 des Gesetzes von 1873 fällt nämlich das Kriegs­ministerium wieder dem preußischen Staat zu, wenn es nicht für militärische Zwecke verwendet wird.

Wahlmüdigkeik. Bei den Gemeindewahlen in Baden am Sonntag wurde sehr flau abgestimmt. In. manchen Städten schritten kaum 40 v. H. der Wahlberechtigten zur Urne. Etwas stärker war die Wahlbeteiligung in S a ch s en, aber auch hier blieben von 3 353 079 Wahlberechtigten 994 816, also fast eine Million Wähler, zu Hause.

Ein Jesuikenkloster in Eisleben. Der Jesuitenorden hat die in Zwangsverkauf befindliche Herrschaft Klosterode dicht bei der Stadt Eisleben käuflich erworben. In dem Schloß, zu dem ein großes Gut gehört, soll ein Kloster ein­gerichtet werden.

Höher geht's nimmer. Daß Steuern von Lebenden er­hoben werden, viel mehr als genug, ist bekannt. Daß aber auch Verstorbene mit Steuerzetkeln bedacht werden, ist eine Neuerung, ist wohl noch nicht dagewesen, ist aber Tatsache geworden, wie eine Zuftellungsurkunde des Finanzamts Jüterbog beweist. Diese zeigt folgende Anschrift:Finanz­amt Jüterbog. An den verstorbenen Paul Kinesche, zu Händen der Marie Kinesche, in Dahme-Mark, Neustadt 30."

Der vergrabene Schah von Lchönbrunn. Nach einer alten Sage soll im Park des von Maria Theresia erbauten Lustschlosses Schönbrunn bei Wien ein Schatz vergraben sein. Neulich hat nun ein Rutengänger den Park abge­gangen und die Rute soll tatsächlich an zwei 13 Meter langen und 6 Meter breiten Stellen denGoldausschlag" gegeben haben. Da nach der Ansicht der Geologen ein natürliches Goldvorkommen an diesen Stellen ausgeschlossen ist, sollen vor Eintritt des Winters Nachgrabungen nach dem ver­meintlichen Schatz vorgenommen werden.

Bemerkenswerter Prozeß gegen die dänische Post. Die

Firma Sörensen in Kopenhagen, die englische und ameri­kanische Gummifabriken vertritt, hat die dänische Post ver­klagt, weil sie den Postsendungen der Firma den Stempel­aufdruck gab:Kauft dänische Waren!", und zwar auf Ver­anlassung eines dänischen Vereins zum Schutz der heimischen Industrie. Das Landgericht in Kopenhagen verurteilte die Post, die erwähnte Stempelung zu unterlassen. Die Post will beim Obersten Gerichtshof Berufung einlegen.

Triebkraft aus dem Wörmeunierschied des TNeerwassers? In der Pariser Akademie der Wissenschaften berichtete Prof. Georges Plgude über eine Entdeckung von ihm, aus

dem Meerwasser durch Ausnutzung der Wärmeunterschieve zwischen dem von den Tropen kommenden warmen Ober­flächenwasser und den aus dem Polarmeer kommenden kalten Wasserströmungen Triebkraft zu gewinnen. Aus 100 cbm. Wasser sollen angeblich 400 000 Kilowatt ge­wonnen werden können.

Die Vevölkerungszahl Islands ist im Lauf des Jahrs 1925 um 1,5 o. H. gestiegen. Sie betrug Ende des vorigen Jahrs 99 863. In den Städten wohnen 35 640 Menschen, davon in der größten Stadt Reykjavik 22 022. Auf dem Land und an den kleineren Handelsplätzen leben 64 223 Einwohner. Die Insel Island hat eine Ausdehnung von 102 400 Geviertkilometern, ist also fast so groß wie das rechtsrheinische Bayern, Württemberg und Baden zusammen.

Das Ende eines Weltumseglers. Vor kurzer Zeit traten die beiden Dünen Ventegodt und Ehn Hansen in einem kleinen Segelboot eine Reise um die Welt an. Im Golf von Biscaya hatten sie mit schwerem Wellengang zu kämp­fen und auf der Höhe von San Pedro del Mar, an der spanischen Küste, wurde das kleine Schiff im Nebel durch Sturzwellen zum Kentern gebracht. Mehrere Stunden hiel­ten sich die Seefahrer an dem Boot, bis schließlich Hansen die Kräfte verließen. Ventegodt schwamm ans User, um Hilfe zu holen. Mittlerweile war es Nacht geworden, und als er in einem Boot mit einigen spanischen Fischern zurückkehrte, war Hansen verschwunden. Wahrscheinlich ist er ertrunken.

Eisenbahnfcevel. In der Nacht zum 15. November wur­den auf dem Gleis der Strecke Schwandorf-Furkh im Wald (bei Regensburg) 60 Zentimeter lange und 25 Zentimeter starke Kilometersteine und Holzstücke aufgelegt. Die Reichs­bahndirektion Regensburg hat für die Ermittlung des Tä­ters eine Belohnung von 200 Mark ausgesetzt,

Großfeuer. Auf dem Cranzer Bahnhof in Königsberg in Preußen brannten die Lokomotivwerkstatt und der Loko- motiv- und Wagenschuppen nieder. Eine Lokomotive und zehn Wagen wurden dabei vernichtet.

Brand. Bei einem nächtlichen Brand in dem Straß­burger Vorort Ruprechtsau kamen vier Personen in den Flammen um-, vier weitere Bewohner sprangen aus den Fenstern auf die Straße und wurden schwer verletzt.

Feuersbrünste in Japan. Bei heftigem Sturm sind in der Vorstadt Shinagawa von Tokio 14 Fabriken und über 50 Wohnhäuser und in der Vorstadt Nippori 15 Fabriken und 240 Wohnhäuser abgebrannt.

Doppelmord aus Habsucht. Angeblich durch unvorsichtiges Hantieren mit einem Revolver war im Febr. d. I. die Frau des Schuhwarenhändlers D. Straßer in Harburg bei Ham­burg tödlich verletzt worden. Kürzlich kam sein 16jähriger Sohn aus dieselbe Weise ums Leben. Straßer wurde nun verhaftet und es wurde festgestellt, daß er Frau und Sohn ermordet hatte. Die Frau war mit 20 000 Mark, der Sohn mit 10 000 Mark gegen Todesfall versichert, für den Fall des Todes durch Unglücksfall war die Versicherung je auf das Doppelte erhöht.

In Southtorrington (Wyoming, Am.) erschoß ein Vap- tistenprediger seine Frau und seine vier Kinder und dann sich selbst. Er war zugleich Polizeirichter und Direktor gro­ßer Getreidespeicher und war angesehen.

Ein französischer Dampfer von chinesischen Seeräubern überfallen. Der französische Dampfer .Hanoi" wurde auf der Fahrt von Hongkong nach Haiphong in Tonkin von 26 Seeräubern angegriffen. Sie töteten eine anamitische Mache und raubkci. 50 000 Dollars. Außerdem nahmen sie den Reisenden alles weg, was sie bei sich führten. Der den Reisenden Mgefügk§ Schaden wird auf 20 000 Dollars an­gegeben.

Frauen und Männer. Man ist allgemein der Ansicht, daß es mehr Frauen als Männer gibt. Das gilt jedoch nur für Europa, wo aus 1000 Männer 1024 Frauen kommen. In den andern Weltteilen ist es umgekehrt: in Asien kom­men auf 1000 Männer nur 958 Frauen, in Amerika 973, in Afrika 968 und in Australien gar nur 822. Dafür leben die Frauen auch noch länger als die Männer. 1910 kamen in Deutschland auf 793 000 Männer, die älter als 70 Jahre waren, 1040 000 Frauen und auf rund 5000 Männer mit mehr als 90 Jahren rund 9000 Frauen.

ep. Wohltätigkeit mit Vergnügen. Eine Versammlung der Kaufmannschaft und Industriellen in Berlin hat be­schlossen, angesichts der gesteigerten sozialen Not im kom­menden Winter, die Unterstützungsgesuche für Tombolen, Bazare und Tanzveranstaltungen, besonders auch die Bitt­gesuche von Vergnügungsorganisationen auf das entschie­denste abzulehnen:Derartige Zuwendungen, die nicht un­mittelbar den Notständen begegnen und den Vergnügungen einzelner Personengruppen dienen, erscheinen in der heu­tigen Zeit unangemessen und dem sittlichen Empfinden widersprechend." Der Vorsitzende der Wohltätigkeits­zentrale der Kaufmannschaft mies ergänzend darauf hin, daß viele Vergnügungsveranstaltungen nur deshalb unter dem Deckmantel der Wohltätigkeit veranstaltet werden, um dis Unternehmer zur Herausgabe von wertvollen Stiftungen für die Lotterie usw. zu veranlassen. Die wirklich an Unter­stützungskassen abgeführten Beträge seien überaus gering­fügig. Die Kaufmannschaft lenkt damit den Blick der öffent­lichen Kreise auf einen Uebelstand, der freilich eng zusammen­hängt mit der Frage nach dem inneren Recht von rauschen­den Vergnügungen im Dienste der Wohltätigkeit überhaupt.

Die Mode der Weinfarben. Die Farbensymphonie, die uns in der neuen Saison im Ballsaal auf den Kleidern der Damen entgegenleuchtet, hat eine ganz besondere Note. Die zarten Pastellfarben, die bisher das Bild einer stärkeren Koloristik abdämpfen, sind verschwunden, und neue Farb­töne treten an ihre Stelle, bei denen sich die Mode von der Farbe der Weine hat anregen lassen. Die beliebteste Modefarbe ist weinrot, und zwar in allen Schattierungen vom tiefsten Burgunder bis zum lichtesten Rotwein. Aber auch bei den Weißweinen macht man Anleihen. Da gibt es Toiletten im tiefen Goldgelb des Rheinweins und im Hellen, glitzernden Licht des Champagners. Eine der modernsten Farben heißtMoselle" und ahmt den Ton des Moselweins nach; es ist ein Helles, silbriges, fast durchsichtiges Gelb.

Die schwarze Nieswurz. Die schwarze Nieswurz findet man häufig als Zierpflanze in den Gemüsegärten auf dem Land. Die Bauersfrauen haben die Pflanze wegen ihrer um die Weihnachtszeit ausgehenden Blumen gern. Die Blume sieht wie eine wilde Rose groß und weiß aus. Da­her hat sie auch den Namen Weihnachts- oder Christrose erhalten. Nieswurz heißt sie deshalb, weil ihre Wurzeln zu Pulver verrieben, Niesen Hervorrufen. Der Schnee­berger Schnupftabak wird aus ihr hergestellt. Man ver­wendet die Blätter auch zu Tee, der bei Wassersüchtigen be­liebt ist. Die Christrose gehört zu der Familie der Ranun­keln, von denen manche als Zierpflanzen und als Heil­mittel Verwendung finden.

Machen und Bekämpfung dar Gchlaflsfigkeit

Ein guter Schlaf gehört zu den köstlichsten Lebensschätzen. Er stärkt den Müden, erquickt den Kranken, läßt Sorgen für Stunden vergessen. Woher kommt, wie vollzieht sich dies periodische Erlöschen des Bewußtseins? Warum zählt dies Ruhebedürfnis zu den unabweisbarsten der Natur und rächt sich, wenn nicht befriedigt, mit den schwersten Störun­gen unseres Wohlbefindens und unserer Gesundheit? Wir wissen es nicht, lautet die Antwort scharfsinnigster Forscher. Wir wissen aber, daß dem Schlaf gewisse Vorgänge im Gehirn, dem Zentralherd des Seelen- und Nervenlebens, zugrunde liegen, und die Schlaflosigkeit daher letzten Endes immer seine Ursachen in diesem Zentrum hat.

Schlaflosigkeit hat füst immer nervöse Ursachen, wenn sie nicht eine Begleiterscheinung anderer Krankheiten ist. Die heutige Schnellebigkeit muß ja die Konstitution unter­graben und die Nerven schwächen, zu deren üblen Folgen eben auch die Schlaflosigkeit gehört, wenn man nicht durch vernünftige Lebensweise beizeiten einen Damm vorschiebt. Wir alle lernen ja einmal die Folgen langdauernder Schlaf­losigkeit kennen: körperliche Abspannung und geistige Er­müdung, Unfähigkeit sich zu sammeln, Gedächtnisschwäche, Reizbarkeit und schlechte Laune, Mangel an Appetit und Neigung zu Kopfschmerzen machen uns und unserer Um­gebung das Leben zur Qual.

Neben den zahlreichen nervösen Ursachen seien einige andere Gründe erwähnt, die zu Schlaflosigkeit führen rönnen. An ihrer Spitze steht die schlechte Gewohnheit, sehr spät zu Bett zu gehen, und dann womöglich noch zu lesen. Schon einige Tage hintereinander zu spätes Schlafengehen oder häufige Nachtstörungen können dauernd schlechten Schlaf Hervorrufen, und es ist dann nicht leicht, den Körper wieder in Ordnung zu bringen. Das leider von vielen so bevorzugte Lesen in horizontaler Lage greift nicht nur die Augen in ungewöhnlicher Weise an, sondern überreizt auch das Nervensystem noch mehr, so daß die Schlaflosigkeit direkt chronisch werden kann. Schwere und späte Abendmahlzeiten, der späte Genuß von Kaffee, Wein und Tee lassen den heu­tigenNervenmenschen" erst spät zur Ruhe kommen. Durch stetes Stubenhocken und Entbehren frischer Luft wird der Blutumlauf träge; es entstehen Kongestionen, Schwindel,

Kopsdruck-der Schlaf wird unruhig. Bei geistiger

Ueberarbeitung, wenn ein Zustand der Ueberreizung des Gehirns eingesetzt hat, liegt man oft stundenlang im Bett, ohne den Schlaf finden zu können. Das Gehirn ist infolge von Uebermüdung in einem gereizten Zustand, während es sonst bei normaler Ermüdung zur Schlafenszeit eine herab­gesetzte Erregbarkeit zeigt.

Wie die Ursachen, sind auch die gegen Schlafmangel an­zuwendenden Mittel sehr verschieden. Individuelle Eigen­tümlichkeiten üben bedeutenden Einfluß: unter sonst ganz gleichen Umständen versagt in dem Fall ein Mittel, das in jenem ganz ausgezeichnet wirkt. Wo die Schlaflosigkeit bei sehr nervöser und geistig stark Anspruch genommenen Leuten auftritt, ist eine Aenderung der ganzen Lebensweise nötig. Geistige Tätigkeit ist nach dem Abendessen ganz zu meiden. Letzteres muß mindestens zwei Stunden vor dem Schlafengehen eingenommen werden und so zusammengesetzt sein, daß es den Magen keinesfalls überlastet. Auch lauten Vergnügungen gehe man aus dem Weg. Manche Lieblings­gewohnheit, der Äbendschoppen, das Rauchen starker Ha­vanna, muß dem leiblichen Wohl zum Opfer fallen. Es ist ja bekannt, daß Trinker und Raucher an chronischem Schlaf. Mangel leiden. Eine leichte Zigarre, ein Glas dunkles kräftiges Bier, können dagegen schlafbefördernd wirken. Reine, kühle Luft im Schlafzimmer ist das Haupterfordernis eines gesunden Schlafs. Empfindliche Patienten müssen im Winter das Zimmer leicht durchheizen, so daß eine Durch­schnittstemperatur von 11 bis 13 Grad erreicht wird. Vom dauernden Gebrauch von Schlafmitteln kann nicht dringend genug abgeraten werden. Sie zerrütten die Ge- sundheit vollends und führen dazu bei ständigem Gebrauch sonderbarerweise erst recht zur Schlaflosigkeit. Bekämpfung der Ursachen ist das sicherste Mittel zur Bekämpfung der Schlaflosigkeit. Ein kleiner Spaziergang vor dem Schlafen- gehen, leichte gymnastische Üebungen bringen die meisten ^beklierenden Nerven zur Ruhe und gewähren einen guten

Wie steht es nun mit dem Nachmittagsschlaf? Häufig Hort man Stimmen, die ihn energisch bekämpfen, während andere ihn wieder befürworten. Die Erfahrung lehrt, daß Leute, dre an Schlaflosigkeit leiden, dem Ruhebedürfnis am Tag nachaehen sollen. Bei ihnen bewahrheitet sich der alte Spruch: Ern Schlaf bringt den andern. Sie gewöhnen sich gewissermaßen daran, zu schlafen, und die kurze Ruhepause am Tag läßt die Nerven dann auch am Abend schneller zur Ruhe kommen. Nur im alleräußersten Notfall gebrauche man Schlafmittel, dis auch stets nur vorübergehend genommen werden dürfen, da sie sonst leicht einen iAonkschen Vergiftungszustand nach sich zie^n.

Handel und Verkehr ^

Oelgewinnung aus Weichkohle

Auf einer internationalen Konferenz in Pittsburg (Pennsyl­vania) hielt Dr. Friedrich B e r g i u s - Heidelberg einen Vortrag über die Umwandlung von Kohle in Oel mittelst Anwendung von Wasserstoff. Die technische Ausgestaltung des Verfahrens habe ein volles Jahrzehnt in Anspruch genommen. Tausende von Ver­suchen haben gezeigt, daß durchwegs 4070 Gewichtsprozent in Oel übergeführt werden können. Das Verfahren lasse sich auf alle Kohlenarten mit Ausnahme von Anthrazit anwenden. 1000 Kilogramm Kohle ergeben 150 Kilogramm marktfähiges Gasolin, 200 Kilogramm mittelschweres Oel, von dem ein Restbesah von wiederum 60 Kilogramm Schmieröl und 80 Kilogramm Brennöl gewonnen werden können. Die billigste Kohle könne verarbeitet werden. Auch der Wasserstoff brauche nicht chemisch rein zu- gesührt zu werden. Es werden jetzt zwei große Fabriken in Deutschland im Braunkohlenbezirk für Kohleverflüssi­gung gebaut werden. Die Gesamterzeugung beider Fabriken merke zunächst 1,5 bis 1,6 Millionen Hektoliter Oel im Jahr betragen.

Geheimrak Fischer, der Leiter des Instituts für Kohlen- sorschung in Mülheim (Ruhr), kettle auf der Konferenz ergänzend mit, das durch das Wasserstoff-Verfahren gewonnene Oel unter­scheide sich in nichts von dem pennsylvanistt-en Oel. Da daS Wassergas sich durch Vergasung von Kohle, Torf und Hosz sowie aus Naturgas gewinnen laste, biete das neue Ver- fahren di Möglichkeit, die Oelerzeugniste auch dort zu gewinnen, wo kein Erdöl vorkommt. Das Verfahren werde später auch für Amerika, wo die Erdölquellen sich der Erschöpfung nähern, von Bedeutung sein. Die Entscheidung der Frage, ob an einem Ort das von Bergius und der 3.G. Farveninduskrie angewandte Hochdruckverfahren oder das von Fischer und Dr. Tropsch erfundene des ohne Druck arbeitenden KoksgaSprozestes den Vor- rang verdiene, müsse der Zukunft und den örtlichen Verhält­nissen überlassen bleiben.

Berliner Dollarkurs. 16. Nov. 4.207 G., 4.217 B. Kriegsanleihe 0.815.

Franz. Franken 146.50 zu 1 Psd. St.» 30.20 zu 1 Dollar.