Amtsblatt für W^ddad

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Montag, den 18. Oktober 1N26

61. Jahrgang

Fernruf 17S

Fernruf 179

schlacht" mit einem immerhin recht annehmbaren Erfolg enden dürfte

NKMMsr 243

DieGetreideschlacht in Italien"

Der Weizenverbrauch Italiens ist verhältnismäßig größer als der anderer Staaten und wird nur von Frankreich übertroffen. Auf den Einwohner berechnet verbrauchte Italien abzüglich des Saatguts im Durchschnitt der drei Jahre 1922/24 197 Kg. Weizen, während der Verbrauch ^n England und den Vereinigten Staaten etwa 150 Kg. u d in Deutschland nur etwa 64 Kg. betrug. In Italien ist die Verwendung von Roggen oder Gerste zur Brotbereitung fast unbekannt, außerdem der Verzehr von Teigwaren sehr groß. Die Versorgung mit Weizen ist also eine der bedeu­tendsten Fragen der Voiksernährung Italiens und seiner Volkswirtschaft. Das Land erzeugt nur etwa Drittel des Bedarfs, ein Drittel, also der Bedarf für vier^hmate, muß alljährlich aus dem Auslande eingeführt wer.h^. In den drei Jahren von 1922 bis 1924 betrug die in. .dische Weizenernte abzüglich des Saatguts im Durchschnitt 50 Millionen Doppelzentner. Zur Deckung des Bedarfs von 78 Millionen Doppelzentnern war eine jährliche Einfuhr von 28 Millionen Doppelzentnern notwendig, wofür dem Aus­land durchschnittlich 2,6 Milliarden Lire bezahlt werden mußten. Der Verbrauch hat in dem abgelaufenen Getreide­jahr vermutlich infolge der ständig sich vermehrenden Be­völkerung und der zunehmenden Besserung der Lebens­haltung der breiten Volksschichten eine Vermehrung er­fahren, sodaß etwa 85 Millionen Doppelzentner werden ein- gesührt werden müssen. Bei der Annahme eines Preises von 6 Dollar muß dooOt gerechnet werden, daß mehr als 6 Milliarden Papierlu. für die Getreideversorgung ans Ausland zu zahlen sind. Auch der inländische Weizenpreis wird sich demjenigen Preis anzupassen suchen, der für den Einfuhrweizen einschl. Zoll- und Transportkosten gezahlt werde! muß. Als im vorigen Jahr die Uebersee-Weizen- preise sanken und damit auch die Inlandspreise, hat die italienische Regierung zur Förderung der inländischen Weizenerzeuguna durch Wiedereinführung des Zolls von

7.5 Goldlire (gleich etwa 57 Papierlire) für den Doppel­zentner den Weizenpreis auf einer Höhe gehalten, daß für den inländischen Landwirt genügend Anreiz zum Anbau von Weizen gegeben war. Nun hat sich aber die Lage ver­ändert. Der Weltmarktpreis ist gestiegen, der gesunkene Wert der Lira und die daraus folgende Steigerung der fremden Valuten verteuern an sich schon den Bezug aus dem Auslande. Der Getreidezoll von 7,5 Goidlire würde dem Staat bei Annahme einer notwendigen Einfuhr von 35 Millionen Doppelzentnern zwar eine Einnahme von

1.5 Milliarden Lire bringen, aber andrerseits muß der Staat auf eine Entspannung der immer fortschreitenden Teuerung bedacht sein, damit die Neuordnung des Verhält­nisses zwischen Kapital und Arbeit durch die neue Gewerk­schaftsgesetzgebung nicht etwa durch wirtschaftliche Kämpfe gestört wird.

Die Getreidefrage ist für Italien von großer Bedeutung. Die faszistische Regierung hat diese wirtschaftliche Schwäche Italiens denn auch wohl erkannt und die notwendigen Gegenmaßnahmen ergriffen. Dazu wurde in erster Linie die sogenannteG e t r e i d e s ch l a ch t", die kata^Iia ckel Orano eingeleitet. Im neuen Italien muß alles in die Form eines Kriegs oder einer Schlacht gekleidet werden, an deren Ende natürlich der Sieg stehen muß. Mussolini selbst ist der Erfinder der Getreideschlacht. Ihr Ziel ist, die Ge­treideerzeugung Italiens zu heben, daß das Land sich selbst ernähren könne. Um es vorweg zu sagen: dieses Ziel kann niemals erreicht werden, denn der Verbrauch wird auch der größten Mehrerzeugung immer vorauseilen, zumal die Berrlkerung jährlich um eine halbe Million wächst. Außerdem aber ist die Fläche, welche zur Mehr- erzeugung von Getreide zur Verfügung steht, durchaus be­grenzt, denn 50 Prozent der Oberfläche der Halbinsel be­steht aus Hochgebirge, welches teils völlig unfruchtbar, teils nur für Weidewirischaft geeignet ist. Immerhin bedeuten aber jede 100 000 Zentier Mehrerzeugung an Getreide eine Ersparnis an der Passivität der Handelsbilanz, welche lm Finanzjahr 1925/26 nicht weniger als 6 Milliarden Lire betrug, wobei etwas mehr als die Hälfte auf die Einfuhr von Getreide entfiel. Man rechnet in Italien, daß die Ge­treideschlacht in zehn Jahren durchgeführt werden könne. Die Regierung hat die gewaltige Fläche von 670 000 Hektar zur Entsumpfung und Entwässerung in Angriff genommen, weitere 450 000 Hektar sollen demnächst folgen. Insgesamt stehen etwa 3 Millionen Hektar zur Urbarmachung zur Verfügung. Zu den weiteren behördlichen Maßnahmen gehören die Bekämpfung der Malaria, die Beschaffung guten Trinkwassers, Bau neuer Straßen und Wege, Errichtung gesunder Wohnungen für die Landarbeiter, Gesetze über Unfallversicherung und Altersversorgung, ein großer Agrar­kredit, die Einrichtung von Wirtschafiskammern, die Bildung der neuen faszistischen Gewerkschaften, welche bei aller freien Initiative zu Einrichtungen des Staates wurden, und man­ches andere. Die Landwirtschaft ist nicht mehr das Stief­kind wie unter dein früheren Regiment. Im Jahr 1926 wurden 326 Millionen Lire für Agrarkredite, 2 200 000 Lire für Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten bewilligt,

Tagesspiegel

Die Reichsregierung hak das wiederholt von den Aus- landsdeukschen geforderte Wahlrecht zum Reichstag abgelehnt mit der Begründung, durch das Wahlrecht werde die Ein­heitlichkeit der Deutschen im Ausland gestört und sie feien über die Vorgänge im Reich nur mangelhaft unterrichtet. Auchtechnische- Bedenken stehen der Forderung entgegen. Mi! diesen Gründen werden die Ausländsdeutschen wohl kaum von der Berechtigung der Ablehnung ihrer Fordern« zu überzeugen sein.

Die Sitzungen des Reichskagsfen'.eausfchusses sollen nach .einer Berliner Korrespondenz jetzt einen Aufwand von rur.d 1.8 Millionen Mark verursacht haben.

Die französische Regierung soll beabsichtigen, die amtlichen Schriftstücke vor dem Krieg zu veröffentlichen. Die Ver­öffentlichung hätte natürlich nur einen Wert, wenn, wie es von deutscher Seite geschehen ist, alle diesbezüglichen Schriftstücke lückenlos bekannkgegeben würden, was sehr zu bezweifeln ist.

Asquilh, seht Lord Oxford, ist vom Vorsitz der liberalen Darkei in England znrückqelreken. Der Streit der beiden liberalen Richtungen wird aber vorerst wohl fortdauern, bis Asquiths Gefolge von der konservativen Varlei anf- gesauat ist. während Llond George den linken Flügel kom­mandiert. In England sagt man. Asguikh habe die liberale Varkei ruiniert, da er England in die französisch-russische Kriegstreiber!?', habe hineinbringen lasten.

In England kam es mehrfach zu schweren Ausschreitungen der streikenden Berr arbeikcr.

Reuter meldet aus konfkanlinopel, die Rachrlchk von der Mobilisierung von 4 türkischen Armeekoprs sei unzutreffend.

der Bau von 25 000 Wohnungen zur Ztandarveiter yi vor­gesehen.

Den Hauptwerk aber legt die Regierung auf den technischen Fortschritt eines rationellen Getreide­baus. Abgesehen von einer durchgreifenden Reform der landwirtschaftlichen Schulen soll die in volkstümlichster Form angepackte Getreideschlacht den einzelnen Landwirt beein­flussen, weit größere Sorgfalt auf Saatgut, Düngung, Be­arbeitung des Bodens, Verwendung von Maschinen zu ver­wenden. Dazu sind in erster Linie die land Wirtschaft-, lichen Wanderlehrer berufen, welche im verflossenen Jahr in 7000 Gemeinden Lehrkurse abhielten, während in 12 746 Orten auf Gütern von Körperschaften und Privaten Versuche angestellt wurden. In Mussolinis, einer vor zwei Jahren gegründeten Stadt bei Callagirone in Sizilien, wurde eine GetreideversuchsstationBenito Mussolini" angelegt, der von den Körperschaften und Privaten im verflossenen Jahr 200 000 Lire zuflossen, während der an der Spitze der Getreideschlacht stehende Ständige Getreideausschuß 2 Millio­nen Lire beisteuerte. In der Nähe von Rom befindet sich eine zweite größere Versuchsstation auf einer verpachteten königlichen Domäne. Im Juni d. I. besichtigten der König, Mussolini und der Volkswirtschaftsminister die Versuche, die einen vorzüglichen Stand aufmiesen und dem Pächter die Auszeichnung derGoldenen Aehre" eintrugen, die an Stelle der sonst üblichen Medaillen verliehen wird. Wenn die Er­folge der intensiveren Getreidekultur auch noch nicht durchweg in festen Zahlen zu erkennen sind, so beweisen doch Teilergeb­nisse einiges. In der Provinz Mailand, die im Durchschnitt der letzten 10 Jahre 970 000 D.-Ztr. emeugte, stieg die Ernte auf 1200 000 D.-Ztr. bei einer Verwendung von 474 000 D.-Ztr. Kunstdünger und 40 000 D.-Ztr. ausgesuchter Saat. Unermüdlich geht die Belehrung der Landwirtschaft, zu der natürlich auch der Wein- und Obstbau gehört, vor sich. Vom 10. August bis 10. September d. I. wurden im ganzen Lande 150 größere Lehrkurse für Landwirte abgehalten, täglich wird durch Rundfunk in ganz Italien eine land­wirtschaftliche Lehrstunde innegehalten. An den Lehrer­bildungsanstalten wird das landwirtschaftliche Lehr­fach wieder eingeführt, das der liberale Staat abgeschafft hatte, die entsprechenden Lehrmittel für praktischen An­schauungsunterricht werden vom Staat geliefert. Interessant ist das Vorhaben der Regierung, mit Hilfe des Verbands der Klerusvereine den landwirtschaftlichen Unterricht auch in den P r i e st e r s e m i n a r e n einzuführen. Mussolini legt großen Wert auf die moralische Wirksamkeit der Geist­lichen bei der Erziehung der ländlichen Bevölkerung und die Mitarbeit von 20 000 Landpfarrern, die mit gründlichen landwirtschaftlichen Kenntnissen ausgerüstet sind.

Die wohlüberlegte und zielbewußte Wirtschaftspolitik der italienischen Regierung wird ergänzt durch einen planmäßi­gen Abbau der Jndustriewirtschaft, die, wie auch anderswo, in Italien während des Kriegs und nach dem Krieg eine übernormale Entwicklung gewönnen hat.

Die Anstrengungen, welche Italien unternimmt, um seine Landwirtschaft zu fördern, sind also großzügig. Bei der Mannszucht, die der Faszismus dem italienischen Volk anerzoaen bat. ist nicht daran zu zweifeln, haß di«Getreide.

Neue Nachrichten

Die HohenzoLernvorlage angenommen

Berlin, 17. Okt. Die Vorgänge im preußischen Abgeord­netenhaus bei der dritte,, Lesung der Hohenzollernvorlag« spotten aller Beschreibung. Wiederholt kam es zum Hand­gemenge. Als Vizepräsident Garnich zum Zeichen, daß er die Sitzung unterbreche, den Saal verließ, hielt Abg. P i ck (Komm.) eine Insprache an die Tribünenbesucher. Bei dem großen Lärm ergreift Abg. Kasper den Präsidentenglocke und läutet unaufhörlich. Präsident Bartels betritt das Präsidentengestühl und schließt einige kommunistische Ab­geordnete aus. Tosender Lärm. Aktenbündel fliegen im Saal herum. Kriminalbeamte kommen mit widerspenstigen Tribünenbesuchern ins Handgemenge.

Schließlich kann man zur Abstimmung schreiten. In namentlicher Abstimmung wird über den kommunistischen Antrag abgestimmt, dem Staatsministerium das Vertrauen zu entziehen. Der Antrag wird mit 201 gegen 52 Stimmen (Kommunisten und Völkische) bei 82 Enthaltungen (Dsutschnationale und Deutsche Volkspartei) abgelehnt.

Bei der S ch l u ß a b st i m m u n g über die Hohen- z o l l e r n v o r la g e stimmen 258 Abgeordnete mit Ja. 37 (Kommunisten) mit Nein, 65 Stimmzettel (Sozialdemokraten) lauten auf Stimmenthaltung. Die Vorlage ist also mit großer Mehrheit endgültig angenommen.

Der Landtag vertagte sich bis 3. November.

Sozialdemokratischer Antrag gegen die ehemaligen regierenden Fürstenhäuser

Berlin, 17. Okt. Nach einem Berliner Blatt hat die sozialdemokratische Fraktion im Reichstag folgenden Antrag eingebracht: Mtigliedern solcher Familien, von denen ein Angehöriger bis November 1918 in einemehemaligen deutschen Bundesstaat" regiert hat, ist von der Reichsregie­rung das Betreten des Reichsgebiets oder der Aufenthalt darin zu untersagen oder auf bestimmte Teile oder Orte des Reiches zu beschränken, falls die Besorgnis gerechtfertigt ist, daß andernfalls das Wohl der Republik ge­fährdet wird. Im Fall der Zuwiderhandlung sind sie durch Beschluß der Neichsregierung, der mit Gründen zu versehen und dem Betroffenen zuzustellen ist, aus dem Reichsgebiet auszuweisen. Dem ehemaligen Kaiser und König von Preußen, Wilhelm II. wird das Betreten des Reichsgebiets und der Aufenthalt darin untersagt. Für den Fall, daß Wilhelm II. feindliche Unternehmungen gegen das Reich oder den Freistaat Preu­ßen richtet, hat der preußische Staat das Recht, das durch den Vertrag vom 12. Oktober 1925 bis 6. Oktober 1926 den Mit­gliedern des vormals regierenden preußischen Königshauses zuerkannte Vermögen einzuziehen.

Die Auseinandersetzung mik den Standesherren

Berlin, 17. Okt. Nach der Annahme des Hohenzollern- vergleichs bleibt noch die Auseinandersetzung des preußischen Staats mit den früheren Standesherren zu regeln. Es handelt sich bei den Gesamtforderungen gegen Preußen um eine Summe von jährlich 2,1 Millionen M^k, die, in nor­malen Zeiten kapitalisiert, eine Forderung von rund 50 Millionen Mark darstellen würden. Man erwägt die Mög­lichkeit, durch ein Reichsgesetz den Ländern die Er. mächtigung zu erteilen, diese Angelegenheit von sich aus gesetzlich zu regeln. Einstweilen zahlt der preußische Staat 30 v. H. der alten Summen.

Maßnahmen gegen kohlenknappheik in Deutschland

Berlin, 17. Okt. Der große Kohlenbedars Englands hat die Läger der deutschen Gruben fast geleert und die Gefahr einer Kohlenknappheit in Deutschland ist nach der Ansicht der Regierung nicht non der Hand zu weisen. Der Reichs­kohlenkommissar hat deshalb die Anordnung getroffen, daß dl« Gruben im Osten nur noch die lausenven rmsmnvv- austrüge nach Oesterreich und der Tschechojlawakei ausführen dürfen; weitere Lieserungsverträge müssen vom Kohlen­kommissar genehmigt werden. Für das Ruhrkohlensyndikat bleiben die bisherigen Bestimmungen bestehen, das Syndikat ist aber verpflichtet, für die volle Belieferung des deutschen Marktes Sorge zu tragen. Nötigenfalls wird die Kohle durch den Kommissar beschlagnahmt.

Sozialdemokratische Anträge zur Erwerbslosenunkerstühung

Berlin, 17. Okt- Die sozialdemokratische Fraktion wirb dem sozialdemokratischen Ausschuß des Reichstags einen An- trag vorlegen, wonach die Unterstützungssätze für die Er­werbslosen erhöht, die Bedürftigkeitsprüfung aufgehoben, die Bezugsdauer für die Ausgesteuerten verlängert und die Pflichtarbeit beseitigt werden soll. Aeltere Arbeiter sollen aeaen Entlaktuna aekbükt bezw. bei WiedereinsteliMg VW