und deren Genosse und Guierschlächter Sti'rbey, der in wenigen Jahren durch seine wilden Spekulationen in Landgütern und Industriegründungen sich ein riesiges Vermögen und durch Vermittlung Vratianus den Fürstentitel erwarb- Es ist nun schon eine ganze Anzahl europäischer Lander, in denen sich neue Regierungen gegen den entarteten Parlamentarismus erhoben haben. Voran ging Italien, dann folgten der Reihe nach Spanien, Griechenland, Rumänien, Polen und Portugal.
Fenq in Moskau — Wirrwarr in China
Moskau, 2. Juni. Der Oberbefehlshaber der Mongolei, der „christliche" General Fengjuhsiang, ist dieser Lage in Moskau eingetroffen, um sich bei dem Kriegsrat des Roten Heeres neue Anweisung«., zu holen. Ein Gerücht will wissen, beim Besuch einer Fabrik sei ein Anschlag gegen Feng verübt worden. Feng und die amtlichen Stellen in Moskau geben darüber keine Auskunft. Einem amerikanischen Ausfrager ließ Feng durch seinen Sekretär sagen, er befinde sich wohl.
Der Mongole Feng ist aus dem Arbeiterstand hervor- gegangen und etwas über 30 Jahre alt. In den Kömpien gegen den „weißen" deutsch-russischen General hat er sich ausgezeichnet. Als eingefleischter Feind der Chinesen hat er zur Zeit der Besetzung der Mongolei durch die Truppen der in Peking siegreichen Generale im Jahr 1920 die Russe n in die Mongolei gerufen und diese somit an die Russen und den Bolschewismus ausgeliefert. Die Mongolei ist mit ihren 2 bis 3 Millionen Einwohnern zur Aufstellung eines nennenswerten Heeres nicht in der Lage, sie ist aber ein Stützpunkt des Roten Heeres des Fernen Ostens.
China hat seit der Vertreibung des Reichsverwesers Tuanschijui (9. April 1926) weder einen Präsidenten, noch einen Reichsverweser, nocb einen Ministerpräsidenten, noch einen Diktator, noch ein Parlament- Seit der Einführun.g der Republik im chinesischen Reich am 12. Februar 1912 hatte das Riesenland von etwa 450 Will- Einwohnern 11 Präsidenten. Der lebte Kaiser der Mandlchudynastie, Bush war zur Zeit seiner Absetzung vom chinesischen Drach.mthron erst 7 Jahre alt.
Württembergischer Landtag
Slukkgark, 2. siuni.
sin der gestrigen Sitzung des Landtags wurden zunächst fünf Kleine Anfragen beantwortet und dann die Abstimmungen vorgenommen. Ein soz. Antrag bekr. jährliche Nachprüfung der Betriebe wurde abgelehnt, dagegen der Antrag ans vollamtliche Anstellung eines Landesgewerbearztes angenommen, ferner Ausschußankräge betr- Erwägungen über die Aushebung des Sondernachweises für kaufmännische und technische Angestellte und über die Eingliederung dieses Sondernachweises in die örtliche und bezirkliche Nachweis- organisakion. Bezüglich der Ortskrankenkassen bezeichneten namentlich die Abg. Ströbel (BB.) und Hermann (Z.) die Beitragslasien für die Landwirtschaft als unerträglich, die mißbräuchliche sinanspruchnahme der Kassen besonders auch durch Erwerbslose wurden scharf gerügt und dib Schaffung von Landkrankenkassen verlangt, da diese wesentlich billiger arbeiten und geringere Beiträge erfordern. Abg. Roth (Dem.) verlangte, daß die Aerzte dem Simulantentum mehr steuern sollten. Die Abg. Göh ring (S.) und Städler (Komm.) verteidigten die Krankenkassen. Skaatsrat Rau bezeichneke es als richtig, daß die sozialen Versicherungsbeiträge erheblich gestiegen sind und wies darauf hin, daß das Arbeiksministerium schon in den letzten siahren Bemühungen auf' Ermäßigung der Beiträge gemacht hat. Die Einführung von Landkrankenkassen sei indessen ohne Gesehtsänderung nicht zulässig. Abg. Andre (Z.) schob die Schuld an dem Mißbrauch der Kaffen weniger den Arbeitslosen als der Ueberzahl von Aerzten zu, die jeden krank schreiben, der zu ihnen kommt. Abg. Dr. Hölscher (BP.) wandte sich gegen len Borwurf, daß die Rechtsparteien die soziale Fürsorge ablehnen: es sei richtig, daß die Aerzte zu nachgiebig seien, sin manchen Orten seien sie einem unglaublichen Terror ausgesetzt, denn man drohe ihnen, daß niemand mehr in ihre Praris komme, wenn sie die Arbeiter nicht krank schreiben. Ein "ilebelsiand sei es. daß die Krankenkassen mit den Bei- tragsgeldern, die zur Linderung der Krankheitsnot bestimmt sind, Geschäftsuntern eh m ungen betreiben und Darlehenskassengeschäfte abschließen.
Eine lange, bis gegen 9 Uhr abends sich ausdehnende Aussprache knüpfte sich noch an das Kap. 39 (Erwerbslosenfürsorge), wobei gefordert wurde, daß die würkt. Regierung auf eine baldige Verabschiedung des Arbeitslosenvcrsiche- rungSgesetzes drängen sollte. Staatsrat Rau gab die Zahl der Arbeitslosen in Württemberg am 15. Mai mit 43 532 an. was einer Abnabme von 3.3 Prozent gegenüber dem
Schwere Ketten.
Erzählung von F. Arnefeldt.
54 Autorisierte Uebersehmig,
„Es ist keine falsche Vorspiegelung, du hast mich be- schuldigt!" kreischte sie und schlug die Hände vors Gesicht. „O, das ist himmelschreiend!"
„Mache doch kein so großes Aufheben von einer solchen Kleinigkeit."
„Eine Kleinigkeit! O. allbarmherziger Vater im Himmel, eine Kleinigkeit nennt er den schnöden Verrat an meiner Liebe, meiner Ehre!"
»Exaltiert wie immer", lachte er. „Nimm doch nicht alle- so hoch tragisch! Man hilft sich, wie man kann. Ich nicht, daß du mir auf dem Fuße hierher folgen
, »Du hofftest, ich sollte nicht wiederkommen, ich sollte »n Paris zugrunde gehen, du könntest mir unwider- tegt und ungestraft das Verbrechen aufbürden!" schrie sie ganz auAr sich. „Jetzt, jetzt erst erkenne ich dich in deiner wahren Gestalt."
Er machte eine höhnische Gebärde. „Das hast du mir schon öfter versichert."
„Nicht in dem Sinne wie jetzt, und nun weiß ich auch, wie alles gekommen ist. Ich sehe es klar und schweige nicht länger."
„Was meinst du?" fragte er zornig und hob drohend "w Hand. „Bist du etwa vom Gericht beauftragt, mich auszuholen? Jetzt weiß ich auch, was es mit deiner gerühmten Liebe zu mir auf sich hat. Da hat sich die andere doch besser benommen."
»Dje andere? Meinst du damit sie — sie, der du das
15. April entspricht. Vom 15. Okt. 1925 bis 15. Mai 1926 wurden in 161 Füllen Darlehen für Nolstandsarbeiten im Betrag von 4 Millionen gewährt. Die Zahl der bei Nol- standsärbeiten Beschäftigten betrug am 15. Mai 19,6 Proz. aller Erwerbslosen, also mehr als der Reichsdurchschnitt. Die Neckarregulierung, bei der man allerdings viele Arbeitslose beschäftigen könnte, würde einen außerordentlich hohen Aufwand erfordern. Erst müsse die Frage geregelt werden, wer die Kosten zu zahlen hak, die Stadt oder der Staat.
Das Programm des Kultusministers
sin der heutigen Sitzung keilte der Präsident den Eingang eines sinikiativgesehenlwurfes Winker-Scheef bekr. Aende- rung des S ch'u l ia st e n g e s e tz e s mit. Zunächst wurde sodann die Abstimmung über das Kapitel Erwerbsloiensür- sorge nachgeholt, wobei die Ansschußanträge angenommen und komm, und soz. Anträge abgelehnt wurden.
Dann begann das Hans die Beratung des Kultekats, die von dem Kuliminister B a z i l l e mit einer nahezu dreistündigen programmatischen, sehr beifällig aufgenommenen Rede'eröffnet wurde. Der Minister betonte zunächst die Notwendigkeit, die M i n i st e r i a 1 a b k e i l u n g e n für dre höheren Schuicn r.ad für dieFachschul ? n als Lan- desmitkeiftellen anfzuheben und zu wirklichen Abteilungen de § K u l t m ! n i st e r i ii m s zu machen. DaZ Ziel, den K i r ch e n eine f e st e R e n t e zu geben, sei noch nicht erreicht worden. Aus praktischem Bedürfnis müsse man die Renke von Etat zu Etat sestsetzen. Die Skaats- teistungen decken bei beiden Kirchen je zwei Drittel ihrer Verwaltungs-Kosten. Die Negierung habe nicht die Absicht, eine Aenderung vorzuschtagen. Alles sei geschehen, um die drei württ. Hochschulen auf der Höhe zu halten. Die Gewerbe- und Handelsschulen hätten sich stark entfaltet. Die Zahl der Gewerbeschulen betrügt 163 mit 38 000 Schülern. Bedauerlich sei der M a n g e l a n L e h r e r n für die G e - w e r b e s ch u t e n, wozu neben Akademikern auch mittlere Techniker und Kunstgewerbler, Bolksschullehrer und Handwerksmeister berufen werden. Die württ. Gewerbeschulen finden in ganz Deutschland große Anerkennung, ebenso die Handelsschulen mit ihren 9000 Schülern. Auch an den über 30 Frauenarbeiksschulen bestehe ein Mangel an Lehrkräften. Die vom Zentrum beantragte pflichkmäßige Einführung des Religionsunterrichts an den Gewerbe- und Handelsschulen sei aus finanziellen, schulkechnischen und wirtschaftspolitischen Gründen nicht möglich. Sehr stark sei der Zu drang zu den höheren Schulen. Die Schülerzahl betrug am 1. sianuar 1926 37 610, mehr als im vergangenen siahr, während die Zahl der Bolksschüler inner- halb Jahresfrist von 327 000 auf 305 000 zurückging. Die Verordnung bekr. den Ilebergang von der Grundschule zur höheren Schule habe sich bewährt. Biel Staub haben die neuenLehrpläne anfgewirbelt. Bor Bekanntgabe des Eesamtlehrplans sei es aber nicht möglich, ein abschließende- Arteil über die geplante Reform abzugeben. Die Hochschulen befürchten zu Anrecht, daß die Stundentafeln der Anfang seien zum Abbau des humanistischen Lehrplans. Auch im neuen Lehrplan könne das Gymnasium seine Ziele erreichen. Bei den Schülern habe allerdings Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Fleiß nachgelassen, was sich aus der Anruhe des öffentlichen Lebens erkläre. Bei der Reform, die in zwei bis drei Jahren abgeschlossen sein werde, handle es sich darum, daß man bei uns mehr als bisher nach englisch praktischer Art zu denken lerne, und nicht, n ie bisher, einseitig doktrinär. Bei den Bolksschul < z lasse die finanzielle Not eine Aenderung der Lehrerbildung nicht zu. Der Zudrang zum Bolksschuldienst sei in Württemberg sehr groß, während er bei den Ländern, die Ho ch sch u l- zwang eingeführt haben, stark zurückging. Die jetzige Regierung habe für die finanzielle Lage der Volksschullehrer alles getan, was möglich war. Die Bezirksschulräte seien überlastet. Das Gesetz über das 8. Schuljahr werde dem Landtag erst im siahr 1928 zur Entscheidung vorgelegt werden. Die Fortbildungsschulen leisten nicht, was man von ihnen erwartet habe, dagegen seien die Mittelschulen sehr beliebt. Für M u s i k werde eine besondere Prüfung eingeführt.
Alsdann nahm der Minister Stellung zu den Großen Anfragen der Kommunisten wegen Verweisung eines komm. Studenten von der Aniversität und wegen des Verbots der Teilnahme von Schülern an komm. Versammlungen. Der Minister wies darauf hin, daß die Studenten wie die Beamten einer besonderen Disziplinargewalt unterliegen, und daß es Pflicht der Schule war, die Teilnahme an komm. Veranstaltungen den Schülern zu verbieten. Schließlich wandte sich der Minister noch gegen den Borwurf der parteipolitischen Einstellung in der Personalpolitik.
Bei der Aussprache klagte Abg. Schermann (Z.) über mangelnde Parität und über Vorurteile bei der Verkeilung
Geld zugesteckt hast? Sie war mit dir im Bunde? Ihr habt gemeinsam meinen armen Vater ermordet!" j
Je heftiger und leidenschaftlicher Helene ward, desto kaltblütiger wurde Bernini.
„Närrchen", sagte er mit einem diabolischen Lächeln, „sie ist so unschuldig, wie ich; aber sie war anständig gegen mich, meine gute Frau. Sie hat geschwiegen, so lange sie konnte, — und dafür schweige auch ich nun," setzte er halblaut hinzu. Er hätte schreien können, Helene würde es doch nicht gehört haben. Sie hatte nur ein Woct vernommen.
„Deine Frau!" stammelte sie, und es war, als erstarrte ihr Gesicht. „Was soll das heißen?"
„Was ich sage, hast Tu es noch nicht gewußt? Herta Hedelund ist meine Frau, und eine gute Frau, wie ich jetzt erkenne."
„Bösewicht, kalter, teuflischer Verführer!,, schrie Helene mit gerungenen Händen. „Tw hast mir vorgespiegelt, daß ! du mich liebtest —" ' j
„Das tat ich auch." I
„Du schwurst mir, du könntest nicht ohne mich leben, ich müsse die deine werden!"
„Bist du es nicht geworden, meine süße Helene?" fragte er. indem er die Hand vertraulich auf ihre Schulter legte.
Sie schüttelte ihn ab, wie ein giftiges Gewürm.
„Rühre mich nicht an, komme mir nicht zu nahe!" tobte sie. dein Atem verunreinigt michl Erniedrigt, beschimpft : bin ich durch dich und jenes Geschöpf, das sich in unser Haus geschlichen, um dir bei deinen verruchten Anschlägen Hilfe zu leisten!"
„Nicht doch, Kind", versetzt» er hohnlächelnd, „dich zu gewinnen, bedurfte ich keiner Hilfe. Von allen Eroberun-
ver wichtigen «stellen yinstckmcy oer naryoiiken. wie -se- vorzugung der siuristen im Ministerium sei zu mißbilligen. Notwendig sei ein Reichsschulgesetz, die Simulkanschule sei unannehmbar.
Keim Landtag sind in der Zeit vom 24. April bis 18. Mal Eingaben eingegangen, die den zuständigen Ausschüssen r..: wiesen wurden.
Württemberg
Stuttgart. 2. Juni. Unnötige Aufregung. Von Mündiger Seite wird mitgeteilt: In verschiedenen Zeitungen des Landes sind in den letzten Tagen Erörterungen über die Frage der Neucinteilung der Obcramlsbezirke erschienen, wobei die Oberämter, deren Aufhebung von der Regierung angeblich beabsichtigt sein soll, mit Namen auf- gezählt worden sind. Bei dieser Aufzählung handelt es sich, wie ausdrücklich festgestellt werden muß, um reine Ver- m u tung e ii, die zu einem nicht unwesentlichen Teil völlig unbegründet sind.
Warnung vor Zuzug Arbeitssuchender nach Stuttgart.
Immer wieder ist die Beobachtung zu machen, daß Arbeitssuchende aus dem Lande nach Stuttgart reisen in der Hoffnung, dort Beschäftigung zu finden. Die Leute werden fast in allen Fällen enttäuscht, denn die Arbeitsmarktlage hat sich seit letzten Herbst auch in Stuttgart außerordentlich verschlechtert. Ungerechnet die Kurzarbeiter und diejenigen Arbeitslosen, die keine Unterstützung erhalten können, ist die Zahl der Unterstutzungsberechtigten auf über 8000 gestiegen.
Der Württ. Postagenkenverband hielt am 30. Mai in Stuttgart seine Hauptversammlung unter Vorsitz von Postagent Schultheiß Staudenmeyer von Merklingens OA. Blaubeuren, ab.
siagd auf einen Buken. Gestern nachmittag entsprang aus der Hedeifingerstraße ein wildgewordener Butte seinem Führer und rannte in gestrecktem Galopp von Wangen nach Hedelfingen und von da dein Straßenbahngeieise entlang nach Obertürkheim zu, verfolgt von der Schuljugend^ Angesichts des Neckars machte das Tier kehrt. Auf demselben Weg, auf dem es gekommen war, rannte der Bulle bis nach Wangen wieder zurück, wo es dann gelang, ihn auf,zuhalten. Glücklicherweise ist bei der Jagd keinerlei Unfall passiert.
Aus dem Lande
Zuffenhausen, 2. Juni. E i s e n b a h n u n f a l l. Zwischen Kornwestheim und Zuffenhausen wurden zwei am Bahnbau beschäftigte Arbeiter, als sie auf dem Gleis dem Heilbrunner Zug auswcichen wollten, von einem Leerzug auf dem anderen Gleis erfaßt. Der eine Arbeiter war sofort tot, der andere wurde leichter verletzt. Das Unglück ist auf Unachtsamkeit zurllckziiführen.
Eßlingen, 2. Juni. Starker Zudrang zu den b ö h e r e n S ch u I e n. Hier sind 54,3 Prozent der 4. Klaffe der Grundschule in die höheren Schulen und in die Mittelschule übergetreten.
Vaihingen a. L., 2. Juni. Ab gelehnte Beschwerde. Die Ministerialabteilung für Körperschafts- Verwaltung hat die durch Stadtschuitheiß a. D. Hüselin erhobene Einsprache gegen die Gültigkeit der letzten Stadt- vorstandswahl znrückgewiesen. Die Wahl des Ratschreibers Linkenheil von Trossingen zum Vorstand der Stadtgemsinde Vaihingen wurde für gültig erklärt.
Gmünd. 2. Juni. Todesfall. Oberstleutnant o. D. Viktor Gagst etter ist im 70. Lebensjahr einem Hirnschlag erlegen.
Degenfeld OA. Gmünd, 2. Juni. Brandwunden. Bei der Zubereitung des Essens singen die Kleider einer Tochter des Schneidermeisters I. Rieger Feuer und das Mädchen erlitt schwere Brandwunden. Bor kurzem brachte ein Bruder der Verunglückten die Hand in die Bandsäge.
Göppingen, 2. Juni. Die schwarz-rot-goldene Fahne h e r u n t e r g e h o l t. In der Nacht von Sonntag aus Montag sind zwei schwarz-rot-goldene Fahnen, die anläßlich des Reit- und Fahrturniers aufgepstanzt waren, in unmittelbarer Nähe des Rathauses herabgeholt worden. Die Stadt hat für die Erfassung des Täters eine Belohnung von 100 ausgesetzt.
Gelslingen a. St., 2. Juni. Der vermißte Student zurückgekehrt. Der als vermißt gemeldete Student E. Wächter von hier ist wohbehalien nach Innsbruck zurückgekehrt.
Ulm, 2. Juni. Todesurteil. Der Taglöhner Schosser von Lanaenau. der seine Schwiegermutter
gen, die ich gemach! habe, war die deine eine der leichtesten."
Diesem Hohne, dieser Frechheit gegenüber stand sie einen Augenblick sprachlos. Tann erwachten alle Furien in ihr.
„Teufel, Verräter!" schrie sie und hob drohend die Hände. „Fort, fort, daß dich mein Auge nicht mehr sieht, daß ich nicht mehr eine Luft mit dir atme! O Vater, meine Sünde ist groß! Ich bin mitschuldig an deinem Tode: aber ich will sühnen, indem ich deine Mörder der Gerechtigkeit überliefere! Das verruchte Ehepaar hat dich gemordet!"
„Unsinnige, was willst du beginnen!" schrie er, sie heftig an der Schulter packend.
Mit einem gellenden Hilfeschrei riß sie sich los. „Er will mich auch morden, wie er meinen Vater erschlagen hat!" rief sie und schlug donnernd mit der Faust gegen die Tür. Sie ward geöffnet.
„Führen Sie mich sofort zum Untersuchungsrichter, ich habe ihm wichtige Mitteilungen zu machen", gebot sie dem Schließer.
„Sehen Sie nicht, daß die Dame unzurechnungsfähig ist?" fragte Bernini kopfschüttelnd. „Nicht der Richter, der Arzt ist für sie notwendig!"
Er wurde fortgesührt, Helene blieb zurück und wie zerbrochen in einen Stuhl. Es hämmerte in ihren Schläfen, ihre Pulse flogen, vor ihren Augen schwamm ein blutroter Nebel, die Sinne drohten ihr zu schwinden, aber mit Aufbietung ihrer ganzen Willenskraft ward sie der Anwandlung Herr.
(Fortsehvng folgt.)
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