Ebersbach a. F., 37. Mai. Der Dank. Vor einigen Tagen beherbergte eine hiesige Familie einen radfahrenden Fremden, der ihnen von ihrem Sohne aus der Ferne Grüße übermittelte. Zum Dank dafür, daß er bewirtet wurde, er­schien er andern Tags wieder und eignete sich, während der Abwesenheit der Familie, Geld und Geldeswert im Betrage von 10» .1t an. Dem Täter, einem gesuchten Betrüger, ist man aus der Spur.

Ulm. 31. Mai. Rascher Tod. Als gestern abend der Kriegerverein Untertürkheim absahren wollte, erlitt der etwa »»jährige Aug. Dämmer von Untertürkheim einen Schlagansall und war sofort tot.

Baden

Karlsruhe i. B.. 31. Mai. Staatspräsident Trunk hat sich nach Schönau i. W. begeben, um persönlich das Beileid der Neoierung anläßlich des Brandunglücks auszudrücken, eine vorläufige staatliche Unterstützung auszuhändigen, so­wie die notwendigen Hilfsmaßnahmen in die Wege zu leiten.

Pforzheim, 31. Mai. Freitag abend wurde in dem Tunnel zwischen Station Dillstein und Weißenstein eine bis jetzt noch unbekannte männliche Leiche gefunden, die vom Zug überfahren war. Aus der Würmtalstraße wurde eine Radfahrerin, die von einem Kraftrad absteigen wollte und dabei zu Fall kam, von einem überholenden unbekann­ten Auto erfaßt und eine kurze Strecke geschleift; hierbei trug sie innere Verletzungen davon und muhte mit dem Auto in ihre hiesige Wohnung gebracht werden.

Mederschwörstadt. 31. Mai. Zwei Faltbootfahrer aus Freiburg kenterten hier mit ihrem Fahrzeug und wurden 'durch einen Wächter, der die Vorarbeiten am Rhein für das Kraftwerk Niederschwörstadt beaufsichtigte, vom Tod des Ertrinkens gerettet. Ohne ein Wort des Danks setzten sich die beiden jungen Leute wieder in ihr Boot und fuhren davon.

Schwetzingen, 31. Mai. Im Stall der Eichbaum - brauerei wurde der 64 I. a. Kutscher P. Henn von hier von ein.' Pferd durch Hufschlag so schwer verletzt, daß er noch am gleichen Tag starb.

Singen a. h., 31. Mai. Die Wildschweinschäden meh­ren sich in der Richtung FriedingenSteißlingenEigel­tingen. Dort sind bereits Kolonien von Wildschweinen, die nicht mehr auszurotten sind. Im Orsinger Wald wurde ein 155 Pfund schwerer Keiler erlegt.

Schönau i. W 31. Mai. Staatspräsident Trunk, der am Freitag in Schönau weilte, hat an die Brandgeschädigten als erste Hilfeleistung der Regierung einen Betrag von 10 00» Mark überreicht. In einer Ansprache an die Brand­geschädigten drückte er diesen nochmals das Beileid der Re­gierung aus und bat sie, mit ruhigem Blut und guter Ueberlegung an das Wiederaufbauwerk heranzugehen und nichts im Eifer zu überstürzen. Der versammelten Feuer­wehrmannschaft dankte er herzlichst für die aufopferungs­volle Tätigkeit.

: Ueberlingen, 31. Mai. Auf der Straße Nesselwangen Aufkirch in der Kurve bei Höllwangen geriet beim Aus­weichen ein Auto in den Straßengraben, wo es sich über­schlug. Von den Insassen wurde glücklicherweise niemand verletzt. Ein dreijähriges Kind, das sich in dem Auto be­fand, war von seiner Mutter, die das Unglück kommen sah, schnell entschlossen auf die Wiese geworfen worden, wo es ebenfalls unvsrletzt liegen blieb.

Konstanz, )11. Mai. Der 22jährige Arbeiter Karl Huger und die 24jährige Dienstmagd Maria Böhler töteten im Juli v. I. das gemeinsame Kind am Tag nach der Geburt. Das Schwurgericht erkannte gegen die Kindsmörder aus eine Zuchthausstrafe von 5 bzw. 3 Jahren und ebenso viele Jahre Ehrverlust. Durch unmenschliche Behandlung töteten der 32jährige geschiedene Arbeiter Eduard Schmidt und die 33jährige Haushälterin Karoline Bertsche, beide in Radolfzell, das 5jährige Kind der Bertsche. Das Urteil lautete auf je 8 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverlust.

Lokales.

Wildbad, den 1. Juni 1926. Empfang der Fahnendeputation vom Landeskrieger- tag in Ulm. Mit dem Zug 7.25 von Ulm bezw. Stutt­gart kommend, traf die nach Ulm zum Landeskriegertag vom Krieger- und Militärverein Wildbad entsandte De­putation, empfangen von der hiesigen Stadtkapelle und zahlreichen Mitgliedern des Vereins, auf dem hiesigen Bahnhof ein. Wie ein Lauffeuer hatte sich schon voraus die Nachricht verbreitet, daß es unseren Abgeordneten ge­lungen war, trotz schärfster Konkurrenz anderer Schwarz­waldorte, den Landeskriegertag 1929 nach Wildbad zu bekommen. Nach Begrüßung durch den Ehrenvorsitzenden, Herrn Oberstleutnant und Badkommissär v. Breuniizg, und den Vorsitzenden, Herrn Hotelier August Bechtle, bewegte sich der Zug, voran die Musik und begleitet von der Ein­wohnerschaft, zum alten Rathaus, um die altehcwürdigen Fahnen an ihren Standort zurückzubringen. Herr Vor­stand Bechtle konnte es sich nicht versagen, dort vor ver­sammelter Mannschaft mit beredten Worten der Depu­tation den herzlichsten Dank für ihre gehabte Mühe und für den großen errungenen Erfolg zu sagen. Ganz be­sonders gab er seiner Freude darüber Ausdruck, daß auch der Herr Bezirksobmann, Obersekretär Schurr, und Herr Buck es sich nicht nehmen ließen, Wildbads Abgeordnete nach Hause zu geleiten und noch einige gemütliche Stun­den in kameradschaftlichem Kreise zu verleben. Und wahr­haftig, kameradschaftliche Stunden waren es, die alle Er­schienenen imSchwanen" zusammenhielten. Es würde zu weit führen, wollten wir alle die Dankes- und Lobes- worte, die dort den Einzelnen für ihre aufopfernde Mühe gezollt wurden, nochmals wiederholen. Nur so viel sei ge­sagt, daß aus dem anschaulichen Bericht des Herrn Kloß jr. hervorging, wie erhebend und großartig die Feier in Ulm verlaufen sei. Etwa 10000 frühere Soldaten und Feld­zugsteilnehmer mit 285 Fahnen und vielen Musikkorps zogen beim Festzug durch die Straßen Ulms. Wem wird sich das Herz nicht heben in dem Bewußtsein, daß wir in drei Jahren dasselbe Schauspiel erleben dürfen?! Lange noch saßen die Kriegervereinler in gemütlicher und nebenbei feuchtfröhlicher Stimmung beieinander; manches schöne Lied wurde gesungen, begleitet von der

Stadtkapelle, welche auch sonst durch zahlreiche Musikstücke den Abend verschönte.

Anturnen des Turnvereins Wildbad. Das schlechte Wetter des letzten Wochenendes setzte die Vereinsleitung in Sorge, ob das für Sonntag angesetzte Schau- u. Werbe­turnen nicht füglicher verschoben würde. Stahlhart, wie nun die Turner einmal sind, trotzten sie dem Gort Pluvius und hielten an dem Motto fest:Komme was kommen mag". Pünktlich um 2 Uhr stellten sich denn auch die Turnerinnen und Turner zum Umzug durch die Stadt beim Vereinslokal auf. Mit wehender Fahne, unter Dor­antritt der Musikkapelle gings der Turnhalle entgegen, allwo sich zur Freude der Turner eine große Zahl An­hänger eingefunden hatten, um den turnerischen Vor­führungen zu folgen. Nach Kommando und Musik ent­ledigten Turner wie Turnerinnen sich der ihnen gestellten Aufgaben stramm und exakt und machten dadurch den unermüdlichen Tarnwarten Philipp und Lobe alle Ehre. Insbesondere waren es die Freiübungen, die bei den Zuschauern reichen Beifall fanden. Daran anschließend, wurden an den verschiedenen Geräten Gruppen- u. Einzel­übungen beider Geschlechter gezeigt, die Gewandtheit und Mut in gleichem Maße erkennen ließen. Eine humoristische Einlage bildete das Wurstschnappen unter den Iungtur- nern (Zöglingen), das viel Heiterkeit verursachte. Alles in allem: das heurige Anturnen hat gezeigt, daß die Tur­nerei in Wildbad eine gute Pflegestätte hat. Abends fanden sich die Mitglieder mit ihr^n Familien abermals in der Festhalle zusammen, um bei zwangloser Unterhal­tung und Tanz den für die Aktiven so arbeitsreichen Tag zu beschließen. Gut Heil!

Aus der Nachbarschaft.

Neuenbürg, 30. Mai. Am heutigen Sonntag vor­mittag fand in der Turnhalle ein Kampfrichterlehr­gang des Unt. Schwarzwaldturngaues statt, der einen zahlreichen Besuch aufzuweisen hatte, trotzdem ver­schiedene Vereine wohl infolge des regnerischen Wetters keine Kampfrichter entsandt hatten. Dieser Lehrgang, den Obergauturnwart Großmann leitete, lehnte sich in seinen Grundzügen an die vom Männerturnwart der Deutschen Turnerschaft, M. Schwarze, herausgegebene SchriftDas Kampfrichterwesen" an. In nahezu zweistündiger theore­tischer Besprechung der für das Kampfrichterwesen wich­tigsten Punkte wurde eine wertvolle Vorarbeit für den praktischen Dienst geleistet, was sich hernach sehr angenehm fühlbar machte. Schon längst war man bestrebt, ein ein­wandfreies Ergebnis bei Wetturnen zu erzielen und wenn sich leider Mängel einstellten, so lag dies nicht an der Gauleitung selbst, sondern einzig und allein an der un­genügenden Schulung oder an der Neigung einzelner Kampfrichter, diesen oder jenen Turner etwas zu be­günstigen. Diesem Uebelstand soll nun dadurch abgeholfen werden, daß nur Kampfrichter verwendet werden, wenig­stens an den Geräten, welche die Kampfrichterschule be­sucht haben und mit den vorgeschriebenen Hebungen voll und ganz vertraut sind. Es läßt sich eben beim Turnen nicht gut durchführen, daß alle Wettkämpfer durch ein Kampfgericht gehen, doch soll in dieser Hinsicht dem Rech­nung getragen werden, daß wenigstens in den einzelnen Wettkämpfen dies Anwendung findet. Als Grundprinzip eines Kampfrichters kommt in erster Linie die Eignung in Betracht; es kann ein Preisturner oder auch sonst ein mit dem Turnwesen vertrauter Turner sein. Er muß in allen Handlungen strenge Gerechtigkeit walten lassen und ein hohes Pflicht- und Taktgefühl aufbringen, um auch seinerseits für die Wettucner als Vorbild zu dienen. Während des theoretischen Teils wurden verschiedene Bei­spiele in den Gesichtskreis einbezogen uud besprochen und die Anwesenden nahmen an den Auslegungen lebhaften Anteil: Der praktische Teil ging infolge dieser Vorschule recht flott von statten und zeugte von großer Aufmerk­samkeit, hauptsächlich auch in der Anwendung der in der Besprechung aufgestellten Grundsätze. Die mitoerbundene Wertung brachte das erfreuliche Ergebnis, daß dieser Lehr­gang seinen Zweck voll und ganz erfüllt hat und so können wir getrost unserem Gauturnfest am 20. Juni in Obern- hausen entgegensehen. Die Anmeldung der Wettkämpfer hiezu hat längstens bis nächsten Sonntag mit dem Be­trag des Einsatzes zu erfolgen. 5cst.

Neuenbürg, 31. Mai. Fahrlässige Tötung. Im Amtsgericht fand die Verhandlung gegen den Pforzheimer Fabrikanten Feßler statt, der im Frühjahr in Birkenfeld mit seinem Auto einen jungen Mann überfahren und ge­tötet hatte. Feßler wurde zu 3 Monaten Gefängnis ver­urteilt. Er hat gegen dieses Urteil Berufung eingelegt.

Dis gesetzliche Miele bekrägk in Württemberg für Juni 1926 unverändert 100 v. H. der Friedensmiele.

Neubezeichnung von Truppenteilen im Reichsheer. Um

eine einheitliche Bezeichnung der Kampftruppenteile von den Ausbildungstruppenteilen im Reichsheer zu schaffen, ist be­stimmt worden, daß zum Unterschied von den Ausbildungs­bataillonen, Ausbildungseskadrons und -batterien die Kampfbataillone usw. in Zukunft mit Feldbataillone usw. zu bezeichnen sind. Alle bisher gebräuchlichen Bezeichnun­gen, wie Kampf-, Voll- und Stammbataillon usw. sind ver­boten.

Ein gutes Hasenjahr. Nach Mitteilung aus Jägerkreisen ist Heuer ein gutes Hasenjahr zu erwarten, weil die Vor­frühlingszeit dem ersten Wurf ziemlich günstig war. Junge Hasen wurden bis jetzt viel zahlreicher beobachtet wie in den vergangenen Jahren.

Letzten Endes. Das ist auch so ein Modewort, das irgend ein Denkfauler aufgebracht hat und das ihm nun viele sonst scharf Denkende (natürlich erst recht andere Denk­faule) nachsprechen. Früher 'sagte man: Dabei muß es schließlich bleiben. Danach wurde aus schließlichin letzter Linie", heute heißt es: Dabei muß es letzten Endes bleiben. Unter einer letzten Linie kann man sich etwas vorstellen, sie bildet ein Ende; aber was ist nun ein letztes Ende? Da­rüber geht dann nur noch ein allerletztes Ende. Man kehre doch von diesen geschraubten Wendungen zu den schlichteren, in unserem Kall zu endlich oder schließlich zurück.

(Sprachecke des Deutschen Sprachvereins.)

Kleine Nachrichten aus aNer Welt

Selbstbiographie des Kaisers. Der Kaiser hat eine eigene Lebensbeschreibung beendet, die im Verlag von K. F. Köhler, Berlin, erscheint. Darin schildert er seine harte Jugend, die schweren Meinungsverschiedenheiten im Elternhaus und die politischen Vorgänge bis zur Thronbesteigung.

Ansall des Frciherrn von Wangenheim. Der frühere Vorsitzende des Bunds der Landwirte, Dr. Konrad Frhr. von Wangenheim hatte auf seinem Gut Klein-Spiegel einen schweren Unfall. Bei einer Fahrt scheuten die Pferde und Wangenheim wurde aus dem Wagen geschleudert. Er erlitt eine Gehirnerschütterung, die bei seinem hohen Alter bedenklich ist.

Berufung. Der hervorragende Wiener Werkkünstler Philipp Häusler, der seit Jahren Wiens Lederware be­einflußt, hat einen Ruf an die Kunstgewerbeschule in Ossen- bach a. M. angenommen.

Jubiläum derMaikäfer". Am 1. Juni begeht das ehe­malige Garde-Füsilier-Regiment, dieMaikäfer" genannt, die 100jährige Wiederkehr des Stiftungstags in Berlin. Das Regiment, 1826 als Garde-Reserve-Jnfanterie-Landwehr- Regiment errichtet, bestand zunächst aus 2 Bataillonen, von /denen das eine in Spandau, das andere in Potsdam in Garnison stand. Mit dem NamenMaikäfer" hat es fol­gende Bewandtnis: Das Spandauer Bataillon kam in jedem Jahr regelmäßig in den ersten Tagen des Mai zum Exer­zieren nach Potsdam, wo es sehr bald von der Jugend mit dem ZurufMaikäfer" begrüßt wurde, da sein Erscheinen immer mit dem Auftreten der Maikäfer zusammenfiel. Die­ser Name galt zuerst als Spottname. Nachdem ihn aber Friedrich Wilhelm IV. bei einer Besichtigung scherzend ge­braucht hatte, nahm ihn das Regiment als Ehrenname an, so daß er bei festlichen Veranstaltungen auf allen Ehren­geschenken, Tischkarten usw. angebracht wurde. Das ehe­malige Offizierkasino an der Ecke der Chaussee- und Kessel­straße in Berlin trägt an seiner Fassade einen großen Mai­käfer. Am 1. Juni 1860 wurde das dritte Bataillon errichtet, und das Regiment kam nach Berlin.

Gründung einer Verwaltungsakademie. Die von Prof. Dr. Eiese und Diplomingenieur Liebmann geleiteten Be- amkenhochschulkurse in Frankfurt a. M. sind als Verwal- kungsakademie erklärt worden. Gegen die Gründung wer­den die Bedenken erhoben, eine solche Akademie könne schließlich in der Praxis die Vorstellung, einbürgern, zur Ausbildung von Beamten könne das ordentliche Ilniversi- tätsstudium überhaupt unnötig sein und Verwaltungskurse seien ausreichend.

Der Untergang des Abendlands, das berühmt gewordene Werk Oswald Spenglers, ist bereits in spanischer Sprache erschienen. Der erste Band ist auch in englischer Sprache schon ausgegeben worden.

Die Kreuzeck-Drahkseilbahn bei Garmisch (Oberbayern) wurde, wie bereits kurz berichtet, am 28. Mai eröffnet. Ein kleiner Dieselmotor auf der Höhe bildet die einzige Kraft­quelle der 2200 Meter langen Strecke. Vis zur Höhe von 1652 Meter über dem Meer waren nur 3 Stützen erforder­lich. Die Tragseile, die sich darüber spannen, besitzen eine Festigkeit von 220 000 Kilogramm. Da sie nur mit 50 000 Kilogramm angespannt sind, ist eine Reservefestigkeit von 170 000 Kilogramm vorhanden. Die Fahrtdauer beträgt etwa 10 Minuten. Die Wagen fassen je 26 Personen. Bei einer Geschwindigkeit von 4,6 Meter in der Sekunde können stündlich 150 Fahrgäste befördert werden. Der Betrieb wird das ganze Jahr hindurch aufrechterhalten. Der Fahr­preis beträgt hin und zurück 5 Mark. Vom Bahnhof Gar­misch werden die Fahrgäste mit Kraftomnibus in wenigen Minuten zur Seilbahn befördert.

. Körung der Marieaburger Feier. Zum 650jährigen Jubiläum der Stadt Marienburg am 29. Mai waren große Vorbereitungen getroffen. Am Tag vorher war aber, wie die Ostpr. Ztg. meldet, aus Berlin die Weisung eingetroffen, daß die Feststraßen mit schwarz-rot-gelben Fahnen zu schmücken seien statt mit den schwarz-weißen preußischen Fahnen, die zugleich die Farben des alten Deutschritter­ordens sind. Darauf haben die Vaterländischen Verbände und die Mitglieder von Gewerbe und Handel die Beteili­gung abgesagt und der Oberbürgermeister gab bekannt, daß infolgedessen der Festkommers, das Volkstrachtenfest und der Festzug ausfallen.

Auch Sachverständige. In einer Versammlung in Köln sagte der Geschäftsinhaber der Diskonkogesellschafk Dr. Solar­sten in einem Vortrag, die Karkoffelerzeugung in Deutschland reiche nicht aus, um den heimischen Bedarf zu decken. Das beweise, daß im Jahr 1924 220 000 Tonnen, im Jahr 1925 120 000 Tonnen Kartoffeln aus dem Ausland eingeführt worden seien. Es ist also Dr. Solmßen unbekannt geblieben, daß der Einsuhrhandel ohne Rücksicht auf den Ausfall der eigenen Ernte ausländische Ware einführt, einfach deshalb, weil er an der ausländischen Ware mehr verdient, als an der einheimischen, denn das Publikum zahlt willig die drei- und vierfachen Preise, wenn es nur Auslandsware ist. Daß der Einfuhrhandel doppelt lohnend ist, wenn es sich um Geschäfte mit Ländern von so minderwertiger Währung handelt, wie Frankreich und Italien, liegt auf der Hand. Außerdem gingen 1924 und 1925 Auslandskartoffeln bekanntlich zoll­frei ein. Dr. Solmßen weiß anscheinend auch nicht, daß in Deutschland Millionen Tonnen Kartoffeln verfaulten oder verfüttert werden mußten, weil sie keinen Markt fanden. Aehnliche Ansichten bekundete auch Reichsbankpräsidenk Dr. S ch a ch k, der in der Versammlung der Deutschen Land­wirkschaftsgesellschaft in Darmskadt die dauernden Besih- verhältnisse auf dem Lande und das innige Verbundensein des Landwirts mit seiner Scholle rühmte, im gleichen Atemzug aber forkfuhr, es komme zunächst gar nickt in Betracht, daß der Landwirt sich seinen Besitz erhalte, sondern daß aus dem Boden im allgemeinen möglichst viel Herausgeholt werde. Es bleibt dunkel, wie Dr. Schacht sich das Interesse des Land­wirts, möglichst viel aus dem Boden herauszuholen, vorstellk, wenn der Landwirk sein Eigenlumsverhältnis ständig in Frage gestellt sieht.

Die Bierabgabe des Kreuzers Hamburg. Der deutsche Botschafter in Washington hat aus dieBeschwerde" der amerikanischen Regierung wegen der Abgabe von Bier an die amerikanischen Besucher des deutschen KreuzersHam­burg" im Hafen von San Pedro (Kalifornien) darauf hin­gewiesen, daß ein fremdes Kriegsschiff in einem auslän­dischen Hasenausländisches Gebiet" sei und daher den Ge­setzen des betreffenden fremden Landes nicht unterstehe.

Brand im Flughafen von Mukden. Aus Charbin wird gemeldet, das Flugzeuglager in Mukden (Mandschurei) sei abgebrannt. Unter anderem seien 5 erst aus Frankreich be­zogene Wasserflugzeuge und 11 andere Flugzeuge vernichtet worden. Man glaubt, daß der Brand von russischen Bol»- schewisten gestiftet worden sei. ^