zember 1925 bei Den Finanzämtern eingekommene Der- mögenserklärung für 1925 die Bemessungsgrundlage für die Vorauszahlungen nach dem Aufbringungsgejetz bildet und bei verspäteter Abgabe der Vermögenserklärung für 1925 diefe Vorauszahlungen nach der Veranlagung des Betriebs­vermögens zur Vermögenssteuer 1924 bemessen werden müssen.

Kleins Nachrichten aus aller Welt

Gerettete Flieger. Ein Dampfer der deutschen Levante­linie nahm auf offener See 5 Kilometer von der Hafenmole von Neapel zwei Führer eines großen Wasserflugzeugs der Linie ParisBukarest an Bord und brachte sie nach Neapel. Das Flugzeug hatte auf dem Rückweg von Bukarest wegen Benzinmangels auf das Wasser niedergehen müssen.

lieber Bord gespült. Auf der Rückfahrt von Rotterdam wurden von dem Hamburger MotorschiffFritjof" der erste und der zweite Steuermann sowie eine Matrose durch eine Sturzsee über Bord gespült. Alle drei ertranken.

Drei zum Tod Verurteilte beherbergt zurzeit das Regens­burger Landgerichtsgefängnis, was in der Geschichte des Gefängnisses noch nicht zu verzeichnen war. Es handelt sich um drei entmenschte Mörder, nämlich den Metzgergehilfen Berthold von Burglengenfeld, der auf grausame Art seinen unehelichen Knaben zu Tode gequält hatte, ferner um den Ausgsher Max Meiringer von Regensburg, der seinen wehrlosen Freund mit einem Beil zerstückelte, und um den Dachschindelmacher Sachsenhauser von Niederrummelsdorf, der einen bestialischen Lustmord an einer 84jährigen Greisin verübte. Die Genannten dürften in der nächsten Zeit hin­gerichtet werden, wenn das bayerische Gesamtministerium keine Begnadigung ausspricht.

Aeberfahren. Bei einem Bahnübergang bei Altoffstein (Pfalz) wurde ein mit Christbäumen beladenes Fuhrwerk aus Grünstadt vom Eisenbahnzug überfahren. Das Pferd wurde getötet, der Lenker schwer verletzt.

Gestrandeter Gekreidekahn. Bei Lettin (Halle) strandete bei starkem Sturm ein mit 9000 Zentner Getreide beladener Kahn. Ein großer Teil der Ladung ist verloren.

Rauchvergiftung. In dem 8 Kilometer langen Tunnel zwischen Biel-Delsberg und Basel wurden der Lokomotiv­führer, der Heizer und der Zugführer eines Güterzugs unter der Einwirkung des Kohlenrauchs der Maschine betäubt; sie hatten aber noch die Kraft, den Zug im Tunnel zum Halten zu bringen, wodurch ein großes Unglück verhütet wurde. Als der Zug zur fahrplanmäßigen Zeit nicht ein­traf und man nachforschte, fand man die drei Beamten ohn­mächtig. Wiederbelebungsversuche waren von Erfolg.

Betrügereien eines Fellhändlers. Auf Anzeige des Reichs- verbands der deutschen Fell- und Rauchwarenfirmen in Leipzig wurde der in Wien wohnhafte Kommissionär Mar­kus Hirsch-Fröhlich, der in Wien, Krakau und Klausenburg Fellhandel betreibt, verhaftet. Er hat seine Lieferanten be­trügerischer Weise um 950 000 Schilling geschädigt.

5 Millionen Lire unterschlagen. Nach einer Meldung der römischenTribuna" hat sich Prof. Pagnotta, der bis vor kurzem die sozialistische Bezirksgruppe von Avellino leitete, sich aber seit einiger Zeit auf Finanzgeschäfte verlegt hatte, selbst den Behörden wegen Unterschlagung gestellt. Die unterschlagene Summe soll sich auf mehr als S Millionen Lire belaufen. Die Geschädigten sind meist arme Leute.

18 Seeleute von Haifischen aufgefreffen. Nach einer Newyorker Meldung sind 16 Mann der Besatzung eines brasilianischen Dampfers unter tragischen Umständen ums Leben gekommen. Infolge einer Maschinenerplosion trieb das Schiff hilflos aus den Wellen. Die Rettungs­dampfer kamen zu spät und waren Zeugen, wie die Mit­glieder der Besatzung in den Fluten versanken und von Haifischen aufgefressen wurden.

Das Unwetter in Spanien dauert an. Ueberschwem- mungen werden besonders aus Andalusien gemeldet. Die Flüsse steigen und man befürchtet eine allgemeine lieber- schwemmung. In Sevilla wurden mehrere Stadtviertel unter Wasser gesetzt und mußten von ihren Einwohnern verlassen werden.

Die Einwohnerzahl Reuyorks beträgt nach der neuesten Zählung 5 873 356, ist also um rund 1N Millionen geringer als die Londons.

Ein neuer Rubens. DenDresdener Neuesten Nach­richten" zufolge hat der Direktor der Kunstsammlungen de- sächsischen Königshauses im Privatbesitz des ehemaliger Königs von Sachsen das Urbild desTrunkenen Herkules" von Rubens aufgesunden. Das Bild wurde bisher als Nach­bildung des in der Dresdener Galerie hängendenTrun­kenen Herkules" angesehen. In Wirklichkeit ist indessen das Galeriebild eine Werkstattwiederholung von Peter Paul Rubens (15771640) selbst. Das jetzt wieder entdeckte Ori­ginal im Besitz des ehemaligen Königs ist auf Holz gemalt und wird als ein sehr gut erhaltenes Werk des nieder­ländischen Meisters bezeichnet.

Die Deukschenverfolgung in Südtirol. Einer der Führer des Deutschtums in Südtirol Dr. Noldin in Salurn war in letzter Zeit Gegenstand besonderer «Verfolgung der Faschisten. Sein Haus wurde förmlich von faschistischer Miliz belagert und es folgten ihm stets einige Faschisten, sobald er seine Wohnung verließ. Am 19. Dezember erhielt er eine Vorladung zum Gendarmerie-Kommando, wo er als ver­haftet erklärt und in einen fensterlosen Raum gesteckt wurde. Man legte ihn in Ketten und brachte ihn in den Gerichks- arrest von Neumarkk. Die Beschuldigung lautet, er habe den deutschen Privatunterricht in Salurn gefördert und die Ab- sn'-t gehabt, für diese Kinder eine Christbaumfeier zu ver­anstalten.

Prozeß Bokhmer. Die vor einiger Zeit von einem Ber­liner Gericht weaen Diebstabl« xu 1 Iabr Gefängnis ver­urteilte Gräfin Bothmer hatte gegen das Urteil Berufung eingelegt. Nach mehrtägiger Verhandlung erkannte das Be­rufungsgericht auf eine Gefängnisstrafe von 4 Monaten, auf die 2 Monate Untersuchungshaft angerechnet werden. Bei mehreren Diebstählen, die der ersten Anklage zugrunde lagen, wurde festgestellt, daß die Angeklagte als Täterin nicht in Frage kommen könne. Strafmildernd war das Gutachten der ärztlichen Sachverständigen, daß die Gräfin Bothmer nicht ganz zurechnungssähig sei.

Pfänderbahn. In einer Versammlung in Bregenz wurde beschlossen, die Schwebebahn auf den Pfänderberg bei Bre- genz im kommenden Jahr in Angriff zu nehmen. Die Bau­zeit beträgt etwa 7 Monate. Bis nächsten Winter soll die Bahn in Betrieb sein. In der Versammlung trat der Ober­bürgermeister von Lindau besonders lebhaft für den Bau ein.

Unwetter in der Schweiz. Ueber dem Iura, insbesondere Über die Städte Chaur de Fonds und Löle ging ein heftiges

Gewitter mit Hagel nieder. Aus verschiedenen Orten der West- und Zentralschweiz werden ebenfalls heftige Gewitter gemeldet.

Notlandung eines polnischen Ballons. In Lanken im Kreise Flatow (Westpr.) mußte ein polnischer Freiballon, der vom Sturm verschlagen worden war, notlanden. Die beiden Insassen, zwei polnische Oberleutnants, standen völlig mittellos da. Der Oberpräsident in Schneidemühl streckte ihnen das Geld zur Heimreise vor.

Wild gewordene Kuh. Auf dem Berliner Zentralviehhof entlief eine Kuh. Nachdem sie sich ein Horn abgebrochen hatte, überrannte sie drei Schlächter, die alle schwer verletzt wurden. Nach längerer Jagd wurde die Kuh schließlich von Schutzpolizisten erschossen.

Das Explosionsunglück auf der Grube Merlenbach, die unter französischer Verwaltung steht, war weit größer, als bisher zugegeben wurde. Die Explosion entstand dadurch, daß Sprengstoffe, die versuchsweise erwärmt werden sollten, sich entzündeten. In dem Lagerraum besonder! sich noch 20 Kisten mit je einem halben Zentner Dynamik, die in die Luft gingen. Der Luftdruck war so gewaltig, daß in der ganzen Umgebung dis Forbach die Fensterscheiben ein­gedrückt wurden. Das Getöse wurde in Saarbrücken deutlich gehört. In der Sauerstoffabrik der benachbarten Ortschaft Freimengen wurden die sämtlichen wertvollen Maschinen zerstört, und in der dortigen Kirche die kostbaren hand­gemalten Fenster zerstört. Auf der Grube Merlenbach selbst wurde ein Arbeiter getötet, 20 schwer und 5 leichter verletzt. Der Sachschaden beträgt mindestens 12 Millionen Franken. Im letzten Frühjahr war auf der Grube Merlenbach eine Anzahl Arbeiter durch Bruch des Drahtseils am Förderkorb ums Leben gekommen.

Mord und Unterschlagung. In voriger Woche hat, wie schon berichtet, der Teilhaber der Bankfirma Koch in Saar­brücken, David Kahn, nachdem er auf der Flucht wegen Unterschlagungen verhaftet worden war, im Zimmer des Untersuchungsrichters in Saargemünd den Bankier Koch, der gegen ihn als Ankläger und Zeuge auftrat, zu erschießen versucht, er traf aber seinen eigenen Verteidiger Aujard töd­lich. Darauf sprang Kahn zum Fenster hinaus, wobei er Verletzungen erlitt, an denen er nach einigen Tagen starb. Nun ist in Paris der gleichfalls flüchtige 24jährige Sohn des Kahn, der in der Kochschen Bank eine leitende Stelle einnahm, verhaftet worden, weil er in Gemeinschaft mit seinem Vater Unterschlagungen von hohem Betrag begangen hatte.

Vergwerksunfall. Gestern vormittag wurden auf der Zeche Lothringen Schacht 1 in Herthe durch vorzeitiges Losgehen eines Sprengschusses im Querschlag zwei Arbeiter schwer und zwei leicht verletzt.

In der Grube ertrunken. In dem staatlichen Bergwerk Fendrik" bei Heerlen (Holland) ertranken drei Bergarbei­ter, darunter 2 Deutsche, durch einstürmende Wassermassen.

Grubenbrand. In der Webb-Kohlengrube bei ^Bellaire (amerik. St. Ohio) brach ein Brand aus, dem 8 Bergleute zum Opfer fielen; 70 Bergleute konnten gerettet werden.

Mord. Auf dem Schloß Naklu in Schlesien, das dem Fürsten Donnersmarck gehört, erschossen zwei maskierte Räuber den Schloßwächter und entkamen.

Buschbrand in Australien. Bei Alexandra, 100 Meilen nördlich von Melbourne, brach ein großer Buschbrand aus, der bereits 1600 Hektar Nutzholz im Wert von über 15 Mil­lionen Gt zerstört hat.

Heftige Stürme. 5n Sk. Etienne du Nouvray (Frank­reich) stürzte ein Sturm eine Fähre um, wobei 9 Personen ertranken. Schätzungsweise sind in Westeuropa über 6 bis 7000 Kilometer Telegraphen- und Fernsprechleikungen durch den Sturm außer Betrieb gesetzt worden.

Vom Bodensee und vom Oberland werden schwere Stürme gemeldet. Am 22. Dezember wurde in Burgweiler (Baden) vom Sturm ein leerer Eisenbahnwagen von der Station bis nach Meßkirch (10 Kilometer) getrieben.

Verhaftung eines Prinzen. 3n Paris wurde aut «B. Z-* Prinz Murak wegen Scheckschwindeleien verhaftet. Der Prinz ist ein Nachkomme des Generals Murat (Sohn eines Gastwirts in Lahors) und der Schwester Karoline des Kai­sers Napoleon I.

Eia Mittel gegen Leuchtgasvergifkung. Die Tierärztliche Hochschule in Wien beschäftigt sich seit einigen Monaten aus Veranlassung und mit Unterstützung der Städtischen Gas­werke mit Tierversuchen gegen Leuchtgasvergiftung. Nun ist es gelungen, ein Mittel zu finden, das außerordentlich günsftge Ergebnisse zeitigt. Die Versuche wurden bisher bei Affen gemacht und hatten günstige Ergebnisse. Es handelt sich um eine ganz rasche Steigerung der Sauerstofszufuhr !m Körper durch Einspritzung eines Mittels, das von den Aerzten Sobelin genannt wird.

Die Bekämpfung der Ratten. Die Stadt Mannheim hat in den letzten Tagen eine großartig angelegte Jagd aus Ratten abgehalten. Die Rattenjagd hat eine reichliche Strecke der Nager ergeben. Die hierbei gemachten Erfahrungen beanspruchen Interesse, da auch andere Städte vielfach von diner Rattenplage sprechen können. Die zur Auslegung kommenden Köter sind nicht mit den Händen zu berühren, da die Ratten über eine gute Nase verfügen, wie der Jäger sagt, gegen Menschengeruch sehr mißtrauisch sind und die feinsten Leckerbissen liegen lassen, wenn sie Perdacht schöpfen. Der Meerzwiebel und Phosphorbrei, die in erster Linie zur Vertilgung dieses Ungeziefers in Betracht komm»n, sollen mit einem Holzstäbchen auf Scheiben wn Brot. Speckschwarte oder Fleisch wie dicke Butter aufgestrichen werden. Diese bestrichenen Brotstellen werden aus Brettchen festgenagelt, damit die Raten das Vefperle an Ort und Stelle verzehren und nicht zu eingelagerten Kartoffeln Gemüse und dergl. verschleppen, wodurch die zubereitetsn Sveisen den Menschen gefährlich werden könnten. Die Lockwellen sollen in Kellern, Speichern, Kanälen und vor Rattenlöchern ausgelegt werden. Auch dem Einwickeln der V? sperle in Papier enipfielt sich, da die Matten den Drang zum Stecken besitzen uns ver­botene Früchte die Ratten reizen. Es empfiehlt sich über­haupt nicht, nur einerlei Futter auszulegen, sondern von verschiedenem etwas, da die Ratten Abwechslung m der Sveisekart wünschen, wodurch die Fr-sisucht der Ratten er­höht wird. Um die Wirkung des Giftes zu erhöhen, sind Gefäße mit Wasser aufzustellen, da durch das Trinken der Tod der Ratten beschleunigt wird. Alle Haustiere wie Hunde, Katzen und Hühner müssen unbedingt kern von dem Ort der Auslegung des Gifts gehüsten werden. Alle aus­gelegten Brocken müssen nach Anzahl, Ort und Stelle ge­kocht werden.

Aspirin hält Blumen frisch. Die schwedischen Apotheker behaupten seit einiger Zeit, daß im Lande ein fürchterlicher Mißbrauch von Aspirin herrsche. In den letzten Jahren sei der Verbrauch an diesem Stimulans unerhört gestiegen. Man fürchtete sogar schon, daß manche Menschen das Aspirin

als Rauschgift verwenden. Nun haben aber die Behörden eine Untersuchung angestellt, die diese Befürchtung als grundlos erwiesen hat. Man kam dabei zu einem über­raschenden Ergebnis: Die Blumenhändler sind es, die Aspirin in großen Mengen anwenden. Sie sind darauf ge­kommen, daß es das beste Mittel ist, um Schnittblumen möglichst lange frisch zu erhalten. Selbst eine schon ver­welkte Blume wird wieder ganz frisch, wenn man Aspirin ins Wasser tut.

Die letzten Wildpferde

Amerikanische Blätter wissen zu melden, daß tm Staat Montana die dort noch in starken Rudeln lebenden Wild­pferde - man schätzt ihre Zahl auf 400 000 ausgerottet werden sollen, weil die Tiere zuviel Flurschaden verursachen. Es handelt sich hier nicht um eigentlich wilde, sondern genau genommen, um verwilderte Pferde, deren Ahnen von den Spaniern mit nach Meriko gebracht worden und dort ver- wildert sind. Sie haben also arabisches Blut m ihren Adern.

In Europa weiß man davon, wie die Cowboys mit dem Lasso die schönsten Tiere aus einer Herde herausfangen und sie dann bändigen. Daß aber bei uns in Deutschland sich Wildpferde bis in die neueste Zeit gehalten haben, ist wenig bekannt. Zu merowingischen Zeiten etwa gab es in Ger- maniens Wäldern in großer Zahl jene Wildpferde, die uns bereits Julius Cäsar als sehr ausdauernd, äußerlich aller­dings unansehnlich und struppig, schildert. Die Tiere waren so unempfindlich, daß sie auch im Freien überwinterten. Als der Franken Karl sich mit brutaler Gewalt Sachsen unter- warfen hatte, wurden auf seine Veranlassung nicht nur in Niederfranken, sondern auch in Niedsrsachsen Gestüte ange­legt. Spanische und arabische Zuchthengste dienten zur Ver- edelung der altheimischen Rasse, zumal als Kaiser Heinrich l. sein besonderes Augenmerk auf Heranbildung einer leicht beweglichen Reiterei richtete. Wenn im Herbst nach der Ernte die Pferde nicht mehr gebraucht wurden, überließ man sie sich wieder sich selbst. Bedurfte man ihrer, fing man sie wieder ein, etwa fo, wie es bis heute >n Amerika geschieht. Aehnliches hören wir im 16. Jahrhundert auch von den Wildpferden in Ostpreußen und den Vogesen.

Am Niederrhein und in Westfalen haben sich bis in die Zeit der Eisenbahnen Wildpferde gehalten. Wie Fritz Mie- lert zu berichten weiß, trieben sie sich auf nicht benutzten Weiden umher und gehörten niemandem und jedem, d. h. jeder, auf dessen Wildbann sich die Tiere aufhielten, konnte sie als sein eigen betrachten. Noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hielten sich solche Pferde in einzelnen münsterländischen Moorgegenden auf, wie in der Davsrt. in der Letter Mark und in dem Tal der Steuer, der unteren Emscher und Lippe. Sie sind als Ueberbleibsel der bis in die Zeiten Karls des Großen zurückliegenden Pferdezucht anzusehen. Es war Sitte, die Pferde im Herbst, also nach getaner Arbeit, ins Freie zu jagen, woselbst sie sich den Winter über selbständig ernähren mußten. Im Frühjahr, oder wenn man ihrer sonst bedurfte, fing man sie sich wieder ein, was oft mit der Fangleine geschah.

Im Duisburger Wald haben sich die Wildpferde bis zum Jahr 1814 gehalten. Varnhagen von Ense weiß davon noch aus eigener Anschauung zu berichten:Im Duisburger Wald zeigte man mir Pferde, die sich aus dem Dickicht hin und wieder hervorwagten, und ich wurde belehrt, hier seien die einzigen in Deutschland noch vorhandenen wilden Pferde aus der germanischen Vorzeit; sie blieben ziemlich fern, so viel ich aber erkennen konnte, waren sie unans-hn-

uck), von IHrnntzrg grauer, etrvas ins Maukche spielenden

Farbe; wegen ihres geringen Ansehens und ihrer Unbän- oigkert gab man sich wenig Mühe, sie einzufangen. Sie ver­minderten sich aber von Jahr zu Jahr, und man sah ihr nahes Erlöschen voraus. Der Krieg, der im folgenden Jahre in diese Gegenden zog, beschleunigte ihr Verlchwinden, und bald nachher war keine Spur mehr von ibnen übrig. Mir aber blieb die Erinnerung, diese Spätlinge Germaniens noch gesehen zu haben, immer wert."

Im Duisburger Wald sind die Wildpferde längst ausge­storben. Das letzte Tier im Emscherbruch ist vor 1850 von einer Kugel ereilt worden. Nicht weit von Dülmen, bei

Bruch haben sich bis heute noch 2000 bis 3000 Wildpferde, deren Vorkommen vor 1400 ur­kundlich bezeugt ist, In Freiheit rrhalten. In der Geschichte der Stadt Dülmen berichtet der Oberförster Rinne darüber folgendes:Nicht unerwähnt bleiben darf hier die seit Tel. lung des Merfelder Bruchs im vorigen Jahrhundert durch die Herzöge von Cray in einem größeren eingefriedeten Komplex beide-, gras- und holzwüchsigen Bodens an der Grenze des (Mannten Bruchs fortgesetzte Züchtung der vor» dem zugleich mit Rinder- und Gänieherden die ausgedehnte Merfelder Gemeinheit ld. b die gemeinschaftlichen Heide, und Weidegründe der Grundbesitzer der Bauernschaft Mer­feld) bevölkernden halbwilden kleinen Pferdchen letzterer, der sogenanntenMerfelderbrücher", die Winter wie Som- mer draußen blieben, in ersterem nur mit Heu zugefüttert, und von denen jährlich die auf den berühmten Pferdemärk- ten an derKlie" zwischen Coesfeld and Gescher zu ver, kaufenden gemeinschaftlich eingefangen wurden. Die alte Rasse der Merfelderbrücher ist in der herzoglichen Zucht­bahnWildhahn" genannt, in kleinere, etwa 1,25 bis 1,35 Meter hohe, kleinköpfige Ponys übergeführt, die im Winter in offenen Schuppen mit Heu zugefüttert werden; bei Be­darf werden sie mittels Bindseilschlingen, sobald sie mit einem der Vordersätze in eine sloch« hineintreten, eingefan­gen, um im Stalle bei guter, freundlicher Pflege bald zu­traulich zahm und zu allen Dingen sehr brauchbar zu wer­den."

Von diesen Tieren wird jährlich eine Anzahl eingefan­gen und versteigert. Sie werden beschrieben als kleine sehnige Tiere mit gedrungenem Körper, kräftigen Gliedern, langen Mähnen und Schweifen, die mit Hellem Wiehern rudelweise über die Ebene galoppieren, daß der Boden zit­tert, oder ziehen ruhig äsend über die besonnten Gras­flächen.Ihre Färbung ist verschieden, dunkelbraun, fast schwarz, aschgrau oder ins Rötliche schimmernd. . . Wenn man ruhig die Wildbahn durchquert, kommen sie oft zu­traulich heran. Unter den auf dem ganzen Gelände ver­streuten Vaumgruppen stehen die Pferde einzeln oder in kleinen Trupps regungslos, um unter dem Gezweig Schutz zu suchen gegen die sengenden Sonnenstrahlen; an anderen Stellen traben die kleinen Fohlen, allerliebste Tierchen in meist hellbrauner Farbe, die Bahn entlang neben der Mut­ter her."

Eine Kette von Treibern zieht um die Tiere einen sich stetig verengenden Ring, bis sie schließlich im Gatter um­sonst nach einem Ausweg suchen. Wie die Pferde schließ­lich eingefangen werden, das weiß ein Augenzeuge, Dr. Schäfer, sehr anschaulich zu schildern:Aus dem dichien, in einer Ecke zusammengedrängten Knäuel der Pferde er­späht sich der Einfänger einen Hengst, nähert sich ihm be­hutsam, wirft sich ihm an die Mähne und ringt mit Hilfe eines oder mehrerer Männer ihn zu Boden. Schnell wird dem Tier ein Halfter um den Hals geworfen. Dies Bild wiederholt sich mehrere Male, bis die einjährigen Hengste berausaefavaen sind ... Der geschickte Einfänger, versteht