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98. Jahrgang.

Nr. 159

Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.

Drscheinungrwetse: «mal wSchentt. Anzeigenpreis: Die Zeile 750Mk., yamittenanzeigen 400 M., Reklamen 2000 Mk. Auf Ännmelanzeigen kommt ein Zuschlag von 100"/«, Fernspr. S

Mittwoch, den 11. Juli 1923.

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B«r»a «Preis: Ja der Stadt mit TrLgrrlohn llvvvo Mk. monatlich. PostbezugSprei» 1<XX>0 MI.

ohne Bestellgeld, tklngelnummer 400 Mk. Schluß der Anzeigenannahme SUHr vormittag».

Neueste Nachrichten.

Wenn die Rentermeldung richtig ist, so wird zwischen den All!« irrten und der Türkei der Frieden heute unterzeichnet.

i Nach halbamtlicher Nachricht aus London wird morgen über die ! Haltung der englischen Regierung in -er Ruhr- und Repa- ra^onsfrage eine Erklärung abgegeben werden. Ueber den endgültigen Inhalt wird bemerkt, daß die Regierung im Hin- j blick aus die seitherige Unmöglichkeit, mit Frankreich zu eine« l Verständigung zu kommen, selbständige Schritte zu machen be­absichtige, da die Gefahr einer Katastrophe immer mehr steige. Vorgeschkagen wird die Bestellung einer internationalen Kom- Mission zur Feststellung des Grades der Zahlungsfähigkeit Deutschlands; auch soll darüber beraten werde«, wie dieSi­cherheit" Frankreichs ans internationalem Wege garantiert (!) i werden könne. Wir werden namentlich letzterem Punkte unser ganz besonderes Interesse z« widmen haben. Zur Erläuterung ! für Unbelehrbare gibt Reuter auch noch halbamtlich bekannt, ! daß die unsinnigen Gerüchte über eine etwaige Loslösnng der englischen Politik von Frankreich mißbilligt würde«, und daß man selbstverständlich alle Mühe darauf verwenden würde, alle

Frage« mit Frankreich gemeinschaftlich zu regeln.

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Der französische Senator Beringe» hat den französischen Stand­punkt dahin gekennzeichnet, daß Frankreich die deutschen Zah­lungsverpflichtungen in dem Grade ermäßigen wolle, in dem England und Amerika die französischen Schulde« ermäßig«.

Der deutsche Geschäftsträger in Brüssel, Dr. Landsberg, wurde von einem jungen Belgier beschimpft und mißhandelt.

Die Ruhr- und Reparationsfrage.

Die Erklärung der englischen Regierung auf Donnerstag festgesetzt.

London, 11. Juli. DerEvening Standard" meldet unter dem 10. Juli: Das Kabinett tritt morgen nachmittag zusammen, um den Wortlaut der wichtigen Erklärung endgültig festzusetzen, die am Donnerstag von Baldwin und Lord Lurzon in beiden Häu­sern abgegeben werden soll. Im Oberhause teilte Salisbury mit, daß Lord Lurzon am Donnerstag eine Erklärung über die Re­parationsfrage abgeben werde.

Der angebliche Inhalt der englischen Regierungserklärung.

London, 10. Juli. Der diplomatische Korrespondent der Westminster Gazette" schreibt, Baldwin werde in der be­vorstehenden Erklärung voraussichtlich betonen, daß die Re­gierung das äußerste getan habe, um bei den Verhandlun­gen über das letzte deutsche Angebot eine gemeinsame Aktion mit Frankreich zu erzielen, daß es aber unmöglich gewesen sei, die französische Forderung zu unterstützen, daß Deutschland in der Ruhrsrage bedingungslos kapituliere. Er werde weiter erklären, daß aus die britische Frage nach dem Regime, das die Franzosen und Belgier im Ruhrge­biet nach Beendigung drs deutschen Widerstandes einrichten wollen und nach dem Datum, wann sie das Gebiet wieder - zu räumen beabsichtigen, keine klare Antwort erteilt wor> " den sei. In allen diesen Punkten komme ein Kompromiß ! nicht in Frage und die britische Regierung stehe daher vor der Notwendigkeit, eine besondere Antwort auf die deutschen Vorschläge zu erteilen und einen alternativen Plan vorzu­bringen, der, wie man hoffe, Europa vor einer Katastrophe bewahren werde. Der Berichterstatter glaubt folgende An­gaben über die Absichten der Regierung machen zu können: !l) Festsetzung der von Deutschland zu zahlenden Summe durch eine internationale Kommission, die entweder vom Völkerbund oder der Reparationskommisfion zu ernennen wäre, 2) Einberufung einer internationalen wirtschaftlichen Konferenz, die die beste Methode für die Zahlung und die Regelung der interalliierten Schulden angeben soll, 3) Re­gelung der Probleme des Ruhrgebiets und der Rheinland«, kurz der Frage der Sicherheit Frankreichs durch eine ähn­liche internationale Aktion.

Eine halbamtliche englische Kundgebung über das Verhältnis zu Frankreich.

, London, 11. Juli. (Reuter.) Alles Gerede über eine« Bruch !*>it Frankreich in der Reparationsfrage wird in amtliche« Krei- !kn r« London nachdrücklich mißbilligt. Bezüglich des Inhalts der «Erklärung über die britische Politik, die am Donnerstag in den Heiden Häusern des Parlaments abgegeben werden soll, sei nichts ßekasnt, doch könne zuversichtlich gesagt werden, daß dies« Erklii.

All alle Spender filr die RnWlfe!

Nun ist es ein volles halbes Jahr, seit das Ruhrgebiet und die anderen Reichsteile am Rhein unter schwerster feindlicher Be­drückung liegen. Unerhörtes und Unaussprechliches haben die Brüder und Schwestern dort erduldet. Jeden Tag aufs neue krampst sich uns anderen das Herz Lei den neueintreffenden Nachrichten.

Und noch steht die Front dieser tapferen, waffenlosen Kämpfer und Kämpferinnen gegen die ganze feindliche Macht unerschüttert und unerschütterlich ein Ehrenzeugnis heldenhaften, treuen Opfermutes, der sich selbst in der Gewalt hat, wie ihn bis jetzt kaum ein anderes lebensstarkes Volk in der Geschichte bewiesen hat. Ihrem tapferen Ausharren in Qual und Mißhandlung haben wir es zu danken, wenn das Reich noch nicht verloren ist.

Dm hkulige HMWW der Besetz«««

ruft uns aufs neue die Pflicht der tatkräftigen Dankbarkeit ins Gedächtnis. Tausende und aber Tausende aus allen Schichten der deutschen Bevölkerung haben bis jetzt durch Spenden bekundet, daß sie mit den tapferen Vorkämpfern am Rheine fühlen und nach Kräften ihnen ihr schweres Los erleichtern möchten.

Bei den bisherigen Spenden darf es nicht bleiben k Wer einmal gegeben hat der gebe wieder!

Und gebe das Doppelte dessen, was er bisher geopfert! Die heimatlichen Zeitvngen leiten die Gaden gerne weiter!

Das soll heute unser Dank sein. Er bleibt immer noch klein und schwach gegen die übermenschlich große Tat für uns, für unsere Heimat, unsere Zukunft!

Verein Württembergischer Zeitungsvrrleger.

rung nichts Aufsehenerregendes bringen werde. Die werde ver­suchen, vor der Welt die Ansichten der britischen Regierung über die Wiederherstellung Europas offen darzulegen. Eine Tür werde offen gelassen für eine volle Zusammenarbeit zwischen England und Frankreich. Man hoffe aufrichtig, daß die französische Re­gierung eine Möglichkeit sehen werde, sich mit der britischen Re­gierung zusammenzufinden. Selbst wenn sich als notwendig er­weisen sollte, daß Großbritannien eine eigene Richtlinie verfolge, so sei zu bemerken. Laß Frankreich schon zweimal eine Son-er- aktion gegenüber Deutschland unternommen habe (einmal, als es das Ruhrgebiet besetzte und dann, als es das erste deutsche An­gebot beantwortet hat, ohne England zu befragen) und daß das doch keinen Bruch der Entente verursachte. Die haitisch« Regie­rung ziehe sicher keine Aktion in Erwägung, die einen derartig drastischen Charakter habe.

Die französische Reparationspolitik.

Paris, 10. Juli. Der Senator Beringer hat seinen Bericht über das Budget der von Deutschland zu zahlenden Ausgaben für den Wiederaufbau sertiggestellt. Er setzt die Höhe der Reparationen, die die französischen Steuerzahler bereits für das Konto geleistet haben, auf 37 740 Milliar­den fest. Es bleiben also noch 80 Milliarden zu bezahlen. Der Berichterstatter sagt in seinem Bericht, im Falle, daß wir unseren Anteil erhalten, werden wir unsere Alliierten bezahlen. Falls diese glauben, daß der Rest von 68 064 Millionen, die dem Reiche auferlegt sind und die Zahlungs­fähigkeit Deutschlands übersteigen, sind wir bereit, ««seren Schuldnern in dem Matze Erleichterungen z« gewähren, in dem wir selbst von unseren Verpflichtungen gegenüber un­seren Gläubigern entbunden werden. Welchen Druck man auch auf Frankreich ausüben werde, es werde sein Pfand nur in dem Maße der erlangten Geldzahlung aufgeben. Man darf nicht unter dem Deckmantel internationaler Anleihen ohne reale Grundlagen den Versuch machen, Frankreich zu entwaffnen und zu schwächen. Frankreichs Programm läßt sich in die Worte zusammenfassen: Ga- , rantien und Sicherheit.

Sie sr««Mch> V Gew«l<v»M.

Die Frage der Urheberschaft des EyplosionsungMchs bei Duisburg.

Berlin, 11. Juli. Zu dem Explosionsunglück auf der Rhein- brücke bei Duisburg-Hochfeld meldet dieVossische Zeitung" aus Essen, daß gestern Verhandlungen zwischen den deutschen und den belgische« Behörden statifanden, die eine Mitwirkung der deut­schen Behörden bei der Auffindung der Täter zum Ziele hatten. Das Gerücht, daß die Täter bereits ermittelt worden sind, hält sich hartnäckig aufrecht. Es soll sich um einen Franzosen und einen Argentinier handeln. Der letztere soll bei seiner Verhaftung ein Fläschchen Morphium in der Tasche gehabt haben, um im Falle seiner Ergreifung sich das Leben zu nehmen. Dies sei ihm jedoch nicht gelungen. Die beiden Festgenommenen sollen einer inter­nationalen anarchistischen Verschwörerbande angehören. Eine Be­stätigung dieses Gerüchtes war, den Blättern zufolge, bisher nicht zu erlangen.

Das belgische Wüten.

Berlin, 11. Juli. Soweit bisher festgestellt worden ist, sind seit dem Explosionsunglück auf der Rheinbrücke bei Hochfeld in Duis­burg 3 Bürger erschossen worden. Zur Zeit sind als Vergeltungs­maßnahme für das genannte Explosionsunglück 26 Geiseln in Hast.

Französisch-belgische Mitteilung über die Haltung der deutsche» Regierung gegenüber Sabotageakte

Paris, 10. Juli. Die Havas-Agenlur veröffentlicht folgende, offenbar amtlich beeinflußte Depesche aus Brüssel: Aus Anlaß des Eisenbahnunfalls in Hochfeld haben dir Kabinette von Brüs­sel und Paris verlangt, daß die deutsche Regierung die verbreche­rischen Akte der Gewalt, die im besetzten Gebiete begangen wer­den, verleugne. Die Regierung von Berlin, die ihre Unkenntnis der Tatsachen zum Ausdruck brachte, und diese Attentate als spon­tan im Hinblick auf die Erregung der Bevölkerung im besetzten Gebiet zu erklären versuchte, hat mitgeteilt, daß sie ihre ganze Macht darauf verwende, den aktiven Widerstand zu verhindern. Es ergibt sich außerdem aus einem amtlichen deutschen Commu- nique, das infolge einer Demarche des Nuntius beim Reichs­kanzler jede verbrecherische Gewalttat verurteilt und daß die deutschen Verwaltungen im besetzten Gebiet durch Maueran­schläge die Bevölkerung aufgefordert haben, sich jeden Sabotage­aktes zu enthalten.

Beleidigung des deutschen Geschäftsträgers in Brüssel.

Berlin, 10. Juli. Nach einer Meldung aus Brüssel wurde dek dortige deutsche Geschäftsträger gestern abend nach dem Verlassen der Gesandtschaft beim Betreten seines Privathauses von einem jungen Belgier durch einen Faustschlag leicht verletzt und nach der Festnahme des Täters von diesem beleidigt. Die belgische Re­gierung wurde auf diplomatischem Wege um Entschuldigung und um Bestrafung des Täters ersucht. Wir denken, da hätte die Initiative doch von der andern Seite kommen sollen.

Brüssel, 10. Juli. (Agence Beige.) Es verlautet, daß die Re­gierung beschlossen habe, wegen des Angriffs auf den deutschen Geschäftsträger eine Untersuchung einzuleiten.

Die planmäßige Fortsetzung der Gewalttaten.

Karlsruhe, 10. Juli. Heute morgen 5 Uhr ist ein Holz­lager der Stadt Karlsruhe südlich der Rheinstraße beim Elek­trizitätswerk von den Franzosen besetzt worden. Ebenso wurde besetzt in Maxau die Zellulosefabrik von Vogel, Bern- heimer u. Schnurmann.

Frankfurt a. M., 10. Juli. Heute früh sind die Bahnhöfe Ar- heiligen, Sprendlingen und Sprendlingen-Buchschlag von den Franzosen besetzt worden. Der PenLelzugsverkehr Darmstadt Egelsbach ist damit unterbunden. Die Pendelzüge Frankfurt Darmstadt verkehren nur noch bis Isenburg und zurück.

Pirmasens, 9. Juli. Die Besetzung des hiesigen Post­amts durch die Franzosen bis zum 14. Juli ist erfolgt, weil von der Post gewisse Fernsprechverbindungen für die Besatzungstruppen angeblich nicht herbeigeführt worden waren.

Paris, 9. Juli. Nach einer Havasmeldung aus Düssel­dorf ist in der Nacht vom 6. zum 7. Juli in Maximiliansau bei Ludwigshafen ein Transport von 17 Milliarden Mk. beschlagnahmt worden, der angeblich zur Bezahlung von Streikunterstützungen für die Eisenbahner bestimmt war.

Paris, 9. Juli. Havas berichtet aus Düsseldorf: Zwi­schen Neustadt und Speyer in der Pfalz ist auf dem Schi«, nemvege ein Haufen Ziegelsteine gefunden worden. Ls wurden die üblichen Sanktionen ang«orduet.