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^lillw och, den 19. Februar 19ciO
ioayrgang lOiL
Der Ausgleich im neuen Reichshaushalt
Noch keine endgültige Einigung im Neichskabinett Keine Rate für das Panzerschiff 6 — Schwierige Deckungsverhandlungen
TN. Berlin, 10. Febr. Die Montagberatungen des Neichs- kabiuetts, die sich bis 1 Uhr nachts hinzvgcn, haben, wie entgegen der amtlichen Mitteilung sestgcstellt werden kann, noch keine endgültige Einigung in allen wesentlichen Fragen gebracht. In der Sitzung des Nelchskabinetts wurde in der Hauptsache der Ausgabenhaushalt besprochen. Der Neichssinanzminister Moldenhauer stellte sich hier aus den Standpunkt, daß Ersparnisse nur in Höhe von 80 Millionen Mark gemacht werden könnten, während einige andere Parteien die Ansicht vertraten, daß höhere Ersparnisse zu erzielen seien. Diesen Argumente» gegenüber betonte der Reichöfinanzminister jedoch, daß ein Ansatz» von Ersparnissen in größere»» Betrage nur dazu führen würde, daß die fehlenden Summen Im NachiraghauShalt für 1931-32 erscheinen würden. Man einigte sich schließlich daranf, daß -er Ansatz -er Ausgaben stke die einzelnen Ministerien, soweit sie strittig sind, in gesonderten Verhandlungen zwischen dem Finanzminister nud de« Ressortminister» festgestcllt werde» soll. Dies gilt insbesondere sttr die Frage des Haushaltes -er Reichsanstnlt für Arbeitslosenversicherung. In dieser Frag« ist es zwischen dem Reich-sinanzininlster und dem Neich-Sarbeitsintnister zn starke» Meinungsverschiedenheiten gekommen, da die Sozialdemokratie die ursprünglichen Pläne MoldcnhauerS für die Herbeiführung des Ausgleichs im HanShalt der Neichsanstalt aügelchnt hat. Hier bürsten auch in der Hauptsache die Schwierigkeiten sür die kommenden Verhandlungen liegen. Weiter ist im Kabinett endgültig beschlossen worden, sür den Panzerkreuzer 8 im Haushalt 1910-21 keine Summe, anch keine sogenannte Anerkennungsgebühr, einznsetzen. Die Vertreter der SPD. erklärten, daß sic i» dieser Krage nicht nachzugebcu gewillt seien.
lieber die Frage, wie der Fehlbetrag im Haushalt zu -ecken ist sBiersteuer nsrv.j, ist keine Einigung erzielt worden. Eine Klärung dieser Frage dürste erst erfolgen, nachdem eine Einigung zwischen dem Neichssinanzminister Mol- detlha»er und dem Reichtarbeitsministrr Wissest'!« der Frage der Arbeitslosenversicherung erzielt worden ist.
lieber die gegenwärtigen Finanzverßandlungen werden noch folgende E nzelheiten bekannt: Bezüglich der Stellung des Kabinetts in der Frage des P a n-z e r sch t s f e s,I« ist noch in der Montagssttzung ein Kompromiß zustande- gekommen. Am ReichSwehrhanStzatt sind gegenüber den Anforderungen für 1980 SS Millionen gestrichen worden. Gegenüber dem Haushalt 1629 bleibt jedoch ei» Mehr von L0 Millionen, ans Grund dessen der Neichsweyrministcr seine Forderung auf Einsetzung eines Betrage» sür Las Panzerschiff dürfte fallen gelassen haben.
Dis SachverstSndigenbcsprcchnnge« beim Reichsfinanzministe«.
In der gestrigen interfraktionellen Besprechung der Finanzsachverständigen der Regierungsparteien mit dem Reichsfiiianzmin stcr fand eine Aussprache über die mit der Deckung des Haushaltsfehlbetrages zusammenhängenden Fragen, insbesondere über die notwendige Stenercrhöhung statt.
Ueber die Deckungsfrage ist es im Finanzpolitischen Ausschuß der Regierungsparteien zn einer recht lebhaften Erörterung gekommen. Es scheint baß der NeichZ- st»anzmtn:ster nnn auch aus Sie bisherige „kleine« Deckungs- vorlagc zu verzichten bereit ist. Statt dessen sollen in dem Schuldentilgüvgskonds nicht nur der ISI-Millionen-Fehlbetrag d:A Haushalts 1823, sondern auch der Fehlbetrag der Arbeitslosenversicherung vom Jahre 1820 in Höhe von 8:0 Millionen eingerechnet werde«, sodaß für die eigentliche Schuldentilgung nur noch 70 Millionen übrig bleibe». Demzufolge müßten «och die nächsten 6 -8 Jahre mit der Schuldentilgung und Schnldenkonsolidicrung belastet werten. Die Vorschläge deS Reichssinsnzministerittms in de« Frage der ArbeitSlosenverstchernngS- resorm gehen dahin, daß in den ordentlichen Hrnshalt Ei» 150 Millionen Mark Znschüffe znr A beiislofenv-r- iichernng eingesetzt werden, während 103 Millionen von der, bc d;„ ai deren Sozialversicherungen übernommen werden tollen. Sollte sich hie Aufnahmefähigkeit der beiden Tcr- ! ü ößcr erweisen, hpsst man, ihnen auch 150
-.illiouei, anflegrn zn können» sodaß für de« HanShalt nur 160 Millionen z« übernehme« blieben.
Die inzialpolitischen Sachverständigen der -Regierungs
parteien h eltsn am Dienstag mittag-mit-dem ReichSsina'nz- mlmst-r eine Besprechung ah. in der die San lern na ^^^ ^ ^"Er sichcr ii n g erörtert wurde. ,km Vordergrund der Besprechung steht nach wie vor der Vorschlag, der Arbeitslose!,Versicherung Lurch Verkauf von -Vorzugsaktien der Reichsbahn an d e Invaliden- und An- gestellteuvcrsrcheriing die nötigen Mlltel zn beschaffen. Von den Parteien wurdet» die verschiedensten Vorschläge aeitracht.
Schließlich kam man jedoch überein, zunächst einen präzisen Vorschlag des Ne chsfinanzministers und des NelchSarbcits- miuisterS abznwaricn.
In Len nächsten Tagen werden die Minister des Faches Besprechungen mit den Präsidenten der Reichsversiche- rnngsanstalt für Angestellte und der Invalidenversicherung darüber haben, welche Summen diese beiden Versicherungsanstalten für Vorzugsaktien der Reichsbahn frc machen können. Das Ergebnis soll den Sozialpolitikern der Parteien am Donnerstag unterbreitet werden.
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Die Beratungen der vereinigten ReichstagSansschüsse übe« d'e Koung-Gesetze.
Die vereinigten Ausschüsse für den Noungplan setzten am Dienstag zunächst die vertrauliche Aussprache über das Thema Schutzklau scl fort. Für den folgenden Fragenkomplex, der sich mit dein Schiedsgerichtsverfahren, den Sicherheiten und Pfändern befaßt, wurde die Vertraulich- kc t der Beratungen ansgehoben, lieber das Schiedsgericht äußerte sich ans Anfragen Ministerialdirektor Gaus. Das Schiedsgericht sei nicht nur für Streitigkeiten zwischen Glaub gern und Schuldnern, sondern auch zwischen den Gläubigern selbst zuständig. Bei allen Prozessen müsse dem Schiedsgericht ein deutscher Richter angehören. Dann sprach der Minister für die besetzte» Gebrete, Dr. Wirth, besten Ausführungen sür vertrau! ch erklärt wurden.
Tie zweite NeichsisgSlrsung des Aouusplanes Mitte nächste« Noch?.
D e Vereinigten Rcichstagsansschüsse, Hanshaltsaus- schnß nnd Auswärtiger Ausschuß, werde» die Beratung der ?)ounggcsctze am Samstag beschließen. Für die zweite Lesung -cS Aonngplarres rn der Neichstagsvollsitznng ist der Mittwoch nächster Woche tn Aussicht genommen.
Der deutsch-polnische Roggenvertrag unterzeichnet
TU. Berlin, IS. Fcdr. Wie die Telcgraphennnion erfährt, ist am Dienstag in Warschau der dentsch polnische Roggen vertag, der znnächst bis znm 1. Juli 1931 gilt, nnter- zxichnet worden. Ein gemeinsames Verkanfsbüro ist in Aussicht genommen. In dem Vertrag wird der be dersritige Verzicht anf Prämien ausgesprochen. ES ist e!n Verhältnis
Tages-Spiegel
Im Neichskabinett konnte bisher nur eine teilweise Einigung über de« Ausgleich des Rcichshaushalts 1980 erziel« «erden. Aus die Einstellung einer Rate sür den Van des Panzerkreuzers 8 in den Etat wurde verzichtet.
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Schwierige Tecknngsverhandlnngen fanden gestern bei de« Besprechungen der Sachverständigen der Ncgiernngspar- teicn mit dem Neichsfinanzministcr statt.
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Die Neichsregiernng will die Abstimmung übe« die Nvnng- gesetze bis znm 1. März erledigt misten. Die zweite Lesnng ist sür kommende« Mittwoch vorgesehen.
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Ter deutsche Gesandte für Südslawie«, Dr. Adolf Köper, der sich vor einigen Tagen einer Blinddarmoperation ««- terziehe« mutzte, ist gestern abend in Belgrad verschieden.
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Ueber die Negiernngsbildung in Frankreich herrscht noch keine Klarheit. Tie meiste« Aussichten dürste ein neues Kabinett Tar-ie« haben, doch hört man anch dr« Name« des wiederhergestellte» Poincars.
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In dr« Kreis«« der Londoner Flottenkonferenz erwägt man einen politischen Sicherhcitspakt, der svmohl sür Krankreich wie Amerika annehmbar ist.
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Die sächsische Regierung BUng«r ist gestern im Landtag durch Annahme eines nationalsozialistische« Mitztranensantrages gestürzt worden.
vvn 60 ». H. für Dentschkand »nd 10 v. H. sür Pole« vorgesehen. _
Haussuchung in der K.P.D.-Zenlrale
TU. Berlin, ig. Kebr. Gestern früh wurde das Karl-Lieb- knecht-HauS am Bülowplatz, in dem sich die Zentralverwal» tung der Kommunistischen Partei Deutschlands beftndrt, von eknem größeren Polizeiaufgebot beseht und -uss eingehendste durchsucht.
Die Durchsuchung förderte mehrere Zentner Druckmate- rtal zutage, das sich mit Zersetzung der Reichswehr nnd der Schutzpolizei befaßte und außerdem Broschüren und Flugblätter, die auf Grund gerichtlicher Beschlüsse aus zurückliegender Zeit der Beschlagnahme unterliegen. Ferner wurde umfangreiches Material über den vrrbotenen Notfrontkämp- ferbnnd, znm Teil aus neuester Zelt, gefunden und beschlagnahmt.
Die Genfer Zollfriedenskonferenz
Reichswirlschastsminister Schmidt über Deutschlands besondere Lasten
TU. Genf, 10. Febr. In der Dienstagsitzung kamen die Großmächte zum Wort. Der englische Handelsministcr Graham betont?, eö gelte jetzt die zahlreichen Mißverständnisse nnd Unklarheiten, die einem Zollwafsenstillstand entgegenstünden, zu beseitigen. TaS Ziel sei nicht eine Stabilisierung, sondern eine wesentliche Herabsetzung der bestehenden Zolltarife. Der Zollivassenstillstand sei nur cin Mittel dazu, keineswegs Selbstzweck. Graham machte dann den Vorschlag, einen besonderen Ausschuß einznsetzen, der neben den Verhandlungen über den Zollwasfenstillstanü bereits die Arbeitsmethoden für die weiteren und grundsätzlichen Verhandlungen üü.r die Zolltarishcrabsetzungen einleiten müsse. Die GeneralauSsprachc bedeute nur Zeitverlust. Der Anfan g S ze i t p u n k 1 für den Zollwasscnstillsiand müsse möglichst auf den 1. Oktober zurücköattert werden.
Rcrchswirtschaftsmiuiftcr Tr. Schmidt legte den grundsätzlichen Standpunkt der Neichsregierung zn dem Gedanken der europäischen Wirischaftsverständigung bar. Er stellte fest, die Konferenz müsse Mittel nnd Wege finden, »M «inen Zollsrieden und die wirtschaftliche Annäherung der Staaten zn erreichen. Dies sei möglich, 1. dnrch eine universale Regelung, dis sich ans sämtliche Staate» der Welt erstrecke, 8. dnrch eine Regelung, die nur für einzelne Erdteile ober Läüder bestimmt sei.
Dr. Schmidt behandelte dann Deutschlands Wirtschaftslage, die er folgendermaßen znsammenfaßte: Kapitalknapp- heit, Reparationen, Arbeitslosigkeit, landwi-tschasisiche Notlage «rd ungünstige Begleiterschsinnngen der Rationalisierung. Deutschland keflndd sich fett 1^ Jahren itimZeichen absteigender Koüjünklur. Dr. Schmidt erklärte zum Schluß, daß Deutschland grundsätzlich^ bereit sei, jede Mitarbeit zn leisten, die auf eine wirtschaftliche Verständigung und Annäherung der Nationen bedacht sei.
Die allgemeine Aussprache mußte darauf mangels weiterer Redner vertagt werden. De« stärkste Widerltauü acae«
den Zollfriedensgedanken geht znrze!« von der franzSfischs« Abordnung aus, deren Haltung die gleichfalls dem Zollwas, fensttllstand ablehnend gcgenüberstehende» Mächte wie Polen nnd die Tschechoslowakei in ihrer Stellung bestärkt hat. Die Ursache für die ablehnende Haltung Frankreichs wird h er im wesentlichen in -er ungünstigen Gestaltung der passiven französischen Handelsbilanz gesehen. Eine Rundfrage der französischen Negierung bei den Handels- und Landwirtschaftskammern hat eine etnstimm ge Ablehnung des Zollfriedensgcdankens ergeben. Durch den Sturz des Kabinetts Tardieu legt sich nunmehr die französische Abordnung völlige Zurückhaltung auf. Hierdurch ist zunächst sttr die Konferenz e«ne ernste Störung entstanden. Deutschland wünscht späteren Zeitpunkt für das Inkrafttreten des Zollwassenstillstandes.
Zwischen der deutschen und der französischen Abordnung hat gleich zu Beginn der Zollfriedenskonferenz eine vertrauliche Fühlungnahme stattg funöen, in deren Verlauf» wie verlautet, von französischer Seite der Wunsch ans ein gemeinsames Vorgehe« Deutschlands nnd Frankreichs geltend gemacht' worden ist. Dieser Vorschlag ist jedoch von deutscher Seite im Hinblick auf die bereits feststehende Haltung der deutschen Negierung zu dem Gedanken eines europäischen ZollschntzeS abgelehnt worden. Der dem Ncichswirtschasts- rat zugeleltete Entwurf über einen Zollwaffenstillstand, der vom Wirtschaftskomitee des Völkerbundes ausgearbeitct worden ist, hat einstimmige Billigung gefunden, wobei le-Vich einige technische. Abänberuiigk'wttnsche geltend gemacht worden sind. In Kreisen der deutschen Abordnung wird jedoch die Arrssassnng vertrete«, daß der 1. Oktober 1924 als Zeitpunkt für das Inkrafttreten deS LoLwassenstillstendes, wie von seiten des WirtschaftSkonritecs des Völkerbundes Voranschläge» worden war, für Deutschland untragbar sei, da die letzte deutsche Zolltarifnovelle hinter diesem Zeitpunkt liege «nd dadurch für Deutschland wesentliche Schwierigkeiten ent- ltebea könnten.