Likuna des Völkerbundsrats in Genfganz gewiß' nicht in Paris aussteigen. Zuletzt zählte er an den Knöpfen sei­ner Weste ab: soll ich, soll ich nicht? Er blieb beisoll ich stecken und fand Zeit, eineinhalb Tage in der Semestadt sich aufzukalten und mit Herriot lange Aussprachen zu pflegen. Wie sich England zu der Räumung, zum Sicherheitsvertrag usw. verhalten wird, weiß man nun so ziemlich im voraus- Nur wenn die Reichsregierung auch ihren Mann stellt und bei den Engländern sich in Respekt setzt, wird sie von dort etwas Gutes zu erwarten Liberi. Der englische Boden ist vorbereitet: man möchte Deutschland nicht verlieren und den Russen in die Arme treiben, d so dumm wie die Franzosen sind die Engländer nicht, aber wie gesagt, Voraussetzung ist der Respekt.

Neue Nachrichten

Zur Reichspräsidenkenwahl

Berlin, 6. März. DieBerl. Ztg." erfährt die Rechts­parteien werden sich voraussichtlich auf den früheren Reichs- innenminister Dr. Jarres als Kandidaten für die Reichs­präsidentschaft einigen. Falls die Sozialdemokraten nicht die Kandidatur Marx unterstützen, sondern in dem früheren preußischen Ministerpräsidenten Braun einen eigenen Kandidaten aufstellen sollten, würde wahrscheinlich die Baye­rische Volkspartei für Jarres eintreten. Wenn aber im zwei­ten Wahlgang die sozialistischen Stimmen Marx zugefuhrt würden, so würde auch die Bayerische Volkspartei für Marx stimmen. Die Kommunisten werden an ihrem Abgeordne­ten Thäl ui ann festhalten.

Der Reichspräsident wird bekanntlich auf 7 Jahre ge­wählt.

Zur preußischen Regierungskrise

Berlin. 6. März. Die Wahl des preußischen Ministerprä- sideten ist endgültig auf 10. März festgesetzt. Die sozialdemo­kratische Fraktion hat, wie verlautet, beschlossen, nun wieder einen eigenen Kandidaten aufzustellen, da Dr. Marx als Kandidat für die Reichspräsidentschaft in Frage kommt.

Vertagung des Reichstags

Berlin, 6. März. In der Sitzung des Reichsrats wurde mitgeteilt, daß der Reichstag sich Ende nächster Woche bis nach der Wahl des neuen Reichspräsidenten vertagen werde.

In parlamentarischen Kreisen wird versichert, die Ver- u.g:ng des Reichstags sei noch keineswegs beschlossene Sache? Es haben bis jetzt nur unverbindliche Besprechungen der Reichsratsmitglieder stattgefunden.

Reichsinnenminister Schiele hat bei dem Reichstags­präsidenten Löbe angeregt, da eine Beschlußfassung über den zweiten Wahlgang gerade in die Osterzeit fallen würde, wo der Reichstag nicht versammelt ist, schon setzt einen vor­läufigen Beschluß über den zweiten Wahlgang zu ver­anlassen.

Generaldirckkion und Eisenbahner Berlin, 6. März. Die Generaldirektion der Reichseisen­bahn hat gegenüber der Streikbewegung in den Eisenbahn­werkstätten und der Drohung mit dem allgemeinen Streik sich entschlossen, die Verhandlungen mit den Verbänden, die heute begonnen haben, fortzusetzen, jedoch jeden Versuch eines Streiks oder einer gewalttätigen Beeinflussung der Arbeiter mit allen Mitteln rücksichtslos zu brechen. In den Berliner Werkstätten ist nach, der Erregung der letzten Tage zurzeit eine gewisse Ruhe eingetreten.

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Starke Mehrheit für das Kabinett Ismet Angora, 6. März. In der Nationalversammlung legte der neue Ministerpräsident General Ismet Pascha die Grundsätze seiner Politik dar. Die Nationalversammlung prach ihm mit 155 gegen 23 Stimmen bei nur zwei Ent­haltungen das Vertrauen aus. Die Nationalversammlung nahm ein Gesetz an, in dem der Regierung für zwei Jahre das Recht gegeben wird, alle Vereinigungen und Druck­schriften zu unterdrücken, die revolutionäre oder reaktionäre Ziele verfolgen. Personen, die sich solcher Vergehen schuldig machen, werden vor das unabhängige Gericht gestellt.

Erregung in Japan über die neuen amerikanischen Flokkenübungen

Tokio, 6. März. Die Blätter äußern sich sehr erregt über die amerikanischen Flottenübungen bei Haiti. Amerika predige den Frieden, bereite aber vor der Türe Japans einen Slugriss vor. Das japanische Volk werde dadurch be­leidigt.

Die unklare Haltung Lhamberlains

London, 6. März. In der gestrigen Unterhaussitzung verlangte Abg. Fischer (Lib.), daß dem Unterhaus die Gründe für die Nichträmnung Kölns mitgeteilt werden. Es schein?, daß nach der Absicht Frankreichs die Räumung mit der allgemeinen Sicherheit verknüpft werde. Er frage, ob die Räumung Kölns unabhängig von der Zustimmung durchgeführt werde, falls England überzeugt sei, daß Deutsch­land seine Verpflichtungen im wesentlichen erfüllt habe. Eng­land dürfe nicht einen unvorbedachten zufälligen Verzug als Vorwand nehmen, um in Köln zu bleiben. Die Liberecken seien gegen einen Dreibund England-Frankreich-Belgien.

Außenminister Austin Chamberlain antwortete, er könne nur mit Vorsicht über gewisse Fragen sich aussprechen. Auch er (Chamberlain) Hab« gegen die Saarverwaltung früher Mißtrauen gehabt, er habe aber nach Besprechungen mit dem Vorsitzenden Rault feine Ansicht geändert. Er teile den Wunsch, daß Polen mit seinen Nachbarn auf gutem Fuß lebe. Die militärische Ueberwachung durch den Völker­bund sei aus dem Friedensvertrag entstanden. Wenn der Völkerbund den Auftrag durchführen könne, so würde das eine Erleichterung der Lage bringen. Bezüglich der Räu­mung habe man noch nicht einmal eine Darstellung der Punkte erhalten, in denen Deutschland sich im Verzug be­finde. Aber man habe vor einiger Zeit erfahren, daß Deutschland im Verzug sei und daß es nicht berechtigt war, die Räumuna vorher zu verlangen. England wolle die Erfüllung dessen, was gerechterweise unter dem Vertrag von Versailles verlangt werden könne, möglichst bald er­halten, damit Köln geräumt werden könne. Was die Bei­ziehung Deutschlands zu den Verhandlungen anlange, so könne er nicht im Namen der Verbündeten sprechen. Die Sicherheitsfrage könne nur nach den Bedingungen des Versailler Vertrags gelöst werden. Herriot habe bereits bekannt gegeben, daß Deutschland de« Verbün- ungewisse Vorschläge gemacht habe, er habe me Mitteilung (von Berlin) in geheimster Form vor einigen Wochen erhalten: er habe aber sofort geantwortet daß er die Mitteilung unter der Versplichtung, sie vor den anderen Verbündeten geheim zu halten, nicht annehmen könne. (Chamberlain wird hier von dem sozialistischen Abgeord- neten Kirkwood fortwährend unterbrochen. Kirkwcwd wnd von Sprecher d. h. dem Vorsitzenden aus dem Saal

gewiesen, woraus die ganze Fraktion der Arbeiterpartei mit Mac Donald den Saal verläßt.) Die deutsche Regierung habe darauf ihre Vorschläge auch nach Paris, Rom und Brüssel ergehen lassen. Der Schritt biete große Möglich­keiten für den Frieden und die Sicherheit der Welt, es sei aber zu früh, zu sagen, daß die Vorschläge wirklich diesen Erfolg haben werden. Die englische Regierung werde ihnen ernste Erwägung widmen. Die Hilfe und der gute Wille Englands werde nicht fehlen.

Paris. 6. März. Die Stellungnahme Chamberlains zu den deutschen Sicherheitsvorschlägen hat in Paris ziemlich überrascht. Die deutschen Angebote sollen unbedingt zurück» gewiesen werden.

Bulgarisches Flugzeug in Südslawien Belgrad, 6. März. Bei Pirot mußte ein bulgarisches Militärflugzeug wegen Benzinmangels eine Notlandung vornehmen. Die bulgarischen Offiziere, ein Leutnant und ein Hauptmann, versuchten das Flugzeug zu zerstören, wur­den aber von serbischen Bauern darin verhindert. Die Offiziere sind vorläufig in Haft genommen. In dem Flug- zeuq sollen photographische Aufnahmen des südslawischen Gebiets gefunden worden sein.

Hungersnot in her Ukraine

Moskau, 6. März. Der Hauptvollzugsausschuß der Ukraine fordert die Einberufung eines Sowjetkongresses, um Maßregeln gegen die drobende Hungersnot zu beraten. Cs müsse eine allgemeine Hilfe gegen die schwere Gefahr eingerichtet werden.

Verschärfung der Lage kn Chile 5anl'«go, 6. Mürz. Die politische Lage in Chile ver­schärft sich zusehends. Das Heer hat allerdings eine Erklä­rung mit der Versicherung erlassen, daß es für keine poli­tische Partei Stellung nehme und sich der Rückkehr des Präsidenten Alexandri nicht widersetze. Trotzdem scheinen die Konservativen entschlossen zu sein, Alexandri zu verhin­dern, die Präsidentschaft wieder zu übernehmen. Die Libe­ralen sind aber zum Aufstand entschlossen. Die vorläufige Regierung hat in der Hauptstadt in Valparaiso und in Aconcagua Len Belagerungszustand verhängt.

Deutscher Reichstaq

Berlin, 6. März.

Präsident Lobe eröffnet um 2.20 Uhr die Sitzung und gibt bekannt, daß anläßlich des Hinscheidens des Reichsprä­sidenten von anderen Parlamenten und Privatpersonen zahlreiche Beileidskundgebungen beim Reichstag einge­gangen seien. Der Präsident hat den Absendern den Dank des Reichstags aussprechen lassen.

Eingegangen ist der Gesetzentwurf über die Festsetzung des 29. März für dieWahldesReichspräsidenten und der Gesetzentwurf zur Uebernahme der Kosten der Beerdigung des verstorbenen Reichspräsidenten auf das Reich.

Abg. Stöcker (Komm.): Ebert habe seine ganze Machtstellung nur im Interesse der Bourgeoisie und gegen die Arbeiter ausgenutzt. (Unruhe bei den Soz.) Der Ver­such des Reichskanzlers Dr. Luther, sich das Amt des Stell­vertreters des Reichspräsidenten anzueignen, sei verfassungs­widrig und ein Staatsstreich.

Präsident Lobe teilt mit. daß der Aeltestenrat am Sonnabend die Frage der 'Präsidentenwahl behandeln werde.

Abg. Fehrenbach (Z.) widerspricht darauf den kom­munistischen Anträgen, die damit erledigt sind.

Auf der T.O. sicht zunächst der Gesetzentwurf über die Zusatzsteigerung für Renten aus der Invaliden­versicherung. Darnach werden bei der Invaliden­rente 10 v. H. der seit dem 1. Januar 1924 gültig entrich­teten Beiträge als Steigerungsbetrag gewährt. Ferner wird jede ordnungsmäßig verwendete Beitragsmarke der bis zum 30. Sept. 1921 gültigen Lohnklassen Nr. 3, 4 und 5 ein Steigerungsbetrag gewährt. Er beträgt für jede Beitragsmarke in der Lohnklasse 3 vier Reichspfennige, in der Lohnklasse 4 acht Reichspfennige, in der Lohnklasse 5 zwölf Reichspfennige.

Württemberg

Stuttgart, 6. März. Vom Landtag. Der Verm A- tungs- und Wirtschaftsausschuß des Landtags hielt heute eine Sitzung ab, zu deren Beginn der Vorsitzende, Abg. Heymann (Soz.) dem Heimgegangenen Reichspräsiden­ten einen Nachruf widmete. Sodann beschäftigte den Aus­schuß eine Eingabe des Gauverbands Oberschwäbischer Ge­werbevereine und eine Eingabe des Zentralverbands der Angestellten betr. die Sonntagsruhe im Handels­gewerbe. Nach längerer Aussprache über die Eingaben wurde schließlich folgender Antrag angenommen: Der Land­tag wolle beschließen, das Staatsministerium zu ersuchen, die Bestimmungen über die Sonntagsruhe unter möglichst einheitlicher Handhabung in der Weise durchzuführen, daß die Oberämter ermächtigt werden, die freigegebene Stunden­zahl im Fall dringenden.Bedürfnisses im Benehmen mit den zuständigen Berufsorganisationen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf eine Höchstzahl von 15 Sonntagen zu verteilen. Vier Stunden für den einzelnen Sonntag dürfen hiebei nicht überschritten werden. Dagegen stimmten die Sozialdemokraten und Kommunisten.

Stuttgart, 6. März. Gegen das Sperrgesetz. Der Gemeinderat nahm eine Entschließung an, die sich gegen die von der Reichsregierung beabsichtigte Verlänge­rung des Besoldungssperrgesetzes ausspricht.

Stuttgart, 6. März. Abgelehnte Beschwerde. Wie die kommunistischeSüdd. Arbeiterzeitung" mitteilt, Kat der Untersuchungsrichter die Haftbeschwerde der drei noch in Haft gehaltenen, am 16. Februar in Cannstatt verhafteten Kommunisten, der bayr. Landtagsabgeordneten Schlaffer, Götz und Thunig abgelehnt.

ep Das Beileid des deutschen evang. kirchenausschu^-s. Anläßlich des Tods des Reichspräsidenten hat v. Dr. Kot­ier, der Präsident des deutschen evang. Kirchenausschusses, d->r Gesamtvertreiung der deutschen Landeskirchen, der Reichsregieruug die wärmst« Teilnahme ausgesprochen.

Todesfast. Nach langem Leiden starb gestern Sanitäts­rat Dr. Christoph Gerok im Alter von 76 Jahren. Er war ein Sohn des Prälaten urü> Dichters Karl Gerok.

General von Lichmann m Stuttgart. Auf Veranlassung des Frontkämpferbunds wird General von Lietzmann am -26. März in der Liederhalle sprechen. Litzmann hat in Polen die berühmten Rückzugskämpfe der preußischen Garde geleitet, die durch eine kühn« Schwenkung mit einer vernich­tenden Niederlage der Russen endeten.

Der Neckarkanal. Der Württ. Industrie- und Handels- tag nahm in einer Sitzung hier eine Entschließung an, die eine beschleunigte Fortführung der Arbeiten am Neckar- kanal fordert und die maßgebenden Stellen bittet, tatkräftig und unter jeglicher Förderung der Geldbeschaffung die bal­digste Durchführung der Großschiffahrtsstraße auf dem Neckar zu sichern.

E ;e große Vauernlagung findet am kommenden Sonntag, den 8. März, in Stuttgart statt. Dort ver­anstaltet der Landwirtschaftliche Hauptverband Württemberg und Hohenzollern vormittags 10 Uhr im großen Saal des Gustav Siegle-Hauses seine diesjährige Mitgliederversamm­lung. Freiherr v. Schorlemer-Lieser, der Generalbevoll­mächtigte bei den Handelsoertragsverhandlungen mit Frank­reich, wird überdie handelspolitische Lage Deutschlands in ihrer Auswirkung -auf die Landwirtschaft" sprechen. Oekono- mierat Kaiser, der stellvertretende Direktor der Preußischen Hauptlandwirtschaftskammer, Berlin, spricht überdie Lage der internationalen Landwirtschaft und das deutsche Agrar- vroblem". Dr. h. c. Ströbel, Direktor der Württ. Landwirt- schaftskammer, Stuttgart, wird die neuen Steuer- eutwürse einer Betrachtung unterziehen.

Aus dem Lande

L"l''-gcn. 6. März. Ein Vaterunser für Ebert. Die Firma Merkel und Kienlin ließ lt.Südd. Arbeiterztg." am schwarzen Brett anschlagen, daß anläßlich Eberls Tod ems Viertelstunde Arbeitsruhe sei und daß die Arbeiter ein Vaterunser für ihn beten sollen.

Weil im Dorf, 6. März. Zusammenschluß. In einer Gemeinderatssitzung, an der auch Oberbürgermeister Geiger von Feuerbach teilnahm, wurde der Plan eines Zu­sammenschlusses der Gemeinden F-uerbach und W»il im Dorf sowie der Fortführung der Straßenbahn von Feuer­bach bis Weil besprochen.

Münchingen OA. Leonberg, 5. März. Zur Oris- vorsteherwahl. Um die Ortsvorsteherstelle haben sich bis jetzt nicht weniger als 19 Bewerber gemeldet. Die Vor­stellung der Kandidaten ist am nächsten Sonntag.

Ludwigsburg, 5. März. Gefaßter Dieb. Der seit einiger Zeit hier wohnhafte Geschäftsreisende Emil Auer wurde hier festgenommen. Dabei konnten ihm Silberbestecke und Wäschestücke, die er in Pirmasens gestohlen-hatte, abge­nommen werden.

Mundelsheim OA. Vesiaheim, 5. März. Aus der Römerzeit. In den letzten Tagen wurden in einem Grundstück auf hiesiger Markung alt? Mauerreste aufge­deckt: der Besitzer des Grundstücks wurde beim Ackern darauf aufmerksam. Ungefähr 20 Zentimeter unter der Erdober­fläche wurde ein schöner, aus Tonplatten bestehender Fuß­boden aufgegraben.

^ Maulbronn. 6. März. Theologen-Nachwuchs. Auf Grund'der am 23. Februar und an den folgenden Ta­gen abgehaltenen Prüfung sind 36 Zöglinge in das Evang.- theol. Seminar ausgenommen worden.

kaisersbach OA. Welzheim, 6. März. Unglücksfall. Der 17jährige Wilhelm Schöffel wurde beim Schleifen von Maschinenmessern in der Sägerei von Wagner von der Transmission erfaßt und erlitt tödliche Verletzungen.

k Nebringen OA. Herrensierg, 5. März. Sturz. Der erst seit kurzem bei Gemeinderat M. Egeler bedienstete Ro­bert Härther von Sulz glitt beim Herunterwerfen von Garben aus und fiel aus beträchtlicher Höhe auf die Scheu­nentenne herab. Dabei zog er sich eine schwere Verletz­ung zu.

Hausen i. H.. 6. Mürz. Industrie. Die Firma Gebr. Konzelmann, Trikotfabrk in Tailfingen, hat hier eine Trikotnäherei eröffnet. 30 Maschinen wurden aufgestellt.

Ulm, 6. März. -Drum prüfe, wer sich ewig bindet! Auf der "Tagesordnung des Landgerichts Ulm standen am Dienstag, den 3. März d. I., nicht weniger als acht Ehescheidungsfälle. -

Ravensburg. 6. März. Versuchter Brudermord. Das Schöffengericht hat den Flaschner Johann Bopp aus Biberach wegen versuchter Vergiftung zu 6 Monaten Ge­fängnis verurteilt. Er hatte in verbrecherischer Absicht in das Zimmer seines ledigen Stiefbruders eine Leuchtgas- leitung gelegt.

Berg, OA. Tettnang, 5. März. Priestererho­lungsheim. Die dem Major a-D. Schuchardt gehörig- große Villa nebst Wirtschaftsgebäude und Grundstücken ist bskanntlicb durch den Prissterkrankenunterstützungsverein der Diözese Rottenburg um 100 000 Mark erworben worden. Die Lage des Hauses ist eine der schönsten vom Vodensee. In nächster -Zeit sollen im oberen Stock des Wirtschafts­gebäudes, in das die Hauskapelle kommt, zehn weitere Zim­mer eingebaut werden, so daß das Haus gegen 30 Zimmer erhält.

Stuttgart, 6. März. Ein ungetreuer Beamter. Das Schöffengericht hat den 28jährigen Obersekretär Her­mann Großkinsky aus Ludwigsburg wegen Unterschlagung, Fälschungen und Urkundenvernichtungen bei einer öffent­lichen Kasse in Stuttgart zu einem Jahr, drei Monaten Ge­fängnis sowie zu einer Geldstrafe von 300 Mark verurteilt. Der Angeklagte, der sich im Krieg sehr ausgezeichnet hatte, äußerst gewandt war und bei der Kasse großes Vertrauen genoß, war durch ein Verhältnis zu großen Ausgaben ge­nötigt. Als die Börsenspekulation-:gewinne aufhörten >md die Festmark e'.ngesührt wurde, reichten ihm seine Mittel nicht mehr aus und er verschaffte sich durch allerlei Mani- pulationen zum Schaden der Bank etwa 4000 Mark.

Gmünd. 6. März. Verhafteter Baumfrevler. Der 23 Jahre alte Anton Friede! von Unterbettringen wurde beobachtet, als er in einem Obstgarten einen jungen Zwetsckp genbaum umknickte. Friede! wurde festgenommen und trotz seines Leugnens besteht der dringende Verdacht, daß er der Urheber zahlreicher in letzter Zeit vorgekomnwnen Baum- frevel ist.

Offenhausen, 6. März. Abbau beim Landgestut. Infolge des Behördenabbaus ist die Obertierarztstelle beim Landgestüt aufgehoben worden. Der tierärztliche Dienst beim Landgestüt wird jetzt vom Pferdezuchtinspektor Landes­ökonomierat Krafft wahrgenommen, der seinen.DrenMitz von Ulm nach Offenhausen verlegt hat. Der seitherige Ober­tierarzt Dr. Bernhardt tritt in den zeitlichen Rühestand.

Tuttlingen. 6. März. Festgenommener Ein­te ch e r. Im Bezirk waren, wie schon früher berichtet, cmentlich in Bauernhäusern. Einbrüche verübt worden, rd man hatte auch zwei vollständig eingerichtete Räuber- fiten entdeckt. Es ist jetzt ferner gelungen, den Einbrecher der Person des 42 Jahre alten Paul Lang von Neuhcmsen