Württemberg

Stuttgart. 10. Febr. Besoldungsgesetz. Der Ent­wurf einer dreizehnten Aenderung des Besoldungsgesetzes für Württemberg ist im Druck erschienen. Der Gesetzentwurf bringt vielfache Aenderungen in den Amtstiteln und in der Einstufung der Beamten, in verschiedenen Fällen auch neue Spitzenstellen, um die Laufbahn einzelner Beamtenklassen zu verbessern. Am allgemeinen Aufbau'der Besoldungsgrup­pen ist nichts geändert, ebensowenig an den beseitigen Grundgehaltssätzen und Ortszuschlägen. In diesen Punkten kann eine Aenderung nur im Anschluß an die Regelung im Reich getroffen werden. Wo nach den Grundsätzen des Reichs die Spitzenstellen in den einzelnen Laufbahnen bis zu einem Sechstel der Gesamtstellenzahl betragen dürfen, soll nunmehr auch in Württemberg insoweit, als es sachlich begründet ist, das Sechstel der Gesamtstellenzahl ausgefullt werden. Es betragen die Gehälter in Gruppe 1: 804 lns 1164 RM., Gruppe 2: 8761272 RM., Gruppe 3: 960 bis 1380 RM., Gruppe 4: 11041S72 RM., Gruppe 5: 1296 bis 1824 RM., Gruppe 6: 15962376 RM., Gruppe 7' 21003120 RM-, Gruppe 8: 24003600 RM-, Gruppe 9 28204140 RM., Gruppe 10: 36005400 RM-, Gruppe 11 42006300 RM-, Gruppe 12: 48607200 RM-, Gruppe 13 83009600 RM. ab 1. April 1925. Die Einzelgehälter be­tragen 10 500 RM., 13 500 RM., 18 000 RM. für die Mi­nister.

Vom Landtag. Im Ausschuß für Innere Verwaltung und Wirtschaft erklärte gestern der Minister des Innern Bolz zur Frage der D o n a u v e r s i ck e r u n g, daß eine Vereinbarung mit Baden dahin getroffen sei, daß eine Kom­mission aus Vertretern beider Staaten zur Prüfung und Be­handlung der ganzen Frage eingesetzt werden soll. Das Jmmendinger Wehr soll weiter donauaufwärts verlegt wer­den, um dadurch der Versickerung einigermaßen abzuhelfen. Die interessierten Städte sollen nach einem Vorschlag Badens Beiträge leisten. Ein Vertreter der Regierung teilte mit, daß die Zerstörungen auf der Jmmendinger Wehranlage immer größer werden. Wenn jetzt kein Niederschag falle, so sei nicht einzusehen, wie die Donau überhaupt über die Ver­sickerungslöcher noch einmal hinwegkommen könne. Es ist dann zu gewärtigen, daß die Donau auf der fraglichen Strecke das ganze Jahr über ausbleibt.

Verkeilung von Zuschüssen an die Gemeinden. Der Ver­teilungsausschuß hat in seiner Sitzung vom 26. Januar über die etwa 920 Gesuche von Gemeinden und Teilgemeinden um Zuschüsse aus dem Ausgleichsstock beraten. Es wurde ein Arbeitsausschuß gebildet, der Anträge bezüglich einer endgültigen Verteilung stellen soll. Die Ansprüche der Ge­meinden und Teilgemeinden betragen 7,7 Millionen Mark, zu ihrer Befriedigung stehen voraussichtlich am 1. April d. I. rund 2 Millionen Mark zur Verfügung. Der Ausschuß hat bereits vorläufige Zuschüsse in Höhe von 282 000 an 48 Gemeinden, deren Anträge klar überblickt werden konn­ten. angewiesen. Der endgültigen Entscheidung ist dadurch nicht vorgegriffen worden.

Vom Tage. In einem Haus der Pfarrstraße trank eine '1 Jahre alte Anlegerin in selbstmörderischer Absicht Lysol. In der Schloßstraße sprang ein 30 Jahre alter Mann aus dem fahrenden Straßenbahnwagen und erlitt eine Gehirn­erschütterung. ,

Unkerkürkheim, 10. Februar. Ein Glücksfall. Am Sonn­ig nachmittag wurde in der Cannstatte-straße ein Z^jühriger Knabe von einem mit vier Insassen besetzten Personenauto über­fahren. Der Knabe erlitt weder äußere noch innere Verletzungen

Aus dem Lande

Ehlingen, 10. Februar. Diesel-Lokomotive. Die für die russische Eisenbahn von der Maschinenfabrik Eßlingen gebaute Diesel-Lokomotive hat ihre Probefahrt in Rußland glänzend be­standen. Sie legte bereits 5000 Kilometer zurück und entwickelte bei einer Zugsbelastung von 1800 Tonnen eine Stundengeschwin- digkeit von 28 Kilometern. Es ist bereits eine zweite Lokomotive in Deutschland bestellt.

Heilbronn, 10. Febr. Ein Filmschwindler. Seit ungefähr 12 Tagen gab sich hier ein gewisser Dr. Schonenfeld als Vertreter der Film-Gesellschaft Ufa in Berlin aus und versuchte, zahlreiche Firmen für einen Mode- und Gesell- fchaftssilm zu interessieren. Auch behauptete er, daß das Käthchen von Heilbronn" gefilmt werden soll. Die Polizei nahm ihn fest. Es handelt sich um den Kaufmann Schonen­feld aus Frankfurt, der ein ziemlich bewegtes Leben hinter sich hat.

Fichkenberg, OA. Gaildorf, 9. Febr. In der Schuhfabrik Kronmüller am Bahnhof brach Feuer aus, vermutlich durch Kurzschluß an einem offenen Steck-Kontakt. Verbrannt bzw. verkohlt und beschädigt sind 3000 Paar Hausschuh-Schäfte und ungefähr 1000 Paar Fertigware. Der Gebäudeschaden beträgt ungefähr 300 Mark.

Michelbach, OA. Gerabronn, 10. Febr. Brand. Ver- muklich infolge Brandstiftung ist die Doppelscheuer Schmidt- Kochendörfer mit allen Vorräten, Maschinen, Wägen usw. den Flammen vollständig zum Opfer gefallen.

Neuenbürg, 9. Febr. Starrkrampf. In Birkenfeld starb am Samstag der 64 Jahre alte Weinaärtner Karl

Munk infolge einer unbedeutenden Wunde an der Hand, der er keine Beachtung geschenkt hatte. Er stürzte zufällig an einer durch Wegbau verengerten Stelle und verunreinigte die Wunde durch Erde. Es entstand Starrkrampf, der trotz Operation zum Tode führte.

Ulm, 10. Febr. Ratskeller. Der vor einem Jahr dem großen Brand zum Opfer gefallene Neue Bau ist im Außenbau nunmehr wiederhergestellk. Es wird nun auch ersichtlieb. welches Kleinod die Stadt in dem herrlichen Bau besitzt. Bei der Besichtigung, die der Verein für Kunst und Altertum dieser Tage vornahm, erregten besonders die dop­pelreihigen Säulen und die prächtigen Gervölberäume des Erdgeschosses Bewunderung und es wurde angeregt, in die­sen Räumen den Ratskeller, der Ulm noch fehlt, einzu­richten.

Neue Schäden am Münster. Anfangs letzter Woche stürzte wieder ein 30 Pfund schweres und einen Meter langes Zierstück (Fiale) unmittelbar vor einem Fußgänger vom Chordach des Münsters herab. Auch am Bau selber greifen die Schäden immer weiter um sich. Auf der Nordseite des Münsters wird der zweite Strebebogen durch ein schweres Balkenwerk gestützt. Mit derartigen Arbeiten zur notdürftigen Instandhaltung des Münsters muß sich jetzt das Münsterbauamt ausschließlich beschäftigen, und wenn es so weiter geht, wird das Münster bald von k.auter Stützgerüsten und Bretterschutzwänden starren.

Vom Oberland, 9. Febr. Kindliche Einfalt. Am Sonntag war während des Vormittagsgottesdienstes ein vierjähriges Büblein allein zu Hause. Wie nun Kinder ein- mal sind, es werden Entdeckungsfahrten angestellt. Vom Stuhl gehl es aus den Tisch und von da zum Wandschränk­en, wo der Vater wohlgeborgen sein Geld aufgehoben aubt, das er tags zuvor von einem verkauften Schwein eingenommen hat. Die schönen Bildchen gefallen dem Klei­nen, er spielt damit; doch ihrer bald überdrüssig, wirft er sie in den brennenden Ofen. Freudestrahlend erzählt er dann der Mutter, als sie heimkam, seine Heldentat zweihundert Mark waren nicht mehrl

Lokales.

Wildbsd, 11. Febr. 1925.

In der gestrigen öffentlichen Sitzung des Gemeinde­rats wurde nach warm befürwortender Ansprache des Vor­sitzenden, Herrn Stadtschultheiß Baetzner, beschlossen, das der Stadt zum Kauf angebotene Forstrvart Wildbrstt'sche Grundstück im Gütersbach (oberhalb der Marienruhe), das 38 u 5 qm mißt, zum festen Kaufpreis von 10000 ^ anzukaufen und darauf zunächst einen Sportplatz mit Tribüne zu errichten, da der bisherige Sportplatz beim Lautenhof zu weit entfernt ist. Die Anlegung des Sport­platzes und die Errichtung der Tribüne, deren Sitzreihen amphitheatralisch (nach hinten ansteigend) vorgesehen sind, wird schätzungsweise 14000 Kosten verursachen. Nach und nach soll der Sportplatz durch Geländezukauf noch wesentlich erweitert und zu einer Art Stadion für Ver­anstaltungen größeren Umfangs und für alle Sportarten ausgestaltet werden. Der Gemeinderat schloß sich einmütig den Ausführungen des Vorsitzenden an, der betonte, daß man diese neue Belastung der Stadtkasse vor allem wegen der nach Wegfall des Militärdienstes notwendig gewor­denen Ertüchtigung unserer Jugend durch Sportbetätigung aller Art auf sich nehmen müsse. Dieser Entschluß werde leichter gemacht durch die Erkenntnis, daß es sich ja hier um keine unproduktive Ausgabe handle, da durch Eintritts­gelder bei sportlichen Veranstaltungen manche schöne Ein­nahme in die Stadtkasse fließen werde. Alles auf einmal großzügig anzulegen, gehe natürlich nicht an, aber in etwa 10 Jahren werde Wildbad eine vollständige, großzügige Sportanlage besitzen, die Wildbads Renommee auch in sportlicher Beziehung ganz bedeutend erhöhen werde. Es darf wohl angenommen werden, daß dieses weitsichtige Bestreben unseres Gemeindekollegiums nicht nur in Sport­kreisen, sondern allgemein freudig begrüßt werden wird. Die Inangriffnahme der diesbezüglichen Erdarbeiten, die in Regie vorgenommen werden, soll unverzüglich erfolgen. Auf diese Weise können die zahlreichen Erwerbslosen so­fort für einen produktiven Zweck Verwendung finden. Der Anregung des Herrn Medizinalrats ür. Schober entsprechend, wurde sodann beschlossen, die Anpflanzung von Schlinggewächsen an und um die Häuser an der Enz mit unschönen Hinterfronten erstmals auf Kosten der Stadt vornehmen zu lassen und im übrigen die Einwohnerschaft aufzufordern, möglichst viel Blumenschmuck auf die Häuser zu verwenden, damit das Gesamtbild der Stadt ein recht freundliches und anziehendes werde. Der Kurverein soll im Laufe dieses Sommers eine Prämierung vornehmen, wofür ihm Beiträge aus der Stadtkasse in Aussicht gestellt werden. Eine durchgreifende Reinigung des Flußbettes der Enz und Instandsetzung der Wehre soll in tunlichster Bälde erfolgen. Auch dem Rennbächle beim Schlacht­

haus und den dortigen gesundheitlichen Zuständen wird auf Antrag erneut Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die Kanalisation der Kerner st raße von der Villa Elisabeth bis zur Villa Wartburg erscheint als un­bedingte Notwendigkeit und soll bald in Angriff genommen werden, da sonst die von staatlicher Seite zur Bekämpfung der Staubplage in Aussicht gestellte Bepflasterung der Kernerstraße bis zum Windhof nicht ausgefijhrt wird. Die Kosten der Kanalisierung der oben genannten Strecke der Kernerstraße sind auf 9420 ^ veranschlagt. Es wurden bei dieser Gelegenheit noch andere Kanalisationsfragen (Zentralkläranlage, Zustände beimKühlen Brunnen" rc.) angeschnitten. -m

Ein Schmetterling (schönes Pfauenauge) hat sich heute früh auf unserem Redaktionspult eingefunden. Ob er als Frühlingsbote oder nur als Fastnachtsgast kommt, wird sich bald zeigen.

Kleine Nachrichten aus aller Welt

Schlafkrankheit. In Weil-Leopoldshöhe ist in einem Falle die Schlafkrankheit aufgetreten. Ein 17jähriges Mäd­chen ist von der Krankheit befallen und schläft schon eine Woche lang.

Rettung deutscher und englischer Schiffbrüchiger. Der

PostdampferGulfoß" traf in Aberdeen mit 37 Mann der Besatzungen des deutschen FischdampsersWilhelm Jürgens" und zweier englischer Dampfer ein, die im Sturm an der Küste Islands gescheitert waren. Die deutsche Mannschaft war nach dem Schiffbruch zehn Stunden in einem offenen Boot auf dem Meere umhergetrieben, bis sie gerettet wurde.

Sturmwelker. In der Gegend von Essen hat ein'schwerer Slurm mit Regen großen Schaden angerichkek. Auch in Holland wütete am Montag abend ein heftiger Südwest­sturm. Eisenbahnzüge erfuhren durch gestürzte Telegraphen­stangen Verspätungen. Auf der Maas bei Rotterdam wur­den viele verankerte Schiffe, darunter große Dampfer, los­gerissen.

In Süd-, Mittel- und Südost-Afrika herrscht ungewöhn­lich starkes Regenwetter.

Verhängnisvolle Verwechslung. In Vöhringen, bayer. Bezirksamt Neu-Ulm, verwechselte der Arbeiter Johann Amann, der nachts gegen Leibschmerzen Tropfen einneh- men wollte, die Flasche und trank Lysol. In kurzer Zeit war er eine Leiche.

Widerruf Haarmanns. Der Massenmörder hat in einem Brief an die Staatsanwaltschaft seine Aussagen gegen Grans wegen Beteiligung am Mord widerrufen. Es ist eine neue Untersuchung eingeleitek, ob der Widerruf be­gründet ist oder ob er nur den Zweck hat, die Vollstreckung des Todesurteils zu verschleppen.

Amtsunterschlagung. Zwei Eisenbahnassistenten und ein Bahninspektor in Hannover machten wiederholt sehr bedeu­tende Eingriffe in die Kasse des Bahnhofs Hannover. Die beiden Assistenten wurden zu 8 bezw. 3 Monaten Gefängnis verurteilt, der Inspektor ist inzwischen gestorben.

Der Massenmörder von Trebitsch. Die Untersuchung gegen den Mörder Dvorak in Trebitsch (Mähren) hat er­geben, daß dieser mit Beihilfe einer Frau sieben Personen ermordet und das Fleisch auf den Markt gebracht hat.

Brand einer Kaserne. Nach einer Meldung aus Paris stürzte während der Löscharbeiten eines Kasernenbrands eine Mauer ein und begrub 30 Soldaten und Feuerwehrleute, unter sich. Bisher wurden 13 Tote und 15 Verletzte aus den Trümmern geborgen.

Stuttgarter Schlachkmehmarkt. Dem heutigen Markt waren zugetrieben: 74 Ochsen, 18 Bullen, 212 Jungbullen, 150 Iungrinder, 95 Kühe, 615 Kälber, 870 Schweine und 14 Schafe. Davon blieben unverkauft: 14 Ochsen, 12 Jungbullen und 4 Kühe. Verlauf des Marktes: mäßig belebt. Preise für 1 Pfund Lebendgewicht in Goldpfennigen:

Ochsen: ausgemästete Tiere vollsleischige Tiere fleischige Tiere gering genährte Tiere Bullen: ausgemästete Tiere vollileischige Tiere fleischige Tiere gering genährte Tiere Iungrinder: ausgem. Rinder vollfleischige Rinder fleischige Rinder gering genährte Rinder

H 41-48

' 84-41 ) 28-82

j 43-48

88-41

32-37

j S1-SS 4147 82-88

Kühe: ausgemästete Kühe vollsleischige Kühe fleischige

gering genährte Kühe

j 31-88

17-28

12-16

Kälber: feinste Mast n. beste Saugkälber

Mittlere Mast und gute Saugkälber geringe Kälber Schafe: Mastlämmer u. Hing. Hämmel

Weidemastschase geschlachtet mit Kops

vollfleischiges Schafvieb ge­schlachtet mtt Kops Schweine: vollfleisch. Schweine von 200240 Pfd. dto. von 180-200 Psd. dt», fleisch, v. 120-1M Psd.) dto. unter 120 Psd. ) Sauen !

71-73

65- 68

66- 62

68-70

48-60

71-78

66-68

62-64

82-64

Pforzheimer Schlachtmehmarkk, 9. Febr. Auftrieb: 21 Ochsen (4), 9 Kühe iO), 19 Rinder (2), 9 Farren (0), 279 Schweine (18). Marktverkauf mittelmäßig. Preise für 1 Pfund Lebendgewicht: Ochsen 1. 4648, Rinder 1. 4852, Ochsen und Rinder 2. 3842, Kühe 2542, Farren 4046, Kälber nichts, Schweine 7073; die Preise gelten für nüchtern gewogene Tiere.

Nattheim OA. HeiLenheim, 9. Febr. Holzpreise. Beim letzten Hoizverkauf des Forstamts wurden wieder recht hohe Preise erzielt. Buchene Scheiter kosteten 17 Klotz 14 -R, Flächenlose, zu 100 Wellen geschätzt, 2630 -4t.

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