Allerlei über Wildbad.

Es gab eine Zeit, und es ist erst 15 Jahre ber, da sahen sich die Thermalbäder, und darunter auch Wildbad, in ihrer Daseinsberechtigung gefährdet. Nachdem näm­lich das wunderbare Radium entdeckt und dann weiter festgestellt worden war, daß im Thermalwasser ein gas­förmiger Abkömmling des Radiums, die sogenannte Radi­um-Emanation, enthalten ist, glaubte man, die Thermal­bäder ganz entbehren zu können, falls man nur die Ra­dium-Emanation allein besitze. Und man kann sie in der Tat sehr leicht haben, denn sie entwickelt sich aus dem Radium ganz von selbst. Da nun diese gasförmige Na- dium-Emanation vollkommen farblos, geschmacklos, geruch­los und ganz reizlos ist, so kann sie wenn sie der Luft beigemischt, ohne jede Behelligung und sogar, ohne daß man ihrer gewahr wird, durch die Lungen miteingeatmet werden. So gelangt sie bequem in den Körper hinein, um darin gichtische Ablagerungen und andere Stoffwechsel­störungen zu beseitigen, was nämlich von den Herren Aerzten der Radium-Emanation als ihre verfluchte Pflicht und Schuldigkeit zugeschoben worden war.

Aus dieser Vorstellung heraus wurden nun die Radkum- Emanatorien geschaffen. Da vollends ein angesehener Berliner Universttätsprofessor sein Gewicht für sie in die Waagschale warf, so sproßten auf einmal die Radium- Emanatorien, wie die Pilze nach warmem Regen, aus dem Boden empor. In Deutschland sind im Jahre 1909 weit über 300 und in Berlin allein über 40 Nadium- Emanatorien eingerichtet worden, in denen die Besucher, wie in einem Zimmer, Herumsitzen, Zeitung lesen, Briefe schreiben oder die Daumen der über dem Bauch gefalteten Hände umeinanderdrehen, wenn es ihnen so gefällt. Es erging dann den Emanatorien wi den meisten neuen Mitteln: Sie fanden zu Beginn begeisterte Anhänger, die ihnen alle möglichen und sogar auch unmöglichen Erfolge nachrühmten. Allmählich trat mehr und mehr Ernüch­terung ein und immer stiller und stiller wurde es um die Emanatorien. Sie gehen jetzt ganz sanft ins Reich der Vergessenheit ein, nachdem sie die auf sie gesetzten hoch­gespannten Hoffnungen schnöde betrogen haben.

Auch Wildbad hatte dem Drange der Zeit .folgend im Jahr 1912 ein Radium-Emanatorium im König-Karl­bad eingerichtet. Es besteht heute noch. Aber nicht mehr für lange. Andere moderne Kureinrichtungen wer­den nächstes Jahr im König-Karlbad den Platz einnehmen, an dem heute das verlassene Emanatorium trübseligen Gedanken über der Heilmittel Aufstieg und Niedergang in der Volksgunst nachhängt. Mit diesem Schwanen- gefang auf unser Radnrm-Emanatonum schließe ich meine diesjährigeAllerlei über Wildbad"-Artikelreihe ab.

I)r. Zciwber.

Zur ErnkochzeiL.

Ueberraschend schön war dieses Jahr wohl überall die Obst- und Beerenblüte. Auch die Witterung war ihr hold bis auf wenige Striche, die durch Gewitter Schaden erlitten. Wenn die Ernte halbwegs hält, was die Blüte versprach, stehen wir vor einem großen Obstsegen.

Diesen kommenden Segen gilt es zu verwerten. Nichts darf umkommen. Als Konservierungsmittel kommt neben dem Dörren wohl hauptsächlich das Einwecken, Sterili­sieren in Frage. Nur ein Umstand schreckt die Hausfrau

die Zuckerfrage. 10 Pfd. Zucker sind dabei bald ver­braucht und immerhin etwa 5 Mk. dafür ausgegeben. Nun lassen sich wohl alle Früchte ohne Zucker sterilisieren; man kann sie dann beim Gebrauch süßen. Jede Haus­frau weiß aber, daß dies nur ein 9^>tbehelf ist. Die Süßigkeit muß die Früchte durchziehen, dann schmecken sie gut.

Wie kann man nun sparen und doch später vorzüg­liche Kompotte auf den Tisch bringen? Ganz einfach, man ersetze wenigstens die Hälfte Zucker durch Süßstoff. Das kann ohne weiteres geschehen, wie viele Hausfrauen schon wissen und groß durchgeführte Versuche praktisch be­wiesen haben.

Die Höhere Gärtner-Lehranstalt in Dahlem hat z. B. in den letzten Jahren große Mengen Früchte überhaupt nur mit Süßstoff eingekocht und war damit sehr zufrieden. Dieses Jahr geht sie dazu über, halb Zucker und halb Süßstoff zu nehmen, weil dann durch den Zucker der Fruchtsaft etwas dicker wird, wie man es von der Mutter und der Großmutter her gewöhnt ist. Süßstoff dagegen ist ein reines Süßgewürz, das nur süßt.

Auch deutsche Universitäten haben sich in den letzten Jahren eingehend mit Süßstoff beschäftigt. Dabei wurden nicht nur wissenschaftliche, sondern auch sehr ausgedehnte praktische Versuche gemacht. In Bonn, Jena und Ham­burg z. B. wurden alle Arten Früchte mit Süßstoff allein, Zucker und Süßstoff und Zucker allein zu Kompotten, Sup­pen, Grützen, Säften, Konserven usw. gekocht und ver­gleichende Versuche angestellt. Der Leiter der Bonner und Hamburger Versuche, Herr Medizinalrat Prof. R. O. Neumann, schreibt darüber in der Märznummer der Zeit­schrift fürUntersuchung der Nahrungs- und Genußmit­tel" u. a..'

Bewährt hat sich ausnahmslos, den Zucker auf die Hälfte zu vermindern und durch eine gleich süße Menge Süßstoff zu ersetzen. Die aus diese Weise hergestellten Kompotte usw. waren von vorzüglicher Beschaffenheit." An einer anderen Stelle:

Bemerkenswert ist die Beobachtung, daß bei langer Lagerung von mit Zucker und Süßstoff 'oder mit Süß­stoff allein gesüßten Beeren und Früchten der Geschmack nicht etwa leidet, sondern eine Verbesserung erfährt. Die unter diesem Gesichtspunkt etwa 1l'/e Jahre kühl aufbewahrten Konserven zeigen einen wesentlich milderen Geschmack.*

Gleich günstig lanten die Berichte über andere ange- stellte Versuche. _

Handelsnachrichte«

Dollarkurs Berlin, 4. Sept. 4.2! 03 Bill. Mk. Neuy«»

1 Dollar 4.2105. London 1 Pfd. Skerl. 18.85. -Amsterdam 1 Gulden 1.619. Zürich 1 Franken 0.792 Bill. Mk.

Dollarschahscheine 86.80.

Kriegsanleihe 12931060. (Starker Rückschlag.)

Franz. Franken 84.25 zu 1 Pfd. Sterl., 18.82 zu 1 Dollar.

Die Grohhandelsrichizahl vom 2. Sepi. beträgt 121.6, ist also gegenüber dem 26. August (120.9) um 0.6 höher. Von den Zaupt- gruppen stiegen Lebensmittel von 111.5 aus 112.1 oder um 0.5 v. H., davon die Gruppe Getreide und Kartoffeln von 99.1 auf 100.5 oder um 1.4 v. H., ferner stndustriestoffe von 138 auf 139.2 oder um 0.6 v. H. Kohle und Eisen sind mit 129.5 unverändert. In­landswaren zogen von 113.6 auf 114.3 oder um 0.6 v. H. an, Ein­fuhrwaren von 157.4 auf 158.0 oder um 0.4 v. H. Für den Durch­schnitt des August ergibt sich eine Steigerung der Großhandelsricht-

»M, 115.0 i« Durchschnitt des Juli auf 130.4 oder um 4.7 «.M.

Von den Hauptgruppen stiegen in der gleichen Zeit Lebensmittel von 102.2 auf 110.9 oder »m 8.5 v. H., Inlandswaren von 106.4 auf 113.0 oder um 6.2 v. H-, während Industriestoffe von 139.1 auf 138.2 oder um 0.6 v. H. und Einfuhrwaren von 158.3 auf 157.4 oder um 0.6 v. H. imchgaben.

Von der Leipziger Messe. Man hört, wie die ..Köln. Ztg.' berichtet, das Arteil, es sei wohl überall erheblicher Bedarf vor­handen, aber der Mangel an Mitteln verhindere eine Belebung des Geschäfts und verursache den wucherischen Zinsfuß, den die Händler nicht zahlen wollen, sondern den sie den Erzeugern und Grossisten zuschieben. Außerdem wollen die Käufer die Mkägige Zahlungsfrist nicht einhalten. Das habe verwirrend gewirkt die Äadioindustrie treibe geradezu Iahrmarkkpolitik. Auf dem Gebiet der Elektrotechnik sollte bas ganze Patentwesen einmal einer scharfen Durchsicht unterzogen werden. Alle großen Firmen Klagen über unerlaubte Nachahmungen. Auf allen Gebieten sehe man, einige Kunskzweige ausgenommen, einen Tiefstand und keinen Fortschritt an schöpferischem Erfindergeist. Das gewerbliche Leben Deutschlands sei zu einseitig eingestellt; der Ilrerzeugung werde zu wenig Liebe enkgegengebracht oder sie kranke an selbstsüchtiger Geschäftsführung und Preisüberschätzung.

Aufwertung. Die Volksbank e. G. m. b. H. in Wilhelmshaven wertet ihr« Spareinlagen und Eeschäftsguthaben mit 20 Prozent des Goldwerts auf, auszahlbar Anfang 1925.

Stuttgarter Börse, 4. Sept. Die heutige Börse eröffnet« lust­los und schwächer bei geringen Ilmfähen. Der Aenkenmarkt stand weiterhin im Vordergrund. Bei regem Geschäft konnten die Kurse auf allen Gebieten anziehen. 5 v. H. Reichsanleihe 300, 4 v. H. Würtkemberger 2.2, 3)4 v. H. Würkkemberger 2.8.

Stuttgarter Landesproduktenbörse, 4. Sept. Weizen 2225.50 (2225), Sommergerste 20.5024 (20.5023.50), Roggen 18 bis 20.50 (1820), Hafer, neue Ernte 1517.50, Weizenmehl Nr 0 36.5037.50 (36-37), Brotmehl 31.5032.50 (3132), Kleie 11.50 bis 12 (11.50-12), Wiesenheu, alle Ernte 55^ (55^,). Kleeheu, neue Ernte 66^ (66-4), Stroh (Drahtgepreht) 3.754.50 (3.504).

Mannheimer Produktenbörse, 4. Sept. An der Frühbörse wur­den verlangt für je 100 Kilo Waggon frei Mannheim: Weizen ausl. 2627, inl. 2324, .Gerste 2224.5, Roggen ausl. 2021.5, inl. 19.520, Hafer 1920, Mais 20. Die Mühlen verlangten für Weizenmehl Spezial 0 35. für Aoggenmehl 28.5 die 100 Kilo. Die zweite Hand gab etwa eine halbe Mark darunter.

Karlsruher Börse, 3. Sept. Weizen 2324, Roggen 19.521 Gerste 2.525, Hafer, neu 18.519.5, Mais mit Sack 2020.25, Weizenmehl Mühlenforderung 35, zweithändig 34.75, Aoggenmehl Mühlenforderung 2828.5, Weizen und Aoggenfukkermshl 15 bis 15.5, Weizen- und Roggenkleie 11.7512.5, Malzkeime 1314.5, Biertreber 16-17. Rauhfutlermiltel: Loses Wiesenheu, zut, ge­sund, trocken 78, Luzerner 89, Weizenroqgenstroh drahtgepreht 44.5, alles die 100 Kilo, Mehl- und Mühlenfabrikake mit Ge­treide ohne Sack Frachtparitäk.

Berliner Getreidebörse, 4. Sept. Amtlich. Weizen, mlirk. 2121.50, Roggen 17.4017.90. Sommergerste 20.9023.50, Hafer 16.3017.20, Weizenmehl 30.25-32.50, Aoggenmehl 24.75-27.75, Weizenkleie 13, Äoggenkleie 12, Raps 325340.

Frühnotierungen: Gerste 22.5026, Hafer 1919.40, Roggen- Klei-12^0.

Trauben 30 Pfg.

Zwetschgen 20 Pfg.

Birnen von 10 Pfg. an

Kartoffeln

zu haben ab 4 Uhr bei

Hauß (Villa Sophie).

Neuerdings wird unsere

Württembergische

Handwerker-Krankenkasse

in Stuttgart, Heusteigstraße 27

iadurch in ihrer einheitlichen Entwicklung gestört, daß ine bayrische Kasse mit dem Sitz in Regensburg durch llgenten Mitglieder werben läßt. Der gewerbliche Mittel- tand muß sich gegen das Eindringen dieser Regens- »urger Kasse wehren, damit unsere eigene, auf dem Ver- >and württ. Gewerbevereine und Handwerker-Vereinig- mgen aufgebaute Krankenkasse auch weiterhin durch Zu- ührung von Mitgliedern einheitlich gefördert wird. Oie Leistungen unserer eigenen Kasse sind bei mäßigen Nitgliedsbeiträgen sehr günstige, niedere Verwaltungs­osten.

Anmeldungen nimmt Herr Malermstr. Batt, sowie >ie Kasse in Stuttgart selbst entgegen.

Der Gewerbevereinsvorstand:

Oberlehrer Walz.

Danksagung. Siimrkmut

r Kaüen-Uebersckuk des Mäbriaen Stiftunas-

Aus dem Kassen-Ueberschuß des 25jährigen Stiftungs­festes des hiesigen Enztal-Kochvereins sind uns je 50 Mk. prima (zus. 100 Mk.) für Arme übergeben worden. Wir sagen den freundlichen Gebern hierdurch bestens Dank.

Ev. Stadtpfarramt: Kath. Stadtpfarramt:

vr. Federlin. Fischer.

Msilhw

MM

Samstag, den 6. Sept.,

Henne! s »leien- u. VVssekmittel

gibt sclineevwiLs V/sroka spart 8eils unci erneirt äie NaLendieicke Völlig unzdisälick. OHbM LUl-Oki

abends 8V2

Uhr

Versammlung

im Gasth. zurEintracht". Vollzähliges Erscheinen, spez. der Mitglieder, welche den Vertrieb derGutsscheine haben, dringend erwünscht.

Der Vorstand.

Wnierilmi» NMlil

Der geplante

Ausflug

der Stuttgarter Kameraden findet nicht statt

knsiksnk.

Samstag mittag von V-3 Uhr ab ist

Schweinefleisch

MW Merz.

Habe meine 2. Karte zu vergeben.

Robert Krauß, Maurermstr.

zu haben.

LGesMWer.

Samstag, den 6. Septbr. Ehrenabend des Kappellmeisters

Philipp Rypinski:

Der fidele Bauer.

Operette in 3 Akten. '

-- >

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