Poincarismus einen Sturrnlaus gegen Herrioll unter­nommen, mit den gewohnten lügnerischen Entstellungen natürlich, aber mit unleugbarem Erfolg. Mac Donald ist in der Pariser Luft nun plötzlich zu der Ueberzeugung gekom­men, daß die Durchführung der Sachverständigen-Vorschläge mit der genauen Einhaltung des Vertrags von Versailles ganz wohl vereinbar fei. In der Denkschrift hatte er das Gegenteil behauptet, und Herriot war in Chequers gleicher Ansicht. Mac Donald hat ferner den Standpunkt vertreten, daß die Entschädigungskommission nach ihrer ganzen Ver­gangenheit nicht die richtige Stelle sei, der man die Entschei­dung über etwaige deutscheVerfehlungen" mit gutem Ge­wissen überlassen könne. In Paris hat man ihm die Einsicht beigebracht, daß um Gottes willen an den wohlerworbenen geheiligten Rechten der Kommission nicht gerüttelt werden dürfe, eher müffe man versuchen, einen Amerikaner auf Um­wegen als mitverantwortlichen, aber unmaßgeblichen Teil dieser schräfsten Waffe der französischen Politik hineinzubrin- gen. Solchen Diplomaten sollen die Geschicke der Welt unter­worfen sein! Daß Gott erbarm! 3m übrigen ist die Pariser Erklärung" so schwammig und unklar, als nur möglich, und sie tilgt wohl auch die letzten Spuren der Silberstreifen, die Reichsminister Stresemann schon vor einigen Monaten wahr­nehmen zu können glaubte. Der englische Botschafter d'Al- bernon soll nach Blättermeldungen bei der Reichsregierung bereits angefragt haben, ob sie die Annahme des Sachver- ständigen-Gutachtens von der Räumung des Ruhrgebiets abhängig mache. (Das Gutachten selbst verlangt es.) Die Reichsregierung soll eine befriedigende Antwort erteilt haben. Nach der Pariser Erklärung wird besonders deutlich, vor welche Schwierigkeiten die deutsche Reichsregierung in den Verhandlungen über das Gutachten sich gestellt sehen wird, und daß es nötig ist, alle Hoffnung auf Unterstützung von irgendwelcher Außenseite fahren zu lassen. Wir Deutschen haben uns nur noch auf unsere eigene Kraft und unser Recht zu verlassen, gehe es, wie es will. Auf keinen Fall darf aber zugelassen werden, daß man auf der Londoner Konferenz das Sachverständigen-Gutachten wieder umbiegt, wie der Waffenstillstand und der Friedensvertrag umgebogen wor­den sind.

Neue Nachrichten

Enttäuschung in Berlin

Berlin, 10. Juli. In der Reichsregierung ist man nach der B. Z." durch die gemeinsame Erklärung Herriots und Mac Donalds enttäuscht worden, besonders auch deshalb, weil darin mit keinem Wort von einer Ein­ladung Deutschlands zur Londoner Konferenz die Rede ist, obwohl Mac Donald in dem Bericht von Chequers und Her- riot selbst wiederholt betont hatten, daß die über den Frie­densvertrag hinausgehenden Verpflichtungen von Deutschland unmöglich angenommen werden können, wenn Deutschland nicht auf der Konferenz mitwirke. Nach dem Sachverständi- gen-Gutachten hat sich Deutschland keiner Verbandsbehörde, ebensowenig der Entschädigungskommission, bezüglich der Feststellung von Verfehlungen zu unterwerfen, vielmehr sind allein die vom Gutachten geschaffenen Stellen hiefür zustän­dig. Die einseitigen Vereinbarungen der eng­lischen und französischen Regierung werde Deutschland nicht stillschweigend übergehen können. Sachverständigen-Gutach- ten und neues Diktat, neues Ultimatum seinen unvereinbare Begriffe. Deutschland müsse in London vertreten sein, und es werde vor allem gegen die Einsetzung der Entschädigungs­kommission schärfsten Einspruch erheben müssen.

Zur Flnanzministerkonferenz

Berlin, 10. 3uli. Wie erinnerlich, ist die Abfindung, die das Reich bei der Ilebernahme der Eisenbahnen der Staaken in den Reichsbahnbetrieb an die Länder abzuführen hatte, nicht bezahlt worden. Durch die Einlösung der Schuld­verpflichtung der Ländereisenbahnen durch das Reich und die Ilebernahme ihrer Anleihen in der Summe von 20 Mil­lionen Mark, die vertragsgemäß für den Erwerb der Länder­eisenbahnen vereinbart worden war, blieb ein Rest von mehreren Millionen, der infolge der Inflation nach dem Grundsatz Mark gleich Mark sehr leicht an die Länder abgeführt werden konnte. Aus diesem Anlaß bestehen zwi­schen dem Reich und den Ländern Meinungsverschiedenhei­ten, da die Länder die Zahlung der Restsumme in vollem Goldwert beanspruchen. Bei den Verhandlungen über die­sen Punkt, die bereits bei früheren Finanzministerkonferen- zen stattgefunden haben, ergab sich bisher keine Einigkeit.

Aus der Kräfte schön vereintem Streben Erhebt sich, wirkend, erst das wahre Leben.

Schiller.

Die Banernaräsin.

Roman von Fr. Lehne.

63 (Nachdruck verboten.)

Ich möchte Ihnen so aern helfen," fuhr er fort,aber Sie müssen sich aut sich selbst besinnen. Sie dürfen sich nicht der Not des Nächsten verschließen, sich egoistisch nur dem eigenen Leid binaeben. Und Sie sind doch nicht allein, Sie haben Ihren Kotten.der den gleichen Kummer"

Da unterbrach sie ihn mit einem schrillen Lacken.

Das ist es ia. Doktor, das Schlimmste, mein Mann

In einem unbeschreiblichen Don wiederholte siemein Mann," und das Lächeln, das dieses Mort beoleitete, ver­änderte ihr liebliches Gesicht beinahe unheimlich.

Da verstummte er.

Sie erbob sich.

Dell danke Dbnen. Doktor!"

Sie sab an ihm voi-w; m^eend sie ibm die Hand reichte, die Mic in der seinen lag.

Mit k-sieni m die zarte Neckte.

Gräfin, ick b->sek>miiye tun Sie nichts, nein! Sw werdon d"ek> d->6 deilMe lluw nickt zerllären wollen, das ick

Po- "

Er halte Anost uM die Drau, die scklank und lckmäcklio Nor ihm stund, deren Geürw tieiste .Hoftnunaslollakeit lind tiekslo Nerrweiilnna ausdrü-tte: iekt wn^te er. daß es nicht der Verlust des Kindes allein war, der lle so verändert und da war r macktlos, da mußte er lckweiqen.

Doktor. Sie meinen es aut, ick weiß es! Ick bin lebend aeworden. mehr als Sie denken und so viel Schmutz habe ich am Leben entdeckt, daß es mich ekelt." Sie schauderte leickt Zusammen.

Mit müdem Lächeln nickte sie ibm zu. während sie den Schleier wieder über das blasse Gesicht schlug.

Leben Sie Wohl, Doktor! Grüßen Sie Frau Toni und Rosemarie!"

Ohne Gutachten keine Schutzzölle Berlin, 10. Juli. Amtlich wird mitgeteilt, daß der land­wirtschaftliche Schutzzoll erst im Reichstag beantragt werden kann, wenn das Sachverftändigen-Gutachten angenommen und durchgeführt werde.

Polizeiliche Entfernung eines Abgeordneten aus dem Landtag Weimar, 10. 3uli. 3n der gestrigen Sitzung des Land­tags kam es zu einer Prügelei zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten. Der Abgeordnete Beck (Komm.) wurde auf acht Tage von den Sitzungen ausgeschlossen. Gleichwohl erschien er heute wieder im Sitzungssaal und weigerte sich, das Haus zu verlassen. Die Verhandlung wurde auf eine Stunde unterbrochen und die Tribüne geräumt. Mährend der Pause betraten drei Beamte der Landespolizei den Saal und begaben sich zu dem Platze der Kommunisten, wo der Abgeordnete Beck inmitten seiner Genossen saß. Die kom­munistische Abgeordnete Frau Schmidt versperrte den Zu­gang zu seinem Platz. Der Führer der Beamten forderte Beck im Namen der Regierung dreimal auf, den Saal zu verlassen, dreimal verweigerte es Beck ausdrücklich. Darauf schob man seine Genossen bei Seite und ein Kommando von zwölf Mann umstellte die Kommunisten. Beck wurde unter Sträuben hinausgebracht. Schließlich verließ die kommuni­stische Fraktion den Landtag, dessen Eingänge von Landes- polizei beseht war.

Vorkonferenz?

Paris, 10. 3uli. Nach demTemps" ist eine Vorkonfe­renz zu erwarten, die das Sachverständigen-Gutachten so ..vorbereiten" (d. h. umbiegen) soll, daß es in den Rahmen der Abmachungen zwischen Mac Donald und Herriot passe.

Französische Forderungen

Paris» 10. Juli. Die Fraktion der Republikanischen Union der französischen Kammer fordert im Anschluß an die Erklärung Herriots u-d Mac Donalds: DieRechte" Frankreichs sind im Vertrag von Versailles niedergelegk. Die Kriegsentschädigung ist mit der Kriegsschuldenfrage und der Sicherheit Frankreichs so eng verbunden, daß nicht ge­trennt darüber verhandelt werden darf. Die Entschädigun­gen dürfen nicht unter 132 Milliarden Goldmark herabge­setzt werden. Die Enkschcidigungskommission darf unter kei­nen Umständen ausgefchaltet werden, denn das wäre eine Gefahr für Frankreich; sie allein hat die Verfehlungen Deutschlands festzustellen. Das Recht, Sanktionen zu ver­hängen, darf durch die Durchführung des Sachverständigen- Gutachkens nicht geschmälert werden. Die wirtschaft­liche Besetzung des Ruhrgebiets darf erst aufhören, wenn die neuen Pfänder wirksam sind. Die militärische Besetzung des Ruhrgebiets wird fortgesetzt, bis der Sicher­heitsvertrag von Versailles durchgefüyrt ist.

Morel gegen die Schuldlüge London. 10. Juli. Der Abgeordnete Morel erntete im Unterhaus den Beifall der Arbeiterpartei, als er die ein­seitige Entwaffnung Deutschlands tadelte und prophezeite, die Politik der Erstminister könne keinen Erfolg haben, solange nicht entscheidend mit der Verbandspolitik, die auf die Schuldlüge gegründet sei, gebrochen werde. Diese Poli­tik sei begründet auf den nichtigen und unmoralischen Ge­danken, man könne eine einzige Nation zwingen, für die Sünden nicht nur ihrer Regierung, sondern der ganzen Welt zu zahlen.

Anschlag auf einen rumänischen Gesandten London, 10. 3uli. Ein jüdischer Student aus Rumänien feuerte auf den rumänischen Gesandten in London mehrere Revolverschüsse ab, ohne zu treffen. Der Täter wurde ver­haftet.

Die übergangenen Dominions

Montreal (Kanada), 10. Juli. DerDaily Star" ver­öffentlicht einen Artikel, der die Unzufriedenheit ausspricht, daß die englische Regierung die Dominions nicht zur Kon­ferenz nach London eingeladen habe. Wenn dafür Gründe vorliegen, die im Interesse des Reichs seien, so hätten sie den Regierungen der Dominions mitgeteilt werden müssen. Im vorliegenden Fall könne man sich'solche Gründe nicht vorstellen.

Italienische Sriegssahrzeuge in Ungarn Wien, 10. Juli. Wie die Blätter aus Neusatz melden, sind dort zwei italienische Moniteure eingetroffen. Die Offiziere statteten den Militärbehörden einen Besuch ab. Die nationa­listischeOrjuna" schlug Plakate an, worin Italien und die Italiener.heftig angegriffen wurden. Der italienische Kom­mandant legte hiergegen Protest bei der Militärbehörde ein,

r 1 te m b e ry

Stuttgart, 10. Juli. Landesfürsorgebehörde. Es hat von Anfang an nicht an Stimmen gefehlt, die die übereilte Landesfürsorgeverordnung für verfehlt erklärt haben. Die erste Sitzung der Landesfürsorgebehörde hat ihnen recht gegeben. Es ist auffallend, daß darüber kein Be­richt erschien. Es wäre allerdmgs nichts Erquickliches zu be­richten gewesen, denn es hat sich gezeigt, daß eine Behörde mit zwei Köpfen nicht reibungslos funktionieren kann. Mehr als die verwaltungstechnische interessiert uns aber die finan­zielle Seite der neuen Schöpfung. Die Zentralisation in Stuttgart ist ja eine Abbau- und Sparmaßnahme. Wie ver­hält es sich nun hiemit? Die erste Forderung lautete auf mehrere hunderttausend Mark für Beamtenwohnungen. Diese Forderung wurde abgelehnt. Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, zu erfahren, wieviel Beamte nicht über­nommen wurden man kann sie an einer Hand aufzählen wieviel an Gehältern, Trennungszulagen usw. jetzt mehr bezahlt werden muß. Der Voranschlag sodann soll ein ^ Million mehr beanspruchen, als die Vorschläge der vier Landarmenbehörden forderten. Die Ausgaben werden sich aber noch wesentlich steigern. Die Jagstkreis-Landarmen- behörde z. B. hatte Fühlung mit zahlreichen Familien, die Fürsorgezögl'nqe aufnahmen. Wenn sie einen Zögling woll­ten, sprachen sie auf. der Behörde vor. So waren von den 300 Fürsorgezöglingen der Jagstkreislandarmenbehörde 200 in Familien und 100 in Anstalten untergebracht. Die ersteren verursachen einen Aufwand von 5000 ^l, die letzteren einen solchen von 40 000tt. Die Anstaltserziehung wird bei der Leitung von Stuttgart aus immer mehr die Oberhand ge­winnen und dadurch werden die Kosten wesentlich gesteigert. Mit der Zeit wird auch ein neues Verwaltungsgebäude er­stellt werden müssen. Aus all dem ergibt sich, daß die Zen­tralisation wohl im steuerlichen Interesse Stuttgarts liegt, daß sie aber das Volkswohl schädigt. Die neue Regierung und der Landtag werden gut tun, den verfehltenAbbau" rückgängig zu machen.

Der rMlchbezuc, frei. Das württ. Ernährungsministerium hat der Stadt Stuttgart die Fortsetzung der Beschränkung der Milchabgabe versagt. Vom 15. Juli ab kann also endlich wie­der jedermann Milch kaufen.

Dom Landeskheaker. Oberregisseur Dr. Erhardk wird, da ihm die erbekene Entlassung aus seinem Vertrag nicht bewilligt werden konnte, im Einvernehmen mit der Theater­leitung den Ruf nach Wien ablehnen und dem Württ. Lan­destheatex erhalten bleiben.

Aus dem Parkeileben. Am nächsten Samstag und Sonn­tag tagt die Landesversammlung der Sozialdemokraten in 'Stuttgart.

Aus dem Lande

Heilbronn, 10. 3uli. Selbstmord. Die Persönlich­keit der am 7. 3uli im Neckar bei der Hagenbucherschen Oel- fabrik geländeken männlichen Leiche ist festgestellt. Es han­delt sich um einen 30 Jahre alten nervenleidenden Kaufmann aus Weinsberg, der in selbstmörderischer Absicht den Tod im Neckar gesucht hatte.

Heilbronn, 10. Juli. Leiche nländung. Oberhalb des eisernen Stegs wurde die Leiche des 28 Jahre alten ledi­gen Schlossers Max Wohlfahrt aus dem Neckar gelandet. Der Mann, mit Bluse und Arbeitshose bekleidet, dürfte schon mehrere Tage im Wasser gelegen haben.

Vaihingen a. E., 10, Juli. Kindsleiche zwischen Schienen. Zwischen den Schienen der Eisenbahnstrecke Reichsbahnhof Vaihingen-Enz und Ensingen wurde die Leiche eines neugeborenen Kindes in einen Sack eingebunden, auf­gefunden. Es wird vermutet, daß sie während der Fahrt aus einem Zuge geworfen wurde. Die Nachforschungen nach der Mutter hatten bis jetzt keinen Erfolg.

Nürtingen. 10. Juli. Die Sau im Ziegen st all. Ein eigenartiger Unfall passierte in dem Ziegenstall des L. Schm. Am hellichten Tag war eine Sau in diesen einge- drqngen und hatte einer Ziege nicht nur das Euter, sondern auch das Eingeweide angefressen, so daß das angebundene hilflose Tier auf schreckliche Weise verenden mußte.

Iesingen, OA. Kirchheim, 10. Juli. Brand. Die Scheuer des Bauern Otto Scholz ist bis auf den Grund niederge­brannt. Das angebaute Wohnhaus konnte gerettet werden. Die Entstehungsursache ist nicht festgestellt.

Mlflingen, 10. Juli. Brand. Zwei neben einander stehende, zusammengebaute Häuser, die Wohn- und Oekono- miegebäude von Karl Haller, Flaschenbierhandlung, und von Gregor Geiger. Bauer und Fabrikarbeiter, sind bis auf den

19.

Mit großen Augen sah Eliane Laubenberg in die unter- gehende Sonne, die den Horizont in einen Feuerbrand tauchte. Sie stand auf dem Rasen an einem Springbrunnen und ließ das kühlende Wasser über ihre schmale Hand rin­nen. Reizvoll hob sich ihre schwarzgekleidete Gestalt mit dem lichtblonden Haar von dem rotgoldenen Hintergründe ab.

Das Gong ertönte, das zum Abendessen rief.

Langsam schritt sie über den gepflegten Rasen nach der Terrasse, auf der Hans Buffo ihr jetzt hastig entgegenkam.

Wo warst du, Eliane?" fragte er barsch,seit einer Stunde schon suche ich dich."

Was kümmert's dich mit einem Male? Ich habe im Borkenhäuscken gesessen."

Baron Eckbreckt und Kurt Seidenschwang sind mit mir gekommen! Die Herren wollen dich begrüßen, sie bleiben zum Abendessen."

Sie zuckte leicht die Schultern.Ah. deine Zechgenossen."

Er errötete vor Unwillen.

Ich erwarte, daß du geaen meine Gäste höflich bist! ägte er berrilch.höflicher als das letztemal."

Ich bin bölich qewesen!" widersprach sie,du hast keinen Grunv. mich besonders darauf aufmerksam zu machen."

Non einer beleidigenden Höflichkeit ja! Man merkt die Absicht, und man wird verstimmt."

Ich habe nickt gegen das Gastrecht verstoßen, einer sol­chen Ungezogenheit macke ick mich nicht schuldig! Indessen wenn du irgendwie gefühlt hast, daß ich nickt liebenswürdig genug war. dann bringe mir doch solche Gäste, von denen du genau weißt, wie unsympathisch sie mir sind, nicht ins Haus,"

Mein Wille ist maßgebend! ich bin Herr im Hause.

Und ick bin die Frau im Hause, die zu hoch von sich denkt, um sich mit Trinkern und Svielern an einen Tisch zu setzen! Darum bitte ich dich, mich bei deinen Gästen zu entschuldigen. Ich ziehe vor, mich in meinen Zimmern auf­zuhalten."

Sie neigte leicht den Kops und ging an ihm vorbei. Er faßte sie derb ums Handgelenk.

Du hast Rücksichten zu nehmen!" fuhr er sic an.ich bin in Seidenschwangs Schuld."

Das geht doch mich nichts an," versetzte sie kalt, sich von _ seinem Griff befreiend.-

Wütend stampfte er mit dem Fuße auf. War das Eliane noch, die sanfte Eliane, für die jedes seiner Worte früher eine Offenbarung gewesen, die er nach seinem Willen hatte lenken nnd leiten können? Unbequem war sie ihm durch ihre Hartnäckigkeit geworden und ihre Verachtung, die sie ihm so deutlich bei jeder Gelegenheit zeigte, reitte ihn doch!

Verwundert und sichtlich verletzt nahmen die Herren Hans Buffos Entschuldigungen Wegen des Fernbleibens del Dam-- des c^uses entgegen.

Kurt Seidenschwang runzelte die Stirn seines glatten, runden, aewöbnlicken Lebemannsaesichtes. das bei eaner ge­wisse" Gutmütigkeit dock eine große Verschlagenheit zeigte.

Sollte der Frau Gräfin etwa oar unsere Anwesenheit nicht anaenebm sein?" näselte er,ich sab sie doch vorhin erst am Springbrunnen."

Hans Bulla hörte aus diesen Worten ein deutliches Ke- kränkttein. Er fürchtete Seidenschwang, und er war inner­lich wütend auf Eliane.

Kr seufzte tief auf und nickte bekümmert vor sich bin.

Meine Herren, ich muß es Ihnen ja doch sauen, was mein großer, aroßer Kummer und meine Sorae isi: meine liebe Frau leidet unaussprechlich unter dem Tode unseres Söbn- chens. Zu Zeiten mag sie niemanden sebm auch mich nickt oder vor allen anderen mich nickst!

Ihre Nerven sind vollständig zerrüttet: sie bekommt Wein- und Schreikrämpfe, liegt danach stundenlang avatbEck da! Wollen Sie, bitte, darum in ihrem Fe-nbleiben keine Absichtlichkeit sehen! Ihre Gemütsdevression läßt mich manchmal das Schlimmste befürchten! Dennoch kann ick mich nicht entschließen, meine Frau in eine Nervenheilanstalt zu bringen, wozu die Aerzte mir dringend, seit langem schon raten."

Sein hübsches Gesicht trug einen so überzeugt kummer­vollen Ausdruck, daß man ihm glaubte, ihn lebhaft bedauerte und es erklärlich fand, ohne Hausfrau zu speisen!

Spät, erst in der Nacht fuhren die Herren davon.

Dicker Zigarrenrauch schwebte trotz der geöffneten Fenster in dem Spielzimmer, und zahlreiche geleerte Wein- und Sektflaschen verrieten, daß wacker gezecht worden war.

(Fortsetzung folgt.)