«-«fiyrSnNer PerMenoerkeyr Wer me Rheinübergänge wieder ausgenommen werden kann.

Mannheim» 27. Dez. Die Hauptversammlung i>er hiesigen Gewerbebank nahm den Antrag auf Auflösung und Um­wandlung der Genossenschaft in eine Aktiengesellschaft und Verschmelzung mit der Heidelberger Handels- und Gewerde- bank und der Weinheimer Vereinsbank an.

Boxberg, 27. Dez. Der hiesige Kommunalverband hat jedem Minderbemittelten des Bezirks 24 Pfund Brot­mehl zu Weihnachten zukommen lassen.

Triberg, 27. Dez. Zwischen der Eisenbahn- und Straßen- bauverwaltung ist eine Vereinbarung dahin getroffen wor­den, daß mit der Bahnbrücke über die Gutach auch die Straßenbrücke neu erbaut, d. h. durch eine Gewölbebrücke (die jetzige Brücke besteht aus Eisen) ersetzt wird.

Konstanz, 27. Dez. Die hiesige Sch uh macher Innung hat unter Mitwirkung einiger Lederhondlungen und der Schuhmachergenossenschaft beschlossen, etwa MN armen Schul­kindern während der Wintermonate die Schuhe unentgeltlich zu besohlen und zu.flicken.

Lokales.

Wildbad, den 28. Dez. 1923.

Neujahrsgeläut. Einem Wunsch der Bürgerschaft entsprechend, hat das Eo. Stadtpfarramt angeordnet, daß beim Scheiden des alten und Beginn des neuen Jahres um 12 Uhr Nachts ein Neujahrsgeläut veranstaltet wird. Möchte der feierliche Glockenklang in der Mitternachtstunde der Neujahrsnacht die Herzen zu Dank und Bitte stimmen vor dem Herrn der Zeiten!

Silberne Hochzeit. Die Holzhauer-Eheleute Karl und Philippine Treiber Ziegelhütte feierten am 26. Dezember ihre silberne Hochzeit. Wir gratulieren!

Glatteis! Vergeht nicht die Gehwege zu bestreuen! Es ist nicht nur eine Pflicht gegen die Gesundheit der Neben­menschen sondern auch eine polizeiliche Vorschrift, deren Unterlassung große Unannehmlichkeiten und bei Unglücks- sällen sehr empfindliche Folgen haben kann.

Dis Relchsiudexzahi für Lebenshaltung am Stichtag 22. Dezember betrügt das 1150 Milliardensache der Vorkriegs­zeit, sie ist gegenüber dem 17. Dezember wieder um 1,1 Proz. zurückgegangen.

Tür dis Anges-elttsnveesicherung werden zum 1. Januar 1924 neue, wertbeständige Gehalts- und Britrmmklrsisn ekstgeführt. Die bisherigen Marken werden durch die Post nur noch bis zum 31. Dezember 1923 abgegeben. Die neuen Marken werden voraussichtlich vom 5. Januar l924 an ver­kauft. Die Versicherungspflichtgrenze in der Angestelltenver­sicherung ist vom 1. Dezember 1923 an aus monatlich 33316 Goldmark festgesetzt.

BrotversorgunAsabgabe. Bis zum 2. Januar 1924 ist der zweite Teil der Brotversorgungsabgabe zu entrichten. Dieser beträgt grundsätzlich das 195millionenfache des Zwangs­anleihebetrags. Wer also z. B. 100 000 Zwangsanleihe zu zeichnen hatte, hat 19 Billionen 500 Milliarden Papier­mark als zweiten Teilbetrag der Brotversorgungsabgabe zu zahlen. Aus dem zwangsanleihepflichtigen Vermögen dürfen ausgeschieden werden Mietswohngrundstücke sowie auf Pa­piermark lautende Forderungen und Betrüge (z. B. fest­verzinsliche Wertpapiere, Hypothekenforderungen). Die Zah­lung ist ausschließlich bei den Finanzkassen (nicht bei einer Gemeindekaffe und nicht bei einer Annahmestelle für die Zwangsanleihe) zu leisten. Bei nicht rechtzeitiger Zahlung bis 2. Januar 1924 hat der Steuerpflichtige die zwangsweise Bei­treibung zu vergewaltigen und empfindliche Verzugs­zuschläge zu entrichten.

Erhöhung der Auslandpakekgebühr. Vom 1. Januar 1924 an werden die Gebühren für die Pakete nach und von dem Ausland erhöht. Die Erhöhung beträgt im allgemeinen bei Paketen bis zum Gewicht von 1 Kilogramm 30 Centime, bis zum Gewicht von 5 Kilogramm 50 Centime und bis zum Ge­wicht von 10 Kilogramm 80 Centime. Bei Paketen nach Luxemburg, Oesterreich, Ungarn und der Tschecho-Slorvakei werden besonders gegenüber den bisherigen Gebühren er­höhte Sülle einyxfüllrll Bei Raketen nach der dreien Stadt

MrWg, Kuba, südafrikanische Union, Südwestafrika und Ver­einigte Staaten von Nordamerika verbleibt es bis auf weite­res bei den bisherigen Gebühren. Nähere Einzel­heiten sind bei den Postanstalten zu erfahren, die auch Aus­kunft über die vom 1. Januar an für Postfrachtstücke nach dem Ausland geltenden Gebühren erteilen. Di« auf Gold­franken lautenden Gebühren für Pakete nach dem Ausland werden vom 1. Januar 1924 an nach dem Verhältnis von 1 Goldfranken gleich 0,90 Steuermark umgerechnet.

Postaufträge und Nachnahmesendungen über Renten- mark werden nur ausgehändigt, wenn die Einlösung in Rentenmark oder in Stücken und Zwischenscheinen der wert­beständigen Anleihe des Deutschen Reiches bis 21 Mark (5 Dollar) erfolgt. Kann die Einlösung in diesen Zahlungs­mitteln nicht erfolgen, so gilt der Postauftrag oder die Nach­nahme als verweigert. Die Sendungen werden dann als unbestellbar behandelt. Es liegt daher im eigensten Inter­esse der Versender, Postaufträge oder Nachnahmen über Ren­tenmark nur auszustellen, wenn Gewißheit für Zahlung in Rentenmark oder oben genannter wertbeständiger Anleihe besteht. Andernfalls ist dringend anzuraten, die Postaufträge und Nachnahmen in Papiermark auszufertigen. Dabei wäre wieder zu beachten, daß solchen Sendungen keine Zahl- karten, sondern Postanweisungen beigesügt werden, denn Papicrmark kann nur mittels Postanweisung zur Auszah­lung gelangen. Postaufträge und Nachnahmesendungen, de­ren Beträge durch Zahlkarte einem Postscheckkonto gut­gebracht werden sollen, dürfen nur, auf Rentenmark lauten, weil der gesamte Postscheckverkehr auf Rentenmark umge­stellt ist.

Lichkbildzwang bei der Eisenbahn. Die Reichsbahndirek- kton Berlin gibt bekannt, daß voraussichtlich vom 1. März 1924 an die Inhaber von Monaks-, Wochen- und Schüler­karten ein Lichtbild in einem van der Bahnverwaltung ge- lleferken Blechrahmen mit sich führen müssen.

Die guten Vorsätze zum venen Jahr. Faßt man auch Ante noch zum neuen Jahr gute Vorsätze oder ist das ein Brauch, der der Vergangenheit angehört? In früheren Tagen, wo man noch nicht so schnell und so leichtsinnig lebte, spielten jedenfalls die guten Vorsätze am Neujahrstag eine große Rolle auch im Volksbrauch. Das Gelöbnis der Besse­rung geht auf den uralten Glauben zurück, daß der erste Tag des neuen Jahrs von entscheidendem Einfluß auf das ganze Jahr sei. Ueberall in der Volkskunde begegnet man der Auffassung, die in den Regeln festgehalten ist:Wie Neujahr, jo das ganze Jcchr. Was man zu Neujahr tut, tut man das ganze Jahr," usu». Der sich daran schließenden Sitten sind viele. Wenn man zu Neujahr spät aussieht, so findet man das ganze Jahr über morgens nicht aus dem Bett. Fegt und säubert man die Zimmer am Neujahrstag' nicht gründlich, dann herrscht das ganze Jahr Unordnung und Unreinlichkeit. Wer zu Neujahr ein neues Kleidungs­stück anlegt, hat das ganze Jahr nicht nur schöne Kleider, sondern auch Glück in allen Geschäften. In der Mark Brandenburg war es früher Brauch, daß der Handwerker Punkt 12 Uhr in der Neujahrsnacht mit seinem Handwerks­zeug hantierte; dann hatte er das ganze Jahr über reichliche Beschäftigung. In Ostpreußen nimmt der Bauer von allen Getreidearten etivas in der Tasche mit in die Kirche und kramt während der Predigt darin herum, weil er damit Segen in Tasche und Haus zaubert. In Mecklenburg wirft der Hausvater am Silvesterabend Münzen unrer den Tisch, die die Tischgenossen aufsuchen müssen, und wer am meisten findet, wird im neuen Jahr am reichsten. Am Neujahrstag darf man nichts verborgen; sonst wird einem in den kommen­den Monaten alles aus dem Haus getragen. Eine sittliche Weltordnung mußte von diesem gröberen Aberglauben auf feinere Formen kommen, um den Segen des Neujahrs auszunützen, und so wird den guten Vorsätzen an diesem Tag besondere Bedeutung für die Besserung unseres Lebenswan­dels zugeschrieben. Es ist ja ganz natürlich, daß in der ern­sten Stuube des Jahreswechsels, da sich Rückblick und Aus­blick uns in dem sonst so gleichmäßigen Ablauf der Zeit von selbst aufdränsrn, wir zu Gericht sitzen über unsere Taten, und da wir allzumal Sünder sind, Besserung geloben. Aber, wenn man die ernste Absicht hat, kann man an jedem Tag einneue:, Leben" beginnen. :md ist in-M'-ra-:'- '-hon et­was verdächtig, wenn man den ^ d cst-m

großen Entschluß abwartet.

Nach Waterloo

Eine Bauerngeschichte aus dem TaumrS

von Fritz Ritzel. >40

Verraten würde sie ja Hansjörg sicher Nicht, oavon war sie überzeugt aber hatte er nicht gesagt, daß er einen Weg ausfindig machen müßte, aus dem das Unrecht gut zu machen sei, wenn er noch eine ruhige Stunde im Leben haben solle? War letzterer Umstand nicht schon Ursache für sie ge­nug, sich in allem seinem Willen zu unterwerfen? Würde sie es mit ansehen können, daß sich der sonst so frohe Bursche abbärmte und vielleicht an der drückenden Last zugrunde - ging?

Sie hatte es erfahren, wie verschwiegene Schuld drückt ^ und innerlich aufreibt: Nicht für alle Schätze der Welt würde sie nochmals die Hand nach Unrechtem Gut ausstrecken, noch­mals die nie zu stillende Seelenqual auf sich nehmen; alles würde sie hingeben, wäre sie davon befreil, sähe sie nicht mehr in ihren Träumen die vorwurfsvoll mahnenden Blicke ihres , verstorbenen Gatten. Und jetzt war der wieder von den Toten auferstanden, der als Todfeind von ihr gegangen war! Wenn diesem zu Ohren kam, daß der Grundmüller um ihre Schuld wisse und wie leicht konnte ein Zufall ihn auf die Spur führen dann war sie verloren! Schonung durfte sie von dem Stiefsohn nicht verlangen, den sie mit Hohn von sich gewiesen hatte, als er sein gutes Recht verlangte. Allmäch­tiger Gott, was sollte das werden?

Aufstöhnend, mit gerungenen Händen trat die Bäuerin vor das Kanapee, über welchem das Bild des Heilands hing, wie er in der Bergpredigt seine Jünger und das ver­sammelte Volk zur Tugend und zum gottgefälligen Wandel mahnt. Ihre Blicke ruhten auf den sanften Zügen des Herrn, als suche sie in ihnen Trost für ihre innere Pein, als flehe sie um ein linderndes Wort von dem Munde des Er­lösers. Und wie ein Traumbild kam es über sie. Der Hel­iand schien segnend die Hände zu heben und wie aus weiter Ferne klangen ihr die Worte:

Wahrlich ich sage euch: Es wird sein im Himmel mehr Freude über einen Sünder» der Buße tut, denn über neunundneunzig Gerechte!"

Da sank die trotzige Frau, bis in das Innerste erschüttert, auf die Knie nieder, verhüllte ihr Haupt und weinte bitterlich.

Ein Geräusch auf dem Vorplatz schreckte sie nach einer kürzen Weile empor. Männerschritte nahten und eine Stimme, deren Klang ihr durch Mark und Bein ging, sagte leise:Du brauchst kaa' Sorg' zu hawe', Hansjörg, es werd schon olles gut! Loß mich nur!"

Dann öffnete sich die Tür und Heinrich und Hansjörg traten über die Schwelle.

Beim Erblicken des totgeglaubten Stiefsohnes, der ihr mit dem kurzgeschnittenen Barte wie ein verjüngtes Ebenbild des verstorbenen Gatten erschien, faßte die Bäuerin ein Zittern, daß sie sich an dem Rand des Tisches halten mußte, um nicht umzusinken. Angstvoll forschte sie in den von stillem Gram durchfurchten Zügen des vor sie Hingeiretenen, als wolle sie ergründen, ob er als Todfeind oder als ein zur Ver­söhnung Geneigter gekommen sei und mühsam rang es sich von ihren Lippen:

So is es dann wohr, Heinrich? Du lebst merklich?"

Ja, Mutter, ich leb' un' komm' um Friede' mit Eich zu mache', bevor ich Widder geh'! Laßt uns in Ruh' alles be­rede', loht alles begrawe' un' vergesse' sein, was zwiscl-e' uns vorgefalle' is'! Wir wolle' annemme' der Datier selig war' bei uns un' tat' uns rate', wie wir in Friede' des, was zwische' uns liegt, in die Reih' bringe'! Do druff hin geb' ich Eich die Hand, Mutter, un' grüß' Eich von Herze'!"

Der milde Ton, mit welchem Heinrich gesprochen, der Muttername,. welchen er ihr mehrere Male gegeben hotte, übte eine wahrhaft erlösende Wirkung aus die Bäuerin aus. Stumm legte sie ihre Hand in die dargebotene Rechte des Stiefsohnes und ließ sich von ihm nach dem Kanapee geleiten, wo er die noch immer an allen Gliedern Zitternde mnft nie­derdrückte. Dann trat der stattliche Mann an die Seite des Bruders, umschlang dessen Schulter mit dem linken Arm und fuhr zu der atemlos Lauschenden gewendet fort:

Allerlei

Lawinengefahr. Die Arlbergbahn hak wegen verfchiede- K c Lawienstürze und starker Schneewehen den D-Zugver- kchr eingestellt. Der Orienkexpreßzug wird über Salzburg- München-Lindau umgeleitet.

In der Schweiz sind durch Lawinenstürze mehrere Häuser und Ställe unter Schnee begraben worden. Aus Mittel­schweden wird eine Kälte von 30 Grad Celsius gemeldet.

3m Aiesengebirge liegt der Schnee 2,30 Meter hoch.

Der Eisenbahnverkehr hat auch im ganzen Deutschen Reich durch Schneestürme schwer« Stockungen erlitten, die Zugsverspätungen betragen bis zu 6 Stunden und mehr. In Berlin treffen alle Züge mit großen Verspätungen ein. Die Drahtleitungen sind oft auf viele Kilometer zerrissen; die Maste umgestürzt; doch hoffen die Eisenbahnverrvaltungen, in zwei bis drei Tagen auch den Güterverkehr wieder in Ord­nung zu bringen. Besonders groß find die Störungen im Osten, am Riesengebirge, im Schwa rzrvalb und am Bobensee. Vielfach ist der Verkehr nur durch Umleitungen aufrecht z« erhalten. Schiwestürrne in dieser Stärke hat man in Deutsch­land in einem Jahrzehnt nicht mehr erlebt.

Die Schiffahrt auf der Elbe ist wegen starken Treibeises eingestellt worden. Am 24. Dezember zeigte der Wärmemes­ser in einem großen Teil Norddeutschlands 1618 Grai Celsius unter Null.

Neues Erdbeben in Tokio. Am 23. Dezember traten in Tokio wieder mehrere heftige Erdstöße ein. Bon den Nok- baracken des letzten Anglücks stürzten mehrere zusammen, die Bevölkerung flüchtete in die Umgebung der Staat. Grö­ßere Anglücksfälle werden nicht gemeldet.

Skudentenhilfe. Amerikanische Studenten haben für die Wirtschaftshilfe der deutschen Studentenschaft 6000 Zentner Lebensmittel im Werk von 125 000 Goldmark übersandt. Der Hamburger Dampfer .Hansa" hak die Seebeförderung kosten­los übernommen.

Weihnachtsbescherung. Im Sandbundhaus in Rostock Mecklenburg) veranstaltete die Bezirksgruppe des Reichs- landsbunds eine Bescherung für 3000 Bedürftige. Die Mit- /ilieder hatten 10 Ztr. Fleisch, Speck und Wurst, 12 Ztr. Zucker, 10 Ztr. Erbsen, 12 Ztr. Kaffee, 15 Ztr. Mehl, Grieß, Graupen und Haserslocken, 3 Ztr. Butter, 3 Ztr. Pfeffer­kuchen, 1 Ztr. Kuchen, 1200 Brote, 216 Ztr. Käse, 2 Ur. Roggen, 300 Eier, 30 Tauben, außerdem viel Kakao, Zwie­beln, Obst, Seife usw. aufgebracht. 2000 Ztr. Kartoffeln, 400 Ztr. Wrucken, 200 Ztr. Kohl und 100 Ztr. Mohrrüben waren schon vor dem Fest verteilt worden.

Traurige Weihnacht. In der Skalitzer Straße in Berlin brach am Christabend ein etwa KOjähriger Mann bewußtlos zusammen. Als er ins Krankenhaus gebracht war, mußte der Tob Lurch Entkräftung festgestellt werden.

Der Tod in den Wellen. In Dettekbach bei Würzdurg sank hie Fähre über den Main abends in der Dunkelheit in­folge Ueberlafkrng, Von 13 Insassen ertranken k Personen.

Verschwunden fit seit mehreren Wochen der Holzarbeiter H. Möller aus Dörnthal (Sachsen), der im Auftrag der Gemeinde von der Amtshauptmannschaft Freiberg Unter- stützungsgelder m Höhe von 434 Billionen Mark abheben sollte: ferner der Vorsitzende des Erwerbslosenrats in Groß­naundorf (Sachsen), Paul Leischner, der in Kamenz 400 Billionen erhoben hatte. Man vermutet, daß beide Ver­brechen zum Opfer gefallen sind.

Eigenartiges Eisenbahnunglück. Auf der Strecke Greifs­wald-Zössow (Pommern) fiel mittags der junge Sohn dev Gasthofbesitzers Schweizer aus Sellin (Rügen) aus dem Eil- zug. Der Vater sprang ihm nach und blieb mit zerschmet­terten Gliedern auf dem Bahnkörper liegen. Der Lokomotiv­führer des nachfolgenden V-Zugs bemerkte die Schwerver­letzten, brachte den Zug zum Stehen und bewirkte ihre Ueber- sührung in die Universitätsklinik in Greifswald.

Bei einem Einbruch am 1. Weihnachtsfeiertag in eine Notgelddruckerei in Berlin fielen den Einbrechern sechs Pa­kete zu je 1000 Stück 20 Billionenscheine und 2 Pakete zu je 1000 Stück 200 Milliardenscheine im Gesamtwert von 120 400 Goldmark in die Hände. Dieses im Auftrag des Reichsverkehrsministeriums gedruckte Papiernotgeld der Reichsbahn war nicht mehr zur Ausgabe bestimmt, sondern lokOe vernichtet werden. E>n Teil der Einbrecher fft bereits

Mutter, mein lieber Bruder, der Hansjörg, un' ich sinn' aanig! Die alt' Geschicht', die wo mir, un' gewiß aach Eich, so viel Not un' Sorg' gemacht Hot, werd mit aam Schlag aus der West geschafft! Uff Eich fällt koa' Schand; mei'm Bruder zu Lieb' verzeih' ich Eich von Herze', was Ihr mir angetan habt. Der Rodenberger Hos bleibt Eich un' mer'rr Bruder ich geh' Widder nooch Amerika!"

Heinrich!" Wie ein Erlösungsschrei kam es von den Lippen der Bäuerin.Du trägst mir's nit nooch? Du laßt alles begrawe' un' vergesse' sein? Och Gott, rch hab's jo nit verdient! Unser Herrgott lohn' dir's!"

Wankend erhob sie sich von ihrem Sitz und strebte mit ausgestreckten Armen dem einst so Verhaßten zu, der chr jetzt wie ein Engel der Huld erschien. Im Innersten erschüttert, drückte sie der Heimgekehrte an die Brust, küßte ihren Mund und flüsterte der krampfhaft Schluchzenden die innigen Worte zu:

Unser Herrgott hot's gefügt, daß ich mei' neb' Weib verlor'n Hab', dofür ließ er mich e' Mutter finde'!"

XV.

Die Nachricht von der Rückkehr des totgeglaubten Heinrich Schilling erregte nicht nur im Dorfe, sondern im ganzen Nassauer Ländchen das größte Aufsehen. Das war denn doch noch nicht dagewesen, doß eine Frau mit zwei Männern die beide lebten und in voller Manneskraft standen, nach allen Regeln rechtskräftig getraut worden war. Welchem von beiden gehörte sie nun, fragten sich die Leute. Jedenfalls hatte der, mit dem sie zuerst getraut worden war. doch das größere Recht, meinten die einen, während d''e anderen be­haupteten, die Frau gehöre dem zweiten Mann, da sie doch eine von dem Gesetz anerkannte Witwe gewesen sei, als sic den zweiten Ehebund schloß. Die dritten ?ndlich schlugen vor, daß in einem solchen Falle das Los zu entscheiden habe.

Die Wirtschaft zumGrauen Kopf" war täglich mit Gästen angefüllt, die alle gekommen waren, um den nach so vielen Jahren vom Tode auferstandenen Watsrlonkämpfer zu sehen und dessen merkwürdige Schicksale zu vernehmen.

(Fortsetzung folgt.)