solle dem Reich gehören. Ferner solle durch Vergesellschaf­tung ein Viertel bis ein Drittel alles Privatbesitzes dem Reich gehören usro. Aus der andern Seite verwahrte sich die Sozialdemokratie gegen di« Aushebung des achtstündi­gen Arbeitstags und des Tarifsystems.

Eine Verständigung kam nicht zustande oder sie ging wie­der in die Brüche. Die Große Koalition war damit gesprengt und das Kabinett beschloß, zurückzutreten. Der Reichspräsident betraute Dr. Stresemann mit der Neubildung. Nun aber ist die Frage, auf welchen Grundlagen soll sich die neue Re­gierung aufbauen? EinKabinett der Arsönlichkeiten" unter Außerachtlassung der Parteigruppierung wäre denkbar, wenn die nötigen starken Persönlichkeiten mit Fachwissen sich finden: der bestehende Ausnahmezustand würde dem Kabi­nett zunächst unter allen Umstünden den erforderlichen Rückhalt geben. Tüchtigen Männern könnte auch unbedenk­lich dis vom zurückgetretenen Kabinett verlangteErmäch­tigung", d. h. die Uebertragung außerordentlicher Voll­machten bewilligt werden, die sozusagen eine Fortsetzung des Ausnahmezustandes in anderer Form wäre. Der Ausnahme­zustand selbst könnte dann aufgehoben werden. Allerdings wäre zu erwarten, daß Bayern sür sich auch ein Er­mächtigungsgesetz einführen würde. Denn das war doch der Zweck des bayerischen Ausnahmezustandes, sich von der Ber­liner Bevormundung in kritischer Zeit frei zu halten. An­dererseits besteht bei der Mehrheit des Zentrums und in der Demokratischen Partei die Auffassung, daß die Regierung einen möglichst starken Parteirückhalt haben müsse, und dieser lasse sich nur durch die Große Koalition schaffen, die deshalb wiederhergestellt werden müsse. Die Deutsche Volkspartei hat sich, wie es scheint, dieser Meinung noch nicht angeschlossen. Die Deutfchnationale Volkspartei hat die von der Deutschen Volkspartei ausgehende Einladung, sich an der Regierung zu beteiligen, an die Bedingung geknüpft, daß der Kurs von Grund auf geändert und ohne di« Sozialdemokratie regiert werde. Welcher Art aber auch di« neue Regierung sei, ihr Lebensfaden wird danach gerichtet sein, ob sie das nun schon so oft verkündet« Programmwort: arbeiten und spa­ren zur Tat machen kann. Geht darin der Reichstag für sich mit gutem Beispiel voran, so kann die Regierung sich keine festere Stütze wünschen: denn über alle anderen Dinge kann man sich leichter verständigen, ob man rechts oder links oder in der Mitte steht, wenn nur in der Frage, von der jetzt die ganze Zukunft de» deutschen Volkes abhängt, einmütiger Wille besteht.

Neue Na ch r ichten

Kundgebung der Gewerkschaften

Berlin, 5. Okt. Der Allgemeine Deutsche Gewerkschafts­bund, Li« Arbeitsgemeinschaft für Angestellte (Afa) und der Allgemeine Deutsche Beamtenbund fordern die Arbeiter auf, gegen Äs Bestrebungen, die Sozialpolitik, besonders die Ar­beitszeit, dem Einfluß des Reichstags und der Gewerkschaften zu entgehen, mit den äußersten Mitteln zu bekämpfen.

Die Buchdruckerlöhne

Berlin. 5. Okt. Für die am 5. Oktober zu Ende gehend« Rechnungswoche beträgt der Buchdruckerlohn für einen ver­heirateten 24jährigen Gehilfen in der Ortsklasse ll-4 Mil­liarden, vom 6. bis 12. Oktober 2V- Milliarden Mark.

KMing zur Lchuldlüge

München, 5. Okt. In einer Versammlung derArbeits­gemeinschaft für Wahrheit, Recht und Ehre" erklärte Mini­sterpräsident v. Knilling, der Kampf gegen die Schuld- lüge hätte schon längst in ganz anderer Weise ausgenommen werden müssen, als es bisher geschehen ist. Leider gebe es viele im deutschen Volk, die davon nichis wissen wollen, weil damit auch der letzt« Schein einer Rechtfertigung für das un­geheure Verbrechen ausgetilgt würde, das im November 1918 in Deutschland mit Frevlerhand verübt worden sei. Das be­klemmend« Sillschweigen der berufenen amtlichen Stellen müsse als ein Schulübewußtsein aufgefaßt werden. Mit sei­ner Aufforderung zum Kampf habe er leider in Berlin kein Gehör gefunden.

Roch keine Lösung in Berlin

Berlin, 5. Okt. Die demokratische Fraktion hat den Reichspräsidenten aufgefordert, die Große Koalition wieder herzustellen: dem von Stresemann beabsichtigten unpolitischen

Aus Münchens guter alter Zeit

(I_6X miß, 3V8 Die Kunst mein Gesetz)

Musikroman von vr. Hans Fi s ch e r - H o h e n h a u s e n. uy (Nachdruck verboten.)

Du redest, wie Du's verstehst," entgegnete der alte Strauß, dessen Jähzorn nun doch langsam abflaute, als er seinen Sohn in den Armen der Mutter schluchzen sah. Seinem Professor bin ich gerade auf der Straße begegnet und habe ihn gesprochen, und" mit diesen Worten wandte er sich an die beiden Jungenerzählt mal selbst und gesteht, was Ihr heute in der griechischen Stunde angefangen habt."

Richard", sprach die Mutter jetzt mit sanftem Vor­wurf,sei mein aufrichtiger Bub und verhehle mir nichts!"

Allotria haben die beiden getrieben, statt aufzupassen," antwortete statt der beiden Sünder in wiederaufloderndem Zorn der Vater.Wie kamst Du zu der Partitur der Träume, Richard? Antwort I Wie kannst Du Dir erlauben, hinter meinem Rücken in die Orchesterbibliothek zu gehen und das Werk auf meinen Namen zu entleihen ? Antwort! Heda, Antwort will ich haben!"

Der Zorn des Vaters war wieder so im Wachsen, daß er, von neuem mit dem Lineal drohend, auf seinen Sohn zuging.

Du gehst heute abend nicht ins Konzert, sondern Du setzst Dich hinter Deine griechische Grammatik und treibst vor allem auch Mathematik! Sollen wir die Schande er­leben, daß man Dich aus dem Gymnasium jagt? Daß Deine Herren Vettern Dich auslachen, daß Du's vielleicht nicht mal zum Einjährigen bringst und drei Jahre dienen mußt! Dann kannst Du ja als Militärmusiker eintreten und sehen, wie weit Du mit Deiner Löhnung kommst denn dann ziehe ich meine Hand von Dir ab, und was Du mit Deinen musikalischen Alfanzereien, Deinen soge­nannten Kompositionen, verdienst, das wird Dir dann schon ausgehen!"

Kabinett könne die Demokratische Partei kein vertrauen eni- gsgcnbringen. Andererseits hört man, die Deutsche Bolks- partei, in der die Richtung Stinnes im Augenblick wieder die Oberhand gewonnen zu haben scheint, wolle die Große Koa­lition nicht mehr mitmachen.

Bedingungslose Unterwerfung Paris, 5. Okt. DerTemps" erfährt aus Brüssel von einer hochstehenden Perfönlichkeit, Stresemann habe mit Spitzfindigkeiten gearbeitet, wie seinerzeit der Reichskanzler Wirth, aber das werde ihm so wenig helfen, als es diesem genützt habe. Man werde von Deutschland die glatte Unter­werfung verlangen, wer auch ans Ruder komme.

Fremde Stimmen über Deutschland Paris, 5. Okt. Mussolini erklärte einem Vertreter des Echo de Paris" über die französische Politik gegenüber Deutschland: Frankreich hat an der Ruhr einen unbestreit­baren moralischen Sieg davongetragen. Ich bin sehr glück­lich über dieses Ergebnis. Ich habe immer die Nutzlosigkeit des Widerstands angezeigt. Die Deutschen glaubten an eine Hilfe. Von wem? Von Rußland; es ist unfähig, sich außer­halb seiner Grenzen zu schlagen! Bon Amerika oder Eng­land? Das Deutschland, das von keinem Heer besiegt wurde, hat jetzt weder Grund noch Mittel, zu widerstehen. Man widersteht nur, wenn man stark ist. Was die Entschädigun­gen anbetrifft, so hat sich mein Standpunkt nicht geändert. Diese Frage ist eng verbunden mit der Frage der Regelung der Derbandsfchulden. Wir können uns Deutschland gegen­über nur in dem Maß großmütig zeigen, in dem unsere Gläu- b'ger es mit uns sind. Jeder andere Standpunkt wäre unan­nehmbar. Eine Aufhebung oder eine wesentliche Herab­setzung unserer Schulden kann allgemein eine Herabsetzung der deutschen Schulden nach sich ziehen.

Paris, 5. Okt. Eduard Hers« y, der aus Deutschland zu­rückgekehrt ist, schreibt imJournal": Ob die Linke regiert oder die Rechte, man sieht nicht, wie sich die Lage auch nur um das Geringste verändern könnte. Sie unterliegt den be­weglichen Taten der Parteien. Solange Deutschland der Ruhrproduktion entzogen ist, .bleibt ihm jede Hoffnung, eine Katastrophe zu vermeiden, versagt. Es hat kein Geld mehr, kein Eisen uick> keine Kohle. Sein Handel stockt und seine In­dustrie stirbt ab. Bald wird der einzelne Deutsche die Tage ohne Brot und ohne Feuer kennen. Das Deutsche Reich aber kann die Ruhrproduktion erst dann wieder zurückerlangen, wenn wir Franzosen es ihm gestatten.

Schlechte Geschäftslage in England Manchester, 5. Okt. Hier mußte eine der größten Vaum- wollfirmen des Landes den Betrieb wegen der ungünstigen Geschäftslage schließen. Zehntausend« von Arbeitern werden dadurch arbeitslos. ^

Die Gefangenen der Franzosen Gelsenkirchen, 5. Okt. In 18 Gefängnissen des Ruhr­gebiets und des Brückenkopfs befinden sich rund 15 000 deutsche Gefangene, dazu kommen mehrere Tausend im übri­gen besetzten Gebiet und weitere Gefangene in Frankreich und Belgien. Die Behandlung ist meist sehr schlecht. Von 170 Gefangenen, die aus Werden in ein Gefängnis in Essen gebracht wurden, ist ein Teil gezwungen, auf dem Fußboden zu nächtigen.

Auf dem Flugplatz Rötthausen wurde ein junges Mädchen ermordet aufgesunden. Ein französischer Gendarm ist flüchtig. -

Verfahren gegen den Regierungspräsidenten in Düsseldorf

Düsseldorf, 8. Okt. Das Verfahren gegen die Polizei in Düsseldorf wegenMords" wurde von der französischen Be­setzungsbehörde auch auf den Regierungspräsidenten Grlltz- ner (Soz.) und seinen Stellvertreter, Oberbaurat Rad- dartzin Düsseldorf ausgedehnt.

Verstärkung der Ruhrbefehung Parts, 5. Okt. Die Regierung beabsichtigt, die Besatzung in Deutschland zu verstärken. Die Verordnung des Herrn v. Kahr, daß jede Unterstützung der Franzosen als Hoch­verrat bestraft werde, wird in Paris alsHerausforderung" bezeichnet.

Aber Papa!" beschwichtigte Frau Strauß,auf das Konzert hat er sich schon so lange gefreut!"

Ist mir ganz einerlei der Bülow ist auch so ein Parteigänger von dem musikalischen Meister Urian, dem verdanken wir vor allein den ganzen Schwindelgeist im Hoftheater, seitdem der als Hofkapellmeister hier war, nimmt die Musiknarrheit kein Ende und färbt sogar aufs Konservatorium ab. Da ist wenigstens in der Meisterklasse ein sogenannter Konipositionsschüler, der schon ganz im Bayreuther Fahrwasser segeln soll und das unter den Augen und Ohren eines Rheinberger und Zenger es ist zum Läuse kriegen: Nächstens werden die alter; Esel selbst noch Wagnerianer!"

I ch bin aber gar kein Wagnerianer," wagte Richard jetzt schüchtern einzuwenden,ich will seine Werke nur Studiums halber kennen lernen."

Du hast vor allem Deine Schulbücher kennen zu lernen! Bis Du mit dem Gymnasium fertig bist (wenn Du's erreichst!), ist wohl der ganze Tanz musikalischer Per­versität ausgetanzt und kein Mensch spricht mehr von dem Bayreuther Hans Dampf. Lerne die Werke der Klas­siker kennen; hier ist das wohltemperierte Klavier, hier die Sonaten von Element!, hier der aff purnussum

das ist Musik!"

Aber Bülow spielt heute abend doch nur Beethoven I" schluchzte Richard schüchtern, in der Hoffnung, den Alten umzustimmen.

Verneinend wollte der Vater heftig auffahren, als es draußen schellte.

Was ist das wieder?" zuckte der Kammermusiker nervös zusammen, indes Hans jetzt die Gelegenheit für gekommen erachtete, sich zu empfehlen. Schüchtern trat er aus der Ecke hervor und wollte sich an die Mutter seines Mitschülers wenden; da öffnete sich die Türe und das Dienstmädchen trat ein mit den Worten:

Schöne Empfehlung von Herrn Professor Giehrl an die Herrschaften und hier schickt er die Karten für das heutige Konzert."

Wür t t emberg

Aus der Landeshauptstadt

Stuttgart, 8. Okt. Vom Landtag. Im F'ideikommiß- Ausschuß stellte Abg. Pflüger (Soz.) den Antrag, Fidei« kommißwaldungen zu verstaatlichen. Abg. Schees (Dem.) wollte u. a. für solche Waldungen besondere Schutzmaßnah­men und das Vorkaufsrecht des Staats gesichert wissen. Von seiten !>er Regierung und der anderen Parteien wurde gegen­über dem Antrag Pflüger darauf hingewiesen, daß der An­trag gegen die Reichsverfassung verstoße. Eine Enteignung könnte nur zum Wohl der Allgemeinheit erfolgen. Der An­trag Schees aber ist inhaltlich bereits im Regierungsentwurf enthalten. Ein Vertreter der Forstdirektion betonte, im In­teresse des forstwirtschaftlichen Fortschritts fei es erwünscht, daß neben dem Staatswald auch noch einzelne größere pri- oatwirtschaftliche Betriebe bestehen, da die Staatsverwaltung Betriebsverbesserungen infolge ihrer geringeren Beweglich­keit nicht immer in dem gleichen Maße ausnützen könne, wie dies privaten Betrieben möglich sei. Die Anträge Pflüger und Äheef werden abgelehnt.

Vom Rathaus. Der Eemelnderat hat den Gvspreis aus 14 Millionen für den Kubikmeter, den Strompreis auf 3Z Millionen sür die Kilowattstunde erhöht. Solche Preise können sich sehen lassen, und trotzdem gibts in den städtischen Betrieben nichts als Fehlbeträge. Geldscheine unter 1000 -ll nehmen dte städtischen Kassen nicht mehr in Zahlung.

Hindenburgfeier. Del der Hindsnburgfeier der Vereinig­ten vaterländischen Verbände Stuttgarts in der Liederhalle, die von über 5000 Personen besucht war, wurde noch einem Vortrag von Alfred Roth-Hamburg eine Entschkstzungcm- aenommen, die den Rücktritt der Reichskanzler», die Aus­lösung des Reichstags und dte Ausrichtung «in« völkisch- nationalen Diktatur über das ganze Reich fordert.. > ?

Die Straßenbahn erhöht ihre Fahrpreis« wieder «if 10 bis 20 Millionen.

Milchpreis. Ab Sonntag kostet im Kleinverkauf st; Stutt­gart Vollmilch 20,8 (14,8), Magermilch 8 (5,6) da» Liter.

Reue DierpreiserhöhünF. Der Württ. Brauereiverband hat mit Geltung vom 6. Oktober ab folgende neue Bierpreise ausgesetzt: lOprozentiges Lagerbier im Faß das Liter 17 Millionen, im Glas 0,3 Liter 8,5 Millionen; als Flaschenbier die Flasche zu 0,5 Liter im Einkauf 13, im Wiederverkauf über die Straße 15 Millionen und die Flasche zu 0,7 Liter im Einkauf 17 und im Wiederverkauf über die Straße 20 Mil­lionen. 13prozentiges Spezialbier im Faß das Liter 23 Mil­lionen und im Glas zu 0,3 Liter 11,5 Millionen; als Fla­schenbier die Flasche zu 0,6 Liter im Einkauf 21, im Wieder­verkauf über dis Straße 24 Millionen. Das Flaschenpfand wurde auf 10 Millionen erhöht. Die Verkaufspreise im Glas verstehen sich ohne Trinkgeldaufschlag und ohne die sonstigen dazu kommenden Betriebsspesen. Die Flaschenbierpreise stel­len sich beim Verkauf in Wirtschaften den Aufwandskosten entsprechend höher.

Aus dem Lande

Neckargröningen, 5. Olt. Schadenfeuer. Am Mitt­woch nachmittag brach in dem großen Anwesen des Land­wirts Wilhelm Raule der Feuer aus, das rasch um sich griff. Da auch andere Gebäude stark bedroht waren, wurden die Kraftfcchrspritzen von Ludwigsburg und Waiblingen zu Hilfe gerufen, die tatkräftig eingriffen. Nach dreistündiger Ar­beit war der Brand erstickt. Zerstört wurde nur die Scheuer,! die übrigen Gebäude des Anwesens konnten gerettet werden.!

Mit dem Haus sind 300 Ztr. Weizen, 110 Ztr. Hafer und Ztr. Gerste verbrannt, was allein einen Fruchtschaden von etwa 150 Milliarden Mark ausmacht. Durcy die einstürzende Eiebelwand wurden vier Mann der Ludwigsburger Wehr verletzt. Als Vrandursache vermutet man Kurzschluß. ! ^

Güglingen. 5. Okt. Weideverpachtung. Die' Winterschafweide auf hiesiger Markung ist für 8837 Gold­mark an Schafhalter Oettinger in Nördlingen verpachtet worden. )

Reuenbürg, 5. Okt. E r w i s ch t e M e t al ld i eb e. In der Nacht zum 12. August wurden in der Schmuckwaren- sabrik Scholl A.-G. 18 Kilogramm Edelmetall durch Ein­bruch gestohlen. Die Täter sind nun verhaftet worden, und zwar die bei Scholl beschäftigten Arbeiter Albert Feigle

Damit gab sie ein Briefchen ab; Herr Strauß öffnete rasch und entnahm dem Umschlag außer den Karten ein Schreiben, das folgendermaßen lautete:

Hochverehrter Herr!

In Anlage übersende ich Ihnen einige nur vom Meister gütigst überlassene Ehrenkarten für den heu­tigen Beethoven-Abend.

Gleichzeitig möchte ich bei Ihnen anfragen, ob Sie an unserem nächsten Kammermusikabend Mitwirken wollen. Wir beabsichtigen, an diesein Abend aus­schließlich Werke gediegener Münchner Komponisten (Rheinberger, Franz Lachner) zn Worte kommen zu lassen, und würden uns glücklich schätzen, wenn Sie statt des erkrankten Herrn Thoms den Violapart übernehmen würden.

Hochachtungsvollst I

Giehrl."

Die Einladung, im Walterquartett mitzuwirken, besänf­tigte den Zorn des Herrn Strauß.

Dann können wir freilich nicht gut ablehnen I" begann er brummig;ich freilich habe heute abend Dienst in der Oper, aber Du," wandte er sich an seine Frau,kannst mit Richard hingehen, und die dritte Karte schenke ich Ihnen, Herr Fischer, wenn Sie davon Gebrauch machen wollen."

Dankend und höflich sich verneigend hatte dieser die Karte in Empfang genommen.

Jetzt war wieder Ruhe im Hause des rabiaten Wagner­feindes. Schüchtern machte sich Richard aus den Armen seiner Mutter los, indes Hans, der jetzt fort wollte, sich zuerst an die Frau des Hauses zum Abschied wandte.

Adieu, lieber Herr Fischer!" Mit diesen Worten schüttelte ihm die Dame die Hand.Es ist mir leid, daß Sie so eine Szene bei uns miterlebt haben. Nicht wahr, Sie erzählen nichts zu Haus, wie sich mein Mann auf­geführt hat."

(Fortsetzung folgt.)