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(Enztalbote)

Chronik unö Anzeigenblatt für das obere Cnztal.

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Nummer 25

Fernruf 179

Wildbad. Mittwoch, den 31. Januar 1923

Fernruf 179

58. Jahrgang

dieSchwäbische Ruhrhilfe"!

SmShrimgslage und RuhrLeUunz.

Aus dem neubesetzten Gebiet dränben sich jetzt die Nachrichten übef die Ernährungsschwiengkeiten und Sor­gen der Bevölkerung. Gewaltige Preissteigerungen haben sich namentlich in den letzten Tagen bemerkbar gemacht und für einige wichtige Nahrungsmittel scheint, auch be­reits ein empfindlicher Mangel etngetreten zu sein. Nach den Gründen dieser sehr ernsten Erscheinungen braucht wohl nicht erst weiter gejucht zu werden, Ter infolge des französisch-belgischen Vordringens eingelretene Marksturz hat das seiuige getan, um alle diejenigen Nahrungsmit­tel, deren Beschaffung oder Erzeugung irgendwie von ausländischen Produktionsquellen abhängt, iq die Höhe zu treiben. Dazu kommt die aus zahlreichen Orten ge­meldete gewaltsame Beschlagnahme von Lebensmitteln durch die französisch-belgischen Truppen, die sich nament­lich aufs verhängnisvollste in der Milchversorgnng der Bevölkerung auswirkt. Nicht unwesentlich aber dürfte hin, des; sich sowohl der Massen der Verbraucher als «ich d>-r- für bie Versorgung der Bevölkerung i-n Be­tracht kommeuden Zwischenste'llen eine panikartige Stim­mung bemächtigt hat, wie wir sie aus Kriegs- und son­stigen Kritischen sielten nur zu gut kennen. Die Unge­wischeit, wie sie bei der Ruhrbevölkernug im Hinblick auf die kommende Entwicklung nur zu natürlich ist, hat zwei­fellos das ihre getan, uni den sonst glatten Fluß des Lebensmittelgeschäfts ins Stocken zu bringen und auf den Lebensinittelmarkt eine Unruhe zu tragen, die sich dann bucht im Warenangebot und in den Preisverhältnissen spüren läßt. Man darf nicht vergessen, daß auch im un­besetzten Gebiet unter dem seelischen und politischen Ein­fluß der Ruhrereigiiisse die Preise in den letzten Wochen und Tagen Sprünge gemacht haben, die hinter der Ver­teuerung der Lebenshaltung im Rnhrrevier nicht allzu weit Zurückbleiben, Von maßgebender Seite ist schon mit Recht daraus aufmerksam gemacht worden, daß diese Entwicklung ans dem Geld- und Warenmarkt'der ^tsächlichen Lage der deutschen Wirtschaft nicht entspricht, und es ist weiter die sehr ein­dringliche und nur zu berechtigte Warnung an alle in Be­tracht kommenden Produzenten und Händler ergangen, di se Entwicklung nicht etwa noch durch eigene wirt- schaftspvlilische Maßnahmen zu fördern. Das gilt selbst- verständlicherweise itt allererster Reihe für die Versorger des Richrb.-zirks. Es liegen Nachrichten vor, denen zu­folge Firmen im besetzten Gebiet die Schamlosigkeit besessen haben sollen, den fremden Eindringlingen ihre gub"' Dienste zur Beschaffung deutscher Nahrungsmittel zur Verfügung zu stellen. Die auch unter den gegebenen Verhältnissen sehr auffällige Preissteigerung auf dem Fl ischmarkt hängt wahrscheinlich mit umfangreichen Vieh^- aufkäufen solcher übler Elemente zusammen. Es ver­steht sich wohl von selbst, daß, sobald die Untersuchung hierüber abgeschlossen ist und ein positives Ergebnis vorliegt, die Namen solcher Lumpen der Öffentlichkeit unterbreitet werben.

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Die Ernähr i, ngs läge des besetzten Gebiets, was die Vorralsmenge an den wichtigsten Bedarfsartikeln betrifft, erregt lt.Köln. Ztg." zurzeit keine übertriebenen Besorgnisse. Tie Preisentwicklung darf aus den vorher angegebenen Gründen nicht als entscheidender Maßstab herang.^ogen werden, zumal sie im nicht besetzten Ge­biet ein ganz ähnliches Bild zeigt. Es ist in der Öf­fentlichkeit vielfach noch viel zu wenig bekannt, daß die Landwirtschaft in allen ihren Schickten ihre Bereitwillig­keit zu außergewöhnlichen Leistungen nicht nur ausge­sprochen, sondern auch schon in großem Umfange be­tätigt hat. Dieses Werk ist in vollem Gange. Sehr er­hebliche Mengen von Lebensmitteln über die normale .Belieferung hinaus sind am Bestimmungsort eingetrofsen öder dorthin unterwegs. Sämtliche landwirtschaftlichen Organisationen stehen hinter dem aus freudigem Herzen geleisteten Hilfswerk und werden dafür sorgen, daß der Strom der Liebesgaben für die Ruhrbevölkernng nicht abebbt. Selbstverständlich entheben diese freiwilligen Lei­stungen die Reichsregierung nicht der Pflicht, die Er-

Tagesspiegel

Die Oberpräsidenten Preußens erhielten aus Reichs- und Landeswitteln 1192 Millionen Mark zur Unterstützung not­leidender Kleinrentner zugewiesen.

. Lord Balfour halte lautDaily Lhronicle" mit PoincarS in Paris bei einem .Frühstück einefreundschaftliche und offene" Besprechung über die Fragen der Ruhrbfehung, des Memellands und des Orients. Frankreich würde in der Ruhr­frage eine freundschaftliche Vermittlung gern annehmen, jedoch einen Schiedsspruch des Völkerbunds ablehnen. Traut Poincare dem guten Wetter nicht mehr?

Das englische körügspaar beabsichtigt, im Frühjahr Rom zu besuchen.

Die japanische Regierung wird einen Gesandten beim Vatikan ernennen.

Die Kämpfe der irischen Radikalen gegen die irische Regie­rung flammen wieder auf, nachdem die Regierung bereits 38 Mann wegen Besitzes von Waffen hat erschießen taffen.

Die Rifkabylen in Marokko haben den spanischen General Navsks- sät 44 aridrvsn SsfiÄerss »-,rk281 Soldaten, bei den Kämpfen im letzten Sommer in die Gefangeyjchvft geraten waren- freigelasten.

Laut Reuter hat der englische Gouverneur in der indischen Provinz Lakbnau alle politischen Gefangenen mit einer Aus­nahme freigelaffen.

nährung der Ruhrbevölkernug aus organisatorischem Vege auch darüber hinaus sicherzustellen. Es t isst sich glücklich, daß an der Spitze des Reichsernährungsmmi- steriums zurzeit ein Mann steht, der die Bedürfnisse d"> Ruhrbevölkernng auf verantwortungsvollem Posten an­eigener Anschauung kennengelernt hat und so am besten in der Lage sein dürfte, die Hilfsbereitschaft und die Hilfsverpslichiung Deutschlands in die Tat umzusetzen. Sehr viel wird für die Ernährungsverhältnisse des be-' setzten Gebiets natürlich davon abhängen, ob Frankrcib die Drohung einer gänzlichen Absperrung vom unbesetzten Deutschland wahr macht. An seiner Absicht, die Liefe­rung von Ruhr ko hie nach Deutschland vollständig zu unterbinden, ist wohl nicht mehr zu zweifeln, und jedenfalls soll dadurch ein entscheidender Druck aus das deutsche Verkehrswesen ausgeübt werden, der sich dann notwendig auf die Lebensmittelversorgung des Ruhrbczirks weiterpflanzen würde. Nach wie vor möchten wir aber an der Durchführbarkeit dieser Drohung zwei­feln, ihr ist im schlimmsten Fall nur einen ganz vor­übergehenden Erfolg zuzusprechen, nachdem sich der Wille der Ruhrbevölkerung, deutsche Kohlen nur für Deutsch­land zu fördern, mit so einmütiger Entschiedenheit im­mer wieder offenbart hat. lieber den Ernst der Lage ist man sich an allen verantwortlichen Stellen völlig klar. Aber um so stärker wird auch die Entschlossenheit, alle Kräfte für das Durchhalten einzuspannen.

Ruhrdiktatur?

Eine hohe Ankersuchungskomnüssion Man schreibt mir aus dem neubesetzten Gebiet an der Ruhr: Während das (bis jetzt) unblutige Ringen mit den französischen Einbrechern immer schärfere Formen an­nimmt, reist eine hohe Antersuchungskommission im Lande umher. Sie besteht aus dem Minister für öffentliche Ar­beiten Le Trocquer, der sich aber nicht als Exzellenz, sondern als .Herr Ingenieur" anreden läßt, aus dem bekannten General Weygand und dem Bergwerksdirekkor Guille­aume. Der Zweck der Inspektionsreise? Der Ileberfall des Ruhrgebietes wurde bisher von Paris aus geleitet, und zmar durch ein Ministerkomitee, dem außer Poin­care die Minister der Finanzen, des Wiederaufbaus und der öffentlichen Arbeiten angehörten und zu dem andere Persönlichkeiten, wie der Kriegsminister Maginot, Mar­schall Foch, der Vorsitzende der Entschädigungskommission Barthou, sowie Ministerialdirektor Seydoux als Leiter bei Sachverständigen nach Bedarf zugezogen wurden. Auj dem «Kriegsschauplatz" befMgey zurzeit Keyeral

goutte, Rheinlandkommifsar Tirard und der Leiter der In­genieurkommission, De Erste. Diese drei erhielten aber bisher ihre Weisungen aus Paris und hakten sich gegen­seitig nichts vorzuschreiben. Die Folge war ein hilfloses Durcheinanöerregieren, das dem deutschen Widerstand er­laubte. den .Eroberern", wenn der landläufige Ausdruck für eine toternste Sache erlaubt ist, ein Schnippchen nach dem andern zu schlagen. Die beschlagnahmten Kohlenschiffe kommen nicht an ihr Ziel, sie lassen sich in der holländischen Rheinzone von den dorligcn Behörden aufgreifen, um ein neutrales Arteil über das Eigentumsrecht zu erwirken. Die von den Franzosen erbeuteten Kohlenzüge schlagen Hacken wie verfolgte Hasen, um nach tollen Kreuz- und Ouer- fahrken schließlich doch ins unbesetzte Deutschland zu ent­wischen, Die Eisenbahner rühren keine Hand für fran­zösische Zwecke. Die Bergleute arbeiten nur da, wo die blauen Aniformen sich zurückgezogen haben.

Diesem Zustand, der, den Franzosen wie ein Tanz mit Nebelgespenstern verkommen muß, soll nun durch «Auf­ziehen schärferer Saiten" ein Ende gemacht werden. Troc- quer und Weygand sind, wie man hört, im Auftrag Mil­lerands, des Präsidenten der Republik Frankreich, ge­kommen, um den Boden Zu prüfen. Es ist nur wieder die übliche Verschleierung, wenn Poincare durch seine Blätter verkünden ließ, Le Trocquer wolle nur die Störungen im Bahnverkehr untersuchen und General Weygand "seine Soldaten begrüßen. In Wahrheit handelt es sich um die Vorbereitungen zur Errichtung einer Oberbefehls-, instanz. Für das besetzte Gesamtgebiet, also für Rhein­land und Ruhrgebiet soll ein gemeinsamer oberster Kommis­sar ausgestellt werden, uffd in französischen Kreisen geht anscheinend der Streit nur noch darum, ob an die Spitze ein Zivilist oder ein militärischer Diktator treten soll. Die Kandidatenfrage kommt erst in zweiter Linie. Loucheur, an den man mit einer Anfrage heranging, Hai abgelehnt. Er hält sich im Hintergründe und beeinflußt die politischen Maßnahmen durch die scharfe Kritik in der «Iournee Industrielle". De Löste, der so kläglich versagt hat, soll durch den Generalsekretär der französischen Schwer­industrie, Robert Pinot, erseht werden.

Der Zweck des Ruhrunternehmens wird eben immer klarer, und die eigentlichen Drahtzieher treten immer deut­licher hervor. Zunächst natürlich beackern noch die Mili­tärs und Politiker das Feld. Im Stahlhof zu Düsseldorj tagten Le Trocquer und Weygand mit Tirard und De- goutke. Von Düsseldorf wird die Kommission über Essen nach Mainz und Koblenz reisen und bald wird man die Pläne dieser Herren an ihren Früchten erkennen. Zwei Anschläge, die sie im Schilde führen, werden bereits offen genannt: Der Zollgürtel und eine neue Währung. Aeber die Zollinie, die das ganze besetzte Gebiet von Deutschland trennen soll, hat bereits Reichswirkschafks- minister Dr. Becker der Presse gegenüber geäußert, was vom deutschen Standpunkt aus zu sagen ist: Technisch un­möglich, weil die deutsch sprechenden Beamten fehlen, wirt­schaftlich katastrophal, weil die Warenerzeugung lahmge­legt, die Arbeiterschaft auf die Straße geworfen wird. Was die neue Währung (der «rheinische Franken") betrifft, so würde dieses raffinierte Mittel französischer Raubpoli­tik nichts anderes bedeuten, als eine neue Art von Hungerblockade gegen denjenigen Teil der Bevölke­rung, der keinen Judaslohn aus Frankreich bezieht, son­dern irgendwie noch auf Markeinkommen angewiesen bleibt. Wie die blül nde Wirtschaft eines wichtigen indu­striellen Gebietes durch solcke Doppelwährung verwüstet wird, das erlebt man ja im Saarrevier, wo die trau­rige Wirkung des Frankens bereits auf die rheinischen Grenzgebiete übergrcist. Gegen diese Pläne darf cs nur wieder Widerstand und Kampf geben! er.

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Von Dr. Ferdinand Gr a utof f. ,

Als im römischen Kaiserreich in den Jahren 2-?0506 unserer Zeitrechnung das Metallgeld schier unaufhaltsam nach dem Osten absloß und der bare Eeldverkehr säst auf­hörte, sank das Wirtschaftsleben des Kernlands des Reichs aus Herr länslt überwundenen Standpunkt der Aaturalwirtr