lichkeik seien. Durch den Cinnwrsch ins Ruhrgebiek werde der Fr° 'sverkrag zerrissen. Fräulein Ministerialrat Gertrud Bäumer sagte mit Recht, man hätte das Volk nicht lange im Irrtum über seine wahre Lage leben lassen, sondern es beizeiten aufklären sollen. Eine schwere Wirt­schaftskrise ziehe herauf, die nicht mit Zwangswirtschaft und Gewerkschaflspotikik, sondern nur durch Ärbeitsskeigerung überwunden werden könne.

Stuttgart» 8. Jan. Erhöhung des Hagelversiche­rungsbeitrages. Der Beitrag der würkk. Mitglieder der Nordd. Hagelversicherunasgesellschaft Berlin wird vom Jahr 1923 an von 100 auf 130 Proz. der Borprämie erhöht.

Der Diehhandlerslrcik ist nach einer von der Stadt Stutt­gart veranlaßten Aussprache im wiirtt. Ernährungsmini­sterium am Freitag und einer darauf folgenden Versamm­lung dos Biehhändlerverbands am Sonntag aufgehoben worden. Der Eruührungsminister lehnte die verlangte Zu­rücknahme der Verfügung der Handelsverzeichnisse mit Rück­sicht auf die Staatsautorität und aus sachlichen Gründen ab, versprach jedoch etwaige Härten, die sich in der Praxis er­geben könnten, abzusteüen. In erster Linie müsse die Ver­fügung anerkant und der Streik abgebrochen werden, widri­genfalls geprüft werden müßte, ob bei den in Betracht kom­menden Händlern die Voraussetzungen für die Erteilung des Viehhandelsscheins noch gegeben seien. Die Viehhändler be­schlossen, den Dienstagmarkt wieder zu beschicken .

Ludwrgsburg» 8. Jan. 7 0. Geburtstag. Am letzten Samstag feierte Regierungspräsident v. Wiedmann in voller,Rüstigkeit den 70. Geburtstag.

Neckarrems OA. Waiblingen, 8. Jan. Baumschände r. In den Feiertagen hat ein junger Mann mutwilligerweise zirka 15 schöne Obstbäume demoliert. Auf Vorhalt seiner Verwandten, einem solchen Lausbuben gehören auch die Hände abgehauen, durchhieb sich der junge Mann mit einem Veil die linke Hand. Nach starkem Blutverlust wurde er ins Spital nach Ludwigsburg verbracht.

Tübingen, 5. Jan. Todessall. Professor v. Dr. Wurster von der evangelischen Fakultät der hiesigen Uni­versität ist gestern Abend unerwartet rasch gestorben. Vor etwa 2 Wochen war er scheinbar an Grippe erkrankt. Eine plötzliche Herzlähmung nahm dem erst 62jährigen Gelehrten das Leben. Am 6. Dezember 1860 zu Hohenstaufen OA. Göppingen als Pfarrerssohn geboren, besuchte Paul Wurster die Seminare zu Schöntal, Urach und Tübingen. In der praktischen Seelsorge betätigte er sich 18881903 als Pfarrer in Heilbronn, von wo er kurze Zeit nach Blaubeuren über- siedelts. Dort wurde er zum Dekan gewählt. 1903 bis 1907 war er Professor und Direktor des Predigerseminars zu Fxied- berg in Hessen. Von hier wurde er zum Professor in Tübingen berufen.

Vom Lchnmrzwald, 8. Jan. Mahnung. Folgende be­herzigenswerte Mahnung findet sich im Echo vom Hochfürst: Für WO 000 erwarb ein Handelsmann auf einem Bauern­hof ein schönes junges Pferd. Wenige Tage darauf verkaufte er es in einer Nachbargemeinde für 1 Million Mark. Abge­sehen von der unverantwortlichen Preistreiberei wäre es doch besser, wenn die Landwirte bei Verkäufen usw. nicht die Jnseratgebühren in der Presse scheuten, sondern gerade in ihrer Heimatzeitung derartige Verkäufe anzeigten. Dann wür­den sie nicht so oft übers Ohr gehauen werden.

Ravensburg, 8. Jan. Parteitag. Unter zahlreicher Beteiligung fand hier der Parteitag der oberschwäbischen Zentrumspartei statt, mit dem eine Versammlung der auf d< n Boden des Zentrums stehenden Lehrer verbunden war.

Der lutherische Welkkonveni soll nach einem Beschluß der Allgem. ev.-luth. Konferenz und des luth. National-Konzils in Nordamerika vom 20. bis 25. August 1923 in Eisenach ab­gehalten werden. In Amerika werden Vertreter der Synoden, in Europa einzelne Persönlichkeiten eingeladen; etwa 200 Teilnehmer sind ins Auge gefaßt.

Lokales.

WiIdbad, den 9. Jan. 1923.

Zum Eingesandt vom 3. Januar. Herr Regierungs- baumeistsr Schnrid, Architekt B. D. A, legt Wert darauf, mitzuteilen, daß er mit dem in dieser Nummer erschienenen ArtikelDer Löwe als Rathaus" in keinerlei Beziehung steht.

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Warnung vor Schwefelsäure im Düngekalk. Die Land­wirtschaftliche Versuchsanstalt Dresden schreibt: In letzter Zeit wird von einer sächsischen Firma gemahlener schwefel­saurer Düngekalk angeboten. Ist schon dM^Wirkungswert des gewöhnlichen Gipses als Dünger eine durchaus noch nicht genügend geklärte Frage, so ist hier, wo der Dünger 46,8 Prozent nutzlose Schwefelsäure, darunter sogar 23 Prozent in ungebundener, also direkt schädlicher Form, enthält, Vor­sicht bei Verwendung anzuraten.

Die Reichsxost rechnet für das Jahr 1923 mit einem Fehl­betrag von 300 Milliarden Mark. Der Reichsrat glaubte daher in seiner Sitzung am 5. Januar an dem vorgelegten neuen Gebührenplan keine Abstriche machen zu sollen, und so wird es bei der bereits gemeldeten Verdoppelung der Postgebühren vom 15. Januar an verbleiben. Ein einfacher Brief im Ortsverkehr kostet demnach 20 Mark, darüber hin­aus 50 Mark, eine Postkarte 10 bezw. 30 Porto. Für die Bestellung und Abholung von Paketen wird eine Gebühr erhoben.

Der neue Relchspost-Sparkommissar, der württ. Ministe­rialrat Reuter, strebt, wie berichtet, wird, eine Umstellung der Wirtschaftsführung der Reichspost mit entsprechendem Personalabbau an. Der Betrieb soll auf eine kaufmännische Grundlage gestellt, der ordentliche Haushalt von früheren Belastungen befreit und durch Entschädigungen der allge­meinen Finanzverwaltung gestützt werden- Für die Gebüh­renberechnung sollen die Selbstkosten richtunggebend sein.

Verwendung von Alekallklammern. Vor einiger Zeit hat die Postverwaltung angeordnet, daß die vorhandenen Metall­klammern mit scharfen Spitzen zum Verschlv-ß von Brief­sendungen nur noch bis Ende 1922 verwendet werden dürf­ten, vorausgesetzt, daß die Spitzen nach unten umgebogen werden, damit sich die Beamten nicht verletzen können. Mit Rücksicht darauf, daß Händler und Verbraucher noch erheb- licbe Bestände solcher Klammern vorrätig hab^, ist diese Frist jetzt für den Jnlandsverkehr bis Ende Dezember 1923 verlängert worden. . ,

Fahrradzeikkarken. Auf einer Anzahl Eisenbahnstationen in der Umgebung größerer Städte werden Karten 90 -1t wöchentlich oder'360 Mark monatlich ausgegeben, wogegen Fahrräder von Zeilkarleninhabern in Verwahrung genom­men werden.

Vom Sternenhimmel. Die Sonne nähert sich im Januar depp Aeguator von Süden her um öN Grad: ihre Steigung

beträgt am 1. Januar 23 Grad, am 31.1714 Grad. Sie'geht am 1. Januar 8 Uhr 17 Min. auf und 4 Uhr 9 Min. unter, am 31. Jan. 7 Uhr 53 Min. und 4 Uhr 55 Min., so daß also die Tageslänge um 1 Std. 10 Min. zunimmt, von 7 Std. 52 Min. auf 9 Std. 2 Min. Die Vormittage werden L4 Min., die Nachmittage hingegen 46 Min. länger.

Am 3. Jan. tritt Vollmond ein, am 10. ist das letzte Vier­tel erreicht, am 17. findet Neumond statt und am 25. ist das letzte Viertel wieder erreicht. In Erdnähe kommt der Mond am 8., in Erdferne am 23. Jan. Der Planet Merkur wird Mitte des Monats bis auf ^ Stunde am südwestlichen Abendhimmel sichtbar; im letzten Drittel des Monats wird er wieder unsichtbar. Venus leuchtet früh als hellstrahlender Morgenstern; ihre Sichtbarleitsdauer nimmt aber langsam von 3 aus 214 Stunden ab. Mars ist den ganzen Monat vom Einbruch der Dunkelheit an bis 10 Uhr abends im Südwesten zu sehen. Jupiter geht anfangs gegen 144 Uhr, schließlich X2 Uhr auf und ist bis zum Hellwerden im Osten sichtbar. Saturn erscheint Ende des Monats bereits schon vor Mitter­nacht über dem Horizont. Der Firsternhimmel leuchtet im Januar noch in voller winterlicher Pracht. Die Milchstraße steigt im Südosten auf, streift den Orion, bricht durch den Fuhrmann, Perseus und die Kassiopeia und erreicht im Nord­westen im Schwan wieder den Horizont.

Reserviert für Besatzungslruppen. Am deutschen Reisen­den peinliche Unannehmlichkeiten und Zwischenfälle zu er­sparen, weist die Eisenbahnverwaltung ausdrücklich darauf hin, daß das Betreten der durch Aufklebezektel gekennzeich­neten, für die Besatzungstruppen reservierten Abteste in allen Zügen des besetzten Gebietes für Zivilpersonen ver­boten ist. Bemerk ung überflüssig.

Allerlei

Schiller an Poincare. ImTeil" schreibt Schiller:

Wenn der Gedrückte nirgends Recht kann finden, Wenn unerträglich wird die Last, greift er Hinauf getrosten Mutes in den Himmel Und holt herunter seine ew'gen Rechte."

Adam Rlüller-Gukenbrunn ist am 5. Januar im 71. Le­bensjahr in Wien gestorben. Der vielgelesene, liebenswürdige Schriftsteller war der geistige Führer der Deutschen im Banat und ein erprobter Vorkämpfer des Deutschtums im Ausland.

Der Prinz von Wales, der älteste Sohn des Königs Georg von England, wird sich nach demDaily News" mit der Tochter eines schottischen Pairs verloben. Damit sei die Ge­fahr der Verbindung mit einer ausländischen (deutschen) Prinzessin glücklicherweise beseitigt.

. Lieinrentnerhilse. In Gevelsberg (Rheinpr.) hat sich ein Reutnerbund namentlich von Sozialrentnern gebildet, der so­fort die Unterstützung der Jndustriekreise fand. Diese werden zur Erzielung ständiger Einnahmen bis auf weiteres monat­lich ein Tausendstel der Lohnsumme an den Bund abführen. Es besteht Aussicht, daß sich auch der Handel, die freien Be­rufe und die Innungen dem Vorgehen anschließen werden. Eine ähnliche Einrichtung soll in Köln geschaffen werden, doch soll hier der Beitrag wesentlich höher sein, nämlich ein Hun­dertstel aller Gehälter und Löhne, wovon Arbeitgeber und Arbeitnehmer je dis Hälfte tragen sollen.

Der amerikanische Weihnachtsmann. Eine Kriegerswitwe in Borna (Sachsen) schickte ihre beiden Kinder, einen Buben und ein Mädchen, nach Leipzig; sie durften den Geburtstag des Mädchens, da es zu einem Geschenk nicht reichen wollte, in der Weise feiern, daß sie die Weihnachtsherrlichkeiten in den Leipziger Geschäftsläden anstaunen und in einem Kaffee­haus sich an einer Tasse Kaffee erfrischen konnten. Als sie nun dort auf die bestellte Tasse warteten, setzte sich ein Herr zu ihnen, der ein Gespräch anknüpfte und bald alles wußte, was er wissen wollte. Wie erstaunt waren die Kinder, als statt des Kaffees ein reiches Mahl aufgetragen wurde, zu dem der Herr die Kinder einlud. Dann kam erst noch der Kaffee mit soviel Kuchen, daß für die Mutter noch ein großes Stück übrig blieb. Am größten war die Ueberraschung, als noch am Weihnachtsabend ein großes Paket mit allerlei Gaben und einen: ansehnlichen Geldbetrag eintraf, mit dem der Deutschamerikaner vor seiner Abreise seine Grüße aus Ham­burg übersandte.

Der RNlchpreis in München wurde auf 250 Mark für das Liter festgesetzt.

Der Milchpreis in Berlin wurde von 184 aus 216 Mark für das Liter erhöht, davon entfallen auf den Erzeuger, der die Milch frei Berlin zu liefern hat, 141 Mark.

Großstädtische Gemüsepreise. Ein Kleinsiedler in der Umgebung Berlins, der Gemüse baut und es an Händler ab­gibt, schreibt demVorwärts" über seinen Besuch der Markt­hallen in Berlin-West: Da sah ich meine Ware liegen. Für Mohrrüben, die ich für 6 Mark das Pfund verkaufte, wurden auf dem Markt 20 Mark verlangt, für Grü'^ohl 40 Mark, f'">r den der Gemüsebauer 8 Mark c , Der von mir gelieferte und besonders verpackte Porree galt auf dem Markt 100 Mark, der-Bund (li? Psund), ich selbst hatte 12 Mark er­halten.^ '

Die Grippe fordert in Dresden täglich mehrere Opfer. Auch die besonders gefährliche Gehirngrippe tritt wieder stark auf. :

Ein junger Steinadler wurde in Kamenz (Sachsen) von einem Förster im Raubzeugeisen gefangen. Der Adler hatte sich wohl infolge des Nebels verirrt; er besitzt eine Flügel­spannung von 1,85 Meter.

Der bedrohte Fischreiher. Der Jagdschutzverein in Hameln (Hannover) erhob beim preußischen Landwirkschaftsministe­rium Einspruch dagegen, daß der Fischreiher als gefährlicher Fischräuber erklärt werde. Dadurch werde einer der schön­sten Vögel der Oberweser durch Abschuß zum Aussterben verurteilt.

Das Urteil im Slanle-Prozeß. Am 5. Januar wurde in dem Strafverfahren gegen den Glücksspieler Max Klonte in Berlin das Urteil gesprochen. Klanrc kam mit 3 Jahren Gefängnis, 105 000 Geldstrafe und 5 Jahren Ehrverlust davon Der Haftbefehl wird gegen eine Sicherheit von 500 000 -1l aufgehoben. Auf die Strafe werden 1 Jahr 3 Mo­nate Untersuchungshaft angerechnet. Hoenigk erhielt 3 Jahre Gefängnis und 50 000 Geldstrcue, E p st e i n 4 Mo­nate Gefängnis; letztere beiden können sich mit Bußen von 1(0 000 bezw. 300 000 Mark loskaufen.

Unehrliches Volk. In Stettin wurde ein Paar abgefaßt, das soeben einem durchreisenden Schweden einen Koffer mit wertvollem Inhalt gestohlen hatte. In der Wohnung des Paares in Saßnitz (Rügen) fand man Berge gestohlener Reisekoffer und Diebesware im Wert von vielen Millionen. Das Verbrecherpaar, ein Schlosser namens Brandenburg und eine geschiedene Frau Wahl aus Frankfurt a. M-, hatten seit langer Zeit in den Schnellzügen Berlin-Saßnitz. Hamburg, Breslau, Köln, Basel usw. eine große Anzahl von Cisenbahn- diebstähten ausgeführt und auch die Gepäckwagen bestohlen. Brandenburg führte stets einen geladenen Revolver bei sich Er ist verdächtig, auch einige Raubüberfälle im Eisenbahn­wagen verübt Lu baden.

Mn LOjährlger Angestellter einer Berliner Mmk fAschte einen Scheck über 30 Pfund Sterling. Als er sich entdeckt sah, erschoß er sich in der Bank. Auf dem Bahnhof in München verlor ein Kaufmannsehspaar aus Köln seinen Ge­päckschein. Als es den Verlust entdeckte, waren die Koffer mit 5,5 Millionen Mark Wert schon von einen: Unbekannten abgeholt.

Auf dem Güterbahnhof Berlin-Steglitz entdeckte ein Dahn­arbeiter ein Faß Rum. Sofort wurde es angebohrt und alles eilte, um sich an den: köstlichen Naß zu laben. Schließlich wa­ren die Freibeuter, Männer und Frauen, total betrunken und es wurden so wilde Tänze ausgeführt, daß einige Pferde scheuten und durchgingen. Der Ueberwachungsdienst des Bahnhofs hatte von dem wüsten Treiben gar nichts bemerkt. Solche Dinge wurden früher scherzweise aus dem Wutki- land Rußland berichtet.

Fünf Dynmniihclden verhaftet. Die Polizei in Halle a. S. hat fünf Burschen wegen des.Dynamitanschlags auf das Kaiserdenkmal und auf das Haus des Kommerzienrats Leh­mann verhaftet. Einer derselben gestand, mit seinen Genossen in den Karbenitwerken 3 Zentner Dynamit gestohlen zu haben. Der Sprengstoff ist wieder beigebracht.

Gutes Geschäft durch Diebstahl. Zwei Kassenboten des Bankhauses I. L ö w e n t h al in Berlin waren am 14. Sep­tember mit ausländischem Geld im damaligen Wert von 12 Millwnen Mark flüchtig gegangen. Nach hocheleganter Um­wandlung wandten sich die Diebe nach Bad Wildungen, wo sie ein flottes Leben führten, aber schließlich verhaftet wurden. Sie hatten einen großen Teil des unterschlagenen Gelds in der Nähe von Berlin vergraben. Es wurde wieder gefunden und hat inzwischen durch die Markentwertung sehr an Wert ge­wonnen, daß oie Bank nach Abzug desverputzten" Geldes noch einen Gewinn von 18 Millionen Mark hat. Die Diebe wurden zu 5 und 6 Monaten Gefängnis verurteilt.

Neuregelung der Unsallrenten

Nach Z 3 des Gesetzes über Neuregelung der Zulagen kn der Unfallversicherung vom 28. Dezember 1921 betrag- :: die Gesamtbezüge des Empfängers einer Lollrente aus der Un­fallversicherung 32 000 Mark jährlich und die GesamtbezÜZe des Empfängers einer Hilfslosenrente. die nach Z 760 der Reichsoersicherungsordnung bis auf den vollen Jahres­arbeitsverdienst erhöht worden ist, 48 000 Mark jährlich. Kann schon ein Verletzter, der seine Erwerbsfähigkeit ganz verloren hat, mit einer monatlichen Rente von 2667 Mark nicht auskommen, so ist ein Rentenempfänger, der infolge seiner Hilflosigkeit auf fremde Wartung und Pflege ange­wiesen ist, mit dem monatlichen Betrag von 4000 Mark der Not preisgegeben, wenn ihm nicht noch andere Einkommens­quellen zur Verfügung stehen. Ermittlungen des Neichs- arbeitsministeriums haben aber ergeben, daß in weitem Um­fang auch solche Personen Zulage empfangen, die abgesehen von der Zulage ein nach den heutigen Verhältnissen aus­kömmliches Einkommen, insbesondere aus der Arbeit haben. Denn viele Unfallverletzte erhalten von ihren Arbeitgebern nach wie vor vollen Tariflohn, sei es, daß sie ihn wirklich verdienen, sei es, daß die Arbeitgeber in wohlwollender Weise von der in den meisten Lohmarifen vorhandenen Be­stimmung keinen Gebrauch machen, cke es ihnen ermöglicht, im Einvernehmen mit der Arbeitnehmervertretung den Lohn dauernd Minderleistungsfähiger entsprechend niedriger fest­zusetzen. Fest steht weiter, daß viele Lohntarifs sogar die Be­stimmung enthalten, daß die Unfallrenten vom Lohn nicht gekürzt werden dürfen, auch dann nicht, wenn der Unfall­verletzte außerdem vollen Tariflohn erhält.

Es liegt aus der Hand, daß bei unserem heutigen Wirt­schaftsleben mit den Mitteln für soziale Fürsorge haushäl­terisch umgegangen werden muß, damit namentlich da, wo die Leistungen dringend notwendig sind und wo sie leider eben nicht annähernd ausreichen, die Hilfe in genügendem Maß gewährt werden kann.

Das Reichsarbeitsministerium hat deshalb dem Reichs­tag dieser Tage den Entwurf eines zweiten Gesetzes über Erhöhung der Zulagen in der Unfallver­sicherung zugehe:: lassen. Der Entwurf sieht aber vor, daß Deutschen, die auf Grund der reichsgesetzlichen Unfall­versicherung eine Rente beziehen, so lange sie sich im Inland aufhalten, auf Antrag eine Zulage zu ihrer Rente ge­währt wird. Für Zulagen Zu einer Vollrente oder zu einer die Vollrente übersteigenden Renre bedarf es dagegen keines Antrags. Der neue Gesetzentwurf hält zunächst an dem Grundsatz fest, daß die Zulagerenten nur solchen Unfall­rentenempfängern gewährt werden, die 33kl vom Hundert oder mehr Unfallrente erhalten. Der Entwurf steht aber neu die wichtige Einschänkung vor, daß die Zulage ganz oder teilweise versagt werden kann, wenn Tatsachen die Annahme rechtfertigen, daß die Zulage nicht oder nicht ganz benötigt wird. Die Forderung darüber soll zunächst den Ver­sicherungsträgern und den rechtsprechenden Behörden über­lassen bleiben, die je nach den mannigfaltigen Verhältnissen des Wirtschaftslebens das verständige Maß zu finden haben. Feste Grundsätze werden sich allmählich, insbesondere nach grundsätzlichen Entscheidungen des Reichsversicherungsamts herausschälen. Daß bei der Entscheidung des Antrags aus die gesamte wirtschaftliche Lage des Rentenempfängers, ins­besondere auf seine Erwerbs- und Einkommensverhältnisse und die Lage des Arbeitsmarktes Rücksicht genommen werden muß, ist anzunehmen. Erreicht ein Rentenempfänger, wie es bei dem zurzeit noch bestehenden Bedarf an Arbeitskräften häufig der Fall ist, trotz seiner Verletzung den vollen Tarif­lohn, so wird die Notwendigkeit einer Gewährung der Zu- l läge im allgemeinen aber verneint werden.

Die bisherigen Sätze für die Berechnung der Zulage werden durch den neuen Gesetzentwurf verdreifacht. Der Entwurf sieht ferner davon ab, für dis Berechnung der Zulage solcher Verletzten, deren Hundertsätzs die Zahl 50 insgesamt nicht erreichen, besondere (niedrigere) Jahres­arbeitsverdienste vorzuschreiben. Die Zulage soll nicht länger als drei Monate rückwärts, gerechnet vom Beginn des Mo­nats, in dem der Antrag eingegangen ist, gewährt werden.

Von großer Bedeutung ist die Bestimmung des Gcsetz- entwurfs, daß die Einschränkung der Zuschlagsgewährung auf Antrag und wirkliche Bedürftigkeit des Renten­empfängers sich nur aus solche Zulagen erstreckt, die das Gesetz neu bringt bezw. erhöht. Dagegen sollen die bis­herigen Bezüge, um jede Härte zu vermeiden. niM..hez