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(Enztalbote)
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Ailtztz«r, Donnerstag, den 7 . Dezember 1 SM
Die Verwendung der EnLsthüdigungs- qelder
Der AugenAick, in dem in London und dann in Brüssel auf neuen Konferenzen zum soundsoo.elten Mai die Tntschä- Ligi ng>srage behandelt werden soll, iche nt besonders geeignet, sich auf deutscher Seite nicht nur für die Zahlungen, sondern auch für ihre Verwendung zu interessieren und solche Sicherheiten zu verlangen, die ein wirklich ehrenhaftes Au legen und Ausgeben für den . argsschobenen Zweck gewährleisten.
Wie es nun aber mit der Verwaltung der von Deutschland bezahlten Summen aussieht, das ist ein eigenes Ka i- t»l. Vielfach haben deutsche Blätter Einzelheiten berichtet, wie französische Großindustrielle den Wiederauibau mit allen Dttttcln zu verhindern suchen, und es hat sich eigentlich nie verfolgen lassen, was zum BeispiÄ mit den sehr erheblichen Gewinnen geschieht, die Frankreich aus den deutschen Kohle nlieferungen zufallen.
Die englische Zeitschrift „Trut h" erwähnt, daß nach Herrn PoincarL SO 000 Millionen Franken .für Deutschland* ausgegeben seien, und daß die Hüllte auf Wiederaufbau entfielen. Demgegenüber hat Herr Liviani 80000 Millionen Franken genannt, so daß eigentümlicher Weise die Kreise, die am ersten über die Tatsachen unterrichtet sein sollten, über- die Zahlen nicht dieselben Angaben machen. Herr Renä Pup in, der als Fachmann aus diesem Gebiet gilt, hat den Gesamtschaden der zerstörten Gebiete auf 15 »00 Millionen Goldstanken geschätzt, was also ungefähr die Hälfte der Summ« darstellt, die, nach Herrn Vivianis Angabe, bisher für den Wiederaufbau ausgegeben sind.
Tatsache ist, daß trotz einer Ausgabe, die doppelt so hoch ist als der von Herrn Pupin geschätzte Schaden, dir notwendigen Arbeiten noch weit von der Fertigstellung sind, ioweit man urteilen kann, noch nicht zur Hälfte vollendet Was ist nun mit den Summen geschehen, die von der Regierung für den Zweck bereitgestellt worden sind? Der Londoner „The New Statesman" führt aus, daß nach allen Zahlungen für das polnische Heer, Koltschak, Denikin, Wrangel, Dudenitsch, Petlura, Burtzeff, Savinkoff, russische „Gesandte" und alle anderen interessanten Schützlinge der französischen Republik, noch bedeutende Summen dagemKen sein müssen. Ein bekannter Amerikaner äußerte kürzlich, daß seiner Meinung nach der „Raub" (xrskt) in Verbindung mit dem Wiederaufbau alles je Bekannte in irgend einem Land und zu irgend einer Zeit bei weitem übertrefse.
Die Häuser in St. Quentin und anoeren Städten sind noch in Trümmern, weil das Geld, das sie wicderaufbauen sollte, unterwegs geblieben ist. Man erzählt sich, daß der Bürgermeister von Verdun solch fübschr Schecks von amerikanischen Besuchern erhalten hat, daß er keine Eile mit seinem Wiederaufbau hat. Die Landleute und Arbeiter sind noch vielfach in provisorischen ho'zhitttsn untergebracht und Filme, die dies im Bild darstellen, sind eine vielgeübte Propaganda.
Im „Manchester Guardian" hat Herr Franci; Dela ist über die zerstörten Gebiete geschrieben: „Glücklicherweise ist »in Markt M 60 Milliarden Aufträgen in unseren Grenzen, ein Markt, wichtiger als Marokko und Jndo-Ehina. Aber- von Wichtigkeit ist es, daß die Waren der Lermndeim es mcht überfluten, sonst wäre der Markt in einem Jahr verschwunden, ehe die französischen Fabriken für ihn fertig wären. Es wäre ein Unrecht, einen solchen Markt zu schnell zu erschöpfen." Er führt dann aus, wie die nordfranzösische Stadt Roubaix die Einfuhr amerikcmicher Maschinen verhindert hat, wie Ford-Automobile im Hafen oon Bordeaux verrosteten und humorvoll „Wiederaufbau-Büro" genannte Behörden die Einfuhr „regelten" und verboten, wie es die Interessen der französischen Industriellen verlangten, die „einen aus ihrer Zahl, den tüchtigsten und intelligentesten an die Spitze des Ministeriums zu berufen, durchgesetzt hatten, da» gerade diese Kontrolle ausübte".
„The New Statesman" führt aus, wie Deutschland glech «ach dem Krieg den Wiederaufbau mit deutschem Geld. Arbeit und Material anbot, und wie dies Angebot m i t V e r- achtunaabgslehnt wurde. Lelaüi sagt, st-tz die Re-
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der geschädigten Gebiete denen der großen Industriellen opferte, nicht ohne unmittelbar nachher diele selben geopferten Gebiet? als Entschuldigung für militärische und Raubplane
Tagesspiegel
Das ksnservakive Kabinett ln Madrid ist zurLckgestslen Der König betraute den Liberalen Alhucemas mit der Kabinettsbildung.
Irland ist selbständiger .Freistaat. Das englische Oberhaus hat du« Jrlandseseh in dritter Lesung angenommen und der König hat es bestätigt.
zu gebrauchen und di« West mn Mitleid bittet für d«. „arme Frankreich".
Auf der anderen Seite sind die Millionen flott susgegeber, worden. „Die Millionen, di« von Deutschlaird hereinkommeu sollten, wurden mit einer Freigebigkeit verteilt, die selbst im Kriege nicht erreicht worden ist, aber nlchi den geschädigten Bewohnern der zerstörten Gebiet«, sondern den Großin - dustriellen und Großkapitaliften mit ihrem Anhang. Lieferanten stellten ihr« Preis« selbst und keinerlei Fragen störten sie. All« Materialien wurden zu Höch?tpreisrn berechnet. Millionen flössen in unversiegbarem Strom rn die Taschen zahlloser Vermittler. Rücksichtslose Feigheit, schamlose Korruption, offene Begünll g.ing — alle fanden ihr« Entschuldigung im ewigen Schlußwort: Deutschland bezahlt alle».
In Laon wirb von einem Fall berichtet, in dem ein Herr für eine Fabrik, die vor dem Krieg 250 OoO Franken gekostet hat» 13 000 000 Franken bekam, oder bekommen sollte, nachdem er vorab 4L00 000 Franken bekommen satte. , Zn diesem F i scheint dis Regierung zu einem Vorgehen entschlossen zu sein, aber die vielen Fälle, die die französische sozialistische Presse dauernd gebraust hat, verhallen ungehört und die Abgeordneten der Sozialisten haben vergeblich versucht, die Aufmerksamkeit des Parlaments daraus zu lenken. Die stete Antwort auf alle Anfragen und Einhüllungen mar das Wort: Deutschland bezahlt alles.
Herr Robert Dell, augenscheinlich ein Kenner des Gegenstandes, und ein Mann, der mit dieser Kenntms einen nachahmenswerten Mut der Ueberzeugung verbindet, kommt zu dem Schluß, daß die kritische Lage der französischen Finanzen nicht zum Letzten in diesem „Skandal der zerstörten Gebiete" zu finden ist. Hätte man das deutsche Angebot angenommen, die Wiederherstellung zu übernehmen, so wäre der französische Staatshaushalt leichter auszuzlsichen gewesen, und wenn das einmal dafür bestimmte Geld ehrlich ausgegeben worden wäre, so wäre jetzt allos nsuerbaut und keinerlei -Notwendigkeit für weitere Ausgaben.
Die genannten Blätter sind als anständige ernste Zeitungen bekannt und werden gerade in England von den, Teil der Bevölkerung gelesen und geschätzt, der Anspruch aus politisches Verständnis und persönlich« Ueberzeugung legt. „Truth" bemerkt dazu, es sei klar, daß die Veröffentlichung derartiger Fälle und Begebenheiten besser vermieden würde, daß aber unter den gegenwärtigen Umständen ver st ecken und verbergen schlimmer wirken würdr sl» die Veröffentlichung. Man kann unangenehme und unschöne Begebenheiten nicht dadurch aus der Welt schaffen daß man sie übersieht, wenn sie nun doch Millionen oon Menschen bekannt sind.
Die Geschäftsordnung des Reichstags
Von einem parlamentarischen Mitarbeiter
Aus Abgeordnetenkreisen wird uns geschrieben: Der Deutsche Reichstag hat seine Vollsitzungen am Montag nach achttägiger Pause wieder ausgenommen und u. a. die Beratung seiner neuen Geschäftsordnung fortgesetzt. Zn der letzten Aussprache sagte Reichstagspräsident Löbe (Soz.), man habe draußen oft das Gefühl, daß der Reichstag eine heftig klappernde Mühle sei, die aber nur bedauerlich wenig Mehl gebe. Wo steckt der Fehler in der Maschine? Er steckt in der mangelnden Erkenntnis vieler Parlamentarier, daß die Stellung des Reichstags heute eine ganz andere ist als früher. Damals lag die Kraft in der Kritik an den Handlungen der Regierung. Jetzt, unter dem parlamentarischen System, wird der Reichstag leicht, in seiner Tätigkeit lahmgelegt. Bor allem aber wird den zahlreichen Ministerien ihre Arbeit durch den Eifer der Vielredner sehr erschwert. Die Parteien überschütten dis Regierung mit unendlich viel kleinen, oft ganz unnötigen Anfragen. Die Ministerien sehen sich gezwungen, tagelang ihre Vertreter zur Beantwortung in den Reichstag zu entsenden. Die Minister und Neg'erungskommissare vertrödeln ihr« kostbare Zeit damit, und die eigentlichen, vorbereitenden gesetzgebe-
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rischen Arbeiten geraten ins Stocken: sie werden dann, wenn die Stunde drängt, überstürzt. Im Neichstagsplemim geht außerdem ein Sprühregen von Anträgen, Interpellationen, Entschließungen nieder. Jede Partei will den Wählern zechen. daß sie auf der Wacht ist und der Regierung gehörig aus die Finger sieht. Zu jedem Gegenstand wird von den einzelnen Fraktionen nicht ein-, sondern immer gleich ein paarmal geredet. Persönliche Häckeleien werden breit und ausgiebig behandelt. Die Presse, die sich in der Berichterstattung über di« Parlamentsoerhandlungen heutzutage sehr beschränken muß, kann diesen Auseinandersetzungen gar n-cht mehr folgen. Dar hat sein Gutts. aber die unnötigen Verhandlungen sind eben trotzdem da. Die Selbst- disüvlin geht verloren. Die bans'gen Skandalszenen berschen fühlbare Maßnahmen. Soll der Reichstag nicht sein ganzes Ansehen verlieren, so muß er seinem Präsidenten wirksame Mittel gegen Ausschreitungen von Mitgliedern in d'e Hand geben. Zn den Ausschußverhandlungen über die neue Geschäftsordnung hat der Abgeordnete Fehre«- b a ch, der selber einmal Präsident war, vorgeschlagen: Wortentziehung, Ausschließung von der Sitzung, deren Aushebung und Unterbrechung, bei verweigertem Widerruf de» Ausgeschlossenen weitere dreitägige Ausschließung, bet fortgesetzter Gehorsamsverweigerung fünfzehntägige Ausschließung. Professor l). Kahl, der Vertreter der Deutschen volkspartei, ging noch schärfer ins Zeug. Er beantragte bei Widersetzlichk-nt eines Abgeordneten: Entstehung de« Ausweises und der Aufwandsentschädigung, sowie Ausschließung auf die Dauer von dreißig Tagen nicht nur von den Sitzungen, sondern überhaupt non dem Betreten des Reick»»tags. Zveifellos würde das Skandalmachen erheblich an Reiz einbüßen, sobald die Bezahlung dafür eingestellt wird. Den Anträgen ist die Schärfe genommen worden. Man darf rückst vergessen, daß Deutschland sich in den ersten Anfängen des vorlamentarismus befindet und daß das Parlament beute eine ganz andere Bedeutung bat als ehedem, nicht zu redm von den Aulvrii-sten. die beiste di« trostlase internationale Loa- Deutschlands an die Haltung und Würde des Reichstags stellt. :
Die Holzpreise
von den Gegenständen der täglichen Bedrrss hat kaum einer ein« solch gewaltige Preissteigerung gegen die Friedenspreis« erfahren, wie das doch als Jnlandserzeugnis an- Kusehende Holz. Die Geldentwertung allein ist daran nicht schuld, denn tatsächlich stehen die heutigen Holzpreise über dem Weltmarktpreis. Nicht zum wenigsten ist an den ungesunden Verhältnissen in der Holzindustrie der Umstand schuld, daß es dem Holzverarbeiter, insbesondere der Säge- Werksindustrie nicht möglich ist, den Holzbedarf f», wie er für dar einzelne Werk gerad« notwendig ist, zu kaufen. Der Sägmiiller ist davon abhängig, ob die einzelnen waldbesitzenden Verwaltungen mehr oder weniger Holz schlagen, die Holzverkänse früher oder später ansetzen. I« nachdem der einzelne Sägmüller größere und kleinere Rnnd- Mlzvorräk noch sein eigen nennt, ist er gezwungen, inrbe- ondere bet den Versteigerungen, zu bieten. Welche Un!w- chiede sich dabei ergeben, ist daraus ersichtlich, daß am gleichen Tag bei einem Holzverkauf über 500 Prozent der Taxpreise, bei einem r -deren 270 Prozent geboten werden, ein Unterschied, der nicht etwa durch Holzbeschaffenheit oder Abbeförderung verursacht war. Mitte de» Monats November, aus das riesige Steigen des Dollarkurses bis auf SOOO, ja beinahe 10 000 »st, haben auch die größten Ausschreitungen in Preisangeboten stattgefunden, indem über 500 Prozent der neuesten Taxe bezahlt wurden, was einem Festmeterpreis der 1. Kl. von 115 000 »st für Fichten und Tannen und von 155 000 -st für Forchen ausmacht. Wie teuer bei einem der- artigen Rundholzverkauf die Schnittwaren kommen würden, ist leicht auszurechnen. Die Schwierigkeit derartig ieuer eingekaufter Hölzer wieder nutzbringend im Verkauf zu verwerten, wie auch andererseits die Unmöglichkeit, das nötige Rundholz einzulaufen, hat in Württemberg bereits 300 kleinere Werke genötigt, ihren Betrieb einzuftellen, währenverschiedene größere nur noch mit eurem Teil ihrer Gatter beschäftigt sind. Eine Erscheinung, die bezüglich Arbeitslosigkeit im Winter keine guten Hoffnungen läßt. Glücklicherweise hat aber das Zurücksinken des Dollars auch wieder eine xc- wisse Einsicht bei den Rundholzkäufern eintreten lassen, io daß es in der zweiten Hälfte des Monais Novemoer Hal,>. verkaufe von 456, 430 und in den legten Tagen sogar von 406 und 403 Prozent der Taxe gab. Sind auch die,e Pre, e immer noch reichlich hoch, so lassen sie doch der Hossmmg Raum daß allmählich auch im Holz sich wieder cur Verhältnis hemusbildet, das mit der allgemeinen Teuerung mehr im Einklang steht, als dies bei dem gewaltigen Empor- schnellen der letzten vier Wochen der Fall war, 8.