' Erlcnbach, 16. Ott. Heute wurden dis ersten K2uf< zu 18 000 und 20 000 AN. Pro 8 H..t-,ftter abgeschlossen.
Aus Stadt und Bezirk.
— Maßnahmen zur Hebung der Wohnungsnot. Der Wohnungsausschuß des Reichstags beschäftigte sich nn der Frage der weiteren Förderung des Wohnungsbau» wozu ihm von seinem Unterausschuß eine Reche ovi Vorschlägen unterbreitet wurden, die die restlose Erfassung des noch 'nicht genügend ausgenützten vorhandenen Wohnraumes, insbesondere dre Beschlag nähme von Toppelwohnungen und die Aufteilung großer Wohnungen verlangen, und weiter den Ausbar von Dachgeschossen und den Einbau von Wohnunge» rn öffentlichen und privaten Gebäuden, die sich dazr eignen, und schließlich den energischen Wohnungsneu bau. Im Jahre 1923 sollen wenigstens 100 000 Wohnungen neu gebaut werden. Als Hauptkaprtalsquell- ftir die Finanzierung ist die Wohnungsabgabe derart!, weiter auszubauen, daß aus diesen Erträgen etwi 150 000 Wohnungen hergerichtet bzw. neu gebaut wer den können. Die Kohlenabgabe zur Förderung de» Baues von Bergarbeiterwohnungen ist ebenfalls- de« inneren Kaufkraft der Mar? entsprechend so zu erhöhen Saß aus ihren Erträgen ic-briich zirka 20000 New vohn.un.gen gebaut werde. .en. -
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ch- Das Bettelweib von Locarno
' von Heinrich von Kleist.*)
Am Fuße der Alpen bei Locarno im oberen JkallÄI »cfand sich ein altes, einem Marchese gehöriges SchloA las man jetzt, wenn man vom St. Gotthard kommst ' n Schutt und Trümmern liegen sieht: ein Schloß mit when und weitläufigen Zimmern, in deren einem einst mf Stroh, das man ihr unterschüttete, eine alte krankt ,?rau, die sich bettelnd vor der Tür eingefnnden hatte, >on der Hausfrau aus Mitleid gebettet worden war. Ter Marchese, der bei der Rückkehr von der Jagd Up ällig in das Zimmer trat, wo er seine Büchse abzu- etzen pflegte, befahl der Frau unwillig, aus dem Winkel n welchem sie lag, aufzustehen und sich hinter den Ofen gl verfügen. Die Frau, da sie sich erhob, glitschte mit >er Krücke auf dem glatten Boden ans und beschädigte sich tuf eine gefährliche Weife das Kreuz dergestalt, daß sü Mr noch mit unsäglicher Mühe aufstand und qusw wü -s vorgeschrieben war, über das Zimmer ging, ftel >em Ofen aber unter Stöhnen und Aechzen niedersanl md verschied. Mehrere Jahre nachher, da der Marchest mrch Krieg und Mißwachs in bedenkliche Vermögens- lmstände beraten war, fand sich ein florentinischer Ritter iei ihnr em, der das Schloß seiner schönen Lage wegen wir ihm kaufen wollte. Der Marchese, dem viel an wm Handel gelegen war, gab feiner Frau auf, den fremden in dem oben erwähnten, leer stehenden Zim- ner, das sehr schön und prächtig eingerichtet war, unter- glbringen. Aber wie betreten war das Ehepaar, als der stiller mitten in der Nacht verstört und bleich zu ihnen jerunterkam, hoch und teuer versichernd, daß es in dem Zimmer spuke, indem etwas, das dem Blick unsick'mr jewesen, mit einem Geräusch, als ob es auf Strc egen, im Zimmerwinkel aufgestanden, mit vernehnui,, u schritten langsam und gebrechlich quer über das Zim-- ner gegangen und hinter dem Ofen unter Stöhnen und Aechzen niedergesunken sei!
Der Marchese, erschrocken — er wußte selbst nicht -echt, warum — lachte den Ritter mit erkünstelter Heiterleit aus und sagte, er wolle sogleich ausstehen und dis stacht zu seiner Beruhigung mit ihm in dem Zimmer
zubringen. Doch der Ritter bat um die Gefälligkeit ihm zu erlauben, daß er aus einem Lehnstuhl in seinem Schlafzimmer übernachte, und als der Morgen kam, lies er anspannen, empfahl sich und reiste ab.
Dieser Vorfall, der außerordentliches Aufsehen machte schreckre auf eine dem Marchese höchst unangenehm« Weise mehrere Käufer ab, dergestalt, daß, da sich uutei seinem eigenen Hausgesinde befremdend und unbegreiflich das Gerücht erhob, daß es in dem Zimmer zur Mit- iernachtssinnde umgehe, er, um es mit einem entschei- senden Verfahren niederzuschlagen, beschloß, die Sach« in der nächsten Nacht selbst zu untersuchen. Demnach ließ er beim Einbruch der Dämmerung sein Bett in dem besagten Zimmer ausschlanen und erharrte, ohne zu schlafen, die Mitternacht. Aber wie erschüttert war er, als cr in der Tat mit dem Schlage der Geisterstunde das unbegreifliche Geräusch wahrnahm! Es war, als ob ein Mensch sich vom Stroh erhob, quer über das Zimmer ging und hinter den: Ofen unter Geseufze und Geröchel niedersank. Die Marquise, am andern Morgen, da er herunterkam, fragte ihn, wie die Untersuchung abgelaufen, und da er sich mit scheuen und ungewissen Blicken umsah und, nachdem er die Tür verriegelt, versicherte, daß es mir dem Spuk seine Richtigkeit habe, so erschrak sie, wie 'ft in ihrem Leben nicht 'getan, und bat ihn, bevor er die Sache verlauten ließe, sie noch einmal in ihrer Gesellschaft einer kaltblütigen Prüfung zu unterwerfen. Sie hörten aber samt einem treuen Bedienten, Sen sie mitgenomm-n hatten, in der Tat in der nächsten Nacht dasselbe unbegreifliche, gespensterartige Geräusch; und nur der dringende Wunsch, das Schloß, es koste was es wolle, los zu wcrdm, vermochte sie, das Entsetzen, das sie ergriff, in Gegenwart ihres Dieners zu Unterdrücken und dem Vorfall irgend eine gleichgültige und zufällige Ursache, die sich entdecken lassen müsse, unterzuschieben. Am Abend des dritten Tages, da beide, um der Sache auf den Grund zu kommen, mit Herzklopfen wieder die Treppe zu dem Fremdenzimmer bestiegen, fand sich zufällig der Haushund, den man von der Kette losgelassen hatte,' vor der Tür desselben ein, dergestalt, daß beide, ohne sich bestimmt zu erklären, vielleicht in der unwillkürlichen Absicht, außer sich selbst roch etwas drittes Lebendiges bei sich zu haben, den Hund mit sich in das Zimmer nahmen. Das Ehepaar, Dei Lichter auf dem Tisch, di' Marquise uuausgezoIeu, oer Marchese Degen und Pistolen, vre er aus dem Schrat! genommen, neben sich, setzten sich gegen elf Uhr. jede! auf sein Bett, und während sie sich mit Gesprächen, H gut sie vermögen, zu unterhalten suchen, legt sich ds Hund, Kopf und Beine zusammengekauert, in der Mitt des Zimmers nieder und schläft ein. Darauf in den Augenblick in der Mitternacht läßt sich das entsetzlich Geräusch wieder hören; jemand, den kein Mensch nst Augen sehen kann, hebt sich auf Krücken im Zimmev. Winkel empor; man hört das Stvoh, das unter ihn rauscht, und mit dem ersten Schritt „tapp! tapp!" erwacht der Hund, habt sich plötzlich, die Ohren spitzend vom Boden empor und knurrend u«d bellend, gerat» als ob ein Mensch auf ihn eingeschritten käme, rückwärts gegen den Ofen weicht er aus. Bei diesem Anblick stürzt die Marauise mit sträubenden Haaren auZ dem Zimmer, und während der Marquis, der den Degen ergriffen, „Wer da?" ruft und, da ihm niemand antwortet, gleich einem Rasenden nach allen Richtungen die Luft durchhaut, läßt die Marquise anspannen, entschlossen, augenblicklich nach der S adt abzufahren. Aber ehe sie noch einige Sachen zusammengepackt und davon fahren wollte, sieht sie schon das Schloß ringsum in Flammen aufgehen. Der Marchese, von Entsetzen über-
Bekanntmachung.
Wegen der Verteilung eines kleinen Quantums Kleie haben die Kuhhalter, welche für die Allgemeinheit Milch abliefern die in Frage kommenden Kühe morgen Mittwoch im Stadt. Mehllokal anzumelden. Nicht rechtzeitig angemeldete Kühe können nicht berücksichtigt werden.
Stadt. Mehl- und Futtermittelabgabe.
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reizt, hatte das Schloß, das überall mit Hotz getäfelt war, an allen Eilen augesteckt. Vergebens schickte sie Leute hinein, den Unglücklichen zu retten; er war auf die elendiglichste Weise bereits umgekommen, und noch jetzt liegen, von dm Landleuten zusammengetrttgen, seine weiften Geb.inc in dem Winkel des Zimmers, voll welchem er das Beitclweib von Locarno hatte aufstehen heißen.
Morgerrgebek
O wunderbares, tiefes Schwe-.gen, Z "
Wie einsam ist's noch auf der Welt! H l
Die Wälder sich nur leise neigen ich
Als ging der Herr durchs stille Feld. !
Ich fühl mich kecht wie neu geschaffen,
Wo ist die Sorge nun und Not?
Was mich noch gestern wollt erschlaffen,
Ich schäm mich des im Morgenrot.
Die Welt mit ihrem l mm und Glücke, ^
Will ich, ein Pilger, oy bereit, ft
Betreten nur wie ei e Brücke,
Zu dir, Herr, übern Strom der Zeit.
Und buhlt mein Lied, auf Weltgunst lauernd, Um schnöden Sold der Eitelkeit:
Zerschlag mein Saitenspiel, und schauernd Schweig ich vor dir in Ewigkeit.
Joseph von Eichendorff.
Letzte Nachrichten.
Verschiebung der Reichspräsidentsnwahl.
Berlin, 16. Okt. Am Montag fand in der Reichskanzlei eine Besprechung der Parteiführer mit Vertretern der Regierung statt. Unmittelbar an diese Besprechung schloß sich eine Sitzung des Reichskabinetts. Eiwe amtliche Benachrichtigung über die Verhandlungen, die sich mit dem Termin der Reichspräsidentenwahl braßten, steht noch aus, jedoch erfährt man aus Politische:: Kr isen daß die Deutsche Volkspartei erneut für ihren Standpunkt einer Verschiebung der Reichspräsidentenwahl eingetretcn ist. Tie Sozialdemokratie hat sich, mit der Verschiebung gleichfalls einverstanden erklärt. Nachmittags tagte' der Auswärtige Ausschuß des Reichstages, um über die allgemeine politische Lage zu beraten.
Ablieferung der Goldschahwechsel.
Berlin, 16. Okt. Tie für den 15. Oktober nach dem mit Belgien abgeschlossenen Abkommen fälligen Goldschatzwechsel sind am Montag der Reparationskommission in Paris übergeben worden. Die Wechsel lauten ans insgesamt 47 415 155 Goldmark.
Zurückziehung der amerik. Truppen vom Rhein?
Reuhork, 16. Okt. In Washingtoner Reaierungskrei- sen ist von dem Plan die Rede, die amerikanischen Truppen sämtlich vom Rhein zurückzuziehen.
Auch Aegypten meldet sich.
Maris, 16. Okt. Aus Kairo wird der „Times" gemeldet, daß - die ägyptische Regierung offiziell ihren Wunsch ausgesprochen hat, zu der bevorstehenden Friedenskonferenz zugelassen zu werden. Für diese Forderung wird folgende Begründung geltend gemacht: Wenn Aegypten noch bei den Verhandlungen über den Vertrag von Sevres durch die britische Regierung vertreten war, haben sich die Verhältnisse inzwischen geändert, da das Land heute eine von allen Mächten.anerkannte Verfassung de; itzt.
per Pfund 7 Mark, G. Heffer.
MMineiMMW.
Morgen Mittwoch abend Vs8 Uhr im Lokal (Ratskeller)
Gasth. zum wilden Mann.
Wegen Renovierung
bleibt meine Wirtschaft bis auf weiteres
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mit tnclustrie uncl kjanäelsblalt unc! ihren lonstgen wertvollen äoncierbeilagen (, 6renebolen«,, äckat. enc!e )ugenä«ulw.)
Leslellungen bei allen postanstalten (6. Nachtrag Ovstreilungsliste l922j uncl bei äer Hauptgeschäftsstelle Oerlin 5- M. 48. Mlbelmstr. 8/9.