Die Regierungsparteien hübM M Reichstag zu dem Um- lagegesetz Stellung genommen.

Württemberg

Stuttgart. 18. Juni. Das neue Katasters esetz. Dem Landtag ist der Entwurf eines Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuergesetzes zuaegangen. Eine Erneuerung des Grund katasters mit einer Neuschätzung des durch­schnittlichen Reinertrags konnte, wie die Denk chrift ausführt, nicht vorgenommen werden. Die durch die Geldentwertung emgetretenen Verschiebungen sollen durch allgemeine Zu­schläge ausgeglichen werden; die Ersetzung des Katasters durch eine Grundsteuer nach dem gemeinen Wert konnte nicht in Betracht kommen. Der Zuschlag soll für jedes Rech- nungsjahr durch besonderes Gesetz bestimmt werden. Für 1922 richtet sich der Zuschlag nach dem im Erntejahr 1921 im Landesdurchschnitt erzielten Reinertrag. Der persönliche Arbeitsverdienst des Unternehmers soll bei der Grundsteuer nicht erfaßt werden. Die Bestimmungen über das Gebäudekataster sind im allgemeinen unver­ändert geblieben wegen der starken Belastung durch die Woh­nungsabgabe. Die Gewerbesteuer belastet den ge­werblichen Reinertrag jedes Jahrs, und zwar ist jedesmal das gewerbliche Einkommen des abgelaufenen Jahrs maß­gebend, wobei auch der persönliche Arbeitsverdienst ausge­schieden wird. Das zur Einkommen- oder Körperschafts­steuer veranlagte Einkommen aus dem Gewerbebetrieb gilt als gewerblicher Reinertrag. Das Betriebskapital bleibt ohne Einfluß, doch ist für Betriebe mit einem Betriebs­kapital von über 100 000 -44 eine besondere Regelung vor­gesehen, ebenso für Aktiengesellschaften. Der steuerbare Ge­werbeertrag wird auf 1130 Millionen Mark geschätzt (1920 478 Millionen).

Stuttgart, 18. Juni. Die Große Zuckeranfrage. Die Frauenabgeordneten aller Parteien haben im Landtag folgende Große Anfrage eingebracht: Obgleich die Zucker­erzeugung im laufenden Jahr ebenso hoch Ist, als der Ge­samtverbrauch vor dem Kriege war, herrscht eine solche Zuckerknappheit, daß die Lieferung auf den Kopf der Bevöl­kerung in den nächsten Monaten nur dreiviertel Pfund be­tragen soll. Ist der Ernährungsminifter bereit, den Ur­sachen dieser Knappheit auf den Grund zu gehen und für eine Versorgung der Familie bezw. Sicherstellung einer ge­nügenden Zuckermenge einzutreten?

Stuttgart, 18. Juni. Staatsdarlehen. Der Ge­sellschaft der Schwäbischen Hüttenwerke, an der der Staat beteiligt ist, wird aus Staatsmitteln ein Darlehen bis zum Betrag von 21 Millionen Mark gewährt.

Stuttgart, 18. Juni. Lebensmittelsammlung. Das Ergebnis der Sammlung von Kartoffeln und Brotge­treide für. wirtschaftlich Schwache im Jahr 1922 ergab nach dem Stand vom 20. Mai an verbilligten Kartoffeln 59 870 Zentner, an unentgeltlichen 8921,5 Zentner, an verbilligtem Getreide 10 750,7 Zentner, an unentgeltlichem Getreide 1914,5 Zentner. Der Wert der Leistungen in Kartoffeln und Getreide betrug 5 238 577 -4t, der an Nebenleistungen, wie Obst, Mehl, Erbsen, Bohnen usw. 20 967,50 -4t.

Schwere Gewitter entluden sich am Freitag abend über dem Neckartal, den Fildern und dem Stuttgarter Tal. Der Regen goß in Strömen, eine kurze Zeit war er mit Hagel untermischt. Ein zündender Blitz schlug in Gaisburg in ein Weingartenhäuschen, die drei Personen, die darin Schutz gesucht hatten, kamen mit dem Schrecken davon. Blitzschläge wurden ferner in dem Elektrizitätswerk im Stöckach, in der Dragonerkaserne in Cannstatt und in Degerloch festgestellt, doch wurde kein nennenswerter Schaden angerichtet. Am Samstag mittag nach 12 Uhr entluden sich wieder schwere Gewitter.

Lieblingen, 18. Juni. Verhaftung. In Buchau wurde der aus dem Festungsgefängnis in Ulm entwichene Alois Zamboloka von Wangen i. A. verhaftet, der einem Landwirt in Unteregg 2400 -4t gestohlen hat. In seinen Strümpfen fand man noch 1100 -4t vor.

Vom Schwarzwald, 18. Juni. Heuernte. Mit der Heuernte ist in voriger Woche begonnen worden. Der Er­trag ist ein mittlerer.

Vom Lodensee, 18. Juni. An der Landungsstelle Sipp­lingen sank bei hohem Seegang ein angelegtes Boot mit einer Ladung von etwa 10 000 Backsteinen.

Stuttgart, 18. Juni. Todesfall. Im Alter von 78 Jahren starb der hier im Ruhrstand lebende Prälat Emll v. Demmler, einer der bedeutendsten und volkstümlichsten Kirchenmänner des Landes. Er wurde 1843 in Schäfters- heim bei Weikershetm geboren, war 1870 Pfarrer in Hem­mingen, OA. Leonberg, 1877 Stadtpfarrer in Heilbronn und später Garnisonpfarrer, 1892 Dekan in Eßlingen und 1900 bis 1911 Prälat in Ulm. Er gehörte längere Zeit der Zweiten Kammer un-später der Ersten Kammer an, wobei er in Verfassungs-, Verwaltungs- und Schulfragen im Sinne zeit­gemäßer Forderungen arbeitete.

Im Alter von 53 Jahren starb in der Klinik in Tübingen an einem Nierenleiden Rechtsanwalt Dr. Paul Mil- czewski.

Sein Sonderzug nach Nürnberg. Der Landw. Haupt­verband teilt mit, daß der von ihm geplante Sonderzug nach Nürnberg am 22. Juni zur Tagung des Deutschen Landwirt­schaftsrats wegen mangelnder Beteiligung nicht zur Aus­führung kommt.

Aus dem Varteileben. DieSchwäb. Tagwacht" teilt mit, daß die Unabhängigen im November 1921 in Württem­berg nur 3500 Mitglieder zählten. Zurzeit soll ihr« Organi­sation kaum noch die Hälfte dieser Zahl umfassen.

Heilbronn, 18. Juni. Vom Rathaus. Der Gemeinde­rat ist mit der zugesagten Staatsunterstützung von 300 000 Mark für das Stadttheater, das im kommenden Spiel­jahr einen Abmangel von 244 bis 3 Millionen Mark haben werde, nicht zufrieden. Der Gemeinderat wird wegen einer Erhöhung des Zuschusses bei der Regierung vorstellig wer- den. Der Straßenbahnfahrpreis wurde für die kürzeste Strecke auf 3 Mark erhöht. Der Damm im Kleinäulein soll mit einem Aufwand von über 10 Millionen verlegt werden. Für wichtige Arbeiten am Kanalbau hat die Stadt rund 45 Millionen aufzuwenden.

Göppingen. 18. Juni. DerRech n u n g s r a t". Der zum Vorstand des Wohnungsamts bestellte Gewerkschafts- iekretär Nohrer legte sich seGst den TitelRechn.mgsrat b«, D-r -ÜM ln l,in-- letzt.» Sitz.m» d,,>°

..Selbstechöhung", wocans Rohre- erklärt-, er sei emem be- bäuerlichen Irrtum zum Opfer gefallen.

Kln, IN ^iiini Porzellangeld. Die Stadt lllm hat "dm würt? Majolikawerken in Kalldorf die Herstellung ?eick)sstädtischer Alt-Mmer Münzen in P°rzellan nber ragen. Di« Münzen kommen in Abteilungen zu änr Aus

gab« Ae Abteilung besteht MS einem Re.ckstaler, einem

Taler, einem Gülden, eMM Drsibäffllsr uikd elMn Kreuze?. Der Anteil der Stadt aus dem Verkauf der Münzen ist für Wohlfahrtszwecke der Stadt bestimmt. In Gaildorf wer­den zurzeit auch Münzen für die Städte Hall und Gaildorf angefertigt, die ebenfalls an geschichtliche Ereignisse an­knüpfen.

Bei Abräumungsarbeiten auf dem Flugplatz bei Dorn­stadt fand man einen Speisekelch, der zweifellos von einem Kirchenraub herrührt.

Buttenhaufen. OA. Münsingen, 18. Juni. Drei Men­sch en v o m Blitz erschlagen. Während des schweren Gewitters am Freitag wurden auf dem Felde Gutspächter Ludwig Mayer jg. und zwei Knechte Georg Re hm aus Hundersingen und Eugen Köhler von Nöttingen vom Blitz getötet. Zwei weitere Knechte kamen mit dem Schrecken davon. Mayer ist der Sohn des Gutspächters, dem die D. d. P. im Jahr 1920 als Kandidaten für den Wahlkreis ReutlingenMünsingen aufgestellt hat.

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Baden

Karlsruhe, 18. Juni. Der Haushaltausfchuß des Landtags beschloß, trotz der ablehnenden Stellung der Reichs­regierung, die Regierung solle in Berlin dahin wirken, daß den zur Ruhe gesetzten badischen Eisenbahn- und Zollbeam­ten und ihren Hinterbliebenen, die auf Schweizer Gebiet woh­nen, die Bezüge solange in Frankenwährung bezahlt werden, als sie infolge der Wohnungsnot in der Schweiz zu wohnen gezwungen sind. Es kommen 114 Personen in Betracht.

Der Professor der Technischen Hochschule, Geheimrat Dr. Otto Lehmann, ist im Alter von 67 Jahren gestorben.

Karlsruhe, 18. Juni. Der Kaufmannslehrling Rudolf Dresch aus Dietlingen hatte mehrere Monate hindurch sei­nem Dienstherrn Gegenstände aller Art im Gesamtbetrag von etwa 68 00Ü -4t entwendet und dem Zahntechniker Lutz in Pforzheim verkauft. Dieser veräußerte sie weiter an seinen Onkel, den Fabrikanten Xaver.Straubmüller in Schw. Gmünd. Die Strafkammer erkannte für Dresch auf eine Ge­fängnisstrafe von 6 Monaten, für Lutz auf eine solche von 7 Monaten und für Straubmüller auf 6 Monate Gefängnis.

Malsch bei Ettlingen, 18. Juni. Die hiesigen Kuhhalter haben beschlossen, den Milchpreis auf 7,50 -44 für den Liter zu erhöhen. In Moosbronn bei Ettlingen hatte ein Gast­wirt einen etwa 22jährigen Burschen in Dienst gestellt. Am anderen Tag war der Bursche mit 8000 -44 verschwunden. In Völkersbach konnte er verhaftet werden.

Freiburg, 18. Juni. Die Vertreter*der für Freiburg in Betracht kommenden Lieferungsgemeinden forder­ten in einer Beratung mit den zuständigen Stellen einen Er­zeugerpreis von 1012 -44 für das Liter Milch und begrün­deten diese Forderung in der Hauptsache mit den hohen Fut­terpreisen. Die Vertreter der Stadt fanden diesen Preis zu hoch. Die Verhandlungen werden fortgesetzt.

Freiburg, 18. Juni. Das Schöffengericht hatte den Dreher Anton Fahrn er, der beim Eisenbahnerstreik einem Lokomotivführer gedroht hatte, wenn er nicht mit- strsike, werde er aus der Gewerkschaft ausgeschlossen, zu 1000 Mark Geldstrafe verurteilt. Die Strafkammer hat das Ur­teil bestätigt.

Vikingcn. 18. Juni. Auf einer Katholikenversammlung hier hielt Erzbischof Dr. Carl eine Rede und nahm dabei auch Stellung zurSchul-undReligionsfrage. Nach demDonauboten" führte der Erzbischof u. a. aus: Wir sind es nicht, die den Streit angefangen haben; es ist unwahr, daß die Kirche den Streit entfacht habe. Das sind ganz andere gewesen. Ich will gar keine Kirchenschulen. Ich habe genug zu tun, bis ich meine Geistlichen besoldet habe. Wenn man aber es verhindern will, daß Religionsunterricht und christ­liche Erziehung voll und ganz gesichert bleiben, so werde ich mich wehren bis zum Aeußersten, mögen sie mich Friedensstörer nennen, so lang sie wollen. Tritt das Volk geschlossen hinter den Bischof, so werden wir den Steg erlangen."

Villingen, 18. Juni. Am 23. Juni findet hier die Tagung des Genossenschaftsverbands des bad. Bauernvereins statt.

Konstanz, 18. Juni. Die Wirtsvereine des Kreises Konstanz haben den neuen Bierpreisaufschlag, der am 16. Juni in Oberbaden und im Seekreis in Kraft treten sollte, mit Rücksicht auf die kurze Frist und wegen der Höhe des vorgeschlagenen Preises abgelehnt. Mt den Braue­reien sollen neue Verhandlungen ausgenommen werden. In Mittelbaden sind die neuen Bierpreis« von den Wirten an­genommen worden.

Vom Bodensee, 18. Juni. Der Deutsche Fischerei- verein, der in Friedrichshofen tagte, befürwortet die Grün­dung eines besonderen Forellenzüchtervereins im Anschluß an den Verein Deutscher Teichwirte. Der Fischereioerein wird im Januar 1923 die erste Sendung amerikanischer Re- genbogenforelleneier erhalten.

Milchsammelstellen und Umsatzsteuer. Don verschiedenen Finanzämtern werden die Milchgenossenschaften mit dem vollen Wert der an die Sammelstellen angeliefsrten Milch herangezogen. Die Sammelstellen, ob Genossenschaften oder Privatpersonen, sind aber nur gewissermaßen die Beauftrag­ten der Vedarfsgemeinden, es liegt also ihrerseits kein eigent­licher Kauf, sondern nur eine aus Zweckmäßigkeitsgründen vereinbarte Vermittlung der Ware vor, wobei zugegeben wird, daß die Vergütung für diese Tätigkeit allerdings der Umsatzsteuer unterliegt. In diesem Sinn hat auch das Landesfinanzamt München bereits eine Entscheidung getrof­fen. Der badische Molkereiverband Karlsruhe hat in der Streitfrage die Entscheidung des badischen Landesfinanzamts nngerufen.

Aur der Heimat.

Wildbad, den 19. Juni 1922.

Sinfonischer Abend. Die Komponisten, die im ver­gangenen Sinfonie-Konzert zu Gehör kamen, stammen aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, mit Aus­nahme des noch jüngeren Walter Niemann. Sie besitzen in ihren Werken weder den streng thematischen Aufbau der Klassiker noch die blühende Melodik der Romantiker, sondern ihre Musik ist gedanklicher, verstandesmäßiger. Ob das eine Verfallserscheinung ist, wie Spengler in seinem BuchDer Untergang des Abendlandes", von dem soe­ben der zweite Band erscheint, behauptet, bleibe hier un- erörtert. Weil sich aber aus nichts keine Musik bilden kann, greifen diese Komponisten auf die Volksmusik zurück, oder schreiben Programmusik, oder endlich, sie begnügen sich, die Kunst der Instrumentation zu verfeinern. Wie man sich Haber zu ihnen stellt, sie haben ein Anrecht da­rauf, vorurteilslos angehört zu werden. Daß uns das

im letzten Konzert ermöglicht wurde, sei besonders ver­dankt. Eine ganz besondere Leistung war die Wiedergabe der Riemannschen Lieder und der Rheinischen Nachtmusik. Herr Musikdirektor Frantz hat das verschlungene Stimmen- gewebe klar zu gestalten vermocht und die fröhliche Stim­mung im zweiten fein herausgearbeitet. Er wurde darin von den einzelnen Musikern, von denen fast jeder solistisch hervorzutreten hatte, aufs beste unterstützt, so daß die Wie­dergabe als vorzüglich bezeichnet werden darf. Daß das brillante cantabile aus dem Streichquartett von Tschai- kowsky eine mehrfache Besetzung erhielt, wird niemand verargen, denn das Stück hat dadurch erheblich gewonnen. Auch die drei Stücke zu Sigurd Iorsalfar von Grieg er- erfuhren eine vorzügliche Wiedergabe, die die tonmaleri­schen Feinheiten und den Farbenreichtum schön zur Gel­tung brachten. Das Cellokonzert des kürzlich verstorbenen Saint Saens ist äußerst virtuos geschrieben, und es wird wohl nicht allzu viele Cellisten geben, die ihm voll und ganz gerecht werden können. Es setzt eine vollständige Beherrschung der Bogentechnik, der Arpeggien und der Flageolettöne voraus. Herr Paul Frantz hat die Erwar­tungen, die man nach seinem ersten Auftreten hegen durfte, noch übertroffen. Sein Auftreten ist sicherer geworden, sein Ton womöglich noch voller, und die Doppelgriffe sauber und rein. Herr Frantz hat sich aber nicht nur mit der technischen Beherrschung begnügt, er hat es auch mit innerem Leben erfüllt und plastisch gestaltet. Damit hat der junge Künstler gezeigt, daß man die höchsten Anfor­derungen an ihn stellen darf, und der lebhafte Beifall war ein Beweis, daß man sein Können hier zu würdigen weiß. li. ö.

Linden-Künstlerspiele . Freitag Abend begann in den L. K. ein neues Programm und es sei vorweg gesagt, was in diesem Programm geboten wird, ist nicht gleich zu übertreffen. Paula Berber, eine anmutige Tänzerin, die mit viel Geschick ihre Sache macht. Geschwister Bian- do ein Damen-Tanz-Duo, die wirklich prächtiges leisten: Als Operetten- und Liedersängerin präsentiert sich Fräu­lein Elsa Rassuo-Schulich, deren schöne Stimme eine gute Schulung verrät. Ernst Stoll, Stimmungsmacher, ver­dient diesen Titel mit Recht, denn er versteht es tatsäch­lich, das Publikum in Stimmung zu bringen; auch als Ansager, versteht er auf das Beste den Kontakt zwischen Publikum und Bühne herzustellen. Lo Cavallo ist eine Labaret-Sängerin im wahresten Sinne des Wortes und versteht durch ihre Vorträge das Publikum zu fesseln. Estola, der elegante Tanz-Jongleur, bringt es fertig, durch seine wirklich elegante Iongleurkunst sich rauschenden Beifall zu verschaffen. Carmen L Stoll, Gesangs-Duo, bringen Duette zum Vortrag, mit denen sie sich überall sehen lassen können. Die Attraktion des Programmes, Ernst L Sohn, akroba­tische Sensationen, können wohl mit Recht zu den Besten ihres Faches gezählt werden, denn was sie zeigen ist wirk­lich Kunst. Schon allein diese Nummer ist ein Besuch der L. K. wert. Die Hauskapelle Ziegler-Korte umrahmt das ganze Programm mit ihrer glänzenden Musik. Alles in allem ein Programm, das jedem etwas bringt, so daß jeder Besucher auf seine Rechnung kommt. m.

Allerlei

Durch Kohlengase getötet. Auf merkwürdige Weise sind in Leipzig-Gohlis die Frau eines Ingenieurs, deren 15 Wo­chen altes Kind und ein Dienstmädchen ums Leben gekommen. Im zweiten Stock eines Hauses war am späten Vormittag mit Briketts gefeuert worden. Das Feuer schwelte nur und brannte nicht hell, so daß sich Gase entwickelten, die bei der schwülen Lust nickt durch den Kamin abzogen, sondern durch ein Blechrohr in die Wohnung der Verunglückten im dritten Stock eindrangen. Die Einströmung wurde von den Bewoh­nern zu spät bemerkt oder wenig beachtet. Als der Mann abends nach Hause kam, fand er alle drei entseelt vor.

Immer noch Minen. Der von Königsberg nach Reval in See gegangene, in Riga beheimatete DampferBorn­holm" ist bei Domesnäs auf eine Mine gefahren und sofort gesunken.

Einbruch. Der Prinzessin Neuß sind in ihrer Villa Het- ligendamm bei Doberan (Mecklenburg) Schmucksachen im Wert von 400 000 -44 gestohlen worden. Schon vor zwei Jahren hat die Prinzessin durch einen Einbruch einen ähn­lichen Verlust erlitten, ohne daß die Täter entdeckt worden wären. In einem Münchner Hotel sind aus einem Frem­denzimmer Schmuckgegenstände für 1 Million Mark ver­schwunden. -

Flucht von Sträflingen. Aus einem auf einer Elbinsel gelegenen Gefängnis sind sieben Gefangene entwichen. Einer ertrank beim Durchschwimmen des Stroms.

Eisenbahndiebstähle. Auf dem Bahnhof in Lüneburg ist die Polizei großen Eisenbahndiebstählen auf die Spur ge­kommen, die bis 1919 zurückreichen. Bis jetzt sind 16 Eisen­bahner, 4 Kutscher und 10 Hehler verhaftet worden.

Der Mädchenhandel hat, wie die Hamburger Polizei war­nend mitteilt, in letzter Zeit eine erschreckende Ausdehnung genommen und die Zahl der als vermißt gemeldeten Mäd­chen schon von 13 Jahren an ist groß. Die Opfer werden durch Agenten der im Verborgenen bleibenden eigentlichen Händler angelockt und meist nach Nord- und Südamerika verschleppt. Die Händler haben gut eingerichtete Nach­richtenstellen und beschäftigen ein Heer von männlichen und weiblichen Gehilfen.

Eine Millionärin als Schwindlerin. In Wien wurde eine Frau verhaftet, die dort und in Luzern unter falschem Namen und mit schwindelhaften Angaben ungeheure Schulden ge­macht hat. Sie entpuppte sich als Frau eines Dollarmillionärs namens Bathleford in Kalifornien, der es indessen ablehnt, die von der Frau Gemahlin gemachten Schulden zu bezahlen.

Merkwürdige Unpäßlichkeit. Dem nicht gerade rühmlich bekannten Londoner Zeitungsmann Northcliffe ist, wie sein BlattDaily Mail" berichtet, von den Aerzten wegen Unpäßlichkeit" jede Arbeit untersagt worden. Northcliffe mußte daher die Veröffentlichung der Artikel über feine letzte Reise in Deutschland einstellen.

Die Bekämpfung der Slaubplage in Neuyork soll in Zu­kunft mit den neuesten technischen Mitteln durchgesührt wer­den. Die Stadtverwaltung läßt zu diesem Zweck große Mo­torwagen bauen, die in derselben Weise wie die Vakuum­reiniger den Staub restlos von den Straßen aufsaugen sol-^