V

(Enztalbote)

Amtsblatt für W^HLad. Chronik im!» Anzeigenblatt

für bas obere Cnztal.

-

-»K >W - ^'1 iE

>^.. - - ^ ? l °r-

Erscheint täglich, ausgenommen Soun- u. Feiertags. Bezugspreis monatllMk. 15., vierteljährl. Mk. 45. frei ins Haus geliefert; durch die Post bezogen im innerdeutschen Verkehr 48. einschl. Postbestellgeld. Einzelnummern 75 Pfg. r: Girokonto Nr. 5V bei der Oberamtssparkasse Neuenbürg, Zweigstelle Wildbad. Bankkonto: Direction d. Discontoges., Zweigst. Wildb. Postscheckkonto Stuttgart Nr. 29174.

Anzeigenpreis: Die einspaltige Petitzeile oder deren Raum Mk. 1,50, auswärts Mk, 2.0V. :r Reklawe- zeile Mk. 5.. Bei größeren Aufträgen Rabatt nach Tarif. Für Offerten u. bei Auskunfterteilnng werden jeweils 1 Mk. mehr berechnet. Schluß der Anzeigen­annahme : täglich 8 Uhr vormittags. :: In Konkurs- fälle» oder wenn gerichtliche Beitreibung notwendig wird, fällt jede Nachlaßgewährung weg.

- .

MW'

A, ,! '-- -

Lp- -

-dt.

Druck der Buchdruckerei Wildbader Tagblatt; Verlag und Schriftleitung Th. Gack in Wildbad.

Num er 134

Fernruf 179

Tagesspregel

Der Reichstag tritt am Dienstag, den 13. Zum, wieder

zns: .nmen.

Die neue französische innere Anleihe wird im Betrag von 3290 Mllioncn .Francs am 26. Iuni ausgegeoen.

Ter ?'rte h^ausschnsr hat sich am Freitag ohne Be­schluß) ssung ans 2 Monate vertagt.

Fn Benthe« kam es zu blutigen Ausschreitungen.

Ter Untersuchungsausschuß für Reichsmiuifter Tr. Hermes tritt am Tieustag wieder zusammen.

LS e verlautet, ist der britische Botschafter in Ber­lin, Ltrd t Aberuon, abberufen worden.

Der öfts reichische Nationalrat genehmigte eine Kre- d tanfnahtt e den 22tt Milliarden Kronen.

Erfüllung und Valuta

In der Entwertung der deutschen Plack lassen sich seit 1914 etwa acht Zeitabschnitte unterscheiden. Im ersten Ab­schnitt hielt sich die Inland-Geldentwertung bis in das Jahr 1916 hinein in verhältnismäßig engen Grenzen. Noch waren Au-slandsgu'haben vorhanden, aus denen man schöp­fen konnte. Da jedoch ihre Wiederauffüllung nicht möglich war, weil unsere Handelsflotte von den Weltmeeren ver­trieben, unsere Ausfuhr durch die Seesperre gedrosselt, dit inländische Erzeugungskraft beinahe völlig auf Kriegszwecke eingestellt war, so wurde bei dem fortgesetzten Bedürfnis nach Einfuhr, deren Ueberschuß sich nicht mehr aus ande­ren Einnahmen bezahlen ließ, die Nachfrage nach fremden Devisen so stark, daß man zu künstlichen Stützungsmitteln griff: Devisenordnungen, Valutakredite, Goldausfuhr, Rege­lung des Außenhandels, Ein- und Ausfuhrverboten, un­mittelbarer Tauschhandel durch den Staat. Trotzdem hieß sich die Valuta nicht auf dem Gleichstand festhalten, sc.wern verlor Punkt um Punkt, während die Inlandspreise sehr viel stetiger blieben.

Es folgte vom Jahresbeginn 1916 bis Oktober 1917 ein zweiter Abschnitt, in dem sich die Entwertung des Gelds auf den Jnlandsmärkten und im Ausland in ziemlich gleichem Schrittmaß vollzog. Am Ende dieses Zeitraums war der innere Geldwert auf etwa 50 Prozent des Vor­kriegsstands gefallen, die Valuta hatte denselben Stand er­reicht. Mit dem November 1917 setzte alsdann unter dem überraschenden Eindruck der Jsonzoschlachten und des rus­sischen Friedensangebots als dritter Abschnitt eine Erholung der deutschen Valuta ein, obwohl die Preissteige­rung, also die Geldentwertung, im Inneren anhielt. Der Kursverlust des deutschen Gelds an der Zürcher Börse ging zwischen Oktober 1917 und Januar 1918 von SO auf weniger als 29 Prozent zurück. Bis zum März 1918, dem Beginn der deutschen Offensive im Westen, hielt diese Kräftigung an, während die Jnlandskraft unseres Gelds von Stufe zu Stufe sank.

Mit dem Frühjahr 1918 begann der vierte Abschnitt: die Valuta geriet abermals ins Wanken und eilte dem sinkenden Jnlandsgeld nach. Mit dem Waffenstillstand be­ginnt der fünfte. Die Valutazuckungeu überschritten alle Grenzen. Es trat ein so steiler Absturz ein, daß gegen Ende 1919 ein Rückgang der Valuta auf etwa den zwölften Teil erfolgt war, während die Kaufkraft des deutschen Gelds im Inland zwar weiter, immerhin jedoch nur auf ein Achte! gesunken war. Dieser Sturz des Markwerts im Ausland, der die Zahlungskraft der deutschen Währung dort weit un­ter ihre inländische Zahlungskraft herabsetzte, war viel ge­fährlicher als der Tiefstand des Markstands an und für sich.

Allein der Valutaschwankungen war immer noch kein Ende. Im Frühjahr 1920 begann ein sechster Abschnitt. Der deutsche Wechselkurs besserte sich. Den Dollar, für den man einige Monate früher bereits 104 Mark gegeben batte, konnte man nun für wenig mehr als 30 Mark er­halten. Allein, gerade diese Besserung erregte Sorgen. Denn mittlerweile war die Preisbewegung im Inland dem Absturz der Valuta im Ausland wenigstens auf einigen Gebieten so weit gefolgt, daß jetzt manche Ausfuhrindu- ' strie erklärte, sie seit nicht mehr wettbewerbsfähig, sondern müsse entweder ihre Löhne herabsetzen oder sei außer­stande, dabei zu bestehen. Indessen hielten die Sorgen nicht lanae an. Schon wenige Monate später war der Dollar wieder auf 60 Mark angelangt und schwankte nun wie die übrigen Devisen mit größeren oder kleineren Pendelaus-

Wildbad, Montag, den 11. Juni 1922

schlügen hin und her, die Jnlandpreise nach sich ziehend. Das war das Bild des siebenten Abschnitts.

Dann abep setzte nach Unterzeichnung des Londoner Ul­timatums und zumal seit dem Beginn der Zahlung der deutschen Kontributionsmilliarden ein neuer, der achte Abschnitt, ein, der die deutsche Mark so tief in den Abgrund schleuderte, wie bisher noch nie. Entsetzlich waren die Fol­gen, die wir nun erlebten; obwohl die Weltmarktpreise infolge der Wirtschaftskrisis, die gerade die Länder höherer Valuta mit besonderer Wucht erfaßt hat, seit der Iahres- mitts 1922 beträchtlich sanken, schlugen die Jnland­preise in Deutschland, seitdem unsere Valuta durch die Milliardenzahlungen planmäßig geschwächt wurde, fest dem Sommer 1921 steigende Richtung ein. Wir sehen des­halb nicht nur ein ungeheures Anziehen der Preise aller Waren, die aus dem Ausland kommen oder in denen aus­ländische Rohstoffe verarbeitet sind, sondern gleichzeitig einen Ausverkauf unserer eigenen Erzeugnisse ein­schließlich der Lebensrnittel, der uns der Verelendung noch schneller als bisher zutreibt. Damit ist die deutsche Valuta den wildesten Schwankungen ausgesetzt.

Im November 1921 schoß der Dollar, der noch im August hundert Mark nicht überstiegen hatte, nicht nur über die Zweihundert-, sondern selbst über die Dreihundert-Mark- grenze hinaus. Im Dezember fiel er um etwa hundert Mark zurück, um seither ungefähr innerhalb der weiten Grenzen von 200 bis 300 Mark hin und her zu schwanken. Gewiß, die Jnlandpreise machen nicht genau dieselben Bewegungen mit, aber wir mußten infolge der Dülutarntwertttttg doch den bösen Ausverkauf vom Oktober und November 1921 über uns ergehen lassen; und festster habe.! die Preise durch­aus keine Neigung bewiesen, wieder zu sinken. Im Gegen­teil, sie springen munter auswärts. Zwischen Juli 1921.und April 1922 hat sich eine Verdreifachung der Preise für Kebensmitte! und sonstige wichtige Bedacssgegenstände ergeben. ,

Schuld daran vor ollem zwei Dsi'-gm das Lon­

dons rIltimat ;n und die unaufhörlichen Streiks. Der Dollar ist in diesem Frühjahr schon mehrmals über die Dreihundert-Markgrenze hinausgeschossen. Wenn er augen­blicklich auf die Nachricht, es stehe eine internationale An­leihe in Aussicht, aus 278 und vielleicht noch weiter zurück­geht, so singen wir bereits Loblieder. Wenn aber diese Anleihe infolge der Bockbeinigkeit des Herrn Poincare sich wiederum in Rauch auflösen würde, so würde der Dollar alsbald wieder die Dreihundert-Markgrenze hinter sich las­sen. Schwarzseher behaupten, er werde in wenigen Monaten bald die Vierhundert-Markgrenze erreichen. Damit würde für die deutsche Valuta ein neuer Abschnitt ihres Leidens­weges beginnen.

Wie das enden soll, weiß niemand. Nur das eine wis­sen wir, daß die Jnlandpreise der. Valuta irgendwie zu folgen streben. An letzterer messen wir die Entkräftung unserer Währung. Die Bankierskonferenz hat es jetzt in der Hand, einem erneuten Abwärtsgleiten unserer Valuta Einhalt zu gebieten. Voraussetzung dafür ist allerdings, daß sie sich dabei nicht erst mit Kleinigkeiten abgibt, sondern daß sie die Entschädigungsverpflichtungen Deutschlands auf ein vernünftiges Maß beschränkt Keynes hat ja in dieser Richtung schön seit langer Zeit beachtenswerte Fingerzeige gegeben und daß sie weiterhin diese beschränkten Ver­pflichtungen Deutschlands in eine reine Schuldverpflichtung verwandelt. Dann erst können wir wirkliche Erfüllungs­politik treiben.

Poincare entlarvt sich selbst

Von einem A u ß en p oli t i k e r

Ministerpräsident Poincare hat seine Politik der nächsten Zukunft in einer Rede in der Kammer und im Senatsausschuß aufgedeckt: es seien alle Maßnahmen ge­troffen, umSanktionen" verschiedener Art an dem Tag zu ergreifen, an dem die Entschädigungskommission eine Ver­fehlung Deutschlands feststellte. Er wartet also llur auf einen ihm günstigen Spruch der Kommission, um über Deutsch! and herzufallen. Es braucht ja nicht der Einmarsch ins Ruhrgebiet zu sein. Man könne sich bequemerer und wirksamerer" Sanktionen bedienen. Welcher Art, das bleibt dunkel. Jedenfalls war Poincare noch im Senatsausschuß der Meinung, die internationale Anleihe sei nicht unmöglich. Sie kann also neben denSanktionen" einhergßhen? Unterdessen hat ihm die Entschcidigungs'Im­mission-einen Strich durch die Rechnung gemacht, inde < sie auf Anfrage des Moraanichen Anleibeausickunes erklärte.

Fernruf 179

57. Jahrgang

der Ausschuß möge ruhig die Zahlungen Deutschlands als eine abNiderliche Verpflichtung betrachten, mit anderen Worten: Dis Abänderung der Verpflichtungen in Betracht ziehen. Das heißt, so deutlich, wie die Anfrage der Ban­kiers, wurde die Antwort nicht gegeben. Man wickelte sie in einen langgewundenen, verschlungenen Satz ein. Aber der Sinn ist deutlich: Die Vollmacht der Bank-Könige ist erweitert. Sie dürfen Vorschläge über Herabsetzung der deutschen Schuld machen. Sie dürfen ein Verrechnungsoer­fahren der Verbands- und der deutschen Schulden ersinnen. Alles nur vorschlagsweise, natürlich. Aber die große Wendung ist da. Die Mehrheit der Kommission will es so. John Bradbury (England), Salvago RaggO (Italien) und sogar Delacroix (Belgien) stimmen da­für. Der Amerikaner Boy den ließ an seiner Zustim­mung keinen Zweifel. Der französische Vertreter Du­bais wurde überstimmt. Herr Poincare bleibt aber der Trost, daß im Versailler Vertrag geschrieben steht: Bei Herabsetzung der deutschen Schuld ist Einstimmigkeit der Cntschädigungskommission erforderlich. Mögen sich also die Bankiers ausdenken, was sie wollen. Herr Dubais aber kann durch seine eine Stimme die schönste Anleihe zu Fall bringen.

Auf diesen Ton waren die Erklärungen abgestimmt, die Poincare in einer schleunigst zusammengetrommelien Pressekonferenz abgab. Er meint jetzt auf einmal, man brauche es nicht tragisch zu nehmen, wenn die inter­nationale Anleihe ins Wasser falle. Denn da­mit seien die Sanktionen gerettet. Das blitzende Schwert bleibt an seinem dünnen Faden über Deutschland hängen. Gelänge der Anleiheplan mit iamt der Schuld­herabsetzung, so müßte Frankreich am Ende gar das linke Scheinufer räumen, weil niemand mehr den Zweck der Be­setzung einsehe. Nein, auf jeden Fall sei es für Frankreich vorteilhafter, noch einige Zeit auf eine Anzahlung (aus der Anleihe) zu verzichten, als seinealten Rechte" xreisgeben. Bei der Verrechnung der Kriegsschulden würde man sich auch vor Amerika bloßstellen.

Damit war es heraus und am Tage, was die Politik der französischen Regierung bisher in einer Anwandlung von Schamgefühl immerhin noch im Busen bewahrt hatte. Nackt und bloß steht der männlich wenig schöne Raymond Poincare vor der staunenden Mitwelt. Im Eifer hat er zu­gegeben, daß es ihm lieber ist, wenn Deutschland zah­lungsunfähig bleibt und Frankreich seine Folter- waffen, die Sanktionen, die Rheinbesetzung behält. Er hat eingestanden, daß er am liebsten einer allgemeinen Schuldenausgleichung aus dein Weg gehen möch-'e, weil auch diese zu einer Enthüllung der wahren hstsle Frankreichs und damit zu seiner Bloßstellung vor Amerika und der gan­zen Welt führen müßte. Poincare, der Inbegriff des ver­blendeten Frankreichs! klagt sich qn. Hört es die Welt und wird sie nun endlich die Folgen ziehen?

irth und Rachensu m Stuttgart

Luv'Pvrc, 10. Juni.

bei vrtt. Re- chc-raiJv cs fand -c vor etwa 800 M.ipiicbrrn der jetzigen und früheren württem-n-- " Nu Negierung eins große Anzahl Parlamentarier, Vertreter der Militär-, Staats- und Kommunalbehörden, der politischen Vereini­gungen usw. anwohnten. Der Rede des Reichskanzlers ging eine kurze Ansprache des Staatspräsidenten Dr. Hie­be r voraus, indem er der Treue und Anhänglichkeit Schwa­bens zum Reich in beredten Worten Ausdruck gab Mit besonderem Nachdruck hob er die Tatsache hervor, ddß mit dem Vertrag von Rapallo zum ersten mal seit langer Zeit wieder deutsche selbständige Politik gemacht worden sei.

Der Reichskanzler über die Lage

Mit starkem Beifall begrüßt, ergriff hierauf Reichs­kanzler Dr. Wirth das Wort. Er wies zunämst die Be­hauptung zurück, daß die süddeutschen Politiker, Ne in Ber­lin an berufener Stelle stehen, nach kurzer Zeit ihre Zuge­hörigkeit zu Süddeutschland vergessen hätten. Das Ziel Unserer Politik sei das Wohl des deutschen Volks unö die Erhaltung seiner politischen und wirtschaftliche» Einheit. Die letzten Gefahren für diese Einheit seien noch nicht verschwunden. Nicht ein mächtiges, wieder er­blühtes Deutschland sei für Europa erforderlich, sondern ein zerrissenes deutsches Volk. Die große Aufgabe der Erhaltung des Reichs könne nur gelöst werden unter der Mitarbeit der deutschen Arbeiterschaft aller Richtungen, die ge- werkschaftüch denken und gewerkschaftlich organisiert sind. Auch alle Beamtenverbände müssen diesem Gedan­ken mit ganz besonderem Eifer dienen. Die Riesenausgade,

'.H

Die

TT

-grnß-

Die anläßl:

ch

des Best

> oe -

und des

Au sw­

!N

üsters -

Di'.

Nach

giervng

änge,

ag!

;e poUiis

Neve

gepecn abeno

im

Kon irrt

i der

tzsladi'«

r NN

isn

! statt, d

enen nN-