stummer 238

nztalbote)

Amtsblatt für Wildbad. Chronik und Anzeigenblatt

für das obere Enztal.

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Cilcbeint ISglicb, ausgenommen Sonn- u. feiertags, kerugspreis monutlim Mk. S.OO, vierteljäwlict, IZ,00 lrei ins 5aus geliefert: äurcb sie polt bezogen im inneräeutsctien Verkebr Mk. 16.50 einlctilieklick llost- beltellgelcl.

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Druck der Buchdruckerei Wildbader Tagblatt: Verlag und Schriftleitung: Th. Gack in Wildbad.

Fernruf 179

Wüädaä, vienswg cieri II. Oktober 1921

Ter Ne?chsttntersttchima5aussch»sz für Oppau nahm eine Befkchtlguuft des Werkes vor. Abg. Rotzmann- Lndwigshafen stellte die Frage: Beruht es auf fff Wahrheit, daß au der Nuglücksstelle der Zunder seiner Handgranate gefunden worden ist? Tiefe ^ Frage tvnrde von einen» Arbeiter bejaht. Er sei neu abgeliefert worden, über seilte Herkunft sei man im Unklaren.

Ter deutsche Geschäftsträger in London, Sthamer, ist wegen der oberschlesischen Frage rasch nach Berlin berufen worden «nd bereits wieder nach London zu­rückgereist.

Zn den Enthüllungen desNew York Herald" über dieBorgänge in Genf schreibt die PariserLibre Parole", die Meinungsverschiedenheiten im Bölker- bundsrat erstreckten sich auf zwei Punkte: zunächst auf die Zuteilung von Kattowih und Königshütte an die c Pdlen und dann ans die Einsetzung einer internationa- f len Kommission für die wirtschaftliche Kontrolle, die l MMeifelhaft eine der sonderbarsten Schöpfungen- l w, die die neue Diplomatie zur Welt gebracht. Die Vaterschaft werde Hhinan (Belgien) zugeschricbsn.

Taily Telegraph" erfährt ans Alahabad, daß die Nufstänvifche» Moplahs alle Hindus (Frauen und Kin­der) niedcrmetzeln. Tie Führer der Aufständischen planen die Errichtung eines Moplah » König » t n m s.

Nachrichten ans La Paz zufolge soll in den an Ecua­dor grenzenden peruanischen Bezirken Tumbez und Pinra eilte Revolution ausgebrochen sein.

Bedenkliche Entwicklung der

Frage.

Genf, 10. Okt.

Die auf Sonntag - :: mng

des Völkerbunds r a t s ist abgesagt worden. Dagegen hat sich der Viererausschuß, der mit der oberschlestschen Frage beschäftigt ist, um 5.30 Uhr versammelt. In der obcrschlesischeu Frage soll eine neue Wendung eingetreten sein. Die Verhandlungen des Völkerbundsrats werden sich voraussichtlich noch um einige Tage verzögern. Die

bereits vom Viererausschnß festgestellte Lösung soll, wie

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man sagt, durch einen ganz neuen Plan, oer früher

bereits einmal aufgetaucht, dann aber als unpraktisch abgclehnt worden ist, ergänzt Weeden. Dieser Plan g-'ht angeblich auf französische An egungen zueück.

Nach einem Bericht des Genfer Berichterstatters des ,,Nrwyork Herald" liegt die Entscheidung des Völkcr- mmdsrats über Oberschichten den Mächten bereits vor. Astse hätten sich jedoch geweigert, ihren Vertretern im Mkerbundsrat ihre Billigung zu gestallten, wenn nicht gewisse Aenderungen getroffen würden. Es verlaute, daß em nichteuropäisches Mitglied des Völkerbundsrats ge­droht habe, sich von der ganzen Angelegenheit zurück- Wiehen. Der Völkerbundsrat halte jetzt nur noch zum Schein Sitzungen ab. Inzwischen würden von den Mach- ft" geheime Verhandlungen über die vorgeschlaaene Lö­sung fortgeführt. DerEclair" nimmt an, daß es sich um eine Verdrehung der Tatsachen handle. Das Blatt stmubt sicher zu sein, daß die französische Regierung Aue Mitteilung erhalten habe. Andererseits glaubt das ^rutt auch nicht, daß Italien, Japan, Belgien, Spa- men, Brasilien und China Mitteilungen erhalten ha- mn. Da derEclair" alle dem Völkerbundsrat ange- horenden Länder außer England nennt, wird also die Frage offen gelassen, ob die eine Macht, von der ge­sprochen wird, England ist.

DemNewyork Herald" wird aus Genf über die .sung der oberschlesischen Frage berichtet, sie enthalte Mcht nur gewisse Aenderungen, der Sforza-Linie, son- mrn auch den Vorschlag, eine dreigliedrige Kommissioe unter dem Völietbund eiu;ufetzeu, die etwaige wirtschaft- "che" Streitigkeiten beilegen so!te. Diese Kommission wurde lediglich Ot ei igceilen zwischen dem deutschen und nein polnischen Gemcimve.en beiderseits der vorgeschlage- Usu Linie regeln. Die tlo.n 'iln.'n soll zn'ammenaesetzt um aus eiue.n D"ms...c.i. a'. . :, Polen und einem Neu- "men. Im eirueiLttz -ich P'-stmniste der Koinmifsion

Gegenstand de f-uscinant erset.mng' unter den Mächten. Gerüchtweise verlan-et, daß die englische Regierung in geewissen uutergev.dneien Ein elheitteu Einwände gegen die vorgeschlagene Grenze erhoben habe. Diese Linie würde Königs Hütte und Kattowitz an Polen fallen lassen, obwohl Lloyd George in Paris darauf bestanden habe, daß sie Deutschland zugesprochen werden.

Ein neues Saargebiet im Osten?

ImEcho de Paris" schreibt Pertinax, der Völker- bnndsrat habe sich für eine Lösung entschieden, die nur vorläufig sei. Die politische Grenze brauche in der Teilung Oberschlesiens mit der wirtschaftli­chen nicht übereinznstimmen. Das Industrie­gebiet soll vorläufig vielleicht unter einer internationalen Verwaltung, als wirtschaftliche Einheit erhalten blciven. Als Grund gibt Pertinax an, die Polen seien wirtschaft­lich unfähig und könnten den ihnen zuzusprechenden Teil des oberschlesischen Gebiets nicht verwalten und aus- beuten. Etwas anderes ist von deutscher Seite seit Mo­naten nicht behauptet worden. Es wurde wiederholt darauf hingewiesen, daß Oberschlesien erst durch die Deutschen zu einem mächtigen Industriegebiet gemacht worden ist, und betont, daß die Polen nicht einmal ihre eigenen Kohlengruben ausbeuten können, geschweige denn die, die die Franzosen ihnen in Oberschlesien noch in die Hände spielen wollen. Der Genfer Korrespondent derInformation" teilte vor einigen Tagen - mich. LZ sei eine wirtschaftliche Ausbeutung t>es Industriegebiets durch die Deutschen" vorgesehen. Ter Völkerbund scheint also des Glaubens zu sein, die deutschen Industriellen würden sich dazu hergeben, zugunsten der Polen und unter polnischer Oberherrschaft und Ueberwachung den Teil von Oberschlesien auszubeuten, der gegen das klare Ergebnis der Volksabstimmung aus politischen Gründen Deutschland entzogen werden soll. Ter Friedensverte tz gibt den Verb udeten Großmächten nur das Recht, die Grenzlinie zu s timmen, aber keinesfalls das Recht, ein verbundenes Sich in aufzurichten, das zudem noch die fort­gesetzte Quelle von Unruhe wäre und, da es nur vor­läufig sein soll, außerdem noch auf Jahre hinaus einen Unruheherd in Europa erhalten würde. Wenn der Oberste Rat derartige Vorschläge annähme, wäre Deutsch­land nicht in der Lage, die Wiederherstellungslasten zu tragen, die ihm das Londoner und das Wiesbadener Abkommen ausbürden. Die oberschlesische Frage verträgt keinen Kuhhandel, sie braucht eine klare Entschei­dung. Das ist von englischer Seite und auch von ita­lienischer von Anfang an erkannt worden, und es wäre doch höchst seltsam, wenn die Vertreter der beiden Staa­ten im Völkerbundsrat jetzt ihre Ministerpräsidenten in so auffallender Weise verleugnen würden, daß sie deren grundsätzliche Erklärungen während der letzten Tagung des Obersten Rats einfach als nicht vorhanden an- nähmen.

In Paris verlautet, daß den Polen 6062 Pro­zent des oberschlesischen Kvhlengebiets und 5 05 5 Prozent desJndustriegebits zugewie­sen worden seien.

Rückkehr des Reichskanzlers nach Berlin.

Berlin, 10. Okt. Der Reichskanzler hat seinen Ur­laub nach Baden abgebrochen und ist nach Berlin zu- rückgekehrt.

Der Reichskanzler über die Lage.

Offen'nrrg, 10. Okt.

Anläßlich des 25jährigen Jubelfestes der Katholischen Arbeitervereins Ofscnburg hielt Reichskanzler Dr. Wirth eine Rede, in der ec u. a. sagte:

Ich gehöre nicht zu denen, die den Begriff der Ämts- müdigkeit kennen. Wir müssen zeigen, daß wir es mit dem Wiederaufbau ernst nehmen. Hie und da haben wir bereits Verständnis gesunden. Besonders die mili­tärischenSanktioneil" haben wir immer als Un­recht empfunden. Wir haben alles getan, was wir zu erfüllen hatten. Jetzt müssen auch d!e Verbündeten mit derselben Pünktlichkeit für die Aushebung der militä­rischenSanktionen" Sorge tragen. Ich bin sehr besorgt um das Schicksal OberschIesiens. Ich weiß nicht, ob ein Gesinnungsivechsel unter den Verbündeten einge­treten ist oder ob man etwa Lust verspürt, ein neues Land im Osten zu konstruieren, über das in Deutschland noch Jach .JArzehnten getrauertJvürde, Heute sei noch

Fernruf 179

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eine Verständigung mtt dem potnischcn Volk möglich. In Warschau habe jedoch die Vergrößeruugswut die Geister verblendet und das polnische Volk gehe dazu über, sich mit dem deutschen Volk zu verfeinden, nachdem es sich die Russen zu Todfeinden gemacht habe, und obwohl in in Litauen und Galizien der Kampf noch nicht abge­schlossen sei. Das deutsche Volt weiß nichts Amt­liches über die Stimmung im Völkerbundsrat. Aber man enttäusche Deutschland nickst, gerade uni des demo­kratischen Prinzips in Europa Nullen nicht!

Die Politik der mittleren Linie aus demokratischer Grundlage hat uns vor dem völligen Zusammenbruch bewahrt. In der Arbeit liegt unsere Hossnnng. Zur Arbeit aber muß die Opferbereit schaft aller Kreise treten. Die drückenden Lasten der Gegenwart erheischen unbe­dingt eine gerechte Verteilung nach Maßgabe des Be­sitzes und der gesamten wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Das Eigentum ist kein Freibrief auf willkürliche Be­nutzung des Besitzes. Ich bin ganz damit einverstan­den, daß Industrie, Handel und Banken, die dem deut­schen Volk zur Zahlung der Entschädigungen helfen tvol- len, auch an der Verantwortung in der Führung der Reichsgeschäfte sich beteiligen. Aber täuschen darf man das deutsche Volk nicht; das Angebot muß Wirklichkeit werden.

Beginnt es in Frankreich zu dämmernd

Paris, 10. Okt. Ministerpräsident Briand hielt gestern nachmittag in St. Nazaire eine Rede. Man habe gesagt, wenn er gewisse Konzessionen verweigern werde, könne Frankreich einen besseren Nutzen, aus seinem Sieg ziehen. Frankreich habe die grössten Opfer gebracht. Es habe ein Anrecht auf volle Wiedergutmachung seiner Schäden. Er habe aber die Regierung übernommen, in der Absicht, den Frieden für Frankreich sicherzustellen. Während der Friedensverhandlungen habe Frankreich Zu­geständnisse machen müssen. Niemals könne Frankreich alles erlangen, was man ihm schulde, weil es Dinge gebe, die man nicht bezahlen könne. Die Forderung an Deutschland habe, nachdem sie einmal festgesetzt worden sei, einer Zahlung entsprochen, die alle Voraussetzungen übersteige. Die Zahlungsverpflichtung Deutschlands be­trug 132 Milliarden Goldmark und habe zur Zeit der Festsetzung einer Summe von 250 Milliarden Papiermark entsprochen. (?) Vor einem Monat sei sie aus 2600 Milliarden, heute ans 4000 Milliarden Papiermark ange­wachsen. So änderten sich die Zahlungsmöglichkeiten. Wie könne man sagen, daß Frankreichs Forderung ver­stümmelt worden sei. Die Wahrheit sei, daß die gegen­wärtige wirtschaftliche Abhängigkeit der Völ­ker voneinander die Notwendigkeit ergebe, die Schwankungen des Wechselkurses zu ertragen. Die Völ­ker, deren Wechselkurs am höchsten sei, sausen in ihrem Reichtum selbst die Ursache der Verarmung, während Deutschland gerade in dem schlechten Stand seiner Mark die Bedingung finde, die seine wirtschaftliche Konkorrenz auf dem Weltmarkt begünstige. Angesichts einer solchen Lage müßten die Großindustriellen und die großen Fi- nanzlcute der Welt das Bedürfnis fühlen, solidarisch zu sein im Interesse aller Länder, da die Lage nie­mals das völlige Gleichgewicht erlangen könne, wenn die Weltsolidarität nicht hilfreich die Hand biete.

Um den schlechten Willen des deutschen Militärismus

besiegen, habe^seine Regierung die Besetzung von

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üsseldorf, Tuisburg und Ruhrort beschlossen, Das seien Ereignisse von großer Bedeutung. Tie Mo­bilisierung der Jahresklasse 1919 habe die Regierung nicht leichten Herzens unternommen. Das Ergebnis habe ge­zeigt, daß sie gerechtfertigt gewesen sei, denn am Jah­restag des Friedensschlusses von Frankfurt am Main habe der deutsche Reichstag die Niederlage Deittschlands anerkannt. Hätte man die Jahrcsklasse 1919 noch länger draußen gelassen, dann hätte man den Kriegszustand un­nötig verlängert. Seitdem habe Deutschland gewissen­hafter als in der Vergangenheit seine Verpflichtungen erfüllt. Es habe enrn> asfnet.

Frankreich halte an seinen Bündnissen fest. Jetzt sei Frankreich nach Washington eingeladen. Nt au werde

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«jewichrleistet sei. Die französische Regierung habe Ver- trsuen zu der gegenwärtigen deutschen Regierung. Wenn ein genialer Swift das Geheimnis besitze, alles wsfcr zu waAn, so iMrd« er diesen: sofort den Watz räumen.