(Enztalbote)

Amtsblatt für Wildbad. Chronik und Anzeigenblatt

für das obere Cnztal.

kilweinl läglicki, ausgenommen Sonn- u. feiertags, keriugspreis monstlim Mk. 8.00, vierteljätirlicli 13,00 frei ins kfsus geliefert: durck, die Pott bezogen im inneräeuttclien Verkeile Mk. 16.30 einlcblieblicb poit- belleügeld.

Anreigenpreis: die einspaltige petitrciie oder deren kaum 75 pfg., auswärts 85 Mg. keklamereilen 2.50 Mk., bei gröberen Aufträgen kabatt nscb farif Scklub der Anreigenannabme: tägiidi 8 Ubr vor­mittags.

Druck der Buchdruckerei Wildbader Tagblatt; Verlag und Schriftleitung: Th. Gack in Wildbad.

-DZ

l U.

' L-..'L

^r?-' 7 D

Hummer 237

Fernruf 179

Mildbad, Montag den 10. Oktober 1921

Fernruf 179

58 lalirgai g

^5 ist mir und meiner Locbter, der kürstin l?suline 2 U Med, ein Herzensbedürfnis, kür die überwältigend vielen beweise der ^^lüiebe und dreue, die wir beim Heimgang unseres teueren Entschlafenen empfangen baben, warmen Dank 2 U sagen, üeider ^ausserstande, jedem Einzelnen 2 u sagen, wie wob! uns diese Eeilnabme an unserem tiefen keid getan, möchten wir auf diesem Mge den Oefüblen unserer unauslöschlichen Dankbarkeit Ausdruck verleiben. Möge die alle umfassende Menschenliebe meines in 6ott rubenden Oemabls, dessen letzter Herzschlag dem geliebten V/ürttemberger Volke galt, 2 U einer Ouelle reicbsten äegens werden für diejenigen, die ibm einen /Vbsdiiedsgruk auf den letzten Mg gesandt baben, die seiner in der ätille gedadit oder ibn 2 ur ewigen kube geleitet baben.

Vebenbausen, am 9. Oktober 1921.

dttsrlotte, t^en20gin Mittelm 2U Württemberg.

^m Eingänge des Oberbauptes meines Hauses baben alle Schichten der Levölkerung unserer Heimat 50 warmen und ber 2 - licben Anteil genommen, dass es mir ein aufrichtiges Herzensbedürfnis ist, allen denen, die.kiebe, Ereue und ^nbänglichkeit bewiesen baben, innigsten Dank ru sagen. x

äcbloss ^Itsbausen, am 10. Oktober 1921.

kjerrog ^lbrecbt von Württemberg.

Ter Hanptausschnß -es preußischen Landtags nahm mit großer Mehrheit einen Antrag an, das Staats­kommissariat für Volksernährung im nächsten Jahr anfznheben.

Auf -er Brüsseler Konferenz zur Bekämpfung -er Hungersnot in Rußland wurde -er belgische Vorschlag, die auf -er Konferenz vertretenen Länder sollen rus­sische Kinder aufnehmen, angenommen. Ter deutsche Vertreter erklärte, - die finanzielle Lage Deutsch­lands eine Beteiligung -es Reichs an -er Hilfsaktion nicht mehr zulasse.

In Paris werden zwei Direktoren der österreichischen Bodenkreditbank erwartet, die ans Grund der Sicher­heit -es Grundeigentums verschiedener adeliger Fa­milien private Anleihen zustande bringen sollen, um Desterreich finanziell zu retten. Falls diese Bemühun­gen in Paris scheitern sollten, dürften sie ihr Glück in London versuchen.

In Venedig begann die Konferenz zur Schlichtung des österreichisch-ungarischen Streits über Westungarn.

Die MlkerbrmdsLagurrg.

Gerade einen Monat hat die diesjährige zweite Voll­versammlung des Völkerbunds gedauert. Selbst die wohl- v>oll ndsten Beurteiler dieser Veranstaltung werden nicht behaupten können, daß die Ergebnisse der 33 Sitzungen, der Kommissionsberatungen und Abstimmungen dem gro- M Answand an Zeit und Geld entsprochen haben. Auch me diesjährige Versammlung krankte daran, daß sie eine übergroße Zahl internationaler Fragen, darunter beson­ders schmierige und wichtige, vor ihr Forum gezogen Mts, und daß sie sich selbst, im Bewußtsein ihrer Ohn­macht, in den meisten Fällen gar nicht fähig fühlte, eine Entscheidung zu treffen.

Zur ersten Völkerbundsversammlung waren 42 Länder Maden, die sich durch die Ausnahme Oesterreichs, Bul­gariens, Costaricas, Finnlands, Luxemburgs und Alba- nens aus 48 erhöhten. Tie diesjährige Versammlung hat HM die Aufnahme der drei baltischen Nandstaaten die Mcr aus 51 g bracht. Auch die Ausnahme Deutschlands ? Kongreß zur Sprache gebracht worden. Von

^"^sischer Seite wurde dazu^mit der Absicht, Deutsch­

st girier internationalen Verpflichtungen zweifelsfrei . M'M habe. So gut Frankreich bisher im Völker- ^. für seine Jnterrssen zu wirken verstanden hat, so ^ >Ücht es doch nicht, die aus dem Krieg sich ergebenden vor ein internationales Forum zu ziehen, dessen Einstellung sich nicht für alle Zukunft voraus- ^irli k im übrigen der Völkerbund allen Mit-

- ttn seine jetzigen Grenzen garantiert, so könnte

Deutschlands Aufnahme eine Erschwerung der französischen Aneignungspläne bedeuten. Aus der andern Seite ist aber auch gerade durch diesen Artikel 10 des Vertrags auch für Deutschland ein Eintritt vor Abänderung dieser Be­stimmungen (die auch von anderen Staaten erstrebt wird) äußerst bedenklich. Würden wir doch damit die Grenzen, die der Raubfrieden von Versailles gezogen hat, unter anderem also auch die ewige Abtrennung Ostpreußens vom Reich, feierlich anerkennen. Forderungen nach Re­vision des Friedens würde diese freiwillige Unterschrift immer entgegcngehalten werden.

Die Behandlung des bolivianisch-chilenischen Grenz st reitfalls durch die Völkerbundsversamm­lung hat klar bewiesen, daß diese sich scheut, Gegensätze aufzurühren. Sie hat es daher abgelehnt, die auf Grund eines alten Friedensschlusses erfolgte Grenzziehung zwi­schen den beiden Staaten nochmals zu untersuchen und dem Land, das sich benachteiligt fühlt, Genugtuung zu verschaffen. Dabei hat sie sich ausdrücklich dazu be­kannt, daß Friedensverträgs als gültig betrachtet werden müssen. Dieser Fall ist für uns wesentlich. Wenn der Völkerbund schon Fragen von verhältnismäßig geringer Bedeutung ängstlich zurückweist, sobald sie zu Konflikten sUyren können, wtevrek weniger wird er dann geneigt sein, grundlegende Fragen des europäischen Friedens gegen den Willen mächtiger Großstaaten in Angriff zu nehmen.

Das Interessante der Völkerbundsversammlung liegt, wie im vergangenen Jahr, weniger in dem, was beschlos­sen und geredet wurde, als in den Fragen, über die keine Entscheidung möglich war, und in den Gründen, die zu dem jedesmaligen Versagen führten. So hat die Frage der Abrüstun g, eine Kernfrage des Völker­bunds, zu keinerlei Ergebnissen geführt. Durch die be­vorstehende Abrüstungskonferenz in Washington war der Völkerbund hier von vornherein zu einer nebensächlichen Rolle verurteilt. Er hat es aber auch in seiner Erörte­rung der Frage ängstlich vermieden, die Dinge beim Namen zu nennen und etwa die F-lotienrüstungen der gro­ßen Seemächte oder den Militarismus Frankreichs und seiner Vasallen zu verurteilen.

Auch die Blockadefrage hat wieder eine Behand­lung gesunden, die schärfsten Einspruch erfordert. Der Völkerbund, der die W lt zu besseren, friedlicheren Zeiten .heraufführen will, erklärte sich für diese tückischste und mörderischste aller Kriegswaffcn, für eine Waffe, die nicht die Kämpfenden, sondern vor allem Frauen und Kinder in der Heimat trifft. Nach der vom Deutschen Reichsgesundheitsamt im Dezember 1918 erschienenen Denkschrift sind allein in Deutschland als Folge der englischen Hungerblockade 763 000 Personen der Zivil­bevölkerung mehr als sonst gestorben. Dabei sind die späteren Todesfälle und die folgenschwere bleibende Ver­minderung der Volksgesundheit noch gar nicht enthalten. Von derartigen Dingen hat man in der Völkerbunds­versammlung leider nichts zu hören bekommen, wie die s Herren es überhaupt nicht wagen, an der Machtpolitik j Lk Mtente Lriük zu üben. Natürlich stehen, etwaige Be- i

schlüsse des Völkerbunds über Anwendung der Blockade gegen einen widerstrebenden Staat in Wirklichkeit ledig­lich auf dem Papier. England, Amerika und Japan haben es allein in der Hand, ob eine Blockade durchge- flchrt werden kann oder nicht.

Paris, 9. Okt. Die Pariser Blätter beurteilen das Wiesbadener Abkommen meist sehr günstig für Frankreich, selbst solche Zeitungen, die Loucheur nicht freundlich gegen­überstehen. Bainville schreibt in derAction srancaise": Die französischen Geschädigten werden ihre Bestellungen in Deutschland machen, wenn sie ihren Vorteil dabei fin­den. Man sehe nur nicht recht, wo Rathenau in vier Jahren 7 Milliarden Goldmark oder 200 Milliarden Papiermark finden werde.

Wirtschaftlicher Wochenüberblick.

Geldmarkt. In dieser Woche gab es keinen wei­teren Valutasturz. Entsetzlich niedrig ist die Bewer­tung der deutschen Mark im Ausland immer noch. Die leichte Besserung, die vielleicht von der nächsten Zukunst erwartet werden darf, ist hauptsächlich daraus zurückzuführen, daß nunmehr auch im Ausland selbst ernste Sorgen über eine Weltkatastrophe auf finan­ziellem Gebiet entstanden sind und daß namentlich von England aus Mittel und Wege gesucht werden, das Schlimmste zu verhüten. Am 7. Oktober notierten 100 deutsche Mark in Zürich 4.65 (am 3. Oktober 4.95) Franken; in Amsterdam 2.54 (2.70) Gulden; in Ko­penhagen 4.55 (5), in Stockholm 3.65 (3.90) Kronen; in Wien 2522 (2177) Kronen; in London 4.61 (4.36) Schilling; in Neuyork 0.82 (0.85) Dollar und in Pa­ris 1111 (13) Franken.

Börse. In dieser Woche gab es Reinigungstage. Der Valutasturz kam zum Stillstand und der Glaube an eine fortgesetzte Devisenhausse wurde erschüttert. Auch die mehrtägige Unterbrechung des Börsengeschäfts in Berlin gebot dem Haussetaumel ein langsameres Tempo. Den meisten Eindruck machten die Nachrich­ten über ein amerikanisches Kreditanzebot an deutsche Industrielle. Aber trotz der umfangreichen Realisie­rungsverkäufe blieb die Tendenz immer noch fest. Die Kurse halten sich andauernd auf schwindelnder Höhe. Die 4prozentige Württ. Staatsobligationen waren zu­letzt in Stuttgart zum Kurs von 69 gesunken.

Produktenrnarkt. Das Geschäft ist auch in dieser Woche verhältnismäßig ruhig gewesen. Das Angebot hat nachgelassen, weil die Feldarbeiten die Erzeuger voll in Anspruch nehmen. Andererseits ist auch die Nachfrage in vernünftigen Grenzen geblieben. Am 7. Oktober notierten in Berlin Märkischer Weizen 233 bis 234 für den Zentner, auf den die Notierungen nun­mehr lauten (-j- 1), Roggen 184186 ( 1), Gerste 215230 (unverändert), Hafer 192195 ( 5), Mais 173177 ( 1) Mark. An der letzten Stuttgarter