tion erblicke in dem Schutz und der Pflege der christlichen Kulturideale nach wie vor ihre vornehmste Aufgabe.
Sie Novcmberzahlung gedeckt.
Berlin, 2. Okt. Nach einer amtlichen Angabe ist die am 15. November fällige Zahlung an den Verband gedeckt, wenn die seit Ende Mai gemachten Sachleistungen und der Ertrag der Ausfuhrabgabe berücksichtigt werden.
Württemberg.
Bebenhanseit, 2. Okt. (Verschlimmerung im befinden des Herzogs.) In dem Befinden des .Herzogs Wilh.lm zu Wü.ttemb'rg, unseres früheren Königs, ist bedrohliche Herzschwäche und ein Nachlassen der Kräfte eingetreten.
Stuttgart, 2. Okt. (Jur Herstellung von Most.) Die stüdt. Poliz.idirektiou Stuttgart erläßt folgende Vorschrift: Moswbstgetrnnke, die in Wirtschaften vertrieben werden, müssen folgendermaßen hergestellt sein: Obstmost ans w.nigstens 6 Ztr. Obst zum Eimer; Bratbirnenmost ans wenigstens 8 Ztr. zum Eimer; Obstwein ist vergorener, reiner Apselsait (hie und da irreführend als „Saft" bezeichnet). Mostobstgetränke, die nicht dementsprechend herg stellt sind, werden von der Nahrungsmitlel- kontrolle beanstandet.
Cannstatt, 2. Okt. (Regiments tag.) Als eines der letzten hält das ehemalige Württ. Jnf.-Regt. 479 am 22. und 23. Oktober in Cannstatt seine Regimentsfeier ab. Die Feldgeistlichen der Division, Pfarrer Manch und Zentner werden der gefallenen Kameraden gedenken. Der Kommandeur des Regiments, Oberst Niethammer^ hat sein Erscheinen zugesagt.
Backnang, 2. Okt. (Ursache des Fisch ster- b ens.) Die Untersuchung des Fischsterbens in der Murr im Juli hat erg.wen, daß die Ursache Schwefelwasserstoff war, herrührend aus den hiesigen Gerbereien, die Schwe- selnatrium u. a. zum Enthaaren der Häute verwenden. Eine Reinigung der Murrwässer seitens der Stadt wird nunmehr eingeleitet.
Baden.
Karlsruhe, 2. Okt. Der Haushaltausschuß des Landtags hat den Gesetzentwurf betr. Uebergang der Wasserstraßen aus das Reich angenommen. Nach dem Gesetz verbleibt das Fischercirecht au den natürlichen Wasserstraßen den Einzelstaaten. Baden erhält für die 50 Millionen, die es für Wasserkräfte aufgewendet hat, eine Entschädigung von 30 Prozent oder etwa 11 Millionen in Form einer Jahresrente von etwa 440 000 Mark, i- Bei einem innerhalb des Künstlerverbands badischer s Bildhauer veranstalteten Wettbewerb für ein Krre- k gcrdenkmal der Gemeinden Ober- und Unter- s münstertal bei Freiburg erhielt der Karlsruher Bild- ' Hauer Egon Gutmann für seine eingereichten Entwürfe den 1., 2. und 3. Preis. Der mit dem 1. Preis ausgezeichnete Entwurf gelangt zur Ausführung.
Ludwigshafen, 2. Okt. Die Zahl der nicht erkannten Leichen beträgt 65; die Zahl der Vermißten ist von 200 auf 177 zurückgegangen, da einige von ihnen dopp.lt gezählt worden waren.
Kreiburg, 2. Okt. Am 4. März d. I. geriet der Fabrikarbeiter Gottfried Müller in Lörrach, ein ruhiger, fleißiger Mann, mit seinem 22jährigen Sohn, dem Zigarrenarbeiter Robert M. in Streit, in dessen Verlauf die vier ältesten Kinder gegen den Vater tätlich vorgingen. Die 24jährige. Tochter Luise Heugel, geb. Müller, zertrümmerte dein Vater mit einem Hammer die Schädeldecke, worauf Robert Müller ihm den Hals durchschnitt.
. Die 18jährige Fabrikarbeiterin Olga Müller und der 46- jährige Schlosserlehrling Fritz Müller leisteten Beihilfe, i Alle vier standen vor dem Schwurgericht, das den Robert Müller zu 12 Jahren Zuchthaus, die Heugel zu l'O Jahren Zuchthaus und beide zu je 10 Jahren Ehrverlust, die Olga Müller zu 6 und den 16jährigen Fritz Müller zu 4 Monaten Gefängnis verurteilte.
Vittingen, 2. Okt. Am hellichten Tage wurde auf der Straße nach Obereschach die Gastwirtsfrau Wei- ! ßer von Fischbach von zwei Burschen im Alter von 25 Jahren überfallen und niedergerissen. Die Burschen raub- ^ ten die Handtasche der Frau, in der sich 36 000 Mk. befanden, mit denen sie in Pillingen Wein- und Bier- rechnungm bezahlen wollte.
Aus dem Lande. Aus dem Bezirk Waldshut wird berichtet, daß die Preise für Heu und anderes Futter in den letzten Tag-m eine erneute Ermäßigung erfahren ha- ^ bm, weil die gesamte Oehmdernte sehr gut ausgefallen . ist. Der Absatz von Heu stockt zur Zeit fast gänzlich.^— Auf der Gemarkung Donaueschingen haben Automobilisten , Kartoffeläcker geplündert. — Die Valutaeinkäufe in Kon- ' stanz halten ununterbrochen an. Für 10—20 Franken kann sich der Schweizer ein paar sehr gute Schuhe kaufen. -- Ein Mannheimer Käseschieber ist von der Münchener Polizei verhaftet worden. Es wurden bei ihm 15 Ztr. Käse beschlagnahmt. — Die Polizei fahndet nach einem l flüchtigen Hochstapler, der auch in Mannheim Betrü- L gereien verübte und zwei Frauen veranlaßte, ihre gesamte ^ Habe zu verkaufen und ihm däs Geld in Höhe von 27 000 Mark auszuhändigen.
Heiteres.
Modernes Heiratsgesuch. Dame mit mindestens -300 000 Mark gesucht. Angebote ohne Photographie av die Exped.
Vermischtes.
. Für die Erz-erger-Sühnekapelle an der Mordsielle ^badischen Schwarzwald sind bis jetzt über 60 000 E gezeinet worden.
ap. Ter Schnaps im neuen Deutschland. In der Asten Hälfte des Betriebsjahrs 1920-21 hat sich die ^ranntweinerzeugung in Deutschland gegenüber den, Wchen Zeitraum des Vorjahrs weit mehr.als,tzexr
doppelt. Sie ist von 378 847 Hektoliter auf 994 207 Hektoliter gestiegen. Davon wurde mehr als ein Drittel zu Trinkbranntwein verwendet. Das sind für jeden Einsichtigen erschreckende Zahlen. Deutscher Wiederaufbau — mit Schnaps!
72 Mark Tagelohn fordern die Hamburger Hafenarbeiter, indem sie den Tarifvertrag zum 1. November kündigten.
Ansgesperrten-Nnterstützung. Die Stadtverordneten von Höchst a. M. haben nach derp „Berl. Lokalanz." zur Unterstützung der ausgefperrten Arbeiter der Höchster Farbwerke 250 000 Mark bewilligt.
Ein Gauner im Großen. In Wien schädigte ein Daniel Duin, der sich für den Vertreter holländischer Firmen ausgab, verschiedene Banken durch Unterschlagung von Valutawerten um viele Millionen. Eins Bank wurde um 12 Millionen Kronen betrogen.
Geldfälscher. In Paris und den Vororten wurden Einrichtungen zur Herstellung falscher Zwanzigfrank- scheine entdeckt. Eine Reihe von Personen wurde verhaftet.
MM
MW
WM
Cistercienser-Niederlassnng. Nach hundertjähriger Unterbrechung ist die Cistercienserabtei Bronnbach, Gde. Reichsholzheim (bad. A. Wertheim), wieder von den Mönchen bezogen worden. Die feierliche Eröffnung findet am 2. Oktober statt. Die Patres werden sich auch der Seelsorge in den Gemeinden des Tauber- tsls widmen.
Eingehende Zeitung. Das Blatt „Der Kommunist" in Frankfurt a. M. wird am 1. Oktober sein Erscheinen einstellen.
Milliouen-Nnterschlagnng. Der dieser Tage verhaftete Vorsitzende der Berliner Handwerkskammer Ra- Hardt hat nach der Anklage in Gemeinschaft mit seinem Sohn als Vorsitzender der Hauptstelle für Einkauf gemeinsamer Handwerkerlieferungen 1100 000 Mk. unterschlagen. Unter dem Verdacht der Beteiligung ist nach dem „Berl. Lokalanz." ein Jntendanturrat verhaftet worden. Ein höherer Verwaltungsbeamter soll geflüchtet sein.
Brandschaden. Der durch den Brand des Kaufhauses „Printemps" in Paris angerichtete Schaden wird auf über 60 Millionen Franken (ßtwa 450 Millionen Mk.) geschätzt. Von den etwa 5000 Angestellten ist die Hälfte beschäftigungslos geworden.
Tie Ermordung Joffes, des bolschewistischen Führers, wird bestätigt. Der Täter Ewdokimow ist Mitglied des Petersburger Vollzugsausschusses und des revolutionären Tribunals der 7. Roten Armee.
Tie größte Radiummenge der Welt. Prof. Soddh von der Universität Oxford hat dieser Tage aus Prag zwei Gramm reines Radium mitgebracht. Es ist dies die größte Radiummenge, die bisher als Ganzes gewonnen werden konnte. Sie stammt aus den Joachims- taler Gruben, die vor wenigen Wochen in den Betrieb der „Imperial and Foreign Corporation of London" übergegangen sind.
Wie du mir, so ich dir.
Der Landwirt vom Schwarzwald schreibt: Für die Minderbemittelten wird unter den Landwirten überall eine Sammlung veranstaltet werde^u Wir brauchen nicht darum zu bitten, daß jeder Laildunrt nach Kräften gebe; das ist selbstverständlich und Wird ohne Aufhebens von unseren Bauern auch befolgt. Aber wir dürfen auf etwas anderes aufmerksam machen: Eine Spannung zwischen dem Umlage- und dem Preis für Getreide im freien Handel besteht zu Recht; durch die Hilfsaktion soll sie auf Kosten der Landwirte ausg glichen werden; ebenso wird um eine Verbilligung eines Teils der Kartoffeln gebeten. Es wäre aber gewiß nicht unbillig zu erwarten, daß auch diejenigen Volksgenossen ein übriges tun, die es können und die nicht Landwirte sind. Wenn man unter ihnen ; eine Sammlung in Geld veranstaltet, dieses Geld an land- ' wirtschaftliche Genossenschaften oder Vereine abführt mit der Bestimmung, es zum Ausgleich der Preisspannung zwischen Umlangegetreide und dem im freien Handel, ermäßigten Kartofselpreisen und denen des Handels zu verwenden und die so verbilligten Waren ebenfalls den Minderbemittelten zuznführen, so könnte diese Hilfsaktion wesentlich an Umfang gewinnen und die Hilfeleistung wäre umso wirksamer. Gleicherweise kann auch die Milch behan
delt" werden. ' Gleichzeitig aber' würde dabei -auch der L)pferwille jener Kreise geprüft werden, die heute sich nicht genug darin tun können, von den Landwirten all.v zum Wohl der notleidenden Volksgenossen zu verlangen, während sie selbst auf ihren vielfach leicht erworbenen Tausendmarkscheinen sitzen bleiben und hoffen, durch die Hilfsaktion selbst noch zur Möglichkeit der Verbilligung der eigenen Lebenshaltung zu gelangen.
Die Germanen vor Taei us.
Der greise Vorgeschichtssorscher Oskar Montelius. der bekannte schwedische Gelehrte, hielt dieser Tage an der Berliner Universität vor einer Hörerschaft von Gelehrten einen Vortrag über die alten Germanen der Vorgeschichte von den Zeiten an, wo seine und unsere Vorfahren noch gemeinsam in Deutschland am Rand der Gletscher das Renntier jagten. Wie lange ist das her und wann sind die Germanen zuerst in die von ihnen heute bewohnten Gegenden gekommen? Seit dem Ende der letzten Eiszeit, so berichtet die „D. Tagesztg." über den interessanten Vortrag, finden wir in Mittel- und von da vordringend nach Nordeuropa dieselbe schlanke, langschädelige, großgewachsene Menschenrasse, die wir heute noch als Nordeuropäer kennen. Die rundköpfige Rasse ist in unsere Gegend erst später eingewandert. Dem Renntier folgend zogen die Menschen hinter den schmelzenden Gletschern in die eisfrei werdenden Gebiete ein. Unter Berufung auf verschiedene Beweisunterlagen, namentlich auf die sorgfältigen Lehmablagerungsmessungen des schwedischen Geologen Baron de Geer berechnet Montelius die Dauer seit der Enteisung Mitteldeutschlands aus rund 20 000 Jahre. Solange wohnen hier unsere Vorfahren, die wir zwar noch nicht Germanen nennen können — denn die Teilung in Germanen, Kelten, Slawen usw. erfolgte erst später — die aber die geradlinigen Vorfahren der Germanen waren. Auf ein paar hundert Jahren kann es bei solchen Berechnungen selbstverständlich nicht ankommen.
An Lichtbildern zeigte der Vortragende, welche Höhe der Bildung im germanischen Norden schon in der Steinzeit erreicht wurde. Die geschliffenen Steinbeile aus dem germanischen Norden, rund 5000 Jahre alt, finden ihresgleichen nicht auf der ganzen Welt. Aus Feuerstein geschlagene Dolche, die man in Skandinavien und Rorddeutschland und nur da in solcher Schönheit des Entwurfs und Sicherheit der Ausführung findet, sind ohne Gegenstück, und auch die ägyptische Steinzeit kann ihnen nichts ähnliches zur Seite stellen. Sie stammen aus der Zeit um 2000 v. Ehr. — schon seit der Mitte des dritten Jahrtausends vor Christi bestand die Weltverkehrsstraße Saßnitz-Trelleborg. Bemerkenswert war ein Bild, das ein neuerdings in Schweden von zwei jungen Herren, denen Graf Eric von Rosen feinen Wald zur Verfügung gestellte hatte, ganz mit steinzeitlichen Geräten erbautes Balkenhaus zeigte. Die beiden jungen Schweden hatten zeigen wollen, daß man auch heute noch, nur mit steinzeitlichen Hilfsmitteln ausgerüstet, leben könne, und haben den Versuch mit guter Gesundheit einige Wochen lang durchgeführt. Seit dem dritten Jahrtausend v. Ehr. kennen wir auch die Getreidearten des Steinzeitmenschen, denn nichts ist verkehrter, als der Glaube, daß diese hochentwickelten Völker nur Fischer und schweifende Jäger gewesen seien. Man baut in Norddeutsch, land und Skandinavien seit der Steinzeit Hirse, Gerste und Weizen, d. h. dieselben Getreidearten wie in Babylonien. Seit der Steinzeit stehen unsere Gebiete auch schon durch den Bernsteinhandel mit der weiten Welt in Verkehr. Ursprünglich ist Dänemark das Ausfuhrgebiet, erst später „wird das Hauptkontor an die Weichselmündung verlegt". Früh beginnt die Schiffahrt: England und die jütische Küste stehen durch Einbaumflotten in regem Verkehr. Aber die Schiffe, so groß und prächtig sie auch wurden, wurden nur mit Rudern bewegt. Das Segeln haben die Germanen erst in geschichtlicher Zeit erlernt. Schon der Steinzeitmensch hatte das Pferd gezähmt und den Zaum erfunden, den er notgedrungen aus Holz und Horn bildete, während die Bronzezeit bald prächtigeres Pferdegeschirr darbietet, als wir selbst heute gewohnt sind.
Zu beispielloser Höhe entwickelte sich die Kunst und das Kunstgewerbe in der nordischen Bronzezeit. Der Vortragende führt einen herrlich gepunzten Frauenhalsschmuck aus der Zeit um 14 000 v. Ehr. vor. Wiederum schwingt sich der Norden, trotzdem er die Kunst der Metallbearbeitung erst aus dem Süden erhalten hat, sehr bald zur technischen und künstlerischen Führung empor. Montelius gibt Beispiele von Bronzeschwertern und Bronzestreitäxten, wie sie kein anderes Volk unseren Vorfahren nachmachen konnte. Er zeigte Prunkstücke, die der Norden geschaffen hat, „4000 Jahre vor König David dieses Eisenschwert", „1000 Jahre vor der Gründung Roms diese reiche Bronzeschale". „Solchen Gürtelschmuck trugen unsere Ahnfrauen an der Ostsee um die Zeit, wo die Königin von Saba den König Salomon besuchen kam." „So sieht der 3500 Jahre alte elegante Anzug eines Herren aus^ den uns ein Torf-Moor so ausnahmsweise gut erhalten hat, daß man ihn heute noch tragen könnte." Ein weiteres Bild zeigt die Luren, die 3000 Jahre alten, gewaltigen Bronzeblashörner, deren einige in so glücklicher Vollständigkeit ausgegraben werden konnten, daß man heute noch mit überraschender musikalischer Wirkung aus ihnen spielen kann. Dagegen ist kein Gießer der Gegenwart imstande, sie auch nur nachzugießen! Im Norden erscheinen die ersten römischen Fundstücke. Damit stehen wir an der Schwelle der geschichtlichen, auch für unsere Gegenden mit geschriebenen Urkunden belegten Zeit. Den Römern ist es nicht gelungen, die germanischen Länder zu unterjochen. Wenige aber wissen, daß Augustus auch die Absicht hatte, Skandinavien zu erobern und daß er eine Flotte um Jütland herum an die Küste von Schonen zur Kundschaft ge- Wckt hatte. Leider wissen wir nichts von den Ergeb-