(Enztalbote)
Amtsblatt für Wildbad. Chronik und Anzeigenblatt
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Druck der Buchdruckerei Wildbader Tagblatt: Verlag un» Schriftleitung: Th. Gack in Wildbad.
sl-'mmer 216
Fernruf 179
Dis Devisenspekulation«
evisen, — d. h. Zahlungsanweisungcn auf ausläu-
21,85 21 , 671/2 24,621/z
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Miläbsrj. vonnei5t3g. äen 15. Zeptember 192.1
Fernruf 179
55 Iskrgsny
In England werden zurzeit 1866666 Arbeitslose und 466 666 Kurzarbeiter gezählt. ,
In Liverpool wurden im Lauf der Unrnhen am Dienstag 186 Personen verhaftet, darunter der bolschewistische Pastor Laughland.
In Marokko am Atlasgebirge haben die Franzosen im Kampf mit den Eingeborenen einen Verlust vo.r 28 Toten und 68 Verwundeten gehabt.
Nach dem türkische« Bericht hat der Angriff der Griechen seit drei Tagen an verschiedenen Punkten der Westfront angedaucrt. Er soll vollkommen gebrochen sein. Nach einer Konstantmopeler Meldung hat der griechische Rückzug am 12. September begonnen.
Ter Pariser „Matin" meldet, die Türken haben um einen Waffenstillstand nachgesncht. Die Griechen verlange» die Uebergabe von Angora.
Aus Ealicntt (Indiens wird gemeldet: Etwa 1666 bewaffnete Leute griffen bei Mannarghat die Polizci- statronen an, verbrannte» mehrere Amtshäuser und verübten Plünderungen.
,e Plätze in fremder Währung — sind das hauptsächliche Zahlungsmittel zur Erfüllung der uns im Londoner Ultimatum auferlegten Barleistungen. Soweit die Reichsregierung nicht Kredite ausländischer Banken in Anspruch nehmen konnte, mußte sie die nötigen Devisen „freihändig" kaufen, d. h. unmittelbar oder durch Mittelspersonen an den deutschen und ausländischen Börsen kaufen lassen. Die Devisenkurse haben sich in den letzten vier Monaten wie folgt entwickelt:
Der holländische Gulden kostete an der Berliner Börse:
am 12. Mai 1921 am 31. Mai 1921 am 30. Juni 1921 am 29. Juli 1921 am 31. August 1921 am 10. September 1921 Die Steigerung des Guldenkurses von Ende Mai bis Mitte September betrug also 10,'35 Mark oder etwa 48 Prozent. Anfang Juni setzten die ersten großen Devisenkäufe des Reichs zur Bezahlung der ersten Goldmilliarde ein. Die Massennachfrage führte zunächst zu einer Verteuerung um etwa 14 Prozent. Im Juli blieben die Devisenkurse ziemlich unverändert; in diesem Monat gelang es der Reichsregierung nämlich, durch Vermittlung holländischer Banken namhafte, allerdings sehr kostspielige Kredite in Anspruch zu nehmen. Im August vor der Fälligkeit der ersten Goldmilliarde setzten wieder große Devisenkäufe des Reichs ein. Tie dadurch verursachte Kurssteigerung der Devisen hat bis in den September hinein angehalten. Bekanntlich hat sich das Reich schließlich doch genötigt gesehen, einen Restbetrag von 68 Millionen Goldmark in gemünztem ausländischen» Golde zur Auffüllung der ersten Schuldrate den Edelmetallbeständen der Reichs bank zu entnehmen. Welches waren nun die Kräfte, welche dem Reich die Devisen verteuerten und dadurch die Zahlung der Reparationsschuld erschwerten?
^ Deutsche, die in den letzten Monaten Reisen im Ausland gemacht haben, bestätigen immer wieder, in welchem Umfang selbst der kleine Mann im Ausland mit deutsch n Geldscheinen und deutschen Werten spekuliert. Viele Milliarden deutschen Papiergelds befinden sich in ausländischem Besitz. Natürlich erwarten die ausländischen Besitzer ein Steigen des Markkurses, um die deutschen Geldzettel dann mit Geivinn verkaufen zu kön- Au. Die fortschreitende Entwertung der deutschen Mark bringt aber die Gefahr mit sich, daß all die kleinen ^arkspekulanten jenseits unserer Grenzen ans Angst, noch mehr Geld zu verlieren, die deutschen Noten plötzlich um jeden Preis loszuschlagen suchen. Tritt das ein, so Müssen wir eine Entwertung unseres Gelds noch unter den Stand von Ende Januar 1920 befürchten. Am 27. Januar 1920 stieg nämlich der Kurs des hollän- Msthen Guloen an der Berliner Börse auf .40 Mk. «wer auch das Inland beteiligt sich je länger je mehr
an der' Devisenspekulation. Tie berufsmäßigen Borfen- spekulanten sind natürlich längst dahinter gekommen, daß der Riesenbedarf des Reichs an Devisen zu einer anhaltenden starken Nachfrage und damit zu einer fortschreitenden Verteuerung der Devisen führen muß. Die. Teile des Publikums, die in den Mitteln, Geld zu verdienen, immer unbedenklicher werden, haben sich der berufsmäßigen Spekulation an die Rockschöße gehängt. Man spekuliert heute gegen das deutsche Geld auf dessen Wertsenkung Man weiß ganz genau, daß spätestens nach einigen Monaten das Reich zu weiteren Zahlungen wieder große Pusten von Devisen wird kaufen müssen. Für diesen Augenblick will die Spekulalion gerüstet sein und kauft daher aus den Börsen zusammen, was sie irgendwie erreichen kann. Es ist nicht daran zu zweifeln, daß dies Manöver gelingt. Künftige Barzahlungen >v-erden dann dem Reich noch viel teurer zu stehen kommen als die Bezahlung der ersten Barmilliarde. Lei der Ausbringung ider nächsten, spätestens aber bei der der übenrächsten grvh-'N Barsumme wird sich das deutsche Reich zu Tode zahlen, wenn nicht inzwischen das in der Wi derherstel- lungskommission vertretene Gläubiger-Konsortium zur Einsicht gelangt und eine Abänderung des Londoner.Ultimatums vom 5. Mai vornimmt.
In letzter Linie ist eben doch der scharfe Rückgcv^ her Mark und die besonders in die Augen springende Steigerung des Dollarkurses ans über lOO Mark eine Folge der Ultimatrimszahlnngeii und schon snt Monaten Pi beobachten. Zunächst haben wir nur eine Milliarde tzkldmark amzubringen gehabt. Schon ans den hierbei eiutrctenden Schwierigkeiten kann man erkennen, welche Folgen die weiteren Mlliarden-Zahlungen haben müssen, — jährlich sind es säst 3 h'-r Milliarden Goldmark —, die normalerweise nur durch Hingabe von Devisen erfüllt werden können Die Zahlung der ersten Mil- üarde Goldmark ist nicht einmal ans diese normale Weise, ßrudern durch Inanspruchnahme außerordentlich teurer Kredite in Holland und Amerika und durch die Wegnahme der 64 Millionen Mark ans dem Goldbestand der Reichsbank erfolgt
Es hat sich nun ein Kampf um die Devisen entftwnnen Die Regierung muß die Devisen haben zwecks Bezahlung der Feindsordcntngen. Die Industrie muß sie haben zwecks Bezahlung der einznsührenden Rohstoffe, woraus für das deutsche Volk Anzüge und andere Bekleidungsstücke Hergestell! iverden sollen, oder aber mich Nahrungsmittel erworben werden müssen. Es geht also nicht an, die dmtsche Industrie des Hamsterus von Devisen zu zeihen. Allein durch die 26p.rozcnkrge Abgabe aus unsere AnSnihr - laut Ultimatum — wird ja hoch schon der deutsche Devisenbedarf um mehr als ein Bartel beschnitten Fehlt der Industrie .hu ersten
lauten entrückt sein, wenn der Wert der Mark wie der ein fester geworden ist.
Die Entwertung der Mark und damit die Steigerung der Kurse für ausländische Valuten ist eine Folge der Nltimatumszahlungen an die Entente. Sie entziehen unserer auf Auslandsrohstoffe angewiesenen Industrie die Produktionsmittel, die wir eben ohne Devisen auf die Dauer nicht beschaffen können. Ob der Zeitpunkt, wo dieses Unvermögen eintritt, in der Zeit zwischen dein Monat Februar und dem September nächsten Jahrs liegt, wie der Engländer Keynes annimmt, bleibe dahingestellt. Aber daß wir mangels ausländischer Zahlungsmittel und damit auch ausländischer Kredite für industrielle Zwecke eines Tages einen sehr erheblichen Teil unserer Industrie am Bodew liegen sehen werden, wenn nicht die Leistungen für die Feinde auf das für unsere geschwächte Volkswirtschaft erträgliche Maß herabgesetzt werden, darüber kann kein Zweifel bestehen.
Neues vow Tage.
Jahr ein Viertel der Devisen, die sie zur Beschaffung von Rohstoffen aus dem Ausland braucht, so kann sie dementsprechend im nächsten Jahr umso weniger davon einkausen, denn Kredite werden immer nur befristet gewährt und sind abzutragen. Langfristige Kredite in Höhe von Milliarden wären aber nur zu bekommen, wenn das liefernde Ausland auch sicher sein könnte, daß die deutsche Industrie und der deutsche Handel in Zukunft auch wirklich die Devisen zur Bezahlung besitzen. Das aber wird gerade durch die unsinnige Ultimatumsforderung der 26- prozentigen Aussuhrabgabe und den ungeheuren Bedarf der Reichsregierung an Devisen zur Bezahlung der jährlichen 31/2 Milliardenzahlung an den Verband unmöglich gemacht.
Die Tagesspekulation.von kleineren oder größeren Spekulanten an der Börse wird damit frerlich nicht entschuldigt, sie ist und bleibt eine Erbärmlichkeit gegenüber der No.lage des Reichs. Aber ausschlaggebend für die Bewertung der Mark ist ihr Treiben nicht. Diese Wegelagerer finden ihren Gewinn nur bei dem staatlich zwangsbewirtschastcten Geld. Wie die Zwangswirtschaft den Schleichhandel gezüchtet hat, so hat ganz naturgemäß die Valutaspekulation eingesetzt, als die Mark nicht mehr eine Goldmark war, sondern eine in staatlicher Zwangswirtschaft gemachte Papiermark wurde und damit alsbald dem Kurse unterlag.
Genau so, wie >dier Schleichhandel mit der Schaffung eines freien Handels, auf dein die Bewertung der Waren sich nach Angebot und Nachfrage in aller Offenheit vollzieht, verschwinden konnte, wird auch die deutsche Valuta dem Einfluß der deutschen,und internationalen Speku-
Tie Mordsache Erzberger.
Berlin, 14. Sept. Die Familie, in der die des i Mords an Erzberger verdächtigen Schulz und Til- l lessen verkehrt haben sollen, ist nach WTB. aus der s Untersuchungshaft entlassen worden. In München sind j 6 Personen festgenommen worden unter dem Verdacht, : an den Vorbereitungen zum Mord beteiligt gewesen ! zu sein. Ein Beamter des Berliner Polizeipräsidiums ! ist nach Baden, abgereist, um eine aussichtsreiche Spur j zu verfolgen.
Tie bayerischen Koalitionsparteien und Kahr.
München, 14. Sept. Die offizielle Korrespondenz der Bayerischen Volkspartei tritt dafür ein, daß Herr von Kahr das Ministerpräsidium wieder übernehme, er besitze das Vertrauen der Partei in unvermindertem Maße. Die Mittelpartei (Deutschnationa!) tritt entschieden für ein neues Kabinett Kahr ein. Die „Deutsche Volkspartei" (Nationalliveral) in München faßte folgende Entschließung: „Zurück zu Kahr! Mit der überwältigenden Mehrheit des bayerischen Volks stellen wir an den Landtag das dringende Ersuchen, die Geschicke Bayerns auch weiterhin den bewährten Händen des Ministerpräsidenten v. Kahr und seiner Mitarbeiter anzuvertrauen. Kahr ist allen ordnungsliebenden Elementen nicht nur Bayerns, sondern des ganzen Reichs die Verkörperung einer glücklichen Aufwärtsentwicklung unseres Volks aus den Grundlagen von Gesetz, Sittlichkeit und Arbeit." — Die Demokratische Parteikorrespondenz dagegen schreibt: Kahr ist das Opfer seiner Unzulänglichkeit geworden, die sich all- mählich zu einem Verhängnis verdichtete; sein absoluter Mangel an staatsmännischer Begabung ist ihm zum Verhängnis geworden und seine Politik hat Bayern und seine Regierung auf sich allein gestellt.
Nach der „Bayer. Staatsztg." dürfte die Neuwahl des Ministerpräsidenten durch den Landtag kaum vor zwei bis drei Wochen zu erwarten sein.
Vertreterversammlung der Kriegsverstümmclten.
Genf, 14. Sept. In Genf sind dis Vertreter der Kr. «^svecstümme teN'.e.-bä de zufam! :eng.ko.nmen. Vertreten sind Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Oesterreich und Polen. Die Mitgliederzahl dieser Verbände übersteigt 4 Millionen.'
Englische Arbeitslose beim Wiederaufbau in Frankreich, i London, 14. Sept. 200 Arbeitslose, ehemalige Kriegsteilnehmer, sind gestern früh nach Frankreich abgefahren, uni beim Wiederaufbau der zerstörten Gebiete verwendet zu werden. Wenn der Versuch befriedigende Ergebnisse zeitigt, sollen weitere Gruppen von Arbeitslosen folgen.
Mittelamerikanischer Bundesstaat.
Renhork, 14. Sept. Der Vertrag, durch den Guatemala, Honduras und San Salvador eine Bundesrepublik werden, ist in San Salvador unterzeichnet worden. Als Sitz der Vundesbehörde ist . die Hauptstadt von Honduras, Tegucigalpa, bestimmt worden.
Ergebnis der thür. Landtagswahlen.
' Weimar, 14- Sept. Es erhielten: S. P. D. 13, U. S. P. D. 9, K. P. D. 6, D. N. P. P. 4, Landbund 10,
' D. V. P. 9, D. D. P. 3 Sitze.
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