Dar Originellste ist auf jeden Fall, jdoß sogar Dienstmädchen diese Bestimmungen auf sich beziehen. So hat in Berlin eine ostpreußische „Anna" erklärt, sie werde länger als diS 2 Uhr nachmittags nicht arbeiten; nach dem Gesetz über die Sonntagsruhe brauchte sie dann nichts mehr zu thun. Die Hausfrau sagte dem Mädchen, eS solle sich um seine Kochtöpfe, aber nicht um GesrtzeS- fragen kümmern, vorzüglich um solche, .die die Dienstmädchen gar nicht« angehen. Damit schien die Sache abgethan. Nachmittag« erschien Besuch, dem die Hausfrau aber selbst öffnen mußte, denn die „Anna" war nicht zu erblicken. Es stellte sich heraus, daß da« Mädchen ohne weiter ein Wort zu verlieren, davon gegangen war. Spät abend kehrte e«, und dazu noch in augenscheinlich angeheiterter Stimmung zurück, seiner „Gnädigen" auf deren Frage» die Antwort gebend, daß es mit dem Ausgang nichts andere- gethan, als wa< da« Gesetz ihm als gutes Recht ein- räume. Das Ende der Diskussion war, daß die Frau de« Hause- dem Mädchen sagte, möge schleunigst seine Sachen packen und los- ziehen, damit es auch noch in den Wochentagen seinem NuhebcdürfniS genügen könne.
l — Daß eine Kirche mit allem ihrem I Zubehör zwangsweise verkauft wird, dürfte sicherlich zu den Seltenheiten gehören. Und doch hat sich dieser Fall auf dem Amtsgericht in Landeshut i. Schl, zugetragen. Hier wurde nämlich die Kirche der freireligiösen Gemeinde zu Ober-Haselbach mit Orgel, Bänken, Fahne, Totenbahern, Abendmahlsgefäßen am 3 d. M. versteigert. Diese Kirche war 1852 aus wohlthätigen Mitteln erbaut worden, An Zinsenzahlen war seit Jahren nicht mehr gedacht, da fast sämtliche Mitglieder wieder zur Landeskirche überge- trcten waren. Ein gewisser Herr Karbe aus Niederhaselbach machte den Besitzer der ersten Hypothek, welche auf 6000 ^ lautete, ausfindig, erwarb dieselbe für 1800 und beantragte lodann den Zwangsverkauf, bei welchem ihm die Kirche samt Predigerhaus und Garten für 500 ^ zugesprochen wurde. Die Orgel allein hatte 1500 gekostet.
Strafe für Klatschsucht. Als die Klatschsucht im Jahre 1367 in Geislingen von weiblicher Seite stark betrieben wurde und die diesbezüglichen Klagen und Beschwerden sich immer mehrten, beschloß der Graf Ul
rich von Helfenstein, mit aller Energie gegen dieses Laster einzuschreiten. Deshalb erließ er folgende Bestimmung: „Welches Weib das andere schilt oder tatsächlich mißhandelt oder einen biderben Mann an seiner Ehre angreift und durch zwei Zeugen dessen überwiesen wird, die soll einen 30 Pfund schweren Stein vom Stock aus um die Brottische u. Fleischbänke 3 Stunden lang um den Hals tragen." Diese Bestimmung scheint ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben; denn die Klagen verstummten von da ab fast vollständig. (O gold'ne Zeit).
(Die Weisheit des Koran. Der Koran verbietet den Wein, gestaltet aber mehrere Frauen, weil er weiß, daß sich im nüchternen Zustand niemand mehrere Frauen nehmen wird.
.-. (In der höheren Töchterschule.) Lehrer: „Küren" heißt so viel wie wählen. Wir haben den Ausdruck heute »och in Zusammensetzungen ; wo zu Beispiel, Frieda?" — „In Willkür." — „Nenn mir noch ein Beispiel, EUU" — „Kürassier!"
.-. (Kathederblüte.) „. . . Der Igel ist gewissermaßen der CactuS unter den Säugetieren I"
Welche von Beiden.
Novclette von I. Piorkowska.
Nachdruck verboten.
3.
Eines Abends erreichten die Dinge ihren Höhepunkt. Georg war nach Canninz geritten und noch nicht wieder zurückgekehrt, als Bernhard kam. Seine erste Frage war nach Sofie. Ais ich ihm sagte, sic sei im Garten, griff er nach seinem Hut u. wollte eilends wieder zur Thüre hinaus. Auf der Schwelle blieb er plötzlich stehen, kam zu mir zurück und gab mir einen Kuß.
„Wünsche mir Glück, Schwester," sprach er, „ich geh», Sofie zu fragen, ob sie meine Frau werden will."
In der nächsten Minute halte die Thür sich hinter ihm geschlossen.
„Nun ist es gleich, ob Lilly ja oder nein schreibt," dachte ich mit einem Gefühl der Erleichterung und versenkte mich dann in die Zukunft, bis nahender Hufschlag mich aus meinen Gedanken weckte.
Meinend es sei Georg, der heimkehrie, lief er eilends an die Thür, aber es war nur der Postbote mit einem Brief für ihn.
„Hier habe ich auch einen Brief für Ihren Bruder, meinte der Mann, „ist er etwa selbst hier?"
Ich »ahm auch diesen Brief und sah nach der Abrisse. Sie war vo» einer Frauenhand geschrieben und von S . . ., Lillys Heimalsort, abgestempelt.
Kein Zweifel — das war ihre Antwort. Wie, wenn Bernhard zwei Zusagen an einem Tage erhielt? I
Eilends lief ich zur Thüre und rief nach ihm, so laut ich konnte, um wenigstens zu verhindern, daß er vorher nicht erst mit Sofie spräche.
Er kam auch schnell herbei.
„O Marie," sagte er, „das war schlecht von Dir, mich in dem Augenb ick zu stören, wo ich gerade richtigen Anlauf nahm; hätte ich nicht gedacht, zum mindesten müsse das Haus in Flammen stehen, wäre ich wahrlich
illerslttworklicher Redakteur rBern
nicht so eilends gekommen. WaS zieht es denn?"
Statt aller Antwort reichte ich ihm den Brief.
Hastig riß er das Couvert auf und lieh seine Augen schnell über das Geschriebene gleiten.
Voll Besorgnis beobachtete ich, wie er erst dnnkelrot und dann leichenblaß wurde.
„Gerechter Gott I" stieß er hervor, „Lilly ist bereits auf dem Wege hierher I — sag', Schwester, was fange ich nun an?"
„Hast Du schon mit Sofie gesprochen?"
„Noch nicht. Ich war eben im Begriff, als Du mich riefst. Ack, mir ahnte doch ein Unglück I — Darauf war ich freilich nicht gafaßt I Wie thöricht von mir, zu glauben, daß ich nie ein Mädchen lieber haben könnte, als Lilly! — Lieb haben I — Ach, da wußte ich ja überhanpl noch nicht, was „lieben" heißt!"
Und mit der Hand nach der Stirne fassend, lief er in höchster Aufregung im Zimmer auf und ad.
„Darf ich den Brief lesen?" fragte ich.
ES war ein reizend herzlicher Brief. Lilly schrieb, sie habe ihn immer geliebt, als er aber die Heimat verließ, ohne sich ihr eriärt zu haben, hätte sic sich zu ihrem tiefsten Leidwesen sagen müssen, er habe für sie nur ein Gefühl der Freundschaft empfunden. Wie hätte sie auch wissen können, daß er io edel, so groß dachte, daß er entschlossen war, erst ein schönes Heim zu gründen, bevor er um sie werben wollte. In dieser Weise ging der Brief weiter und schloß mit der Mitteilung, daß sie acht Tage nach dem Briefe selbst eintreffen würde.
„Da bleibt Dir überhaupt keine Wahl," sagte ich, ihm den Brief znrückgebend.
„Das weiß ich," versetzte er tiefernst, „aber eS ist traurig, seine Thorheit so büßen zu müssen. Adieu I" stieß er dann hastig hervor, verließ das Zimmer, »sattelte sein Pferd und galoppierte nach wenigem Minn- ten heim, ohne sich von Löste auch nur verabschiedet zu haben.
Als die Arme ein halbe« Stündchen spitz ars Hofmann.) Druck und Verlag von B r
ter in das Zimmer kam, war sie nicht wenig verwundert, zu hören, daß Bernhard heim- gcrittcn war; noch mehr aber wunderte es sie, daß ein Tag nach dem andern verging, ohne daß er sich wieder hätte bei uns blicken lassen. Am vierten Tage endlich ließ es ihr keine Ruhe mehr; auf ihr Billen ritt Georg nach Wymaring, zu sehen, ob Bernhard nicht etwa krank sei; doch kehrte mein Mann mit der Nachricht zurück, er befinde sich ganz wohl, nur sehr beschäftigt und eben im Begriff, sich nach Brisbane zu begeben. Mir sandte er noch ein Briefchen. „Liebe Marie," schrieb er, „Ich hätte Dich gebeten, mich zu begleiten, wenn ich dächte, daß es besser wäre, Du bereitetest statt dessen Sofie aus Lillys Ankunft vor. Ich fürchte, Sofie liebt mich. Bringe es ihr so schonend bei als irgend möglich. Darum bittet Dich Dein tief unglücklicher Bruder Bernhard."
„Solche Worte von einem jungen Mann, der eben seiner Braut entgegeneilen will, klingen freilich schlimm," dachte ich seufzend, während ich zuschaute, wie die Hellen Flammen das Briefchen verzehrten.
Ueder Sofies Gefühle war ich längst nicht mehr in Zweifel. Es war ebenso rührend als traurig, Wieste es schlau anzufangen wußte, wenn wir zwei allein waren, das Gespräch auf meinen Bruder zu lenken. Ich brachte eS nicht über das Herz, ihr zu sagen, daß er als verheirateter Mann Von Brisbane zurückkehren würde; so lange wie möglich suchte ich die traurige Mitteilung hinauszuschieben.
Drei volle Tage wartete ich, dann aber wagte ich nicht, länger damit zu zögern; ich konnte ja nicht wissen, wie bald Bernhard zurückkehren würde, und sagen mußte ich es ihr vorher; eS wäre ihr Tod gewesen, wenn er mit einer Frau wiedergekommen, und sie nicht darauf vorbereitet gewesen wäre.
(Schluß folgt.)
(Richtig.) Lehrer: „Steiner, nenne mir einmal ein geflügeltes Wort von Schiller." — Steiner: „Die Kraniche deS Jby- kus."
rnhard Hofmann in WUdbgd.