In Sturm und Drang.
Novelle von C. Western.
(Nachdruck verboten.)
15.
„Aber das schickt sich nicht, gnädiges Fräulein!" sagte Martha errötend.
„Ach, Du hast Großes an uns gethan, Martha. Es giebl keine StandeSunterschiede mehr zwischen uns. Schlage also ein!"
„Nun denn, in Gottes Namen!" erwiderte Martha.
Und die beiden Mädchen umarmten und küßten sich.
Nun ging Clclia an ihren Schreibtisch und holte ein schweres, goldenes Armband daraus hervor.
„Damit Du oft an diesen Tag denkst, nimm dieses als Erinnerung an eine Stunde, wo Du Clelia Reichart Dir tief verpflichtet, als Du ihren Verlobten vom sicheren Tode gerettet hast I"
Ader Martha weigerte sich und sagte verlegen :
„Nein, nein, es ist zu kostbar für mich!"
Da lächelte Clelia und sagte bedeutsam:
„Daran wirst Du Dich nun wohl gewöhnen müssen ! Horch, es klingelt! Komm, das Christkind ist eingckehrt!"
Sie zog Martha mit sich fort in das Krankenzimmer, wo indeß das Reichart'sche Ehepaar mit Hilfe der Bedienten die Be- schecrung hatte anrichten lassen.
Unter einem großen strahlenden Christ- baum lagen für Jeden allerlei Geschenke auf- gcstappelt, für Martha eine so große Collection schöner Sachen, daß das bescheidene Kind wie geblendet dastand. Herr von Arnberg hatte seiner edlen Pflegerin einen kostbaren Schmuck kommen lassen und Eduard überreichte ihr sein fast lebensgroßes Bild in Oel, welches ein berühmter Maler der Hauptstadt angefertigt hatte und von einem kostbaren Rahmen umschlossen war. Frau Sophie halte ihrem Lieblinge kostbare Kleider, einen Pelzmantel und einen eleganten Hut anfcrtigen lassen. Nur der alte Herr Reichart stand lächelnd beiseite und weidete sich an Martha's Verlegenheit, als diese stammelte :
„Ich weiß nicht, ist es ein Traum? Womit hätte ich dieses verdient? Sic sind alle so lieb und gut mit mir, mehr als ich verdiene."
Da trat der alte Herr Reichart heran und sagte:
„Sie fragen noch, Martha? Gestatten Sie mir, daß auch ich Ihnen ein WeihnachlS- gebinde überreiche? Kommen Sie!"
Er zog sie an Eduard's Bett, worin der Kranke «ufgerichtet saß, nahm des SohneS bebende Hand und legte sie in ihre kleine zitternde Rechte hinein.
„Das sei mein Weihnachtsgeschenk!" sagte er bewegt. „Sie haben sich Eddi errungen, behalten Sie ihn nun auch und seid glücklich. Sie sollen uns an Herz und Gemüt nicht überstrahlen, wir wollen hinter Ihnen nicht zurückstchen I"
Er wandte sich ab, die Thronen zu verbergen. Ja, es gab doch noch etwas Besseres als Rang, Ehre und Reichtum auf der Welt.
Martha stieß einen einzigen Jubelschpei, aus und lag in Eddi's Armen. Sie blühte nun aus zu einem neuen seligen Leben.
Verantwortlicher Regstem -Bern
Indeß erwartete Arnold bei Ruperts Martha's Heimkehr.
Leise hatte er die Thür geöffnet und Rupert nicht gesehen, der hinter dem Ofen saß und von alten Zeiten träumte, er erblickte nur Vroni, die im Scheine der Ofenlampe saß. Sonst warS dunkel im Stübchen.
„Vroni!" rief Arnold.
„Arnold, mein Geliebter, bist Du endlich gekommen ?" rief freudig das junge Mädchen.
Vater Rupert blieb nichts übrig, als selbst das Licht und den Baum anzuzünden, der ein glückliche-, stattliche- Brautpaar bestrahlte.
Groß war das Erstaunen, als der alte Herr Reichart selbst Martha heimgelcitete und alle Erklärungen selbst abgab.
„Marthas Hingebung," sagte er, „ihre Selbstlosigkeit, ihre Bescheidenheit, Herzlichkeit und Bildung haben uns besiegt; wir sind stolz auf die Wahl Eddi'S. Für da» nächste Halbjahr geht Martha in eine Da- menpension am Rhein und zu.Johannis ist Hochzeit. Die Aussteuer übernehme ich I"
So ist es geschehen und Arnold Voß hat an demselben Tage mit Vroni Hochzeit gehalten. Arnold ist jetzt Mitbesitzer einer großen Fabrik in Norwegen, Vater Rupert lebl bei dem jungen Ehepaare.
Siegfried von Arnberg hat auch Clelia längst heimgeführt. In Tiefen bach u. Lindenthal ist jetzt das ArbciterparadicS, denn hier gelten die günstigsten Bedingungen für Koh- lcnarbeiter. An einen Streik ist nicht mehr zu denken, denn die BergwerkSbesitzer sind gerecht und freundlich und die Arbeiter stellen keine maßlosen Forderungen auf.
— Ende. —
HohenMern.
Zum 22. September (Gelmrtssest S. K. Hoheit des Fürsten Leopold v. Hohenzollern.
Kennt ihr das Land in deutschen Marken Da» Land a« Ruhm und Ehren reich Wo ManneSmut wird niemals kargen Und schwäbische Treue blüht zugleich Dies schöne Land ist dir bekannt Es ist da- Hohenzollernland.
Dort schaut ein Berg gar stolz erhaben. Noch burggekrönt in alter Pracht Hinaus ins Land der biedern Schwaben Es ist des Reiches Hohe-Wacht Und soll es bleiben immerdar Als kühner Horst des deutschen Aar.
Zwar ist der Aar schon längst gezogen Mit hohem Flug in'S Preußenland Nach Brandenburg ist er geflogen DaS nah mit Zollern ist verwandt Doch steht der Horst noch unvergannt Auf diesem Berg im Zollernland.
Die alte Sag' — in Zollern'- Gauen Von diesem Berge — klingt noch froh. „O könntest du noch einmal schauen Dein Werk du alter Tassilo."
Denn ruft Germania bei Gefahr Schaart Deutschland sich um Zollern'S Aar.
Du bist das Herz der deutschen Stärke Du Zollernstamm, blüh immerfort,
Und wenn das Feuer auf dem Berge Zum Kampfe ruft sind wir dein Hort Wir zieh'n daS Schwert mit starker Hand Für's deutsche Reich und Zollernland.
>»rd H»i«ann,) Druck und Verlag von B e
Schau schwarz und weiß sind Zollern'«
Farben
Sie bringen in dem Kampfe Mut Und wenn schon viele Helden starben Umsonst floß nie das Zvllernblut.
Der Barbarossa auferstand Ja aus dem schwäbisch-Zollernland.
In Zollernland soll nicht erkalten
Der angestammte Heldenmut
Wir stehen fest zu Gott dem Alten
Und fordert er auch unser Blut
So schützt er doch mit seiner Hand f
Das treue Hohenzollernland. f
Von Zollern'S sagumwobenen Höhen I
Durch die idillischen Thäler all !
Soll heut die heilige Flamme gehen Ja dieser Männerschwur erschall Zu stehen fest und immerdar Zum Zollernland und seinem Aar.
Ergreift das Glas zum frohen Reigen Stoßt mit den vollen Römer an Auf laßt den Schwur zum Himmel steigen Und rufet alle Mann für Mann DaS Zollernland und mit ihm noch Fürst Leopold leb' Hoch, Hock, Hoch I Holzhauer.
Vermischtes.
— (Gegen die Trinkgelder ) Ein in j Europa reisender Amerikaner schreibt in einem > Bericht an „The Amerika« Stationer" : „Zu den unangenehmsten Seiten des Reifens in ! Europa gehört das Trinkgeld. Weiß man, ! was man zu zahlen hat, so richtet man sich darauf ein und ist damit fertig, aber hier zu Lande weiß man gar nicht, wen Allen man verpflichtet ist, und wann das Geben aufhört. Es scheint, als habe man Jeden zu bezahle», mit dem man in Berührung kommt, oder daß wenigstens Jeder etwas erwartet. Verläßt man einen Gasthof, so ist er erstaunlich, wie viele Menschen, die man zum Teil gar nicht gesehen hat, auf unsere Dankbarkeit Anspruch machen. Einer bediente bei Tische und ein Anderer beaufsichtigte ihn bei dieser Arbeit, ein Hausmädchen machte die Betten zurecht und ein anderes half ihr, ein Mann brachte den Koffer nach oben, ein anderer putzte die Stiefel, und „least not least" hat man dm wie einen Admiral gekleideten hohen Herrn Portier gut zu bedenken. In manchen Fällen wird die mäßige Bedienung dreimal bezahlt, nähm- lich im Zimmcrpreis, in besonderer Anrechnung als Service und als Trinkgeld. Diese Geflogenhcit wird auf alle Vorkommnisse ausgedehnt. Man kann nichts essen oder trinken, ohne dem Kellner dafür, außer dem Preise der bestellten Dinge, noch einen Zoll zu entrichten. Der Gast und sein Herr bezahlt den Kellner, und in manchen Fällen sollen die Stellen sogar so einträglich sein, daß der Kellner dem Wirt noch abgiebt.
(Anzügliches Verlangen ) Arzt (den Finger der Patientin besichligend) : „Hm — haben Eie nicht etwa« da, was man um den Finger wickeln kann?" — Patientin:
«Ja — ach Mann, komm' doch 'mal her."
(Eine gute Sorte ) A.: „Darf ich Ihnen eine Zigarre anbictm?" — B-: „Danke, ich rauche nur höchst selten:" —
A.: „Dann greifen Sie zu; bei der Sorte werden Sie sich'S vollends abgewöhnen I"
rnhard Hoswann in Wildbad.