Hiesiges.
Wildüad, 26. Aust. Gestern wurde die nenerrickteie Tel,phonstelle im kiesigen Bahnhof,>cdäude den, öffenllicknn Verkehr übergeben. Die angest^tlien Probcversuche halten ein ausgezeict'nil s Ergebnis. Durch die direkte Verbindung mit Stuttgart sind wir jetzt in der Lage, auch mit einer großen Anzahl anderer Städte telephonisch zu verkehren. Weitere Anschlüsse stehen n«ch bevor. Die neue Einrichtung wird sowohl von den Einwohnern als auch von den Kurgästen mit Freuden begrüßt, und cs läßt sich voraus- sehen, daß die Benützung eine sehr lebhafte wird. Am inneren württembergischen Verkehr wird e,ue Gebühr von 50 ^ für eine Sprechzeit von 5 Minuten oder einen Teil dieser Heit erhoben; in dem gleichfalls zu- gelassi neu Verkehr mit den T'lephSttIcilnehmer» in Pforzheim und Mannheim beträgt die Sprachgebühr 1 und zwar für eine Unterredung von der Dauer von 5 Min. im Verkehr mit Pforzheim und von 3 Minuten im V rkehr mit Mannheim. Eine Verbindung darf nicht länger als 5 resp. 3 Min. dauern, wenn eine andere Person die Ver- blndungöanlage auch zu benützen wünscht. Die öffentliche Telephonstelle hat im Sommer von 7 Uhr, im Winter von 8 Uhr morgens bis 9 Uhr abends ununterbrochen Dienstbereitschaft.
Rundschau.
Stuttgart, 26. Aug. Oberbaurat von Leins, der bedeutenste schwäbische Architekt, der Erbauer der Johanniskirche und des Königshaus, ist gestorben.
— Nach dem Bericht über die heurige Ernte in Württemberg, erstattet von dem Vorstande der Stuttgarter LandeSprodukten- böcse, Fritz Kreglinger, ist die Ernte Württembergs hinsichtlich der Menge eine bessere zu nenne» a!s im vorhergehenden Jahre, aber auch in Güte ist dieselbe sehr gut ausgefallen. Dinkel, die Hauptfrucht des Landes, hat hie und da etwas Brand, aber sehr vollkommene Ehren und Körner. Winter- Weizen, d-ssen Stand ist ein vorzüglicher. Sommer-Weizen und Gerste sind kürzer im Stroh geblieben, die Körner jedoch sehr gut und dürfte die Gerste größtenteils zu Brau- zwccken Verwendung finden. Die RapSernte hat sowohl in Güte als auch in Menge befriedigt. Hafer hatte im Frühjahr unter der ungünstigen Witterung zu leiden, Stroh blieb kurz, der Siand ist ein dünner, das Ergebnis steht daher gegenüber dem Vorjahr zurück. Die Erträgnisse von Klee und Heu haben den Wünschen nicht ganz entsprochen, dasselbe dürfte beim zweiten Schnitt der Fall sein. Frühkartoffel liefern eine befriedigende Ernte. Spätkartoffel sind gesund und stehen sehr schön, dürften ein reiches Erträgnis ergeben. Zuckerrüben, Zichorien, Knollengewächse und Gemüse aller Art zeigen einen prachtvollen Stand. Hopfenpflanzungen haben im allgemeinen ein gesundes Aussehen, sind ohne Blattkrankheit und frei von Ungeziefer. Die kühlen Nächte und heißen Tage üben jedoch einen ungünstigen Einfluß anö; der Ertrag dürfte kaum ein halbe Ernte sein. Obst: Kirschen haben einen guten Ertrag geliefert; eine halbe Ern« dürften die Apfelbäume ergeben ; Birnen und Steinobst wenig; Nüsse giebt cs in Menge. Wein : Der Stand des Weinstocks ist im ganzen Lande ein ausgezeichneter, frei von jeder Krankheit ent
wickeln sich die Trauben vorzüglich, trotzdem ist kaum ein halber Herbst zu hoffen.
Calw, 25. Aug. In vergangener Nackt starb hier nach längerem Leiden der in den weitesten Kreisen bekannte Besitzer de» Gast- Hofs zum Waldhorn (Post), Herr Ehr. Kuo m. Derselbe hatte im Laufe des Sommers in Baden und Badenweiler Heilung gesucht; aber seine und stiner Angehörigen Hoffnung auf Besserung sollte sich nicht erfüllen.
Neuenbürg, 25. Aug. Gestern kam in Conweiler ein Knabe unter eine» sckwerbe- ladenen Steinwagen, der ihm das rechte Bein oberhalb des Knies abdrückte, so daß dasselbe ampmiert werden mußte.
Von der badischen Grenze, 25. August. Ein angesehener Geschäftsmann in Pforzheim, Mechaniker Klein, suchte vergangene Nacht das in einer engen Straße gelegene Haus seines Nachbars, welches sehr viel brennbare Stoffe enthält, in Brand zu setzen, wodurch bei dem Sturme dieser Nacht und bei dem gegenwärtigen großen Wassermangel hier namenloses Elend hätte entstehen können, wenn Klein nicht an der Ausführung seines Vorsatzes gehindert worden wäre. Heute vormittag wurde er verhaftet. Im Gerichts- gcbäudc feuerte er auf den ihn beaufsichtigenden Schutzmann B. mehrere Revolverschüsse ab, ohne denselben jedoch erheblich zu verletzen; hierauf kehrte er die Waffe gegen sich selbst und machte seinem Leben durch einen wohlgezieltcn Schuß ein Ende, Der Vorfall bildet selbstverständlich in der ganzen Stadt das Tagesgespräch.
Leutkirch, 25. Aug. Diesen Mittag halb 3 Uhr Ueberfuhc auf dem Wege zum Bahnhof ein Omnibus das circa 3 Jahre alte Mädchen des Schuhmachermeisters Mann. Das Hinterrad ging über den Kopf, u. daS Kind war auf der Stelle tot.
Reutlingen, 26. Aug. Am 15. Dezember 1884 ist bei einem hiesigen Brande die Familie des Fuhrmanns Ludwig Benz, Vater, Mutter und 4 Kinder im Alter von
9 — 17 Jahren, verbrannt. Jetzt ist laut Krs.-Ztg. unter dem Verdacht der Brandstiftung der Hafner Gottfried Götz von Mün- singen verhaftet worden, der damals Mitbesitzer des abgebrannten Hauses war und der seitdem nach Wcilderstadt gezogen ist.
Ulm, 25. Aug. Heute abend ist der kommandierende General des XIII. (K. W.) ArmeecorpS v. Wölckern behufs Vornahme von Besichtigungen der Jnfanterieregimenter hier eingetroffen. — Auf der Stuttgarter Bahnlinie, und zwar wenige Schritte vor dem Festungstunnel, ließ sich heute nachmittag ein bis jetzt nicht agnoszierter junger Mann im Alter von ca. 25 Jahren überfahren. Der Kopf wurde demselben vom Rumpfe getrennt und bas rechte Bein abgeschnitten. Wer der LebenSüberdrüsstge ist, ließ sich nicht feststellen.
Biberach, 26. Aug. Vergangene Nacht wurde in der Pnvatwohnung des Gasthauses zum Storchen eingebrochen und der Betrag von 400 -/A aus einer verschlossenen Kommode gestohlen.
Berlin, 25. Aug. Die Nationalzeitung vernimmt, der Kaiser habe angcordnet, daß alle Truppenübungen wegen der Hitze bis
10 Uhr vormittags beendet sein sollen.
— Bezüglich der Ausführung der Bestimmungen über die Sonntagsruhe im Han- delSgewerbe führt die Nordd. Allg. Ztg.
aus, daß, wenn in kleinen «Städten, deren umliegende ländliche Bevölkerung von Alter- Her gewohnt ist, Sonntag Nachmittags ihre Einkäufe in der Stabt zu besorgen, genau ebenso mit der Durchführung der Sonntags- bestimmnngen verfahren werde, wie in den groß-n, der sozialpolitische Zweck des Gesetzes leicht in sein Gegenteil verkehrt werden könnte. Ferner müsse Alles vermieden werden, was auch nur entfernt den Karakter der Angeberei oder der Verlockung tragen könne. Das Eindringen von Beamten in Geschäftsräume am Sonntag würde, wenn kein greifbarer Anlaß vorliege, das Auge des Gesetzes beleidigen und nur das Gegenteil von dem bezwecken, was der Gesetzgeber wollte.
— Der Seiltänzer Kroll aus Weißensee bei Berlin, der seiner Zeit unter dem Verdachte des Kindsmordes mehrere Monate im Untersuchungsgefängnisse zubrachte, Hai jetzt in Pankow durch einen Sturz vom fliegenden Trapez den Tod gefunden. Es riß ein Seil, ein Netz war nicht angebracht, und Kroll stürzte mit seinem Sohne, der mit ihm zusammen am Trapez arbeitete, auf das Pflaster. Während der Vater sich das Genick brach, kam der Sohn mit geringen Verletzungen davon.
Dittersbach, (Schlesien), 24. Aug. Der Stationsvorsteher Brauns, der von Hamburg von einem Besuche zurückgekehrt ist, starb innerhalb drei Stunden unter choleraähnlichen Erscheinungen.
München, 25. Aug. Am hiesigen Zen- traibahnhof wurde der Einschleppung der Cholera wegen ein ärztlicher Beobachtungsdienst eingerichtet.
- Camen (Kr. Hamm), 23. Aug. Gestern wurde bei einem Gewitter in Berg Camen ein Kind auf dem Schoße der Mutter vom Blitz erschlagen. Die Mutter wurde gelähmt.
— Grausiger Fund. Ein grausiger Fund wurde in Petersburg am 15. August bei der Besichtigung verschiedener Häuser durch die Gelundheits-Kommissisn gemacht. In der PokrowSkaja bewohnten seit langem zwei bejahrte Schwestern, die Beamtentöcklcr Sophie und Stephanida Trctjakow, ein kleines Haus. Hier konnte die Kommission trotz allen Läutens, Rufen und Klopfens nicht Einlaß bekommen, im Hause herrschte Grabesstille. Schließlich kletterte der die Kommission begleitende Polizeibeamte über den Zaun in den Garten des Häuschens und fand hier die 64jährigc Stephanida, unbekümmert um all den Lärm an der HauS- thür, an einem Gemüsebeet beschäftigt. Der Polizist öffnete nun von Innen die Pforte und ließ die Kommission ein. „Was wünschen Sie? Was belästigen Sie mich?" fuhr jetzt die Alte die Eintretenden an. „Machen Sie, daß Sie fortkommen." Der Erregten wurde klar gemacht, um was es sich handle, und man begab sich ins Haus. Schon im Vorraum prallten die Herren vor einem entsetzlichen Geruch zurück, der sich aber nock verstärkte, als sie die Schwelle des gemeinsamen Schlafzimmers der Schwestern überschritten. Auf dem Bette, von dem der furchtbare Geruch auszugehen schien, lag ein Haufen schmutziger Lappen und Decken. Als man sich dem Bette näherte, stob ein Dutzend riesiger Ratten erschreckt auseinander, dabei siel ein benagter Knochen auf den Fußboden, eS war ein Menschenknochen. Man räumte die Lappen fort und fand nun die in Vcr-