und erwürgte den ahnungslos schlafenden Kleinen. Sich selbst entzog der Mörder der strafenden Gerechtigkeit, indem er seinem Leben durch Erhängen ein Ende machte. Die Hausbewohner fanden die beiden Leichen. Knöry, Vater und Sohn wurden in das Münstcrer Hospital verbracht, Beide sind schwer verletzt.
— In dem Dsrfe PoMMiers bei Nimes verbrannten am 17. dS. zwei Frauen, Mutter und Tochter, in einer Feuersbrunst, welche durch ihre Unvorsichtigkeit veranlaßt worden war. Während die Tochter eine brennende Lampe mit Erdöl füllte, explodierte der Oel- behälter, und die beiden Unglücklichen saben sich im Nu von Flammen umringt. Alle Hilfe war unnütz; sie starben unter schrecklichen Verzweiflungsrufen. Als man ihre Leichen aufhob, waren sie völlig verkohlt-
Aus Neurode wird gemeldet: In Vol- mersdvrf sind zwei Fälle von schwarzen Pocken vorgekommen.
Petersburg, 24- Aug Vom 22. zum 23. sind hier 95 Personen an der Cholera erkrankt, 33 gestorben und 37 genesen.
Berlin, 25. Aug. Die hiesigen Hotels sind von Hamburgern überfüllt. Die Hotel-
wirtc beraten über eine eventuelle Sperre gegen dieselben.
Berlin, 25, Aug- Hier soll , schleunigst mit der Errichtung von 6 Baracken für Eholerakranke begonnen werden.
Petersburg, 25. Aug. Von Dienstag mittag bis Mittwoch mittag kamen hier 111 Erkrankungen und 32 Todesfälle an Cholera vor. Im Gouvernement Samara betrug vom 20. bis 22. August die mittlere tägliche Erkrankungsziffer 1194, die der Todesfälle 529.
Petersburg, 23. Aug. Amtlich wird gemeldet: Von gestern mittag bis heute mittag sind 95 Erkrankungen und 33 Todesfälle au der Cholera vorgekommen.
Hamburg , 24- Aug. Amtliches über die Zahl der Erkrankungen an Cholera und Todesfällen ist neck nicht veröffentlicht. Die ZeitungSangaben differieren stark. Nach den Hamburger Nachrichten waren es bisher 300, wovon 120 gestorben sind; gestern starben 65. Die Gestorbene» werden auf staatliche Verordnung sofort in die Leichenhallen transportiert und deren Wohnungen desinfiziert.
Berlin, 25 Aug. Letzte Nacht um 12 Uhr ist die Frau des Kaufmanns Landrock
an choleraähnlichen Erscheinungen gestorben. Die Wohnung wurde polizeilich desinfiziert.
Karlsruhe, 25. August. In Pforzheim starb ein Banernknecht an der Cholerine. Offiziös teilt die „Bad. Korr spondniz" mit, daß die Untersuchung der Excrete mittelst deS Mikroskops und der Reinkultur durch die Obermedizinalbehörde die Abwesenheit der Koch'fchen Bazillen ergeben habe.
Pest, 24. Aug. Die Omnibuskutscher beschlossen, heute den Streik zu beginnen.
London, 24. Ang. R uterS Bnr.au meldet aus Rio de Janeiro: Der ehemalige Präsident Fonseca ist gestern nachmittag gestorben.
London , 22. Aug, Ein Persouenzug stieß mit einer Lokomotive in der Lnnan- straße zusammen. 50 Personen sind leicht verwundet.
(Die Musikalische.) „Kennen Sie Mozart und Beethoven, mein Fräulein?" — „O ja, gewiß, Herr Professor, das sind die zwei Gipsfiguren, die wir zu Hause auf dem Piani»« steheu haben."
.'. (Variante.) Das Auge, der Spiegel der Seele — Die Nase, gar oft der Spiegel der — Kehle I
silbernen Maschine und versorgte die Famic- lienglieder mit dem duftenden Trank. Fräulein Clelia saß in einem amerikanischen Schaukrtstuhle und neckte Koko, den Papagei, Eduard halte, nachdenklich dem Rauche einer Cigarre nachbiickend, in einem Fauteul Platz genommen. Herr Leopold Reichart, Eduards Vater, aber ging auf den weichen Teppichen, die Hände auf dem Rücken, unruhig hin und her.
Heute Morgen hatte wirklich Herr Mothö seinen Giftpfeil abgeschossen und er haftete fest bei dem alten Herrn.
„Es ist wunderbar," begann Fräulein Clelia das Gespräch) „daß Siegfried heute nicht kommt, von Lindenthal bis Tiefenbach ist doch für fein schnellfüßiges Pferd kaum eine Viertelstunde Weg."
Siegfried von Arnberg war seit zwei Monaten mit Clelia, der Tochter des Hauses verlobt.
„Er wird Abhaltung bekommen haben!" meinte Frau Reichart.
Jetzt stand Herr Reichart still und sagte ernst:
„Es ist gut, daß wir allein sind; ich habe mit Euch allen zu reden!"
Er setzte sich auffs Sopha und langte nach der Theetasse.
„Du hast Dich in England wesentlich vervollkommn, Eduard!" damit wandte er sich an den Sohn.
(Fortsetzung folgt.)
Abschied vom Wald.
Zum letztenmal deS Bergwalds Gipfel Erklimme ich mit rüsl'gem Fuß;
Ei» Flüstern zieht durch alle Wipfel:
ES ist des Waldes Abschiedsgruß.
Du lieber Wald, nun heißt es scheiden, Das Schicksal ruft mich fort von hier. Muß Deine grünen Hallen meiden,
Doch ewig bleibt mein Herz bei Dir.
In Dir lebt' ich mein bestes Leben,
Zu Dir eilt' ich in Freud und Not.
Leb, wohl! nie kann die Welt mir geben, Was Deine Einsamkeit mir bot.
In Aurin und Drang.
Novelle von C. Western.
(Nachdruck verboten.)
6.
„Lange noch betheuerten sie sich ihre Liebe, dann schickte er sie mit den Worten heim:
„Gehe jetzt, liebe Martha, ich muß in die Villa; aber »och heute Abend kehre ick bei Euch ein und hote mir von Deiner vraven Mutter das Jawort. Vertraue mir und dem lieben Gott, er wird noch Alles wohl machen!"
Diesen Rat befolgte sie und kehrte darauf erleichterten Herzens heim.
Sie fand Gerhard eifrig um die Mutter beschäftigt, welche ein Ohnmachl befallen hatte. Mit einem Wehlaut tank Martha an dem Lager der Kranken nieder und schluchzte laut auf. Die Mutter kam bald wieder zu sich und fragte nun:
„Was hast Du, Kind?"
„Ack, Mutterl" seufzte Martha.
„Hast Du etwas auf dem Herzen, Martha ?«
„Ach ja, Mutter: er ist wieder da!"
Da richtete sich die Kranke drohend auf:
„Martha, Martha, Du hast doch hinter meinem Rücken keine Liebschaft angkfangen?"
„O Mutter!" rief sie, „verz ihe mir!" Und nun kam ein volles Bekenntnis über ihre Lippen, während ihre Wangen wie Purpur erglühten.
Gerhard hörte verwundert in einer Ecke still zu. Nun kam Marthas Leid an den Tag! Wer hätte das gedacht?
„Kind," sagte die Kranke nach Beendigung der Beichte ernst, „Kind, das ist eine schlimme Geschichte! Arm und Reich verträgt sich selten! Gesetzt auch, Herr Eduard Rejchart hielte sein Wort, glaubst Du, liebe Martha, Herr Eduards Vater, der Schwiegersohn des reichen Gregendorff, würde Dich als Tochter je willkommen heißen?"
„O Mutter, beste Mutter!" klagte Martha.
„Ich tadele Dich nicht, armes Kind, ich
bcdau're Dich nur! Es ist ein herbes Schicksal und das muß getragen sein!"
„O Mutter, ohne ihn könnte ich nicht leben!"
„ThörichteS Kind! Wie oft versagt und Gott.der Herr unsere liebsten Wünsche! Ja, wenn er uns alle Bitten erfüllte, welche große verzogenen Kinder müßten wir werden!"
Es wurde Abend. Martha horchte auf jeden Tritt, Gerhard ging heimlich zu Nachbar Rupp rt.
Endlich kam Eduard.
Er grüßte freundlich und dann setzte er sich zu Frau Voß an das Lager, reichte ihr die Hand und sagte:
„Werte Frau Voß! Zürnen Sie mir nicht! Gott hat eö so gewollt, daß ich Martha lieben mußte! Meine Elter» ahnen noch nichts I Vielleicht bringe ich Zwiespalt in ihr Haus! Aber daß weiß ich: Martha muß ich lieben, und sie soll meine Frau werden. Geben Sie unS Ihren Segen I"
Frau Voß neigte ernst das graue Haupt und sagte:
„Mein lieber Herr Reichart, ich weiß Ihre Gefühle für Martha zu schätzen ; glücklich macht nur die Liebe, nicht Geld u. Gut, und die Harmonie der Gemüther, die durch die Liebe bedingt ist. Wenn ich gedrungen von Ihren Bitten ja sag--, so geschieht dieses in dem Vertrauen, Sie werden entschlossen Stand halten und Martha glücklich machen I"
„Das weiß Gott, und er strafe mich, wenn ich lüge! erwiderte der junge Reichart I
Die Verlobten umarmte» sich und feierten eine» weihevollen Augenblick der Liebe.
Niemand aber ahnte, daß der tückische Molhs durch eine Rütze im Fensterladen alles übersah, was sich im Stübchen vollzog. Höhnisch lächelnd flüsterte er:
„Morgen früh, mein lieber Herr Eodi, werde ich ein Wort mit Ihrem Herrn Papa reden I"
IV.
Es war acht Tage später.
Die Familie Reichart saß beim Thee. Frau Reichart bereitete das Getränk in der
Berantwartlicher Red.ckteurrBernhary H o m a n n.^ Druck und Bcrlag von Bernhard H o sma n » in LLitdbad.