Rundschau.

Seine Maj. der König haben vermöge höchster Entschließung dem Kgl. Musikdirek­tor Fr a n z Ruß die goldene Civilvcrdienst- medaille und dem Musiker I. H a l l e r der Kur-Capelle in Wildbad die silberne Civilverdienstmedaille zu verleihen geruht.

Bon der Bilhlcr, 4. Avg. Der Bienen- züchterverein des Bezirks Gaildorf hat durch den Hingang von Glaser Leonh. Müller in Oberlvntheim eines seiner eifrigsten und er­fahrensten Mitglieder verloren. Bielen An­hänger» luter den Imkern war er ei» jeder­zeit dienst! ereil-r Lehrmeister und sachkundiger Berater. Durch die Herstellung von Liencn- wohnungcu und al- Verfertiger der ver­schiedenartigen für die Bienenpflege er forder­lichen Cerät hat er sich in weiteren Kreisen bekannt gemacht. Seine zwei Söhne führen das väterliche Geschäft weiter. Der Vienen- zuchtverein hat nun beschlossen, da« Andenken des verewigtenBiemutönigs" durch ei» schlichtes Grabdenkmal zu ehren, dessen Ko­sten durch freiwillige Beiträge der Vcrein«- mitglieder und der Freunde der Bienenzucht gedeckt werden sollen.

Kürzlich ereignete sich in einem Gäu­orte folgender Vorfall: Der Gerichtsvoll­zieher sollte einem Mann, der sich nicht des besten Rufs zu erfreuen hat, pfänden. Als jener bei diesem einlrat, fand er ihn in den schönsten NachmittagSstunden auf dem Bette schlafend, er weckte ihn und that ihm seinen Auftrag kund. Der vorher Schlafende war aus einmal munter und entgegnet mit bos­hafter Miene, ich will mich nur auf einige Augenblicke entfernen. Aber o weh! Er drehte den im Schloß steckenden Schlüss-l um, und der Gerichtsvollzieher war ein Ge­fangener, der von außen die Worte hörte: So j-tzt pfänd I Damit entfernte sich jener und ging ins Wirtshaus, wo man ihn ge­wöhnlich zu treffen gewohnt ist. Auf fort­währendes Klopfen erbarmte sich ein Kind und befreite den Gerichtsvollzieher aus seiner peinlichen Lage.

Weimar, 27. Juli. Eine Frau von hier wurde auf der Fahrt von Jena nach Wei­mar von einer Fliege in die Wangen ge­stochen. Am nächsten Morgen war das Ge­sicht furchtbar angeschwollcn und obwohl nun alles aufgeboten wurde, ist die Unglückliche doch tagsdarauf an Blutvergiftung gestorben. Dieser Fall mahnt von neuem zur Vorsicht. Durch sofortige Anwendung von Salmiak­geist kann fast immer den schlimmen Folgen von Insektenstichen vorgebeugt werden.

Köln, 1. August. Die RuhmcSzeichen deö Kölner Männerquartctts, drei pracht­volle silberne Becher sowie 19 von ihm er- sungcne Medaillen, ferner die Spitze des Ver- cinsbanners, sind, wie derStaatsanzeiger der Kölnischen Zeitung" meldet, in vergange­ner Nacht gestohlen worden. Darunter be­fand sich u. a. ein von der Kaiserin Augusta als erster Ehrenpreis gestifteter Pokal. Die gestohlenen Sachen waren in einem Schrank in dem Vereinszimmer des MännerquarteltS in der Restaurationim Holz" untergebracht. Der Schrank ist gewaltsam erbrochen wor­den.

Berlin, 4. August. Die Allgem. Flci- scher-Ztg. erfährt aus Helgoland, zehn der Schiffer, welche den Kaiser auf Helgoland empfingen, kommen auf Wunsch des Kaisers und auf dessen Kosten nach Berlin, um die Parade zu besichtigen. Sie treffen schon »m

10. August ein, um den aus England ent­kommenden Kaiser zu empfangen.

Zum Aufsuchen der Verwundeten ans dem Schlachtfeld hat die Berliner All­gemeine ElektrizitätSgescllschaft eine tragbare elektrische Lampe ausgestellt, mit der es mög­lich sein soll, auf 100 Meter Entfernung noch einzelne Lente aufzufinden. Sie besteht aus einer Accumulatorcnbattcrie von 8 Kilo­gramm Gewicht, welche im Tornister getragen wird. Die Laterne selbst, durch eine Glüh­lampe von 50 Kerzen Leichlkraft mit einem geeigneten Reflektor gebildet, kann bequem in der Hand getragen werden. Die Kraft rer Accumulatorcn reicht für mehrere Stun- d-n. Vorigen Samstag abend wurden in Gegenwart höherer Militärs Versuche über die Brauchbarkeit der Lampe auf dem Tempel- Hofer Feld bei Berlin angesteUt, die zur Zu­friedenheit verliefen.

Berlin, 5. Ang. DieKrcuzztg." meldet ans Marschau: Die Stadt Reecze (Wolhynien) wurde in der vergangenen Nacht an vier Ecken angezündet und ist vollständig nieder- gebrannt. 14 Personen fanden den Tod in den Flammen. 16 Personen wurden schwer verletzt, 2000 sind obdachlos.

Aus dem Leben der Großstadt Er­greifende Geschichten aus dem Leben der Groß­stadt kann das Leichenschauhau« erzählen, welchem jährlich die vielen Opfer der Un­glücksfälle, Verbrechen, Selbstmorde zuqe- wiescn werden. Nach dem VerwaltuiigSbc- richt des Berliner Polizeipräsidiums sind in den letzten 10 Jahren 10,852 Personen dem Lcichcnschauhaiise zugesührt worden, und so mancher LcbenSrsman hat hier seinen Ab­schluß gefunden. In der Liste der Todes­ursachen finden sich 6Enthauptete" ausge­führt, 31 Personen sind alsermordet" be­zeichnet, 1650 hatte» sich erhängt, 585 er­schossen, 651 vergiftet. Die Zahl der Er­trunkenen belief sich auf 940, in 42 Fällen hatte Blutvergiftung den Tod herbeigeführt, 295 Personen waren an Brandwunden gestor­ben. In 372 Fällen war Ucbcrfshrcn die Todesursache, 6 Personen sind durch Blitz­schlag getötet, 27 erfroren, 20 haben sich das Genick gebrochen. 375 starben an Schä- dclbruch. Sonnenstich ist zehn Mal ver­zeichnet, Hitzscklag drei Mal. Todesfälle in Folge von Kohlendunstvergiftung sind trotz der Abschaffung der Kohtenktoppen noch immer 59 Mal vorgekommen; ihnen reihen sich 14 Fälle der Leuchtgasvergiftung an. Die Zahl der neugeborenen Kinder, welche tot aufgefunden wurden, betrug 267. Sehr zahlreich sind auch die Fälle, in denen der Tod durchSturz aus dem Fenster" ver­ursacht worden ist; der Bericht zählt deren 437 auf.

Berlin, 26. Juli. Wie eine Familie innerlich geräuchert worden ist, davon weiß dasKl. Journal".zu erzählen : Vor einigen Tagen wollie eine in einem Vororte wohnende Frau ihrem Sohne, der sich unwohl fühlte, eine Tasse Thcc kochen, vergriff sich aber und nahm statt de- Thec« eine Düte mit Räucherpnlver, das sie aufkochte. DaS Ge­bräu tranken nun sämtliche Familienmitglie­der ; die von dem vermutlichen Thec genossen hatten, liefen dann wie Betrunkene umher und konnten nicht klar sehen. Außer hef­tigen Kopfschmerzen haben jedoch die »ach innen Geräucherten keine nachteiligen Folgen weiter davongetragen.

St. Avold, 2. August. Von einem

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schauerlichen Unglückssall, der das Mitfühlen weiterer Kreise erregen dürfte, wurde diesen Morgen in aller Frühe die arme Taglöhner- familic Beaukonrt in dem nahe» Allweiler betroffen. Um 4 Uhr stürzte, als hje Haus­bewohner noch in tiefem Schlummer lagen, unter schrecklichem Geiöse Dachstuhl u. Haus­giebel ein. Zwei blühende Kinder, Mädchen im Alter von 11 und 16 Jahren, wurden im Schutte begraben, während 2 jüngere Brüder, welche im nämlichen Zimmer schlie­fen , noch gerettet werden konnten. Das Schlafzimmer der Eltern blieb verschont.

Geschäftsgeheimnis. In Wien harte sich dieser Tage ein Meister seines Faches wegen Diebstahls von Taschenuhren zu ver­antworten. Der Angeklagte zögerte keinen Augenblick mit dem Geständnis, die ihm zur Last gelegten Diebstähle vollführt zu haben; um so m-hr war der Präsident erstaunt, als der Böstwicht ans eine Frage lediglich mit Stillschweigen antwortete. Der Präsi­dent wiederholte seine Frage :Sagen Sie, wie haben Sie die Uhren, die fast alle mit einem Sicherheilsringe versehen waren, los- gebrachl?" Der Angeklagte zögerte noch im­mer mit kur Antwort. Endlich sagte er, tief errötend, mit schüchterner Stimme:Ent­schuldigen Sie, Herr Präsident, das ist mein Geschäftsgeheimnis!"

Beim Besteigen des Spregelközels bei Gurgl (Zentrale Oetzthaler Gruppe) stürzten ein Geistlicher und ein Führer ab und blieben tot.

Lynchmord eines Unschuldigen. Von einem scheußlichen Lyuchmord, dem ein un­schuldiger Deutscher zum Opfer gefallen ist, wird aus dem nordamerikauischen Staate Indiana berichtet. In West-Baden wurde der aus dem Württembcrgijchen stammende Gastwirt Conrad Schultz, der beschuldigt war, seine Gattin erwürgt zu haben, von einem wilden Pöbelhaufen aus den Händen der Polizei entrissen und, trotzdem er zu wiederholten Malen seine volle Unschuld beteuerte, an einem Baumast aufgeknüpft. Kaum war jedoch die Exekution vorüber, als ein Mann aus Orleans erschien und den Lynchern mittcilte, daß Schultz von seinen Feinden fälschlich des Mordes beschul- digt worden sei, und daß die totgeglaubtc Frau sich wohl und munter in Orleans bei ihren Verwandten befinde. Die Lyncher durchschnittten nun rasch den Strick und versuchten den Gemordeten in's Leben zurück- zurufen, jedoch ohne Erfolg. Die Polizei, die genau gewußt hatte, wann und wo der Lynchakt vor sich gehen sollte, glänzte, wie sie cs in solchen heiklen Fällen stets zu thun pflegt, auch diesmal durch ihre Abwesenheit. Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, daß in den Vereinigten Staaten innerhalb eines Monats nicht weniger als 16 Lynchmvide verübt wurden; die Opfer sind meistens Neger, die beschuldigt waren, weiße Frauen Verführt zu haben.

(Gemütlich.) Fremder (auf dem Hof zur Magd):Der Hund ist doch nicht bös­artig, wie 2"O»a l Wenns dem a Slückel Wurst gebn, können S dös ganze Haus aus- stchln I"

(Der zerstreute Hausarzt.)Was meinst Du, Männchen, wollen wir Dr. Müller auch cinladcn?"Nein, Kind, daS wollen wir doch lieber lassen I Der ist bei seiner Zerstreutheit im stände, uns den Besuch auf die Rechnung zu setzen."