ten, als sie die totbringende Kugel traf. Der Verdacht der Thäterschaft lenkte sich sofort auf Bonanno, der verhaftet wurde und auch unumwunden gestand, daß er der Mörder sei. Die Schilderung der Motive, die ihn zu der Mordthat verleitet hatten, machte jedoch auf die Richter einen solchen Eindruck, daß sie den Gefangenen einstweilen aus der Haft entließen. Bonanno war von Grec» Vater, einem Wucherer der schlimmsten Sorte, an den Bettelstab gebracht worden. Für 3000 Lire, die er sich vor Jahresfrist von dem Geldverleiher geborgt hatte, sollte er jetzt — so unglaublich das auch klingen mag — 30,000 Lire zurückerstalteu. Und als der Unglückliche erklärte, daß er dazu nicht im Stande sei, nahm ihm Greco Haus und Hof und Hab und Gut, und um ihm auch den letzten Blutstropfen auszupressen, verlangte der Gläubiger schließlich, daß Bonanno ihm sein schönes Weib gewissermaßen als Pfandobjekt für einige Zeit überlassen solle. Da in seiner höchsten Not beschloß Bananu», sich des Gegners auf eine einfache Weise zu entledigen: leider ging auch der unschuldige Sohn des Wucherers zu Grunde. Bonanno aber dürfte von einem Gerichte in Sizilien nicht allzustreng bestraft werden.
Me beiden Schwestern.
Novelle von F. Sutau
(Nachdruck verboten.)
15.
Bornstetten hatte während Johannas Gesang andächtig hinter einer Säule gelauscht, und als der Triumph der Sängerin wuchs und es klar war, daß sie vor so vielen berühmten Künstlern den ersten Lorbeer errungen, da erschien ihm, dem Kunstfreund, Johanna in einer Größe, daß er sie nun noch höher achtete und schätzte als je vorher.
Schon am Tage darauf teilte der Intendant des herzoglichen Hofthcaters Johanna mit, daß der Herzog geruht habe, sie zur herzoglichen Kammersängerin zu ernennen und daß der hohe Herr, um eine solche Künstlerin seinem Theater zu erhalten, Johannas Gage aus seiner Privatchatulle verdoppeln werve. Gleichzeitig überreichte der Intendant im Name» des Herzogs seiner Kammersängerin einen kostbaren Brillantschmuck.
Die bescheidene Johanna war durch die Huld des Herzogs ganz verblüfft und fand kaum Worte des DaukeS, se erregt war sie.
Als der Intendant gegangen war, fiel Johanna auf die Kniec und dankte Gott für solche unverdiente Gnade. Dann wurde ihr ordentlich ängstlich zu Mute, sie wagie sich in ihrer Bescheidenheit mit dem neuen Titel gar nicht auf die Straße und den prachtvollen Brillantschmuck blickte Johanna an, als wen» er gar nicht ihr gehöre. Aber die hohen Auszeichnungen, die ihr soeben Vom regierenden Herzog geworden, empfand sie voll und ganz und Freudenihränen im Auge wollte sie zur Tante und zur Multcr eilen.
Da kloptte es leise und bescheiden au die Thüre, und auf Johannas Hereinruf trat der Hofcapellmeister Braun ein. Er grüßte nicht in seiner gewohnten leichten Weise, sondern mit einer tiefen Verbeugung u. seine Stimme zitterte, als er sprach.
„Ich weiß schon Alles von unserem gnädigsten Herzoge selbst," sagte Braun, „ich gratuliere herzlichst, Fräulein Kammersängerin I"
Vermischtes.
(Die gehorsame Tochter.) Dir strenge Gehorsam seiner vierjährigen Tochter hat jüngst einen Familienvater in Berlin in unangenehme Lage gebracht. Die Mutter war ausgegangen und der Vater hatte einen Brief auf die Post zu bringen. „LicSchen", wandte er sich an seine Aelteste, „daß Du mir keinen Menschen hereinläßt. Und wenn noch so sehr geklingelt wird, Du darfst die Thüre nicht aufmachen." — „Wenn aber der Onkel kommt?" — „Du kannst doch nickt wissen, ob der Onkel draußen steht, da Du ihn nicht siehst." — „Wen» er aber sagt, daß er der Onkel ist?" — Das kann Jeder sagen. Kurz und gut, Du machst also keinem Menschen die Thür auf. Ich habe den Drücker bei mir und kann selbst öffnen." — Der Vater besorgte seinen Brief und kam schon nach einigen Minuten zurück. Als er aber die Thür öffnen wollte, bemerkte er, daß er statt des Drückers den Hausschlüssel eingesteckt hatte. Er klingelte und hörte bald die Schritte der Kleinen. „Lieschen", rief er, „mache auf, ich bin es, Dein Papa." — „Das kann Jeder sagen", rief Lieschen zurück, „ich mache nicht auf, Papa hat es streng verboten." — „Aber ich bin
„O, wie viel danke ich Ihnen für diesen Erfolg, Herr Kapellmeister I" entgegnetc Johanna und reichte demselben freundlich die Hand.
„O, nichts haben Sie mir zu danken," erwiderte Braun in einer merkwürdigen Hast, „ich wäre ja nicht wert, daß mich Gottes Erdboden trüge, wenn ich Ihr Genie nicht erkannt und Ihre Stimme nicht ausgebildet hätte, Fräulein Johanna. O, verzeihen Sie meine Unruhe, ich muß Ihnen ein Geständnis offenbaren und eine demütige Bitte zu Füße legen. Meine liebe Johanna, denken Sie nicht daran, daß ich ein alternder Junggeselle und bereits einundvierzig Jahre att bin. Ich verehre, ich — liebe Sie seit dem Tage, wo Ihr unglückliches Herz bei dem herrlichen Gesänge aus Tannhänser von schwerem Leid genaß. Ich könnte, ich möchte nicht ohne Sie leben, Johanna! Können Sie in mir mehr als einen Freund erblicken, vermögen Sie meine Liebe aus vollem Herzen zu erwidern?"
Mit wachsendem Staunen und sehr häufig die großen braunen Augen niederjchlagend blickte Johanna in das edele, männlich schöne Antlitz des von ihr verehrten Mannes. Ja wohl, er war schon feit Jahren ihr Lehrer, ihr Berather, ihr bester Freund, ja, er war vor Jahr und Tag ihr Scelenarzt gewesen. Sie blickte mit unendlichem Vertrauen zu ihm auf, sie sollte, sie konnte ihn glücklich machen. Wie feine Lippen so bangevsll zucklen, als er so vor ihr stand. Eine Vermählung mit diesem erpropten, edeln Manne, diesem treuen Freunde, sie würde kein Mißgriff sein. Johannas Herz blühte erst leise und schüchtern, dann mächtig in Liebe ans und zitternd ein „Ja I" stammelnd, reichte sie dem Kapellmeister die Hand, der sie mil Küssen bedeckte und die errötende Jungfrau an sein Herz schloß.
Johanna Halm und der Hofcapellmeister Braun wurden ein sehr glückliches Paar, welches herrliche Jahre in der Gunst des Herzogs und der hauptstädtischen Bevölkerung erlebte.
Weniger glücklich gestaltete sich aber
ja Dein Papa." — „Dar kann Jeder sagen", wiederholte die Kleine hartnäckig. Und dabei blieb eS. Papa mußte, um in seine Wohnung zu gelangen, von einem Schlosser die Thür öffnen lassen und dem braven Lieschen für seine Folgsamkeit noch obendrein eine Düte Bonbons schenken.
(Kasernhosblüten ) Unteroffizier (zu einem Freiwillige», der während der Schießübung schlecht geschossen Hai): „Sie, Freiwilliger, was sind Sie im gewöhnlichen Leben? — Freiwilliger: „Forstpraktikant I" — Unteroffizier: „Na, in Ihrem Revier möcht ich Hase sein I
Hiesiges.
Wildbad, 1. August. Im Monat Juli wurden im hiesigen Schlachthaus 'geschlachtet: 45 Stück Ochsen,
3 „ Kühe,
65 „ Schweine,
238 „ Kälber,
44 „ Schaafc
395 Stück zusammen.
Von Auswärts eingebrachtes Fleisch: 3666 Pfund.
Schlachthausverwaltung:
Vorstand F. Weber.
später die Ehe des Herrn und der Frau von Bsrnstellen, sie hatten durch das glänzende Leben ihr großes Vermögen fast ruiniert und Herr von Bornstctten mußte nebst seiner kleinen verwöhnten Frau die Bewirtschaftung seines stark verschuldeten Rittergutes selbst übernehmen und ein eingeschränktes Leben führen, um nicht in Armut zu geraten.
— Ende. —
Vermischtes-
.-. (Uebertrofsen.) „Der Wald hier hat ein vorzügliches Echo, Herr Lehmann, er giebl jeden Ruf achtmal zurück, allerdings erst nach geraumer Zeit I" — „Das ist noch gar nichts, mein Fräulein! Wenn ich in meiner Villa im Grunewald Abends schlafen gehe, dann rufe ich in den Forst hinein: „Willem, wuch uff! Und morgens um 5 Uhr weckt mich das Echo prompt I"
(Sie kennt ihn ) Frau (überrascht): -„Sieh da, die Mama . . aber Du hast ja gar nicht geschrieben, daß Du kommen wolltest?" — Mutter: „Nun, ich wollte Deinen lieben Mann auch einmal wieder sehen I"
.-. (Schlau.) Student: „Mit dem Anzug bin ich zufrieden. Wie teuer ist er?" — Schneider: ,64 Mark." — Student: „Können Sic mir auf einen Hundertmarkschein herausgeben?" — Schneider: „Mit Vergnügen." — Student: „Nun dann lassen Sie nur ruhig Ihren Beutel sticke». Dann haben Sie viel mehr Gelb als ich."
Unteroffizier: „Stillgestanden I" Ein Soldat zuckt mit den GcsichtSmuskeln.) Kerl, ich habe „Stillgestanden" kommandiert, und Sic machen noch Freiübungen mit der Nase!"
.-.(Unverbesserlich) Tanie: „Nun sage mir einmal aufrichtig, wie viel Schulden Du hast?" Neffe: „In runder Summe 500 Mark. „Gut, ich werde noch einmal etwas für Dich thuil und die übernehmen." „Ach, Taitte, willst Du mir La nicht lieber 50 baar geben?"
Haupimann: Warum schießt das erste Geschütz nie?" Unleroifizier: „Herr Hauptmann, ich meld' gehorsamst, in dem Rohr haben wir unsere Erdäpfel d'rin."
Beraulwortlichcr NeLaktmr: Bernharo H »j « » nn.) Druck und Vertag von Bernhard Hosm « « » in Wtldbad.