die vorhandenen Papiervorräte, den Fußboden, Waren-Reposilorjen und andere Holzgegenstände mit Petroleum und zündete dieselbe an. Darauf begab er sich in das Schlafzimmer seiner Frau, zertc diese alldem Bett und schleppte sie, die nur mit dem Hemd bekleidet war, tn dar Ladcngewölbe. Trotzdem die Acrmste den größten Widerstand leistete und schrie, stieß er die Frau in die Glut. Die herzzerreißenden Klagerufe lockten die Hausbewohner herbei, welche die Unglückliche au- dem Feuer zogen und den Brand löschten. Suva war inzwischen auf- und davongcgangen und stellte sich bald freiwillig dem Bezirksgericht in Neachanitz. Auch Suva'- Geliebte ist verhaftet worden- Frau Suva ist am nächsten Tage ihren Brandwunden erlegen.
— Ein schrecklicher Unglücksfall ereignete sich, wie au» Rom telegraphiert wird, im dortigen Amphitheater während eines Stiergcfechtes. Der Stierkämpfer Solaris wurde von einem (wild gewordenen Stier aufgcspießt und in bieLuft geschleudert. Die Leiche war gräßlich verstümmelt- Es entstand eine große Panik, und da alles nach den Ausgängen eilte, kamen im Gedränge
noch mehrere kleine Unfälle vor. Die Stier- gefechtc wurden dir auf weiteres polizeilich verboten.
— Aus Rom, 17. Juli, schreibt man: In die berühmte Accadcmia di Francia, die sich in der Villa Mdici befindet, brachen in der Nacht de» 17. Juli Diebe ein und raubten sämtliche antiken aus getriebenem Golde und Silber gefertigten Kunstgegen- ständc, die der Akademie von Ludwig XV geschenkt worden waren. Der Verlust wird auf mehrere Millionen Lire (?) geschätzt. Von den Einbrechern fehlt jede Spur.
Roorgo (Italien), 20. Juli. Ein Cyc- lon zerstörte in Polisella 40 Häuser ; 2 Personen sind tot, 6 verwundet.
Gens, 20. Juli. Heute früh sind in Carouge bei Genf Leichname, welche von St. Gervais gekommen sind, au» der Arve gezogen worden.
— Eine schreckliche Feuersbrunst brach nachts gegen 2 Uhr in zwei von mehreren Arbeiterfamilien bewohnten Häusern in Epi- nal au«. Zwei Frauen von 62 und 32 Jahren ebenso zwei kleine Mädchen von 10 und 8 Jahren haben in den Flammen den Ted gefunden. Zwei andere Frauen erlitten
dadurch, daß sie sich au« dem dritten Stock hinabstürzten, schwere Verletzungen.
— Bei dem am 7. Juni durch einen vulkanischen Au-bruch erfolgten Untergang ^ der Insel Süllgir (im malayifchen Archipel) scheinen sechs im Hafen befindliche Schiffe mit untergcgangen zu sein. Dieselben lagen zur Zeit de« Ausbruchs im Hafen der Insel > und sind seitdem verschollen.
Stoßseufzer eines Curgastes.
Das „Kaiserwettcr" ist vorbei —
Vorbei sind Lust und Lieder;
Dieweil daS leid'ge koäuAru,
Fährt wieder in die Glieder.
Vorbei ist die Gemütlichkeit —
Denn kalt ist's — Donnerwetter —
B'eim Nordpol mag es just so sein,
Wenn nicht, noch etwa- netter.
Wird'- nicht bald anders, mach ich mich Sofort auf meine Sohlen. —
Denn solche« Wetter darf fürwahr Mein'tweg' der 's 's 's holen.
Wlldbad im Heumonat 1892.
L.
Die beiden Schwestern.
Novelle von F. SlUau.
(Nachdruck verboten.)
10 .
„Ja, ja, ich glaube Dir, Kurt I" rief das junge Mädchen jubelnd, denn die Liebe glaubt Alles!"
Wie erschreckt über dieses Geständnis barg sie plötzlich das ergiühende Gestchtchen an seiner Brust.
In der dich! bewachsenen Laube, an welcher Bornstettcn und Helene jetzt standen, saß aber Johanna bleich und regunglos wie zu Stein erstarr!.
Sie hatte, als sie ziemlich abgespannt von der Probe zurückgekehrt, den Garten ausgesucht, um sich dort in der Stille und Einsamkeit etwas auszuruhen, und zwar so zur Zeugin des Gespräches zwischen Gornstetlcn und Helene geworden.
„Die Liebe glaubt Alles I" hatte Helene jubelnd gerufen, das Wort war wie bitterer Hohn an Johannas Ohr geklungen. Auch ihre Liebe hatte geglaubt, so fest, so unwandelbar, und wohin war sic nun mit diesem Glauben gelangt?
An das Ende allen Glücks, an die Pforten der Verzweiflung! Langsam thalen sich dieselben von ihren verstörten Sinnen auf und dahinter winkte tiefe, stille Grabesruhe.
Sterben — das Wort dinktc ihr in diesen Augenblicken der Verzweiflung, wie eine Erlösung und Johanna murmelte es leise, doch wie eine ernste Mahnung trat plötzlich das Bild deS sterbenden Vaters vor ihre Seele. Sie giauble seine Stimme zu hören, wie er sie bat, für seinen Liebling, sein Sonnenkind zu sorgen, damit es glücklich werde I
„Ihr gehört alle-, alles Glück I" flüsterte Johanna und schaute dem junge» Paare nach, wie es dahin ging, Arm in Arm, glücklich kosend und scherzend. — „Und mir 2 Mir bleibt nur die Pflicht!" Dies schien eine Harle, kalte Stimme ihr znznrufen.
Die Sorgen und die Pflichten, an diese harren, nüchternen Worte klammerte sich Jo-
Druck und Verlag von Bernhar
Hannas verzweifelte Seele wie an einem Rettungsanker, der allein sie vor Untergang bewahren konnte. Nein, sie wollte keine einzige der Pflichten versäumen, die sie damals dem sterbenden Vater gelobt! Kein Schatten sollte auf daS Leben seines Sonnenkindes fallen, sie sollten glücklich werden, Beide — Bornstetten und — Helene. So dachte Johannas große, edele Seele!
Lange, lange saß sie so in traurige Gedanken versunken, überfalle Blüten, alle« Sonnenlicht auf ihren Lebenswegen sah sie sich dunkle Schatten verbreiten, in welche nur noch die eine Blume, die kalte, farblose der Pflicht gedeihen wollte.
Endlich erhob sich Johanna und schlich langsam durch den vom Mond beschienenen Garten, in welchem die Rosen so zauberisch dufteten, dem Hanse zu. Oben aus dem Wohnzimmer tönte ihr fröhliches Lachen und Gläserklingen entgegen.
Helene und Bornsteiten, die, als sie den Garten verlassen, noch manches süße Liebes- wort auSgttauscht, hatten sich in seligem Liebesglück der Mutter und der Tante als Brautpaar vorgestellt.
Letztere war anfangs ziemlich verblüfft darüber gewesen, aber als die junge Braut sich ihr schmeichelnd in die Arme geworfen und ihr die runzlichen Wangen geküßt, da halte sie dem holden Geschöpf nicht wiederstehen können und hatte eigenhändig einige Flaschen Wein herbeigeholt, um das frohe Ereignis zu feiern.
Zagend, mit klopfendem Herzen stand Johanna im Vorsaale. Sollte sie eintreten? Würde sic die Kraft haben, dem heiß geliebten Monn gelassen gegenüber zu stehen, ihn als Schwager zu begrüßen? Warum nicht? dachte Johanna bann. Als dramatische Künstlerin mußte sie sich ja schließlich in jede Rolle finden, auch wohl einmal in eine solche, die das mitleidlose Schicksal vorschreibt.
Entschlossen näherte sie sich der Thür. Da trat plötzlich die Tante heraus, mil hochrotem erregten Gesicht.
„Ach Johanna, da bist Tu ja endlich,"
d Hosmann in Wldbad,
stottenc die gute Dame. „Ach, Kind, nun ist doch Alles anders gekommen, wie wir es uns gedacht. — Sie haben sich heute Abend Beide verlobt, Bornsteiten und Helene I Wir wurden förmlich überrumpelt. Nun, Dir bleibt j« Deine Kunst, Johanna, in ihr wirst Du den besten Trost finden!"
„Trost — Trost," murmelte Johanna und ein bitteres Lächeln zuckle um ihre Lippen. — „Geld werde ich verdienen müssen mit meiner Kunst, Tante, Geld für Helme, damit sie nie Sorgen und Kummer kennen lernt, ich versprach es ja dem Vater an seinem Sterbebette."
Die Tante Hopfen sah etwas verwirrt zu ihr auf, dem toienblaffen Gesicht Johannas hatte herber Seelenschmerz seinen Stempel aufgedrückt, die unschönen Züge erschienen wie umgemeißelt, edler, durchgeistigt.
„Johanna I Kind!" rief die Tante erschrocken, „Du hast ihn doch wohl sehr geliebt, aber glaube mir, werl ist cs so leicht kein Mann, daß ein edles Frauenherz sich um ihn grämt, denn durch ei» hübsches Lärvchen lassen sich die Meisten bestechen. Und Du bist ja noch so jung, Johanna, u. kannst Dich mit Tausenden von jungen Mädchen trösten, deren erste, heiße Liebe auch nicht zum Traualtäre führte."
„Wollen wir nicht hinein gehen ?" fragte Johanna, den Redeschwall der Tante jäh unterbrechend, und öffnete die Thür.
Helene warf, als sie die Schwester erblickte, sich ihr sofort stürmisch in die Arme.
„Wir sind so glücklich, Johanna, mein Kurt und ich, und nicht wahr, Du freust Dich mit uns!" rief sie mit der reizenden Unbefangenheit eine- glücklichen Kindes, während Bornsteiten mit einer Miene tötlichstcr Verlegenheit Johanna gegenüberstand. Mußte er sich doch sagen, daß er hier eins der edelsten, vertrauensvollen Herzen aufs Tiefste gekränkt, und das unschätzbare Gut wahrer Liebe achtlos von sich geworfen hatte.
Mil etwas zitternder Stimme sprach Johanna jetzt ihren Glückwunsch aus und setzte dann ein Glas kühlen Rheinwein an ihre heißen, trockenen Lippen. (Fortsetzung folgt.)
(Verantwortlicher Redakteur Bernh. H »fm » nn.)