entzündete sich im Keller de« Spezereiwarenhändlers Moeder ein mit Benzin gefüllte« Faß. Frau Moeder und ein Kind erlitten leben-gefährliche Brandwunden. Das 4jährige Kind des Spenglers Blün, welches sich im Augenblick der Explosion im Laden befand, fiel in den einstürzenden Keller und wurde erst nach einiger Zeit ganz verkohlt aus den Trümmern hcrvorgezogen. Die Feuerwehr hatte bis zum späten Abend mit den Lösch» arbeiten zu thun.
— Erdsturz bei Chamoumx. In Savoyen erfolgte am 12. d«. oberhalb der Bäder von St. Gervais bei Chamounix ein Erdsturz. Viele G'bäude sind zerstört, dreißig Personen werden vermißt. — Weiteren Meldungen aus Bonneville zufolge hat sich früh um 2 Uhr der Gletscher Bionnossay von Montblanc losgelöst und im Herabstürzen das Bad--Etablissemcnl St. Gervais nebst dem Weiler Fahrt zertrümmert, welche vom Strom fortgerissen wurden. Ueber 150 Tote liegen in der Arve. — Eine andere Meldung lautet: Der losgelöste Teil des Gletschers Bionnassay stürzte zunächst in den Fluß Bionnay, welcher, durch Regengüsse angeschwollen, die herabgestürzten Massen i»S Thal
hinabführte. Besonders betroffen wurde ein Teil des Dorfes Bionnay. Die Massen erreichten früh 2'/« Uhr die Bäder von St. Gervais. Ein Augenzeuge sah, wie der Strom über den Hof des Badc-Etablisse- mentS ungeheure Blöcke fortrollte und das Etablissement wegfegle. In den Bädern von St. Gervais befanden sich 80 Badegäste und 30 Angestellte. Davon sind 25 gerettet; die Zahl der Toten wird jetzt auf 110 angegeben.
Bonneville, 13. Juli. Die Zahl der Getöteten im Bad St. Gervais wird auf 140 angegeben, dürfte aber 200 betragen. Von 54 Angestellten deL Bade-Etablissements wurden nur 0 gerettet. D«S Etablissement ist fast vollständig fortgerissen, die Hälfte des Dorfes Fayet ist zerstört, die Leichen sind entsetzlich verstümmelt, viele bis zur Unkenntlichkeit. Die Zahl der Verwundeten ist ebenfalls groß. Hilfeleistung ist organisiert. Die Bevölkerung beweist großen E'fer und Hingebung bei den ReltungSarbeiten.H
Wien, 12. Juli. DaS „Neue Wiener Tageblatt" meldet aus Reichenau die Verlobung der Erzherzogin Margaretha Sophia, der ältesten Tochter des Erzherzogs Karl
Ludwig, mit dem Herzog Albrecht von Württemberg.
Chicago, 1. Juli. Ein besonderer Anziehungspunkt der W-ltausstung wird ein Springbrunnen sein, der statt Wasser Wein in die Luft werfen und freien Trunk spenden soll. Auf Kosten des Senators Straford gebaut, wird der Brunnen zwei Stunden lang abwechselnd kalifornische Weiß- und Rotweine in die Höhe treiben. Allen Besuchern der Ausstellung soll gestattet sein, aus diesem Brunnen zu trinken.
San Francisco, 9. Juli. Heute früh flog eine von der Stadt etwa 20 Kilometer entfernt liegende Pulverfabrik in die Luft. Sämtliche Gebäude der Gegend haben starken Schaden gelitten. Fünf Arbeiter, darunter 3 Chinesen sollen umgekommen sein.
.-. (Eine Ueberraschung.) Bräutigam: „Ich Hab' dir hier ein Lotterielos mitgebracht, Schatz; denk' mal, wenn das herauskäme!" — Braut (entzückt) : „O, was könnt ich da für eine Partie machen!"
(Boshaft.) Mutter: Ich glaube, der Kleine kriegt ganz mein Haar! — Vater: Mach 'mal den Mund auf, Junge!
Die beiden Schiveflern.
Novelle von F. Sutau.
(Nachdruck verboten.)
7.
Er empfand eS wie etwas berauschendes, daß diese leidenschaftliche Liebe, die durch jeden Tag von Johannas Stimme zitterte, nur ihm galt, ihm allein!
„Sic ist Dein, sie ist Dein!" so schloß Johannaj-.tzt mit jubelnder Stimme.
Bornsteitcn war erregt aufgesprungen und zu ihr herangetretcn.
War es der Zauber der Frühlingsnacht, der mit den Monbcsstrahlen i» das Zimmer flutete, war es die Nachwirkung deö herrliche» Liebesliedes, welches ihn gewaltsam hinriß, schmeichelnde Liebesworte zu flüstern, die junge Sängerin in seine Arme zu schließen und den Mund zu küssen, der so süß zu singen wußte. Der junge Offizier gab sich in diesem Moment keine Rechenschaft darüber. Und Johanna? Halb erschreckt und doch beseligt jah sie auf zu dem geliebten Mann. Da siel plötzlich ein greller Lichtschein ans Johannas Gesicht, und Bornstetten ließ sie langsam aus seinen Armen gleiten.
Die Tante trat mir der Lamp? in das Zimmer und damit verschwand der ganze Zauber des Frühlingsabends.
Ziemlich ernüchtert blickte Bornstetten auf das häßliche Gesicht Johannas, welches bei dem magischen Mondlichte so anziehend zu sein schien. Wie hatte er sich nur so Hinreißen lassen, so fragte er sich jetzt fast ärgerlich und zupfte verlegen an den Spitzen feines Schnurrbartes.
Bedächtig setzte die Tante Hopfen die Lampe auf den Tisch und wandte sich dann an Johann«, indem sie ein Blatt Papier hervorzog und ernst sagte: „Erschrick nicht Kind, soeben kam eine Depesche. Dein Vater ist schwer krank, Du sollst sofort nach Hause kommen. Natürlich begleite ich Dich."
Johanna starrte die Tante stumm und erschrocken an, erst nach und nach schien sie das Vernommene zu begreifen. Ach, es war die harte Stimme des Schicksals, die sie er
barmungslos aus dem Zauberlandc des Frühlings und der Liebe Hinwegrufen wollte!
»Ich hoffe, die Krankheit wird nicht so schlimm sein," tröstete die Tante dann Johanna. „Dein Vater ist bekanntlech immer gleich sehr ängstlich, wenn ihm das Geringste fehlt. In einer halben Stunde können wir übrigens abreisen, ich werde sogleich alles Nötige besorgen. Sie begleiten uns wohl nach dem Bahnhof, Herr von Bornstetten ?" wandte sich die Tante jetzt an den jungen Offizier.
„Gewiß, mit dem größten Vergnügen I" erwiderte dieser etwas gepreßt.
Johannas Blicke irrten wie fragend zu ihm herüber, er schien es jedoch nicht zu bemerken.
Ziemlich schweigsam wurde dann der Weg nach dem Bahnhof zurückgelegt; als sie anlangten, war der Nachtzug schon signalisiert, so daß Bornstetten die beiden Damen nur in größter Eile in den Wagen geleiten konnte.
Ein flüchtiger Händedruck, einige kurze Abschiedsworte wurden zwischen den reisenden Damen und dem Offizier ausgetausckt und der Zug brauste davon.
Johanna lehnte den Kopf in die Polster des Wagens zurück. Im wilden Durcheinander jagten die Gedanken durch ihr Hirn. Bald packte sie heiße Angst um das Leben des geliebten Vaters, und dann wieder erfaßte sie ein wonniges Glücksgesühl bei der Erinnerung an die letzten verlebten Stunden.
Sie zweifelte nicht einen Moment daran, daß eS Bornstetten ehrlich und aufrichtig mit ihr meinte. Das bindende Wort wäre wohl auch schon gesprochen, wäre die Tant nicht so plötzlich mit der Schreckensnachricht zu ihnen getreten.
„Seid Ihr einig?" tönte der Tante Stimme jetzt plötzlich an Johanna« Ohr. Diese fuhr betroffen aus ihrem Sinnen empor und sagte: „Was meinst Du, Tante ?"
„Ich meine, ob Bornstetten sich erklärt hat."
„Erklärt, — nein I"
„Nicht! Nicht erkläre I" rief die Tante
aufgeregt. „Er hielt Dich doch in seinen Armen, als ich in das Zimmer trat I Ich will nicht hoffen, daß er Dich an der Nase herumsührt, es wäre -in himmelschreiendes Unrecht."
„Das wird er nicht thun, denn Bornstetten ist ein durch und durch ehrenhafter Charakter," erwiderte Johanna und die ganze felsenfeste Ueberzeugung der Liebe sprach aus ihren Worten.
Ein Halten des Zuges und das Etn- steigen anderer Reisenden unterbrach die Unterhaltung. Bald darauf waren sie am Ziel ihrer kurzen Fahrt und Johanna betrat klopfenden Herz-ns das Elternhaus.
Die Schwester Helene kam ihnen mit dick verweinten Augen entgegen.
„Es ist gut, daß Ihr noch heute Abend gekommen, der arme Papa ist schwer, sehr schwer krank, er hat schon einige Male nach Dir gefragt, Johanna I" Mil diesen Worten führte sie die Schwester u. die Tante nach dem Krankenzimmer, wo sie von Frau Valentine mit von Thräncn erstickter Stimme leise begrüßt wurden.
Johanna unterdrückte nur mühsam einen schmerzlichen Aufschrei, als sie ihren Vater leichenblaß auf seinem Lager liegen sah. Die Schatten des Tedes schienen sich schon über seine erstarrten Züge auszubreiten.
»Ist Johanna gekommen?" fragte er jetzt mit matter Stimme.
„Hier bin ich, Vater," rief sie leise, knieete nieder an seinem Bette und erfaßte eine seiner kalten Hände. Bei allem Schmerz freute es sie doch, daß ihr Vater, der sich sonst ziemlich gleichgiltig gegen sie gezeigt, nun doch nach ihr so dringend verlangte.
„Nicht wahr, Johanna — Du verläßt sie nicht — Du sorgst für sie — — für meinen armen, süßen Liebling, meine Helene — — mein Sonnenkind," — kam es langsam in abgebrochenen Sätzen von des Kranken Lippen.
„Gewiß, Vater, ich werde sie nie verlassen," sagte Johanna und eine schmerzliche Enttäuschung spiegelte sich auf ihren Zügen.
(Fortsetzung folgt.)
Verantwortlicher Redakteur: Bern haro Ho» wann.) Druck und Verlag vonBernhardHofwannin Wlbbad.