Vermischter.
Aus der Schweiz, 4. Juli. Der „St. Galler Stadtanz." erzählt folgende militärischen Appenzellerstücklcin : In einer Jnstruk- livnSstunde im Militärdienst wurde über die Gradabzeichen der Offiziere gefragt. Ein Appenzeller, der in diesem Fache nicht ganz bewandert war, wurde vom Hauptmann vor- gerufen und indem dieser sich verstellte, gefragt : „Was bin z. B. ich ?" Ohne langes Zögern antwortete jener: „Ehr sönd de Harmoniewirtez'Tüfe." Und dann: Am Trup- pcnzusammenzug suchte der Major eines Bataillons den Oberst, einen kurzen dicken Mann. Al» jener um Auskunft frag», antwortete ein Soldat: „De Oberst Hämmer nöd gseh, aber von ist cs Roß duragrennt; es ist e Chäppi druf gsi und uf jeder Sita ist cn Stiefel abiglampct." Der Major, der keinen Spaß versteht, antwortete mit zweimal 24 Stunden Arrest.
— (Das Reinigen Polierter Möbel.) Es ist vielfach Sitte, die polierten Möbel mittelst Petroleum abzueriben. Wahr ist es, daß durch dieses Mittel die Möbel sich sehr rasch reinigen und augenblicklich sehr bkank werden. Trotzdem ist die Anwendung
Die beiden Schwestern.
Novelle von F. Sutau.
(Nachdruck verboten.)
6.
Und diese hohe edele Liebe verwob sich bald mit Johannas Gesang und gab ihm jenen bestrickenden Herzension, der oft gewaltsamer packt wie alle Kunst.
Der Kapellmeister Braun, ein erfahrener Künstler, verstand sich auf diesen Ton, schlug eine Sängerin denselben an, dann wußte er ganz genau, wie es um ihr Herz stand.
„Also auch sie," sagte Braun mit einem Seufzer, als Johanna eines Abends den Fidelis sang.
Die letzten Töne der großen Arie:
„Abscheulicher! wo eilst Du hin?" war soeben verklungen, die Sängerin hatte mit hinreißender Leidenschaft gesungen, und das Publikum brach jetzt in laurem Beisall- sturm aus, auch aus der herzoglichen Loge wurde derselbe reichlich gespendet.
Johanna aber schien wenig Acht zu haben aus diese Huldigungen, die doch da« Le- bcnSclement der Künstlerinnen sind, mechanisch verneigte sic sich, und dann flog ihr halb schüchterner, aber inniger Blick Hinauf nach der Loge, in welcher Baornstetten saß.
Dem Capellmcjster war dieser Blick nicht entgangen. Acrgcrlich und erregt schlug er mit dem Tactstock um sich.
„Wieder einmal das bunte Tuch," murmelte er ingrimmig in den lang herabwallenden Bart. „Die Stimme klingt ja schöner denn je, wie immer bei dcrariigen Hcrzens- regungen, aber die arme Johanna möchte ich vor Täuschung und Kummer bewahrt wissen, sie und ihrc.Kunst, denn diese würde bedenklich leiden, wenn da« unausbleibliche bittere Erwachen aus dem Traume kommt, denn es ist nur ein Glückstraum, den der schöne, reiche Herr von Bornstetlen der mit so geringen, äußeren Vorzügen begabten Johanna Halm gegenüber schwerlich wahrmachen wird!"
Der Kapellmeister Braun, welcher aus Hochachtung und ehrlicher Freundschaft Sorge um Johannas künftiges Schicksal hatte, falls
des Petroleums nicht anzuraten; es wird durch dasselbe die Politur erweicht, und die Möbel werden schließlich so blind, daß sie schlecht aussehen. Wir raten vom Gebrauche des Petroleums ernstlich ab; man nehme dafür frisches Wasser mit einem ganz geringen Zusatz von Salmiak. Die Flecken an den Möbeln verschwinden durch dasselbe sehr rasch, und diese werbe», wenn mit einem feinen Lappen nachgerieben wird, außer- ordendlich blank.
(Unfreiwilliger Humor.) Die „Eislebener Zeitung" brachte dieser Tage folgende hübsche Warnung : Ich warne alle Diejenigen, mich und meine Frau aus dem Munde zu lassen; eS sind dies die erbärmlichsten Subjekte, die cs giebt. Unterbleibt es nicht, so muß ich gerichtlich einschreiten. K. Seespeck, Helfta. (Eislebener Ztg., 19. Juni )
(In der Schule.) Lehrer: Was ist Dein Vater? — Schülerin: Begraben. — Lehrer: So meine ich das nicht. Was er war? — Schülerin: Tot Herr Lehrer. — Lehrer : Du verstehst mich noch immer nicht, was war er nun früher? — Schülerin: Lebendig, Herr Lehrer.
(Weisheitslehre eines alten Biereine unglückliche Leidenschaft ihr Herz erfaßt haben sollte, begann in den nächsten Tagen nähere Erkundigungen nach dem Lieutenant von Bornstetten einzuziehcn und erfuhr zu seiner Freude, daß derselbe ein solider, tüchtiger Offizier und ein großer Kunstcnthusiast sei.
Bornstetten'S Verhältnis zu Johanna wurde natürlich von seinen Kameraden vielfach belacht und bespöttelt, wie der Kapellmeister Braun bald erfuhr.
„Es ist das denkbar unschuldigste Verhältnis von der Welt," teilte ihm ein übermütiger junger Lieutenant mit. „Ein alle Tante sitzt als Tm,cndwächterin beständig bei dem seltsamen Paare. Höchst überflüssig auf Ehre I Tante könnte sie ruhig allein lassen. Singen kann die Halm ja wunderschön, allen Respekt, aber Gott im Himmel die Larve, welche sic im Gesicht hat! Es kann einem förmlich jammern I"
Der Kapellmeister erwiderte nichts auf diese Glossen.
„So schützt ihr unschönes Aeußere sie wenigstens vor übler Nachrede," sagt er sich, „vor Täuschungen freilich wird sie nicht bewahrt bleiben. Hoffen wir das Beste, vielleicht trägt ihr klarer Verstand doch den Sieg über eine verfehlte Herzcn-neigung davon."
6.
Die Opernsaison neigte sich ihrem Ende zu. Der Frühling war in diesem Jahr zeitig ins Land gezogen und mit den milden Lüsten, dem Veilchenduft und all dem ewig schönen Frühlingszauber hatte das Theater fast allen Reiz verloren, und man beklagte es nicht weiter, als sich die Pforten desselben in der kleinen Residenz schloffen.
Johanna hatte eigentlich sofort nach Schluß der Oper das elterliche Haus in der kleinen Universitätsstadt aussuchen wollen, aber sie verschob die Heimreise von einer Woche auf die andere. In den Herrlichen Parkanlagen der Residenz waren die LenzeStage so wunderschön wie ein seliger Traum von Jugend, Glück und Liebe.
Sogar Tante Hopfens alte« Herz empfand
brauerS.) Ein gutes Bier brauen das kann Jeder ! Aber ein schlechtes brauen, das doch getrunken wird — das ist eine Kunst l
(Gute Ausrede.) Frau: „Anna, schämst Du Dich nichl, Dich von Johann küssen zu lassen?" — Dienstmädchen : „Aber, gnädige Frau, ich wußt' doch nicht, ob nicht ein Antrag d'raus würd'!"
(Noch viel länger.) „In meine Arme, alter Freund I" ruft Pitois, wie er seinem Kameraden Taupin begegnet, „anderthalb Jahre sind eS nun her, daß ich Dich nicht gesehen!" — „Bei mir ist es noch viel länger."
(Freundlicher Wink.) „. . . Sie scheinen sich gut mit meinem Vater zu vertragen, Herr Lieutenant! . . . Gefällt er Ihnen?" -- „Gewiß, gnädiges Fräulein— er hat so 'ne nette — Schwiegervater-Physiognomie I"
(Fatal.) A.: „Du bist ja heut so ärgerlich!" — B.: „Habe auch allen Grund dazu I Denke Dir jetzt bringt mir der verdammte Schneider den Uebcrziehcr nicht und ich brauch' ihn so notwendig zum — Versetzen I"
etwas von diesem Frühlingszauber, wenn sie mit Johanna und dem Lieutenant von Bornstetten durch die Blütenprachi des Frühlings schritt.
Die gute Tante beschlsß großmütig ihr Vermögen zum Opfer zu bringen, um die Heirat ihres Schützlings mit dem Offizier zu ermöglichen. Vorläufig halte sich Bsrn- stetten allerdings noch gar nicht erklärt, doch erwartete die Tante da« Ereignis täglich. Verging doch kaum ein Tag, wo Bornstetten nicht kam, die Damen aus ihren Spaziergängen begleitete, und die Abende bei ihnen zubrachte; cs wäre ja eine Sünde u. Schande gewesen, wenn er sich nicht mit Johanna verlobte.
So dachte die alte Dame, während die junge Sängerin nur der glücklichen Gegenwart lebte, ohne alle Gedanken an die Zukunft, die jedoch nicht schöner werden konnte als diese wenigen Frühlingstage jetzt.
Es war an einem Mvndscheinabend, und Johanna saß allein in dem noch unbeleuch- icten Zimmer am Flügel, als Herr von Bornsletten leise heremtrat, ohne daß sie es bemerkte.
Ihre schlanken Finger schlugen wie träumerisch einige Akkorde an, und gingen dann über zu der jubelnden Begleitung derjFrüh- lingsnachl von Schumann. Voll und weich setzte nun ihre Stimme ein:
„Ueberm Garten durch die Lüfte Sch' ich Wandervögel zieh'»."
Bornstetten halte sich schweigsam an das offene Fenster gesetzt, den Kepf in die Hand gestützt, blickte er sinnend auf das junge Mädchen. Wie sie so vor ihm saß in dem Hellen Sommerkleide, den lose ausgesteckten Flechten, umwoben von den blassen Mondcs- strahlen, da erschien sie ihm so gar nicht als Künstlerin, sondern viel mehr ein liebens- und begehrenswertes Weib!
(Fortsetzung folgt.)
(Mißverständnis.) Richter: „Entschließen Sie sich, was ist Ihnen lieber, 2 Tage Hast oder 10 ^ ?" — Angeklagter: „Da thät ich schon um die 10 bitten!"
Druck und Verlag von Bernhard Hosmann in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur Bernh. H »smann.)