Aerzte wurden an baS Krankenlager gerufen und erklärten der enlfetzlen Familie: Bor dem Abläufe von 36 Stunden werde die Komtesse sterben. E« bleibe nur eine Hoffnung, die Vornahme der Tracheotomie (Lnst- röhrenschnitl). Wenn aber diese nicht gelänge, so würde der Tod in zehn Minuten nach der Operation cinlretcn. Man entschloß sich zur Operation, nach welcher die Kranke eine plötzliche Besserung fühlte. Einige Sekunden später erhob sich die Kranke, verlangte ein Glas Wasser und führte eS zum Munde. Da sank sie in die Kissen zurück, ohne daß ein Laut über ihre Lippen kam. Sie war tot.
— J"> Jahre 1891 sind in Newyork im ganzen 445,290 Zwischendeckspassagiere gelandet. Davon kommen auf die Hamburg- Amerikanische Paketfahrt-Aktien-Gesellschaft Abgangshafen Hamburg 75,835 , Abgangshafen Stettin 51900, Abgangshafen Hamburg (große Union-Lini<) 5795 , zusammen auf die Pakelfahrt-Aktiengescllschafl 86,820 ; auf den Norddeutschen Lloy» in Breme» 68,239;ReL Star Linie (Antwerpen) 35,870; Niederländisch-Amerikanische Dampfschiff- sahrtS-Gejellschaft Abgangshafen Rotterdam
25,439, dieselbe (Abgangshafen Amsterdam) 9092, zusammen 34,531.
— Aus Ntw-Iork wird berichtet: Die letzte im Zuchthaus von Sing-Sing vollzogene Hinrichtung durch Elektrizität, diejenige des italienischen Mörders Jeremiah Cotto, gewährte noch ein schrecklicheres Schauspiel als die früheren. Drei elektrische Ströme erreichten ihren Zweck nicht; der Unglückliche knirschte mit den Zähnen und die Gliedmaßen zogen sich krampfhaft auseinander und wieder zusammen. Erst als der Strom zum viertenmal angelassen wurde, gab der Verbrecher den Gnst auf. Nach solchen Erfahrungen dürfte man wohl bald zur alten Hinrichtungsmethodc, dem Hängen, zurück- kehrcn.
Verschiedenes.
(Grob). Höhere Tochter: WaS? Salat, den wir schüsselweise essen, das soll Gänsefnrlcr sein? — Student: Natürlich >st's Gänsefutter, weil's die Gänse so gerne essen!
(Ruhestörung ) „Warum sind Sie denn aus Ihrer hm-schen Garyonwohnung auSgezogen?" — „Meine Nachbarn machten
Wicht um Gold.
Eine Geschichte aus unfern Tagen von
Constance Baronesse von Gaudy.
(Nachdruck verboten.) 14.
Es war nach Tische, und der Kommerzienrat hatte Senden mit einer freundlichen Handbewegung ausgeforderl, ihm in das an- sioßendc Z inmer zu folgen, wo bei eü»r vorzüglichen Havanna die Herren rückhaltlos mit einander tprachen. Senden legte osten seine V-rhältmsse dar und erklärte ohin falsche Belchönigungrn, d-ß er nidei i-nh-r durch Unglück, unredliche Beamte und eigne Schuld seurfchönks Familtenerbc habe zurückgehen scheu, und daß er ruchl hoffen könne, eS durch eigene Mittet länger zu halten.
„Aber von jetzt ab w rde ich arbeiten," schloß S.nden energisch, „eS wird und muß gehen. Ich denke, mir ein Pachgn: zu suchen, vielleicht könnten Sie durch Ihren Bekanntenkreis mir dazu verhelfen, Herr Kommerzienrat
„Aber, lieber Baron," erwiderte Juttas Vater mit ruhiger Bedächtigkeit, „weshalb wollen Sie denn Ihr schöne- Besitzthum durchaus verkarsten 7 Viel richtiger scheint eS mir doch, Sie bleiben dort, wo Ihre Ahnen vor Ihnen gesessen und suchen sich Schloß und Ntttergui zu erhalten, ja gewissermaßen wieder zu erwerben. Nennen Sie mir die Hypotheken, die daraus stehen, eS wird sich gewiß ein leidliche« Uebercinkvmmen treffen lassen."
Verlegen und zweifelnd blickte jetzt Senden aus den ihm gegenübersitzenden Kommerzienrat. „Ncin, verehrter Herr, da- ist undenkbar, die Summe meiner Schulden ist sehr bedeutend,im Ganzen sind eS 300,000 Mark!" sagte dann Senden rasch und seine Lippen zitterten dabei leise.
„Ein hübsches Kapital, aber ich habe für j de meiner Töchter 200,000 Mark Mitgift bestimmt, und da fetzen Sie wohl, Herr von Senden, da wirv sich Ihre An«rtegenhei> schon ordnen lassen, zumal wenn Sie künf
tig sparsam wirtschaften und selbst sich gehörig um die GnlSvermaltung kümmern "
Mit Wohlwollen blickte der Kommerzienrat dabei auf den jüngeren vor ihm stehenden Baron, dessen offnes, freimütiges Wesen lckncll seine Gunst gewonnen. „Ja, haben Sie denn nicht gewußt, daß ich ein reicher Mann bin ?" fuhr Gerhard endlich fort, atS Senden ihn noch immer ungläubig anstarrte, „der Name deS Kommerzienrates Gerhard hat, ich kann es wohl sagen, nicht nur hier an meiner Vaterstadt, sondern überhaupt in ver Geschäftswelt einen guten Klang."
„Sie sind ein reicher Mann, Herr Gerhard ? Unb Jutta, meine Braut: kein armes Mädchen? Ja, träume ich auch nickt — ? I Weshalb wurde den» da Jutta Gouvernante ?"
Lnse, von den beiden eifrig Sprechenden unbemerkt, war Jutta jetzt herangetreten. Sie schlang ihren Arm um ihren Verlobte» und sagte, ihn mit glückseligem Stolz betrachtend : „Weil ich mich nach Arbeit und Pflichterfüllung sehnte, ging ich fort, nach wirklicher, ernster Arbeit! O Horst, vorgestern Abend, als Du um mich warbst, hätte ich Dir nichts zu sagen vermocht von meines Vaters Geld und Gut, denn für mich hat das Geld nie den Wert gehabt, de» ihm andere Menschen gewöhnlich beimessen. Ich will mit Dir durch Arbeit und Pflichterfüllung glücklich werden und nicht um de« Goldes willen. Aber heute macht eS mich doch froh, daß Papa reich ist, und Du Dein schönes Schloß und Rittergut am Rhein behalten kannst."
In tiefster Bewegung stand Senden da und reichte stumm seiner Braut und Vater Gerhard die Hände.
„Wie herrlich hat der liebe Gott Alle« für un« hinauSgeführt I" fuhr Jutta fort „und wie wollen wir beide eS ihm danken lebenslang, nicht wahr, Geliebter ? Du kannst »un das liebe, alte Tanneck behalten, und auch mein einziger Lebenswunsch ist erfüllt."
„Und welcher ist dies, Du Liebste?" flüsterte Senden in neuer tiefer Bewegung
einen so furchtbaren Lärm. Erst wußte ich gar nicht, woher das kam, aber schließlich stellte sich heraus, daß rechts Von mir ein Dichter wohnte, der des Nachts an seinen Gedichten feilte, und der Nachbar links Halle Tag und Nacht Ohrensausen."
Hiesiges.
Wildbad, 1. April 1891. Vom 1. April 1891 bi« 1. April 1892 wurden im hiesigen Schlachthause geschlachtet:
221 Stück Ochsen,
38
Kühe,
678
l,
Schweine,
1077
V
Kälber,
204
V
Schafe,
6
„
Ziegen.
2224
Slück zulammen.
Von Auswärts cingcbrachteS Fleisch 29,715 Pfund.
Schlachth ausverw altmrg: Vorstand F. Weber.
Merk's.
Die meisten Frauen haben sechs Sinne, der sechste ist der Eigensinn.
und fast mit Ehrfurcht in Julias schöne, seelenvolle Augen schauend.
„Immer habe ich mir das Eine gewünscht," war ihre Antwort, „geliebt zu sein um meinetwillen, erwählt zu werden nicht um Gold!"
— Ende. —
Vermischtes.
— (Seine Mittel erlauben ihm das.) Der Millionär Cornelius Vanderbilt will sich ein neues Haus bauen lassen, welches das sckönste in ganz New-Iork werden soll. Die Baukosten «erde» auf 20,000,000 Doll. Veranschlagt. Der Bauplatz, den Vanderbilt kürzlich angckaufd hat, wird auf der einen Seite von der 57. und auf der anderen Seite von der 58. Straße begrenzt und bedeckt die halbe Strecke von der 5. bis 6. Avenue. Ter neue Palast wird 100 Fuß will von der Front der übrigen Häuser zurückliegen und außer einem feenhaften Spnsesaal. einen riesigen Ballsaal und ein Privattheater enthalten.
(Schneidig.) „Das Gedicht ist ja ganz reizend, Herr Lieutenant! Und das haben Sie selbst . . . ? „Natürlich, gnädiges Fräulein — Hab' auch 'mal der Muse die Cour geschnitten!"
>'. (Ein Held.) Nachtwächter: „Hört, Ihr Leute und laßt Euch sagen : Die Glocke, die hat zweie geschlagen I"
Stimme au- dem Wirtshause: „Ferdinand I Wenn De durch die Kraulgasse gehst, rufst De hübsch „elfe" , sonst trau ich mir nicht nach Haus«!"
.-. (Vor der Gardinenpredigt.) Frau: „Jetzt habe ich vier Slnndcn gervarlet, daß Du aus dem Wirtshause heimkehrst I"
Mann: „Und ich dort vier Stunden, daß Du einschtafen solltest.
(Beruhigend ) Frau (zur Köchin): „Unerhört I Wie ich vor einer halben Stund« nach Hause komme, öffnet mir ein Soldat die Hansthürc u. gibt mir einen herzhaften Kuß!" Köchin: „Das macht nix, gnä' Frau, das war der Meinige — der bat Sie halt in der Dunkelheit für mich geholte.
Druck und Berlag von Bernhard Hosmann in Wtldbab. (Brrantwortlichrr Nedakttur Beruh. H»fmann.)